Adenom akzessorischer Speicheldrüsen am Parotis

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Zahnmedizin
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Der aktuelle klinische Fall
Adenom akzessorischer Speicheldrüsen
am Parotisausführungsgang
Martin Kunkel, Torsten E. Reichert
Fotos: Kunkel
Abbildung 1:
Die Abbildungen A
und B zeigen jeweils
einen sonographischen Vertikalschnitt
der Wange im größten
Durchmesser des
Befundes. In A stellt
sich die dorsale Schallverstärkung (➞),
in B die spärliche
Vaskularisation (➞)
außerhalb einer
Lymphknotentypischen
Hilusstruktur dar.
des Stenon-Ganges gelegen war. Der lobuläre Aufbau zeigt sich sowohl auf der
Oberfläche als auch auf der Schnittfläche
des Präparates (Abbildungen 3 a und b).
Histologisch handelte es sich um ein Basalzelladenom.
Diskussion
Kasuistik
Eine 56-jährige Patientin stellte sich mit einer über mehrere Wochen zunehmenden
schmerzlosen Schwellung der rechten
Wange vor. Klinisch imponierte eine etwa
zwei Zentimeter durchmessende, zwei Zentimeter dorsal der rechten Lippenkommissur gelegene noduläre Raumforderung unmittelbar vor dem Masseter-Vorderrand gelegen. Das Speicheldrüsenostium erschien
klinisch unauffällig, es konnte klarer Speichel exprimiert werden. Sonographisch
(Abbildungen 1 a und b) stellte sich eine
knapp zwei Zentimeter im größten Durchmesser ausgedehnte, echoarme, mäßig
kompressible, homogene Raumforderung
mit deutlicher dorsaler Schallverstärkung
und einer spärlichen Vaskularisierung dar.
Eine lymphknotentypische Hilus-Binnenstruktur war sonographisch nicht erkennbar.
zm 93, Nr. 3, 1. 2. 2003, (232)
Die Entfernung des Befundes erfolgte in Intubationsnarkose von enoral. Abbildung 2
zeigt den nach enoral luxierten, glatt begrenzten Tumor, der unmittelbar ventral
Tumoren der akzessorischen Speicheldrüsen des Parotis-Ausführungsganges sind
seltene Befunde, die nur rund zwei Prozent
aller Neoplasien der Kopfspeicheldrüsen
ausmachen [Machtens 2000]. Sie sind diffe-
Abbildung 2:
Der Tumor ist über
einen enoralen
Zugang präparatorisch umfahren und
in die Mundhöhle
luxiert.
Abbildung 3:
Oberfläche und
Anschnitt des Tumors
zeigen die lobuläre
Architektur, die bereits
makroskopisch an
den Aufbau einer
Speicheldrüse
erinnert.
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rentialdiagnostisch vor allem gegen
Lymphknotenerkrankungen aber auch Lipome oder Gefäßtumoren der Wangenregion abzugrenzen. Die Sonographie stellt
das bildgebende diagnostische Verfahren
der ersten Wahl dar und ist im Zusammenhang mit anamnestischen und klinischen
Daten zur Therapieentscheidung (Indikation zur operativen Entfernung) ausreichend.
Für die zahnärztliche Praxis demonstriert
dieser Befund die Bedeutung der klinischen
Untersuchung (Palpation) der perioralen
Weichgewebe, die hier zur Erkennung eines
seltenen Speicheldrüsentumors in einer untypischen Lokalisation führte. Akzessorische
Speicheldrüsen finden sich häufig im ventralen Verlauf des Stenon-Ganges. Sie stellen eine Normvariante dar und haben selbst
keinerlei Krankheitswert. Sie können allerdings Ausgangspunkt aller typischen Spei-
Fazit für die Praxis
■ Die klinische Untersuchung der perioralen Weichgewebe ist wichtiger Bestandteil der zahnärztlichen Untersuchung.
■ Akzessorische Speicheldrüsen sind
harmlose Normvarianten, sie können
aber Ausgangspunkt typischer Speicheldrüsentumoren sein.
■ Jede Raumforderung der perioralen
Weichgewebe erfordert eine histologische Diagnosesicherung.
cheldrüsenerkrankungen und -tumoren
sein. Bei der Patientin lag ein Basalzelladenom vor. Diese Differenzierungsart eines monomorphen Adenoms findet sich in
knapp vier Prozent der benignen Speicheldrüsentumoren [Seifert 1997]. Obwohl
pathologische Befunde der Wangenregion
in der Regel klinisch gut erkennbar sind,
wird der Zusammenhang zu akzessorischen
Speicheldrüsen häufig erst aus der Histologie erkennbar, da spezifische klinische Symptome, wie die Gangobstruktion, meist
nicht in Erscheinung treten.
PD Dr. Dr. Martin Kunkel
PD Dr. Dr. Torsten E. Reichert
Klinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie
Johannes-Gutenberg-Universität
Augustusplatz 2
55131 Mainz
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zm 93, Nr. 3, 1. 2. 2003, (233)
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