Institut für Pathologie

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Institut für Pathologie
Universität Hamburg
Prof. Dr. med. G. Sauter
EXPRESSION DES ÖSTROGENREZEPTORS α UND
AMPLIFIKATION DES ESR1-GENS BEI
MESENCHYMALEN NEOPLASIEN
DISSERTATION
zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin
dem Fachbereich Medizin der Universität Hamburg vorgelegt von
Sylvia Giese
geboren in Potsdam
Hamburg 2012
Angenommen vom Fachbereich Medizin
der Universität Hamburg am: 27. Januar 2012
Veröffentlicht mit Genehmigung des Fachbereichs
Medizin der Universität Hamburg
Prüfungsausschuss, der/die Vorsitzende: Prof. Dr. Guido Sauter
Prüfungsausschuss: 2. Gutachter/in: Prof. Dr. Fritz Jänicke
Prüfungsausschuss: 3. Gutachter/in: PD Dr. Ronald Simon
-2-
INHALTSVERZEICHNIS
1
EINLEITUNG
1.1 Mesenchymale Neoplasien
1.1.1 Epidemiologie
1.1.2 Ätiologie
1.1.3 Staging und Grading
1.1.4 Therapie
1.1.5 Leiomyom
1.1.6 Leiomyosarkom
1.1.7 Gastrointestinaler Stromatumor
1.1.8 Liposarkom
1.2 Der Östrogenrezeptor
1.3 Genetische Veränderungen und Kanzerogenese
1.4 Bedeutung des Östrogenrezeptors in der Kanzerogenese
1.5 Östrogenrezeptor und mesenchymale Neoplasien
1.6 Ziele der Arbeit
4
4
4
5
7
8
9
9
11
12
14
16
17
18
19
2
MATERIAL UND METHODEN
2.1 Zusammensetzung des Arrays: Patienten-/ Tumorkollektiv
2.2 Befunde/ Histologie-Review
2.3 Herstellung des Tissue-Micro-Arrays
2.4 Immunhistochemie (IHC)
2.5 Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH)
2.6 Auswertung
2.6.1 Immunhistochemie
2.6.2 Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung
2.7 Statistik
20
20
22
22
26
27
29
29
30
31
3
ERGEBNISSE
3.1 Allgemein
3.2 Technische Probleme und Auswertbarkeit
3.3 Primärtumoren
3.3.1 Immunhistochemie
3.3.2 Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung
3.3.3 Tumorverhalten
3.3.4 Differenzierungsgrad
3.3.5 Geschlecht
3.3.6 Lokalisation
3.3.7 Tumorgröße
3.4 Rezidive
3.5 Leiomyom
3.6 Leiomyosarkom
3.6.1 Amplifikationen bei Leiomyosarkomen
3.7 Gastrointestinaler Stromatumor
3.8 Liposarkom
3.8.1 Amplifikationen bei Liposarkomen
3.9 Immunhistochemie und Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung
32
32
35
35
35
38
40
41
42
44
45
46
47
49
51
52
55
57
58
-3-
4
DISKUSSION
4.1 Proteinebene
4.1.1 Östrogenrezeptorexpression und histogenetischer Ursprung
4.1.2 Östrogenrezeptorexpression bei Leiomyomen
4.1.3 Östrogenrezeptorexpression bei Leiomyosarkomen
4.1.4 Östrogenrezeptorexpression bei Gastrointestinalen
Stromatumoren
4.1.5 Östrogenrezeptorexpression bei Liposarkomen
4.1.6 Östrogenrezeptorexpression und Geschlecht
4.1.7 Mesenchymale Neoplasien und Östrogeneinfluss
4.1.8 Mesenchymale Neoplasien in Zusammenhang mit
Hormontherapien
4.1.9 Östrogenrezeptorexpression und Prognose
4.2 Genebene
4.3 Therapieansätze
4.3.1 Tamoxifen
4.3.2 Therapieversuche bei mesenchymalen Neoplasien
4.4 Methode
59
59
59
60
61
62
5
ZUSAMMENFASSUNG
77
6
LITERATURVERZEICHNIS
79
7
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
89
8
TABELLENVERZEICHNIS
90
9
DANKSAGUNG
91
10
CURRICULUM VITAE
92
11
ERKLÄRUNG
93
-4-
62
63
64
65
65
66
71
71
73
74
1 EINLEITUNG
1.1 MESENCHYMALE NEOPLASIEN
Weichgewebstumoren (Soft Tissue Tumours) sind im Allgemeinen Neoplasien
verbindender Gewebe 1. Sie bilden eine Gruppe heterogener Tumoren, die
benigne, maligne und intermediär maligne (Borderline-Tumoren) Neoplasien
beinhaltet 1, 2.
Benigne Tumoren zeigen eine große Ähnlichkeit mit gesundem Gewebe,
wohingegen
maligne
mesenchymale
Neoplasien
(Sarkome)
je
nach
Differenzierung unterschiedlich stark normalen Zellen gleichen 1.
Es gibt verschiedene Klassifizierungssysteme; die gebräuchlichsten, nach
World Health Organization sowie Enzinger & Weiss, erfolgen nach dem
histologischen Zelltyp, dem der Weichgewebstumor ähnelt in: adipozytäre
Tumoren,
fibroblastische/
myofibroblastische
Tumoren,
fibrohistiozytäre Tumoren, Tumoren der glatten
perivaskuläre
Tumoren
der
Tumoren,
peripheren
vaskuläre
Tumoren,
Nervenscheiden,
so
genannte
und Skelettmuskulatur,
chondro-ossäre
periphere
Tumoren,
neuroektodermale
Tumoren sowie solche unklarer Differenzierung 1-3.
1.1.1 EPIDEMIOLOGIE
Der größte Anteil von Weichgewebstumoren ist benigne 3. Dessen Inzidenz
lässt sich nicht genau feststellen, da gutartige Tumoren oftmals keiner
chirurgischen Exzision unterliegen und in Krebsregistern nicht eingeschlossen
sind
1,
2
.
Vermutlich
liegt
das
Verhältnis
benigner
zu
maligner
Weichgewebstumoren bei 100 : 1 1-3.
Maligne Weichgewebstumoren sind relativ selten im Vergleich zu anderen
bösartigen Neoplasien wie beispielsweise Karzinomen und machen weniger als
1% dieser aus
2, 3
. Die jährliche Inzidenz maligner mesenchymaler Neoplasien
liegt bei ungefähr 3-4/ 100000 Einwohner (Europa, USA) 1, 3.
Einige Entitäten sind gehäuft bei Männern (wie zum Beispiel synoviales
Sarkom, nasopharyngeales Angiofibrom), andere wiederum bevorzugt bei
-5-
Frauen (beispielsweise Leiomyosarkome, Haemangioperizytom) nachweisbar
1,
2
.
Mesenchymale Tumoren betreffen alle Altersgruppen, jedoch ist die Mehrzahl
der Sarkome bei Erwachsen zu finden, das mittlere Alter beträgt 65 Jahre
Spezielle
Tumoren
treten
allerdings
vorherrschend
im
1-3
.
Kindesalter
(Neuroblastom, embryonales Rhabdomyosarkom u. a.) oder bei Jugendlichen
(synoviales Sarkom, alveolares Rhabdomyosarkom u. a.) auf 1.
Benigne Weichgewebstumoren liegen meist oberflächlich - dermal oder
subkutan - (99%) und sind häufig kleiner als 5 cm (95%) 3. Die häufigsten
Subentitäten sind Lipome (33%), fibrohistiozytäre und fibröse Tumoren (33%),
dann folgen vaskuläre (10%) und Nervenscheidentumoren (5%) 3.
Sarkome sind zu 75% in den Extremitäten lokalisiert und zu jeweils 10% am
Rumpf oder retroperitoneal 3. Sie liegen zu zwei Drittel im tiefen Gewebe, der
3
mittlere Durchmesser beträgt hier 9 cm
. Nur zu einem Drittel sind sie
oberflächlich mit einem mittleren Durchmesser von 5 cm zu finden 3. Drei Viertel
aller
Sarkome
sind
Liposarkome,
Leiomyosarkome,
pleomorphe Sarkome (ehemals maligne fibröse Histiozytome
undifferenzierte
4, 5
), synoviale
Sarkome und maligne periphere Nervenscheidentumoren. Drei Viertel sind
hochmaligne (G2-3) 3.
1.1.2 ÄTIOLOGIE
Die Ätiologie von malignen Weichgewebstumoren ist relativ wenig verstanden
im Vergleich
zu
anderen
malignen
Erkrankungen
(wie
beispielsweise
Lungenkarzinomen) 1, 2.
Zu möglichen ursächlichen Faktoren der Kanzerogenese bei Sarkomen zählen
unter anderem ionisierende Strahlung (Fibrosarkom, Angiosarkom, peripherer
Nervenscheidentumor u. a.), bestimmte onkogenetische Viren (humanes
Herpesvirus 8: Kaposi Sarkom, Epstein-Barr Virus: Leiomyosarkom) sowie
Chemikalien
1,
2
. Immundefizienz oder therapeutische Immunsuppression
werden in Zusammenhang mit dem Auftreten von Sarkomen gebracht 2.
Einige Weichgewebstumoren entstehen auch im Rahmen syndromaler,
-6-
genetischer Erkrankungen wie zum Beispiel der Neurofibromatose Typ1
(Neurofibrom, maligner peripherer Nervenscheidentumor) oder der familiären
adenomatösen Polypose (desmoide Fibromatose) 1-3.
Es
wird
davon
ausgegangen,
Weichgewebstumoren
allgemein
dass
nicht
sich
aus
maligne
deren
Formen
benignen
von
Varianten
entwickeln, sondern de novo entstehen 2, 3.
Sarkome sind in aller Regel genetisch instabile Tumoren. Bei etwa einem Drittel
aller
Sarkome
sind
spezifische
genetische Alterationen
zu
finden
6
.
Translokationen sind ein häufiges Phänomen wie beispielsweise bei synovialen
Sarkomen (t(X;18)(p11;q11)), bei primitiven neuroektodermalen Tumoren
(t(11;22)(q24;q12)
und
t(21;22)(q22q12))
Fibrosarkom (t(12;15)(p13;q25))
1, 6, 7
oder auch
beim kongenitalen
. Die durch Translokation entstehenden
Fusionsgene involvieren oft Transkriptionsfaktoren
1, 6
. Des Weiteren kann es
zur spezifischen Mutation von Onkogenen kommen wie zum Beispiel c-kit bei
gastrointestinalen Stromatumoren 6. Diese charakteristischen Merkmale einer
Entität erlauben eine bessere Differentialdiagnose und Klassifikation der
Weichgewebstumoren sowie zum Teil prognostische Aussagen 6.
Bei zirka zwei Drittel aller Sarkome konnten bislang keine spezifischen
wiederkehrenden genetischen Alterationen nachgewiesen werden 6. Sarkome
weisen häufig vielzählige nummerische Chromosomenaberrationen (darunter
Genkopienzahlverluste und -gewinne) auf 6. Die meisten adulten Spindelzellund pleomorphen Sarkome zählen zu dieser Gruppe
6
. Keine konstante
Korrelation dieser Genveränderungen mit klinisch - pathologischen Parametern
konnte aufgezeigt werden 6. Verschiedene Amplifikationen wurden beschrieben
wie beispielsweise die der Gene MYC oder der 12q13-15 Region (welche die
Gene GLI, MDM2, CHOP, CDK4, SAS und HMGIC beinhaltet) sowie anderer
genetischer Regionen, dessen Zielgene bislang unbekannt sind 1, 2.
-7-
1.1.3 STAGING UND GRADING
Staging und Grading von malignen Weichgewebstumoren sind essentiell für die
Wahl einer geeigneten Therapie sowie deren Prognose und darüber hinaus für
wissenschaftliche Untersuchungen.
Das Staging von Sarkomen basiert sowohl auf histologischen als auch
klinischen Informationen. Gemäß American Joint Committee on Cancer (AJCC)
und Union Internationale Contre le Cancer (UICC) beinhaltet die TNM Klassifizierung den histologischen Malignitätsgrad, Tumorgröße und -tiefe,
regionalen Lymphknotenstatus sowie Fernmetastasen 1-3.
Das Grading betrachtet histologische Parameter und ermöglicht Aussagen über
den Malignitätsgrad des Tumors
2, 3
. Insbesondere die zelluläre Differenzierung,
Anzahl der Mitosen und Tumornekrosen spielen hier eine Rolle (Fédération
Nationale des Centres de Lutte Contre le Cancer - FNCLCC) 1-3.
Es erfolgt eine Unterteilung der malignen Weichgewebstumoren nach dem
histologischen Malignitätsgrad in „gut differenziert“ (low grade Sarkome) und
„schlecht differenziert“ (high grade Sarkome), um das Risiko von Rezidiven und
Metastasen abzuschätzen 2.
Low grade Sarkome sind lokal aggressiv, neigen zu Lokalrezidiven, haben
jedoch ein eher niedriges Metastasierungsrisiko und daher eine eher gute
Prognose 1. Die Therapie ist in erster Linie chirurgisch, sofern möglich 1. High
grade Sarkome hingegen tendieren sowohl zur lokalen Rekurrenz als auch zu
Metastasen, so dass die Therapie chirurgisch und/oder durch Bestrahlung
sowie zytostatischer Behandlung erfolgt 1.
Prognostische Parameter mit statistischer Relevanz sind bei Sarkomen Größe,
histologischer Malignitätsgrad sowie Staging des Tumors und tumorfreie
Resektionsränder
8, 9
. Weitere prognostische Faktoren sind Lokalisation des
Tumors sowie Alter, Geschlecht, Rasse des Patienten, die voneinander
unabhängig mit der Überlebenszeit assoziieren 8.
-8-
1.1.4 THERAPIE
Die Ansprechraten von Zytostatika sind insgesamt gering (Anthrazykline,
Ifosfamid 16 - 36%, andere 10 - 20%) und zahlreiche Studien zeigen keinen
gesicherten
Zusammenhang
Radiotherapie und Überleben
zwischen
7, 8, 10
zytostatischer
Behandlung
oder
. Lediglich Rhabdomyosarkome und primitive
neuroektodermale Tumoren des Weichgewebes reagieren gut auf eine
zytostatische Behandlung (Vincristin, Etoposid, Actinomycin D), bei denen diese
als Standardtherapie gilt 9, 10.
Die Wahl der Therapie ist abhängig vom histologischen Subtyp sowie der
anatomischen Lokalisation
7, 8
. Die Behandlungsoptionen insbesondere für
metastasierte Sarkome sind schlecht.
Die Therapie der Wahl von Sarkomen mit statistisch signifikantem Vorteil
hinsichtlich Überlebenszeit besteht in erster Linie in der chirurgischen Exzision
mit tumorfreien Resektionsrändern (R0 - Resektion) 7, 8, 10.
Die klinische Bedeutung neuerer Therapieformen ist bislang größtenteils noch
unklar.
In Bezug auf neuere, spezifische Therapieansätze ist es hilfreich, Zielgene und
-proteine in Schlüsselpositionen zu identifizieren
7, 11
. Denn je spezifischer der
Angriffspunkt, seine Prävalenz, seine unabdingbare Rolle für das Zellüberleben
und seine Aktivität in den Tumorzellen erforscht ist, desto wahrscheinlicher ist
es, eine geeignete Behandlung zu finden und eine Aussage über deren
Effektivität zu treffen 7.
So konnte für gastrointestinale Stromatumoren (GIST) solch ein Angriffspunkt
gefunden werden. Hierbei handelt es sich um die mutierte Tyrosin-Kinase c-kit,
deren pathologische Aktivität mittels Imantinibmesylat (STI571/ Glivec) inhibiert
1, 7, 10
und dadurch das autonome Tumorwachstum gehemmt wird. Erste
Resultate zeigen Ansprechraten von 60 - 70% und dass die Therapie zu einem
verlängerten rezidivfreien Intervall sowie ebenfalls bei metastatischem Stadium
zu einer besseren Prognose durch ein verlängertes krankheitsfreies Intervall
führt
7, 12-14
. Die Ein-Jahres-Überlebensrate bei fortgeschrittenem Krankheitsbild
lag vor Imatinib bei etwa 35% und konnte jetzt bis auf 90% angehoben werden
dank auf ursächliche molekulare Anomalien zielender Therapie
-9-
13
. Somit konnte
bei GISTs im c-kit und dessen Sensibilität für Imatinib ein therapeutisches
Schlüsselelement gefunden werden.
Molekulare Analysen können Informationen liefern, die sowohl für das
Verständnis der Pathogenese bedeutend sind als auch diagnostische und
prognostische Relevanz haben.
Im Folgenden werden die in der durchgeführten Untersuchung am häufigsten
repräsentierten Entitäten kurz vorgestellt.
1.1.5 LEIOMYOME
Leiomyome haben große Ähnlichkeit mit ihrem Ursprungsgewebe, der glatten
Muskulatur. Sie sind der häufigste gynäkologische Tumor der Frau im
reproduktiven Alter 15.
Die häufigste Lokalisation dieser gutartigen Tumore ist der weibliche
Genitaltrakt, insbesondere der Uterus
1, 2
. Weitere mögliche Entstehungsorte
sind retroperitoneal, peritoneal, im tiefen Weichgewebe, gastrointestinal,
vaskulär und dermal 1, 2.
Es ist bekannt, dass auch bei Leiomyomen chromosomale Veränderungen
auftreten können 16.
Die Therapie besteht in der chirurgischen Resektion, sofern anatomisch bedingt
durchführbar 3. Lokale Rezidive nach Entfernung sind möglich 3.
1.1.6 LEIOMYOSARKOME
Das maligne Pendant der Leiomyome sind Leiomyosarkome. Sie sind
histologisch recht ähnlich in Bezug auf ihr Ursprungsgewebe, unterscheiden
sich jedoch klinisch - pathologisch erheblich von Leiomyomen 1.
Vom
diagnostischen
und
therapeutischen
Standpunkt
aus
haben
Leiomyosarkome trotz ihrer relativen Seltenheit eine große klinische Bedeutung
- 10 -
aufgrund ihrer unvorhersehbaren Rekurrenz sowie ihrer Möglichkeiten zur
Metastasierung.
Sie stellen 5 - 10% der Sarkome dar 2, sind jedoch die häufigsten malignen
uterinen Tumoren nicht-epithelialen Ursprungs
mesenchymalen Tumoren der Blutgefäße
15
3
, die dominierenden malignen
und häufige retroperitoneale
Sarkome 3. Insbesondere die Differentialdiagnose gegenüber Leiomyomen ist
wichtig hinsichtlich therapeutischer Konsequenzen.
Leiomyosarkome treten in Abhängigkeit von der Lokalisation häufiger bei
Frauen auf (insbesondere uterin, retroperitoneal, vaskulär)
Proliferation
stehen
in
Zusammenhang
2, 3
(Schwangerschaft, Östrogenstimulation)
mit
2, 3
, Wachstum und
hormonellem
Einfluss
. Das Prädilektionsalter ist das 50.
bis 60. Lebensjahr 2.
Sie werden nach Lokalisation eingeteilt, da sie sich hinsichtlich Klinik und
Biologie unterscheiden
1,
2
. Häufig treten sie uterin, retroperitoneal oder
intraabdominell auf, andere mögliche Lokalisationen sind Weichgewebe,
Extremitäten und Rumpf 2.
Leiomyosarkome sind genetisch instabile Tumoren und weisen oft komplexe
Karyotypen mit unbeständigen chromosomalen Aberrationen auf 3.
Histologisch können Leiomyosarkome in epithelioid, myxoid, inflammatorisch
und Granularzellleiomyosarkom unterschieden werden 2.
Relevante
prognostische
Parameter
sind
Tumorgröße,
Lokalisation,
histologischer Malignitätsgrad und Invasion in Knochen und Blutgefäße
3
.
Besonders günstig sind kutane Leiomyosarkome aufgrund ihrer oberflächlichen
Lokalisation
2, 17
. Ungünstig hingegen sind retroperitoneale Leiomyosarkome, da
sie oft wegen ihrer Größe und tiefen Lokalisation nicht im Gesunden reseziert
werden können 2. Neben dem Rezidivrisiko besteht darüber hinaus die Gefahr
der Metastasierung, bevorzugt in Lunge und Leber 2, 3.
Die Therapie von Leiomyosarkomen ist in erster Linie chirurgisch 8. Bestrahlung
und Zytostatika (Doxorubicin/Epirubicin und Ifosfamid) sind ohne gesicherten
- 11 -
Benefit 7, 8.
Leiomyosarkome sind zwar relativ selten, jedoch aggressiv und ihre Prognose
ist insgesamt im Vergleich mit anderen malignen Weichgewebstumoren eher
schlecht (mittlere Überlebenszeit 21 Monate) 8.
1.1.7 GASTROINTESTINALER STROMATUMOR
Gastrointestinaler Stromatumor (GIST) ist die Bezeichnung für eine Gruppe
1
spezifischer mesenchymaler Tumoren des Gastrointestinaltrakts
. GISTs
unterscheiden sich von anderen Tumoren der glatten Muskulatur durch
klinische,
histologische
und
molekulare
Merkmale,
speziell
durch
die
Expression von c-kit (CD117) 1.
Es gibt benigne und maligne Varianten
1,
18
. Sie sind bevorzugt im
Erwachsenenalter (vorrangig über 50 Jahren) vorzufinden 1, 18.
GISTs sind die häufigsten mesenchymalen Tumoren des Gastrointestinaltrakts
(80%) und können dort überall vorkommen
Magen
1, 18
1, 13, 18
. Ihre Hauptlokalisation ist der
(50 - 70%), dann folgt Dünndarm und Duodenum (20 - 30%), Kolon
und Rektum (10%) sowie Ösophagus (1%), mesenterial (5%) und appendikulär
(<1%) 13. In der Regel treten sie unifokal auf 13.
Charakterisiert sind GISTs, vor allem maligne Formen, durch Mutationen auf
dem c-kit-Gen, lokalisiert auf Chromosom 4q11-q12 1. Das c-kit-Gen gehört zu
Familie der Tyrosin-Kinasen (Typ 3), deren Rezeptor normalerweise Dimere
bildet, dessen Tyrosin-Kinase durch Liganden aktiviert (phosphoryliert) wird und
es schließlich nukleär zum Proliferationssignal kommt 1. Durch die Mutation wird
c-kit ligandenunabhängig, was so zur Autophosphorylierung und damit zum
autonomen Wachstum führt 1, 18.
Eine starke Expression des c-kit-Gens (CD117) liegt in 85 - 95% vor 2.
Des Weiteren sind andere Genkopienzahlvermehrungen sowie -Verluste bei
GISTs zu finden, welche verschiedene Chromosomen betreffen 16, 18.
Prognostisch relevante Parameter sind Tumorgröße, Tumornekrose, Expression
von Ki67 und Aneuploidie
1, 18
. Darüber hinaus spielt die Lokalisation des
- 12 -
Primärtumors eine diagnostische Rolle, wobei proximale GISTs (Ösophagus,
Magen) günstiger sind als distale (Dünndarm, Kolon) 13.
Nach wie vor ist die chirurgische Exzision mit tumorfreiem Resektionsrand (R0 Resektion) die Therapie der Wahl 1, trotzdem besteht die Wahrscheinlichkeit
von Rezidiven
18
. Darüber hinaus bildet die mutierte Tyrosin-Kinase c-kit einen
Angriffspunkt, deren pathologische Aktivität durch Imantinibmesylat (STI571/
1, 7
Glivec) inhibiert wird
. Dies führt auch bei inoperablem Primärtumor oder
fortgeschrittenem Stadium zu einem deutlich verlängertem krankheitsfreien
Intervall
12, 13
. GISTs gelten als resistent gegenüber zytostatischen Therapien
(<10% Ansprechraten auf Mono- oder Polychemotherapien mit Anthrazyklinen)
und zeigen auch keine günstige Entwicklung unter Radiotherapie 13.
Bei malignen Formen besteht die Gefahr, diffus intraabdominell oder peritoneal
zu rezidivieren oder in die Leber, Lunge sowie Knochen zu streuen – die
hauptsächlichen Lokalisationen von Metastasen
1,
13,
18
. Insbesondere bei
Rezidiven oder Metastasen ist die Prognose schlecht 13.
1.1.8 LIPOSARKOME
Liposarkome sind eine histologisch und genetisch heterogene Gruppe maligner
mesenchymaler Neoplasien mit Fettgewebsdifferenzierung 1, 2.
Insgesamt zählen sie mit mehr als 20% zu den häufigsten malignen
Weichgewebstumoren im Erwachsenenalter 1, 19.
Häufige Lokalisationen von Liposarkomen, die vorrangig im mittleren und
späten Erwachsenenalter auftreten, sind Extremitäten und Retroperitoneum,
bevorzugte Metastasierungsorte Weichgewebe, Knochen sowie Lunge.
1-3
.
Klinische Parameter sind stark abhängig vom Subtyp des Liposarkoms und
können daher sehr zwischen den einzelnen Tumorgruppen variieren.
Folgende
Subentitäten
Untergliederung
erfolgt
werden
nach
unterschieden:
Enzinger
die
und
histologische
Weiss
in
hochdifferenziert/dedifferenziert, myxoid/rundzellig und pleomorph 2. Darüber
hinaus gibt es noch mixed-type Liposarkome
- 13 -
2, 3
, die extrem selten auftreten
3
und in dieser Arbeit nicht vertreten sind.
Dedifferenzierte
Liposarkome
hochdifferenzierter
Liposarkomen
1
Liposarkome
stellen
dar,
die
rundzellige
fortgeschrittene
die
von
Form
myxoiden
. Die Subentitäten hochdifferenziert/dedifferenziert sowie
myxoid/rundzellig sind auch genetisch verschieden. Die erstere Gruppe
charakterisiert ein Rearrangement des Genabschnittes 12q
1-3
, wohingegen für
myxoid/rundzellige Liposarkome die Translokation t(12;16)(q13;p11) typisch ist
1-3
. Genetische Aspekte pleomorpher Liposarkome sind bislang wenig
verstanden 1.
Hochdifferenzierte Liposarkome in subkutaner Lokalisation werden im Rahmen
dieser Arbeit als atypische Lipome bezeichnet, da sie nie metastasieren und
keine Progression hin zu dedifferenzierten Liposarkomen zeigen
1-3, 19, 20
. Des
Weiteren sind sie aufgrund ihrer anatomischen Lage chirurgisch kurativ
therapierbar
1-3,
19
hochdifferenzierten
. Dadurch unterscheiden sie sich prognostisch von
Liposarkomen
anderer
Lokalisation,
beispielsweise
retroperitoneal oder mediastinal, die häufig rezidivieren und deren Risiko einer
Progression im Sinne einer Dedifferenzierung deutlich höher ist, so dass diese
der Gruppe hochdifferenziert/dedifferenziert zugeordnet werden 1-3, 5.
Die Prognose hängt stark vom histologischen Subtyp ab 19.
Tabelle 1: Prognose in Abhängigkeit des histologischen Subtyps bei Liposarkomen
Daten entnommen aus Miettinen „Diagnostic soft tissue pathology“ Churchill Livingstone 2003 1
und Böcker, Denk, Heitz „Pathologie“ Urban & Fischer 2004 19
SUBENTITÄT
HÄUFIGKEIT
5-JAHRES-ÜBERLEBENSRATE
hochdifferenziert
>50%
90%
dedifferenziert
5%
60-70%
myxoid/rundzellig
30-40%
40-50%
pleomorph
5%
20%
Wie bereits oben erwähnt spielt bei Liposarkomen die Lokalisation eine
entscheidende prognostische Rolle 3. Des Weiteren beeinflussen histologischer
Malignitätsgrad, Nekrosen, TP53-Überexpression bei myxoid/rundzelligen
sowie Tumorgröße und -Tiefe, Anzahl der Mitosen, Nekrosen bei pleomorphen
Liposarkomen die Prognose 3.
Therapie der Wahl mit statistisch signifikantem Benefit ist eine ausgedehnte
chirurgische Exzision mit tumorfreiem Resektionsrand (R0 - Resektion), die in
- 14 -
Abhängigkeit von der Lokalisation nicht immer ausreichend durchzuführen ist
3,
8
.
So
gelten
retroperitoneale
hochdifferenzierte
zweithäufigste Lokalisation dieser Subentität
häufige
unkontrollierbare
Dedifferenzierung
1,
2,
lokale
5
.
1,
die
, als schlecht therapierbar durch
Rekurrenz
Weitere
Radiotherapie sowie Zytostatika
1-3
Liposarkome,
1,
sowie
therapeutische
der
Fähigkeit
Möglichkeiten
zur
sind
8
, wobei hier kein gesicherter Benefit
hinsichtlich der Überlebenszeit besteht
7, 8, 11
. Die zytostatischen eingesetzten
Substanzen Doxorubicin/Epirubicin und Ifosfamid zeigen bei Monotherapie
Ansprechraten von 10 - 30%, jedoch ohne Erwirkung einer längeren
Überlebenszeit
8,
11
. Insbesondere bei Rezidiven oder fortgeschrittener
Erkrankung lässt die Effektivität einer zytostatischen Therapie zu wünschen
übrig 11.
1.2 DER ÖSTROGENREZEPTOR
Ein besseres Verständnis von Mechanismen, die maßgeblich an der
Pathogenese von Weichgewebstumoren beteiligt sind, ist notwendig, um neue
und bessere therapeutische Optionen zu finden. Der Östrogenrezeptor wurde
im Rahmen der vorliegenden Arbeit Ziel dieser Suche.
Der Östrogenrezeptor gehört zur Familie der Steroidhormonrezeptoren. Diese
nukleären Rezeptoren können extrazelluläre Signale in eine Transkription eines
Genabschnittes überführen.
Das
Steroidhormon
Östrogen
entwickelt
seine
Wirkung
über
den
Östrogenrezeptor, der bis zum Kontakt mit dem Hormon zellulär im inaktivierten
Zustand vorliegt, gebunden an zytoplasmatische Proteinkomplexe – den
Hitzeschockproteinen
21
. Bei der Aktivierung der Rezeptoren lösen diese sich
von den Hitzeschockproteinen und bilden Dimere, die dann über zwei
Mechanismen ihre Wirkung entfalten können
21
. Der Östrogenrezeptor kann
einerseits direkt als regulativer Transkriptionsfaktor agieren, indem er als Dimer
21
an Zielsequenzen der Zelle bindet
aktiviert als auch reprimiert werden
die
Transkription
über
. Die Transkription kann dann sowohl
21
. Andererseits kann der Östrogenrezeptor
Protein-Protein-Wechselwirkungen
- 15 -
mit
anderen
Transkriptionsfaktoren forcieren, beispielsweise durch Bindung an AP-1 über
Fos und Jun, die dann ihrerseits an die DNA binden 21.
Abbildung 1: Funktion des Östrogenrezeptors
Grafik entnommen aus Ganten, Ruckpaul „Grundlagen der Molekularen Medizin“
Springer-Verlag 2003 21
Der
Östrogenrezeptor
hormonabhängiger
als
indirekter
regulativer
Transkriptionsfaktor
Transkriptionsfaktor
21
steht
und
daher
im
Zusammenhang mit einer Expression von Zielgenen, die den Zellzyklus
beeinflussen.
Östrogenrezeptorabhängig werden stimulierende Wachstumsfaktoren wie TGFα, IGF-II und PDGF sowie der inhibierende Faktor TGF-β
exprimiert
22
. Auch
die Produktion zellulärer Proteine wie Progesteronrezeptor und Proteasen wird
durch den Östrogenrezeptor als Transkriptionsfaktor beeinflusst 22.
Das ESR1-Gen (6q25.1
23
) ist eine komplexe genomische Einheit mit
zahlreichen Möglichkeiten alternativen Spleißens sowie mit Nutzung sechs
verschiedener Promotoren
24
. Über die Anzahl der aktiven Promotoren in einer
Zelle kann die Menge des synthetisierten Östrogenrezeptors reguliert werden 24.
Der Östrogenrezeptor wird in hormonsensitiven Geweben der Frau exprimiert
wie im Epithel der Brust und des Endometriums, in Stromazellen des
Endometriums und im Myometrium des Uterus 1.
- 16 -
Die Verteilung der Subtypen α
und β
des Östrogenrezeptors ist
unterschiedlich in verschiedenen Geweben, ebenso ihre Spezifität bezüglich
der Bindung von Liganden 25, 26.
1.3 GENETISCHE VERÄNDERUNGEN UND KANZEROGENESE
Es ist heute bekannt, dass genetische Veränderungen wie beispielsweise
numerische Chromosomenaberationen, Translokationen, Verlust oder Zugewinn
von
Genabschnitten
Kontrollmechanismen
des
zellulären
Wachstums
destabilisieren, eine unkontrollierte Proliferation fördern, die dann schließlich in
der Entwicklung benigner und maligner Neoplasien resultieren kann 1.
Amplifikation sowie auch Deletion von genetischem Material sind bei malignen
Tumoren ein häufiger Mechanismus, die Expression bestimmter Zielgene zu
steigern und sich so einen Wachstums- und Überlebensvorteil zu sichern
19, 24, 27-
29
.
Es kommt im Rahmen einer Amplifikation zu einer Vermehrung von
normalerweise zwei vorhandenen Kopien eines Gens auf bis zu mehrere
tausend
24
. Die Amplifikation stellt sich zytogenetisch als homogene Struktur
dar, die sich in anderen Chromosomen integrieren (intrachromosomal) oder als
paarige, extrachromosomale Genpakete vorliegen kann 1, 24.
Das Produkt, also das Protein, liegt bei einer Genamplifikation unverändert,
aber bei entsprechender Expression in erhöhter Konzentration vor
28
. Durch die
unphysiologisch erhöhten Spiegel dieses Genproduktes, beispielsweise die
vermehrte Bildung unveränderter Wachstumsfaktoren, kann ein Verlust der
kontrollierten Zellproliferation erfolgen 28.
Die Identifikation von genetischen Veränderungen trägt zum besseren
Verständnis der Kanzerogenese bei, kann diagnostisch genutzt werden und
führt zur Entwicklung selektiver Therapien 1. Möglicherweise ergeben sich
prognostische Assoziationen der Genveränderung 1.
1.4 BEDEUTUNG DES ÖSTROGENREZEPTORS IN DER
KANZEROGENESE
- 17 -
Der
Einfluss
von
Östrogen
sowie
Östrogenrezeptorblockern
(trans-
hydroxytamoxifen) auf die Wachstumsrate von Zellen ist in vitro nachgewiesen
30
. Zelllinien von ER-positiven Mammakarzinomen reagieren auf das Fehlen von
Östrogen unmittelbar mit einer verringerten Wachstumsrate
30
. Diese kann nach
kurzfristigem Entzug von Östrogenen durch Gabe von Östradiol gesteigert
werden
30
. Östrogenrezeptorblocker wirken dosisabhängig als vollständiger
Antagonist bei einer durch Östradiol stimulierten Proliferation und führen zu
einem verminderten Zellwachstum 30.
Es konnte ein Zusammenhang zwischen Anwesenheit von Östrogen und
Expression des Östrogenrezeptors in Form einer Up-/Down-Regulation
nachgewiesen werden
30
. Zellen unter östrogenfreien Bedingungen zeigen
höhere Östrogenrezeptorspiegel 30.
Im Tiermodell wurde gezeigt, dass Östrogen und sein Rezeptor auch bei primär
östrogenunabhängigem
Wachstum
über
andere
Mechanismen
proliferationsfördernd wirken 31.
Des
Weiteren
wurde
an
Tiermodellen
dargestellt,
dass
es
unter
Östrogeneinfluss zu einer erhöhten Inzidenz von Neoplasien (u. a. Liposarkom)
sowie zu einem hormonstimulierten Tumorwachstum kommt 32, 33.
Das Vorliegen einer Östrogenrezeptorexpression bei Mammakarzinomen gilt als
prognostischer Faktor und ist Ziel einer Antiöstrogenrezeptor-Therapie mit
Tamoxifen
34, 35
. Hierdurch kann eine statistisch signifikante Verlängerung des
krankheitsfreien sowie des rezidivfreien Intervalls erreicht werden, was sich
insgesamt in einer verlängerten Überlebenszeit widerspiegelt 34-36.
Vor kurzem wurde nachgewiesen, dass ESR1-Amplifikationen in 20% und eine
geringe
Vermehrung
Mammakarzinomen
der
vorliegen.
Genkopienzahl
In
fast
allen
in
weiteren
Fällen
sind
Amplifikationen mit einer Östrogenrezeptorexpression assoziiert
15%
die
bei
ESR1-
27
. Außerdem
scheinen Patientinnen mit ESR1-Amplifikation und Östrogenrezeptorexpression
mehr von einer Therapie mit Tamoxifen zu profitierten als Patientinnen ohne
Amplifikation 27.
1.5 ÖSTROGENREZEPTOR UND MESENCHYMALE NEOPLASIEN
Für einige Entitäten mesenchymaler Neoplasien wurde eine Expression des
- 18 -
Östrogenrezeptors α beschrieben.
Dies gilt insbesondere für uterine und
retroperitoneale Leiomyome weiblicher Patienten 1, uterine Leiomyosarkome 1,
Angiomyofibroblastome,
aggressivem
Angiomyxome
sowie
genitale
Stromatumore der Frau (wie Stromasarkome des Endometriums) 1.
Trotz der früher durchgeführten Untersuchungen geben die publizierten Studien
in ihrer Gesamtheit nur ungenügende Aufschlüsse über die tatsächliche
Häufigkeit
von
Östrogenrezeptorexpressionen
bei
Weichgewebstumoren.
Auffällig sind große Diskrepanzen zwischen den Resultaten der einzelnen
Studien. So variieren die angegebenen Häufigkeiten beispielsweise bei
Leiomyosarkomen zwischen 0% und 100%, bei Liposarkomen zwischen 0%
und 60%. Die Beurteilung ist durch diese doch recht unterschiedlichen
Aussagen stark erschwert.
Einige Entitäten wie zum Beispiel atypische Lipome oder Rhabdomyome
wurden bislang keiner Analyse unterzogen, sodass das Wissen über
Östrogenrezeptorexpressionen bei Weichgewebstumoren zudem unvollständig
ist.
Interessant ist die Tatsache, dass in einigen Studien und Fallberichten die
Entstehung von Sarkomen (u. a. Liposarkom, Leiomyosarkom, StromazellSarkom) unter Tamoxifen-Therapie geschildert wurde 37-39.
Mechanismen die für eine Östrogenrezeptorexpression ursächlich sind, wurden
bislang an mesenchymalen Tumoren nicht entdeckt. Eine mögliche Ursache
wäre
eine
Genkopienzahlvermehrung
des
ESR1-Gens,
welches
den
Östrogenrezeptor α ü kodiert, wie dies bei Mammakarzinomen kürzlich
beschrieben wurde 27.
- 19 -
1.6 ZIELE DER ARBEIT
Da bislang noch keine gezielte Untersuchung an Weichgewebstumoren
hinsichtlich Östrogenrezeptoren sowohl auf Protein- als auch auf Genebene an
einer größeren Tumorpopulation, die zahlreiche Subentitäten repräsentiert,
durchgeführt wurde, ist dies Ziel der vorliegenden Arbeit. Eine standardisierte
Analyse unter Verwendung der gleichen Methode, des gleichen Protokolls
sowie identischer Materialien soll eine bessere Vergleichbarkeit der Daten
realisieren. Dies wird hier mittels Tissue-Microarray-Technik erreicht.
Im Fokus stehen die Entitäten Leiomyome, Leiomyosarkome und Liposarkome,
bei
denen
Expressionen
des
Östrogenrezeptors
sowie
teils
auch
Genkopienzahlveränderungen des ESR1-Gen gezeigt wurden, jedoch keine
einheitlichen Angaben in der Literatur zu finden sind.
Insbesondere
Zusammenhänge
zwischen
Genveränderung
und
Proteinexpression wurden bei mesenchymalen Tumoren nur unzureichend
untersucht.
Die Rolle einer ESR1-Amplifikation für die Expression des Östrogenrezeptors
wurde bei 743 Proben mesenchymaler Neoplasien von 632 Patienten
analysiert. Es erfolgte die Konstruktion eines Tissue Microarrays (TMA), der
verschiedene mesenchymale Neoplasien enthielt sowie eines TMAs, der
unterschiedliche Fettgewebstumoren beinhaltete. Diese wurden hinsichtlich der
Expression des Östrogenrezeptors immunhistochemisch und bezüglich der
ESR1-Amplifikation mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung analysiert.
Die durchgeführten Untersuchungen sollen dazu beitragen, die Pathogenese
von Weichgewebstumoren besser zu verstehen. Bekannte Proteinexpressionen
oder Genveränderungen könnten bei der Differentialdiagnose der Subentitäten
hilfreich sein. Letztlich könnte die Expression des Östrogenrezeptors einen
neuen gezielten Therapieansatz ermöglichen.
- 20 -
2 MATERIAL UND METHODEN
2.1 ZUSAMMENSETZUNG DER ARRAYS: PATIENTEN-/ TUMORKOLLEKTIV
Für die Untersuchung standen zwei verschiedene Weichgewebstumor-TMAs
zur Verfügung. Freundlicherweise konnte auf einen durch E. von Friderici und
M. Hochreiter im Rahmen ihrer Doktorarbeit hier im Institut gefertigten Array
zurückgegriffen werden. Ein weiterer TMA mit Fettgewebstumoren wurde
eigens für diese Arbeit zusammengestellt.
Die
Multitumorarrays
beinhalten
verschiedene
Entitäten
von
Weichgewebstumoren sowie standardisiertes Kontrollgewebe. Insgesamt sind
20 Tumortypen vertreten.
Tabelle 2: Übersicht Entitäten
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
012 Angiosarkome
010 Chondrosarkome (extraskelettal)
008 Dermatofibrosarkoma protuberans
022 desmoide Fibromatose
012 primitive neuroektodermale Tumoren des Weichgewebes (PNET)
003 Fibrosarkome
072 gastrointestinale Stromatumoren (GIST)
021 Granularzelltumoren
014 Haemangioperizytome
077 Leiomyome
001 Rhabdomyom
072 Leiomyosarkome
120 Liposarkome
012 atypische Lipome
035 maligner peripherer Nervenscheidentumor (malignes Schwannom)
074 Non Specified Sarkome (NOS)
007 Osteosarkome (extraskelettal)
007 Rhabdomyosarkome
003 Synovialsarkome
050 Lipome
000 Standardkontrollgewebe
Das Standardkontrollegewebe setzte sich aus Gewebe von Herz, Niere, Lunge,
Kolon, Endometrium, Prostata, Lymphknoten, quergestreifter Muskulatur, Haut,
Fett, Mamma-, Lungen-, Kolon- und Prostatakarzinomen zusammen.
- 21 -
Abbildung 2: Schema des TMA
Angiosarkom
Chondrosarkom
Dermatofibrosarkoma
protuberans
Desmoide Fibromatosis
PNET
Fibrosarkom
GIST
Granularzelltumor
Haemangioperizytom
Leiomyom
Rhabdomyom
Leiomyosarkom
Liposarkom
Atypisches Lipom
Malignes Schwannom
Standardkontrollgewebe
NOS
Osteosarkom
PNET
Rhabdomyosarkom
Synovialsarkom
Standardkontrollgewebe
Lipom
Atypisches Lipom
Liposarkom
Standardkontrollgewebe
- 22 -
2.2 BEFUNDE/ HISTOLOGIE-REVIEW
Aus den Berichten des Instituts für Pathologie Hamburg Eppendorf wurden
Angaben zur Diagnose und Lokalisation der Tumoren entnommen, bezüglich
der Sarkome ebenfalls Größe (pT-Stadium), Differenzierungsgrad (Grading),
Lymphknotenstatus (pN-Stadium) und Metastasierungsgrad (pM-Stadium).
Allgemeine Daten wie Operationsdatum, Alter und Geschlecht der Patienten
sowie Angaben über rezidivierendes Auftreten des Tumors gehörten ebenso
dazu.
Des Weiteren wurden alle histologischen Präparate des Fettgewebstumorarrays
noch einmal hinsichtlich der Entität sowie eventuell genaue Charakterisierung
3
von Untergruppen nach aktuellen Kriterien der World Health Organization
befundet.
2.3 HERSTELLUNG DES TISSUE MICROARRAYS
Das Tissue-Micro-Array-Verfahren ermöglicht die Untersuchung eines großen
Gewebekollektivs
auf
Proteinebene
(Immunhistochemie)
sowie
mittels
molekularer Methoden (Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung).
Zunächst erfolgt die Rekrutierung potentiell verwendbarer Fälle aus der
Datenbank des Instituts für Pathologie des Universitätsklinikums Hamburg
Eppendorf. Entsprechende histologische Schnitte werden aus den Archiven
herausgesucht und von einem erfahrenen Pathologen beurteilt. Auf dem
hematoxylin-eosin-gefärbten Objektträger werden repräsentative Anteile des
Gewebes
markiert.
Anschließend
werden
die
korrespondierenden
Gewebeparaffinblöcke aus den Archiven zu den Objektträgern sortiert. Ein
Datenfile wird erstellt, der folgende patientenbezogene Informationen aus den
pathologischen Befunden beinhaltet: Geburtsdatum, Geschlecht, jeweiliges
Datum der Probenentnahme, Lokalisation sowie Angaben zum Staging und
Grading. Nach Erstellung eines Datenfiles (Punch-File) beginnt das Stanzen
des Arrays: aus dem repräsentativen Areal eines Gewebeparaffinblocks (DonorBlock) werden Gewebezylinder (Durchmesser 0,6 mm, Höhe 3 - 4 mm
mittels
einer
Hohlnadel
entnommen.
Die
Gewebezylinder
vorgefertigte Löcher im Empfängerparaffinblock eingebracht.
- 23 -
40, 41
werden
)
in
Abbildung 3: Herstellung des TMA
entnommen aus „Human Molecular Genetics“ 2001, Vol.10, 658 42
Abbildung 4: Stanzgerät und dessen Funktion
entnommen aus „Nature reviews drug discovery“ 2003, Vol. 2, 964 43
- 24 -
Abbildung 5: Übersichtsaufnahme des Stanzgerätes
Abbildung 6: Detailaufnahme
des Bohrers
Abbildung 7: Detailaufnahme der Stanze
Mittels eines selbst hergestellten X-Y-Achsen-Präzisionsinstruments werden die
einzelnen Gewebezylinder im Empfängerblock (45 x 20mm) eingebettet; der
Abstand zwischen den einzelnen Spots beträgt 0,8 mm. Auf diese Art können
bis zu 1000 Gewebestanzen hochpräzise in einen einzigen Empfängerblock
angeordnet werden 41, 42.
- 25 -
Abbildung 8: Beispiel eines Tissue Microarrays
Der Array wird mit einem Mikrotom in histologische Schnitte mit einer variablen
Dicke von 4 - 8 µm geschnitten und mit Hilfe eines adhesive-coated tape
sectioning system (Instrumedics, Hackensack, NJ/USA) auf einen Objektträger
aufgebracht 40, 44.
Abbildung 9: Gefärbte HE-Schnitte der TMAs
- 26 -
2.4 IMMUNHISTOCHEMIE (IHC)
Für die immunhistologische Färbung wurde das standardisierte indirekte
Immunoperoxidase-Verfahren (ABC-Elite, Vector Laboratories, Berlingame, CA,
USA) angewandt.
MATERIALIEN45
ER pharmDx-Kit von DAKO (Glostrup, Dänemark): Mix aus Antikörper-Klone
1D5 und ER-2-123
Waschpuffer (code S3006)
Dual Endogenous Enzyme Block (code S2003)
Target Retrieval Solution (code S1699)
kalibrierter Dampfkocher
EnVision+ Mouse, HRP (code K4000)
DAB+ (Diaminobenzidin, code K3468)
Haemalaun
• entparaffinieren und rehydrieren der Probe
• eintauchen in Target Retrieval Solution
• kalibrierter Dampfkocher:

5 min bei 125°C inkubieren

30 min abkühlen lassen (keine Zugluft)

Druck ablassen und Objektträger entnehmen

abgießen der Target Retrieval Solution und
spülen mit Waschpuffer

5 min einweichen der Objektträger in frischem
Waschpuffer
• Färbung im DAKO-Färbeautomat (DAKO-Autostainer)
• Gegenfärbung mit Haemalaun 15 s
• trocknen, reinigen und eindeckeln der Objektträger
Für die Negativkontrolle wurde der primäre Antikörper weggelassen. Die
Positivkontrolle wurde durch Färbung von Standardkontrollgewebe auf dem
Array mit bekannter Östrogenrezeptor-Expression (Mammakarzinome) erzielt.
- 27 -
2.5 FLUORESZENZ IN SITU HYBRIDISIERUNG (FISH)
TAG I
MATERIALIEN
Pretreatment Solution (Vysis VP 2000 Pretreatment Reagent #30-801250,
Abbott Molecular Inc., IL/USA): NaSCN, pH 5,4, 50 ml, auf 80°C erwärmt
Protease Solution (1 L Vysis VP 2000 Protease Buffer #30-801255 (0,01 N HCl,
pH 2,0) + Vysis Protease I #32-801260 (Pepsin 250 mg), Abbott Molecular Inc.,
IL/USA): auf 37°C erwärmt
Sonden-Hybridisierungsmix für 20 µl: 14,0 µl Basismix
2,0 µl COT-DNA (1 µg/µl)
3,5 µl ESR1-Sonde DNA (0,03µg/µl)
(BAC RP11-450E24, RZPD)
0,5 µl CEP6-Sonde Spektrum Orange
(Abbott Molecular Inc., IL/USA)
• Paraffinschnitt des Gewebearrays auf Superfrost plus TM über Nacht bei 40°C
backen, anschließend mit einem Diamantschreiber das Areal markieren
•
3 x 10 min Xylol, 2 x 5 min in 96% Ethanol entparaffinieren
•
3 min Lufttrocknung auf Heizplatte, Alkohol entfernen
•
15 min Pretreatment bei 80°C
•
2 min in demineralisiertem Wasser waschen
•
150 min in Proteaselösung bei 37°C andauen
•
2 min Wasserspülung (demineralisiertes Wasser)
•
3 min 70% Ethanol in Küvette gießen
•
3 min 80% Ethanol in Küvette gießen
•
3 min 96% Ethanol in Küvette gießen
•
3 min Lufttrocknung auf Heizplatte (48°C)
•
10 µl Sonden-Hybridisierungsmix auf den Gewebearray pipettieren und
mit
Deckgläschen eindeckeln, mit Rubbercement versiegeln
•
5 min bei 72°C im ThermoBrite (Abbott Molecular Inc., IL/USA)
- 28 -
denaturieren
•
über Nacht Schnitt im HYBrite bei 37°C inkubieren
TAG II
MATERIALIEN
Waschpuffer-Küvette: 2 x SSC (Saline-Trinatriumcitrat: 0,14M NaCl, 0,015M
Trinatriumcitrat; 4 x 66 g auf 1 L = 20 x SSC, dann 1:10 verdünnen) (Abbott
Molecular Inc., IL/USA), 0,3% NP40 (Octylphenoxypolyethoxyethanol; Abbott
Molecular Inc., IL/USA), pH 7,25 (pH 7-7,5), auf 72°C erwärmen
Fluorescent Antibody Enhancer Set (Roche, Basel/Schweiz)
Waschpuffer: 1 x PBS (Phopshate-Buffered saline), 0,2% Tween20, auf 37°C
aufwärmen
1 x Blocking-Lösung 500 µl + 3 x 50 µl/Objektträger (10 x Blocking aus KitFlasche #4 auftauen und mit PBS 1:10 verdünnen)
DAPI (4',6-Diamidino-2-Phenylindol) - Antifade 1000 mg/ml (Abbott Molecular
Inc., IL/USA)
Antikörperaliquots vor Verdünnung mit Blocking-Lösung 5 min bei circa 10000
rpm zentrifugieren
•
Kleber und Deckgläschen vorsichtig entfernen
•
Objektträger
in
den
Waschpuffer
bei
Raumtemperatur
stellen
bis
Wasserbad aufgeheizt, 2 min bei 72°C Objektträger in den Waschpuffer ins
Wasserbad stellen
•
Objektträger nach der Post-Hybridisierung kurz in 1 x PBS (100 ml in
Objektträger-Küvette) waschen
•
Objektträger mit 500 µl Blocking-Solution eindecken, 30 min bei
Raumtemperatur inkubieren
•
Blocking-Solution abkippen
•
50 µl Maus-Anti-DIG-Antikörper-Lösung (2 µl Antikörper-Lösung aus KitTube #1 in 48 µl 1 x Blocking) auf Objektträger-Küvette pipettieren, mit
Parafilm abdecken, 1 h bei 37°C in feuchter Kammer inkubieren
•
3 x mit 100 ml Waschpuffer (1x PBS, 0,2% Tween20) bei 37°C jeweils etwa
1 min kurz nacheinander waschen (3 Küvetten), zwischendurch etwas
- 29 -
schütteln
•
50 µl Anti-Maus-Antikörper-DIG-Lösung (2 µl Antikörper-Lösung aus KitTube #2 in 48 µl 1 x Blocking) auf Objektträger pipettieren, mit Parafilm
abdecken, 1 h bei 37°C in feuchter Kammer inkubieren
•
3 x mit 100 ml Waschpuffer (1x PBS, 0,2% Tween20) bei 37°C jeweils etwa
1 min kurz nacheinander waschen (3 Küvetten), zwischendurch etwas
schütteln
•
50 µl Anti-DIG-Fluorescein-Lösung (2 µl Antikörper-Lösung aus Kit-Tube #3
in 48 µl 1 x Blocking) auf Objektträger pipettieren, mit Parafilm abdecken, 1
h bei 37°C in feuchter, dunkler Kammer inkubieren
•
3 x 5 min mit 100 ml Waschpuffer (1 x PBS, 0,2% Tween20) waschen,
Küvetten dunkel halten
•
lufttrocknen der Objektträger im Dunkeln bei Raumtemperatur
•
eindecken der luftgetrockneten Objektträger mit 50 µl DAPI (4',6-Diamidino2-Phenylindol) - Antifade, mit Deckgläschen (24x32 mm) abdecken,
möglichst dunkel halten
2.6 AUSWERTUNG
2.6.1 IMMUNHISTOCHEMIE
Die Auswertung erfolgt nach dem Allred-Score
35
. Der Anteil der positiven
Tumorzellen wird zunächst geschätzt und ein Proportionsscore ermittelt
Anschließend
wird
ein
Intensitätsscore
vergeben,
der
sich
an
35
.
der
durchschnittlichen Färbeintensität positiver Zellen orientiert 35.
Tabelle 3: Definition des Allred-Scores 35
SCORE
PROPORTIONSSCORE
0
negativ
1
< 1%
2
1-10%
3
10-33%
4
33-66%
5
> 66%
INTENSITÄTSSCORE
negativ
schwach positiv
mittelstark positiv
stark positiv
Proportions- und Intensitätsscore werden addiert, so dass ein Gesamtscore von
0 bis 8 erreicht werden kann 35.
Tabelle 4: Interpretation des Allred-Scores 35
ALLRED-SCORE
AUSSAGE
- 30 -
0–2
3–8
ER-negativ
ER-positiv
Bei allen immunhistochemisch positiven Tumoren wird die Untersuchung an
Schnitten der Großfläche des Tumors wiederholt.
2.6.2 FLUORESZENZ-IN-SITU-HYBRIDISIERUNG
Die Auswertung erfolgt manuell.
Die Zellkerne werden mit DAPI blau gefärbt. Als Vergleich wird eine ZentromerSonde (Cep6) verwendet, so dass eine ESR1-Amplifikation vorliegt, wenn das
Verhältnis von grünen (ESR1) zu roten (Cep6) Signalen >2 ist. Im Falle
intrachromosomaler ESR1-Amplifikationen stellen sich diese als grüne Cluster
dar. Bei einer Ratio zwischen 1 und 2 handelt es sich um eine Polysomie.
Entspricht die Anzahl der ESR1-Gen-Signale denen der Centromersonde, so
liegt keine spezifische Veränderung des ESR1-Gens vor. Ist die Ratio kleiner 1
kann von einer Deletion des ESR1-Gens ausgegangen werden. Die
Evaluierung
basiert
auf
dem
etablierten
Scoring-System
für
HER2-
Amplifikationen beim Test-Kit PathVysion (akzeptiert durch US Food and Drug
Administration (FDA)) 46.
Amplifikationen und Polysomien werden im Rahmen dieser Arbeit als FISHpositiv bezeichnet. Deletionen wie auch normale Genkopienanzahlen des
ESR1-Gens werden hier als FISH-negativ eingeordnet.
Tabelle 5: Definition und Interpretation der FISH-Ergebnisse
RATIO
AUSSAGE
>2
Amplifikation
1–2
Polysomie
1
normal
<1
Deletion
BEZEICHNUNG
FISH-positiv
FISH-positiv
FISH-negativ
FISH-negativ
Bei allen FISH-positiven Neoplasien wird ebenfalls an weiteren Schnitten der
Großfläche nochmals eine FISH-Analyse sowie mehrfach Immunhistochemie
durchgeführt.
- 31 -
2.7 STATISTIK
Mittels
Kontigenztabellen-Analyse
Zusammenhänge
zwischen
und
klinisch
-
Chi-Quadrat-Test
pathologischen
werden
Daten
und
Östrogenrezeptorexpression sowie ESR1-Amplifikation dargestellt.
Lediglich der erste Spot eines Patienten wird bei Vorhandensein mehrerer
Gewebeproben (Primarius/Rezidiv/Metastase) für die statische Analyse genutzt.
- 32 -
3. ERGEBNISSE
3.1 ALLGEMEIN
Es wurden 743 Tumoren von 632 Patienten untersucht.
Davon sind 313 Patienten männlich (49,50%) und 319 weiblich (50,50%).
Das durchschnittliche Alter liegt bei 55,32 Jahren, der Median bei 57,25 Jahren;
der jüngste Patient war 1 Jahr, der älteste 98 Jahre alt.
Es ergibt sich folgende zu untersuchende Gesamttumorpopulation:
Tabelle 6: Übersicht der Gesamttumorpopulation
ENTITÄT
ANZAHL
ANZAHL
ANZAHL
PATIENTEN
PRIMÄRREZIDIVE
TUMOREN
ADIPOZYTÄRE TUMOREN
Lipom
50
50
Atypisches Lipom
12
11
Liposarkom
120
112
FIBROBLASTISCH/MYOFIBROBLASTISCHE TUMOREN
Desmoide
22
20
Fibromatose
Haemangioperizytom
14
9
Fibrosarkom
3
1
FIBROHISTIOZYTÄRE TUMOREN
Dermatofibrosarkoma
8
6
protuberans
GLATTMUSKULÄRE TUMOREN
Leiomyom
77
77
Leiomyosarkom
72
48
GIST
72
64
SKELETTMUSKULÄRE TUMOREN
Rhabdomyom
1
1
Rhabdomyosarkom
7
4
VASKULÄRE TUMOREN
Angiosarkom
12
9
CHONDRO-OSSÄRE TUMOREN
Chondrosarkom
10
6
Osteosarkom
7
4
PERIPHERE NERVENSCHEIDENTUMOREN
Granularzelltumor
21
21
malignes Schwannom
35
20
PERIPHERE NEUROEKTODERMALE TUMOREN
PNET
12
8
TUMOREN UNKLARER DIFFERENZIERUNG
Synovialsarkom
3
1
NOS
74
54
TOTAL
632
526
ANZAHL
METASTASEN
1
25
7
5
-
3
1
4
2
5
1
1
12
1
26
14
2
1
4
2
3
2
4
3
1
11
12
3
3
18
2
12
98
93
Die Entität Malignes Fibröses Histiozytom (MFH) wurde des Öfteren als solche
- 33 -
in Frage gestellt, so dass diese Tumoren im Rahmen dieser Arbeit als
pleomorphe undifferenzierte high grade Sarkome bezeichnet werden und der
Gruppe „Non-other-specified-Tumoren (NOS)“ zugeordnet sind 4, 5.
Von 38 Patienten konnten sowohl Primarius als auch Rezidiv untersucht
werden, bei weiteren 3 Patienten war es möglich Primarius, Rezidiv und
Metastase zu analysieren.
Tabelle 7: Übersicht Entität, Primarius, Rezidiv und Metastase
ENTITÄT
PRIMARIUS UND
PRIMARIUS,
REZIDIV
REZIDIV UND
METATASE
Liposarkom
16
Desmoide Fibromatose
3
Dermatofibrosarcoma
3
protuberans
Leiomyom
2
Leiomyosarkom
2
GIST
Angiosarkom
2
Chondrosarkom
1
Osteosarkom
Granularzelltumor
1
malignes Schwannom
2
PNET
1
NOS
6
TOTAL
Nach Enzinger und Weiss
38
2
PRIMARIUS UND
METASTASE
1
-
4
-
1
1
-
5
7
1
1
1
3
3
3
25
erfolgt eine Einteilung der Tumoren in benigne,
intermediär (so genannte Borderline-Tumoren) und maligne:
• benigne: Lipom, Leiomyom, Rhabdomyom, Granularzelltumor
• intermediär: atypisches Lipom, desmoide Fibromatose, Dermatofibrosarcoma
protuberans
• maligne: Liposarkom, Haemangioperizytom, Fibrosarkom, Leiomyosarkom,
Rhabdomyosarkom, Angiosarkom, Chondrosarkom, Osteosarkom, malignes
Schwannom, PNET, Synovialsarkom, NOS.
GISTs werden entsprechend ihrer pathologischen Parameter wie Tumorgröße,
Nekrosen, Mitosenanzahl etc. eingeordnet.
Insgesamt konnten 174 Tumoren als benigne, 61 als intermediär und 397 als
maligne eingeordnet werden.
Bei 297 malignen Primärtumoren konnte die Tumorgröße ermittelt werden: 98
(33,00%) Weichgewebstumoren waren kleiner als fünf Zentimeter (entspricht
- 34 -
pT1) und 199 (67,00%) größer (entspricht pT2).
Die Lokalisationstiefe konnte bei 290 malignen Primarii bestimmt werden: wobei
45 (15,52%) Weichgewebstumoren suprafaszial (entspricht pTa) und 245
(84,48%) tief (d.h. unterhalb der Muskelfaszie, entspricht pTb) auftraten.
Die einzelnen Neoplasien waren wie folgt lokalisiert:
Tabelle 8: Übersicht Lokalisation
LOKALISATION
PRIMARII
Kopf/Hals
Rumpfwand
Lunge
Mediastinum
Gastrointestinaltrakt
intraperitoneal
retroperitoneal
obere Extremität
untere Extremität
Genitaltrakt
Skelettsystem
andere Lokalisation
ohne Angabe
REZIDIVE
METASTASEN
43
68
7
2
115
38
42
26
88
38
2
1
56
12
17
3
2
12
12
2
14
2
22
2
12
28
2
3
30
4
1
1
3
7
Bei 351 malignen Tumoren konnte anhand der eingesandten Präparate ein
Lymphknotenstatus
erhoben
werden;
bei
22
(6,27%)
malignen
Weichgewebstumoren wurden Lymphknotenmetastasen nachgewiesen (pN1).
Das Grading konnte bei 304 der malignen Tumoren aus den Unterlagen
entnommen werden, wobei 46 Primarii G1, 87 G2 und 171 G3 klassifiziert
wurden.
Bei Liposarkomen konnten folgende Subentitäten untersucht werden:
Tabelle 9: Übersicht Subentität bei Liposarkomen
SUBENTITÄT
ANZAHL DER FÄLLE
hochdifferenziert/ dedifferenziert
myxoid/ rundzellig
pleomorph
unklar
- 35 -
62
40
15
3
3.2 TECHNISCHE PROBLEME UND AUSWERTBARKEIT
Immunhistochemisch konnten insgesamt 665 von 743 (89,50%) untersuchten
Gewebeproben ausgewertet werden. Fehlende Resultate sind dem Mangel an
Gewebe im Spot oder dem Fehlen des Spots geschuldet (78 = 10,50%).
Die FISH-Analyse war in 532 von 743 (71,60%) untersuchten Gewebeproben
erfolgreich. Fehlende Resultate sind dem Mangel an Gewebe im Spot oder dem
Fehlen des Spots geschuldet (211 = 28,40%).
3.3 PRIMÄRTUMOREN
3.3.1 IMMUNHISTOCHEMIE
466 von 526 Primarii (88,59%) waren im immunhistochemischen Verfahren
interpretierbar.
Es
wiesen
62
Primärtumoren
(13,30%)
ein
positives
immunhistochemisches Ergebnis auf. Davon waren 38 (8,16%) schwach und 24
(5,15%) stark positiv anfärbbar (Allred – Score s. S. 29).
Die Ergebnisse sind tabellarisch auf der folgenden Seite dargestellt.
Insbesondere bei glattmuskulären Tumoren (Leiomyom, Leiomyosarkom und
GIST trat häufig eine Expression des Östrogenrezeptors auf). Bei der
überwiegenden Zahl von östrogenpositiven Tumoren handelt es sich um
Leiomyome und Leiomyosarkome, größtenteils aus dem Uterus stammend.
Daneben
war
bei
Haemangioperizytomen,
malignen
peripheren
Nervenscheidentumoren häufig sowie Liposarkomen und NOS - Tumoren
gelegentlich ein Vorhandensein des Östrogenrezeptors darstellbar.
- 36 -
Tabelle 10: Übersicht der IHC-Ergebnisse bei Primärtumoren
ENTITÄT
ANZAHL
IHC NEGATIV
IHC SCHWACH
POSITIV
ADIPOZYTÄRE TUMOREN
Lipom
50
50
100%
Atypisches Lipom
11
11
100%
Liposarkom
108
102
6
94%
6%
FIBROBLASTISCH/ MYOFIBROBLASTISCHE TUMOREN
Desmoide
13
13
Fibromatose
100%
Haemangioperizytom
7
5
1
71%
14%
FIBROHISTIOZYTÄRE TUMOREN
Dermatofibrosarkom
4
4
protuberans
100%
GLATTMUSKULÄRE TUMOREN
Leiomyom
59
31
8
52%
14%
Leiomyosarkom
47
39
5
83%
11%
GIST
56
45
11
80%
20%
SKELETTMUSKULÄRE TUMOREN
Rhabdomyom
1
1
100%
Rhabdomyosarkom
3
3
100%
VASKULÄRE TUMOREN
Angiosarkom
7
7
100%
CHONDRO-OSSÄRE TUMOREN
Chondrosarkom
4
4
100%
Osteosarkom
4
4
100%
PERIPHERE NERVENSCHEIDENTUMOREN
Granularzelltumor
17
17
100%
malignes Schwannom
19
15
4
79%
21%
PERIPHERE NEUROEKTODERMALE TUMOREN
PNET
5
5
100%
TUMOREN UNKLARER DIFFERENZIERUNG
Synovialsarkom
1
1
100%
NOS
50
47
3
94%
6%
TOTAL
466
404
87%
- 37 -
38
8%
IHC STARK
POSITIV
1
14%
20
34%
3
6%
24
5%
Abbildung 10: IHC mit schwach positiver Östrogenrezeptorexpression in einem Liposarkom
Abbildung 11: IHC mit schwach positiver Östrogenrezeptorexpression in einem Liposarkom
3.3.2 FLUORESZENZ IN SITU HYBRIDISIERUNG
- 38 -
Mittels FISH-Analyse waren 375 von 526 (71,29%) der Primarii interpretierbar.
32 (8,53%) Primärtumoren wiesen eine Genkopienveränderung auf. Davon
waren 25 (6,67%) Polysomien, 6 (1,60%) Amplifikationen sowie 1 Deletion
(0,27%) nachweisbar.
Die Ergebnisse sind tabellarisch auf der folgenden Seite dargestellt.
Genkopienzahlveränderungen
nachweisbar.
Darüber
waren
hinaus
am
stellen
häufigsten
sich
diese
bei
NOS-Tumoren
bei
Liposarkom,
Leiomyosarkom, Rhabdomyosarkom, Granularzelltumoren sowie malignen
periphereren Nervenscheidentumoren dar.
Die
Amplifikationen
Leiomyosarkoms
betrafen
sowie
ein
2
Liposarkome,
Rezidiv
und
3
ein
Primärtumor
NOS-Tumoren.
eines
Detaillierte
Informationen und Fallbeschreibungen sind weiter unten aufgeführt.
Abbildung 12: FISH ESR1-Amplifikation bei einem Liposarkom
Bla
u: Nuklei, grün: ESR1, rot: Centromer 6. Die ESR1-Amplifikation ist als Cluster grüner Signale
zu sehen bzw. wenn das Verhältnis von grünen zu roten Signalen >2 ist.
- 39 -
Tabelle 11: Übersicht der FISH-Ergebnisse bei Primärtumoren
ENTITÄT
ANZAHL
FISH NEGATIV
POLYSOMIE
ADIPOZYTÄRE TUMOREN
Lipom
44
44
100%
Atypisches Lipom
9
9
100%
Liposarkom
93
81
10
87%
11%
FIBROBLASTISCH/ MYOFIBROBLASTISCHE TUMOREN
Desmoide
12
12
Fibromatose
100%
Haemangioperizytom
5
5
100%
FIBROHISTIOZYTÄRE TUMOREN
Dermatofibrosarkom
4
4
protuberans
100%
GLATTMUSKULÄRE TUMOREN
Leiomyom
37
37
100%
Leiomyosarkom
39
36
2
92%
5%
GIST
50
50
100%
SKELETTMUSKULÄRE TUMOREN
Rhabdomyom
1
1
100%
Rhabdomyosarkom
2
1
1
50%
50%
VASKULÄRE TUMOREN
Angiosarkom
7
7
100%
CHONDRO-OSSÄRE TUMOREN
Chondrosarkom
3
3
100%
Osteosarkom
1
1
100%
PERIPHERE NERVENSCHEIDENTUMOREN
Granularzelltumor
11
10
1
91%
9%
malignes
17
16
1
Schwannom
94%
6%
PERIPHERE NEUROEKTODERMALE TUMOREN
PNET
4
4
100%
TUMOREN UNKLARER DIFFERENZIERUNG
Synovialsarkom
1
1
100%
NOS
35
22
10
63%
29%
TOTAL
375
344
92%
- 40 -
25
7%
AMPLIFIKATION
2
2%
1
3%
3
9%
6
2%
3.3.3 TUMORVERHALTEN
Benigne Tumoren exprimierten den Östrogenrezeptor in unserem Kollektiv
generell
häufiger
und
stärker
als
intermediäre
oder
maligne
Weichgewebsneoplasien. Dies ist statistisch hochsignifikant (p < 0,001) und gilt
auch bei alleiniger Betrachtung glattmuskulärer Tumoren. Eine ER-Positivität
war hier signifikant häufiger bei Leiomyomen (28 von 59 positiv, 47,46%) als bei
Leiomyosarkomen (8 von 47 positiv, 17,02%) (p = 0,001). Eine definitive
Aussage zu uterinen Tumoren ist nicht möglich aufgrund der geringen Anzahl
maligner Neoplasien in dieser Region.
benigne
PRIMÄRTUMOR
IHC negativ
PRIMÄRTUMOR
IHC schwach positiv
PRIMÄRTUMOR
IHC stark positiv
TOTAL
Tumorverhalten
intermediär
115
40
79,86%
95,24%
9
2
6,25%
4,76%
20
13,89%
144
42
TOTAL
maligne
248
88,89%
27
9,68%
4
1,43%
279
403
38
24
465
Abbildung 13: IHC Primärtumoren und Tumorverhalten
Genkopienzahlveränderungen traten vor allem bei malignen Tumoren, selten
oder gar nicht bei benignen oder intermediären Neoplasien auf. Dieser
Zusammenhang ist statistisch hoch signifikant (p < 0,001).
benigne
PRIMÄRTUMOR
FISH negativ
PRIMÄRTUMOR
FISH positiv
TOTAL
Tumorverhalten
intermediär
maligne
106
41
195
99,06%
100%
86,28%
1
31
0,94%
13,72%
107
41
226
- 41 -
TOTAL
342
32
374
Abbildung 14: FISH Primärtumoren und Tumorverhalten
3.3.4 DIFFERENZIERUNGSGRAD
Die ER-Expression der malignen Weichgewebsneoplasien zeigt geringe
Assoziationen zum Differenzierungsgrad (statistisch nicht signifikant, p = 0,494).
Grading
G1
PRIMÄRTUMOR
IHC negativ
PRIMÄRTUMOR
IHC schwach positiv
PRIMÄRTUMOR
IHC stark positiv
TOTAL
G2
29
82,86%
4
11,43%
2
5,71%
35
TOTAL
G3
53
86,89%
7
11,48%
1
1,64%
61
98
89,09%
11
11,00%
1
0,91%
110
Abbildung 15: IHC Maligne Primärtumoren und Differenzierungsgrad
- 42 -
180
22
4
206
Jedoch
zeigten
insbesondere
niedrig
differenzierte
Neoplasien
Genkopienzahlveränderungen des ESR1-Gens. Der Zusammenhang zwischen
Differenzierungsgrad des Tumors und Genveränderung ist statistisch signifikant
(p = 0,030).
Grading
G1
PRIMÄRTUMOR
FISH negativ
PRIMÄRTUMOR
FISH positiv
TOTAL
G2
29
96,67%
1
3,33%
30
TOTAL
G3
43
84,31%
8
15,69%
51
69
79,31%
18
20,69%
87
141
27
181
Abbildung 16: FISH Maligne Primärtumoren und Differenzierungsgrad
3.3.5 GESCHLECHT
Ein
statistisch
signifikanter
Zusammenhang
zwischen
Geschlecht
und
Expression des Östrogenrezeptors ist darstellbar (p < 0,001). Neoplasien
weiblicher Patienten exprimieren den ER-Rezeptor deutlich häufiger als bei
männlichen Patienten.
GESCHLECHT
weiblich
PRIMÄRTUMOR
IHC negativ
PRIMÄRTUMOR
IHC schwach positiv
PRIMÄRTUMOR
IHC stark positiv
TOTAL
TOTAL
männlich
194
81,86%
20
8,44%
23
9,71%
237
210
91,70%
18
7,86%
1
0,44%
229
- 43 -
404
38
24
466
Abbildung 17: IHC Primärtumoren und Geschlecht
Es besteht ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Geschlecht
sowie Genkopienzahlveränderung (p = 0,008). Diese treten deutlich häufiger
bei Männern als bei Frauen auf. Eine Hypothese zu diesem unerwarteten
Ergebnis findet sich im Diskussionsteil.
GESCHLECHT
weiblich
PRIMÄRTUMOR
FISH negativ
PRIMÄRTUMOR
FISH positiv
TOTAL
TOTAL
männlich
178
95,70%
8
4,30%
186
166
87,83%
23
12,17%
189
344
31
375
Abbildung 18: FISH Primärtumoren und Geschlecht
Der anhand des Alters angenommene Menopausenstatus weiblicher Patienten
(jünger als 45 Jahre = prämenopausal, 45 - 55 Jahre = menopausal, älter als 55
Jahre = postmenopausal
47, 48
) weist weder einen statistisch signifikanten
Zusammenhang zur ER-Expression noch zur Genkopienzahlveränderung auf.
- 44 -
3.3.6 LOKALISATION
In
einigen
Geweben
kommt
es
häufiger
und
stärker
zu
einer
Östrogenrezeptorexpression. Dies gilt insbesondere für den Genitaltrakt.
Tabelle 12: IHC ER-Expression und Tumorlokalisation
LOKALISATION
ANZAHL
IHC NEGATIV
Kopf/ Hals
Rumpfwand
Lunge
Mediastinum
Gastrointestinaltrakt
intraperitoneal
retroperitoneal
obere Extremität
untere Extremität
Genitaltrakt
Skelettsystem
ohne Angabe
38
61
07
02
92
32
36
24
86
35
02
51
38
57
07
02
79
25
28
23
84
12
02
100%
93%
100%
100%
86%
78%
78%
96%
98%
34%
100%
IHC SCHWACH
POSITIV
004
7%
0013
14%
04
13%
06
17%
01
4%
01
1%
06
17%
0-
IHC STARK
POSITIV
0000003
9%
02
6%
001
1%
17
49%
0-
Zwischen FISH-Ergebnis und Lokalisation des Tumors lässt sich eine deutliche
Assoziation herstellen.
Tabelle 13: FISH Genkopienzahlveränderung und Tumorlokalisation
PolyLOKALISATION
ANZAHL
FISH
FISH
somie
NEGATIV POSITIV
1
Kopf/ Hals
31
30 97% 1
3%
2
Rumpfwand
47
44
3
6%
1
Lunge
6
5 83% 1 17%
Mediastinum
2
2 100% Gastrointestinaltrakt
76
75 99% 1
1%
1
intraperitoneal
22
20 91% 2
9%
4
retroperitoneal
33
28 85% 5 15%
3
obere Extremität
21
17 81% 4 19%
8
untere Extremität
64
55 86% 9 14%
Genitaltrakt
26
26 100% Skelettsystem
1
1 100% ohne Angabe
46
- 45 -
Amplifikation
1
1
1
1
1
1
-
Deletion
1
-
3.3.7 TUMORGRÖßE
Häufiger exprimierten maligne Tumoren den Östrogenrezeptor, die größer als 5
Zentimeter waren (entspricht pT2). Dies ist allerdings ohne statistische
Signifikanz (p = 0,538).
T-STADIUM
pT1
PRIMÄRTUMOR
IHC negativ
PRIMÄRTUMOR
IHC positiv
TOTAL
TOTAL
pT2
81
91,01%
8
8,99%
89
155
87,57%
22
12,43%
177
236
30
266
Abbildung 19: IHC Primärtumoren und Tumorgröße
Auf Genebene jedoch, stellt die Tumorgröße eine statistisch signifikante
Einflussgröße
dar
(p
=
0,130).
Eine
Genkopienzahlveränderung
ist
insbesondere bei malignen Tumoren größer als 5 Zentimeter zu finden.
T-STADIUM
pT1
PRIMÄRTUMOR
FISH negativ
PRIMÄRTUMOR
FISH positiv
TOTAL
TOTAL
pT2
64
92,75%
5
7,25%
69
132
85,16%
23
14,84%
155
- 46 -
196
28
224
Abbildung 20: FISH Primärtumoren und Tumorgröße
3.4 REZIDIVE
In 38 Fällen wurden Primärtumoren und zugehörige Rezidive untersucht, diese
waren hinsichtlich des Östrogenrezeptors in 36 Fällen identisch (p = 0,013).
REZIDIV
IHC negativ
PRIMÄRTUMOR
IHC negativ
PRIMÄRTUMOR
IHC positiv
TOTAL
TOTAL
IHC positiv
34
97,14%
1
2,86%
35
1
33,33%
2
66,67%
3
35
3
38
In 28 Fällen konnten Primärtumor und zugehöriges Rezidiv mittels FISH
analysiert werden. Dabei fanden sich Unterschiede bezüglich Amplifikationoder Polysomiestatus im zeitlichen Verlauf.
REZIDIV
FISH negativ
PRIMÄRTUMOR
FISH negativ
PRIMÄRTUMOR
FISH positiv
TOTAL
TOTAL
FISH positiv
18
90,00%
2
10,00%
20
7
87,50%
1
12,50%
8
25
3
28
Im Folgenden werden die im Fokus stehenden Entitäten Leiomyom,
Leimoysarkom
sowie
Liposarkom
näher
dargestellt.
Ein
Kapitel
zu
Gastrointestinalen Stromatumoren bietet sich ebenfalls an aufgrund der
überraschenden Ergebnisse in der Immunhistochemie.
- 47 -
3.5. LEIOMYOM
59 Primärtumoren konnten immunhistochemisch analysiert werden, von denen
28 (47,46%) positiv waren. Eine stark positive Färbung war bei 20 (34,90%)
Leiomyomen zu finden.
11 Leiomyome stammten von männlichen Patienten, die keine Expression des
Östrogenrezeptors (0%) zeigten; 28 von 48 (58,33%) Leiomyomen weiblicher
Patienten
waren
ER-positiv.
Die Assoziation
von
ER-Expression
und
Geschlecht ist bei Leiomyomen hoch signifikant (p = 0,002).
GESCHLECHT
weiblich
PRIMÄRTUMOR
IHC negativ
PRIMÄRTUMOR
IHC schwach positiv
PRIMÄRTUMOR
IHC starkpositiv
TOTAL
TOTAL
männlich
20
41,67%
8
16,67%
20
41,67%
48
11
100%
-
31
-
20
11
59
Abbildung 21: IHC Leiomyom Primärtumoren und Geschlecht
- 48 -
8
Die Lokalisation des Leiomyoms ist ein statistisch hoch signifikanter Faktor in
Bezug auf das Vorhandensein des Östrogenrezeptors (p < 0,001). Leiomyome
exprimieren diesen bevorzugt im weiblichen Genitaltrakt.
Tabelle 14: IHC Leiomyom und Tumorlokalisation
LOKALISATION
ANZAHL IHC SCHWACH
POSITIV
Kopf/ Hals
01
0Lunge
01
0Mediastinum
01
0Gastrointestinaltrakt
20
01
5%
intraperitoneal
05
0retroperitoneal
03
01
33%
untere Extremität
03
0Genitaltrakt
25
06
24%
davon Uterus
021
0 5 24%
IHC STARK
POSITIV
000003
60%
01
33%
0016 64%
0 13 62%
Abbildung 22: IHC Leiomyom Primärtumoren und Lokalisation
- 49 -
IHC NEGATIV
01
01
01
19
02
01
03
03
03
100%
100%
100%
95%
40%
33%
100%
12%
14%
3.6 LEIOMYOSARKOM
Es waren 47 Primärtumoren immunhistochemisch auswertbar, von denen 8
(17,02%) positiv, davon 3 (6,38%) stark positiv, anfärbbar waren.
Bei
3
von
39
(7,69%)
interpretierbaren
Primärtumoren
traten
Genkopienzahlveränderungen auf; dabei handelt es sich um 2 Polysomien
(5,13%) und um 1 Amplifikation (2,56%).
Das Geschlecht war in unserem relativ kleinen Kollektiv nicht signifikant mit der
Östrogenrezeptorexpression assoziiert (p = 0,269).
GESCHLECHT
weiblich
PRIMÄRTUMOR
IHC negativ
PRIMÄRTUMOR
IHC positiv
TOTAL
TOTAL
männlich
20
76,92%
6
23,08%
26
19
90,48%
2
9,52%
21
39
8
47
Abbildung 23: IHC Leiomyosarkom Primärtumoren und Geschlecht
Ebenso sind keine Assoziationen zwischen einer Genkopienzahlveränderung
und Geschlecht bei Leiomyosarkomen darstellbar (p = 1,000).
- 50 -
Die Lokalisation ist keine statistisch signifikante Einflussgröße in Bezug zur ERExpression (p = 0,313).
Tabelle 15: IHC Leimyosarkom und Tumorlokalisation
LOKALISATION
ANZAHL
IHC SCHWACH
POSITIV
Kopf/ Hals
03
0Rumpfwand
01
01 100%
Lunge
02
0Gastrointestinaltrakt
07
0intraperitoneal
06
01
17%
retroperitoneal
9
02
22%
obere Extremität
02
0untere Extremität
08
0Genitaltrakt
03
0Skelettsystem
01
0ohne Angabe
05
IHC STARK
POSITIV
000000001
12%
01
33%
0-
IHC NEGATIV
03
002
07
05
07
02
07
02
01
100%
100%
100%
83%
78%
100%
88%
67%
100%
Die Polysomien waren bei Primarii der Lunge und der unteren Extremität, die
Amplifikation intraperitoneal zu finden. Es besteht keine statistische Signifikanz
zwischen Genkopienzahlveränderung und Lokalisation des Tumors (p = 0,385).
Der Differenzierungsgrad von Leiomyosarkomen zeigte eine Tendenz zur
quantitativen ESR1-Veränderungen ohne statistische Signifikanz.
Grading
G1
PRIMÄRTUMOR
FISH negativ
PRIMÄRTUMOR
FISH positiv
TOTAL
G2
7
100%
7
TOTAL
G3
16
94,12%
1
5,88%
17
13
86,67%
2
13,33%
15
Abbildung 24: FISH Leiomyosarkom Primärtumoren und Differenzierungsgrad
- 51 -
36
3
39
3.6.1 AMPLIFIKATIONEN BEI LEIOMYOSARKOMEN
Das erste amplifizierte Leiomyosarkom stammt von einer 63-jährigen Patientin.
Der Primärtumor war im Mesenterium lokalisiert und ist vermutlich auf dem
Boden einer peritonealen Leimyomatose entstanden. Er ist als pT2b N0 M0 und
G2 zu klassifizieren. Die Amplifikationsratio beträgt 4 bei 8 ESR1- zu 2
Centromer-6-Kopien. Die Immunhistochemie erbrachte in diesem Fall ein
schwach positives Ergebnis.
Im zweiten Fall handelt es sich um ein Leimoysarkom einer 50-jährigen Frau mit
peritonealer Lokalisation im Sinne einer peritonealen Karzinose, klassifiziert als
pTx N0 M1 G3. Es wurden 5 ESR1-/ 2 Centromer-6-Kopien mit einer Ratio von
etwa 3 gefunden. Die immunhistochemische Untersuchung ergab ein stark
positives Resultat bezüglich einer Östrogenrezeptorexpression.
Die Patientin verstarb 9 Monate später an nach klinischen Angaben
dialysepflichtiger
Niereninsuffizienz,
bei
Zustand
nach
beidseits, uterines Leiomyosarkom sowie Peritonealkarzinose.
- 52 -
Mammakarzinom
3.7 GASTROINTESTINALER STROMATUMOR
Es konnten 56 Primärtumoren immunhistochemisch aufgearbeitet werden, von
denen 11 (19,64%) schwach positiv waren.
Die
Expression
des
Östrogenrezeptors
scheint
in
Beziehung
zum
Tumorverhalten zu stehen. Maligne GISTs exprimierten den ER häufiger als
benigne. Dies erreicht jedoch kein statistisches Signifikanzniveau (p = 0,087).
TOTAL
benigne
PRIMÄRTUMOR
IHC negativ
PRIMÄRTUMOR
IHC schwach positiv
TOTAL
intermediär
17
94,44%
1
5.56%
18
maligne
12
85,71%
2
14,29%
14
16
66,67%
8
33,33%
24
45
11
56
Abbildung 25: IHC GIST Primärtumoren und Tumorverhalten
Das Geschlecht scheint kein statistisch signifikanter Einflussfaktor zu sein (p =
0,181). Bei Tumoren männlicher Patienten
trat eine Expression des
Östrogenrezeptors interessanterweise häufiger auf als bei Frauen. Bei allen 3
Patientinnen
mit
positivem
ER-Status
ist ein
postmenopausales Alter
anzunehmen.
GESCHLECHT
weiblich
PRIMÄRTUMOR
IHC negativ
PRIMÄRTUMOR
IHC positiv
TOTAL
TOTAL
männlich
24
82,76%
3
10,35%
29
21
77,78%
8
29,63%
27
- 53 -
45
11
56
Abbildung 26: IHC GIST Primärtumoren und Geschlecht
Sowohl im Gastrointestinaltrakt als auch außerhalb lokalisierte GISTs weisen
vereinzelt
eine Expression
des Östrogenrezeptors auf. Innerhalb
des
Verdauungstrakts treten positive GISTs in allen untersuchten Abschnitten auf,
jedoch mit statistisch signifikant unterschiedlicher Häufigkeit (p = 0,040).
LOKALISATION
ANZAHL
gastrointestinal
Ösophagus
Magen
Dünndarm
Colon/ Rektum
extragastrointestinal
53
01
40
11
01
03
IHC SCHWACH
POSITIV
10 19%
01 100%
06 15%
02 18%
01 100%
01 33%
IHC STARK
POSITIV
000000-
Abbildung 27: IHC GIST Primärtumoren und Lokalisation
- 54 -
IHC NEGATIV
43 81%
034 85%
09 82%
002 67%
Die Tumorgröße ist eine statistisch signifikante Einflussgröße (p = 0,028);
insbesondere bei GISTs größer als 5 Zentimeter lag ein positiver ER-Status vor.
T-Stadium
pT1
PRIMÄRTUMOR
IHC negativ
PRIMÄRTUMOR
IHC positiv
TOTAL
TOTAL
pT2
29
90,63%
3
9,38%
32
12
63,16%
7
36,84%
19
Abbildung 28: IHC GIST Primärtumoren und Tumorgröße
- 55 -
41
10
51
3.8 LIPOSARKOM
In der Immunhistochemie konnte bei 6 von 108 Primärtumoren ein schwach
positives Ergebnis erzielt werden (5,56%).
Tabelle 16: IHC Liposarkom nach verschiedenen Subentitäten
Anzahl ENTITÄT
108 Liposarkom
57
hochdifferenziert/ dedifferenziert
36
myxoid/ rundzellig
15
pleomorph
IHC - POSITIV
6
6%
3 5%
1 3%
2 14%
Auffällig ist, dass alle 3 ER-positiven hoch-/dedifferenzierten Liposarkome nur
im
hochdifferenzierten
Anteil
den
Östrogenrezeptor
exprimierten.
Der
Differenzierungsgrad der Liposarkome scheint im Allgemeinen jedoch kein
signifikanter Einflussfaktor bezüglich des ER-Status zu sein (p = 0,337).
Bei
13
(13,98%)
von
93
interpretierbaren
Primärtumoren
wurden
Genkopienzahlveränderungen dargestellt: 10 (10,75%) Polysomien, 2 (2,15%)
Amplifikationen und 1 (1,08%) Deletion.
Genkopienzahlveränderungen sind in unterschiedlicher Häufigkeit bei den
jeweiligen Subentitäten zu finden. Dies verfehlt knapp das statistische
Signifikanzniveau (p = 0,083).
Tabelle 17: FISH Liposarkom nach verschiedenen Subentitäten
Anzahl ENTITÄT
93 Liposarkom
48
hochdifferenziert/ dedifferenziert
31
myxoid/ rundzellig
14
pleomorph
FISH - POSITIV
13
14%
9 19%
1
3%
3 21%
Abbildung 29: FISH Liposarkom Primärtumoren und Subentitäten
- 56 -
Kein statistisch signifikanter Zusammenhang lässt sich zwischen Geschlecht
und Rezeptorpositivität herstellen (p = 1,000). Bei allen Patientinnen mit ERpositiven Tumoren ist ein postmenopausaler Status anzunehmen, dies ist
statistisch nicht signifikant (p = 0,751).
ESR1-Vermehrungen waren bei weiblichen Patienten häufiger zu finden,
allerdings ohne statistische Signifikanz (p = 0,373).
GESCHLECHT
weiblich
PRIMÄRTUMOR
FISH negativ
PRIMÄRTUMOR
FISH positiv
TOTAL
TOTAL
männlich
39
90,70%
4
9,30%
43
42
84,00%
8
16,00%
50
81
12
93
Abbildung 30: FISH Liposarkom Primärtumoren und Geschlecht
Ein statistischer signifikanter Bezug zur Lokalisation ist weder auf Protein- noch
auf Genebene nachweisbar.
Es ist kein eindeutiger Einfluss des Tumordifferenzierungsgrads auf die
Häufigkeit
der
ER-Expression
noch
einer
nachweisbar.
- 57 -
Genkopienzahlveränderung
Die Tumorgröße zeigt geringe Assoziationen zum positivem FISH-Status, ohne
statistische Signifikanz (p = 0,325).
T-STADIUM
pT1
PRIMÄRTUMOR
FISH negativ
PRIMÄRTUMOR
FISH positiv
TOTAL
TOTAL
pT2
7
100%
-
37
78,72%
10
21,27%
47
7
44
10
54
Abbildung 31: FISH Liposarkom Primärtumoren und Tumorgröße
3.7.1 AMPLIFIKATIONEN BEI LIPOSARKOMEN
Der erste amplifizierte Tumor ist ein dedifferenziertes Liposarkom von einer 86jährigen Patientin, war am Unterarm subkutan sowie muskulär lokalisiert und
pT2 M0 N0 G3 klassifiziert. Die FISH-Ratio beträgt etwa 5 bei 10-12 ESR1- zu
2-3 Centromer-6-Kopien. Das Ergebnis der Immunhistochemie bezüglich einer
Östrogenrezeptorexpression fiel negativ aus.
Es handelt sich im zweiten Fall um ein dedifferenziertes Liposarkom, einer 64jährigen Frau, das im Verlauf rezidivierte. Sowohl der Primärtumor als auch die
Rezidive wiesen in der Kontrolle am Großflächenschnitt eine ÖstrogenrezeptorAmplifikation auf. Die FISH-Ratio des Primarius ist mit 10-20 ESR1- zu 2
Centromer-6-Kopien größer als 5. Der Tumor war retroperitoneal lokalisiert und
pT2b M0 N0 G2 klassifiziert.
Es lag bei diesem Liposarkom keine Expression des Östrogenrezeptors vor
(Immunhistochemie negativ).
- 58 -
3.8 IMMUNHISTOCHEMIE UND FLUORESZENZ-IN-SITU-HYBRIDISIERUNG
In 368 von 526 (69,96%) Fällen konnten sowohl ein immunhistochemisch als
molekular-genetisch
werden.
Es
interpretierbares Ergebnis des Primärtumors erzielt
sind
keine
eindeutigen
Zusammenhänge
zwischen
Genveränderung und Expression des Proteins darstellbar (p = 0,733).
PRIMÄRTUMOR
IHC negativ
PRIMÄRTUMOR
IHC schwach positiv
PRIMÄRTUMOR
IHC stark positiv
TOTAL
PRIMÄRTUMOR
FISH negativ
Polysomie
285
23
84,60%
92,00%
32
2
9,50%
8,00%
20
5,94%
337
25
Abbildung 32: IHC und FISH
- 59 -
TOTAL
Amplifikation
5
83,33%
1
16,67%
-
313
6
368
35
20
4. DISKUSSION
4.1 PROTEINEBENE
Eine
Östrogenrezeptorexpression
Liposarkom,
konnte
Haemangioperizytom,
in
dieser
Leiomyom,
Untersuchung
Leiomyosarkom,
bei
GIST,
Rhabdomyosarkom, malignen peripheren Nervenscheidentumor, PNET und
NOS-Tumoren nachgewiesen werden.
Einige Studien haben an verhältnismäßig kleinen Populationen Untersuchungen
zur Expression des Östrogenrezeptors α
bei mesenchymalen Neoplasien
durchgeführt. Hierbei konnte gezeigt werden, dass einige Tumoren, wie
beispielsweise Leiomyome
Liposarkome
mit
37, 62, 63, 66-69
biochemischen
1, 17, 49-60
, Leiomyosarkome
1, 17, 49-52, 56, 60-66
oder auch
diesen exprimieren. Diese Studien arbeiteten vorrangig
Assays
(Dextran-coated
Charcoal
Method)
oder
Immunhistochemie.
4.1.1 ÖSTROGENREZEPTOREXPRESSION UND HISTOGENETISCHER
.URSPRUNG
Unter den benignen Weichgewebstumoren wurde die Expression des
Östrogenrezeptors bei Leiomyomen bestätigt. Bei allen anderen untersuchten
gutartigen Entitäten konnte dies nicht dargestellt werden.
Des Weiteren konnte nachgewiesen werden, dass unter den malignen
mesenchymalen Tumoren bei den Entitäten Liposarkom, Haemangioperizytom,
Leiomyosarkom,
GIST,
Rhabdomyosarkom,
maligner
peripherer
Nervenscheidentumor, PNET und NOS-Tumoren eine insgesamt eher seltene,
wenn vorhanden meist schwache Positivität der ER-Expression darstellbar ist.
Die Rezeptorverteilung scheint mit dem histogenetischen Ursprung des
Tumorgewebes zu korrelieren 63, 69.
Wiederholt wird über eine hohe Inzidenz der Östrogenrezeptorexpression bei
malignen Tumoren des Fettgewebes, der glatten Muskulatur sowie vaskulären
Ursprungs berichtet, wohingegen dies bei malignen fibrösen (Fibrosarkom,
- 60 -
ehemals MFH) und synovialen Neoplasien keine oder eine fragliche Rolle zu
62,
spielen scheint
63,
69
. Bezüglich maligner adipozytärer Neoplasien und
Tumoren der glatten Muskulatur konnte dies in der vorliegenden Arbeit bestätigt
werden. Allerdings lag bei allen hier untersuchten vaskulären, fibrösen und
synovialen Neoplasien ein negativer ER-Status vor.
Einigen weiteren Entitäten wie beispielsweise dem juvenilen nasopharyngealem
Angiofibrom oder auch der desmoiden Fibromatose wird eine starke Assoziation
zum Hormonstatus nahe gelegt
62, 69
. Die hier untersuchten Fälle der desmoiden
Fibromatose wiesen keine Expression des Östrogenrezeptors auf.
Bei den Entitäten Angiomyofibroblastom, aggressivem Angiomyxom sowie
genitale Stromatumoren der Frau (bspw. Stromasarkom des Endometriums) –
die hier nicht analysiert wurden – ist eine Östrogenrezeptorexpression bekannt
49, 50, 70
.
4.1.2 ÖSTROGENREZPTOREXPRESSION BEI LEIOMYOMEN
Am häufigsten und stärksten liegt bei den untersuchten mesenchymalen
Tumoren eine Östrogenrezeptorexpression bei uterinen Leiomyomen vor – 86%
waren positiv (62% stark positiv). Die in der Literatur berichteten Frequenzen
bezüglich uteriner Leiomyome sind in der gleichen Größenordnung bei etwa
76% - 100% 49-55.
Extrauterine Leimoyome wiesen in 26% der 38 untersuchten Primärtumoren
einen positiven ER-Status auf. Die Literatur bezüglich insgesamt seltener extrauteriner Leiomyome ist variabel, Häufigkeiten der ER-Expression von 0% 100%
54, 56-59, 71
sind vorzufinden. Dies ist wohl in erster Linie auch auf kleine
Fallzahlen der Studien zurückzuführen.
Die Auffassung, dass das Wachstum von uterinen Leiomyomen, die den
Östrogenrezeptor typischerweise exprimieren, hormonabhängig erfolgt, ist
allgemein akzeptiert
15, 17, 49
.
Dabei erfolgt die Proliferation der Neoplasien
proportional zum Östrogenspiegel im Serum 15.
- 61 -
Es wurde in der hier untersuchten Tumorpopulation bestätigt, dass auch bei
extrauterinen Leiomyomen – wie zum Beispiel in tiefem peripherem
Weichgewebe,
retroperitoneal,
17
intraperitoneal
–
ein
positiver
Hormonrezeptorstatus vorliegen kann 17, 58, 59.
Liegt ein positiver Hormonrezeptorstatus bei uterinen Leiomyomen vor, kann
eine Therapie mit Gonadotropin-releasing-Hormon-Analoga (GnRH-Agonisten)
in Erwägung gezogen werden 17, 28, 49, 52.
Prinzipiell ist ebenfalls eine Tamoxifen-Behandlung möglich, insbesondere bei
chirurgisch schwer zugänglichen Tumoren wie beispielsweise im Falle einer
disseminierten peritonealen Leiomyomatose. Allerdings muss bei uterinen
Tumoren der partiell agonistische Effekt von Tamoxifen bedacht werden
34, 38, 39,
72, 73
.
4.1.3 ÖSTROGENREZPTOREXPRESSION BEI LEIOMYOSARKOMEN
Frühere Studien an Leiomyosarkomen zeigten im Durchschnitt eine häufigere
Frequenz einer Östrogenrezeptorexpression, jedoch auch eine große Varianz
von 0 - 100% (26 – 100% bei uteriner Lokalisation
40%
bei
extrauterinen
Leiomyosarkomen
58,
49-52, 56, 60, 61, 64, 65
65,
74
).
Die
sowie 0 –
untersuchten
Leiomyosarkome waren vorrangig Tumoren des Uterus 17.
Die hier durchgeführte Studie zeigt, dass eine Östrogenrezeptorexpression
auch bei extrauterinen Leiomyosarkomen vorliegt (12,82%). Dies scheint vor
allem mit dem Geschlecht des Patienten (Frauen) assoziiert zu sein. 80% der
extrauterinen ER-positiven Leiomyosarkome sind von weiblichen Patienten.
Ähnliche
Assoziationen
sind
in
anderen
Studien
mit
extrauterinen
Leiomyosarkomen berichtet 57, 65, 74, 75.
Es
scheint
nachvollziehbar,
dass
Tumoren
mit
starker
Östrogenrezeptorexpression am meisten von einer Umgebung mit hohem
Östrogenlevel profitieren.
Es wurde gezeigt, dass es bei erhöhtem endogenen Östrogenspiegel
(Adipositas) vermehrt zum Auftreten von uterinen Sarkomen, unter anderem
Leiomyosarkomen, kommt
76
. Des Weiteren sind uterine Leiomyosarkome mit
- 62 -
der Zufuhr exogener Hormone, beispielsweise bei oraler Kontrazeption,
assoziiert 76.
Es wurde angenommen, dass der Hormonrezeptorstatus bei Leiomyosarkomen
zur Differenzialdiagnose gegenüber Leiomyomen, die im wesentlichen auf den
Kriterien der nukleären Atypien sowie mitotischer Aktivität beruht, zusätzlich
hilfreich sein könnte
17, 51, 53, 58, 77
. Es konnte hier gezeigt werden, dass beide
Entitäten eine ER-Expression aufweisen, diese zwar bei Leiomyomen
wesentlich
häufiger
und
stärker
vorzufinden
ist
sowie
vorrangig
hochdifferenzierte (G1) Leiomyosarkome zur ER-Expression neigen, jedoch
insgesamt keine Diskriminierung dieser beiden Entitäten per IHC zu empfehlen
ist.
Ebenfalls muss in Frage gestellt werden, ob die Möglichkeit besteht, zwischen
Leiomyosarkomen des Genitaltrakts sowie deren Metastasen, die sehr häufig
ER-positiv sind, und Leiomyosarkomen anderen Ursprungs, die in geringerer
Frequenz den Östrogenrezeptor exprimieren sollen
17, 54
, immunhistochemisch
zu unterscheiden.
4.1.4 ÖSTROGENREZPTOREXPRESSION BEI GASTROINTESTINALEN
.STROMATUMOREN
Eine Östrogenrezeptorexpression fand sich hier bei 11 von 56 (19,64%) GISTs.
Die zwei bislang durchgeführten Studien, durch Brodsky et al. und Lam et al.,
mit
insgesamt
25
GISTs
haben
keine
Östrogenrezeptorexpression
nachgewiesen 71, 78.
4.1.5 ÖSTROGENREZPTOREXPRESSION BEI LIPOSARKOMEN
Wir fanden eine Östrogenrezeptorexpression bei 6 von 107 (5,61%)
untersuchten Liposarkomen.
Die Literatur bezüglich Östrogenrezeptorexpression bei Liposarkomen ist sehr
variabel.
Chaudhuri et al. untersuchten im Rahmen mehrerer Studien bei einem Kollektiv
von insgesamt 41 Liposarkomen die ER-Expression mit der Dextran-coated
- 63 -
Charcoal-Methode und fanden eine Positivität in 41%, 43% und 60% der Fälle
63, 68, 69
. Weiss et al. wiesen mittels Dextran-coated Charcoal-Methode und
Enzyme Immunoassay in 50% von vier Fällen eine Östrogenrezeptorexpression
nach
. Li et al. zeigten eine ER α - Expression in 50% der 28 analysierten
62
Liposarkome 66.
Eine weitere Analyse von sieben Liposarkomen durch Ockner et al. ergab in
keinem der Fälle ein positives immunhistochemisches Ergebnis 70.
Hier konnte nur in einem kleinen Anteil der Liposarkome (5,61%) eine
Östrogenrezeptorexpression per Immunhistochemie dargestellt werden. Bei
allen Subentitäten war es möglich, den Östrogenrezeptor immunhistochemisch
nachzuweisen.
Levine et al. berichteten über die Entwicklung eines pleomorphen Liposarkoms
des Uterus unter Tamoxifen-Therapie (nach Mammakarzinom), bei dem
immunhistochemisch eine starke ER-Expression nachweisbar war
bekannt, dass Tamoxifen in Abhängigkeit von der Dosis
73
30
37
und Wirkort
. Es ist
34, 38, 39, 72,
als partieller Agonist/ Antagonist wirkt .
4.1.6 ÖSTROGENREZPTOREXPRESSION UND GESCHLECHT
Unsere Daten zeigen einen klaren statistischen Zusammenhang zwischen ERExpression und Geschlecht des Patienten.
Von insgesamt 24 stark positiven Weichgewebstumoren stammen 23 (96%) von
weiblichen Patienten. Es handelt sich sowohl um Neoplasien mit genitaler als
auch extragenitalen Lokalisation. Dies lässt annehmen, dass Sarkome auch
außerhalb des Genitaltrakts vor allem in östrogenreicher Umgebung den
entsprechenden Rezeptor exprimieren. In der Literatur ist wiederholt darüber
berichtet worden, dass eine Östrogenrezeptorexpression vor allem mit dem
weiblichen Geschlecht assoziiert ist 58, 63, 69.
- 64 -
4.1.7 MESENCHYMALE NEOPLASIEN UND ÖSTROGENEINFLUSS
Schwangerschaft, Menstruationsstatus und exogene Östrogenzufuhr können
das Wachstum mesenchymaler Tumoren beeinflussen 17.
Ein
Einfluss
einer
östrogen-
und
progesteronreichen
Umgebung
auf
mesenchymale Tumoren wurde bereits früh durch Beobachtungen von
Schwangerschaft und Menopausenstatus in Beziehung zum Krankheitsverlauf
vermutet
79
. Des Weiteren lassen klinische Beobachtungen Zusammenhänge
zwischen Prävalenz, Wachstum, Prognose und dem Hormonstatus des
Patienten annehmen 62.
Darüber hinaus wurde ein Zusammenhang zwischen Zyklusphase und
-Frequenz bei Sarkomen im Tierversuch gezeigt
80
. Eine zyklusabhängige
Expression des Östrogenrezeptors bei uterinen Sarkomen des Menschen
konnte bislang nicht nachgewiesen werden 53.
Bei Leiomyomen ist eine Assoziation des Tumorwachstums mit dem
Östrogenspiegel bekannt
15, 17, 49, 69
. Dies ist passend zur Beobachtung, dass
eine Expression der Östrogenrezeptors bei Leiomyomen nur bei weiblichen
Patienten auftrat.
Es konnte ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von uterinen Leimyosarkomen
sowohl bei Einnahme von Östrogenen, wie beispielsweise im Rahmen oraler
Kontrazeption, als auch bei endogen erhöhtem Östrogenspiegel durch
Adipositas nachgewiesen werden 76.
Im Zusammenhang mit dem Östrogenrezeptor ist es daher interessant, den
Menopausenstatus der Patientinnen zu betrachten. In der hier vorliegenden
Untersuchung
konnte
Menopausenstatus
und
kein
eindeutiger
Zusammenhang
Östrogenrezeptorexpression
aufgezeigt
zwischen
werden.
Gehäuft ist dieser bei perimenopausalen sowie postmenopausalen Frauen
positiv. Verschiedene Publikationen haben bei Sarkomen keinen statistisch
signifikanten
Zusammenhang
von
Östrogenrezeptorexpression gezeigt 81, 82.
- 65 -
Menopausenstatus
und
4.1.8 MESENCHYMALE NEOPLASIEN IN ZUSAMMENHANG MIT
.HORMONTHERAPIEN
Jautkze et al. schilderten den Fall einer Patientin mit Lungenmetastasen eines
gut differenzierten uterinen Leiomyosarkoms mit Östrogenrezeptorexpression,
welches
nach
der
Menopause
regressierte
und
anschließend
unter
Hormonersatztherapie (wegen klimakterischen Beschwerden) wieder an Größe
zunahm 57.
Des Weiteren wurde über ein Spätrezidiv eines immunhistochemisch ERpositiven
Rhabdomyosarkoms
nach
Hormonbehandlung
(Östrogen,
Progesteron) berichtet, welches sehr wahrscheinlich mit dieser assoziiert ist 83.
In der Literatur wurde das Auftreten von uterinen Sarkomen nach TamoxifenBehandlung mehrfach beschrieben.
Der dominierende Effekt von Tamoxifen ist unter anderem abhängig vom
Verhältnis zwischen zirkulierendem Östrogen und Tamoxifen
22, 84
sowie dem
Zielorgan 22, 34, 73.
Es wird davon ausgegangen, dass partiell agonistische Effekte von Tamoxifen
auf den Uterus überwiegen
34, 38, 39, 72, 73
und dadurch die Kanzerogenese uteriner
Sarkome fördern, wahrscheinlich über den Östrogenrezeptor. Mit einer
Tamoxifen-Therapie assoziiert sind unter anderem uterine Leiomyosarkome,
Liposarkome sowie Stromazell-Sarkome 37-39.
4.1.9 ÖSTROGENREZEPTOREXPRESSION UND PROGNOSE
Möglicherweise ist die Expression von Hormonrezeptoren (Östrogen und
Progesteron) bei mesenchymalen Tumoren mit einer besseren Prognose
assoziiert.
In der Literatur wird über uterine Sarkome (insbesondere Leiomyosarkome)
berichtet,
die
bei
immunhistochemisch
nachweisbarer
Hormonrezeptorexpression einen deutlich besseren Verlauf (bezüglich Rezidive
und Überlebensrate) zeigten als Tumoren ohne Expression
64, 77, 82
. Andere
Studien hingegen konnten dies nicht darstellen 49, 52, 61, 81, 85, wiesen aber zum Teil
einen leicht positiven Einfluss bei starker Östrogenrezeptorexpression auf das
- 66 -
Überleben nach 85.
Die Präsenz von zytoplasmatischen Östrogenrezeptorspiegeln bei einigen
Entitäten mesenchymaler Neoplasien lässt vermuten, dass diese Tumoren
möglicherweise auf hormonelle Therapien ansprechen.
4.2 GENEBENE
Es konnten mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung sieben Amplifikationen
des ESR1-Gens (6q25.1
23
), welches den Östrogenrezeptor α kodiert, bei 743
analysierten mesenchymalen Neoplasien von 632 Patienten nachgewiesen
werden. Jedoch sind diese in der Mehrzahl nicht mit einer erhöhten Expression
des Östrogenrezeptors assoziiert (lediglich 2 von 7 - 28,57%).
Möglicherweise spielen Mechanismen, die den Östrogenrezeptor involvieren,
bei Mammakarzinomen die wichtigste Rolle bezüglich Tumorentstehung und
-progression 27.
Es wird vermutet, dass die Amplifikation von ESR1 ein häufiger Mechanismus
bei gutartigen proliferativen Brusterkrankungen und eine frühe genetische
Alteration bei einem großem Anteil maligner Tumoren der Brust ist 27.
Eine ESR1-Amplifikation ist insgesamt selten (1,60%) bei den hier untersuchten
mesenchymalen Primärtumoren zu finden und diese ist lediglich in zwei von
sieben Fällen mit einer Östrogenrezeptorexpression assoziiert. Das heißt, das
Resultat
einer
ESR1-Amplifikation,
eine
gesteigerte
Expression
des
Östrogenrezeptors, wie meist bei Mammakarzinomen, liegt nicht vor. Somit ist
die Frage aufzuwerfen, zu welchem Zweck eine ESR1-Amplifikation im
Weichgewebstumor erfolgt.
Insgesamt wurden bislang nur wenige Studien durchgeführt, die das ESR1-Gen
bei mesenchymalen Neoplasien untersucht haben und diese fanden vorrangig
im Rahmen groß angelegter Suche nach Genveränderungen statt
Sowohl
Östrogenrezeptorexpression
als
auch
53, 67, 86, 87
.
6q25
Genkopienzahlveränderungen wurden bei verschiedenen mesenchymalen
- 67 -
Neoplasien (Leiomyosarkom, Liposarkom) beschrieben
53, 67, 88-92
. Es gab jedoch
bisher wenige Studien, die eine Genveränderung und möglicherweise
gesteigerte Proteinexpression des ESR1-Gen analysierten 53, 67.
Zur molekularen Analyse wurde meist die Methode der vergleichenden
genomischen Hybridisierung (CGH) verwendet. Hier liegt die Nachweisgrenze
21, 24
von Amplifikationen bei 10 Mbp
. Das 6q25.1-Amplikon ist zumindest beim
Mammakarzinom relativ klein, weshalb es selbst bei Verwendung von highresolution-CGH-Arrays schwer identifizierbar ist
27
. Das Amplikon umfasst beim
Mammakarzinom 600 kb (RP3-443C3-RP1-130E4), enthält ESR1 sowie eine
100-200 kb aufwärts liegende Region, welche in der Mehrheit der Fälle kein
Gen kodiert 27.
Rieker et al. wiesen bei 12 von 23 Liposarkomen per CGH eine hohe Frequenz
von Amplifikationen im Bereich 6q25 nach 89.
Fritz et al. wandten das Verfahren der matrix-CGH an und beschrieben
ebenfalls eine Amplifikation im Genabschnitt 6q25 bei 5 von 16 Liposarkomen
93
.
Basierend auf diesen beiden Studien war eine deutlich höhere Frequenz von
ESR1-Amplifikationen bei Liposarkomen zu erwarten.
Verschiedene andere Studien berichten von molekularen Veränderungen im
Sinne einer Genkopienzahlvermehrung
53, 90, 91
oder aber auch -verlust
92, 94
bei
6q25.
Die cytogenetische Analyse von 46 pleomorphen Weichgewebstumoren durch
Mertens
et
al.
(CHAMP Study
Group)
brachte
keinen
Hinweis
auf
Chromosomenaberrationen bei 6q25, lediglich Chromosomenbanden bei 6q21,
q27 (Methode Karyotyping)
87
. Ebenso wenig berichteten Mertens et al.
(CHAMP Study Group) im Rahmen einer Studie bezüglich prognostisch
relevanter Chromosomen Aberrationen bei mesenchymalen Neoplasien über
molekulare Anomalien, die 6q betreffen (Methode Karyotyping)
86
. In
Fallberichten konnten ebenfalls keine Genveränderungen im Bereich von 6q25
dargestellt werden 88, 95.
Li
et
al.
analysierten
120
Weichgewebstumoren
- 68 -
hinsichtlich
des
Östrogenrezeptor-Proteins α
und β
(Immunhistochemie), 16 derer auch
bezüglich der mRNA (in-situ-Hybridisierungs-Assay) und 42 dieser Neoplasien
in Hinblick auf die ER α
und β
kodierenden Genabschnitte (Reverse
Transcription Polymerase-Ketten-Reaktion)
66
. Hier wurden zehn amplifizierte
Neoplasien (unter anderem vier Leiomyosarkome, jeweils ein myxoides MFH,
PNET, synoviales Sarkom, Haemangioperizytom) ohne Expression des
Östrogenrezeptors gefunden
66
. Bei vier (drei Leiomyosarkome, ein synoviales
Sarkom) dieser zehn Fälle wurde ebenfalls eine Analyse der mRNA
durchgeführt, die in allen vier Tumoren negativ ausfiel
66
. Dies würde die These
stützen, dass bei mesenchymalen Neoplasien zwar Amplifikationen im Bereich
der ER α
und β
kodierenden Genabschnitte auftreten, diese jedoch nicht
zwingend mit einer Expression korreliert sind.
- 69 -
Tabelle 18: Literaturübersicht Genkopienzahlveränderung bei mesenchymalen Neoplasien
STUDIE
JAHR METHODE
FÄLLE
KOMMENTAR
Sauter et
2007 FISH/ TMA
743 STT
- 9,77% Polysomien,
al.
IHC/ TMA
1,32% Amplifikationen, 0,19%
Deletion
- keine Korrelation von
Genveränderung und ERExpression
Wa et al.
2005 array-CGH
2 Leiomyosarkome
- 6q25: kein Gewinn oder
95
(extrauterin)
Verlust von Genzahlkopien
Weng et
2004 CGH, array1 MFH
- 6q: Zugewinn, high-levelal. 88
CGH,
Amplifikationen 6q21-23
Karyotyping
Li et al. 66 2003 RT-PCR,
RT-PCR: 42 STT
- 69% GenkopienzahlverISH,
ISH: 16 STT
änderung für ER α, genaue
IHC
IHC: 120 STT
Zahl der Amplifikationen?
- keine Übereinstimmung von
Amplifikation und ERExpression
Fritz et al. 2002 matrix-CGH,
16 Liposarkome
- 31% Amplifikationen (5)
93
cDNA microarrays,
RQ-PCR
Mertens
2002 Karyotyping
460 STT
- keine Relevanz von 6q25
et al. 86
Rieker et
2002 CGH
23 Liposarkome
- 22%: Zugewinne bei 6q25 (5)
al. 89
- 6q23-24: high-levelAmplifikationen
Otano2000 CGH
14 Leiomyosarkome
- 21% Zugewinne bei 6q25 (3)
Joos et
al. 90
Zhai et al. 1999 RT-PCR,
14 Leiomyosarkome
- PCR und IHC-Ergebnisse
53
IHC
46 Leiomyome
kompatibel (Leiomyom,
8 STUMP
Leiomyosarkom: Zugewinn)
El-Rifai et 1998 CGH
29 Leiomyosarkome
- 35% Zugewinne bei 6q22-25
al. 91
(10)
Iliszko et
1998 cytogenetic
8 uterine Sarkome
- 6q25: kein Zugewinn,
al. 92
analysis
Deletion
Mertens
1998 Karyotyping
46 pleomorphe STT
- 6q25: kein Zugewinn
et al. 87
- 6q21, q27: Zugewinne
Altungoz
1995 Karyotyping
3 Liposarkome
- Deletion 6q12-22
et al. 94
(STT: Soft Tissue Tumour, STUMP: smooth muscle tumour of uncertain malignancy)
- 70 -
Abbildung
33:
Literaturübersicht
Weichgewebstumoren
Genkopienzahlenvermehrung
bei
6q25
bei
Es ist zu spekulieren, dass Amplifikationen im Bereich des Genabschnittes
6q25 bei mesenchymalen Neoplasien auf andere Gene als ESR1 abzielen.
Möglicherweise ist die Amplifikation von ESR1 hier nur Ausdruck einer
Amplifikation eines größeren Genabschnittes auf Chromosom 6. So befinden
sich beispielsweise das MYB-Onkogen oder auch AAS1 in der Nachbarschaft
von ESR1 (beide 6q24). Dies ist anzunehmen, da es selten zu einer
gleichzeitigen Expression des Östrogenrezeptors kommt und mesenchymale
Tumoren daher keinen Vorteil aus einer ESR1-Amplifikation hinsichtlich ihres
Überlebens ziehen. Die bereits oben geschilderten Untersuchungen durch Li et
al. an Sarkomen würden für diese Hypothese sprechen 66.
Die Hypothese wird gestärkt durch die Tatsache, dass die Amplifikationen nur
bei männlichen Patienten auftraten, somit also nicht von einer östrogenreichen
Umgebung
(wie
zum
Beispiel
beim
weiblichen
Geschlecht,
oraler
Kontrazeption) profitieren.
Auch der häufige Nachweis von 6q23 Amplifikationen in CGH Studien passen
zu dieser Hypothese. Schließlich sind in der CGH nur langchromige
Amplifikationen, die viele Gene enthalten, nachweisbar.
- 71 -
4.3 THERAPIEANSÄTZE
Da es noch nicht möglich ist, eine Tumorzelle wieder in eine normale, gesunde
Zelle zu überführen, bestehen therapeutische Alternativen darin, einen
malignen Tumor in seinem Wachstum zu hemmen oder ihn zu eliminieren 28.
Behandlungsoptionen unterlägen auch einer Kosten-Nutzen-Analyse, die sich
an der verbleibenden Lebenserwartung des Patienten, der Art und dem Stadium
des Tumors und deren Folgen sowie der Wirksamkeit und Verträglichkeit einer
Therapie orientiert 28.
Prinzipiell kann man einen soliden Tumor, zum Beispiel ein Sarkom, operativ
entfernen, bestrahlen oder mit zytostatischen Medikamenten behandeln
28
.
Problematisch sind die erheblichen unerwünschten Nebenwirkungen sowie die
geringe Spezifität dieser Therapiemöglichkeiten 28.
Bei Neoplasien mit Expression des Östrogenrezeptors, der das Wachstum des
Tumors fördert, ist es erstrebenswert, in östrogenvermittelte Mechanismen
einzugreifen. Daher wurden selektive Therapien entwickelt.
So hat der Nachweis einer erhöhten Expression des Östrogenrezeptors
potentiell prädiktive Relevanz, da die Möglichkeit einer gezielten Therapie
besteht. Verschiedene Studien haben die Wirksamkeit von selektiven
Östrogenrezeptor-Modulatoren
(SERM:
Tamoxifen
22
,
Raloxifen),
Downregulatoren (Fulvestrant) sowie Aromatasehemmern (Anastozol, Letrozol,
Exemestan)
bei
Mammakarzinomen
27
als Alternative
zur
bilateralen
Oophorectomie belegt 28.
4.3.1 TAMOXIFEN
Tamoxifen bindet konkurrierend mit Östrogen an den Östrogenrezeptor 22, 28.
Der antiproliferative Effekt von Tamoxifen kommt in erster Linie über
Östrogenrezeptor vermittelte Mechanismen zu Stande
22
. So wird ein
östrogeninduziertes Wachstum gebremst, indem die Dauer der Phasen des
Zellzyklus beeinflusst wird 84. Tamoxifen führt dosisabhängig auch zur Blockade
des Zellzyklus und auf diesem Wege zum dominierenden zytostatischen Effekt
- 72 -
84
.
Es wurden klare Zusammenhänge zwischen Östrogenrezeptorexpression und
Erfolg einer Therapie mit Tamoxifen aufgezeigt, so dass die immunhistologische
Bestimmung des Rezeptorstatus heute zur Routine der Diagnostik von
Mammakarzinomen gehört.
Bei einer Überexpression des Östrogenrezeptors ist eine Behandlung mit
Tamoxifen
bei
48%
-
60%
der
Patienten
Östrogenrezeptornegativität lediglich in 5% - 10%)
erfolgreich
36,
(bei
96
, was zu einer
Verlängerung des rezidivfreien Intervalls, der Lebenszeit nach Rekurrenz sowie
der Überlebenszeit insgesamt führt
Östrogenrezeptoren
korreliert
Antiöstrogenrezeptor-Therapie
35,
mit
36
. Die Höhe der Expression von
dem
Ansprechen
auf
eine
96
. Die Expression des Östrogenrezeptors dient
als prädiktiver Faktor, um den Erfolg einer adjuvanten Hormontherapie wie zum
Beispiel mit Tamoxifen abzuschätzen 35.
Inzwischen wurde gezeigt, dass Patientinnen mit ESR1-Amplifikation und
Östrogenrezeptorexpression mehr von einer Therapie mit Tamoxifen hinsichtlich
Überlebenszeit profitierten als Patientinnen mit lediglich positivem oder
negativem
Östrogenrezeptorstatus
27
.
Es
kann
deswegen
für
das
Mammakarzinom angenommen werden, dass insbesondere Tumoren mit
ESR1-Amplifikation abhängig sind von Mechanismen, die den Östrogenrezeptor
involvieren,
im
Gegensatz
zu
nicht
amplifizierten
Tumoren,
die
den
Östrogenrezeptor neben vielen anderen Wachstumsfaktoren exprimieren. In
Annahme dieser Hypothese könnte der Nachweis einer ESR1-Amplifikation bei
gleichzeitiger
ER-Expression
zu
einem
noch
gezielteren
und
somit
erfolgreicheren Einsatz von Hormontherapien wie Tamoxifen führen.
Nach
Tamoxifen,
dem
ersten
selektivem
Östrogenrezeptor-Modulatoren
(SERM), wurden weitere Wirkstoffe mit dem therapeutischen Ansatz am
Östrogenrezeptor entwickelt wie beispielsweise Raloxifen 34, 73.
Darüber hinaus ist es möglich, bei Frauen mit hohem Risiko, ein
Mammakarzinom zu entwickeln, einen selektiven Östrogenrezeptor-Modulator
präventiv zu geben, was zu einer Senkung der Inzidenz um 50% führt 34.
- 73 -
4.3.2. THERAPIEVERSUCHE BEI MESENCHYMALEN NEOPLASIEN
In der Literatur ist über Therapieversuche mit Tamoxifen bei uterinen Sarkomen
berichtet worden 81, 82.
Wade et al. behandelten mit Tamoxifen, Medroxyprogesteronacetat oder einer
Kombination und konnten in einem von 28 (3,57%) Fällen (u. a. uterine
Leiomyosarkome und Stromazell-Sarkome, 48% der analysierten Tumoren
wiesen einen ER-Rezeptor auf) ein Ansprechen eines Leiomyosarkoms erzielen
81
. . Hier konnte kein statistisch signifikanter Erfolg einer adjuvanten
Hormontherapie hinsichtlich Überlebenszeit nachgewiesen werden 81.
Sutton et al. konnten bei einem von 11 (9,09%) uterinen Sarkomen (darunter
ebenfalls Leiomyosarkome und Stromasarkome, bei 55,5% der analysierten
Tumoren lag ein positiver ER-Status vor) einen Therapieerfolg mit Tamoxifen
bei sowohl beim Primärtumor eines Leiomyosarkoms als auch dessen
pulmonalen Lymphknotenmetastasen einer Patientin erzielen
82
. Wie bereits
oben erwähnt, hat Tamoxifen einen partiell agonistischen Effekt auf den Uterus,
so dass Misserfolge dem geschuldet sein könnten.
Es gibt bisher keine Publikation über den Versuch einer AntiöstrogenrezeptorTherapie bei Liposarkomen. Ebenso wenig bei GISTs, da bei dieser Entität
bislang keine Expression des Östrogenrezeptors bekannt war, so auch keine
gezielte Blockade dessen in Erwägung gezogen wurde.
Somit
ist
die
Frage
aufzuwerfen,
ob
eine
Bestimmung
des
Östrogenrezeptorstatus bei einigen mesenchymalen Tumoren (wie Leiomyooder Liposarkomen) mit anschließendem Versuch einer AntiöstrogenrezeptorTherapie eine Behandlungsalternative, insbesondere bei Entitäten mit wenig
therapeutischen Optionen und schlechter Prognose, darstellt.
- 74 -
4.4 METHODE
Aufgrund der teilweise aufgetretenen Diskrepanzen zwischen den hier
ermittelten Ergebnissen und denen anderer Studien, soll hier noch einmal kurz
auf die verwendete Methode des Tissue Microarrays eingegangen werden.
Die
Gewebearraytechnik
ist
heute
eine
etablierte
Methode
zur
epidemiologischen Untersuchung molekularer Veränderungen in Bezug auf
Epidemiologie hinsichtlich diagnostischer, prognostischer und therapeutischer
Relevanz 40-42, 97.
Sie erlaubt es, ein großes Gewebekollektiv rasch mit allen molekularen
Methoden zu analysieren (high-through-put analysis), sowohl auf DNA- (FISH),
RNA- (mRNA-ISH) als auch Protein-Ebene (IHC) 40.
Seit Beginn der TMA-Technik wurde immer wieder die Frage aufgeworfen, ob
trotz der kleinen Gewebestanzen (Durchmesser 0,6 mm) ausreichend
repräsentative Aussagen erzielt werden können. Dies wurde Gegenstand
mehrerer Studien, die die Repräsentativität verschiedener Tumoren in TMASpots mit Ergebnissen von konventionellen Schnitten verglichen und insgesamt
eine hohe Konkordanz belegten 43.
Zahlreiche Studien zeigten, dass mittels der TMA-Methode Ergebnisse erzielt
werden können, die sich mit Daten aus der Literatur decken
42
. Des Weiteren
verglich man Ergebnisse aus TMA-Untersuchungen mit konventionellen
histologischen Schnitten in mehr als 20 Studien und konnte meistens eine hohe
Konkordanzrate finden 98, 99.
Beim Vergleich von Replika-TMA wurde gezeigt, dass die Ergebnisse der
einzelnen Spots fast identisch sind
100
. Einige Studien lassen vermuten, dass
vor allem bei heterogener Ausprägung eines zu untersuchenden Merkmals die
kombinierte Aussage von zwei bis drei Spots repräsentativer ist, jedoch mehr
als vier bis fünf Spots diesbezüglich nicht sinnvoll sind
98, 99
. Camp et al. wiesen
eine Konkordanz von 95% bei Kombination zweier Spots nach
101
. In
Abhängigkeit vom zu untersuchenden Marker kann mit steigender Anzahl der
Spots die gleiche Repräsentativität wie bei konventionellen Schnitten erhalten
werden
43,
100,
102
. Wobei zu vermuten ist, dass bereits ein Spot alle
- 75 -
prognostischen Informationen einer Tumorentität wiedergibt, die Entnahme
mehrerer Proben zusätzlich die Einteilung des einzelnen Tumors in positiv/
negativ/ heterogen erlaubt
102
. Die Entnahme und Kombination mehrerer Spots
aus einem Tumor ist eine Möglichkeit, dem Effekt einer potentiellen
Heterogenität entgegenzuwirken 103.
Eine Probe mit einem Durchmesser von 0,6mm kann selbstverständlich nicht
zwingend alle Informationen eines größeren Tumors aufzeigen, jedoch stellt ein
einzelner Spot alle klinisch - pathologischen relevanten Assoziationen mit
molekularen Veränderungen dar 41, 42, 102, 104.
Abhängig vom Grad der Heterogenität einer Tumorentität besteht die
Möglichkeit, dass die absolute Frequenz (Prävalenz) von molekularen Markern
mittels der TMA-Technik unterschätzt wird (Wahrscheinlichkeit des Fehlers ist
für alle untersuchten Proben gleich), die Darstellung klinisch-pathologischer
Korrelationen wird jedoch nicht signifikant beeinflusst
42, 97, 104, 105
sind Weichgewebstumoren relativ homogene Neoplasien
. Darüber hinaus
106
. Andererseits
spiegelt ein konventioneller Schnitt (0,004 x 10 x 10mm), der momentane
„Goldstandard“, auch nur einen kleinen Anteil des Tumors wieder (bspw. 0,05%
eines 1cm³ großen Tumors 101) 98, 102.
Es
wurde
dargestellt,
Wahrscheinlichkeit
steigt,
dass
die
in
für
Abhängigkeit
diesen
von
der
Tumortyp
Fallzahl
die
charakteristischen
Amplifikationen zu finden und die potentielle Heterogenität eines Gewebes
durch hohe Fallzahlen im TMA kompensiert wird 44, 102, 104.
Die Analyse von zentralen und peripheren Regionen eines Tumors ergab
bezüglich der Lokalisation der Probe identische Resultate 102.
Letztlich
muss
festgehalten
werden,
dass
die
TMA-Methode
der
epidemiologischen Untersuchung (Angabe relativer Häufigkeiten) dient und
nicht der Diagnostik einzelner, individueller Gewebe 41, 42, 44, 104.
Prognostische Assoziationen werden sogar besser durch die TMA-Methode
wiedergegeben
100
, da man annimmt, dass Zielgene mit therapeutischer
Signifikanz relativ gleichmäßig im Tumorgewebe exprimiert sind 42, 100, 102.
- 76 -
Der Fortschritt im diagnostischen Bereich der Genomanalyse sowie neue
Therapieoptionen (wie bspw. ST1571/ Glivec, Rituximab, Transtuzumab/
Herceptin) erfordern eine gezielte Analyse von Tumoren hinsichtlich der
Expression bestimmter Zielgene. Um dies mit hoher Geschwindigkeit und in
erforderlicher Anzahl zu untersuchen, ist die TMA-Methode ein hervorragend
geeignetes Verfahren
42, 43, 103
. Es können bis zu 1000 Gewebeproben in einen
einzigen Paraffinblock eingebracht und simultan untersucht werden
40
. So ist es
überhaupt erst möglich geworden, sehr große Gewebekollektive
40,
44
zu
screenen, die auch seltene Tumoren, wie Weichgewebstumoren, beinhalten 44.
Im TMA-Verfahren wird ein hohes Maß an Standardisierung erreicht. Alle
Proben eines Schnittes werden mit derselben Methode unter exakt gleichen
Bedingungen (bspw. Alter des Objektträgers, Schnittdicke, Fixierung, Färbung,
Antikörper, Sonde, Protokoll) untersucht
identischen Kriterien interpretiert
44, 102
den untersucherbezogenen Fehler
44, 97, 105
. Die Ergebnisse werden mit
, die Auswertung in kurzer Zeit vermindert
104
. Dadurch ist die Reliabilität (innere
Konsistenz) der Methode gegeben, die Wahrscheinlichkeit der Verzerrung der
Ergebnisse ist geringer
44, 102
. Durch Kontrollgewebe kann die Qualität der
Färbungen hinsichtlich Sensitivität und Spezifität verifiziert werden 42, 97.
Die TMA-Methode ist zeit-, kosten- und materialeffizient
41, 98
. Die Microarray-
Technik ist mehr als 100fach schneller durchführbar als die Untersuchung der
Gewebe auf herkömmliche Art und Weise 42.
Ein weiterer Vorteil der Methode liegt darin, dass, selbst bei Entnahme
mehrerer Stanzen, der Donor-Block nicht zerstört wird und somit Tumorgewebe
für
eventuell
zukünftig
anfallende
Schnittgröße) zur Verfügung steht
40, 105
Untersuchungen
(konventionelle
. Dies ist vor allem in Bezug auf seltene
Tumorentitäten, wie Weichgewebsneoplasien, interessant 41.
- 77 -
5. ZUSAMMENFASSUNG
Die Pathogenese von mesenchymalen Neoplasien ist bislang unzureichend
verstanden. Sowohl Östrogenrezeptorexpression als auch Amplifikationen im
Bereich
6q25
wurden
bei
verschiedenen
mesenchymalen
Tumoren
beschrieben. Das den Östrogenrezeptor α kodierende Gen ESR1, ist auf 6q25
lokalisiert und wurde bereits bei ER-positiven Mammakarzinomen als
amplifiziert nachgewiesen. Insgesamt wurden 743 Weichgewebstumoren von
632 Patienten untersucht. Die Rolle von ESR1-Amplifikationen und deren
eventuelle Konsequenz bezüglich einer ER-Expression konnte bei 368
Primärtumoren analysiert werden.
Es wurde auf das Verfahren des Tissue-Microarray zurückgegriffen um ein
möglichst großes Kollektiv zu untersuchen. Die TMA-Schnitte wurden per
Immunhistochemie bezüglich einer ER-Expression sowie per Fluoreszenz-insitu-Hybridisierung
in
Hinblick
auf
ESR1-Genkopiezahlenvermehrung
untersucht.
Eine Östrogenrezeptorexpression konnte bei 62 (13%) der Primärtumoren
aufgezeigt werden. Hierbei handelte es sich vorrangig um glattmuskuläre
Tumoren - 48% der Leiomyome, 17% der Leiomyosarkome sowie 20% der
GIST, aber auch 28% der Haemangioperizytome, 21% der malginen peripheren
Nervenscheidentumoren, 6% der Liposarkome und 6% der NOS-Tumoren. Bei
weiblichen Patienten lag deutlich häufiger ein positiver ER-Status vor als bei
Männern.
Eine Amplifikation von ESR1 konnte in 7 Fällen (2% der Primärtumoren)
dargestellt werden; diese betrafen 2 Liposarkome, 2 Leiomyosarkome und 3
NOS-Tumoren. In beiden Fällen der Leiomyosarkome konnte eine positive ERExpression
nachgewiesen
Genkopienzahlvermehrungen
werden.
bei
11%
Darüber
der
hinaus
Liposarkome,
konnten
5%
der
Leiomyosarkome, 50% der Rhabdomyosarkome, 9% der Granularzelltumoren,
6% der malignen Schwannome, 29% der NOS-Tumoren aufgezeigt werden. Es
besteht kein signifikanter Zusammenhang zwischen ER-Expression und ESR1Genvermehrung.
Wir
schlussfolgern,
dass
erhöhte
Level
des
Östrogenrezeptors
bei
mesenchymalen Neoplasien nicht durch eine ESR1-Amplifikation verursacht
- 78 -
werden. ESR1-Amplifikationen treten selten bei Weichgewebstumoren auf und
führen nicht zwangsläufig zu einer erhöhten Östrogenrezeptorexpression. Die
Amplifikation des Bereichs 6q25.1 scheint anderen Zielgenen zu dienen.
- 79 -
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7. ABBILDUNGSVERZEICHNIS
SEITE
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
16
21
23
23
24
24
24
25
25
37
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
Funktion des Östrogenrezeptors
Schema der TMAs
Herstellung des TMAs
Stanzgerät und dessen Funktion
Übersichtsaufnahme des Stanzgeräts
Detailaufnahme des Bohrers
Detailaufnahme der Stanze
Beispiel eines Tissue Microarrays
Gefärbte HE-Schnitte der TMAs
IHC Schwach positive Östrogenrezeptorexpression in einem
Liposarkom
IHC Schwach positive Östrogenrezeptorexpression in einem
Liposarkom
FISH ESR1-Amplifikation bei einem Liposarkom
IHC Primärtumoren und Tumorverhalten
FISH Primärtumoren und Tumorverhalten
IHC Maligne Primärtumoren und Differenzierungsgrad
FISH Maligne Primärtumoren und Differenzierungsgrad
IHC Primärtumoren und Geschlecht
FISH Primärtumoren und Geschlecht
IHC Primärtumoren und Tumorgröße
FISH Primärtumoren und Tumorgröße
IHC Leiomyom Primärtumoren und Geschlecht
IHC Leiomyom Primärtumoren und Lokalisation
IHC Leiomyosarcom Primärtumoren und Geschlecht
FISH Leiomyosarcom Primärtumoren und Differenzierungsgrad
IHC GIST Primärtumoren und Tumorverhalten
IHC GIST Primärtumoren und Geschlecht
IHC GIST Primärtumoren und Lokalisation
IHC GIST Primärtumoren und Tumorgröße
FISH Liposarcom Primärtumoren und Subentitäten
FISH Liposarcom Primärtumoren und Geschlecht
FISH Liposarcom Primärtumoren und Tumorgröße
IHC und FISH
Literaturübersicht Genkopienzahlvermehrung bei 6q25 bei
Weichgewebstumoren
- 90 -
37
38
40
41
41
42
43
43
45
46
47
48
49
50
52
53
53
54
55
56
57
58
70
8. TABELLENVERZEICHNIS
SEITE
1
13
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
Prognose in Abhängigkeit des histologischen Subtyps bei
Liposarkomen
Übersicht Entitäten der TMAs
Definition des Allred-Scores
Interpretation des Allred-Scores
Definition und Interpretation der FISH-Ergebnisse
Übersicht der Gesamttumorpopulation
Übersicht Entität, Primarius, Rezidiv und Metastase
Übersicht Lokalisation
Übersicht Subentität bei Liposarkomen
Übersicht der IHC-Ergebnisse bei Primärtumoren
Übersicht der FISH-Ergebnisse bei Primärtumoren
IHC ER-Expression und Tumorlokalisation
FISH Genkopienzahlveränderung und Tumorlokalisation
IHC Leiomyom und Tumorlokalisation
IHC Leiomyosarcomen und Tumorlokalisation
IHC Liposarkom nach verschiedenen Subentitäten
FISH Liposarkom nach verschiedenen Subentitäten
Literaturübersicht Genkopienzahlveränderung bei
mesenchymalen Neoplasien
- 91 -
20
29
29
30
32
33
34
34
36
39
44
44
48
50
55
55
69
9. DANKSAGUNG
Dr. Alexander Quaas und Dr. Uta Reichelt sowie dem Institut für Pathologie und
seinen Mitarbeitern, Marcel Hochreiter
Elisa von Friderici und Julia Huber im Besonderen
meiner Familie
Janka Schmeißer, Nelly Schröder und Rene Beiler
- 92 -
10. CURRICULUM VITAE
Sylvia Giese
16 Square Alain Fergent
35000 Rennes - France
Tel: 0033 6 59556597
[email protected]
Geburtsdatum:
Geburtsort:
Nationalität:
Ausbildung
06.11.1982
Potsdam
deutsch
11/2008 Beginn der Facharztausbildung Allgemeinmedizin
11/2010 Beginn der Zusatzausbildung Notfallmedizin
Faculté de Médecine Université de Rennes Frankreich
2011 Diplôme universitaire „Kindernotfälle“
2002 – 2008 Studium Medizin Universität Hamburg
10/2008 Staatsexamen Deutschland (Note 1)
06/2008 Staatsexamen Frankreich
1995 – 2002 „Dathe - Oberschule (Gymnasium) Berlin“
Abschluss mit dem Abitur (Note 1,5)
1991 – 1995 „Justus - von - Liebig - Grundschule Berlin“
1990 – 1991 „Heinrich - Zille - Oberschule Berlin“
1989 – 1990 „Polytechnische Oberschule Potsdam“
Erfahrung
08/2011 Assistenzärztin Gynäkologie
Centre Hospitalier de St. Brieuc
05/2011 Assistenzärztin Kindernotaufnahme
Centre Hospitalier de St. Brieuc
11/2010 Assistenzärztin Chirurgische Intensivstation
Centre Hospitalier Universitaire de Rennes
05/2010 Assistenzärztin Notaufnahme
Centre Hospitalier de Lorient
11/2009 Assistenzärztin Allgemeinarztpraxis
Dr. Brujean (Guer) und Dr. Colson (Caro)
05/2009 Assistenzärztin Neurologie
Centre Hospitalier Universitaire de Rennes
11/2008 Assistenzärztin Hepatogastroenterologie
Centre Hospitalier de Redon
04/2008 PJ Innere Medizin
Hôpital Universitaire Strasbourg (Frankreich) und
Klinikum Eilbek (Hamburg)
12/2007 PJ Dermatologie
Krankenhaus St. Georg (Hamburg)
08/2007 PJ Chirurgie: Kinder- und Viszeralchirurgie
Hôpital Universitaire Strasbourg (Frankreich)
Sprachkenntnisse
Französisch
Englisch
Italienisch
sehr gute Kenntnisse (DELF B2 07/2007)
gute Kenntnisse
Grundkenntnisse
- 93 -
11. ERKLÄRUNG
EIDESSTATTLICHE VERSICHERUNG
Ich versichere ausdrücklich, dass ich die Arbeit selbständig und ohne fremde
Hilfe verfasst, andere als die von mir angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht
benutzt und die aus den benutzten Werken wörtlich oder inhaltlich
entnommenen Stellen einzeln nach Ausgabe (Auflage und Jahr des
Erscheinens), Band und Seite des benutzten Werkes kenntlich gemacht habe.
Ferner versichere ich, dass ich die Dissertation bisher nicht einem Fachvertreter
an einer anderen Hochschule zur Überprüfung vorgelegt oder mich anderweitig
um Zulassung zur Promotion beworben habe.
Rennes, den
- 94 -
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