Pilzinfektion der Mundhöhle (orale Candidose)

Werbung
Druckversion
Pilzinfektion der Mundhöhle (orale Candidose)
Einleitung
Eine Pilzinfektion der Mundhöhle ist eine Erkrankung, die man auf den ersten Blick nicht unbedingt erkennt. Sie ist selten gefährlich, nicht unbedingt
schmerzhaft, kann aber sehr unangenehm sein und die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Die Infektion wird durch Hefepilze – die sogenannten
Candida-Hefen – hervorgerufen, die auf den Schleimhäuten der Mundhöhle siedeln. Daher stammen die Bezeichnungen orale Candidose
(Kandidose) oder orale Candidiasis. Manchmal wird sie auch „Mundsoor“ genannt. Der häufigste Erreger ist Candida albicans.
Viele Menschen haben Hefepilze in geringer Zahl auf den Schleimhäuten, ohne dass dies zu Problemen führt. Unter bestimmten Bedingungen
können sich die Pilze allerdings stark vermehren. Die Pilzinfektion trifft häufig Menschen, die schwere Erkrankungen haben. Sie tritt aber auch als
Nebenwirkung bestimmter Behandlungen auf.
Symptome
Eine orale Candidose zeigt sich durch einen weißen Belag im Mund- und Rachenraum. Wird der weiße Belag zum Beispiel mit einem Holzspatel
abgestreift, finden sich darunter rote entzündete, oft auch leicht blutende Stellen. Menschen mit dieser Pilzinfektion haben auch bei einer guten
Mundhygiene ständig ein pelziges Gefühl im Mund, ihr Geschmackssinn verändert sich, manchmal haben sie Schmerzen oder ein Brennen auf der
Zunge. Dadurch fällt es ihnen mitunter schwer, Essen und Trinken zu genießen. Eine ausgeprägte Pilzinfektion kann zudem das Schlucken
erschweren, weshalb manche Betroffene weniger essen. Auch das Sprechen kann schwerfallen.
Ursachen und Risikofaktoren
Pilzinfektionen der Mundhöhle werden meist durch Krankheiten verursacht oder treten als Nebenwirkung einer medizinischen Behandlung auf. Bei
einer Krebsbehandlung ist eine orale Candidose eine der häufigsten unerwünschten Folgen. Eine Chemotherapie kann die Schleimhäute angreifen
und das Immunsystem schwächen, wodurch sich der Pilz leichter ausbreitet. Auch eine Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich macht eine orale
Candidose wahrscheinlicher. Mit zunehmender Behandlungsintensität steigt das Risiko für eine Pilzinfektion.
Zahnprothesen, Diabetes mellitus und bestimmte Medikamente wie etwa über mehrere Wochen angewandte Breitspektrum-Antibiotika können
Candidosen begünstigen. Grundsätzlich kann eine Pilzinfektion leichter entstehen, wenn der Körper und das Immunsystem geschwächt sind, wie
zum Beispiel bei Menschen mit HIV/AIDS. Eine Candidose kann auch pflegebedürftige Menschen treffen, die wenig essen und allgemein sehr
schwach sind, oder Menschen, die eine künstliche Ernährung benötigen.
Folgen
Die Erkrankung hat meist keine ernsthaften gesundheitlichen Folgen, kann aber sehr unangenehm sein. Breitet sich der Pilz beispielsweise vom
Mund in die Speiseröhre aus, kann dies zu Schluckbeschwerden führen.
Unbehandelt kann eine Candidose der Mundhöhle Monate oder gar Jahre andauern. Selten können die Pilze in tiefere Gewebsschichten vordringen,
das Blutsystem erreichen und eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (Sepsis) auslösen.
Diagnose
Bei einem erhöhten Risiko ist es wichtig, Ärztinnen, Ärzte oder Pflegekräfte auf Missempfindungen oder Schmerzen im Mundraum aufmerksam zu
machen. Sie können dann durch eine Untersuchung des Mundraums beurteilen, ob es sich um eine Pilzinfektion handelt. Bei einem Verdacht kann
mit einem sterilen Wattetupfer ein Abstrich des Schleimhaut-Belags genommen und im Labor untersucht werden.
Bei Menschen mit Krebs oder HIV/AIDS lassen sich Infektionen frühzeitig erkennen, wenn ihr Mund regelmäßig untersucht wird. Auch sie selbst
können ihre Mundhöhle im Spiegel auf Veränderungen wie einen weißen Belag oder entzündete Stellen untersuchen. Dabei können auch
Angehörige oder Pflegekräfte helfen.
Vorbeugung
Es gibt zwar eine Reihe von Empfehlungen zur Vorbeugung einer oralen Candidose, zum Beispiel zur Mundhygiene. Diese sind allerdings bislang
nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht.
Während einer Krebsbehandlung kann es helfen, vorbeugend sogenannte Antimykotika einzunehmen. Dies gilt auch für Menschen mit HIV/AIDS.
Antimykotika sind Mittel zur Behandlung von Pilzinfektionen. Sie hemmen das Wachstum von Pilzen oder töten vorhandene Pilze.
Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem besteht die Gefahr, dass sich eine Pilzinfektion im Körper ausbreitet. Bei Beschwerden ist es
sinnvoll, mit einer Ärztin oder einem Arzt zu sprechen. Auch für Pflegekräfte, die jemanden mit einem erhöhten Risiko für eine Pilzinfektion betreuen,
ist es wichtig, auf Krankheitszeichen zu achten. Denn wenn eine Candidose frühzeitig erkannt wird, können die unangenehmen Folgen begrenzt und
weitere gesundheitliche Probleme vermieden werden.
Behandlung
Candidosen können mit Antimykotika behandelt werden. Dazu werden Mittel angeboten, die nur örtlich (lokal) wirken und solche, die im ganzen
Körper (systemisch) wirken. Auch Medikamente, die sowohl in der Mundhöhle als auch im ganzen Körper wirken, kommen infrage. Welches Mittel
geeignet ist, hängt bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem von ihrer individuellen Krankheitssituation ab.
Quellen
Clarkson JE, Worthington HV, Eden OB. Interventions for preventing oral candidiasis for patients with cancer receiving treatment. Cochrane Database
Syst Rev 2007; (1): CD003807.
Krebsinformationsdienst (KID). Fieber, Entzündungen und Infektionen bei Krebspatienten. 04.02.2011.
Krebsinformationsdienst (KID). Mund- und Zahnpflege bei Krebs. 15.07.2010.
Pankhurst CL. Candidiasis (oropharyngeal). Clin Evid 2013.
Pienaar ED, Young T, Holmes H. Interventions for the prevention and management of oropharyngeal candidiasis associated with HIV infection in
adults and children. Cochrane Database Syst Rev 2010; (11): CD003940.
Worthington HV, Clarkson JE, Khalid T, Meyer S, McCabe M. Interventions for treating oral candidiasis for patients with cancer receiving treatment.
Cochrane Database Syst Rev 2010; (7): CD001972.
IQWiG-Gesundheitsinformationen
sollen
helfen,
Vorund Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der
Gesundheitsversorgung zu verstehen.
Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt
werden. Wir bieten keine individuelle Beratung.
Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion
erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir
ausführlich in unseren Methoden.
BIG direkt gesund 2017 - 0800 54565456 Kostenloser 24h-Direktservice
Herunterladen