Theoretische Mechanik Amand Faessler Institut für Theoretische Physik Eberhard Karls-Universität Tübingen Auf der Morgenstelle 14 72076 Tübingen Deutschland 31. März 2006 INHALT 1 Newton’sche Mechanik 2 1.1 Newton’sche Gesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.2 Zentrales Kraftfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.3 n wechselwirkende Teilchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2 Lagrange’sche Bewegungsgleichungen 2.1 Zwangsbedingungen: . . . . . . . . . . 2.2 Das D’Alembertsche Prinzip . . . . . . 2.3 Lagrange Gleichung (2. Art) . . . . . . 2.4 Zyklische Koordinaten . . . . . . . . . 2.5 Erhaltungssätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 25 26 30 35 35 3 Kleine Schwingungen 3.1 Theorie der kleinen Schwingungen . . . . 3.2 Das Doppelpendel . . . . . . . . . . . . . 3.3 Der lineare Schwinger . . . . . . . . . . . 3.4 Modell des Festkörpers: Die lineare Kette 3.5 Lineare Kette mit verschiedenen Massen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 39 52 55 59 64 . . . . . 4 Starrer Körper 4.1 Translation und Rotation des starren 4.2 Die Euler’schen Gleichungen . . . . . 4.3 Der Schwere symmetrische Kreisel . 4.4 Rotierendes Koordinatensystem . . . Körpers . . . . . . . . . . . . . . . - die . . . . . . . . . Euler-Winkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 67 74 77 79 5 Gravitationstheorie 5.1 Gravitationskraft - Gravitationsfeld . 5.2 Gravitationspotential . . . . . . . . . 5.3 Feldgleichungen . . . . . . . . . . . . 5.4 Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 85 86 87 91 6 Die 6.1 6.2 6.3 kanonischen Bewegungsgleichungen Die Hamilton’schen Bewegungsgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kanonische Transformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verschiedene Variationsprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 95 99 106 7 Die 7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 Hamilton-Jacobi-Theorie Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Hamilton-Jacobi-Theorie für nicht explizit zeitabhängige Hamiltonfunktion . . . . . . . . . Die Hamilton-Jacobi-Theorie für explizit zeitabhängige Hamiltonfunktion . . . . . . . . . . . . Die Hamilton-Jacobi-Gleichung als Grenzfall der Schrödingergleichung in der Quantenmechanik Beispiele zur Hamilton-Jacobi-Theorie (zeitunabhängig) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 117 117 118 119 120 . . . . . . . . 128 128 132 138 142 143 144 145 147 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Spezielle Relativitätstheorie 8.1 Konstanz der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum . . . . . 8.2 Lichtkegel und Eigenzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.3 Die Lorentz-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . 8.4 Vierervektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.5 Die Vierergeschwindigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.6 Der 4-dimensionale Gradient . . . . . . . . . . . . . . . 8.7 Relativistische Newton’sche Bewegungsgleichung . . . . 8.8 Lagrange- und Hamilton-Funktion in der relativistischen 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kapitel 1 Newton’sche Mechanik Ausgearbeitet von B. Hügle und J. Spilgies 1.1 Newton’sche Gesetze Die klassische Mechanik wurde begründet mit den Newton’schen Gesetzen = 1687. Lex prima: Ein Teilchen bewegt sich ohne äußere Kraft mit konstanter Geschwindigkeit entlang einer geraden Linie ~ F~ = 0 ⇔ ~v = const Lex secunda: Die Impulsänderung ist gleich der Kraft, die auf das Teilchen wirkt. d (m · ~v ) = F~ dt Der Impuls p~ = m · ~v ist das Produkt aus Masse und Geschwindigkeit, wobei träge Masse = schwere Masse. Lex tertia: Actio est Reactio F~12 = −F~21 (F~12 = Kraft, die auf Teilchen 1 wirkt aufgrund der Wechselwirkung mit Teilchen 2.) Diese Gesetze sind nicht in allen Systemen erfüllt (z.B. nicht auf der Erde). Die Systeme, in denen sie erfüllt sind, nennt man Inertialsysteme. Wir werden vorerst nur solche behandeln. Wir wollen nun ein Teilchen definieren: Ein Teilchen ist definiert als Punktteilchen, das durch 1. die Masse m 2. den Ort ~r 3. die Geschwindigkeit d~ r dt = ~v festgelegt ist. Oft ist die Masse konstant, dann kann man die Lex secunda schreiben: d d (m · ~v ) = m · ~v = m · ~a = F~ dt dt Dies ist nicht der Fall bei einer Rakete oder bei relativistischer Betrachtung von Teilchen mit sehr großen Geschwindigkeiten. Dann gilt für m: 2 m0 m= q 1− mit c = 3 · 1010 [cm/sec]. v2 c2 Für v → c ⇒ m → ∞ ⇒ ~a = F~ =0 m Die Lex prima ist ein Spezialfall der Lex secunda: aus d (m · ~v ) = F~ , F~ = 0, m = const ⇒ ~v = const dt Impulserhaltung: W. W. 00 00 Abb. 1.1: p ~01 + p~02 = W.W. = p~1 + p~2 Ausserhalb des WW-Gebietes wirken keine Kräfte. Innerhalb des WW-Gebietes wirken die Teilchen aufeinander. nach Lex tertia gilt: F~12 + F~21 = 0 ⇒ Z t00 (F~12 + F~21 )dt = 0 (1.1) t0 nach Lex secunda gilt: d d p~1 = F~12 ; p~2 = F~21 dt dt (1.2) einsetzen in (1.1) ergibt: Z t00 t0 d (~ p1 + p~2 )dt = 0 dt 00 ⇒ ⇒ [~ p1 + p~2 ]tt0 = 0 ~p01 + p~02 00 (1.3) 00 = ~p1 + p~2 mit Worten: Gesamtimpuls ist stets unverändert. Energieerhaltung: Wir betrachten ein Teilchen in einem äußeren Kraftfeld F~ (~r): Arbeit ist die Energie, die auf ein Teilchen übertragen wird: A = ∆E (def) = Z 00 ~ r(t ) F~ (~r)d~r Lex sec ~ r (t0 ) Z 00 ~ r (t ) ~ r (t0 ) 3 m~r¨ d~r (dt) (dt) = Z t00 t0 " 1 ˙2 m~r¨ · ~r˙ dt = m~r m #t00 = 00 T (~r ) − T (~r0 ) (def) = t0 (1.4) Die kinetische Energie ist definiert: T = 1 2 1 mṙ = m~r˙ · ~r˙ 2 2 (1.5) Wir wollen beweisen: F~ (~r) = Aus (1) ⇒ ∆E ~ (~r) ⇔ Energieerhaltung −∇U Z ~r(t00 ) Z ~r(t00 ) ~ (~r)d~r = ~ ∇U A= d~rF (~r) = − = ~ r(t0 ) ~ r (t0 ) 00 0 U (~r ) − U (~r ) 00 T (~r ) − T (~r0 ) (nach Gl. (1.4)) = Daraus folgt: 00 00 T (~r0 ) + U (~r0 ) = T (~r ) + U (~r ) (1.6) in Worten: ~ (~r), gilt: Die Summe aus kinetischer und potentieller unter Voraussetzung, dass sich F~ (~r) schreiben lässt als −∇U Energie ist stets unverändert. ~ (~r) E = const ⇒ F~ (~r) = −∇U (1.2) ⇐ Es ist zu zeigen, dass U (~r) eine eindeutig bestimmte Funktion ist. Zwischen den Zeiten t0 und t00 erfährt das Teilchen eine Energieänderung ∆E = A = Z ~ r(t00 ) ~ r(t0 ) 00 00 F~ (~r)d~r = T (~r ) − T (~r0 ) = U (~r0 ) − U (~r ) Als nächstes wird gezeigt, dass die geleistete Arbeit vom Weg unabhängig ist. r(t’) r(t’’) Abb. 1.2: ~r(t0 ) = ~r(t00 ) ~r(t0 ) = ~r(t00 ) ⇒ I F~ (~r)d~r = 0 Kraftfeld ist wirbelfrei, keine geschlossenen Feldlinien (Energieerhaltung). Wir wählen U (2) = ⇒ Z 1 2C1 ···− Z 0⇒ 1 2C2 ... = 0⇒ 4 Z Z 1 2C1 ···+ 1 2C1 ··· = Z 2 1C2 Z ··· = 0 1 2C2 ... 1 C1 C2 2 Abb. 1.3: Benutzen wir 2 als Referenzpunkt, so folgt daraus, dass das Integral Ortes ist. Z r1 r2 R r1 r2 F~ (~r)d~r eine eindeutige Funktion des F~ (~r)dr = −U (~r1 ) ⇒ ~ (~r1 ) F~ (~r1 ) = −∇U (1.7) Für gewöhnlich nimmt man als Referenzpunkt ∞, dann ist U (∞) = 0, oder man wählt den Nullpunkt, dann ist U (0) = 0. U (~r) ist das Potential des Kraftfeldes F~ (~r). Existiert ein Potential, so nennt man das Kraftfeld konservativ ~ (~r) ⇔ F~ (r) F~ (~r) = −∇U ist konservativ Eindimensionales konservatives System: Aus dem Energiehaltungssatz folgt E = const = 1 mẋ2 + U (x) 2 Auflösen nach ẋ ergibt: Integration ergibt: h2 i1/2 dx = ẋ = (E − U (x)) dt m dx ⇔ dt = h i1/2 2 (E − U (x)) m t − t0 = Z x x0 i−1/2 h2 (E − U (x)) · dx m (1.8) Aus t = f (x) folgt x = f −1 (t), die gesuchte Bahngleichung des Teilchens im Kraftfeld mit dem Potential U (x). Beispiel: Harmonischer Oszillator U (x) = F = F = ⇒ U (x) = F (x) = 1 2 ax 2 −ax ∂ − U (x) ∂x 1 2 ax 2 −a · x Hooke’sches Gesetz 5 K,U m x Abb. 1.4: t − t0 = Z x x0 dx q 2 m (E − 12 ax2 ) (1.9) p p 2 (E − 21 ax2 ) > 0 sein muss ⇒ − 2E/a < x < 2E/a. Dies nennt man die klassischen Umkehrpunkte. In Da m p p diesen Umkehrpunkten ist die Gesamtenergie potentiell U (+ 2E/a) = (1/2)a( 2E/a)2 = E. Sei zurzeit t = t0 , x = 0, so ergibt sich für (1.9): t − t0 = ⇒ p ax 1 m/2 p arc sin p (1/2)a 2 1/2aE x= p Kreisfrequenz ω (def) = a/m = 2πν p p 2E/a sin a/m(t − t0 ) Über die Bewegungsgleichung erhält man dasselbe Ergebnis: d mẋ = dt a ⇒ ẍ + x = m −ax (Lex secunda) 0 Dies ist eine Diffgleichung 2. Ordnung. Ansatz: x = A cos(ωt) + B sin(ωt) Mit den Anfangsbedingungen t = t0 ⇒ x0 = 0 ergibt sich x = = = 0 = A cos(ωt) − B sin(ωt) C(− sin ωt0 cos ωt − cos ωt0 sin ωt) C sin(ω(t − t0 )) 6 (1.10) Damit ergibt sich für die Diffgleichung: −ω 2 C sin ω(t − t0 ) + a C sin ω(t − t0 ) = m a ⇒ −ω 2 + = m 0 0⇒ω= Wir erhalten damit: x = C · sin C lässt sich durch Angabe der Energie berechnen: E = = = p a/m hp i a/m(t − t0 ) 1 1 mẋ2 + ax2 2 2 i 2 C2 h p m a/m cos2 ω(t − t0 ) + a sin2 ω(t − t0 ) 2 p a 2 C ⇒ C = 2E/a 2 Die Energie ist proportional zum Quadrat der Amplitude C. 1.2 Zentrales Kraftfeld 1 2 Abb. 1.5: Definition der zentralen Wechselwirkung F~12 = f (~r1 , ~r2 )(~r1 − ~r2 ) F~21 = f (~r1~r2 )(~r2 − ~r1 ) Die Zentralkraft ist die Kraft, die stets in Richtung der Verbindung zweier wechselwirkender Teilchen wirkt. In einem zentralen Kraftfeld ist die auf ein Teilchen wirkende Kraft immer auf den gleichen Punkt gerichtet. Theorem: Ein zentrales, konservatives Kraftfeld hängt in folgender Weise vom Abstand zum Ursprung ab. F~ (~r) = f (|~r|)~r (1.11) Beweis: Nach Voraussetzung gilt: ~ (~r) = f (~r)~r F~ (r) = −∇U | {z } | {z } konservativ 7 zentral 0 Abb. 1.6: F~ (~r) = f (~r) · ~r Definition der Zentralkraft Zerlegung der Kraft und Umrechnung in Polarkoordinaten ergibt: Fx (~r) = Fy (~r) = Fz (~r) = ∂U (~r) = f (~r)x = f (~r)r sin θ cos φ ∂x ∂U (~r) − = f (~r)y = f (~r)r sin θ cos φ ∂y ∂U (~r) = f (~r)z = f (~r)r cos θ − ∂z − Zu zeigen ist U (~r) = U (|~r|), das heißt: ∂U (r) 6= 0; ∂r ∂U (~r) ∂r ∂U (~r) ⇔ ∂r ∂U (~r) ∂r (1) ∂U (r) = 0; ∂θ ∂U (r) =0 ∂φ ∂U (~r) ∂x ∂U (~r) ∂y ∂U (~r) ∂z + + · ∂x ∂r ∂y ∂r ∂z ∂r ∂U (~r) ∂U (~r) ∂U (~r) = sin θ cos φ + sin θ sin φ + cos θ ∂x ∂y ∂z = −f (~r)r sin2 θ cos2 φ + sin2 θ sin2 φ + cos2 θ = = −f (~r)~r ∂U (~r) ∂θ ∂U (~r) ⇔ ∂θ (2) = = = ∂U (~r) ∂φ ∂U (~r) ⇔ ∂φ (3) ∂U (~r) ∂x ∂U (~r) ∂y ∂U (~r) ∂z + + ∂x ∂θ ∂y ∂θ ∂z ∂θ (−)f (~r)r2 cos θ cos2 φ sin θ + sin θ cos θ sin2 φ − sin θ cos θ (−)f (~r)r2 cos θ sin θ(cos2 φ + sin2 φ) − cos θ sin θ = 0 ∂U (~r) ∂x ∂U (~r) ∂y ∂U (~r) ∂z + + ∂x ∂φ ∂y ∂φ ∂z ∂φ = (−)f (~r)r2 − sin2 θ cos φ sin φ + sin2 θ cos φ sin φ = 0 = U (~r) hängt also nur von |~r| ab, das heißt U (~r) ≡ U (r). Wählen wir den Referenzpunkt im Unendlichen, das heißt U (∞) = 0, so ergibt sich: U (r) = − Z r f (r)rdr ∞ Beispiel: Der harmonische isotrope Oszillator Proton-Elektron-Wechselwirkung: 8 q.e.d. (1.12) U r Abb. 1.7: U (r) = 1/2ar2 U (r)Coulomb = − e2 r Neutron-Neutron-Wechselwirkung (Yukawa Potential): U (r)n,n = −V e−r/µ r/µ mit µ = ~ = 1, 4f m mπ c Gravitationspotential: U (r)Sonne−Erde = −G mE · ms |~r − ~rs | Theorem: Die Bewegung eines Teilchens im zentralen Kraftfeld ist eben. Beweis: qualitativ v Abb. 1.8: F~ ∝ ~r, da F~ (~r) = f (~r)~r da m~a = F~ (~r) = f (~r)~r, existiert keine senkrechte Beschleunigung zur Ebene (~r, ~v ). Beweis: exakt ~ r ) def ~r × p~ = (ypz − zpy , zpy − xpz , xpy − ypx ) J(~ ~˙ r ) = ~r˙ × m~r˙ + ~r × m~r¨ = 0 ⇒ J(~ | {z } | {z } 0 0 ~ zu ~r und J~ = const, ~ Der Drehimpuls ist eine Erhaltungsgröße. Da J⊥ ist ~r stets in der gleichen Ebene. Teilchen in einem dreidimensionalen, konservativen und zentralen Kraftfeld: Nach der Lex secunda existieren drei Differentialgleichungen zweiter Ordnung. Die Lösung hat demnach sechs Integrationskonstanten, d.h.: folgende sechs Funktionen sind zu bestimmen: 9 j r(t’’) y r(t) r(t’) x Abb. 1.9: Ebene Bewegung x (t), y (t), z (t), vx (t), vy (t), vz (t) Da das Kraftfeld konservativ und zentral ist, gilt a) Drehimpulserhaltung (zentrales Feld, drei Erhaltungsgrößen), d.h., die Bewegung ist eben. Dadurch reduzieren sich die unbekannten Funktionen auf 3. b) Energieerhaltung (konservatives Feld), dadurch reduziert sich das Problem auf die Lösung von zwei Differentialgleichungen, die aus den Bewegungsgleichungen gefunden werden müssen. Da die Bewegung eben ist, kann man die x,y-Ebene in die Bewegungsebene legen m~r¨ = ⇒ mẍ = mÿ = ~ (r) −∇U ∂U (r) ∂r − ∂r ∂x ∂U (r) ∂r − ∂r ∂y Damit ergibt sich für die beiden obigen Differentialgleichungen: mẍ = − ∂U (r) cos φ; ∂r mÿ = − ∂U (r) sin φ ∂r Wir wollen jedoch nicht die Bewegungsgleichungen, sondern die Erhaltungssätze benutzen: Da die Bewegungsebene (x,y-Ebene) durch ~r und p~ aufgespannt wird, hat J~ nur eine z-Komponente (J~ = ~r × p~). Wir können aufgrund der Erhaltungssätze schreiben: a) J = Jz = xmẏ − ymẋ b) E= 1 m(ẋ2 + ẏ 2 ) + U (r) 2 10 y r φ x Abb. 1.10: |r| = Z p x2 + y 2 ; ∂r ∂x = x r = cos φ; ∂r ∂y = x r = sin φ > J Y r p X Abb. 1.11: Umrechnung in Polarkoordinaten x = r · cos φ y = r · sin φ ẋ = ṙ cos φ − rφ̇ sin φ ẏ = ṙ sin φ + rφ̇ cos φ ergibt: a) Jz Jz = m(rṙ cos φ sin φ + r2 φ̇ cos2 φ − rṙ cos φ sin φ + r2 φ̇ sin2 φ) = mr2 φ̇ 11 (1.13) b) E = + E = 1 m(ṙ2 cos2 φ − 2rṙ φ̇ cos φ sin φ + r2 φ̇2 sin2 φ + 2 ṙ2 sin2 φ + 2rṙ φ̇ cos φ sin φ + r2 φ̇2 cos2 φ) + U (r) 1 m(ṙ2 + r2 φ̇2 ) + U (r) 2 (1.14) Die Drehimpulserhaltung wird auch als Flächensatz bezeichnet. r (t+dt) rd φ r dφ r (t) r o Abb. 1.12: dF = 21 r2 dφ; dF dt = Ḟ = 12 r2 φ̇ Ḟ = 21 r2 φ̇ wird als Flächengeschwindigkeit definiert. Damit kann man Gl. (1.13) schreiben als J = Jz = 2mḞ . Aus der Drehimpulserhaltung folgt damit, dass die Flächengeschwindigkeit const. ist. Aus Gl. (1.13) und (1.14) eliminieren wir jetzt φ̇: E = 1 2 1 2 2 1 J2 mṙ + mr ϕ̇ + U (r) = mṙ2 + + U (r) = 2 2 2 2mr2 Trad + Trot + Pot. Energie (∗∗) (1.15) Ueff =U(r)+Trot r Abb. 1.13: Trot wird oft als zentrifugales Potential bezeichnet und der potentiellen Energie zugeschlagen. Uef f = U (r) + Trot wird als effektives Potential bezeichnet. Das Minimum von Uef f führt zu stabilen Bahnen. Die Zentrifugalkraft berechnet sich als 12 FZen = − J2 (mr2 φ̇)2 ∂ J2 = = 2 3 ∂r 2mr mr mr3 y v v r r Abb. 1.14: Mit V⊥ = r · φ̇ ergibt sich: FZen = mV⊥2 = mrφ̇2 = mrω 2 r (1.16) Formal ist (1.15) ein eindimensionales Problem, das sich wie die Gleichung (1.8) lösen lässt: ⇒ t − t0 = Z r r0 Z r h2 i−1/2 J2 E− − U (r) dr = G(r)dr m 2mr2 r0 (1.17) Über den Drehimpulssatz wird t eliminiert: J = mr2 φ̇ = mr2 ⇒ dφ = dφ dt J dt mr2 Wir setzen Gleichung (1.17) in der Differentialform in Gleichung (1.18) ein und erhalten φ(r). Gl. (1.17) ⇒ dt ⇒ dφ ⇒ φ − φ0 Anwendung auf das Zweikörperproblem: 1. Sonne - Erde U (r) = −G mErms = − γr = G(r)dr J = G(r)dr mr2 Z r h i−1/2 J J2 = − U (r) dr 2m E − 2 2mr2 r0 r (G = 6.67 · 10−8 dyn cm2 g −2 ) 2. Elektron (Positron)-Proton (Coulomb Pot. im H-Atom) 2 U (r) = (±) er 13 (1.18) 3. Neutron-Neutron (Yukawa-Potential) −r/ν U (r) = −c e r/ν (Austausch von π-Mesonen) µ = m~π c = 1, 4f m = 1, 410−13cm Bis jetzt können wir nur Einkörperprobleme lösen: rE−rs rE rs 0 Abb. 1.15: ms~r¨s = F~SE ; mE ~r¨E = F~ES Zur Lösung von Zweikörperproblemen führen wir die Schwerpunkt- und Relativkoordinaten, sowie die reduzierte Masse ein: ~ = def. mE ~rE + ms~rs R mE + ms (Schwerpunktkoordinate) ~r = def. ~rE − ~rs (Relativkoordinate) mE · ms ≈ mE mE + ms (reduzierte Masse) µ= (1.19) (1.20) (1.21) F~ES errechnet sich dann aus:: ~r¨ = ~r¨E − ~r¨S mE + mS ~ · FES mE · mS = 1 ~ 1 ~ 1 ~ 1 FES − FSE = + FES mE mS mE mS = ~r¨ ⇒ µ~r¨ = F~ES Mit mE + mS = M erhält man die Beschleunigung des Schwerpunktes: ¨ ¨ ~¨ = M mE ~rE + mS ~rS = F~ES + F~SE = 0 MR mE + mS Das bedeutet: Der Schwerpunkt bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit entlang einer geraden Linie. Damit haben wir das Zweikörperproblem auf ein Einkörperproblem zurückgeführt. µ~r¨ = F~ (~r) 14 (1.22) Dies wenden wir nun auf das Kepler Problem an: Das Potential zwischen Erde und Sonne beträgt: U (r) = − γ r mit γ = GmE mS und ~r = ~rE − ~rS Für die Kraft F~ (r) gilt: ~ γ = ∂ γ ∂r , ∂r , ∂r F~ (r) = +∇ r ∂r r ∂x ∂y ∂z p 2 hierbei ist r = x + y 2 + z 2 und damit x ∂r 2x ∂r y ∂r z = ; = p = ; = ∂x r ∂y r ∂z r 2 x2 + y 2 + z 2 Damit ergibt sich für γ ~r γ x y z =− 2 ; ; F~ (r) = − 2 r r r r r r Setzen wir nun U (r) = −γ/r in die Gleichung ein: φ − φ0 = Substituieren wir z = 1 r Z r r0 ⇒ dz = − r12 dr so folgt: φ − φ0 = −J φ − φ0 = − Es gilt: Z J2 γ i−1/2 Jh 2µ E − + dr 2 2 r 2µr r Z Z 1/r h i−1/2 J2 2 dz z +γ·z 2µ E − 2µ 1/2r0 1/r 1/r0 dz q 2µE J2 + 2µγ J2 z − z2 dx ax + b −1 √ = √ arc sin √ + c für a < 0 −a C + 2bx + ax2 b2 − ac 2µE µγ C= 2 ; b = 2; a = −1 J J Daraus erhält man: −z + µγ 1 J2 +C φ − φ0 = √ arc sin q 2γ2 µ 2µE 1 J4 + J2 C ziehen wir mit in die Anfangsbedingung hinein und erhalten Damit erhalten wir für z(φ): φ − φ̃0 = arc sin q z(φ) = − r µγ J2 µ2 γ 2 J4 −z + 2µE J2 µ2 γ 2 2µE µγ + 2 sin(φ − φ̃0 ) + 2 J4 J J 15 Für φ̃0 schreiben wir: φ0 + π2 Hiermit erhalten wir später für den Kegelschnitt die Normalform. ⇒ sin(φ − φ̃0 ) = sin φ − φ0 − 1 r Weiterhin machen wir die Substitution z = r(φ) r(φ) = = π = − cos(φ − φ0 ) 2 rückgängig und erhalten: 1 q µ2 γ 2 J4 + J2 µγ 2µE J2 cos(φ − φ0 ) + µγ J2 mit α = def α cos(φ − φ0 ) + 1 s 1+ 2EJ 2 µγ 2 (1.23) Dies ist die Gleichung eines Kegelschnittes Diskussion des Resultates: y r ε. a r’ F’ b φ F a Abb. 1.16: Ellipse r + r0 = 2a ⇒ r0 = 2a − r Nach dem cos-Satz gilt r02 2 4a − 4ar + r 2 a(1 − ε2 ) a2 b = r2 + (2εa)2 − 2r2εa cos(π − φ) = r2 + 4ε2 a2 + 4rεa cos φ a(1 − ε2 ) = r(1 − ε cos φ); r = 1 + ε cos φ 2 2 2 = b +ε a ⇒ p = a 1 − ε2 16 x y b r’ ε. a F’ r φ F a ε. a x Abb. 1.17: Hyperbel r0 − r r − r0 r02 2 = = 2a 2a = r2 + (2ε · a)2 − 2r2εa cos(π − φ) 2 4a ± 4ar + r = a(1 − ε2 ) = r = ε 2 a2 b = = Diskussion des Erde-Sonne-Problems: (rechter Zweig) (linker Zweig) r2 + 4ε2 a2 + 4εar cos φ r(∓1 + ε cos φ) a(1 − ε2 ) rechter Zweig (-); linker Zweig (+) ∓1 + ε cos φ a2 + b 2 ⇒ p a ε2 − 1 µ = γ = (1.24) mE · mS = mE mE + mS GmE mS Wegen mS >> mE liegt der Schwerpunkt des Systems beinahe im Sonnenmittelpunkt. ~r = ~rE − ~rS beschreibt die Bahn der Erde um die Sonne. Wir hatten die Erdbahn berechnet zu: r(φ) = J2 µγ mit 1 + α cos φ α= s 1+ 2EJ 2 µγ 2 Vergleich mit mit mit + 1; ± 1; r = ε ε < > a(1 − ε2 ) ±1 + ε cos φ 1 Ellipse 1 Hyperbel Man erkennt sofort α ≡ ε Aus dieser Gleichung lassen sich Rückschlüsse auf die Energie ziehen. 17 2EJ 2 −2EJ 2 = >0⇒E<0 µγ 2 µγ 2 2EJ 2 −2EJ 2 = (1 − ε2 ) = 1 − 1 + <0⇒E>0 µγ 2 µγ 2 (1 − ε2 ) = 1 − 1 + Ellipse: Hyperbel: (1) Ellipse ε < 1, E < 0: Berechnung der beiden Halbachsen: a(1 − ε2 ) = a = b = J2 J2 ⇒a= µγ (1 − ε2 )µγ γ GmE mS J2 =− =− − µγ(2EJ 2 /µγ 2 2E 2E s s s s p 2 2 J J2 2EJ 2E a 1 − ε2 = a − = a · = a − µγ 2 γ µγ µγa Berechnung der Umlaufszeit τ τ= F πab = J/(2 · µ) Ḟ mit Ḟ = Flächengeschwindigkeit τ = (1.25) s 2ν J2 πa · a · J µγa | {z } b ⇒ τ2 ⇒ τ2 = 4µπ 2 3 a γ = 4µ2 2 4 J 2 π a J2 µγa 3. Kepler’sches Gesetz (1.26) Kepler’sche Gesetze Die Masse fällt im dritten Kepler’schen GEsetz raus, da µ ≈ mE . 1. Die Planeten bewegen sich auf Ellipsen mit der Sonne im Brennpunkt (1609) 2. Der Leitstrahl überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Flächen (Drehimpulserhaltung) (1609) 3. Die Quadrate der Umlaufszeiten verhalten sich wie die Kuben der großen Halbachsen (1618) (2) Hyperbel: ε > 1; E > 0 Beispiele: Komet von außerhalb des Sonnensystems (rechter Zweig) Streuung von positiv geladenen Teilchen an Atomkernen (linker Zweig) Den zweiten Fall wollen wir näher untersuchen. Experiment von Geiger und Marsden: Geiger und Marsden schossen α-Teilchen (42 He2 − Kerne) auf eine so dünne Goldfolie, dass die Teilchen im Allgemeinen mit nur einem Goldatom wechselwirken konnten. Wir erhalten das Potential zwischen α-Teilchen und Au-Atom U (r) γ = Z1 Z2 e2 2e · 79e = |~rα − ~rAu | r12 = −Z1 Z2 e2 ⇒ E > 0 ⇒ Bahnkurve ist Hyperbel 18 α Präparat Goldfolie Photoplatte oder Zinksulfidschirm Abb. 1.18: α ≡42 He2 Gold ≡ 197 79 Au118 Da die Kraft abstoßend ist, müssen wir den linken Zweig (+) benutzen: r= a(1 − ε2 ) 1 + ε cos φ y Φ F’ ρ s a ε. a Z1 Abb. 1.19: 19 Z2 F x π−θ θ tg 2 θ tg 2 θ tg 2 wegen mα = 2β ⇒ θ = π − 2β π a π = ctgβ = tg − β = −tg β − 2 2 b −1/2 2EJ 2 a −1/2 √ = ε2 − 1 = − 1 µγ 2 a ε2 − 1 m γ 2 1/2 mα · mAu α µ= 2EJ 2 mα + mAu mAu gilt: µ ' mα = = = << Die Energie berechnet sich zu: 1 mα v02 2 V0 = Geschwindigkeit vor dem Stoß E= Der Drehimpuls berechnet sich zu: J = |~r × ~p| = r · p · sin α = p · s s = Stoßparameter Durch Einsetzen erhalten wir: tg θ 2 = f (s) = s mα γ 2 |γ| |γ| = = 2 4 2 2 2 2 1/2 mα v0 p s mα v02 s (mα v0 s ) Kleine Streuwinkel Große Streuwinkel (1.27) große Stoßparameter s kleine Stoßparameter s dΘ Θ ds s x Au Abb. 1.20: Die Wahrscheinlichkeit, den Ring zwischen s und s + ds und damit Winkel zwischen θ und θ + dθ zu treffen, ist proportional zur Fläche dσ = 2πsds. Aus Gleichung (1.27) folgt |γ| ds 1 dθ = − 2 2 cos θ/2 mv02 s2 Einsetzen von ds in die Flächengleichung ergibt (“ - “ Zeichen entfällt, da Fläche positiv) 20 (1.28) dσ = 2πsds = 2πs3 mv02 dθ 2|γ| cos2 θ/2 (1.29) Berechnung von s aus Gleichung (1.27) und einsetzen ergibt: dσ = Z Z e2 2 cos θ/2 |γ|3 cos3 θ/2 π 1 2 dθ = π · dθ · · · 3 2 2 2 |γ| (mv0 ) sin θ/2 cos θ/2 (mv02 )2 sin3 θ/2 = π Z1 Z2 e2 2 sin θ · dθ · 2 mv02 sin4 θ/2 (1.30) In Wirklichkeit hat man einen Strom von Teilchen j = Teilchen/(sec cm2 ) N (θ) = Teilchen/sec gestreut in ^ < θ Damit erhält man den Wirkungsquerschnitt d0 N (θ + dθ) − N θ = [cm2 ] dθ j ·n n = Anzahl der Targetteilchen Diese Rutherford-Formel beschreibt das Experiment von Geiger und Marsden bis zu einem Stoßparameter von 10−12 cm. Darunter traten im Experiment Abweichungen auf. Daraus schloss Rutherford, dass die Masse des Atoms in einem positiven Kern von ≤ 10−12 cm konzentriert ist. do dΘ π π 2 Θ Abb. 1.21: Der Rutherford’sche Wirkungsquerschnitt ist in der Quantenmechanik unverändert. 1.3 n wechselwirkende Teilchen Wir nehmen an, es wirke zwischen allen Teilchen eine zentrale konservative Kraft. Zentral: Konservativ: beides: F~ij (~ri , ~rj ) = f (~ri , ~rj )(~ri − ~rj ) ~ i Uij (~ri ; ~rj ) F~ij (~rij ) = −∇ ~ i Uij (rij ) F~ij (~rij ) = f (rij )(~ri − ~rj ) = −∇ 21 4 3 r32 2 1 Abb. 1.22: mit: h ∂ rij ∂xi = = q xi − xj i ∂ (xi − xj )2 + (yi − yj )2 + (zi − zj )2 = ∂xi rij ~rij ∂ Uij (rij ) − ∂rij rij Die Kraft, die total auf ein Teilchen i wirkt, berechnet sich als die Summe aller Einzelwechselwirkungen. F~i = X F~ik = k(6=i) X k(6=i) ~ i Uik (rik ) −∇ Die Bewegungsgleichung heißt dann: mi~r¨i = F~i (r1 . . . ru ) 1≤i≤n Energiesatz: E =T +U = n X 1 j=1 2 mj ~r˙j2 + n X Ujk (rjk ) j<k j < k damit die potentielle Energie zwischen j-tem und k-tem Teilchen nicht doppelt gezählt wird. Der Ansatz für die potentielle Energie ist durch die Kraft gerechtfertigt, wie jetzt gezeigt wird: ~ F~i = −∇ X ~i −∇ Ujk (rjk ) = j<k ~i −∇ = X (i<)k X ~i Uik (rik ) − ∇ Uik (rik ) X Uji (rji ) j(<i) q.e.d. k(6=i) Die zeitliche Änderung der Energie = 0 ⇒ Energieerhaltung dE dt = Ė = X mj ~r˙j ~r¨j + j = X j6=k mj ~r¨j ~r˙j + j = X j da mj ~r¨j = F~j X X j −F~j ~r˙j (mj ~r¨j − F~j )~r˙j = 0 q.e.d. 22 ~ j Ujk (rjk )~˙rj ∇ Impulserhaltung: p~ = n X mi~r˙i i=1 p~˙ = n X mi~r¨i = i=1 = da p~˙ = − n X i=1 F~i = − n X i6=j=1 ~ i Uij (rij ) ∇ 1 X ∂U ~r − ~r X ∂Uij ~ri − ~rj 1 X ∂Uij ~rj − ~ri ij i j =− + ; ∂rij rij 2 ∂rij rij 2 ∂rij rij i6=j=1 i6=j j6=i ∂Uij 1 · symmetrisch ist ∂rij rij ~rj − ~ri 1 X ∂Uij ~ri − ~rj =0 + − 2 ∂rij rij rij q.e.d. i6=j Drehimpulserhaltung: J~ = X ~ri x~ pi = X mi~ri x~r˙i i i dJ~ X = mi~ri x~r¨i dt i =− ~r˙i x~r˙i = 0 da X i6=j =− ~ i Uij (rij ) ~ri x∇ X ~ri x i6=j ∂Uij ~rij ∂rij rij X dJ~ ∂Uij ~ri − ~rj =− ~ri x dt ∂rij rij i6=j X ∂Uij 1 (~ri × ~rj ) = 0 = ∂rij rij i6=j ∂U (~ r x~ r ) ij i j da sich die in einer n × n Matrix darstellen lassen, die wegen der Antisymmetrie des Vektor∂rij rij produktes, anti-symmetrisch ist, und damit beim Aussummieren über alle Glieder (i 6= j) verschwindet. Virialsatz (bedeutsam für die Mechanik und Quantenmechanik): Definition des Virials: V (def) = X i V = X i F~i · ~ri ; [V ] = [Arbeit] = [Energie] X d2 X 1 mi~ri2 − mi~r˙i2 mi~r¨i~ri = 2 dt 2 i i d2 X 1 mi ri2 − 2T V = 2 dt 2 i Wir bilden die zeitliche Mitteilung: V̄ = lim∆t→∞ 1 ∆t Z t t+∆t Z t+∆t d2 X 1 mi ri2 dt − 2T̄ dt2 i 2 t it+∆t 1 hd X mi ri2 − 2T̄ = lim∆t→∞ ∆t dt i t V dt = lim∆t→∞ 23 1 ∆t Wenn wir annehmen, dass ~r und ~r˙ endlich bleiben, so geht der erste Term wegen ∆t → ∞ gegen 0. Somit ergibt sich der Virialsatz: 2T̄ − V̄ = 0 (1.31) Wir nehmen an, U (r) ist eine homogene Funktion des Grades g im konservativen Feld n X U (r1 , . . . rn ) = ci rig i=1 Daraus folgt ~ g= ∇r Das Virial ist dann ∂ ~ = ~r grg−1 rg · ∇r ∂r r V = X i =− X i F~i (~r1 , . . . ~ri , . . . ~rn ) · ~ri ~ i U (~r1 , . . . ~ri , . . . ~rn ) = −gU (~r1 , . . . ~rn ) ~ri · ∇ Aus dem Verialsatz folgt daher 2T̄ − g Ū 2E − (g + 2)Ū (2 + g)Ū = = 0; 0 = 2E, 2E = 2T̄ + 2Ū (g + 2)T̄ = gE Anwendungen: • Harmonischer Oszillator 1 2 ar g≡2 2 V = F~ · ~r ⇒ V = −a~r2 = −2U U= Nach Virialsatz folgt: T̄ = Ū ; E = 2Ū = 2T̄ • Coulombfeld, Gravitationsfeld γ U =− ; r g ≡ −1 ⇒ V = γ r Nach Virialsatz folgt: E = −T̄ ; 1 T̄ = − Ū ; 2 24 E= 1 Ū 2