Thomas Krobath, Andreas Heller (Hg.) Ethik organisieren Handbuch der Organisationsethik Inhalt Vorwort der Herausgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Ethik organisieren Einleitung zur Praxis und Theorie der Organisationsethik . . . . . . Thomas Krobath, Andreas Heller 13 Organisationsethik – eine kleine Epistemologie . . . . . . . . . . . . . . Andreas Heller, Thomas Krobath 43 Kapitel 1 Moralische Dilemmata in modernen Gesellschaften . . . . . . 71 Moralbankrott: Wie ethische Fragen in technische Lösungen umgewandelt werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reimer Gronemeyer 73 Euthanasie im Angebot. Zur politisch-rechtlichen Neu-Organisation moralischer Normen in Luxemburg . . . . . . . . Erny Gillen 83 Warum eine ethische Infragestellung der Paradigmen der modernen Medizin Not tut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Giovanni Maio 94 Care/Fürsorge: Eine ethisch relevante Kategorie für moderne Gesellschaften? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christa Schnabl 107 User-Generated Ethics. Reflexionen zur Ethik als Wissenschaft in einer vorsorgenden Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Weiss 129 Accountability als ethisches Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Wieser 147 Inhalt Kapitel 2 Den Kapitalismus durch Ethik in Organisationen bändigen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ethische Rahmenbedingungen für die Gestaltung eines nachhaltigen Wettbewerbsrechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Hoffmann Normenintegration in Organisationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Brink, Carina Bayerdörffer, Julia Fechner Organisationen brauchen Ethik – Ethik braucht Organisation. Die ethische Dimension der Organisation in der Informationsgesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Matthias Karmasin Ethik in der Veränderung von Organisationen. Organisationsentwicklung – ein professionelles Konzept ethischen Handelns . . Ralph Grossmann Kapitel 3 Governance und Management(instrumente) organisationsethisch reflektieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 171 207 228 244 257 Herrschaft – Knechtschaft. Gouvernementalität und Gubernatio im diakonischen Handeln . . Arne Manzeschke 259 Eine metaethische Reflexion von Führung an evangelischen Bildungsunternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Rausch, Wilhelm Schwendemann 278 Sozialmanagement und Organisationsethik. Die Integration des Faktors Ethik in der Leitung sozialer Organisationen . . . . . . . Armin Schneider 300 Wie viel Kontrolle verträgt die Organisation? Zur Kopplung von Qualitätsmanagement und OrganisationsEthik . . . . . . . . . . . Thomas Schmidt 315 Inhalt Zahlen ohne Geschichte? Kritische Rückfragen zur Balanced ScoreCard aus organisationsethischer Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Schmidt Ethische Perspektiven im Case Management . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Monzer Kapitel 4 Von der klinischen Ethik zur Organisationsethik der Klinik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333 353 387 Konfliktfeld Organisationsethik – Erfahrungen aus deutschen Kliniken 1996–2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl-Heinz Wehkamp 389 Kommunikation des Common Sense. Ethik in Organisationen am Beispiel des Klinischen Ethikkomitees . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reiner Anselm 402 Zwischen Leitlinienerstellung und Stationsarbeit: Ein Interaktionsmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bert Gordijn, Norbert Steinkamp 417 Organisationsethik als kritische Differenz zu Professionsethiken und Organisationskontexten – eine Gesprächseinladung an Bert Gordijn und Norbert Steinkamp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Krobath, Andreas Heller Kapitel 5 Ethik organisieren I: Räume und Prozesse kommunikativer Selbstreflexion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Organisation der Ethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Heintel Kommunikation und Unterbrechung. Zur Rolle der Diakoniewissenschaft als Ort theologisch-ethischer Orientierung . . . . . . . Herbert Haslinger 427 451 453 484 Inhalt Dienst, Gemeinschaft, Dienstgemeinschaft – große Worte, nichts dahinter und nichts davor? Eine Erinnerung an und mit Eckart Pankoke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael N. Ebertz Die Moralisierung der Organisation – OrganisationsEthik aus systemtheoretischer Perspektive und ihre Konsequenzen für die Gestaltung von Prozessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Schermann Zur Organisation ethischer Reflexion in Organisationen . . . . . . . Thomas Krobath Prozessethik als Widerspruchsmanagement. Zwischen theoretischen Prämissen und praktischen Hindernissen . . . . . . . . Larissa Krainer Ethik als Machtprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wilhelm Berger Kapitel 6 Ethik organisieren II: Prozesse und Strukturen des Entscheidens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Prozessierung von (ethischen) Entscheidungsbedarfen in der Betreuung am Lebensende. Ihre Wahrnehmung von Angehörigen und Strategien in Versorgungskontexten im Projekt „Hamburg am Lebensende“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Wegleitner, Felix Schumann Ethik und ethische Herausforderungen im Pflegeheim . . . . . . . . . Georg Bollig 511 525 543 584 604 617 619 641 Nicht alles ist Ethik – von der Notwendigkeit fachlicher und ethischer Beratung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Oehmichen 659 Entscheidungen in Organisationen – sind Patientenverfügungen eine Hilfe? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katharina Heimerl, Klaus Wegleitner 678 Inhalt Über das Einrichten von ethischen Entscheidungsprozessen und die Notwendigkeit, sie zu transzendieren. Eine Reflexion aus der Perspektive der Interventionsforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . Martina Ukowitz „Seid eines Sinnes untereinander“! (Röm 12,16) – Und wenn es zum Dissens kommt? Entscheidungsfindung angesichts von Konflikten und Dissens als Aufgabe der Organisationsethik . . . . Ulf Liedke Ethik im Sorgebereich der Altenhilfe. Care-Beziehungen in organisationsethischen Verständigungsarrangements und Entscheidungsstrukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elisabeth Reitinger, Andreas Heller Ethik und Moral – Herausforderung für das Entscheiden in Organisationen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Valentin Dessoy, Gundo Lames Kapitel 7 Ethik organisieren III: Subjekte stärken, Beteiligung organisieren und Geschlechter differenzieren . . . . . . . . . . . . Ethische Deliberationsprozesse in der Organisation Krankenhaus – soziologische, moralpädagogische und bildungstheoretische Zugänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Axel Bohmeyer 700 713 737 766 787 789 Einführung von Ethikberatung im Hospiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Daiker, Annette Riedel 806 Vertrauen ist ein ethisches Organisationsprinzip . . . . . . . . . . . . . Matthias Rosenberger 827 Transdisziplinär forschen heißt Ethik organisieren. Wie die Universität mit stationärer Altenhilfe zusammenarbeiten kann . . Elisabeth Reitinger, Katharina Heimerl 847 Ästhetik der Existenz – die Rückkehr des Individuums in die Organisation? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ludwig Zeier 870 Inhalt Geschlechtersensibilität in ethischen Fragen der Altenhilfe . . . . . Elisabeth Reitinger Kapitel 8 Ethik organisieren IV: Evaluationen als hilfreiche Interventionen gestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Blick der Anderen. Eine systemische Intervention im Profil- und Qualitätsentwicklungsprozess der Katholischen Fachhochschule Freiburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Schmidt, Andreas Heller, Michael N. Ebertz Grundlagen und Bausteine für eine systemische Evaluation von Ethikberatung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefan Dinges, Alfred Simon Die Messung des Nicht-Messbaren. Der Ethik-Jahresbericht der Malteser Trägergesellschaft als Instrument der Evaluation von Ethikberatung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Heinemann „Wertekompass“ – zur Evaluation von Unternehmensethik in diakonischen Trägern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Ammermann Weaving the organization, lifestyle and mission toward the future. Transnationaler Evaluierungsprozess am Beispiel einer katholischen Ordensgemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anne Elisabeth Höfler Organisationsethik konkret Sexualisierte Gewalt in der Kirche: organisationsethische Perspektiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Heller 885 901 903 919 937 949 964 000 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 981 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 982 AutorInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 987 Die Autorinnen und Autoren Norbert Ammermann, Prof. Dr., ev. Pfarrer, lehrt Praktische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal-Bethel, entwickelt zurzeit im Auftrag des Kirchenkreises Münster der EKvW und in Zusammenarbeit mit der Universität Münster Erhebungs- und Anwendungsverfahren zur Milieuanalyse, forscht zur Rekonstruktion kirchlicher Selbstpräsentationen bei Kirchennahen und Kirchenfernen. Infos unter www.norbert-ammermann.de und www.wertekompass.de. Reiner Anselm, Dr. theol., Univ.-Prof. für Ethik an der Theologischen Fakultät der Universität Göttingen. Arbeitsschwerpunkte: Grundlegungs- und Anwendungsfragen der evangelischen Ethik, vor allem der Bio- und Medizinethik. Besonderes Anliegen: der Austausch zwischen der Ethik und den Sozialwissenschaften. Carina Bayerdörffer, Dipl. oec., Studium der Wirtschaftswissenschaften, Management und Kulturreflexion an der Privaten Universität Witten/ Herdecke, selbstständige Beraterin, forscht zu den Themengebieten interdisziplinäres Arbeiten in der Unternehmensforschung und -entwicklung und Professionalisierung von eigentümergeführten (Familien-)Unternehmen. Wilhelm Berger, Dr., Sozialwissenschaftler und Philosoph, Prodekan der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung – IFF (Universität Klagenfurt), ao. Univ.-Prof. am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung. Er leitet eine Reihe von Forschungsprojekten wie zum Beispiel „Genetic Testing“, zahlreiche Beiträge in Zeitschriften, Sammelbänden und Lexika. Axel Bohmeyer, Dr., Dozent für Anthropologie und Ethik an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) und Geschäftsführer des dort angesiedelten Berliner Instituts für christliche Ethik und Politik (ICEP). Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Philosophisch-anthropologische Grundfragen der Sozialen Arbeit, Heilpädagogik und Erziehungswissenschaft; Philosophie der Erziehung/Bildung; Ethik der Sozialen Arbeit; Christliche Sozialethik; Sozialphilosophie; Politische Ethik. 987 Autorinnen und Autoren Georg Bollig, Dr. med. MAS (Palliative Care), DEAA, Anästhesist, Schmerztherapeut, Palliativmediziner und Heimarzt. Oberarzt am Bergener Roten-Kreuz-Pflegeheim (Bergen Røde Kors Sykehjem) in Bergen, Norwegen. Stipendiat der norwegischen Stiftung für Gesundheit und Rehabilitation mit Forschungsschwerpunkt ethische Entscheidungen in Pflegeheimen. E-Mail: [email protected] Alexander Brink, Prof. Dr. Dr., Inhaber der Juniorprofessur für Angewandte Ethik mit Schwerpunkt Wirtschafts- und Unternehmensethik an der Universität Bayreuth und permanenter Gastprofessor für Corporate Governance & Philosophy an der Privaten Universität Witten/ Herdecke. Angelika Daiker, Dr. Theologin, Pastoralreferentin, seit 20 Jahren in der Hospizarbeit tätig, Leiterin des Hospiz St. Martin in Stuttgart, Autorin verschiedener Bücher zur Trauerbegleitung. Valentin Dessoy, Dr. phil. Dipl.-Psych. Dipl.-Theol., Geschäftsführer der Fa. kairos. Coaching, Consulting, Training mit Sitz in Mainz, Psychotherapeut, Familientherapeut, Trainer, Supervisor und Organisationsberater, Veröffentlichungen in den Bereichen Führen und Leiten, Organisations- und Personalentwicklung. E-Mail: [email protected], Internet: www.kairos-cct.de. Stefan Dinges, Dr., Theologe, Organisationsberater, Mediator, freiberuflicher Trainer in Sozial- und Gesundheitseinrichtungen, Mitarbeiter am Institut für Ethik und Recht in der Medizin (Universität Wien/ Medizin-Universität Wien), Mitglied der Akademie für Ethik in der Medizin e.V. (Universität Göttingen). E-Mail: [email protected] Michael N. Ebertz, Diplomsoziologe, promovierter und habilitierter Soziologe (Dr. rer. soc.) und Theologe (Dr. theol.); Privatdozent für Soziologie an der Universität Konstanz und Professor an der Katholischen Fachhochschule (KFH) in Freiburg. Aktueller Forschungsschwerpunkt in der Caritas-, Kirchen- und Religionssoziologie. Leiter des Zentrums für kirchliche Sozialforschung (zekis) in Freiburg. E-Mail: [email protected] Julia Fechner, BA (hons.) Cand. oec., Studium der Philosophie, Chinawissenschaft und Wirtschaftswissenschaft in München, Bochum, Witten und Peking. Forschungsschwerpunkte: interkulturelle Unternehmensethik und Global Governance. 988 Autorinnen und Autoren Erny Gillen, Prof. Dr., Moraltheologe, Präsident des Luxemburger Caritas-Verbandes, Präsident von Caritas Europa, Bischofsvikar für den Sozialen Auftrag der Kirche in der Erzdiözese Luxemburg; lehrt Ethik und Moraltheologie am Priesterseminar und am Katechetischen Institut Luxemburg; Mitglied der Nationalen Ethikkommission von 1989–2006. Zahlreiche Veröffentlichungen zu ethischen und medizinethischen Themen. E-Mail: [email protected] Bert Gordijn, Prof. Dr., Professor für Ethik und Direktor des Institute of Ethics an der Dublin City University (Dublin, Irland). Herausgeber der Buchserie The International Library of Ethics, Law and Technology (Springer) sowie der Peer-Review-Zeitschriften Medicine, Health Care and Philosophy (Springer) und Studies in Ethics, Law and Technology (Berkeley Electronic Press). Sekretär der European Society for Philosophy of Medicine and Healthcare, die 1987 vor dem Hintergrund eines zunehmenden Bedürfnisses nach kritischer Reflexion über die Rolle von Medizin und Gesundheit in der heutigen Gesellschaft gegründet wurde. Reimer Gronemeyer, Prof. DDr., Professor für Soziologie an der JustusLiebig-Universität in Gießen (Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften), Gastprofessor an der IFF. Forschungsaufenthalte in Afrika (Sudan, Zimbabwe, Namibia, Botswana, Senegal, Südafrikanische Republik) und Osteuropa (Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Estland, Lettland, Litauen). E-Mail: [email protected] Ralph Grossmann, Univ.-Prof. Dr., Lehrstuhl für Organisationsentwicklung an der Fakultät für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (iff) der Universität Klagenfurt. Er leitet die Abteilung Organisationsentwicklung und Gruppendynamik an der IFF mit Sitz in Wien und ist Direktor der School of Management, Organization Development and Technology (M/O/T) der Alpen-Adria Universität Klagenfurt. Seit mehr als 20 Jahren als Berater in sehr unterschiedlichen Organisationen – wie Schulen, Universitäten, Krankenhäusern, Unternehmen der Privatwirtschaft – tätig. In den letzten Jahren Konzentration auf Beratung und Erforschung von Netzwerken und Kooperationen zwischen Organisationen. 989 Autorinnen und Autoren Herbert Haslinger, Dr. theol. habil., Professor für Pastoraltheologie, Homiletik und Religionspädagogik sowie Leiter des Diplom-Aufbaustudienganges Caritaswissenschaft an der Theologischen Fakultät Paderborn. Jüngste Publikation zum Bereich Diakonie/Organisationsethik: „Diakonie. Grundlagen für die soziale Arbeit der Kirche“, Paderborn (Schöningh/UTB) 2009. Katharina Heimerl, Dr.in, MPH, Medizinerin, Gesundheitswissenschaftlerin, ao. Univ.-Prof. und Leiterin an der Abteilung Palliative Care und OrganisationsEthik der IFF. Lehrt, forscht, publiziert und ist als Organisationsberaterin im Bereich Umsetzung und Evaluierung von Palliative Care tätig. E-Mail: [email protected] Wolfgang Johannes Heinemann, Lic. Theol. Dipl. Theol, Berufsschullehrer und Diplom-Supervisor, von 1995 bis 1998 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Ansprechstelle im Land Nordrhein-Westfalen für die Pflege Sterbender, Hospizarbeit und Angehörigenbegleitung (ALPHA), seit 1998 Leiter der Abteilung Sozialdienst / Psychosoziale Beratung und Vorsitzender im klinischen Ethik-Komitee im Malteser Krankenhaus Bonn / Rhein-Sieg und Leiter des Geschäftsbereichs Ethik / Seelsorge der Malteser Trägergesellschaft in Köln. Peter Heintel, Dr. phil., Professor für Philosophie und Gruppendynamik am Institut für Philosophie der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt; von 1974 bis 1977 Rektor der Universität Klagenfurt; Tätigkeit als Organisationsberater in zahlreichen in- und ausländischen Institutionen, Organisationen, Unternehmungen; von 2003 bis 2005 Vorsitzender des Senats der Universität Klagenfurt; seit 2001 Mitglied des Institutes für Interventionsforschung und Kulturelle Nachhaltigkeit. Andreas Heller, Univ.-Prof. Dr. M.A., Theologie, Philosophie, Ethik, Sozialwissenschaften, Organisationsberatung, stellv. Leiter der Abteilung Palliative Care und OrganisationsEthik der IFF (Universität Klagenfurt), Leiter des internationalen Universitätslehrgangs Palliative Care und des DoktorandInnen- und HabilitandInnenkollegs Palliative Care und OrganisationsEthik. E-Mail: [email protected] Johannes Hoffmann Prof. Dr., Studium der Theologie, Volkswirtschaft und Psychologie, 1976–2002 Professor für Moraltheologie, Sozialethik und Wirtschaftsethik am Fachbereich Katholische Theologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/M; seit 1999 Mit990 Autorinnen und Autoren glied des Vorstandes des Wissenschaftlichen Beirates der oekom research AG in München; von 2000 bis 2007 Vorsitzender und seit 2007 Ehrenvorsitzender des Vereins für ethisch orientierte Investoren (CRIC e.V.); von 2003 bis 2007 Vorsitzender der Projektgruppe „SchuldenKompass Deutschland“ der SCHUFA Holding AG, Wiesbaden; Mitglied in ethischen Anlagebeiräten von zwei österreichischen und zwei deutschen Banken. Anne Elisabeth Höfler, Mag.a, Historikerin, selbstständige (Organisations-)Beraterin in Veränderungsprozessen, Trainerin in Qualifizierungslehrgängen und Coach für Führungskräfte, Supervisorin. www. aehoefler.at Matthias Karmasin, Univ.-Prof. Mag. Dr. rer.soc.oec. Dr. phil.; Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Klagenfurt. Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft, Philosophie und Betriebswirtschaft, Lehrtätigkeiten an der Wirtschaftsuniversität Wien, den Universitäten Wien, Klagenfurt und Graz, der Donauuniversität Krems, der University of Vermont (UVM Burlington), der University of Tampa (UT Florida), Faculty Member IMBA WU-Wien/USC (University of South Carolina), Hauptforschungsgebiete: Kommunikationstheorie, Organisationskommunikation, Medienethik, Wirtschaftsethik, Medienökonomie, Medienmanagement, Konvergenz. Larissa Krainer, ao. Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in, Studium der Philosophie und Kommunikationswissenschaften an der Universität Klagenfurt. Seit 1986 jounalistische Tätigkeit bei verschiedenen regionalen und nationalen, kommerziellen, nichtkommerziellen und öffentlich-rechtlichen Medien in Österreich, Vorsitzende des kirchlich-politischen Menschenrechtsbeirates des Landes Kärnten, Vorstandsmitglied von AUCEN (Austrian Universities Continuing Education Network). Seit 1998 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung, Leiterin des Instituts für Interventionsforschung und Kulturelle Nachhaltigkeit. Thomas Krobath, Dr., MAS, Theologe, Erwachsenenbildner, Organisationsentwicklungsberater, arbeitet an den Universitäten Klagenfurt (IFF, Palliative Care und Organisationsethik) und Wien und an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems, Schwerpunkte: Organisationsethik, Schulentwicklung, Qualitätsmanagement, ökumenische Kooperation. E-Mail: [email protected] 991 Autorinnen und Autoren Gundo Lames, Dr. Theol., Direktor Strategiebereich Ziele und Entwicklung im Bischöflichen Generalvikariat Trier, Organisationsberater und Psychodramaleiter, Veröffentlichungen in den Bereichen Organisationsentwicklung und Kirche, Schulseelsorge, Religionspädagogik im Elementarbereich, Psychodrama und Aufstellungsarbeit, Theologie und Systemtheorie. Kontakt: Bischöfliches Generalvikariat Trier, Hinter dem Dom 6, 54290 Trier, Tel. 0049/651/7105456; e-mail: gundo. [email protected] Ulf Liedke, Dr. theol. habil., Studium der evangelischen Theologie an der Kirchlichen Hochschule Leipzig; 1990–1991: postgraduales Studium an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien; seit 1997 Professor für Theologische Ethik und Diakoniewissenschaft an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit Dresden (FH); 2008: Habilitation; Privatdozent an der Theologischen Fakultät Leipzig Giovanni Maio, Prof. Dr. med. M.A., Studierter Philosoph, Arzt mit internistischer Ausbildung und Professor für Medizinethik an der Universität Freiburg; seit Dezember 2005 Geschäftsführender Direktor des Interdisziplinären Ethik-Zentrums Freiburg. Seit April 2006 Direktor des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin. Arne Manzeschke, PD Dr., Privatdozent für Systematische Theologie/ Ethik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Leiter der Arbeitsstelle für Theologische Ethik und Anthropologie an der Universität Bayreuth. Seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen auf dem Feld der Wirtschafts- und Technikethik. Für seine Forschungen zu den Auswirkungen des pauschalen Vergütungssystems (DRG) in deutschen Krankenhäusern ist er 2008 mit dem ersten Ethikpreis der Deutschen Wirtschaftsgilde ausgezeichnet worden. Michael Monzer, Diplom-Psychologe, Sozialplaner beim Sozialamt Stuttgart. Als Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Care und Case Management mitverantwortlich für die Entwicklung einer standardisierten Case Management-Weiterbildung. Mitherausgeber der Fachzeitschrift Case Management. War an der Formulierung von Rahmenempfehlungen für das Handlungskonzept des Case Managements beteiligt. Als zertifizierter Case Management-Ausbilder lehrt er seit 2003 an verschiedenen Instituten in Deutschland. Derzeit promoviert er an der IFF – Fakultät der Universität Klagenfurt zum Thema Rollenunsicherheit und Rollenkonflikte im Case Management. 992 Autorinnen und Autoren Frank Oehmichen, Prof. Dr. med., Internist / Kardiologie, Palliativmediziner, Sozialmediziner, Chefarzt an der Klinik Bavaria in Kreischa bei Dresden, Leiter des Zentrums für Langzeitbeatmung und Beatmungsentwöhnung, Mitglied der Akademie für Ethik in der Medizin, Konsulent der Abteilung Palliative Care und Organisationsethik der IFF Wien. E-Mail: [email protected] Jürgen Rausch, Dr. M.A., Lehrer; nach dem Lehramtsexamen einige Jahre als Schulleiter reformpädagogisch orientierter Schulen tätig; danach Studium des Masterstudienganges Sozialmanagement an der EH-Freiburg. Zurzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Evangelischen Hochschule, an der er Studiengangsleiter für den Masterstudiengang Sozialmanagement ist. Im Centrum für Religion und Bildung (CeRuB) an der EH-Freiburg engagiert er sich im Bereich des Bildungsmanagements. Elisabeth Reitinger, Dr.in, Psychologin und Sozial- und Wirtschaftswissenschafterin. Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der IFF-Abteilung Palliative Care und OrganisationsEthik der IFF. Arbeitsschwerpunkte: Transdisziplinäre Forschung, Geschäftsführung des DoktorandInnenkollegs, Projektevaluation, Gender, Versorgung und Betreuung alter Menschen. E-Mail: [email protected] Annette Riedel, Prof.in Dr.in, Altenpflegerin, Diplom-Sozialpädagogin, Diplom-Diakoniewissenschaftlerin und Diplom-Gerontologin. Professorin an der Hochschule Esslingen in den Studiengängen Pflege/ Pflegemanagement und Pflegepädagogik (Bachelor und Master) mit den Schwerpunkten Pflegewissenschaft und (Pflege-)Ethik. Seit mehreren Jahren ehrenamtliche Mitarbeiterin im Hospiz St. Martin in Stuttgart, in der Begleitung Sterbender, in der Qualifizierung Ehrenamtlicher und in unterschiedlichen Projekten. Matthias Rosenberger, Dr. rer. Pol./Dipl.-Psych., Geschäftsführender Gesellschafter der elements and constructs GmbH (www.eac-leipzig.de), Dozent an den Universitäten Chemnitz, Viadrina in Frankfurt (O), ETH Zürich, Gründungsmitglied und wissenschaftlicher Beirat des Brentano Instituts für angewandte Kategorienwissenschaft e. V., Arbeitsschwerpunkte: Personal Development, Managementberatung und Marktforschung. 993 Autorinnen und Autoren Norbert Schermann, Mag. MSc MAS; Organisationsberater und Geschäftsführer der ATELIER Unternehmensberatung Wien; Forschungsschwerpunkt an der IFF-Fakultät: Gerechtigkeit und Organisation; E-Mail: [email protected] Thomas Schmidt, Prof. Dr. phil. M.A., Organisationsberater, Professor für Qualitätsmanagement und Organisationsentwicklung an der Katholischen Fachhochschule Freiburg; Lehrbeauftragter für OrganisationsEthik und Konsulent der IFF-Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung der Universität Klagenfurt in Wien; Mitherausgeber der Zeitschrift Praxis Palliative Care; Publikationen zu Management-Fragen, zur Organisationsentwicklung und -ethik, zu Spiritualität und Theologie. E-Mail: [email protected] Christa Schnabl, Ao. Univ.-Prof.in Dr.in theol., Professorin am Institut für Sozialethik der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien. Seit 2007 Vizerektorin der Universität Wien. Sie publiziert zu Grundlagen politischer Ethik, zu feministischer Ethik und Care-Ethik. Ihre Habilitation „Gerecht sorgen. Grundlagen einer sozialethischen Theorie der Fürsorge“ erschien 2005 im Herder-Verlag. Armin Schneider, Dr., ist Professor für Sozialmanagement und Empirische Sozialforschung an der Fachhochschule Koblenz. Nach Studien der Sozialen Arbeit, der Erziehungswissenschaften, der Psychologie und der katholischen Theologie in Koblenz und Frankfurt am Main war er in leitenden Funktionen in der kirchlichen Jugendhilfe tätig. Schneider ist Berater für Personal- und Organisationsentwicklung. E-Mail: [email protected]. Felix Schumann, Dipl.-Psych. M.A., Psychologe und Soziologe, Lehrund Forschungstätigkeit an den Universitäten Gießen und Klagenfurt (Versorgungsforschung und Palliative Care, Angehörigenarbeit). Tätig als Projektmanager in der Organisationsberatung von Unternehmen und Behörden. Schwerpunkte: Mitarbeiter- und Kundenbefragung, Führungskräfteentwicklung, Veränderungsprozesse. Wilhelm Schwendemann, Pfr. Prof. Dr., Studium der Evangelischen Theologie, Philosophie, Judaistik/Orientalistik und Religionssoziologie, Professor für Evangelische Theologie, Religions- und Schulpädagogik an der Evangelischen Hochschule Freiburg mit dem Schwerpunkt Empirische Religionspädagogik; Studiengangsleiter des Masterstudienganges Management und Didaktik und Leiter des Centrums für Religion und Bildung (CeRuB) an der EH-Freiburg. 994 Autorinnen und Autoren Alfred Simon, Philosoph, PD Dr., Medizinethiker, Geschäftsführer der Akademie für Ethik in der Medizin e.V. an der Universität Göttingen, E-Mail: [email protected], www.aem-online.de Norbert Steinkamp, Dr., Studium Theologie, Philosophie, und Literaturwissenschaften, Promotion in Medizinethik (Bioethik). Langjährige Berufserfahrung in der Lehre (Universität Bonn, Radboud Universität Nijmegen, Freie Universität Amsterdam) sowie in Beratung und Coaching in Organisationen des Gesundheitswesens im In- und Ausland. Klinischer Ethiker am Universitär-Medizinischen Zentrum der Radboud Universität Nijmegen, wissenschaftlicher Sekretär des dortigen Ethikkomitees sowie Mitglied der Forschungsethikkommission. Mitglied der ständigen Kommission für die Indikationsprüfung Präimplantationsdiagnostik im niederländischen Gesundheitsministerium sowie Mitglied des Beirates der International Conferences on Clinical Ethics and Consultation (ICCEC). Forschungsschwerpunkte: Strukturen und Methoden Klinischer Ethik sowie die Frage der ethischen Expertise. Martina Ukowitz, Mag.a Dr.in, Studium der Romanistik (Italienisch), Germanistik, Philosophie und Gruppendynamik; Ass. Prof.in am Institut für Interventionsforschung und Kulturelle Nachhaltigkeit an der IFF, Universität Klagenfurt. Arbeitsbereiche: Interventionsforschung (Schwerpunkt Wirtschaft, Regionalentwicklung; Wissenschaftstheorie der Interventionsforschung), Beratungsforschung, Prozessethik, Beratungstätigkeit (Supervison, Organisationsberatung) Klaus Wegleitner, Mag., Studium der Soziologie, Wissenschaftsforschung, Philosophie, Politikwissenschaft und Sozialpädagogik in Graz und Wien. Dissertant am Institut für Soziologie in Wien. Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter an der IFF, Abteilung Palliative Care und OrganisationsEthik. Arbeitsschwerpunkte: Versorgungsforschung, Implementierung der Palliative Care in Regionen und Organisationen, Organisationsentwicklung im Sozial- und Gesundheitsbereich, Medizinund Gesundheitssoziologie. E-Mail: [email protected] Michael Weiss, Mag. Dr., ist Lehrbeauftragter an den Pädagogischen Hochschulen Niederösterreich und Oberösterreich in den Lehrgängen Ethik. Als Vorstandsmitglied der Initiative Weltethos Österreich hält er regelmäßig Lehrveranstaltungen und Vorträge zu den Themenschwerpunkten Globale Ethik und Interkultureller Dialog. Trainer und Referent am TRILOGOS Institut für Persönlichkeits- und Bewusstseinsschulung in Zürich. 995 Autorinnen und Autoren Karl-Heinz Wehkamp, Prof. Dr., Studium der Soziologie, Philosophie und Humanmedizin, Facharzt für Frauenheilkunde und Psychotherapie. Er hat intensive empirische Studien zur medizinischen Entscheidungskultur am Lebensende durchgeführt, war Gründungsdirektor des Zentrums für Gesundheitsethik Hannover (an der Evangelischen Akademie Loccum). Seit 1997 Professur für Gesundheitswissenschaften/ Public Health in Hamburg. Seit 1996 entwickelt und begleitet er „Ethik-Projekte“ an deutschen Krankenhäusern und Krankenhausunternehmen. Er ist Mitglied der Akademie für Ethik in der Medizin. Bernhard Wieser, Mag. Dr., studierte Erziehungs- und Bildungswissenschaften sowie Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz. Seit 1999 ist er Technik- und Wissenschaftsforscher am IFZ mit internationaler Erfahrung aus Forschungsaufenthalten in Dänemark, USA und Großbritannien. Lehrbeauftragter an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt bzw. der Karl-Franzens-Universität Graz. Forschungstätigkeit: ethische, legale und soziale Aspekte der Genomforschung und ihrer Anwendung im Bereich der genetischen Diagnostik. Ludwig Zeier, Dr. phil. Mag. theol., Studium der Psychologie, Theologie und Germanistik in Graz und Klagenfurt. Absolvierte Hochschullehrgänge: Pastoralpsychologie; Organisationsberatung. Freiberuflicher Psychotherapeut und Supervisor, Lehraufträge an der Fachhochschule Abt. Sozialmanagement, an der Karl-Franzens-Universität Graz im Zentrum für soziale Kompetenz und an den Pädagogischen Hochschulen in Graz und Wien. 996 Vorwort In den letzten Jahren hat sich der Blick auf die Ethik verändert. Das ist bemerkenswert. Wertediskurse werden intensiviert. Vielfach wird Moralisierung konstatiert. Uns geht es um die Organisation ethisch reflektierter Entscheidungsprozesse. Wir wollen die Praxisrelevanz von Ethik in Organisationen und den Organisationscharakter der Ethik in unseren modernen Gesellschaften sichtbar machen. Viele Kollegen und Kolleginnen haben dieses Bemühen mit ihrer Energie und Kompetenz unterstützt und differenziert. Das ist bemerkenswert und nicht selbstverständlich. Das Buch ist umfangreicher geworden als zunächst geplant. Das hat alle Beteiligten gefordert und mehr Zeit für die Fertigstellung beansprucht. Für das Mitschreiben und für das Mitwarten danken wir allen KoautorInnen. Der Weg zum Buch hat neue Verständigungen und Entdeckungen möglich gemacht, die weiter reichen werden. Ganz ausdrücklich wollen wir Prof. Dr. Peter Heintel, Universität Klagenfurt, und Prof. Dr. Larissa Krainer, ebenfalls Kollegin an unserer Universität, danken. Seit Jahren verbindet uns das Interesse an den Zusammenhängen der Prozessethik und der Organisationsethik. In praktischer und theoretischer Hinsicht haben uns ihre wissenschaftlichen Arbeiten entscheidend angeregt. Ihr soeben erschienenes Buch mit dem Titel „Prozessethik“ (Wiesbaden 2010) begründet vieles, von dem hier die Rede ist, in vertiefter Weise. Wir bedanken uns bei Ilona Wenger, die in bleibender Nachhaltigkeit dafür gesorgt hat, dass aus vielen disparaten Textbaustellen ein brauchbares Manuskript geworden ist. Susanne Spreitzer hat es mit akribischer Genauigkeit korrigiert. Sabine Winkler hat als Lektorin des Lambertus-Verlags ebenso wie der Geschäftsführer Dr. Thomas Becker diesem Buch große Bedeutung beigemessen und seine Herausgabe in dieser repräsentativen Form unterstützt. Wien, im Frühjahr 2010 Thomas Krobath Andreas Heller 11 Warum eine ethische Infragestellung der Paradigmen der modernen Medizin Not tut Giovanni Maio Abstract Im Zuge eines grundlegenden Wandlungsprozesses der modernen Medizin wird die Sorge um den Kranken zunehmend als Dienstleistung verstanden und der Patient in weiten Bereichen der modernen Medizin zum Kunden umdefiniert. Diese Veränderungen sind nicht nur Produkt äußerer Vorgaben, sondern zugleich auch Ausdruck eines bestimmten Selbstverständnisses des modernen Menschen. Gleichzeitig wirken sich diese Veränderungen auf die Identitätsbildung der heilenden Berufe aus, sodass sich die moderne Medizin nicht nur äußerlich, sondern vor allem von innen her verändert. In einer solchen Umbruchszeit erscheint es umso notwendiger, sich mit der Frage zu beschäftigen, was Medizin als Medizin ausmacht und wie die Grundidentität der Medizin als Heil-Kunst auch in Zeiten bewahrt werden kann, in denen die personennahe Dienstleistung den Dienst am Menschen zu ersetzen droht. Ethik ist eine Disziplin der Reflexion. Als solche hat sie die Aufgabe, darüber nachzudenken, auf welchen Grundannahmen und Vorverständnissen die Probleme beruhen, die im Alltag der Klinik und der sozialen Einrichtungen auftauchen. Ethik kann nicht mehr tun als Probleme zu klären, sie vielleicht etwas verständlicher zu machen, aber sie kann nicht als Ethik ein praktisches Problem lösen. Sie kann allenfalls dazu beitragen, dass die Menschen, die im Krankenhaus tätig sind, etwas reflektierter entscheiden. Ethisches Denken kann nicht darauf reduziert werden, pragmatische Instrumentarien zu entwickeln, um konkrete Konfliktsituationen zu lösen. Das ist zwar ein wichtiger Aspekt ethischen Denkens in der Medizin, aber das ethische Denken kann nicht hier stehen bleiben. Vielmehr ist es für eine Ethik in den Organisationen notwendig, gerade auch 94 Giovanni Maio die größeren Zusammenhänge mit zu reflektieren. Ethik denken kann nur heißen, den Versuch zu unternehmen, auch und gerade herrschende und beherrschende Denkmuster kritisch zu hinterfragen. Wie wichtig ein solches Hinterfragen von gängigen Denkmustern sein kann, möchte ich an einigen fragwürdigen Ideologien festmachen, die die moderne Medizin charakterisieren und die viel zu wenig von ihrem Grundansatz her in Frage gestellt werden. Leitgedanken der modernen Medizin Leitgedanke 1: Gesundheit wird zum obersten Gut Der moderne Mensch ist von vielfältigen Zwängen eingeengt, die von einer Konsum- und Leistungsgesellschaft diktiert werden. Die Paradigmen der modernen Leistungsgesellschaft suggerieren dem Einzelnen, dass er nur so lange einen Wert hat, wie er etwas aus sich macht. Der Wert des modernen Menschen besteht demnach nicht in seinem Sein, sondern wird vor allem davon abhängig gemacht, welches Lebens-Produkt der Einzelne durch sein Tun hervorzubringen in der Lage ist. Solange nun der Wert des eigenen Selbst vor allem davon abhängt, ob man es schafft, ein „gelingendes“ Leben vorzulegen, und solange das Gelingen sich vornehmlich an den Parametern der Leistungsgesellschaft orientiert, erlangt gerade die Gesundheit einen besonderen Stellenwert, denn ohne die körperliche und seelische Verfassung, diesem Gelingensimperativ zu folgen, erhält der Einzelne das Gefühl, gerade nicht dazugehören zu können. Die „Gesundheit“ gilt in dieser Perspektive als unabdingbares Ermöglichungsgut für eine auf Machbarkeit und Gestaltungsimperativ ausgerichtete Gesellschaft. Da die Gesundheit als einzige Möglichkeit betrachtet wird, ein gutes Leben zu führen, erliegt sie einer gesellschaftlichen Verabsolutierung, an deren Ende ein irrationaler Gesundheitskult steht. Genau diese Irrationalität machen sich viele Gesundheitsbranchen zunutze. Viele Wellness-Einrichtungen, Fitnessstudios, Apotheken, ja auch Kliniken und Praxen werben bezeichnenderweise häufig mit dem Schopenhauer zugeschriebenen Aphorismus „Gesundheit ist nicht alles – aber ohne Gesundheit ist alles nichts“. Mit der Wahl dieses zum Allgemeingut gewordenen Aphorismus soll ausgedrückt werden, dass man in der Apotheke, im Fitnessstudio, im Wellness-Center und insbesondere auch in ei95 Kapitel 1: Ethische Infragestellung ner Arztpraxis diese wertvolle Gesundheit kaufen könne. Die Unbeschwertheit, mit der dieser Aphorismus verwendet wird, zeigt auf, dass man im Zeitalter von Fitness und Aktionsimperativ blind geworden ist für die tiefer liegende Ideologie, die durch diesen so breit verwendeten Aphorismus zum Ausdruck gebracht wird. Wenn ohne Gesundheit tatsächlich alles nichts ist, dann impliziert dieser moderne Trend, dass damit das Leben all derjenigen, die nicht mehr gesund sind oder nie gesund waren, dass ihr Leben im Grunde „nichts ist“.1 Wenn ohne Gesundheit alles nichts ist, dann ist für die chronisch Kranken, für die behinderten Menschen, für die alten Menschen jede Chance vertan, überhaupt noch ein gelingendes Leben zu führen. Eine Medizin, die sich diesen Aphorismus so unreflektiert zu eigen macht und ihn sogar für Werbezwecke – selbst für Hausarztpraxen – verwendet und damit tatsächlich Kunden – und selbst Patienten – anlockt, eine solche Medizin ist einer Glorifizierung und zugleich einer äußerst verkürzten Vorstellung von Gesundheit zum Opfer gefallen und desavouiert damit alle Menschen, die mit Krankheit und Gebrechlichkeit leben. Die moderne Medizin hat aus dem Blick verloren, dass sie mit ihrer Übernahme und ihrer positiven Reaktion auf den Gesundheitskult viele kranke, gebrechliche und schwache Menschen in die Isolation und zuweilen auch in die Verzweiflung stürzt. Leitgedanke 2: Anspruch auf ein Leben ohne Mangel Der manchem als harmlos erscheinende Gesundheitskult ist unter anderem Ausdruck einer utopischen Erwartung eines Lebens ohne Mangel, ohne Verzicht, ohne Beschwerden. Ein solcher Gesundheitskult fördert eine Einstellung zum Leben, die einer Herabsetzung jeglichen verzichtvollen Lebens gleichkommt. Was so harmlos klingt, verrät auf den zweiten Blick eine zutiefst fragwürdige Selbstdeutung des Menschen, die hinter einer solchen Anspruchshaltung gegenüber der Medizin steckt. Erstens stellt schon die Erwartung, ja der Anspruch auf ein Leben ohne Beschwerden eine Leugnung des Leibseins des Menschen dar. Solange der Mensch lebt, manifestiert er sich über seinen Körper, doch dient ihm dieser nicht nur als Werkzeug. Der Körper des Menschen ist zugleich Grundbedingung seines Seins. Der Mensch ist somit nicht auf ein Körper-Haben reduzierbar, 1 Siehe zu diesen Auswirkungen auch (10) 96 Giovanni Maio sondern stellt immer ein Leib-Sein dar. Das Leib-Sein ist eine conditio humana, die dem Menschen, solange er lebt, stets Beschwerden, Bedürfnisse und Mängel auferlegt. In der Forderung eines „mangellosen Lebens“2 zeigt sich daher die Irrationalität des modernen Anspruchsmenschen, weil damit die Grundbedingungen menschlichen Seins geleugnet werden. Zweitens scheint Gesundheit und der Anspruch auf Selbstverwirklichung in vielen Fällen etwas zu ersetzen. Oft müssen diese Erwartungen stellvertretend das ausgleichen, was zuvor verloren gegangen ist: die Erfahrung von Lebenssinn. Indem Leistungsfähigkeit und Beschwerdefreiheit verabsolutiert werden, degenerieren sie zu Sinnersatzkonstruktionen. Odo Marquard hat dies treffend zum Ausdruck gebracht, indem er die moderne Anspruchsgesellschaft als „Kummerspeck des Sinndefizits“3 beschrieben hat. Gleichsam beklagt Marquard, dass dem modernen Menschen der „Sinn für das Gute im Unvollkommenen“ abhanden gekommen sei, was zu einer „Infernalisierung des Vorhandenen“ führe.4 Ähnlich weist auch Schneider-Flume auf den Zusammenhang zwischen Perfektionserwartung und Sinndefizit hin, indem sie betont, dass die moderne Anspruchsgesellschaft zum Verlust der Erkenntnis geführt hat, „dass die vorhandene Wirklichkeit aus sich heraus Sinn ergeben kann und nicht erst die Vision des Perfekten, das nie erreicht werden wird“.5 Der Anspruch auf eine absolute Beschwerdefreiheit resultiert somit aus der Verbannung des Sinns und aus der dadurch entstandenen Leere, die durch überzogene Erwartungen an die Medizin ausgeglichen werden sollen. Die immensen Ansprüche an ein perfektes Leben, die Verbannung der Sinnfrage und der Ersatz des Sinns durch die Kultivierung von Gesundheit mindert jede Bereitschaft, Leben mit Krankheit, mit Behinderungen, mit Beschwerden jeglicher Art als ein in sich wertvolles Leben anzunehmen. Demnach ist nicht zuletzt der gegenwärtige Gesundheitskult mit dafür verantwortlich, dass nur das Leben akzeptiert wird, das in die beschriebene Ideologie des „mangellosen Lebens“6 hineinpasst und dass alles andere Leben von vornherein abgelehnt, ja auch verhindert und beendet wird. 2 3 4 5 6 Siehe (3), S. 156 siehe (5), S. 39 (5), S. 50 (8) (3), S. 156 97 Kapitel 1: Ethische Infragestellung Der moderne Mensch ist unfähig geworden, hinter jeder vermeintlichen Unvollkommenheit nur die äußere Manifestation eines von Grund auf wertvollen Lebens zu erblicken. Genau mit diesen Ideologien sind Ärzte konfrontiert, wenn sie es mit Menschen zu tun haben, die von ihnen verlangen, dass sie ihren Körper, ganz gleich wie alt dieser ist, schnellstmöglich reparieren und kein Verständnis dafür haben, dass der Mensch in seinem Leibsein stets angewiesen ist auf seinen Körper und dass allein seine Leibhaftigkeit es dem Menschen verunmöglicht, absolut frei von Beschwerden und körperlichen Nöten zu sein. Diese modernen Menschen empfinden sich als Leidende und rufen daher die Medizin an, aber die Ursache ihres Leids ist nicht das Beschwerdebild selbst, sondern die Haltung des Anspruchs auf ein „mangelloses Leben“; sie leiden an ihrer utopischen Erwartung. Der Wunsch eines jeden Menschen nach Beschwerdefreiheit ist nachvollziehbar und legitim; das Problem liegt daher nicht am Wunsch nach Beschwerdefreiheit, sondern einzig und allein an der Verabsolutierung dieses Wunsches im Zuge der Überhöhung der Gesundheit. Ab dem Moment, da die Beschwerdefreiheit zur absoluten und unverzichtbaren Voraussetzung für die Wertschätzung des Lebens gemacht wird, ab diesem Moment wird der ursprünglich legitime Wunsch schließlich zur Obsession und damit zur lebensvernichtenden Ideologie. Leitgedanke 3: Das Schicksal wird zum „Machsal“7 Das Zusammenkommen von Machbarkeitsdenken, Leugnung der conditio humana und Verlust an Sinnerfahrung führt gerade im Kontext der Medizin dazu, dass das, was ehedem als Widerfahrnis angenommen wurde, zunehmend zum Verfügungsbereich des Menschen gezählt wird.8 Im Zuge des Strebens des modernen Menschen nach einer grundlegenden Emanzipation von allen Bedingungen des Lebens verfällt er zuweilen in den Irrglauben, dass er nicht nur die äußeren Bedingungen des Lebens, sondern die Ausgestaltungen des Lebens selbst „machen“ und steuern könne. In dieser Ideologie wird nicht zuletzt auch Krankheit zu einem Machens-Ergebnis herabgestuft, dem jeglicher Widerfahrnischarakter abhanden gekommen ist. Indem Krankheit – nicht zuletzt bedingt durch die Verheißungen der modernen Gendiagnostik – zunehmend zum Pro- 7 8 (5), S. 45 Siehe (4) 98 Giovanni Maio dukt menschlicher Vorentscheidungen stilisiert wird, verliert sie jegliche Schicksalhaftigkeit. Auf diese Weise werden Krankheiten zu verhinderbaren, vorhersehbaren und von menschlicher Hand abhängigen Resultaten, die nicht mehr als etwas Hinzunehmendes zu betrachten sind, sondern lediglich als Ergebnisse menschlicher Entscheidungen. Leben und krank zu werden erscheint in dieser Perspektive nicht mehr als Schicksal, zu dem man in ein positives Verhältnis treten kann, sondern Krankheit erscheint nur noch als „Machsal“9, für das der Mensch selbst Verantwortung trägt und dem er nur mit Verhinderung, Bekämpfung, Abwehr und – wenn all das nicht gelingt – mit Ablehnung begegnen kann. Durch das Abstreifen des Schicksals macht sich der moderne Mensch zum eigenen Gestalter. Er nimmt die Zügel in die Hand und verliert damit den Blick dafür, dass die Machbarkeit des eigenen Schicksals sich nur auf Marginalia begrenzt im Vergleich zu all dem Unverfüg- und Unmachbaren, zu all den Vorbedingungen, in die der Mensch einfach hineingeboren wird und im Vergleich zu all den Widerfahrnissen, denen der Mensch bestenfalls nur in „reflektierter Gelöstheit“10 begegnen kann. Angesichts der Nicht-Machbarkeit der Welt, die schon vor der eigenen Existenz bestand, erscheint der Anspruch des modernen Menschen, sich zum Macher nicht nur seiner äußeren Lebensbedingungen, sondern auch seiner selbst zu erklären, als irrationale Selbstüberschätzung des Menschen, die mit der schwerwiegenden Folge verbunden ist, dass sich dieser moderne Mensch der Chance beraubt, in ein gutes Verhältnis zu dem Vorgegebenen und ihm Widerfahrenen zu treten, ihm etwas Positives, ja etwas Sinnstiftendes abzugewinnen. Mit all den dargelegten ideologiegefärbten Selbstdeutungen verschließt sich der moderne Mensch der Einsicht, dass die Frage, ob Leben gelingt, nicht primär davon abhängt, ob man beschwerdefrei und gesund ist, sondern davon, welchen Sinn man dem Leben gibt. Leitgedanke 4: Der Patient wird zum Konsumenten Im Zuge des gegenwärtigen Wandels der modernen Medizin wird nicht zuletzt der Patient zunehmend umdefiniert, indem er immer weniger als Patient im Sinne eines notleidenden Mitmenschen gesehen wird. Stattdessen wird im Patienten immer mehr der mögliche Verbraucher von 9 10 (5) (3), S. 159 99 Kapitel 1: Ethische Infragestellung medizinischen Dienstleistungen entdeckt. Der notleidende Patient, der sich Hilfe suchend an seinen Arzt gewandt hat, wird zunehmend ersetzt durch den begehrenden und fordernden Patienten, der nicht nach Hilfe sucht, sondern der als wohl informierter Bürger und Beitragszahler seine Rechte und Ansprüche einlösen zu müssen glaubt. Was heute zwischen Arzt und Patient verhandelt wird, ist in dieser neuen Partnerbeziehung kein wertvolles, unverzichtbares und einzigartiges Hilfsangebot des einen speziellen Arztes, sondern es ist eine beliebig austauschbare und von jedwedem Dienstleisterarzt in gleicher Weise anzubietende Gesundheitsdienstleistung geworden, die auf ihre abprüfbaren Qualitätskriterien erst abgeklopft werden muss, bevor sie in Anspruch genommen wird. An die Stelle einer personalen Beziehung zwischen einem Notleidenden und einem Helfer ist eine rein sachliche Vertragsbeziehung zwischen einem Dienstleistungsanbieter und einem Dienstleistungskonsumenten getreten. Der moderne Patient ähnelt immer mehr einem Verbraucher, der nicht mit einem Hilfsbegehren, sondern mit Qualitätsansprüchen kommt und der dem Kunden gleich selbstverständlich als König behandelt werden möchte und nur das Beste zum geringsten Preis verlangt. Schlussendlich stellt dieser Wandel des Arzt-Patient-Verhältnisses nicht weniger als einen Wandel von einem Vertrauens- zu einem Vertragsverhältnis dar. Die Arzt-Patient-Beziehung unterliegt damit einer zunehmenden Versachlichung, Verrechtlichung und Entpersonalisierung. Leitgedanke 5: Der moderne Arzt wird zum Leitgedanke 5: wunscherfüllenden Dienstleister Dem modernen Patienten als Konsumenten steht der moderne Arzt als Dienstleistender gegenüber. Auch der moderne Arzt richtet sich darauf ein, nicht mehr nur Leiden zu lindern und in Not geratene Menschen mit einer anteilnehmenden Hilfe zu begegnen. Stattdessen verwandelt sich der moderne Arzt zunehmend zu einem Anbieter von Gesundheitsleistungen, der mit seinem Wissen und Können nicht mehr zugleich auch seine Person in den Dienst der Hilfe für in Not geratene Menschen stellt, sondern der nunmehr lediglich sein Wissen und seine Technik seinen Nicht-Patienten unverbindlich anbietet, ohne diese Wünsche weiter zu hinterfragen. An die Stelle einer personalen Fürsorgebeziehung tritt eine zweckrationale Dienstleistungsbeziehung, über die nicht nur Krankheitsbehandlungen vollzogen, sondern zugleich auch persönliche Wünsche und Vorlieben erfüllt werden. 100 Giovanni Maio Ob Anti-Aging-Produkte, kosmetische Maßnahmen, Brustimplantate oder Sectio auf Wunsch, ob Sexualhormone gegen das Altern oder Mittel zur Abschaffung des „beschwerlichen“ Menstruationszyklus, ob Ritalin für nicht kranke Kinder oder stimmungsaufhellende Medikamente für nicht kranke Patienten, ob IGEL-Leistungen jeglicher Art – in vielen Bereichen der modernen Medizin hat die wunscherfüllende Medizin von Dienstleisterärzten bereits breiten Eingang gefunden. Der moderne Mensch möchte jegliche Krankheit, jegliche Behinderung, jegliche Beeinträchtigung beseitigt wissen, und er wird keine Mühe haben, Ärzte zu finden, die ihm genau dies versprechen – alles nach Wunsch und Belieben. Was der moderne Arzt anbietet, ist im Kontext einer solchen wunscherfüllenden Medizin kein persönlicher und unverwechselbarer Dienst am Menschen, sondern es ist die Lieferung eines Produktes, bei dem es lediglich um die „Einwandfreiheit“ des Produktes selbst und die Garantie des Funktionierens dieses Produktes geht. Ob die mit der Verwendung des Produktes verfolgte Zielsetzung eine gute und vertretbare ist, spielt somit in einem solchen Dienstleistungsdenken keine zentrale Rolle. Der Arzt bietet nicht mehr an als eine Sachleistung, die im Rahmen eines Vertrages „abgewickelt“ wird. Solange der Dienstleisterarzt hier ausreichend über die Risiken informiert hat, hat er – nach dieser Auffassung – seiner „moralischen“ Verpflichtung ausreichend Genüge getan und kann sich vermeintlich jeglicher weiteren moralischen Verantwortung entledigt fühlen. Leitgedanke 6 und Grundgedanke: Medizin wird zum Markt Alle dargelegten Leitgedanken der modernen Medizin laufen darauf hinaus, Medizin als Markt zu begreifen. Wenn sich die Medizin als Markt versteht, so geht sie implizit davon aus, dass der Kranke ein Mensch ist, der – dem Kunden gleich – frei nach Dienstleistungen sucht. Beziehungen zwischen Anbietern und Kunden haben sich in vielen Bereichen des Lebens als segensreich erwiesen, weil sie per se nicht unfair sind. Aber sie sind nur dann nicht unfair, wenn gewährleistet ist, dass beide Parteien in einer gleich guten Position sind. Genau das ist der vulnerable Punkt einer sich als Markt verstehenden Medizin. So mag das nüchterne Tauschverhältnis zwischen Anbieter und Kunden für „Patienten“ funktionieren, die sich nicht in einer existenziellen Krise befinden. Patienten in Not hingegen sind Menschen in einer schwachen Position, Menschen, die sich 101 Kapitel 1: Ethische Infragestellung gerade nicht auf die Suche nach Gesundheitsleistungen machen können, weil sie auf die Gesundheitsleistung, also auf die ärztliche Hilfe, gar nicht verzichten können. Krankgewordene Menschen sind existenziell bedürftige Menschen; schon deswegen sind sie vom Ansatz her kaum geeignet für rein kommerzielle Beziehungen. Sie sind nicht geeignet, als Kunden wahrgenommen zu werden, weil sie als kranke Menschen nicht – wie souveräne Kunden – die Möglichkeit und den inneren wie äußeren Freiraum haben, die einzelnen Produkte erst zu prüfen und miteinander zu vergleichen, bevor sie sie in Anspruch nehmen (7). Patienten sind angewiesene Menschen; sie sind angewiesen auf jemanden, der ihnen hilft, sie sind aber auch oft auf medizinische Produkte existenziell angewiesen, ohne die sie oft gar nicht weiterleben könnten. Von Kundensouveränität kann hier somit nicht die Rede sein. In einer solchen Beziehung mit einem angewiesenen Menschen hat der Anbieter der unverzichtbaren Dienstleistung grundsätzlich „alle Karten in der Hand“11. Während der Markt angesichts einer solchen Schwäche in der Regel mit Ausbeutung reagiert, kann eine ärztliche Antwort auf Schwäche nur der Schutz des Patienten sein. Die Marktbeziehung erweist sich somit gerade dort als für die Medizin ungeeignet, wo die Medizin es mit dem schwachen Patienten zu tun hat. Ethische Schlussfolgerungen Reine Ökonomisierung als Aushöhlung des Kerngehalts der Medizin Der Markt kennt keine Moral; er funktioniert insbesondere nicht nach ethischen Prinzipien. Eigendynamisch richtet er sich nach Kundenwünschen und Kaufkraft, nicht nach dem sozialen Wohl (1). Die Medizin ist das Gegenstück zum Markt. Sie ist eine soziale Einrichtung, die sich grundsätzlich einem „bonum commune“ verschreibt. Sie braucht eine eigene Vision, die sich niemals mit der Vision des Marktes decken kann. Ohne Ökonomie und ohne Markt in der Medizin geht es nicht. Sie waren die treibenden Kräfte hinter den Errungenschaften der modernen Medizin und sind es auch heute noch. Zum Problem wurde vielmehr die Ge11 (9), S. 46 102 Giovanni Maio sundheitsüberhebung unserer heutigen perfektionsfordernden Gesellschaft, welche sozusagen vom Markt entdeckt und zur Allianz aufgefordert wurde. Diese Allianz verheißt Unheilvolles. Sie verleitet zu „Gesundheitsmarkt“, zu Investitionen in lukrative Gesundheitsgeschäfte und damit – sozialpolitisch gesehen – zu Fehlallokation von Ressourcen. Der Grundauftrag der Medizin wird gefährdet und bedroht, durch den Gesundheitsmarkt ausgehöhlt zu werden. So wird die Forderung nach einer eigenen Vision der modernen Medizin verständlich. Vielleicht liegt sie gar nicht so fern. Geht es nicht vor allem darum, sich immer wieder auf den Grundauftrag und das „Hilfeversprechen“ der Medizin zu besinnen und zu konzentrieren? Medizin als ein bedingungsloses Hilfeversprechen Von dieser Überlegung ausgehend wird die Kernaufgabe der Medizin nunmehr nicht als unparteiische Lieferin von Dienstleistungen auf Wunsch zu begreifen sein. Ihre Kernaufgabe bestünde vielmehr darin, eine Antwort auf die Angewiesenheit des Menschen zu geben. Diese Antwort kann nur die absolute Zusicherung sein, das medizinische Wissen in den Dienst des notleidenden Menschen zu stellen. Demnach dürfte der angewiesene Patient aber gerade nicht ein moralisch fremder „(Geschäfts-)Partner“ sein. Vielmehr dürfte er Patient bleiben und ein für die Heilberufe moralisch verwandtes Gegenüber, ein Individuum, das allein durch sein Sein, durch seine Not, durch sein Leiden einen Behandlungsimperativ auslöst. Im Sinne einer responsiven Ethik, wie sie von Levinas entworfen worden ist, ließe sich sagen, dass allein das Antlitz eines Kranken ausreichen muss, um in den Heilberufen die Motivation zur Hilfe auszulösen. Medizin könnte in dieser Perspektive als ein bedingungsloses Versprechen verstanden werden, den Menschen in Not zur Seite zu stehen. Zum Schluss Der Kern dessen, was Medizin ausmacht, liegt möglicherweise gerade in dieser Bedingungslosigkeit, mit der die Medizin dem Krankgewordenen – ohne sich seiner zu bemächtigen – eine Hilfsantwort gibt. Da der Mensch in Not sich seinen Arzt nicht frei aussuchen kann, sondern darauf angewiesen ist, dass er (ungeachtet dessen, wo er in Not gerät) einen Arzt 103 Kapitel 1: Ethische Infragestellung findet, der ihm beisteht, kann das Hilfeversprechen nicht nur ein persönliches Versprechen eines einzelnen Arztes sein, sondern muss ein kollektives Versprechen sein, das jeder allein dadurch gibt, der sich als Arzt bezeichnet. Pellegrino spricht hier von einem „öffentlichen Bekenntnisakt“12, der vom Arztsein ausgeht. Das öffentliche Bekenntnis bezieht sich nicht darauf, den Kranken in jedem Fall zu heilen, oder auf die Zusicherung, dass die ärztliche Behandlung auch glückt. Es ist nicht der Effekt der ärztlichen Handlung, die durch ein solches Hilfeversprechen zugesichert wird, sondern die Zusicherung bezieht sich allein auf die der ärztlichen Handlung zugrunde liegende Motivation zur Hilfe. Daher lässt sich sagen, dass das Wesen der Medizin sich nicht in der Anwendung der Mittel realisieren lässt, sondern dass der eigentliche Kern der Medizin in ihrer ganz spezifischen Zielgerichtetheit liegt. Ab dem Moment, da das medizinische Handeln nicht mehr primär von der Motivation zur Hilfe getragen ist, hat sich die Medizin als Medizin aufgelöst, ganz gleich, welche medizinischen Apparaturen dabei auch eingesetzt werden mögen. Die neuen Ausrichtungen der Medizin werden nur so lange vertretbar sein, wie es der Medizin gelingt, den beschriebenen Kerngehalt der Medizin trotz der modernen Transformation nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern über alle anderen Zielsetzungen als übergeordnetes Anliegen (neu) zu verankern. Theda Rehbock hat jüngst die Medizin als eine „Grundform der menschlichen Praxis“ beschrieben13, weil gerade die Medizin eine „elementare Form der personalen Beziehung und Zuwendung zum Anderen“14 darstellt. Damit wird deutlich, dass es fatal wäre, wenn die Medizin sich nach Belieben verändern würde. Als Grundform der menschlichen Praxis bleibt die Zuwendung eines Helfers ein Bestandteil der gesamten Gesellschaft, auf den kein vernünftiger Mensch zu verzichten bereit sein dürfte. Daher wäre die Ablösung einer solchen sittlichen Helfer-Person durch einen marktorientierten Dienstleister für die gesamte Gesellschaft ein nicht ersetzbarer Verlust. Mit dem Dargelegten sollte deutlich gemacht werden, wie wichtig die sich etablierenden Ethikstrukturen in den verschiedenen Einrichtungen sind, denn vor allem durch sie besteht die Chance, dass Ethik zum identitätsstiftenden Moment gemacht und die sittliche Helferperson eben nicht 12 13 14 (6), S.39 (7), S. 325 (7) 104 Giovanni Maio abgeschafft, sondern aufgewertet wird. Ethik in die Organisation bringen heißt nach alledem danach fragen, was das Unverwechselbare der Heilberufe ist. Wenn wir das Proprium der Heilberufe in ihrer bedingungslosen Hilfsbereitschaft sehen, so werden wir rasch erkennen, dass sich dies vollkommen deckt mit dem christlichen Kulturgut, das die Wiege des Krankenhaussystems war. Ethik in die modernen Krankenhäuser zu bringen kann somit bedeuten, das, was die ersten christlichen Hospitäler zu ihrem Kerngedanken gemacht hatten, wieder kompatibel zu machen mit den modernen Strukturen. Wenn die modernen Häuser nicht zu seelenlosen Reparaturfabriken verkommen wollen, so wären sie gut beraten, sich wieder am Kerngedanken der Caritas neu zu orientieren. Literatur 1. Callahan, Daniel/Wasunna, Angela A.: Medicine and the market. Equity versus choice. Baltimore: Johns Hopkins University Press, 2006 2. Deppe, Ulrich: Zur Kommerzialisierung des Menschenrechts. In: Kolb und Horst Seithe (Hg.): Medizin und Gewissen. Mabuse-Verlag, 2002, S. 210–221 3. Kamlah, Wilhelm: Philosophische Anthropologie. Sprachkritische Grundlegung und Ethik. Mannheim: BI Wissenschaftsverlag 1973 4. Maio, Giovanni/Clausen, Jens/Müller, Oliver (Hg.): Mensch ohne Maß? Reichweite und Grenzen anthropologischer Argumente in der biomedizinischen Ethik. Freiburg: Alber, 2008 5. Marquard, Odo: Zur Diätetik der Sinnerwartung. Philosophische Bemerkungen. In: Ders.: Apologie des Zufälligen. Stuttgart: Philosophische Studien, 1986, S. 33–53 6. Pellegrino, Edmund D.: Bekenntnis zum Arztberuf – und was moralisch daraus folgt. Eine tugendorientierte Moralphilosophie des Berufs. In: Hans Thomas (Hg.): Ärztliche Freiheit und Berufsethos. Dettelbach: J.H. Röll, 2005, S. 17–60 7. Rehbock, Theda: Personsein in Grenzsituationen. Zur Kritik der Ethik medizinischen Handelns. Paderborn: Mentis, 2005 8. Schneider-Flume, Gunda: Leben ist kostbar. Wider die Tyrannei des gelingenden Lebens. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002 105 Kapitel 1: Ethische Infragestellung 9. Welie, Jos V.M.: The dentist as healer and friend. In: David C. Thomasma, Judith Lee Kissell (Hg.): The Health Care Professional as Friend and Healer: Building on the Work of Edmund D. Pellegrino. Washington: Georgetown University Press, 2000, S. 35–48 10. Zimmermann-Acklin, Markus: Gesundheit, Gerechtigkeit, Glück. Ethische Bemerkungen zum Umgang mit den Errungenschaften der modernen Medizin. Bioethica Forum 51 (2006) 2–9 106