1 Aminosäuren Saure Aminosäuren 1 Saure Aminosäuren besitzen mehr als eine Carboxylgruppe. Auf der rechten Seite stehen ihre Amide, die ebenfalls eine wichtige Rolle im Stoffwechsel spielen und in der Sequenz von Proteinen zu finden sind. Die Amide der sauren Aminosäuren (Asparagin und Glutamin) gehören zu den neutralen Aminosäuren. Sie sind an dieser Stelle nur aufgeführt, weil sie im Stoffwechsel eine enge Beziehung zu ihren Säuren haben und ineinander umgewandelt werden. Merke! Alle basischen Aminosäuren sind im physiologischen pH-Bereich positiv geladen und können daher negativ geladene Gruppen binden. Sonderfall Selenocystein Aus dem Serin (NICHT dem Cystein) leitet sich die 21. proteinogene Aminosäure ab, das Selenocystein. Zu einem Sonderfall wird Selenocystein nicht nur, weil es erst unmittelbar bei der Translation durch die Selenocystein-Synthase durch Modifikation von an tRNA-gebundenem Serin entsteht, sondern auch, weil es auf Gen-Ebene ein UGA-Codon codiert, das in den meisten Fällen als Stop-Codon fungiert. Folgen auf die Sequenz UGA jedoch bestimmte Nukleotide, führt dies zum Einbau von Selenocystein. Strukturell ähnelt Selenocystein sehr dem Cystein. Einziger Unterschied: Statt des Schwefelatoms enthält Selenocystein ein Selenatom (s. Abb. 19, S. 11), wodurch es noch redoxreaktiver ist als Cystein. Aus diesem Grund findet sich Selenocystein im aktiven Zentrum einiger Enzyme, wie z. B. der Glutathion-Peroxidase und der Thioredoxin-Reduktase. Heterozyklische Aminosäuren Heterozyklisch bedeutet, dass diese Aminosäuren eine gemischte (hetero-) Ringstruktur (-zyklisch) besitzen, an deren Bildung neben 10 Kohlenstoff auch Stickstoff beteiligt ist. Unter den heterozyklischen Aminosäuren fällt Prolin etwas aus der Reihe, da sein Amino­ stickstoff an zwei C-Atome ­gebunden ist. Formal ist Prolin ­dadurch keine Aminosäure, sondern eine Iminosäure. Wird Prolin in eine Aminosäuresequenz eingebaut, kommt es zum Abknicken der Polypeptidkette (s. 3.2.2, S. 45), eine Tatsache, die bislang immer wieder ­gerne im Physikum gefragt wurde. Eine weitere Besonderheit unter den heterozyklischen Aminosäuren stellt das Histidin dar, dessen Heterozyklus ein Imidazolring ist. Da der pK-Wert der Seitenkette des Histidins mit 6,04 am ehesten dem physiologischen pH-Bereich entspricht, kann es in Enzymen sowohl Protonendonator als auch Protonenakzeptor sein. Aus diesem Grund ist Histidin oft Bestandteil des aktiven Zentrums (s. S. 52), z. B. von Serinproteasen (Enzyme mit der Aminosäure Serin im aktiven Zentrum). Beispiele sind Enzyme der Blutgerinnung, wie Plasmin und Thrombin (s. Skript Biochemie 6), aber auch Verdauungsenzyme, wie das Trypsin. Essenzielle Aminosäuren Von den 20 proteinogenen Aminosäuren sind acht essenziell, d. h., dass der Körper sie NICHT selbst synthetisieren kann, sie müssen von außen mit der Nahrung aufgenommen werden. Du solltest mindestens die Namen aller essenziellen Aminosäuren kennen. –– Merke! Merkspruch für die essenziellen Aminosäuren: Phänomenale Isolde trübt mitunter Leutnant Valentins liebliche Träume. Für: Phenylalanin, Isoleucin, Tryptophan, Methionin, Leucin, Valin, Lysin und Threonin.