12 Forschung Die Herstellung einer tetraploiden Population ist jedoch mit einem erheblichen Aufwand verbunden, da Kreuzungs- bzw. selbstungsschritte bei Kartoffeln mit einem beträchtlichen Arbeitsaufwand verbunden sind. Kartoffeln neigen dazu, bei beginnender Knollenentwicklung ihre Blüten abzuwerfen. Um dies zu verhindern, müssen sie auf Tomaten gepfropft werden. Bei der Herstellung einer TILLInG-Population finden sich üblicherweise zwei derartige selbstungsschritte: nach der mutagenese der samen zur Herstellung genetisch homogener Pflanzen (m2; selbstung 1), welche dann abermals geselbstet werden (m3; selbstung 2), so dass nun samen für die einlagerung (m3) und Blattmaterial für die DnA Isolierung (m2) zur Verfügung steht. eine ausreichende TILLInG-Population besteht aus mehreren tausend Pflanzen, somit werden viele tausend selbstungen und dementsprechend Pfropfungen zur Herstellung der Population erforderlich. Dies bedeutet einen erheblichen Arbeits- und Zeitaufwand. Dieser lässt sich halbieren, wenn statt samen Pollenkörner mit dem mutagen behandelt und anschließend zur Herstellung der m1-Generation verwendet werden. Jede Pflanze dieser Population ist genetisch homogen. Im Gegensatz zur samen-mutagenisierten TILLInGPopulation kann hier bereits von der m1-Population DnA isoliert und zum screening verwendet werden. Die selbstung dient dann der erzeugung von m2-samen, welche eingelagert werden. Aus diesem Grund wurde im Projekt „Kartoffel“ im rahmen des Ver- bundes GABI-TILL diese Technik (Pollenmutagenese) für die Kartoffel etabliert und so die Grundlagen geschaffen, in den kommenden Jahren die begonnene tetraploide TILLInG-Population stetig zu erweitern. Referenzen Muth, J., Hartje, St., Twyman R.M., Hofferbert, H.-R., Tacke, E., Prüfer, D. (2008). Precision breeding for novel starch variants in potato. Plant Biotechnology J. 8: 576-584. Erin Gilchrist und George Haughn, (2010). Reverse genetics techniques: engineering loss and gain of gene function in plants. Briefings in Functional Genomics 9(2): 103-110 Ossowski, S., Schneeberger, K., Lucas-Lledo, J.I., Warthmann, N., Clark, R.M., Shaw, R.G., Weigel, D., Lynch, M. (2010). The rate and molecular spectrum of spontaneous mutations in Arabidopsis thaliana. Science 327: 92-94. • • Kontakt eckhard Tacke, stefanie Hartje BIoPLAnT, Biotechnologisches Forschungslabor GmbH [email protected], [email protected] Jost muth, Dirk Prüfer Fraunhofer Institut für molekularbiologie und angewandte oekologie (Ime) [email protected], [email protected] sequenziert enthalten. Diese Bibliothek ist relativ frei von sogenannter JunkDnA, deren Funktion bisher unbekannt ist, und erhöht damit die Qualität der Genomsequenz. Für die Untersuchung nutzten die Forscher ein eigens entwickeltes Computerprogramm. Dieses Wissenschaftler entschlüsseln Schwamm-Genom hatte, basierend auf einem mathematischen modell, gelernt, welche DnA-Abschnitte zu einem Gen gehören. Die so vorhergesagten eiweißsequenzen wurden dann mit denen Wissenschaftlern ist es gelungen, die Genomsequenz eines anderer Tiere verglichen. Hornkieselschwamms teilweise zu entschlüsseln. Dabei fanden Dabei lässt eine signifikante die Forscher heraus, dass das Genom von Amphimedon queensÄhnlichkeit darauf schlielandica, der im australischen Great Barrier reef lebt, eine erßen, dass das entsprechende staunliche Ähnlichkeit zum Genom komplexerer Tiere einGen bereits in gemeinsamen schließlich säugetieren aufweist. Vorfahren einen Vorläufer obwohl schwämme primitiv aussehen und auf der untersten entwicklungsstufe vielzelliger Lebewesen stehen, un- Das Genom des Hornkieselschwamms hatte, von dem die heutigen terscheidet sich die Zusammensetzung ihres erbguts nicht (Amphimedon queenslandica) zeigt Gene abstammen. Indem die Wissenschaftwesentlich von der höher entwickelter Tiere. Zu dieser überra- erstaunliche Ähnlichkeit zum Genom schenden erkenntnis kamen Wissenschaftler, als sie das Genom komlexer Tiere (Foto: Maja Adamska, ler das Genom von A. queensdes Hornkieselschwamms Amphimedon queenslandica ent- Sandie M. Degnan, Kathryn M. Green, landica mit denen anderer schlüsselten. Die Forscher erhoffen sich nun durch das studium Marcin Adamski, Alina Craigie, Claire Tiere wie einem Wurm, einer Fruchtfliege oder einer maus von A. queenslandica tiefere einsichten darüber, wie die erbanla- Larroux, Bernard M. Degnan). verglichen, konnten sie gen eines möglichen „universellen Vorfahren“ aller Tiere ausgesehen haben könnten – sozusagen an der schnittstelle zwischen nachvollziehen, wie bestimmte Gene die entwicklung eines organismus kontrollieren, sich evolutionär verändert und entschwamm und komplexeren Tieren mit echten Geweben. Das sequenzieren des Genoms von A. queenslandica wurde wickelt haben. Dabei fand das Forscherteam heraus, dass die den Forschern allerdings durch einige biologische Beson - „Kern-Bauanleitung“, die die entwicklung eines komplexen Tiederheiten erschwert. Zum einen mussten sie eine ausreichende res steuert, auch im Genom eines schwamms enthalten ist. Dazu menge reiner DnA gewinnen. Da schwämme jedoch häufig aus zählen wichtige Kennzeichen von mehrzelligkeit bei Tieren, wie einer mischung aus schwamm- und Bakterienzellen bestehen, regulierter Zellzyklus und Zellwachstum und der programmierhaben die Wissenschaftler embryonen und Larven des Hornkie- te Zelltod. Viele dieser Gene, die mit dem Aufkommen von Komselschwamms von einem erwachsenen schwamm isoliert. Im plexität bei Tieren in Verbindung gebracht werden, sind nach nächsten schritt wurden die Chromosomen, molekülketten aus Ansicht der Forscher mit Krebs verknüpft – einer Krankheit etwa 170 millionen nukleotiden, in kleinere stücke zerbrochen, gestörter mehrzelligkeit. um sie sequenzieren zu können. In einem komplexen Verfahren erstellten die Forscher eine Originalpublikation Srivastava et al.: The Amphimedon queenslandica so genannte DnA-Bibliothek. Darin sind die Teile der DnA genome and the evolution of animal complexity. Nature. doi: 10.1038/natu„archiviert“, die die Bauanleitung für eiweiße des schwamms re09201. Vom Schwamm zum Säuger GenomXPress 4.10