1.9.1 genetischer Code Auch die Translation ist ein überaus komple­ xer Vorgang, der aber bisher im Physikum nur in einigen Punkten vertiefend gefragt wurde. Daher ist auch hier die Konzentration auf diese physikumsrelevanten Aspekte sinnvoll. Hemmstoff Wirkung Bedeutung Rifampicin hemmt selektiv die bakterielle RNAPolymerase Antibiotikum Actinomycin D (z. B. Dactinomycin) interkaliert die C-G-Stellen der DNA, hemmt die RNA-Polymerase und ein wenig auch die DNA-Polymerase (Replikations- und Transkriptionshemmstoff) Zytostatikum, Antibiotikum Mitomycin kovalente Bindung an die DNA, hemmt die RNA- und DNA-Polymerase (Replikationsund Transkriptionshemmstoff) Zytostatikum α-Amanitin hemmt die eukaryontische RNA-Polymerase II und III Gift des Knollenblätterpilzes Gyrase- (Topo­ isomerase) Hemmstoffe irreversible Hemmung der bakteriellen Topoisomerase II (Gyrase) Antibiotikum Tab. 4: Übersicht über die Hemmstoffe derTranskription 1.9.1 genetischer Code Zum Verständnis der Translation solltest du dich zuvor mit dem genetischen Code beschäftigt haben (s. Tab. 5, S. 42). Die Reihenfolge der Aminosäuren – die zusammengesetzt ein Protein ergeben – wird im Erbgut gespeichert. Um eine Aminosäure zu codieren, werden je drei Basen benötigt = das Basentriplett, das auch als Codon bezeichnet wird. Unter dem genetischen Code versteht man die Verschlüsselung der proteinogenen www.medi-learn.de Aminosäuren durch vier verschiedene Basen der Nukleinsäuren in einem Basentriplett. Beispiel Frage: Angenommen, ein Gen enthalte drei Exons mit jeweils 300, 600 und 900 Basen und die mittlere Molekülmasse einer Aminosäure würde 110 betragen. Welche Molekülmasse besitzt das Protein? 1 Lösungsweg: Zunächst sollte man wissen, dass drei Basen für eine Aminosäure kodieren. In diesem Beispiel sind das 100 + 200 + 300 = 600 Aminosäuren. Zusammen bringen diese eine Molekülmasse von 600 ∙ 110 = 66 000 auf die Waage. Antwort: Das Protein hat die Molekülmasse 66000. Im erstenTeil dieses Skripts wurde die Synthese der Basen der Nukleinsäuren besprochen und festgestellt, dass uns zwei Purinbasen und zwei Pyrimidinbasen für die Codierung zur Verfügung stehen. Somit ergeben sich im genetischen Code rein rechnerisch: 4³ = 64 Codierungsmöglichkeiten. Zur Termination der Translation werden drei sogenannte NonsensCodons (Stop-Codons, UAG, UGA und UAA) genutzt. Die restlichen 61 codieren für insgesamt 20 proteinogene Aminosäuren. Unter bestimmten Bedingungen kann das Stop-Codon UGA jedoch auch für eine Aminosäure – die 21. proteinogene Aminosäure – codieren: das Selenocystein (Sec). Der Einbaumechanismus von Selenocystein in Proteine unterscheidet sich stark von dem aller anderen Aminosäuren. Seine Insertion erfordert einen neuartigen Translationsschritt: die Selenocystein spezifische tRNA (tRNASec) hat das Anticodon UCA und paart sich mit dem Codon UGA der mRNA. Normalerweise bewirkt das Codon UGA die Termination der Translation. Bildet die mRNA jedoch eine spezielle Haarnadelstruktur aus, wird das Stoppcodon UGA ignoriert und 41