Epistemische Modalität und Tempus bei - Linguistik

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Klaus-Dieter Gottschalk
Epistemische
Modalität
und
Tempus
Überlegungen zum Deutschen und Englischen
bei
Spreizsätzen.
Series A: General & Theoretical Papers
ISSN 1435-6473
Essen: LAUD 1976 (2nd ed. with divergent page numbering 2013)
Paper No. 13
Universität Duisburg-Essen
Klaus-Dieter Gottschalk
University of Ekaterinburg (Russia)
Epistemische
Modalität
und
Überlegungen zum Deutschen und Englischen
Tempus
Copyright by the author
1976 (2nd ed. with divergent page numbering 2013)
Series A
General and Theoretical
Paper No. 13
Spreizsätzen.
Reproduced by LAUD
Linguistic Agency
University of Duisburg-Essen
FB Geisteswissenschaften
Universitätsstr. 12
D- 45117 Essen
Order LAUD-papers online: http://www.linse.uni-due.de/
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ii
bei
Klaus-Dieter Gottschalk
Epistemische Modalität und Tempus bei Spreizsätzen. Überlegungen
zum Deutschen und Englischen
Diese Vorstudie entstand im wesentlichen 1974/75 am Department of Linguistics der
Universität Edinburgh, wo ich als Akademiestipendiat von der Stiftung Volkswagenwerk
großzügig unterstützt wurde. Viele Anregungen verdanke ich John Lyons, John M.
Anderson, Lachlan Kaokenzie, John Killer und Keith Brown. Im Tübinger Arbeitskreis
Linguistik halfen mir Kollegen durch ihre Kritik. Sie bewiesen mir, wie unsicher meine
Aussagen zur Annehmbarkeit verschiedener Belege bleiben müssen, solange ich keine
umfassende Textauswertung vorlege. Meine Bewertungsskala stuft Unannehmbarkeit so ab:
xx, x
, ?X, ??, ?. Je nach regionaler Herkunft, gemeinter Stilebene und erdachtem Kontext
stimmten meine deutschsprachigen Kollegen weniger oder mehr mit meiner eigenen
Wertung überein. Ich lache mit allerlei Vorbehalten meine Urteile zur Annehmbarkeit
stehen, um fremdsprachigen Lesern einen Hinweis auf mein "Sprachgefühl" zu geben.
In dieser Vorstudie stelle ich zuerst das Beschreibungsverfahren vor, auf das ich in
"Illokutionstheorie, Modalität und idiomatisch englische Ausdrucksweisen" eingegangen
bin; ich verweise auf den Fundort als (LAUT:). Als ich jene Vorveröffentlichung bei
L.A.U.T. einreichte, kannte ich noch nicht Searle (1975: 76), wo durch eine
Konversationsmaxime "Indirect Speech Acts" mit idiomatischen Ausdrucksweisen
verknüpft werden. Es folgen dann einige Bemerkungen zu konkurrierenden deutschen
Spreizsatzformen. In den Abschnitten III und IV gehe ich auf Universalität und
Idiomatizität der Spreizsätze ein. In V betrachte ich System und Normunterschiede, in VI
ein Geläufigkeitskriterium. In VII wird die Frage nach dem Zusammenhang zwischen
Tempus und epistemischer Modalität angeschnitten. In VIII erörtere ich weitere Spreizsätze
und setze in IX ihre modale Analyse fort.
I
In einer bei L.A.U.T. v vorveröffentlichten Übersicht ging ich darauf ein wie man
Sprechakte und epistemische Modalität einheitlich beschreiben kann: Nach einem
Vorschlag von John Lyons sei die primäre illokutionäre Rolle einer Äußerung unmittelbar
abhängig von der grammatischen Struktur des Satzes, der für die Äußerung verwendet wird.
Ihre sekundäre illokutionäre Rolle lässt sich dann mittelbar u.a. aus der Satzbedeutung und
der primären Illokutionären Rolle erschließen (LAUT:6)a (1) Will you close the door?
(Frage und Aufforderung). Ich folgte nicht dem mir damals unbekannten Vorschlag Searles
(1975: 62), primär und sekundär umgekehrt zu verwenden. Neben der primären und der
sekundären Illokutionsrolle, die (1) verdeutlicht, lassen sich primär performative
Äußerungen Ton ausdrücklich performativen Äußerungen unterscheiden: (2) Open the
1
door! (primär performativ) (3) I order you to open the door. (ausdrücklich performativ) Wie
alle ausdrücklich performativen Äußerungen hat der Befehl (3) die deklarative Struktur
eines Aussagesatzes (LAUT: 7). Wir unterscheiden aber zwischen der grammatischen
Satzstruktur und der semantischen oder pragmatischen Sprechaktstruktur einer Äußerung (
LAUT: 9). Kempson ( 19751:30) führt aus, warum Sprechaktstrukturen pragmatisch und
nicht semantisch oder logisch sein sollen.
Lyons erweitert einen Ansatz von Hare (1970). Hare unterscheidet Neustik, Tropik
und Phrastik als die logischen Bestandteile von Äußerungen. Dabei entspricht die Phrastik
der Proposition p. Die illokutionäre Rolle einer Äußerung ergibt sich aus ihrer Tropik und
Neustik. In Anlehnung an die ungefähre generative Analyse der Äußerung (4) The door is
open. als (4a) (I tell you) (that it is so) (that) the door is open können wir Neustik als den
Bestandteil ‚I-say-so’ und Tropik als den Bestandteil 'it-is-so ' oder ‚so-be-it ' umschreiben.
Die Neustik stellt den eigentlich performativen Bestandteil dar, der die Äußerung zu einer
Sago- oder Fragehandlung macht (LAUT: 14).
Für die logische Dreiteilung in Neuetik, Tropik und Phrastik epricht ,dass sie getrennt
mit unterschiedlicher Wirkung negiert werden. Wir wollen nun mit Lyons kategorieche
Behauptungen folgendermaßen beschreiben: (a) ... p. Der erste Punkt stellt die
uneingeschränkte Neustik dar und bedeutet 'I-say-so’. Der zweite Punkt stellt die
uneingeschränkte Tropik dar und bedeutet 'it-is-so'. Verneinen wir die drei Bestandteile der
Äußerung einen um den anderen, erhalten wir (b) -... p mit negierter Neustik als
unverbindliche Handlung 'I don't say that it is the oase that p'; mit negierter Tropik erhalten
wir (o) ... als Abstreiten ‚I say that it is not the case that p’; bei negierter Phrastik ergibt (d)
... -p die kontextfreie Behauptung einer negativen Proposition 'I say that it is the case that
not –p’.
Mit einem Fragezeichen können wir den neustischen Fragebestandteil wiedergeben!
(e) ?.p bedeutet ungefähr 'I wonder whether it is the oase that p’ oder 'Is it the oase that p’.
Mit einem Ausrufezeichen lässt sich der tropische Bestandteil 'so-be-it' in Befehlen,
Verlangen und zweifelnden Fragen daretellen: (f) .!p (Befehl, Verlangen) (g) .-Ip (Verbot)
(h) ?!p (etwa zweifelnde Frage "Soll ich ...?", die der Sprecher sich selber stellt, oder
Ersuchen als Frage an den Hör er "Kommst du".) Die tropische Unterscheidung zwischen
'it-is-so' und 'so-be-it' lokalisiert, wo Abstreiten (c) .-.p und Verbot (g) .-!p von einander
abweichen; beide verfügen über eine uneingeschränkte Neustik 'I-say-so’.
Für die Beschreibung der Phrastik taucht nach Searle (1975: 59f) folgende
Schwierigkeit bei sekundären Illokutionsrollen auf: "There are also cases in which the
speaker may utter a sentence and mean what he says and also can another illocution with a
different propositional content. For example, a speaker may utter the sentence Can you
reach the salt? and mean it not merely as a question but as a request to pass the salt."
Demnach brauchte p nicht identisch zu sein in primärer und sekundärer Rolle derselben
Äußerung, falls reach gleichsam zu pass me wird. Hier muss eine saubere Definition des
2
propositionalen Inhalts für die Phrastik her. Vielleicht er gibt sich für Searle diese
Schwierigkeit besonders deutlich, weil er im Unterschied zu Gottschalk (1975) das
Ersuchen pass me als primär und die Frage Can you reach ...? als sekundär betrachtet vgl.
LAUT: 16,VII).
Kempson (1975:39) wendet sich übrigens gegen die Trennung von performativer
Äußerung und Behauptung, "the isolation of performatives as nonstatements", wie wir sie
auch für (3) angedeutet haben. Sie entkräftet das Argument, dass im Englischen der
Unterschied zwischen einfachem Präsens und der Verlaufsform diese Trennung
manifestiere (vgl. LAUT: 5, 8):
(5a) I warn you that Edward will leave
( b) I am warning you that Edward will leave
Wir können Kampsons Gegenbeispiele ( 6a, b) in unsere Beschreibung der performativen
Äußerungen aufnehmen (LAUT: 21), obwohl sie meint :"Noreover some verbs have
precisely the same contrast as performatives and yet are clearly not themselves performative
verbs ...."
(6a) I wonder whether we should go home
( b) I am wondering whether we should go home
Aber schließlich finden wir diesen Gebrauch des einfachen Präsens nicht nur beiden sog.
performativen Verben, sondern auch bei Verben des Denkens und Beurteilens; einige dieser
Verben dienen dem Ausdruck epistemischer Modalität: (7a) I believe that capitalism is an
unavoidable evil
(b) I suspect that Margo "will fail
(c) I think I’m right
Kernpson (1975:40) gesteht den performativen Äußerungen die Besonderheit zu, dass ihr
Wahrheitsgehalt gerade durch ihre Äußerung mitbestimmt wird .Denn (8) I promise to go
ähnelt hierin dem Grenzfall des Verbs say, wo die Äußerung von (9) I say that he is sick
schon den Wahrheitsgehalt der Behauptung gewährleistet. Lewis (1972) stellte schon fest,
dass man mit (10) I am speaking/Ich spreche nicht nur spricht, sondern auch die Wahrheit
sagt.
Modale Bestimmungen lassen sich auch in das Beschreibungsmodell auf nehmen.
Unter epistemischer Modalität verstehen wir vorläufig mit Halliday (1970), wie der
Sprecher Wahrscheinlichkeit und Voraussagbarkeit einschätzt (LAUT: 15). In (11)
Certainly he might have done it deutet sich ein Konflikt zwischen zwei Ausdrücken der
Modalität an. Diesen Widerspruch zwischen certainly und might möchten wir mit dem
Beschreibungsverfahren von Lyons ausräumen. Um subjektive und objektive Möglichkeit
oder Wahrscheinlichkeit auszudrücken, setzen wir poss in die Formel (a) .. p anstelle der
Punkte ein: (i) poss.p und j . poss ergeben subjektiv 'Possibly/Perhaps,it is the case that p'
3
und objektiv modal 'I say that it is possibly the case that p’. Diese Operatoren können
wiederrum verneint werden. Die Struktur von (11) lautet (k) poss poss p, wobei sich
certainly dem Gegenpol zu impossibly auf der Wahrscheinlichkeitsskala nähert. Anderson
(1973:152) zeigt hierzu auf, wie sich Wahrscheinlichkeit quantifizieren lässt. Den
Unterschied zwischen subjektiver und objektiver epistemischer Modalität soll man an der
modalen Bestimmung von Neustik und Tropik ablesen können, also (i) poss . p subjektiv
und (j). poss p objektiv.
Urmson (1952) machte auf den parenthetischen Gebrauch von Verben wie suppose,
think und believe in der 1. Person des einfachen Präsens aufmerksam. Mit ihnen kann man
den Anspruch auf Wahrheitsgehalt, den eine Behauptung beinhaltet, näher bestimmen oder
abschwächen: (12) He's working, I think Demgegenüber bekräftigt der parenthetische
Gebrauch performativer Verben, dass sich der Sprecher für den Wahrheitsgehalt verbürgt:
(13) He's working, I tell you
(14) I'll be there at 2 o'clock,I promise (you)
Wir gehen davon aus, dass einfache kategorische Behauptungen nicht näher modal
bestimmt oder eingeschränkt sind. Modal sind solche Äußerungen, in denen der Sprecher
seine Einstellung zum Wahrheitsgehalt ausdrückt, sei es lexikalisch wie durch know oder
think, sei es prosodisch oder paralinguistisch. Mit der epistemischen Modalität verdeutlicht
der Sprecher das Ausmaß, in dem er sich für den Wahrheitsgehalt von p in seiner Äußerung
verbürgt oder eben nicht auf dem Wahrheitsanspruch besteht. In (15) I insist that he is there
wird genauso gut wie in (16) I think he is working die Neustik subjektiv modalisiert statt
einfachem 'I say so' LAUT: 25). Searle (1975: 79) spricht allerdings von dem Beispiel (17) I
think/believe that he is in the next room einfach als Behauptung.
In seinen Äußerungen kann ein Sprecher also u.a. durch nicht-faktive Prädikatoren wie
think, believe, not know und durch faktive Prädikatoren wie know oder durch
Modaladverbien, -adjektive und -verben wie perhaps, possibible, may ausdrücklich
verschlüsseln, ob er für den Wahrheitsgehalt der Proposition uneingeschränkt eintritt.
Karttunen( 1972:4, 17) weist darauf hin, dass zwar (18)xx It isn’t raining in Chicago
,but it may be raining there in gewöhnlichem Englisch unannehmbar ist, dass man diesem
Fehler aber durch I think/I believe abhelfen kann:
(19a) I think it isn’t raining in Chioago, but it may be raining there
b)XXI know it isn't raining in Ch., but it may be raining there
Die Anomalie der Äußerung (18) bleibt bei I know in (19b) erhalten. Dieser Test ergibt im
Deutschen u.a.:
(20a) Ich glaube, es regnet nicht in Chicago, aber es kann dort (doch)
regnen
(b) Es regnet wohl nicht in Chicago, aber es kann dort (doch) regnen
4
( c )xxich weiß, es regnet nicht in Ch., aber es kann dort (doch) regnen
( d)xxEs regnet DOCH nicht in Cb., aber es kann dort regnen
( e)XXEs REGNET nicht in Ch., aber es kann dort (doch) regnen
Innerhalb eines Beschreibungsmodells, das Reihenbeziehungen zulässt, kann man mit
Lyons Aufschluss über die Rolle des modalen Operators für die Unverbindlichkeit von
Äußerungen gewinnen. Das Modell drückt die verschiedenen Grade an Verbindlichkeit aus,
wie ein Sprecher sich für den Wahrheitsgehalt seiner Äußerung verbürgt. Er bestimmt damit
die Faktivität seiner illokutionären Handlung näher und zwar auf ziemlich die gleiche
Weise, wie es ein parenthetisch performativ gebrauchtes Verb leistet. Hieraus ergeben sich
folgende Reihenbeziehungen für die subjektiv modalisierte Äußerung:
( 21)It may be raining: ( 21 a)It's raining, I think: ( 21b) I think it's raining wie
(22) Is it raining?: (22a) Is it raining, I wonder: (22b) I wonder whether it's
raining wie
(23) It's raining: (23a) It‘s raining, I tell you: (23b) I tell you it's raining
Solche Reihenbeziehungen ergeben sich zwanglos in dem von Lyons vorgeschlagenen
Beschreibungsmodell, wenn Frage und subjektive Modalität nähere Bestimmungen der
Neustik sind, des 'I-say-so' oder auch des performativen Bestandteils einer Äußerung. Für
diese Reihenbeziehungen spricht auch folgende Beobachtung: Wir finden subjektive und
objektive epistemische Modalität in (24a) Perhaps it may be raining (poss poss p); eine
gängigere Version dieser doppelten Modalisierung in Neustik und Tropik findet sich in
Äußerungen wie (24b) I believe that it might be raining. Eine deutsche Übersetzung (24c)
Ich glaube ,dass es regnen könnte ist im System möglich, fehlt aber als wenig gängig aus
der Norm heraus; statt dessen heißt es idiomatischer (24d) Es könnte wohl regnen (LAUT:
27). Im Englischen subjektivieren die Briten ihre Ausdrucksweise besonders stark durch
epistemische Modalität. Sie bevorzugen verbale Konstruktionen, die im Deutschen gängig
mit Partikeln wie wohl wiedergegeben werden können. Allerdings sind im Englischen auch
die Passivkonstruktionen zum Ausdruck objektiver Modalität sehr gebräuchlich, die im
Deutschen eine Entsprechung in Hilfsverben (sollen) oder Adverbien wie angeblich finden
(LAUT: 28).
Die epistemisch modale Rolle einer Äußerung lässt sich primär, ausdrücklich oder
parenthetisch vermitteln. Desweiteren lässt der Zusammenhang mit den illokutionären
Rollen von Äußerungen vermuten, dass wir sowohl mit einer primären wie mit einer
sekundären epistemisch modalen Rolle rechnen müssen.
(25) Angeblich ist Hans 20 Jahre alt
(26) Hans soll 20 Jahre alt sein
(27) Hans will 20 Jahre alt sein
5
Soweit (25, 26) einer englischen Übersetzung Hans is said to be twenty entsprechen;
können angeblich und soll objektiv epistemische Modalität ausdrücken. Die Beispiele (25,
27) sind nicht primär subjektiv modalisiert, wenn der Gesprächspartner den Äußerungen
entgegenhalten kann, dass der Sprecher lügt: (25a) Du lügst. Das hat niemand behauptet
(27a) Du lügst. Das hat Hans nie zu verstehen gegeben
Dagegen kann man bei ·primär subjektivepistemisch modalisierten Äußerungen den
Sprecher allenfalls des Irrtume zeihen, nicht der Lüge:
(26) Ich meine, Hans ist 20 Jahre alt
(29) Hans ist wohl 20 Jahre alt
Die Entgegnung (26a) Du lügst kann nur bedeuten: Du lügst; das meinst du gar nicht. Da in
(29) das neustische Element nicht ausdrücklich oder parenthetisch verbal wiedergegeben
wird, kann es für eine Entgegnung nicht als Proposition dienen. Deshalb ist (29a) XDu lügst
abwegig; der subjektiven Modalisierung muss Rechnung getragen werden (29b) Du irrst. Er
ist 19. Die Äußerungen (25-27) können sekundär subjektiv epistemisch modalisiert werden,
um den persönlichen Vorbehalt des Sprechers zu bekunden (LAUT: 28).
Die Einwände (25a, 27a) betreffen die objektive Modalität, die primär ausgedrückt
wurde.
Der subjektive Vorbehalt wird in (30b) grammatisch ausgedrückt durch
(30a) Hans sagt ,er ist 20 Jahr e alt
(b) Hans sagt, er sei 20 Jahre alt
Der Sprecher legt sich zwar auf den Wahrheitsgehalt von p fest, insofern er als p behauptet
"Hans sagt, dass p‘"; aber er modalisiert subjektiv epistemisch dieses p' durch sei.
Das Beispiel (29) wirft die Frage auf, welche Aufgaben Partikel wie wohl im
Deutschen haben. Bolinger (1965) vergleicht, wie die Partikel der englischen Intonation
entsprechen. Bolinger (1972: 156) meint, dass gerade im Englischen Intonation die Stelle
des übergeordneten und getilgten performativen Verbs einnehme; fürs Deutsche müsste
dann den Partikeln diese Aufgabe zugeschrieben werden. Möglicherweise dient aber nie von
Bolinger untersuchte Partikel doch ebenso wie andere Partikel dazu, als Füllsel die
entsprechende Intonation im Deutschen zu ermöglichen (LAUT: 32).
In Gottschalk (1975, LAUT: 26) hatte ich einen Beleg Hallidays (197o: 332)
analysiert: (31) This gazebo may or may not have been built by Wren. Wenn wir einmal
davon ausgehen, dass may not die Tropik negiert ,und dass daher diese tautologisch wahre
Behauptung am ehesten in der primären Rolle objektiv epistemisch modal gemeint ist, so
können wir das Zusammenwirken von Tropik und Neustik auf die illokutionäre Rolle einer
Äußerung studieren: Die primäre tautologisch ausgedrückte objektive Modalität may or may
not verleiht der Äußerung sekundär die illokutionäre Rolle einer unverbindlichen
Sprechhandlung (non-commitment):
(31a) (Ich sage nicht) (ob es der Fall ist) (dass) p
6
(Ich behaupte nicht) ( dass es der Fall ist) (dass) p
(Ich weiß nicht) (ob) p
(Zur pragmatischen Bedeutung von Tautologien vgl. Saile (1974: 11f).)
Das Beschreibungsmodell muss noch verfeinert werden, weil wir uns nicht damit
begnügen wollen, den beiden folgenden Äußerungen dieselbe Struktur
(32') ? poss -p zuzuschreiben: (32a) Kommt Annette SICHER nicht?
( b) Kommt Annette sicher NICHT?
( 32a) entspricht (32a') Ist es SICHER, dass Annette nicht kommt?
Zu beiden gehört eine Struktur wie (32a'') ? sicher (A. kommt nicht.). Dagegen hat (32b)
eine Struktur wie (32b'') ? A. kommt sicher nicht.
Die verstärkte Negation sicher nicht in (32b) ist austauschbar gegen "bestimmt
nicht/keinesfalls". Die Äußerung (32a) ist kontextabhängig oder -gebunden, die Frage (32b)
kann kontextfrei geäußert werden. – Anderson (1973:173f) schematisiert die
unterschiedlichen Geltungsbereiche eines modalen Operators certain; er ist modales Subjekt
zum existentiellen Prädikat (vgl. hierzu meine Überlegungen in VII).
II
Die folgenden Untersuchungen gelten für bejahte Spreizsätze. Als Spreizsätze bezeichnen
wir einmal die Oberflächenkonstruktion, die man englisch als cleft sentences findet: (33a) It
was X who … Der Typ 33b) Es war X, der …/Es waren X, die … unterliegt stärkeren
Beschränkungen als die Konstruktion (330) X war es ,der … Auf solche Beschränkungen
soll im folgenden eingegangen werden. (33 b, c) haben gemeinsam, dass das Verb an der
ihm zukommenden zweiten Stelle im Aussagesatz steht (vgl. LEHMANN: 40). Hierzu dient
das Es in (33b). Ein Unterschied zwischen (33b, c) liegt darin ,dass in (33b) der Verbale
Teil topikalisiert werden kann gegenüber der Topikalisierung des nominalen ·Teils, des
Subjekts, in 33c). Dieser von Lohmann übernommene Gedankengang muss noch genauer
auf den Zusammenhang von Verbalphrase, Verb, Tempus und modale Einschränkungen hin
erläutert werden. Das gilt auch für die Topikalisierung des Verbs in der generellen Frage
(vgl. LEHMANN: 49); dann entspricht den Konstruktionsweisen (33b, c) die gemeinsame
schriftdeutsche Oberflächenstruktur (33d) War es X, der…? Ähnlich steht es bei
Voranstellung des Adverbs in (33e) Wahrscheinlich ist es X, der …
Für den Typ (33c) gilt Ähnliches wie für John is the one who painted the shed (vgl.
Halliday (1967, II: 225)).
(33f) Das war X der …/Das waren X, die … unterliegt ebenfalls weniger den zu
untersuchenden Beschränkungen als 33b). Die Aussprache von (33g)'s war X, der … /'s
waren X, die … gibt keinen eindeutigen Aufschluss darüber, ob tonloses Es oder deiktisches
Das verkürzt wurden. Immerhin wird (33f) umgangssprachlich sehr häufig (33b)
vorgezogen, andererseits kann (33g) auch auf (33b) bezogen werden, wenn der "Hauptsatz"
nur genügend Tonmaterial enthält.
7
Ich beschränke mich auf einige Vermutungen zum Typ (33f, g): (33f) dürfte aus ähnlichen
Gründen (33b) vorgezogen werden, wie(34a). Das regnet (aber) häufiger gebraucht wird als
(34b) Es regnet. Dass in (34a) mit dem Pronomen eine intensivierende Ausdrucksweise
gewählt wird, zeigt der Vergleich mit (34c) Es regnet aber. (34c) ist ein Einwand, (34a) ein
Ausruf oder eine nachdrückliche Feststellunglabor wird demnach in zwei versohle denen
Funktionen gebraucht. Für die Verneinung (34d) XX Das regnet nicht und die Frage (34e)
?Regnet das? fehlt der Anlass zur deiktischen Emphase mit das.
In dem Maße, wie der "Hauptsatz" in der Spreizsatzkonstruktion informationsträchtige
Elemente enthält, lässt sich das tonschwache Es statt emphatischerem Das verwenden; das
gilt schon für negierte Sätze:(33h) Es ist nicht X, der … - Das kann unnötig die
Aufmerksamkeit des Hörers für wesentlichen Bestandteil der Mitteilung abschwächen.
Dementsprechend entsteht der Eindruck, als ob (33b) umso annehmbarer erscheint, je mehr
der Hauptsatz einem selbständigen Satz ähnelt statt einem fokalisierenden Auftakt. Das
bedeutet wiederum, dass (33b) mit tonschwachem Auftakt genügend Füllmaterial für eine
einigermaßen selbständige Satzintonation braucht. Man vergleiche hierzu Antworten wie
(35a) Es war Hans (,der das Geschirr zerschlagen hat), (35b) Es ist wohl der Vater (,der
das will) mit tilgbaren "Nebensätzen". - Das seltsame Verhältnis der beiden Teilsätze
zueinander spiegelt ja auch die englische cleft sentence Konstruktion (33a), bei der die
Regeln für notwendige Relativsätze nicht gelten (vgl. Quirk(1972: §§ 14.19f) und vgl. IV);
als Antwort gilt (33a') It was John (who did it).
Als Spreizsatz setzt sich (33b) nicht gegen (33f) in der Häufigkeit durch. Es gibt
zudem andere Konstruktionstypen, wo Es nicht mit Dass, sondern mit Da konkurriert: (36a)
Es/Da kommen die Kinder.
(36b) Es/Da wird getanzt.
(36c) Es wird heute Abend Samba getanzt
(36d) Heute Abend wird Samba getanzt
(36e) Da wird heute Abend Samba getanzt (da deiktisch)
(36f) Heute Abend wird da Samba getanzt (da deiktisch)
Der Einfachheit halber wähle ich für (33b) Beispiele mit dem Subjektspronomen und
weniger Fälle wie (33b')Es war X, den/mit dem …
An Beispielen für ähnliche Konstruktionstypen wie Extraposition in (33h) Es ist
wahrscheinlich, dass … und wie ( 33i) Es war so, dass … soll die Wirkung derselben
Beschränkungen belegt werden. Obwohl f 33h,i) nicht transformationsgrammatisch als cleft
sentences hergeleitet werden, bleibt es uns einstweilen unbenommen, auch diese
Konstruktionen bei Bedarf als Spreizsätze anzusprechen.
8
III
Es folgen einige Bemerkungen zur Universalität und Idiomatizität von Spreizsätzen: Lakoff
(1970: 101-103, 169) legte mit seiner Analyse von Sätzen wie (37) John shot Bill near the
house nahe, dass die Bedingungen für cleft sentences wie (37a) It was near the house that
John shot Bill universal gültig seien, da er sie logisch ableitete. Lakoff stellte z.B.
allgemeingültig fest, "That one cannot assert the location of an event which did not occur"
(103). Daher soll sich in (36a) It was not near the house that John shot Bill die Verneinung
not tiefenstrukturell auf eine VP near the house beziehen; dasselbe soll auch für (36) John
didn‘t shoot Bi1l near the house gelten, d.h. auch·in (36) wird eine VP near the house und
nicht die VP shoot Bill verneint. Lakoff folgerte ähnlich aus der Fragebildung (39) Did John
shoot Bill neur the house?, dass die adverbiale Bestimmung als VP an höherer Stelle als die
VP shoot Bill steht. – Kempson (1975: 19ff) fasst die Kritik am Beweisgang Lakoffs und an
Jackendoffs weiteren Überlegungen zum Geltungsbereich der Negation zusammen.
Es wäre reizvoll, für die Oberflächenrealisierung von tiefenstrukturellen cleft
sentences empirisch eine implikative Universalie festzustellen. Sie könnte etwa folgen des
besagen: Wenn bestimmte Voraussetzungen wie u.a. das Vorhandensein einer
Relativkonstruktion und Beschränkungen in der Satzstellung erfüllt sind, verfügt eine
Sprache (mit großer Wahrscheinlichkeit) über die Möglichkeit, Spreizsätze zu bilden. In
einer Reihe von Sprachen gibt es jedenfalls die Möglichkeit, durch Spreizsätze die neue
Information eindeutig markiert hervorzuheben, während der Rest des Satzes bekannte
Information enthält;
z.B.
neue Information: It was near the house
bekannt: that John shot Bill
Je nach Definition für die Oberflächenkonstruktion von Spreizsätzen treffen wir jedoch auf
die Schwierigkeit, dass wir etwa Entsprechungen für it/es und be/sein finden müssen.
Dagegen kann eine Theorie auch ohne empirischen Nachweis eine Relativkonstruktion für
die tiefenstrukturelle Beschreibung aller Sprachen voraussetzen, so Bach (1966) bei der
Umschreibung für oberflächliches man als the one who is a man. Die Umwandlung in
Oberflächenstrukturen berücksichtigt dann sprachspezifische Regeln, wie wir es auch in der
lokalistischen Theorie Andersons finden. Für einen Satz wie (40) A boy wants to see you
prädiziert Anderson mit einem übergeordneten V die Existenz im Lokativ und führt mit
einem untergeordneten V einen Relativsatz ein wie
in (40a)
V
nom
loc
N
nom
N
V
a boy
who wants to see you
existence
9
Er berücksichtigt die von Bever/Langendoen (1972: 68) erwähnte Möglichkeit, dass nach
there is und it is das Subjektspronomen als Ø realisiert werden kann:
(40b) It's a boy who wants to see you
(c) It‘s a boy who wants to see you
(d)
‚It‘ is a boy
(vgl. Anderson (1974))
who wants to see you
Wenn bei (40d) das Relativpronomen überlagert und das untergeordnete Subjekt auf das
obere Subjekt kopiert wird und das untergeordnete Verb der Kopula unterlagt wird, ergibt
sich letztlich (40) A boy wants to see you. Andersons Analyse gilt also durchaus für
Sprachen ohne Spreizsätze. Falls er eine existenzielle Präsupposition durch das
übergeordnete V erfassen will und damit als Bestandteil der semantischen Repräsentation
des Satzes darstellt, müssen wir wissen, wie Präsuppositionen von den übrigen
Bestandteilen einer semantischen Repräsentation unterschieden werden. Stalnaker (1974)
kennt ja semantische und pragmatische Präsuppositionen. Sie gehören zu den von Sprecher
und Hörer gemeinsam hingenommenen Voraussatzungen für ihre Sprechhandlung; dabei
soll der Sprecher in der Lage sein, nötigenfalls die Präsuppositionen als Behauptungen in
Sätze zu fassen (vgl. Wunderlich ( 1973)).
Nun können die von Anderson angesetzten Tiefenstrukturen allerdings nur beschränkt
als Zeugnis für unsere Universalie gelten. Kempson (1975: 102) warnt davor, illokutionäre
und logische Definition von "behaupten" zusammenzuwerfen. Wenn Anderson mit (40a)
Existenz prüdiziert, so dürfen wir uns nicht zu der Annahme verleiten lassen, dass der
Sprecher mit seiner Äußerung (40) auch von vornherein die Existenz der NP a boy/the boy
illokutionär behauptet und sich dadurch für den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung
verbürgt (vgl. Kempson: 117-179; Lyons, Introduction to Theoretical Linguistics: §9.4.1).
Pragmatisch muss seine Äußerung auf dasselbe hinaus laufen, nämlich wenn die Kenntnis
von dem, worauf sich der Sprecher mit der Referenz bezieht, nach seiner Meinung Teil der
gemeinsamen Bezugswelt zwischen Sprecher und Hörer wird bzw. schon ist. (Die
unbestimmt definit partikuläre NP in There is a boy führt das, worauf der Sprecher sich mit
der Referenz bezieht, als neue Information in die Bezugswelt ein. Sie bestimmt definit
partikuläre NP in The boy wants to see you setzt das Referierte als bekannte Information
und Teil der Bezugswelt voraus.) Kempson (1975: 179, 190, 193) arbeitet mit dem Begriff
"Pragmatic Universe of Discourse" und wägt zwischen angenommenem und behauptetem
Wahrheitsgehalt einer Äußerung ab:
"Since … both factive verbs and definite noun phrases generally implicate
respectively that the proposition expressed by their complement and the
proposition claiming existence of a specific referent are members of the
10
Pragmatic Universe of Discourse except in particular co-ordinate environments,
it follows by definition that in any assertion (whether negative or positive),
question, or command, these propositions would generally be assumed to be true.
The mistake of presupposition supporters lay in setting down a requirement that
such an assumption necessarily hold … this im plication is context-dependent,
and as such is not a semantic property of the sentence in question." (p.190f)
IV
Quirk (1972: §§14.19f) macht auf einige Unterschiede zwischen der Relativkonstruktion in
cleft sentences und dem Gebrauch notwendiger Relativsätze (restrictive relative clauses)
aufmerksam. Es gibt einen universalen Unterschied beim Gebrauch von Eigennamen:
Eigennamen zur Bezeichnung einer bestimmten Person werden nicht mit einem
notwendigen Relativsatz näher bestimmt (41a), nur nichtnotwendige Relativsätze sind
möglich (41b). Aber im cleft sentences gibt es diesen Unterschied nicht (41c).
(41a) xxYesterday I saw John whom you know
(b) Yesterday I saw John, whom you know (den du ja kennst)
(c) It‘s John whom you know (not Jim)
Cleft sentences lassen sich auch nicht als Parallelstrukturen analysieren, wie es Gross (1974:
994 und Note 4) für Relativsätze vorschlägt: "Another important case of parallel structure is
given by relative clause adjunction.This rule has the effect:
A man entered the room WH the man talked to me. à
The man who talked to me entered the room.
where WH is a conjunction, and the sentences on each side of WH must have one noun in
common." "Actually it could be the case that WH and and are two forms of one abstract
conjunction, and that relative clause adjunction is only a special case of conjunction with
reduction of the common part, as in The man talked to me and entered the room."
Trotz dieser Vorbehalte möchte ich ein Beispiel dafür erwähnen, wie sich
sprachspezifische Beschränkungen und Realisierungsstrategien auf die Realisierung einer
Sprachuniversalie auswirken können. Keenan (1972) stellt eine universale Hierarchie für
das Vorkommen von Relativsätzen bei bestimmten syntaktischen Verwendungsweisen der
Bezugs-NP auf. Er sagt u.a., "We propose here a fragment of universal grammar in which
natural language (NL) sentences are syntactically derived from their logical
structures."(413). „... languages vary enormously with respect to which HP positions are
relativizable."(439) "… the relativizability of a given NP position in a given language is in
part a function of the inherent, language-independent accessibility of that NP position, and
is in part a function of the relative clause forming strategy used in the given language."(440)
" … although languages vary greatly in the absolute relativizability of given NP positions, it
is nonetheless clear that the relativisability of certain positions is not independent of that of
other positions. These dependencies seem language-independent. The strongest claim …
11
[is] that the NP positions of any language can be ordered with respect to the relation ease of
relativizability and that the order is independent of the syntax of any given language."(440)
Obwohl er zugibt, dass " … methods of indicating subordination vary enormously
across languages"(435), wagt Keenan " … a very general formulation of Relative Clause
Formation (RCF) in which one of the language-dependent paramaters is the specification of
the deletability of the bound pronoun marking the position relativized into" (434). "We
claim however that our pronominal indices occur in the surface structures of a reasonable
number of languages … "(431) "Clearly then the claim that the deletability of bound
pronouns varies in a language-particular way is established independent of the particular
data we present in connection with the pronominal indices of noun phrases."(433) "We
claim then that the pronoun retaining strategies can operate in less accessible positions than
the pronoun-deleting strategies precisely because they more explicitly represent their logical
meaning." (446)
In der von Keenan aufgestellten Hierarchie bedeutet das Zeichen < "easier than or
equal to in relativizability"(440): "(56) For NP positions whose S node is the root node, we
find: subject NP < direct object NP < indirect object NP < objects of true prepositions<
possessor NP (as above) < objects of comparative particles." (440) "Thus (56) claims that
regardless of how RCF is handled in a given language, if the process works on some NP
position mentioned in the ordering above then it works on all the positions to the left of it in
the ordering, but not necessarily on all the positions to the right of it."(441) "Assuming a
correctly and completely stated ordering of NP positions as above, the problem of defining
relativizable for a given NL is reduced in part to one of specifying its position on the
universal hierarchy ( or set of hierarchies). The hierarchy itself is given only once in
universal grammar, and the language particular specification does not repeat this
information but merely states the positions relativizable in that language by placing it on the
hierarchy". (441)
Ebenso wie Keenans Untersuchung zu Relativsätzen idiomatisch aufschlussreich ist,
weil er eine als universal angenommene Tiefenstruktur in ihren sprachspezifischen
Realisierungen und Beschränkungen beschreibt, so kann auch eine Untersuchung der
Spreizsätze für eine Idiomatik aufschlussreich werden. Idiomatisch wäre dann nicht so sehr
das Vorkommen von Spreizsätzen, sondern vielmehr das Ausmaß ihrer Verwendung und
vor allem die Norm der Bedingungen und Einschränkungen, unter denen sie in einer
Sprache gebraucht werden. Im Deutschen haben Spreizsätze eine echte Funktion, wenn mit
ihnen der Geltungsbereich epistemischer Modalisierung abgegrenzt wird. Hierzu scheint
Anderson (1972) Hinweise in seinen "Remarks on the Hierarchy of Quarsi-Predications" zu
liefern. Ich muss allerdings vorausschicken, dass er keine Realisierungshierarchie wie
Keenan aufzustellen beabsichtigte:
"By quasi-predication I intend a predication with at least ono empty argument:"
(23) "What I want to try to show is that a somewhat refined notion of quasi12
predication can be taken as characterizing (some stage in the derivation of) those
higher sentences which provide the source for the markers of modality, aspect,
thematization, voice, etc. That is: suppose we take the (now rather familiar) view
that these various grammatical elements are derived from optional sentences
superordinate to the 'basic proposition' ,which is a tenseless, moodless,voiceless
representation of an event/state/relation and its participants"(24)
Anderson(1972: 134) schlägt folgende Rangfolge für
Quasiprädikate vort a) (epistemic) modals/absolute adjective
einige
b) progressive/ contingent adjective
c) inceptive/ terminative/ continuative
d) have-construction
e) passive
Deontische Modalverben stehen an einer anderen Stelle in der Hierarchie als die
epistemischen Modalverben. Für die Untersuchung deutscher Spreizsätze können folgende
Hinweise Andersons wesentlich sein: 1) Es gibt eine Hierarchie; sollte sie ähnlich wie
Keenans Hierarchie gelten, dann müssten Sprachen (möglichst universal) epistemische
Modalität vor den anderen Markierungen quasi-prädikativ kennzeichnen. 2)Epistemische
Modalität steht also an der Spitze der Hierarchie; wie immer eine Sprache die Markierungen
an der Oberfläche vornimmt, sie müsste wenigstens das Quasiprädikat für epistemische
Modalität oberflächenstrukturell markieren, sofern überhaupt Quasiprädikate dieser
Hierarchie an der Oberfläche gekennzeichnet werden. 3) Anderson stellt einen
Zusammenhang mit cleft sentences in der quasiprädikativen Struktur her; das könnte den
Zusammenhang zwischen deutschen Spreizsätzen und der Abgrenzung epistemischer
Modalität beleuchten: " … as well as modal and absolute adjective quasi-predications, there
appeared to be a further set of nominative predications, namely cleft and pseudo-cleft
sentences which might involve at some point a quasi-predicational structure."(135)
4) Über die quasiprädikative Struktur stellt Anderson desweiteren den Zusammanhang
mit dem Tempus her, das auch eine Rolle spielt bei der Annehmbarkeit deutscher
Spreizsätze: "… a kind of quasi-predication ressembling … (52) ,except that in place of the
third nominative phrase there is a locative. Such structures … characterize the predication of
tense." "In semantic representations … tense is associated, like other deictic distinctions,
with a noun in a locative phrase (which is the source for the surface adverbial)." (193)
V
Die Annehmbarkeit deutscher Spreizsätze in System und Norm möchte ich mit allerlei
persönlichen Vorbehalten folgendermaßen andeuten: XX für völlig unannehmbare
Sätze/Äußerungen, d.h. sie sind im System nicht vorgesehen; x für ziemlich unannehmbare
Sätze/Äußerungen, die nicht der Norm entsprechen; ?X, ??, ? für sehr fragliche und
fragliche Annehmbarkeit.
13
Bei einem deutsch-englischen Sprachvergleich zeigt sich, dass die Sprachsysteme in
unterschiedlichem Ausmaß cleft sentences und Spreizsätze zulassen. Manche der englischen
Konstruktionen wären im deutschen System schlichtweg unannehmbar:
(42) It was often that he came to see her
(42a) xxEs war oft, dass er sie besuchte
(113) It's dark green that we've painted the kitchen
(43a) xxEs ist dunkelgrün, dass/wie wir die Küche gestrichen haben
(44) It was because he was ill that we decided to return
(44a) xxEs war, weil er krank war, dass wir uns zur Rückkehr
entschlossen
(45) It was a knife be killed her with
(45a) XXEs war ein Messer, womit er·sie getötet hatte
Idiomatisch aufschlussreich sind die größeren Zusammenhänge, in die man das Vorkommen
der cleft sentences und Spreizsätze stellen kann: z.B. hat Englisch mit dem
Flexionsschwund eine festere Satzfolge entwickelt als Deutsch, das ohne weiteres ein
indirektes Objekt markiert an den Satzanfang stellen kann: (46) Diesem/Dem Mann wurde
ein Apfel gegeben, während Englisch hierfür eine passivische Subjektkonstruktion oder
einen cleft sentence einsetzt:
(46a) The man was given an apple
(b) It was to this man that an apple was given
(c) It was this man that an apple was given to
(47a) It was Edinburgh the student was sent to
(47b) lt was to Edinburgh the student was sent
Obwohl das englische Sprachsystem cleft sentences mit den meisten Satzteilen im Fokus
erlaubt (vgl. Quirk (1972: §§14.18-20)), teilen Deutsch und Englisch doch einige
systematische Beschränkungen. Die folgenden cleft sentences aus A Grammar of
Contemporary English sind im Englischen kaum annehmbar, und ihre wörtlichen
Übersetzungen ins Deutsche sind ungrammatisch:
(48) ?x It's a genious that he is
(49) ? It's a lceturer that I am now
(50) xx It's wore that John his best suit to the dance
(48a)XX Es ist ein Genie, das/was er ist
(b) Ein Genie ist er
14
(49a)xxEs ist (ein) Dozent, der/was ich jetzt bin
( b) Dozent bin ich jetzt
Weitere idiomatische Unterschiede liefert die Norm. So stellte R. Zimmermann (1972:21f)
bei einem Vergleich von "Themenfrontierung, Wortstellung und Intonation im Deutschen
und Englischen" richtig fest, dass im Deutschen ein Satz wie (51) Es war ein Fremder, der
das Auto kaufte statt ( 51a) Das Auto kaufte ein Fremder "nur peripheren Status" habe,
"weil emphatischer Kontrast meist durch Rhemafrontierung auegedrückt wird, während im
Englischen A stranger bought the car häufig unemphatisch ist (…) und daher It was a
stranger who bought the car die einzige eindeutige Kontrastierung bildet."
Nun bietet allerdings auch im Englischen die Norm Beschränkungen gegenüber dem
System. A Grammar of Contemporary English, §14.19, weist darauf hin, dass "The
introductory part of a cleft sentence is largely restricted to It is, It's, or It was; other forms of
BE, such as It might be, are less usual:
It must have been his brother that you saw
It might be his father that you're thinking of."
Als Anmerkung möchte ich hinzufügen, dass mir nach einer Befragung britischer Sprecher
das Kriterium für diesen Normunterschied unklar ist. Sollte für A Grammar of
Contemporary English das statistische Vorkommen in einem Belegkorpus gezählt haben, so
lässt sich doch nur wenig über die Annehmbarkeit der selteneren Konstruktionen mit
modalisierenden Einschränkungen wie It must have been/might be usw, daraus ableiten.
Nebenbei möchte ich erwähnen, dass Lees (1963: 376) einen solchen (amerikanischen)
Satz anführt: (52) It must have been the wife who could always decide, Er schloss aus
diesem und anderen Beispielen "an analysis in which the cleft-sentence is derived from two
independent underlying sources, each with its own auxiliary and preverb modifiers." Anstatt
zwei Sätzen in der Tiefenstruktur, die zu einem oberflächlichen cleft sentence transformiert
werden, analysiere ich die Äußerung als subjektiv modalisiert (52a)poss .p wie (52b) The
wife must have always been able to decide.
Halliday (1970) übergeht diese Art von cleft sentences. (Vielleicht aus den von A
Grammar of Contemporary English angeführten Normgründen?) Er stellt aber einander
gegenüber: the one who told them could have been Smith und (54) the one who could have
told them is Smith (53) ist eindeutig epistemisch modal, da es in diesem Satztyp (encoding
equatives) nicht beißen kann xxthe one who told them is able to be Smith; xxthe leader is
willing/able to be John. Dagegen darf (54) im Konstituentensatz, der nicht "equative" ist,
doppeldeutig sein:
(54a) the one who possibly told them is Smith
(54b) the one who was able to tell them is Smith
15
Während (53) subjektiv modal (53a) poss . p sein kann, ist (54) in der Lesart (54a) objektiv
modal: (54c) .poss p. Diese "eqantives" (gleichsetzenden Sätze) weisen denselben
Unterschied auf wie die folgenden, für die britische Norm von A Grammar of
Contemporary English weniger gängig scheinenden cleft sentences ( 55, 56):
(55) It could have been Smith who told them (55a ) poss .p
(56) It is Swith who could have told them (56a) .poss p oder
(56b) ..p
Während (55) meinen schottischen Gewährsleuten annehmbar scheint, gilt für (56), dass die
Satzform mit "It is …" einen Widerspruch zur Nichtfaktivität der gesamten Äußerung
anklingen lässt; für (56) heißt es besser im "equative" (54) the one who could have told them
is Smith.
Im britischen Englisch soll also nach A Grammar of Contemporary English ein
Normunterschied zwischen einfacheren cleft sentences mit It is/was und epistemisch
modalisierten cleft sentences bestehen, für die vielleicht eher Hallidays equantives (53, 54)
fungieren. (Anderson 1972: 127) stellt den tiefenstrukturellen Zusammenhang zwischen
equatives und clefts her.) Dagegen ergibt sich im Deutschen gerade aus der Modalisierung
eine Funktion für Spreizsätze und damit eine Berechtigung für ihren Gebrauch in der
schriftlichen Norm, z.B.
(57) Ich denke, es war der Doktor, der gerade vorbeigekommen ist.
(57a) poss . p
Im allgemeinen wirkt sich der Unterschied zwischen System und Norm bei der Verwendung
von cleft sentences und Spreizsätzen so aus, dass ich in meinen Übersetzungsübungen und
Examenskorrekturen immer wieder feststellen konnte, wie deutsche Studenten im
englischen Text viel seltener cleft sentences anwenden als native speakers, wenn überhaupt.
Dagegen übersetzen sie cleft sentences häufig und unbedenklich auch dort ins Deutsche, wo
der deutsche Satzbau mit der freieren Satzfolge andere Ähnlichkeiten für Thematisierung
und Kontrastierung zur Verfügung stellt. Übersetzte Spreizsätze erfüllen oft keine
besondere Funktion, die nicht ein einfacherer Satzbau im Deutschen stilistisch glatter
erfüllte. Der schriftdeutsche Text klingt vor allem dann ungeschickt, wenn er Spreizsätze
häuft. Studenten verweisen hier gerne auf ihre Zeitschriftenlektüre als Belegquelle für
annehmbare Spreizsätze. Nun dürften diese Zeitschriften einerseits englischsprachige
Nachrichtenquellen übersetzen und zum anderen Spreizsätze als stilistische Anreißer
benützen, weil sie eben von der Norm abweichen. Desweiteren dürfte den Lesern oft nicht
aufgehen, dass Spreizsätze wie (58) Es war wohl/bestimmt/bekanntlich nur nicht der Schah,
der … den Geltungsbereich der Modalisierung oder sonstigen Modifizierung und der
Negation abgrenzen.
Bei der Übersetzung aus dem Englischen bietet diese Art schriftdeutscher Norm eine
Möglichkeit, mit Adverbien und Partikeln wie wohl Spreizsätze stilistisch annehmbar zu
16
machen. Übrigens erörtern weder Zimmermann (1972) noch Kirkwood in seiner
Dissertation oder Zydatiß in seiner M. Litt. Schrift diese Besonderheit.
VI
Schwarze (1975) betrachtet "Empirische Probleme des Sprachvergleichs". Er führt ein
Geläufigkeitskriterium für optimale Übersetzungen an, wenn es um die Auswahl zueinander
passender Übersetzungspaare geht: ital.(59a) si sa ohe Carlo ha un figlio findet eine
systemgerechte Übersetzung in deutsch
(59b) man weiß, dass Carlo einen Sohn hat. Geläufiger ist dafür die
Äußerung
(59c) bekanntlich hat Carlo einen Sohn.
Die Norm hat das Geläufigkeitskriterium für sich, deshalb sollen (59a) und (59c) ein
italienisch-deutsches Übersetzungspaar ergeben. Sie erfüllen diese Bedingung, wenn si sa
wie bekanntlich die Behauptung bekräftigt, also die Neustik modifiziert. Im Englischen
kann ähnlich (59d) Everyone knows Charles has a son die bekräftigend modifizierte
Neustik ausdrücken. Die Äußerungen (59a, c, d) betonen die hohe Wahrscheinlichkeit auf
der subjektiven Möglichkeitsskala: poss . p. (Das gilt auch, falls die subjektiv modale Rolle
sekundär geäußert wird.)
Mir scheint, dass mit (59b) man weiß, dass Carlo einen Sohn hat eine Behauptung
unemphatisch geäußert wird: ..p, wobei man weiß Teil der Proposition p ist oder allenfalls
tropische Funktion hat (. poss p wie John is supposed to be a thief, vgl. LAUT:28).
Emphatisch geäußerte Behauptungen liegen vor bei (59c)" Bekanntlich hat Carlo einen
Sohn und (59e) Carlo hat, wie man weiß, einen Sohn. Bekanntlich und wie man weiß
bekräftigen also die Neustik, dagegen man weiß, dass nicht. Hieraus leitet sich folgender
Normunterschied für deutsche Spreizsätze ab:
(60a) Es war bekanntlich der Doktor, der sich daneben benommen hat
(60b) Es war, wie man weiß, der Doktor, der …
(60c) ?x Man weiß, es war der Doktor, der …
Für (60c) heißt es eher:
(60d) Man weiß, dass es der Doktor war, der …
und
(60e) Wie man weiß, war es der Doktor, der …
(60c) klingt kaum annehmbar, es sei denn mit entsprechender Nachhilfe bei der Intonation
oder mit einer entsprechenden Konstituentenpause wie "Man weiß, es war der Doktor, der
...". Dagegen ist die ähnliche Konstruktion (60r) möglich: (60f) Ich denke, es war der
Doktor, der …
Ich denke modifiziert die Neustik subjektiv epistemisch modal und schwächt die
Behauptung ab. Man weiß statt wie man weiß modifiziert eigentlich nicht die Neustik der
17
Äußerung, sondern ist eher Teil von p in einer Äußerung mit unmodifizierter Neustik.
Bekanntlich, wie man weiß, ich denke, wohl etc. sind sprachliche Realisierungen für die
Modifizierung der Neustik, sei es als Bekräftigung oder als subjektiv epistemische
Abschwächung. Der Spreizsatz grenzt ihren Geltungsbereich ab.
Abweichend von den Bedenken, die A Grammar of Contemporary English fürs
Britische andeutet, spricht im Deutschen also einiges für modale Spreizsätze; dabei sind
Spreizsätze mit Partikeln und Adverbien geläufiger als die meisten Sätze mit Modalverben.
Im nicht-modalisierten Satz würde eine einfache Voranstellung des hervorzuhebenden
Satzteile genügt haben, im modalisierten Satz genügt die Voranstellung nicht für schriftliche
Äußerungen: (61) Es muss sein Bruder gewesen sein, den du (da gerade) gesehen hast
(61a)? Seinen Bruder musst du (da gerade) gesehen haben
(61b) Seinen Bruder hast du (da gerade) gesehen
(62 ) Es könnte sein Vater sein, an den du gerade denkst
(62a)? An seinen Vater könntest du gerade denken
( 62b) An seinen Vater denkst du (ja) gerade
Diese Konstruktionen sind stilistisch nicht besonders ansprechend, aber sie haben als
Modalsätze (61, 62) eine Existenzberechtigung im geschriebenen Deutsch, wenn die
Intonation nicht den Geltungsbereich der Modalisierung abgrenzen kann. Nur durch
entsprechende Intonation ließen sich (61a, 62a.) in der Bedeutung von (61, 62) äußern.
Ansonsten würden sie ungelenk die Proposition 'seinen Bruder sehen/an seinen Vater
denken' modalisieren und nicht für die Bestandteile ' seinen Bruder; seinen Vater.
Mit einigen weiteren Beispielen möchte ich meine Ansicht erläutern:
(63) Wer hat das getan?/Wer hat gerufen?- Es/Das war Hans (, der gerufen hat). Als
Antwort auf eine Subjektfrage findet sich ein nichtmodaler Satz, den man in der Theorie auf
einen Spreizsatz mit teilweiser Tilgung zurückführen kann. Ohne Tilgung findet sich dieser
Antwortsatz kaum. Dagegen sind in manchen Gesprächssituationen modalisierte Spreizsätze
annehmbar oder annehmbarer, auch wenn sie bekannte Information im zweiten Teil
wiederholen:
(64) (?) Es war der Vater, der gerade vorbeigekommen ist
(65a) Ich meine, es war der Vater, der gerade vorbeigekommen ist
( b) Es/Das war doch der VATER, der gerade …
( c) Es war wohl der Vater, der gerade …
( d) Es wird schon der Nikolaus sein, der uns (die) Geschenke bringt
( e) Es war vielleicht der Vater, der gerade …
( f) Es ist wahrscheinlich dein Vater, der gerade die Türe zugeschlagen
hat
18
Parataktische Beispiele mit Ich glaube/meine/vermute verdeutlichen, dass in den obigen
Beispielen die Neustik modalisiert ist. Ohne Spreizsatz würde die subjektiv epistemische
Modalität der Neustik die ganze Äußerung betreffen:
(66a) Ich meine, der Vater ist gerade vorbeigekommen
( b) Der Vater ist wohl gerade vorbeigekommen
In (66a, b) kann die Satzstellung nicht wie die gesprochene Betonung den Geltungsbereich
der Partikel und der parataktischen, parenthetischen Modalisierung abgrenzen. Der
vorangestellte Teilsatz (65a-f) umschreibt den Geltungsbereich der Modalisierung
eindeutiger. Die deklarativen Spreizsätze klingen zudem im Imperfekt und Futur weniger
unbeholfen als im Präsens. Deshalb ist auch (64) weit annehmbarer als (64a)XEs ist der
Vater, der … Dem trägt ja auch Zimmermann mit Beispiel (51) Rechnung.
VII
Lyons schlägt vor, Tempus und objektive epistemische Modalität in der Tropik anzusiedeln
(LAUT: 16, 29ff). Er trägt damit einer engen Beziehung zwischen beiden Rechnung, die
Austin in "Ifs and Cans" aufgefallen war. Austin übersetzt (67) I could have (done
something) ins Lateinische als potui im Falle (67a) I could have ruined you this morning
although I didn't)/ if I had chosen und als potuissem im Falle (67b) I could have ruined you
this morning (if I had had one more vote). Für (67a) setzt er als Paraphrase an 'I was in a
position to' und für (67b) 'I should have been in a position to'. Die deutschen Übersetzungen
verdeutlichen mit 'ich hätte gekonnt' nicht den Unterschied zwischen (67a und b): Statt
(67c)X Ich habe dich heute morgen vernichten können, (obwohl ich es nicht getan habe),
heißt es eben auch 'ich hätte …'. Andererseits verwendet Deutsch die beiden
unterschiedlichen Formen im folgenden von Austin angeführten Fall:
In einem Mordfall stellen wir die Liste der Verdächtigen auf, die alle für den Mord in
Frage kommen und von denen einer den Mord begangen haben muss. Im Deutschen können
wir nun gleichermaßen von den Verdächtigen sagen: "Jede dieser Personen hat/hätte den
Mord begehen können. Eine von ihnen hat den Mord begangen. Aber welche? "Im
Englischen würden die deutschen Alternativen zusammenfallen in "Each of these persons
could have committed the murder." Erst wenn wir uns über eine Einzelperson äußern,
deuten wir mit der Wahl zwischen hat und hätte an, für wie unwahrscheinlich wir den
Tatverdacht halten: "Johannes hat den Mord begehen können", (es ist möglich und noch
nicht unwahrscheinlich). "Anneliese hätte den Mord begehen können",(es war ihr möglich,
aber es ist unwahrscheinlich). Mit der Form hätte distanzieren wir uns modal und drücken
unseren modalen Abstand zu der Möglichkeit ähnlich aus wie eine Vorvergangenheit
(Konjunktiv Plusquamperfekt bzw. Konjunktiv II zum Perfekt): "Anneleise hätte den Mord
begehen könnwe, aber sie hat ihn nicht begangen." "Johannes hat den Mord begehen
können, und er hat ihn wohl auch begangen.''
19
Hofmann(1969) schreibt have in einigen Verwendungen eine epistemische Bedeutung zu in
seinen Ausführungen zu "La Transformation de Remplacement du Constituent 'Passé‘ et ses
Rapports avec le Système Modal de l'Anglais“.
In Sätzen wie (68a) He seems to/may have come yesterday
(b) He seems to/may have arrived already
realisiert have+Partizip einmal die Vergangenheitsform wie in (68c) He came yesterday und
zum anderen das Perfekt wie in (68d) He has already arrived. Anderson (1971: 101) folgert
daraus, "Thus, the ‚perfect‘ interpretation for may have is associated with a structure
containing a 'perfect' in the subordinate clause; the ‚past' interpretation‘ with a structure
contuining a past tense element. In the first case we have an underlying sequence of
‚present' + 'perfect', in the second 'present' + ‚past‘. They both result in a superficial 'perfec‘
when ‚modalised‘.“ Anderson (1971: 109) geht von einer zweiteiligen Tiefenstruktur aus
(an underlying two-clause structure), wie sie auch der Konstruktion 'it is possible that‘ für
may entspricht.
Hofmann (1969: 39) geht in seiner Analyse des Satzes (69) weiter:
(69) lions have been mammals for as long as I can remember
"Bien que l'interprétation de cet énoncé soit olairement générique (comme lions are
mammals), on peut voir tout de suite que las aspects n'npparaiasent pas dans les énoncés
génériques.“
( 69a) lions have been mammals for 3700 years
(b) xlions are being mammals nowadays
Da sich Perfekt ebenso wenig wie Progressiv mit der generischen Bedeutung verträgt,
schließt Hofmann auf folgende Tiefenstruktur:
(69c) it, that lions are mammals, has been (true) for as long as I can
remember
Die Struktur von (69c) soll im Grunde einer Äußerung wie (70) entsprechen, die eine
Tiefen- oder Seichtstruktur aufweist wie (70a):
(70) it isn't that John wouldn't have come, rather …
(70a) it, that John wouldn't have come ,is not
In (70, 70a) steht die Tropik im Fokus, und das gilt auch für die Struktur (69c). Hierzu führt
Hofmann aus: "En effet, ce que ce dernier énoncé ((69c)) affirme c'est que, pour autant qua
le locuteur sache, la phrase générique lions are mammals a toujours été vrai, hors de doute
… L'interrogation et la phrase négative ne s'appliquent qu‘à« cela a toujours été vrai pour
autant qua le locuteur sache“, ce qui constitue deux tests d'identification des phrases non
enchâssées.»
Wenn (69c) der Tiefenstruktur zu (69 ) entspricht, dann hat das Perfekt in (69)
epistemische Bedeutung. Und zwar findet die Tropik in der Konstruktion it is/it isn't that
20
ihren Niederschlag und die Neustik in der Wahl des Perfekts (subjektiver Vorbehalt bzw.
Bekräftigung aus der Sicht des Sprechers).
Wenn wir der lokalistischen Auffassung folgen, so zeigen Zeitadverbien und verbale
Tempusformen an, wo die in einem Satz angedeutete Situation anzusiedeln ist. Der
Bezugspunkt ist der Zeitpunkt der Äußerung, t0:
(71a)
V
nom
loc
N
N
nom
V
yesterday
[nom, erg]
N
Fred
Anderson (1974: 15) für den Satz
(71) Fred left yesterday
leave
Wir können einen Schritt weiter gehen und den Bezugspunkt nicht nur auf den Zeitpunkt t0
der Äußerung beziehen, sondern neben dem zeitlichen auch den modalen Abstand
berücksichtigen. Die Schemata (40a, 71a) müssten im Lokativ die Stelle vorsehen, wo auch
der modale Abstand angegeben wird. Wir sprechen nicht mehr alleine von
Tempusmarkierungen durch -ed, will usw., sondern von Markierungen für den Abstand zum
temporalen und modalen Bezugspunkt der Äußerung. Kontrafaktische Äußerungen weisen
dann einen großen epistemischen Abstand auf.
Anderson (1973:152f) trägt dem Zusammenhang zwischen epistemischer Modalität
und Tempus Rechnung: Modalausdrücke lassen sich mengenmäßig quantifizieren,
adverbiale Zeitangaben werden nach Anzahl quantifiziert.
Entsprechend solchen Belegen wie
( 72a) There is a/no possibility of her marrying John
( b) She can't marry John
( c)xThere is a certainty of her marrying John
( d) Es gibt die/eins/keine Möglichkeit, dass sie Hans heiratet
( e) Sie kann/könnte Hans heiraten
nimmt Auderson (1973:153) an, dass modale Prädikate existentiellen Prädikaten wie "there
is no possibility" entsprechend" … the quantified modal predication is itself once more
existential … " "Modals derive from existential predicutions with a quantified subject."(Vgl.
HORN (1972))
21
Als modales Subjekt haben "some possibility" usw. allerdings bei Anderson
(1973:160) einen anderen Ort, als die Zeitangabe im Lokativ nach Anderson (1974: 15)
haben soll:
(72f)
V
nom
loc
N
Ne
some possibility
nom
Unterer Teil eines
Diagramms aus Anderson (1973: 160)
she marry someone
Falls dargestellt werden soll, was temporaler und modaler Abstand zum Bezugspunkt der
Äußerung gemeinsam haben, wäre es wünschenswert, die quantifizierte Wahrscheinlichkeit
nicht als Subjekt im Nominativ, sondern bei Ne im Lokativ erscheinen zu lassen.
Das·entspräche der Vorstellung, dass mit wachsendem zeitlichen und modalen Abstand die
Umwelt der Proposition p undurchsichtiger wird, vgl. Kempson (1975: 1o8,118, 219) zu
"opaque contexts" bei Futur, Vergangenheit sowie Nichtfaktivität und vgl. Givon (1973:
108-11, 121).
Nehmen wir einmal das Paar this: that. Beide Formen können in Sätzen mit -ed oder
will geäußert werden, sich die Vergangenheit oder die Zukuuft beziehen. Sie bezeichnen
dabei den Abstand zum Zeitpunkt der Äußerung, d.h. this drückt die Nähe zu t0 aus, zur
Gegenwart der Äußerung, und deshalb ist nicht that, sondern this [past-future] (73)xx I am
living here that year (vgl. Anderson (1972: 197)).
Samuels (1972: 171) verweist auf den phonästhetischen Zusammenhang zwischen
these-those und freeze-froze u.ä. Verben hin.
Aus dem bisher Gesagten können wir den Unterschied zwischen den Beispielen (74a
und 75a) entnehmen, die ich bei Jessen (1975: 194 Note 1,527f) finde: (74a.) John will be in
Montreal at this very moment/tomorrow
( b) John will draw up the contract/arrive at Wontreal/work on the
manusoript xx at this (very) moment/ tomorrow
( c) John will be arriving at / travelling to Montreal at this (very)
moment /by tomorrow
(75a) Jim will be in Paris at that moment/ at noon today
( b) Jim wans in Paris that moment/ at noon today
In (74a) verdeutlicht this (very) moment die Nähe zum Zeitpunkt der Äußerung: in (75a)
zeigt that moment den Abstand in der Zukunft bzw. in (75b) den Abstand in der
Vergangenheit zum Zeitpunkt der Äußerung an (vor und nach t0).
22
Kit (74a, c) werden Voraussagen (tomorrow, by tomorrow) oder Vermutungen (at this
moment) geäußert. Um diesen Unterschied zu verdeutlichen, greife ich auf einen Vorschlag
Andersons (1972b: 294) zurück:
(76a) He plays in Manchester tomorrow
( b) He will play in Manchester tomorrow
Die Aussage in (76a) betrifft die Zukunft,wie das Adverb anzeigt. (76a) ist eine
Behauptung. In (76b) liegt dagegen eher eine Voraussage vor.
(77a) He is in Cairo at the moment
( b) He will be in Cairo at the moment
Die Äußerung (77a) ist ebenfalls eine Behauptung, Anderson nennt dagegen (77b) eine
'present prediction' und stellt damit die Verbindung her zwischen der Vermutung als
Voraussage für die Gegenwart und der Voraussage für die Zukunft. Jessen (1975: 194 Note
1) drüokt dieselbe Ansicht aus, dass Sätze mit will Voraussagen über die Existenz von
Zuatänden, Geschehen, Handlungen-usw. in der Gegenwart oder Zukunft ausdrücken
können. Welcher Zeitbezug gilt, entscheidet sich dann oft am Zeitadverb, wenn er sich nicht
sowieso schon aus dem größeren Zusammenhang, dem Kontext, ergibt. In (74b) kann sich
die Äußerung wegen der einfachen Verbform nur auf die Zukunft beziehen; sonst müsste
die –ing-Form wie in (74c) gebraucht werden, um den Verlauf der Handlung usw. zu
vermuten.
Es ist bemerkenswert, dass der Tempusunterschied in der Tropik (Gegenwart oder
Zukunft im Bezug auf den Zeitpunkt der Äußerung) sich so auf die Neustik auawirkt, dass
die illokutionäre Rolle der Vorauasage zur Vermutung über die Gegenwart abgeschwächt
wird (vgl. LAUT: 14, VI). Beiden ist gemeinsam, dass sie nicht-faktiv geäußert werden; will
ist für Zukunft und Gegenwart ein Signal der Nichtfaktivität. Hierin unterscheiden sich
(76b, 77b) von den faktiv geäußerten Behauptungen (76a, 77a) (vgl.LAUT: 29, XII).
Nichtfaktivität wird auch durch andere Modalverben signalisiert, epistemisch und
deontisch. Anderson (1971: 71f) führt eine Reihe von Beispielen in diesen beiden
Verwendungsmöglichkeiten an, z.B.
(78a) You may go now, Smith
( b) He may be in Spain at the moment
Während (78b) eine Möglichkeit erwähnt, gilt für (78a)a "(a) adds an element of
‚permission' relevant to the occurrence of the event referred to. "Zu den deontischen
Beispielen bemerkt Anderson: sie scheinen "to indicate some factor inherent in or operative
upon the subjeot which is connected with a (possible) prediction." "For the moment, I
propose that we chracterise the (a) examples as 'complex‘ (in involving factors other than
those directly to do with prediction) and the (b) examples, correspondingly, as
23
'noncomplex‘. "Das deontische Element soll also zu dem epiotemischen Element in den
komplexen Modalsätzen hinzutreten.
Eine solche Auffassung von Modalsätzen müsste es uns ermöglichen, auch in
folgenden Sätzen will als ein Signal für Nichtfaktivität aufzufassen:
(79) They will/must tie it differently in France
(80a) Sugar will dissolve in water
( b) Capitalism must lead to war
Anderson (1971: 74) sieht in (79) " predictions/suppositions based on perhaps scanty
evidence; "in (80a, b) erkennt er "general statements of what is universally the case (of
Palmer‘s ‚induction' use)." "However, this ie perhaps an instance where it is more plausible
to ascribe the distinction to other elements in the clauses rather than to suggest further
polysemy for the modale concerned. The noun phrases in" (80a, b) "… seem to be restricted
to the generic mass or generic indefinite count varieties (sugar, man, pigs, any/a particle
(not some/a particle), some kind of X, etc). It would seem to be the nature of the NP that is
deoisive with reepect to this particular distinction." Die Nichtfaktivität von (80a)
verdeutlicht Palmer eben mit dem Etikett ‚induction' (eine beweisstärkere Form der
Vermutung als in (79)).
(81a) He'll sit there for hours
( b) He can sit there for hours
( c) He must sit there for hours)) without catching anything
( d) He may sit there for heurs
Anderson (1971: 75) führt diese Belege für Palmers "charakteristischen" Gebrauch von will
und can an und vermutet, dass (81c, d) auch in diese Reihe gehören. Mit dem-Belog (82)
untermauert er, dass (81a) nicht nur ein Fall von "habitual volition" ist:
(82) It
(a) will (b) can (c) must (d) may
rain for hours in
Stockport
Er schlägt stattdessen vor, die Beispiele (81a-d) und (84) als iterativ aufzufassen und ihnen
in der Tiefenstruktur eine entsprechende adverbiale Bestimmung zuzuordnen (vgl. deutsch
"immer wieder").
Ein Modell, dass Reihenbeziehungen berücksichtigt, kann aus Andersons Belegreihe
einen unvorhergesehenen Schluss ziehen. Wenn wir nämlich Anderson (1971) als einem
native speaker des Englischen folgen, ergibt sich, dass selbst der Gebrauch von would für
gewohnheitsmäßiges Tun keineswegs mit Faktivitlit verbunden ist. In den folgenden
Beispielen ist would zumindest a-faktiv, unmarkiert im Hinblick auf Faktivität.
(83a) That shop would accept cheques in those days
( b) It would rain during our holidays
24
( c) He would live in that house whenever he came/(in those days)
( d) No, the shoe wouldn't come off the little boy's head.
Vergleichen wir (83a) mit (84) He could swim in those days, so wird deutlich dass auch für
die Vergangenheit nur eine iterativ realisierte Disposition und keine tatsächliche Handlung
ausgesagt wird. In (83c) drückt whenever die Iterativität aus. Es gebt also auch hier um den
"charakteristischen" Aussagewert von will/would. Deshalb meint Anderson (1971: 84f) auch
zu (83c) mit "in those days", es sei "to be interpreted as iterative (otherwise, it is
unacceptable). The, noncharacteristic' equivalent would appear to be used (to):" (65) He
used to live in that house (in those days)
"… in all such instances of would, there is an 'iterative' adverbial in the
underlying structure. Would is thus interpreted as a variant of used (to) which can
appear only in such a context. If the adverbial element that thus makes possible
the selection of would is itself deleted (…) then the presence of would (as
opposed to used (to) may be the only superficial marker of
'iterativeness'."(Anderson 1971s85))
Die charakteristische Disposition, die will/would ausdrücken können, ergibt sich nach
Anderson (1971: 92) auch aus den Parallelen mit be willing to; denn wie bei must und be
obliged to/required to/compelled to sollen auch die folgenden Beispiele Varianten einer
"underlying two-clause structure" darstellen:
(86a) He is willing to/He will put up with a lot
( b) He is willing to/He will come tomorrow
( c)·He was willing to/He would accept that in those days
Manche englischsprachige Gewährsleute sind nicht bereit, Anderson (1971) bei diesen
Äquivalenzen zu folgen. Jedoch stimmten sie folgendem Erklärungsversuch bei: (would )
(if) (was allowed to (87) I (could ) do that (when ) I ( had to).
Bei dem Hauptsatz in (87) I would/could do that ist offen, ob der Abstand modal oder
temporal aufzufassen ist. Der Kontext bestimmt, ob would/could temporal oder modal
gemeint ist; in (87) legen die Konjunktionen if und when das Verständnis für die Art des
Abstands fest. Ähnlich äußert sich Anderson (1971: 77, 81).
Über Satzpaare mit would- was certain to schlägt Anderson (1971: 105) für uns die
Brücke zwischen Vergangenheitsform und epistemischer Modalität: "The plausibility of
pairings like He would always) live in that hotel when he came here / He was certain to live
in that hotel when he came here) tends to confirm the suggested relationship, and indeed
goes some way towards explaining the 'iterative' character of such instances with would."
Da Andersons Beispielpaar im Imperfekt steht, kommt nur die objektiv epistemische
Modalität dafür in Frage, die wie das Tempus in der Tropik . poss p anzusiedeln ist.
Weniger eindeutig objektiv modal ist das präsentische Beispielpaar (88), dem ich aber doch
eine primär objektiv modale Rolle zubillige:
25
( 88) He is certain to/He will (be living in that hotel)
(88) kann dann sekundär die subjektiv epistemischen Qualitäten der
Vorhersage mit sich tragen.
Die enge Verbindung von Vergangenheitsform und epistemischer Modalität zeigt sich an
"defektiven" Modalverben wie might, should, ought to ohne Vergangenheitsbedeutung.
Anderson (1971: 86) trägt diesem Zustand durch Subkategorisierungsregeln Rechnung, die
modalen und zeitlichen Abstand hierarchisch gleichzusetzen scheinen: VP à [+- modal; +past]
Givón (1973: 108-111, 121) bestärkt uns in der Annahme, dass would auch in der
iterativen Verwendung nicht faktive Äußerungen kennzeichnet. Im Imperfekt und in der
präsentischen Verlaufsform legt sich nämlich der Sprecher auf den Wahrheitsgehalt der
Äußerung fest: "All else being equal, past and present-progressive tenses commit the
speaker to the belief that the act did take place (that is, if the speaker is not insincere). These
two modalities are thus factive … "(106) Aber Givón stellt diesen Zeitformen u.a. das Futur
und das einfache Präsens für die Gewohnheit gegenüber; er hebt hervor,daß "habitual,
generic or definition propositions are not … made about specific, time-space bound actions
or events." (111) Für ihn sind Äußerungen in gewohnheitsmäßigen und generischen
Tempora ebenso wie Äußerungen im Futur mit Ungewissheit behaftet, weil zum Zeitpunkt
der Äußerung sich der Sprecher in einem undurchsichtigen (opaken) Zusammenhang nicht
für die Faktivität des einzelnen Geschehens oder Ereignisses verbürgen kann. Solche
Äußerungen bekommen für Givón im Rahmen seiner Untersuchung über ChiBemba und
Englisch nicht-faktiv modalen Werte:
„Future is an uncertainty modality because it has not yet occurred, and thus may or
may not occur. Finally the [HABITUAL] / [GENERIC] modality characterizes either
propositions about genera and thus does not certain to specific individuals at specific timeplaoe points, or else it certains to referential individuals (subjects) with respect to which a
proposition in the habitual modality holds true. That is, again no claim is made about a
time-place bound event or action. In both cases, further, universal quantification is involved.
Since conditional expressions underlie the semantics of universal quantification, and since
the [NEG-CERTAIN] modality underlies conditional expressions, a natural explanation
may yet be found for the opacity produced in the soope of [HABITUAL] / [GENERIC]. If
that explanation holds, one may trace all opacity in language to the scope of one sentential
modality, that of UNCERTAINTY." (Givón(1973: 121)).
Kempson (1975: 219) meint zwar, dass beim derzeitigen Forschungsstand viele
semantische Analysen der Tempora möglich sind. Sie wagt immerhin eine Erklärung dafür,
dass im Imperfekt und Futur Koreferenz zwischen indefiniter und definiter NP auch für
Fälle wie den folgenden zulässig ist, wo keine Existenz ausgesagt werden kann und soll:
(89) John will/wants to cat h a fish this afternoon and we shall make
sure that the fish is shared amongst us all
26
Sie spricht von dem undurchsichtigen Kontext (opaque contexts) der Verganganheit und des
Futurs (p. 108), in dem auch kontrafaktische Äußerungen stehen (p.219). In dem für den
Sprecher undurchsichtigen Kontext wird eine Welt beschrieben, die sich nicht mit der Welt
des Sprechers zum Zeitpunkt der Äußerung t0 deckt. Die Welt im Present Perfect gilt als
deckungsgleich mit der Welt des Sprechers im Präsens (p.108 Anm. 1).
In modalisierten und performativen Äußerungen kann der Zeitpunkt der Äußerung t0
zusätzlich zum Zeitabstand ausdrücklich erwähnt werden (vgl. LAUT:5):
(3) I order you to open the door
(9o) I promise you that I'll be there at 2 o'clock
(14) 1'll be there at 2 o'clock, I promise (you)
(91) I tell you that the door was open
(92) I think he was working
(7b) I suspect that Margo will fail
(93a) Ioh meine, es war der Doktor,der sich daneben benommen hat
( b) Ich vermute,es war der Doktor,der …
( c) Vermutlich war es der Doktor,der …
( d) Es war vermutlich der Doktor,der …
( e) Es war wohl der Doktor, der …
(94a) Es iat nicht sicher, dass der Doktor der Täter war
( b)x Nicht sicher war der Doktor der Täter
( c) Sicher war der Doktor der Täter
(d) Es war sicher der Doktor, der sich daneben benommen hat
In (93c-e) und (94b-d) beziehen sich die adverbialen "Redesituative" wohl, vermutlich,
sicher, xx nicht sicher auf den Zeitpunkt der Äußerung t0 (vgl. Glinz I: 219ff). In den
ausdrücklich performativen und modalisierenden Beispielen sowie im Spreizsatz (94a) legt
eine Verbform die Gegenwart als t0 ausdrücklich fest. t0 ist das Tempus für den deklarativen
Hauptsatz und bezieht sich auf die Neustik der Äußerung; Vergangenheit und Futur sind
hier jeweils die Tempora für die Nebensätze in den deklarativen Satzstrukturen und
beziehen sich auf p. Es fehlt mir noch das Schema dafür, wie der Zeitabstand zu t0 in der
Tropik dargestellt werden soll.
Im Deutschen wirken sich Imperfekt und Futur nicht gleich auf die Annehmbarkeit der
Spreizsätze aus. Bei den von Zimmermann, Zydatiß und Kirkwood angeführten Beispielen
für die Konstruktion "Es war X, der ... " fie1 mir auf, dass ihre Annehmbarkeit auch auf der
Wahl der Vergangenheitsform beruhte. Der Spreizsatz grenzt dann anscheinend die Angabe
27
zur zeitlichen Lokalisierung einer Existenz ab, sofern wir unsere Ausdrucksweise der
lokalistischen Theorie folgen lassen wollen.
(95a) Es war der Doktor, der kommen wollte
( b)x Es ist der Doktor,der kommen will/kommt
( c)?Es wird der Doktor sein, der kommen wird/will.(temporal, nicht
modal gemeint).
Beispiel (95a) scheint bei weitem annehmbarer zu sein als ( 95 b,c). Liegt das an der
semantischen Markiertheit des Vergangenheitstempus gagenüber dem unmarkierten Präsens
in (95b)? Etwa weil es nicht lohnt, das unmarkierte Tempus im Fokus hervorzuheben?
Givón (1973: 108) verweist auf die Bedeutung des Imperfekts für die Faktivität einer
Äußerung. In (95a) verbürgt sich der Sprecher ohne weiteres für den Wahrheitsgehalt seiner
Äußerung; ein entsprechend sinnvoller präsentischer Spreizeatz würde statt
(95b) eher so lauten wie die kontextabhängige Erwiderung
(95d) Es IST der Doktor,der kommen will/da kommt
Indem ich in (95d) da vor kommt einfließen ließ, gebe ich einen Hinweis auf das, was Givón
zur Faktivität der präsentischen Verlaufsform sagt, ohne damit eine genaue Entsprechung
zwischen Deutsch und Englisch zu behaupten.
Bei (95c) drängt sich wie bei den folgenden futurisch-temporal gemeinten Beispielen
die Interpretation als Vermutung auf, die ja neben dem zeitlichen Abstand einen stärkeren
epistemisch modalen Abstand beinhaltet.
Da Tempus sowohl in der Verbform wie adverbial realisiert werden kann und ein
Merkmal des Satzes zu sein scheint (vgl. LAUT: 30), dürften die folgenden Beispiele
ähnlich wie ( 95a-c) zu deuten sein:
(96a) Es war gestern, dass er kommen wollte
(b) Es war heute, dass er kommen wollte
(c) ??Es ist heute, dass er kommen wollte
(d) xEs ist heute, dass er kommen will
(e)
? Es wird morgen sein, dass er kommen will/wird.(temporal
gemeint)
(f) ? Es wird nächste Woche sein, dass er kommen kann/kommt.
(temporal)
Wie in (95c) drängt sich bei (96e, f) jeweils die Interpretation als Vermutung auf. Als
temporal gemeinte Behauptungen scheinen die Äußerungen kaum annehmbar zu sein.
Eine Abstufung findet sich ebenfalls bei der Herausgrenzung des tropischen so:
(97a) Es war so,dass er eigentlich nicht kommen wollte
28
(b)?Es ist so,dass ich eigentlich nicht kommen möchte
(c)?Es wird so sein, dass der Nikolaus eigentlich nicht mehr zu euch
kommen möchte
Im Präsens und Futur wird der Spreizsatz mit so umso annehmbarer, je umständlicher der
folgende Sachverhalt dargestellt wird. Der vorangestellte, fokalisierte Bestandteil dient als
Aufhänger für die weitschweifige Aussage und hat für diese Stilart eine Berechtigung:
Spreizstellung bei gespreizter Ausdrucksweise.
VIII
(98a) ? War es Hans, der das Geschirr zerschlagen hat?
( b) Hat Hans das Geschirr zerschlagen?
( c) War es etwa Hans, der das Geschirr zerschlagen hat?
( d) Ist es etwa Hnns, der vorhin gerufen hat?
( e) Hat etwa Hans das Geschirr zerscblagen/vorhin gerufen?
Etwa läßt sich dem Bezugswort im Satz voranstellen und recht klar zuordnen. Die
Notwendigkeit für einen Spreizsatz ist deshalb äußerst gering, es genügt allenfalls einem
besonders starken Bedürfnis nach Klarheit. Die Fragen lassen sich den häufigeren
deklarativen Sätzen vom Typ (33c) X war es, der …?. zordnen statt dem beschränkteren
Typ (33b) Es war X, der … Diese Zuordnung mag erklären, weshalb dieser Fragetyp
vorkommt, ohne dass dafür Schwierigkeiten bei der Wortfolge und -zuordnung
verantwortlich sind. Ein Vergleich zwischen (98a) und (98 c, d) spricht auch für vorher
geäußerte Vermutungen, dass Füllmaterial wie etwa den Spreizsatz von der Satzintonation
her annehmbarer macht.
Sobald vielleicht zur Tropik gehört und objektive Modalität ausdrückt (.poss p), hat
der Spreizeatz keine abgrenzende Funktion mehr und ist unmöglich:
(99a) xEs ist vielleicht der Vater, der kommt (. poss p)
( b) Der Vater kommt vielleicht
( c) vielleicht kommt der Vater
( d)x Es wird der Vater sein, der (schon) kommt
( e) Der Vater wird (schon) kommen
(99a) ist objektiv modal nicht möglich als Äquivalent zu (99b, c). Auch echtes Futur ale
Tempus wie in (99d) fällt unter die Tropik und wird nicht auf einen Teil des Spreizsatzes
begrenzt. In ( 99d, e) soll eingeklammertes schon die subjektiv epistemische Modalisierung
in der Neustik andeuten (poss .p), um (99d ) von (65d) zu unterscheiden. In (99d) soll das
Futur als Tempus für eino Behauptung oder Voraussage dienen; in ( 65d) dient es
29
zusammen mit schon zur subjektiven Modalisierung der Äußerung, einer Vermutung: ( 65d)
Es wird schon der Nikolaus sein, der uns (die) Geschenke bringt.
Anders als in der Vermutung (65b) Es/Das war doch der Vater, der gerade
vorbeigekommen ist! hat betontes doch in einer Entgegnung ungefähr die Funktion von
insist, einer nachdrücklichen Behauptung:
(100) I insist it was the doctor who just passed by
(100a) Ich behaupte, ee war der Doktor, der gerade vorbeigekommen
ist
( b) Es war bestimmt unser Doktor, der dir das verschrieben hat
( c) Es war DOCH der Doktor,der …
( d) Es ist DOCH der Doktor, der …
( e)?? Es wird DOCH der Doktor sein, der dir das vorschreibt
Da sich für die Zukunft eine Behauptung oder Erwiderung nur mit weniger Gewissheit und
Nachdruck aufstellen lässt als für die Vergangenheit oder auch für die Gegenwart, ist der
Spreizsatz (100e) weniger wahrscheinlich als die beiden anderen mit DOCH, er ist eben
nicht faktiv.
Wie im Englischen kann auch im Deutsoben der Akzent alleine anzeigen, dass die
Neustik als nachdrückliche Behauptung modalisiert wird:
(101a) Es IST der Doktor, der dir das verschrieben hat
( b) Es IST der Doktor, der dir das verschrieben hat/gerade verschreibt
Im Englischen realisiert der Akzent systematisch den kontextgebundenen Widerspruch.
Englisch verfügt im allgemeinen über keine lexikalischen Mittel, um den Unterschied
zwischen kontextfreier und kontextgebundener Behauptung zu signalisieren. Im Deutschen
fällt derAkzent entweder mit einem lexikalischen Mittel, der Partikel, zusammen (doch),
oder er wird gerne durch eine zusätzliche Partikel ergänzt (aber):
(102) The door IS open (als Erwiderung)
(102a) Die Türe ist DOCH offen
( b) Die Türe IST aber offen
Auch in diesen Fällen grenzt der Teilsatz der Spreizkonstruktion den Geltungsbereich der
Modalisierung ab:
(101c) Es WAR/IST aber der Doktor, der dir das verschrieben hat
Eine gängigere Form des Spreizeatzes, (33c) X war es,der … , dient nicht vorrangig dazu,
den Geltungsbereich der Modalisierung abzugrenzen:
(103a) Der DOKTOR war‘s, der doch zu spät gekommen ist
( b) Der DOKTOR war's doch,der zu spät gekommen ist
30
( c)x Der DOKTOR war's wohl, der zu spät gekommen ist
(d) Der DOKTOR war's, der wohl zu spät gekommen ist
( e) Ich meine, der DOKTOR war‘s, der …
( f)x Der Doktor WAR es, der …
( g)? Der Doktor war es DOCH, der …
Für (103f) steht regelmäßiger
(103h) Es WAR der Doktor,der …
und für (103g) heißt es
(103i) Es war DOCH der Doktor, der …
und ähnlich
(103j) Der DOKTOR war es aber, der …
Die Funktion des Spreizsatzes (33c) X war es, der… besteht eher darin, das Subjekt im
Fokus hervorzuheben als den Geltungsbereich der subjektiven Modalität einzugrenzen. Für
andere Satzteile wie thematisches Objekt, präpositionales Objekt oder Zeit- und
Ortsbestimmungen genügt es im Deutschen, sie durch Voranstellung an den Satzanfang
hervorzuheben. Da hier aber die unmarkierte Satzstellung für das Subjekt ist, bietet (33c) X
war es, der … einen Weg zur Hervorhebung des Subjekts.
Viele Spreizsätze werden auch annehmbarer mit Das statt Es in (33f)
Das war X, der …, (104a) Das war der Vater, der gerade vorbei gekommen ist
(b)? Das war DOCH der Vater, der …
Das bezieht sich deiktisch auf die außersprachliche Situation der Äußerung. Das ist
betonter, wie etwa auch in (34a) DAS regnet aber
(34c) Es REGNET aber
In (34a) ergänzt aber die Emphase des Ausrufs mit betontem Das. In (34c) deutet aber
einen Einwand an.
Das eignet sich eben für die kontextfreie Äußerung, Es für die kontextgebundene
Äußerung als Entgegnung oder Antwort:
(105) Wer ist denn da gekommen? Es war der Vater/ wohl der Vater/
doch der Vater / wohl doch der Vater, der da gerade gekommen ist.
Am Grad der Annehmbarkeit für die Spreizsätze (33b) Es war X, der … zeigt sich, welche
Funktion dieser Konstruktion im Deutschen zukommt: Wie im Englischen ist sie ein
Ausweg, wenn die Wortfolge für eine bestimmte Aufgabe nicht beweglich genug ist, im
Englischen für die Fokalisierung und im Deutschen für die Abgrenzung dee
Geltungsbereichs bei subjektiver Modalität. Idiomatisch sind also die besonderen
Bedingungen für den Gebrauch der Konatruktion im Deutschen und Englischen und ihr
Ausmaß im Englischen.
Der Spreizsatz grenzt im Deutschen nicht nur die Modalisierung im Hinblick auf das
Subjekt ab, sondern auch im Hinblick auf Lakoffs Ortsbestimmung:
(106a) Es war vielleicht beim Schuppen, wo/dass Hans Fritz umbrachte
31
(b)Es war DOCH beim Schuppen,wo/dass…
( c)Es war vielleicht nicht beim Schuppen, wo/dass…
( d)Es war NICHT beim Sohuppen,wo/dass…. (Erwiderung,Abstreiten)
( e) Es war DOCH nicht beim Sobuppen, wo/dass… (wider Erwarten)
( f)Ich meine, es war/es war nicht beim Schuppen,wo/dass…
Da sich anscheinend das Vorkommen von adverbialen Ortsbestimmungen im deutschen
Spreizsatz nach den gleichen Bedingungen richtet wie das Vorkommen von Subjekten und
anderen Satzteilen, können wir wohl auf die von Lakoff vorgeschlagene Sonderbehandlung
der Ortsangabe verzichten. Für das Oberflächensubjekt gilt kaum die gleiche
tiefenstrukturelle Analyse als höherrangige VP (vgl. das zu den Diagrammen (40a, 71a172f)
Gesagte im Zusammanhang mit Andersons Theorien).
IX
In dem bei L.A.U.T. vorveröffentlichten Überbliok besprach ich modal uneingeschränkte
Behauptungen, die also nicht im Hinblick auf Notwendigkeit und Möglichkeit näher
bestimmt sind. Die Neustik, der Bestandteil 'I-say-so' in der Äußerung, ist der Ort, an dem
sich ein Sprecher auf den Wahrheitsgehalt, die Tatsächlichkeit oder Wünschbarkeit des
propositionalen Inhalts, den die Phrastik ausmacht, festlegt. Die verneinte Neustik und ihre
Modalisierungen habe ich schon damals erörtert (LAUT: 26). Nun möchte ich im Anschluss
an Lyons Vorschläge noch einige Einzelheiten zur modalen Analyse nachtragen.
Wenn wir die Tropik einer Behauptung verneinen, ihren Bestandteil 'It-is-so‘, dann
stellen wir immer noch eine Behauptung auf. Die Behauptung mit verneinter Tropik
unterschiedet sich aber von einer Behauptung mit verneinter Phraetik. Wir verneinen dann
nämlich, dass etwas zutrifft. Dabei können wir sowohl eine bejahte wie eine verneinte
Proposition verwerfen, die wir für nicht zutreffend halten.
Eine kontextfreie Behauptung enthält in der Phrastik die Proposition p oder nicht-p:
(107a ) Die Türe ist offen (..p)
( b) Die Türe ist nicht offen (…-p)
Eine Erwiderung auf diese kontextfreien Behauptungen ist kontextgebunden:
kontextgebundene Behauptungen können auch auf nicht-offene Fragen antworten,
z.B.(108), oder sie können sich auch auf die Situation beziehen wie
(109).
(108) Die Türe ist doch nicht offen? Doch, die Türe IST offen.
(109) Wiederholtes Klopfen an der Türe. "Die Türe IST offen" / "Die
Türe ist (doch) OFFEN".
Den Unterschied zwischen kontextgebundener und -freier Behauptung kann man am
Abstreiten von p und am Behaupten von nicht -p verdeutlichen. Wenn wir nümlich p durch
32
eine kontextgebundene Behauptung verwerfen, dann verneinen wir, dass p zutrifft. Bejahen
wir aber p in einer kontextgebundenen Äußerung, so bestätigen wir, dass p zutrifft.
Abstreiten und Bestätigen bilden Unterarten der kontextgebundenen Behauptung, wobei die
behauptete Proposition p selber bejaht oder verneint sein kann (p oder –p).
Ein Abstreiten von (107a) Die Türe ist offen ergibt
(110a) Nein. Die Türe ist NICHT offen (.-. p)
oder ( b) Nein, die Türe ist nicht offen
Eine Bestätigung von (107a) ergibt
(111a) Ja. Die Türe ist (wirklich) offen (..p)
oder ( b) Ja ,die Türe ist offen
Ein Abstreiten von (107b) Die Türe ist nicht offen (..-p) ergibt (.-.-p),
(112a) Doch
( b) (Doch.) Die Türe IST offen
( c) Die Türe ist DOCH offen
( d) DOCH, die Türe ist OFFEN
Bestätiguug von (107b) ergibt (..-p):
(113a) Ja
( b) (Ja.) Die Türe ist (wirklich) nicht offen
Im Englischen wird der Unterschied zwischen kontextfreien und -gebundenen
Behauptungen systematisch durch die Betonung des Verbs bzw . der Negationepartikel in
Bestätigungen und beim Abstreiten realisiert:
Kontextfreie Behauptung: (114) The door is open
Bestätigung: (114a) Yes, it IS (114b) The door IS open (..p)
Abstreitens (114c) No ,it is NOT/ it ISN‘T
(114d) The door is NOT open/ ISN'T open (.-.p)
Kontextfreie Behauptung: (115) The door is not open (..-p)
Bestätigung: (115a) The door is NOT open/ ISN'T open (115b) It
ISN'T (..-p)
Abstreiten: (115c) The door IS open (115d) (But) it IS (.-.-p)
Deutsch kann ähnlich ausschließlich mit der Betonung arbeiten, es verfügt aber
vorzugsweise über Lexikalisierungen mit Partikeln. Die Entgegnung (112a) Doch ist wie die
scheinbar positive abstreitende Äußerung
(115d) (But ) it IS oder (115e) It IS open doppelt negativ, in der Tropik und in der
Phrastik. Daraus ergibt sich die Struktur des Spreizsatzes (116a):
33
(116) Er wurde nicht beim Schuppen getötet (..-p)
(116a) Es war DOCH beim Schuppen, wo/dass er getötet wurde (.-.-p)
oder nur (116b) Doch (.-.-p)
oder auch (116c) Doch, beim Schuppen (.-.-p, ..p)
Sohon die kontextfreie Behauptung (116) weckt im allgemeinen die Erwartung, dass der
Propositionsteil "er wurde … gotötet" wahr ist; verneint wird in (116) "beim Schuppen".
Die Stellung von nicht ist im deutschen Satz veränderlich; da die Negation hier ohne
weiteres durch klare Zuordnung auf die Ortsangabe "beim Schuppen" begrenzt werden
kann, erübrigt sich ein steifer Spreizsatz (116d) Es war nicht beim Schuppen, wo/dass …
statt einfachem (116). Dagegen bekommt der Spreizsatz eher eine Funktion im umgekehrten
Fall von kontextfreiem (117) Er wurde beim Schuppen getötet (..p)
Abstreitende Erwiderung: (117a) (Nein,) es war (doch) NICHT beim Schuppen,
wo/dass ... ( .-. p)
Mit (117) verbindet der Hörer von vornherein keine Erwartung, welcher Teil der
Proposition zutreffen wird. Desbalb kann sich der Widerspruch auf Teile der Proposition
oder auf die ganze Proposition beziehen. Der Spreizsatz grenzt ab, welchem Teil der
Proposition widersprochen wird.
(117b) Es war DOCH nicht beim Schuppen ,wo/dass…
In (117b) korrigiert sich der Sprecher selber und grenzt den Bereich der
Korrektur aus.
Bei der Erwiderung (116c) kann man die negative Struktur der Äußerung und die positive
Formulierung etwa so in Einklang bringen:
(116) Er wurde nicht beim Schuppen getötet
(116o) Doch, (er wurde) beim Schuppen (getötet)
"Ich sage - es ist nicht so, dass - er nicht beim Schuppen getötet wurde, sondern ich sage - es
war so, dass - er beim Schuppen getötet wurde" ( .-.-p sondern ..p)
Ähnlich liegt der Fall bei einem einfacheren Beispiel:
kontextfreie Behauptung: (118) Er kommt nicht
Widerspruch: (118a) Doch, er kommt
oder (118b) Er KOMMT
Doch gibt in (118a) das Abstreiten .-.-p wieder. Zusammen mit der positiv formulierten
Gegenbehauptung (..p) ergibt das auf (118) die Erwiderung (118a) als .-.-p , ..p. Die
alleinige Erwiderung (118b) fasst negative Äußerungsstruktur und positive Formulierung
zusammen, wobei allerdings der Akzent auf die illokutionäre Rolle der Äußerung als
kontextgebundene Behauptung hinweist, hier als Abstreiten bzw. Widerspruch (denial). Der
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Akzent r echtfertigt unsere Analyse einer negativen Äußerungsstruktur statt einer positiven
kontextfreien Behauptungsstruktur.
Wie sehr die Erwartung bei der Analyse einer Äußerung von Belang ist, zeigt (119) Er
BEHERRSCHTE sich nicht beim Schuppen
ähnlich (120) Hans tötete Fritz nicht beim Schuppen
Die Erwartung, "Er beherrschte sich, aber nicht beim Schuppen" ist wegen der
üblichen Kollokation von "sich nicht beherrschen" weniger wahrscheinlich, trotz der
Betonung. Zur Verdeutlichung könnte es statt (119) heißen:
(119a) Beim Schuppen beherrschte er sich nicht
(120a)XX Beim Schuppen tötete Hans Fritz nicht
(119b)x Nicht beim Schuppen beherrschte er sich
(1 20b)x Nicht beim Schuppen tötete Hans Fritz
Ein Spreizsatz (119c) Es war nicht beim Schuppen, dass er sich beherrschte stellt klar, was
mit (119b gemeint sein soll. Dieses konstruiert klingende Beispiel lässt sich mit vielleicht
durchspielen:
(121a) Es war vielleicht beim Schuppen, wo/dass er sich nicht
beherrschte (poss . p)
(121b) Es war vielleicht nicht beim Schuppen, wo/dass er sich nicht
beherrschte
Die Äußerung (121b) ist eine kontextgebundene Vermutung (poss -.-p).
Für (121a, b) können meines Erachtens keine einfachen Sätze ohne Spreizstellung
eintreten. - Diese an den Haaren herbeigezogenen Beispiele sollen nur verdeutlichen, dass
die Verneinung in Tropik und Phrastik keine Bejahung ergibt, obwohl es bei der
Erwiderung (118b) Er KOMMT fast so schien.
X
David Lightfoot (1974) geht auf Jackendoff (1972) ein und erörtert dessen Vorstellung von
sprecherorientierten Adverbien (s. Jaokendoff ch. 3). Er führt u.a. certainly, evidently und
happily an wie in (122) Happily, Frank is avoiding us. Sprecher orientierte Adverbien
entsprechen häufig einer Paraphrase wie S is Adj to me, I am Adj that S oder I consider S
Adj (Lightfoot (1974: 228)).
Diese Satzadverbien drücken wie happily Haltungen des Sprechers aus oder wie
certainly epistemische Modalität. Lightfoot verweist im Anschluss an Jackendoff darauf,
dass epistemische Modaladverbien (certainly, probably) ebenso wenig wie Modalverben (
must, may, should) die Subjekt-Hilfsverb-Inversion zulassen: (123a)x Did Frank probably
beat all his opponents?
(b)xWhat has C harley evidently discovered?
(124a) Never has Bill (Xapparently) been anything to compare with that
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b) So fast did Tom (Xprobably) run that he got to Texas in 10 minutes.
Stattdessen schlägt Lightfoot folgende Sätze vor:
(125a) Is it probable that Frank beat all his opponents?
( b)? What is it evident that Charley has discovered?
(1 26a) Frank probably beat all his opponents, didn't he?
( b)? Charley evidently discovered a new way, didn't he?
(1 27a) Bill has (apparently) never seen anything to compare with that
( b) Tom (probably) ran so fast that he got to Texas in 10 minutes
Meinen Gewährsleuten klingen (125b und 126b) allerdings fraglich für ihr schottisches
Englisch, und zwar (125b) von der Konstruktion her und (126b) wegen dem Widerspruch
zwischen evidently und didn't he? Man könnte natürlich evidently als einen Ausdruck für
objektiv epistemische Modalität in der Tropik erklären gegenüber der neustischen Frage
didn't he? in der Gesamtäußerung; dann würde die tropische Gewissheit durch neustische
Unsicherheit abgeschwächt.
Dieselbe Regel zur Subjekt-Hilfsverb-Inversion gilt anscheinend für die Interpretation
von epistemischen Modalverben. Die Beispiele (126a, b) können doppeldeutig entweder
epistemisch modal oder in ihrer deontischen Bedeutung (müssen, dürfen) aufgefasst werden;
die Beispiele (129a, b) haben mit Inversion-nur die deontische Bedeutung:
(128a) Max may/must work at the McGill library
( b) Max may/must drive at 90 mph
(1 29a) May/Must Max work at the McGill library?
( b) May/Must Max drive at 90 mph?
Als Gegenprobe führt Lightfoot (1974: 232 ) an: "Presence of have –en usually forces an
epistemic reading, so if our explanation is right, it should not be possible to do Inversion on
a modal if there is have –en in the same S."
(130a)
Max must have studied at McGill
x
b)
Max must have driven at 90 mph
x
c)
Must Max have studied at McGill
Must Max have driven at 90 mph
Max may never have seen such a show
x
Never may Max never have seen such a show
"This incompatibility is of the same status as the incompatibility of -subject-Auxiliary
Inversion and speaker-oriented adverbs."
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Diese Regel gilt für die kontextfreien Äußerungen (130a-c). Als kontextgebundene
Äußerungen sind allerdings Gegenbeispiele denkbar, die mir Lachlan Mackenzie geliefert
hat:
(131a) Must that have been the case?
(b) Must he now? Must he now (have done so)
Von diesen zweifelnden Einwänden gegen vorher Gesagtes beruht (131b) auf einer Tilgung
von have done so, wenn wir es als Gegenbeispiel anerkennen.
Dieselben Beschränkungen wie für die englischen Beispiele (129a, b) scheinen im
Deutschen wirksam zu sein:
(132a) Max muss in Tübingen arbeiten
( b) Max muss wohl in Tübingen arbeiten
(133a)
Muss)
xx
Muss Max ( wohl) in Tübingen arbeiten? (epistemisches
( b) Max muss wohl in Tübingen arbeiten?
Das Beispiel (133a) ist nur annehmbar, wenn muss deontisch gebraucht wird; die
epistemische Modalität kann dann mit wohl angedeutet werden. Dagegen lässt sich (133b)
mit epistemisch modalem muss wohl äußern, und zwar als Frage nur in deklarativer
Satzstruktur.
Welche Funktion haben nun Sätze wie (134a-c)?
(134a) Ist es sicher/wahrscheinlich, dass Annette kommt? (? poss p)
( b) Es ist nicht sicher/wahrscheinlich, dass… (.-poss p) oder
unverbindlich (-. poss p)
c) Es ist SICHER/ WAHRSCHEINLICH, dass… (. poss p)
Für die Äußerung ( . poss p) wie in (134c) steht ohne weiteres der Satz
(134d) Sicher/Wahrscheinlich kommt Annette
zur Verfügung, ohne dass auf die epistemisch modale nähere Bestimmung verzichtet
werden muss. Der positiv deklarative Spreizsatz dient dazu, die betonte Hervorhebung zu
steigern; er klingt wohl weniger ungeschickt in(134e):
(134e) Es ist äußerst sicher/höchstwahrscheinlich, dass…
(f)xx Äußerst sicher kommt Annette
(135a) Annette kommt wahrscheinlich nicht
( b) Kommt Annette wahrscheinlich nicht/sicher nicht?
( c) ??Kommt er wahrscheinlich?
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Die Äußerung (135a) enthält eine negative Proposition • poss -p oder poss • -p, ebenso die
Frage (135b) ? pose –p. Und die Frage (135c) ? poss p klingt gezwungen und ist
ungeschickt formuliert, so als ob sie heißen sollte "Er kommt doch wahrscheinlich?",
Letzteres ist aber keineswegs eine offene Frage, sondern geht davon aus, dass die
Wahrscheinlichkeit gegeben ist.
Spreizsätze sind die glatten Ausdrucksweisen für (136a, b, d).
(136a) . -poss p Es ist nicht wahrscheinlich/sicher, dass Annette kommt
( b) -· poss p Es ist nicht wahrscheinlich/sicher, dass Annette kommt
( o) -· poss p Ichh halte es nicht für wahrscheinlich/bin mir nicht sicher,
dass Annette kommt
d) ? -poss p Ist es nicht wahrscheinlich/sicher, dass Annette kommt?
Der Spreizsatz (136b) lautet zwar wie (136a); er soll aber einer anderen Äußerungsstruktur
als (136a) entsprechen, nämlich der von (136c).
Die Spreizsätze (136a, b, d) stecken den Geltungsbereich der Frage oder Verneinung
in der Neustik und Tropik ab. Syntaktisch lassen sie sich auf Extraposition zurückführen:
(137a) Dass Annette kommt, ist nicht wahrscheinlich/sicher
( b) Dass Annette kommt, ist nicht wahrscheinlich?
Bei (137b) handelt es sich aber um einen deklarativen Satz mit Frageintonation, da die
interrogative Satzstruktur schriftdeutsch nicht tragbar ist. (137c) kann man allenfalls als
gesprochene Äußerung hören. Mit Subjektinversion ergäbe sich demnach:
(137c) x Ist, dass Annette kommt, nicht wahrscheinlich?
( d) x Ist, dass er kommt, wahrscheinlich?
( e) Dass er kommt, ist das wahrscheinlich?
Die Verteilung von Thema und Rhema ist nicht dieselbe in (138a-d):
(138a) Dass er kommt, ist wahrscheinlich/ nicht wahrscheinlich
b) Wahrscheinlich ist es, dass er kommt (,aber nicht sicher)
c) Wahrscheinlich ist es nicht, dass er kommt
d) Es ist wahrscheinlich/ nicht wahrscheinlich, dass er kommt
Bei (138a) liegt die Äußerungsstruktur . poss p / .-poss p vor. Die subjektive epistemische
Struktur (-)poss . p ist primär oder sekundär möglich im Sinne von "Dass er kommt, ist
wenig wahrscheinlich/ ist für mich wahrscheinlich/ nicht wahrscheinlich". In (138a) ist
(nicht)-wahrscheinlich unmarkiert Rhema. - (138b, c) stellen das Rhema voran; dabei gilt in
(c) der Fokus der betonten Verneinung nicht. Wegen der markierten Stellung ist eine
subjektiv epistemische Äußerungsstruktur für (138b, c) ziemlich ausgeschlossen: x (-)poss .
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p. Dieser Satzkonstruktion bedient man sich bei eindeutiger objektiv epistemischer
Modalität: . poss p / . - poss p.
-Bei (138d) gibt die Betonung einen Hinweis darauf, ob die Äußerung eher objektiv
oder subjektiv epistemisch strukturiert ist. Sind nicht oder wahrscheinlich stärker betont als
kommt, wird der Satz objektiv epistemisch geäußert: . (.)poss p .Subjektiv epistemisch
könnte jemand aber auch geschraubt sagen "Es ist wahrscheinlich, dass er kommt" für
(138e) Wahrscheinlich kommt er.
Ich lasse offen, ob (136d) nur in sekundärer Rolle subjektiv wie (138e) geäußert wird.
Jedenfalls verleiht der Sprecher mit seinem Spreizsatz (138d) der Äußerung einen
objektiveren epistemischen Anasrich als durch die ganz unmarkierte Aussage (138f) Er
kommt wahrscheinlich (nicht).
(138e) stellt ein Bindeglied zwischen den bejahten Versionen von (138f) und (138d)
dar: (f) Er kommt wahrscheinlich
(e) Wahrscheinlich kommt er
(d) Es ist wahrscheinlich, dass er kommt
Dieses Bindeglied fehlt für die verneinte Epistemik:
(f) Er kommt wahrscheinlich nicht
(e)/(g) xx Nicht wahrscheinlich/xx unwahrscheinlich kommt er
(d) Es ist nicht wahrscheinlich, dass er kommt
(138g) xx nicht wahrscheinlich… entspricht nicht (138h) Wahrscheinlich kommt er nicht,
weil (b) die Proposition negiert: poss . –p. Für die Äußerungsstruktur (-) poss.p bietet sich
also hauptsächlich (138f) an. Zwar finden wir bei (138e) Wahrscheinlich kommt er eine
Unentschiedenheit zwischen subjektiver und objektiver Epistemität, aber das gilt nur für
den bejahten Satz, weil die negierte Äußerung: ( g) nicht annehmbar ist. Hierfür tritt dann
allenfalls der Spreizsatz (138d) mit objektiverem epistemischen Anstrich ein.
Bei di Pietro (1971: 60) finden wir folgende Regeln: SàM, P Mà [time, aspect, Q,
negation etc.]. Verwenden wir die Regeln mal unkritisch für unsere Äußerungen und siedeln
Tempus mit der objektiv epistemischen Modalität in der Tropik an, so weisen die Regeln
darauf hin, dass Deutsch für die Abgrenzung von M durch Spreizsätze empfänglich ist:
epistemische Modalisierung, die markierten Tempora Imperfekt und allenfalls Futur,
Verneinung und Frage gaben den Ausschlag bei der Bewertung, wie annehmbar die
angeführten Spreizsätze waren. Das System ermöglicht im Deutschen dabei Spreizsätze in
einem größeren Ausmaß, als zur klaren Mitteilung nötig ist. Die Norm schränkt dies
Ausmaß auf solche Fülle ein, wo Spreizsätze eine besondere Funktion erfüllen, die einfache
Satzkonstruktionen nicht so eindeutig übernehmen können. Zu diesen Fällen gehört die
Abgrenzung von Modalität. Auch hierbei wird die Norm natürlich auch stilistisch von den
Gepflogenheiten des Schulunterrichts mitbestimmt.
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Literaturverzeichnis
J. M. Anderson (1971),"Some proposals concerning the modal verb in English" in A. J.
Aitken/A. McIntosh/H.Pálsson, Edinburgh Studies in English and Scots London,
S.69-120.
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da Linguistique 17, S.23-44, 121-140, 193-202, 319-3365.
J. M. Anderson (1972b), A study of grammatical functions in English and other languages.
Edinburgbh University, Ph.D. Thesis.
J. M. Anderson (1973) ,"Universal quantifiers" Lingua 31, S. 125-176.
J. M. Anderson (1974), "Existential Quantitiere" Aota Linguistica Hafniensia 15,1, S. 1-27.
J. L. Austin (1970),"Ifs and cans" in Austin, Philosophical Papers Oxford, 2nd edition,
S..2o5-32.
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T. G. Bever/D. T. Langendoen (1972),"The interaction of speech perception and
grammatical structure in the evolution of language" in R. P. Stockwell/R. K.
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