Neuer Ethikrat tritt erstmals zusammen

Werbung
Newsletter der Katholischen
Frauengemeinschaft Deutschlands
Sehr geehrte Damen und Herren,
Neuer Ethikrat tritt erstmals zusammen
Experimente an menschlichen Embryonen, Eingriffe in das Erbgut der Menschheit, der
Umgang mit Patientendaten: Dem neuen Ethikrat wird es nicht an brisanten Themen
fehlen.
Mitte Mai hat sich der Rat in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
konstituiert. Entsprechend dem Ethikratgesetz hat Bundestagspräsident Norbert Lammert die 26
Mitglieder aus den Bereichen Medizin, Naturwissenschaft, Recht, Philosophie und Ethik für die
kommenden vier Jahre neu berufen. Dabei bestätigte er zwölf für eine zweite Amtszeit und berief
14 neue Sachverständige.
In der Sitzung wird nicht nur der neue Vorstand gewählt, sondern auch über das kommende
Arbeitsprogramm beraten. Der scheidende Rat hatte seine Agenda weitgehend erfüllt, zuletzt mit
einer Stellungnahme zur Embryospende.
Big Data und Genom Editing
Offen blieb das Thema "Big Data" über den Persönlichkeitsschutz bei der Auswertung großer
Datenmengen. Ferner steht im Juni die Jahrestagung zum "Zugriff auf das menschliche Erbgut" an.
Dabei geht es um das sogenannte Genom Editing, also die Möglichkeit, durch neue Techniken Teile
des Erbguts zu verändern.
Der neue Rat wird aber seine eigene Agenda bestimmen. Für den katholischen Tübinger
Moraltheologen Franz-Josef Bormann gehört die als CRISPR/Cas- Verfahren bekanntgewordene neue
Technik für Eingriffe in die menschliche DNA in jedem Falle zu den dringlichen Themen. Der Experte
für Naturrecht ist als Vertreter der katholischen Kirche neu berufen worden, ebenso wie der Berliner
Ethiker Andreas Lob-Hüdepohl. Dieser sieht einen wesentlichen Auftrag ethischer Verantwortung im
Schutz der "Schwächsten in der Gesellschaft", wozu er auch den menschlichen Embryo zählt.
Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bleiben der Erlanger Theologe Peter Dabrock
sowie der hessische evangelische Bischof Martin Hein im Gremium. In eine weitere Amtszeit gehen
auch der Frankfurter Humanmediziner Leo Latasch, Mitglied des Zentralrats der Juden, sowie der
Mediziner Ilhan Ilkilic als Vertreter der Muslime und der Siegener Philosoph Carl Friedrich
Gethmann.
26 Mitglieder aus den Bereichen Medizin, Naturwissenschaft, Recht, Philosophie und
Ethik
Neu ins Gremium kommt die Ethikerin an der evangelischen Fachhochschule Bochum, Sigrid
Graumann. Medizin und Naturwissenschaften vertreten weiterhin die Düsseldorfer Neurobiologin
Katrin Amunts, die Humanmedizinerin Christiane Fischer, die Göttinger Medizinerin Claudia
Wiesemann sowie die Berliner Geriaterin Elisabeth Steinhagen-Thiessen.
Erstmals dabei sind die Pflegewissenschaftlerin Gabriele Meyer, der Göttinger Medizinrechtler
Volker Lipp, die Heidelberger Systembiologin Ursula Klingmüller, der Homburger Humangenetiker
Wolfram Henn und die Berliner Medizin-Soziologin Adelheid Kuhlmey, sowie der Heidelberger
Psychologe Andreas Kruse.
Eher aus der Praxis kommt die Familientherapeutin Petra Thorn aus Mörfelden-Walldorf. Ferner wird
die Kieler Medizinethikerin Alena Buyx neu in den Rat berufen. Sie war bereits knapp drei Jahre
Vize-Direktorin des renommierten, eher liberalen britischen Bioethikkomitees.
Für die Rechtswissenschaft wird der Hamburger Strafrechtler Reinhard Merkel in eine zweite
Amtszeit gehen - obgleich er seinerzeit über die FDP kam - ebenso wie der Kölner Staatsrechtler
Wolfram Höfling und Constanze Angerer, die ehemalige Präsidentin des Landgerichts München.
Neu benannt sind der Gießener Rechtswissenschaftler Steffen Augsberg und seine Göttinger
Fachkollegin Dagmar Coester-Waltjen. Als Vertreter der Patienten und Behindertenverbände kommt
der Münchner Stephan Kruip neu hinzu.
Plurales Meinungsspektrum
Die neue Zusammensetzung spiegelt - wie vom Gesetzgeber gewünscht - unterschiedliche ethische
Ansätze und ein plurales Meinungsspektrum bei der Bewertung heikler ethischer Fragen in
Forschung und Entwicklungen der Lebenswissenschaften wider.
Ob sich künftig eine Verschiebung der Mehrheitsvoten ergibt, wird sich erst bei konkreten
Stellungnahmen zeigen, etwa zu einer möglichen Zusammenfassung der unterschiedlichen
Regelungen zum Embryonenschutz. Politisch haben Mehrheitsvoten durchaus Gewicht. Die Stärke
des Beratungsgremiums liegt aber vor allem in der Expertise, mit der es die grundlegenden
ethischen Aspekte brisanter Themen herausarbeitet.
Quelle: Christoph Scholz/ KNA
Zum Thema
Stichwort: Embryonenspende
Herausgeberin
Redaktion:
Newsletterarchiv
Katholische
Frauengemeinschaft
Deutschlands (kfd)
Bundesverband e.V.
Prinz-Georg-Straße 44
40477 Düsseldorf
Melanie Walfort
Alle Ausgaben von "kfd-direkt"
Tel.:(02 11) 44 99 2-66, Fax: -75 finden Sie auch online in
unserem Archiv.
Redaktionssekretariat:
Kerstin Zech
Tel.: (02 11) 44 99 2-24
Herunterladen