Sommersemester 2009 Lehrstuhl für reine Mathematik II Universität Würzburg http://www2.mathematik.uni-wuerzburg.de Würzburg, den 5.05.2009 Prof. Dr. F. Wirth M. Schönlein Warteschlangen Übungsblatt 2 Abgabe: Montag, den 11.05.2009, Zi. 112 1. Ein stochastischer Prozess sei wie folgt definiert. Wir haben zwei Münzen: eine faire, deren Wurf jeweils mit Wahrscheinlichkeit p = 1/2 Kopf oder Zahl ergibt, sowie eine unfaire, die auf beiden Seiten eine Kopf hat. Diese Münze übergeben wir der Werferin, die ohne unsere Kenntnis eine der beiden Münzen auswählt (gleichverteilt). Danach wirft sie die Münze, und teilt uns die Ergebnisse mit. (a) Die zwei beobachteten Zustände sind Kopf und Zahl. Berechnen Sie die Übergangsmatrix von Zustand zum Zeitpunkt n zum Zustand zum Zeitpunkt n + 1, d.h. die Matrix mit den Wahrscheinlichkeiten, dass der Zustand zum Zeitpunkt n+1 Kopf (oder Zahl) ist, gegeben, dass der Zustand zum Zeitpunkt n Kopf (oder Zahl) ist. (b) Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass zum n + 2 Wurf Kopf fällt, gegeben dass im n-ten und n + 1-ten Wurf Kopf gefallen ist. (c) Handelt es sich bei diesem stochastischen Prozess um eine Markov-Kette ? (6 Punkte) 2. Es sei P die Übergangsmatrix einer homogenen Markov-Kette {X(t) | t ∈ N0 } mit endlich vielen Zuständen {1, . . . , n}. Die Matrix P heißt reduzibel, wenn es eine Permutationsmatrix Q gibt, so dass P11 P12 , QP QT = 0 P22 mit quadratischen Matrizen P11 , P22 und sonst irreduzibel. Die Markov-Kette heißt irreduzibel, wenn es zu jedem Paar von Zuständen i, j ∈ {1, . . . , n} eine Zeit t > 0 gibt, so dass P(X(t) = i|X(0) = j) > 0 . (a) Zeigen Sie, dass die folgenden drei Aussagen äquivalent sind: (i) die Markov-Kette ist irreduzibel (ii) die Übergangsmatrix ist irreduzibel (iii) der Graph der Markov-Kette ist stark zusammenhängend. (4 Punkte) (b) Sei P irreduzibel und spaltenstochastisch. Nach dem Satz von Perron-Frobenius hat eine irreduzible P spaltenstochastische Matrix P einen eindeutigen Wahrscheinlichkeitsvektor π (d.h. π ≥ 0, πi = 1) mit Pπ = π . Ferner gilt π > 0 und der Eigenwert 1 ist einfach. Wir bezeichnen mit W ∈ Rn×n die Matrix, deren Spalten alle gleich π sind. Zeigen Sie, I + P + . . . + P m−1 (I − P + W ) = I − P m + mW. Folgern Sie daraus, dass m−1 1 X k P = W. m→∞ m lim k=0 (4 Punkte) (c) Interpretieren Sie dass Ergebnis aus (b). Man sagt oft etwas leger, Ergodizität bedeute, zeitliches Mittel und räumliches Mittel seien gleich. Wie soll man diesen Satz in diesem Zusammenhang richtig verstehen ? Was wird hier wie gemittelt ? (1 Punkt)