MAGAZIN Mittwoch, 19. Juli 2006 15 KULTUR – WISSENSCHAFT – LIFESTYLE – SERVICE Kabarett mit Andreas Giebel D er Sonne entgegen“ heißt das siebte Soloprogramm von Andreas Giebel, das er zum Göttinger Kultursommer am Sonnabend, 22. Juli, im Alten Rathaus Göttingen, Markt 9, präsentiert. Giebel wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, unter anderem dem Deutschen Kabarettpreis 2005. Als Hauptdarsteller in der TV-Serie „München 7“ ist er zudem mit dem Grimme-Preis geehrt worden. Giebel spielt und erzählt Geschichten von Menschen mitten unter uns, von uns selbst, von sich und dem Erleben, mit allen Missverständnissen und falschen Erwartungshaltungen. Sein Programm hätte eigentlich „Leichen im Keller“ heißen sollen, doch nach Wühlen in den Kellern seelischer Abgründe wollte er lieber die Treppe hochgehen. Und so tanzt Giebel am Abgrund „Der Sonne entgegen“. Die Veranstaltung beginnt um 21 Uhr. Kartentelefon: 05 51 / 49 98 00. may „Blaue Sänger“ 19 Mit neuem Dirigenten sind die Göttinger „Blauen Sänger“ aufgetreten. Brecht 22 Brecht und Lao-tse sind das Thema der Antrittsvorlesung von Prof. Detering. Kultur in Kürze Minna zum letzten Mal Mit viel Applaus bedachte das Premierenpublikum die Inszenierung des Lessing-Lustspiels „Minna von Barnhelm“ von Regisseur Thomas Müller im Göttinger Theater im OP. Bei einem letzten Aufführungsblock können Besucher sich das Stück noch einmal ansehen: vom heutigen Mittwoch, 19. Juli, bis Sonnabend, 22. Juli. Beginn der 90-minütigen Vorstellungen ist 20.15 Uhr im KäteHamburger-Weg 3 in Göttingen. Kartentelefon: 05 51 / 39 70 77. Klavier und Violine Bevor die Violinistin Anke Dill und der Pianist Jacob Leuschner am Donnerstag, 20. Juli, um 19.30 Uhr im Göttinger GDA-Wohnstift, Charlottenburger Straße 19, konzertieren, präsentieren sie ihr Mozart-Programm heute um 19.30 Uhr im Göttinger Stift am Klausberg, Habichtsweg 55. Auf dem Programm des Abends stehen die Sonaten B-Dur KV 378, G-Dur KV 379 und Es-Dur KV 380. Klavier und Cello Einen Duoabend geben die Pianistin Anna Mordvinova und der Cellist Aleksandr Khramouchin am Donnerstag, 20. Juli, um 20 Uhr im Goethe-Institut Göttingen, Merkelstraße 4. Sie spielen Sonaten von Beethoven (C-Dur op. 102 Nr. 1), Debussy (d-Moll) und Schostakowitsch (d-Moll op. 40). Kartentelefon: 05 51 / 5 47 44 10. Fund-Satz Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht. Joachim Ringelnatz (1883 – 1934) Sie erreichen die Magazinredaktion auch per E-Mail: [email protected] Des Meeres, des Sees und der Leine Wellen Konzert in St. Jacobi für Dirk Tiedemann und andere Bach-Liebhaber Musik von Johann Sebastian Bach stand am Sonnabend auf dem Programm des Abschiedskonzerts für Pastor Dirk Tiedemann in der Göttinger JacobiKirche. Darunter eine Uraufführung: die neu textierte „Göttinger Kantate“ von Bach. VON KARL FRIEDRICH ULRICHS as hätte der alte Bach wohl dazu gesagt, dass W ihm einst eine Göttinger Kanta- te untergeschoben würde? Hätte er am Sonnabend in der Jacobi-Kirche an der musikalischen Verabschiedung des langjährigen Pastors Dirk Tiedemann teilgenommen, hätte er sich an der hier uraufgeführten Neutextierung seiner Kantate „Schleicht, spielende Wellen, und murmelt gelinde“ gewiss gefreut. Bach selbst hat ja eigene Werke zweitverwertet, indem er Musik mit weltlichen Texten in geistliche Musik umwandelte. Tiedemann hat der Kantate einen geistreichen Text zur Legende des Kirchenpatrons Jakobus unterlegt. Dabei hat er die ursprüngliche Wasser-Motivik belassen und lässt nun Atlantik, Mittelmeer und den See Genezareth über deren Bedeutung für den Apostel Jakobus streiten. Allesamt werden sie schließlich freundlich belehrt von einem unbedeutenden, an einem Jakobus-Altar vorbeifließenden Gewässer namens Leine. Es erinnert an jene Geschichte aus dem Markus-Evangelium, wo an Kindern ein Rangstreit der Jünger geklärt wird. Fliegende Lockenpracht „Black & Schwarz“ m Gewölbekeller herrscht schummriges Licht. Viele Ijunge Gesichter blicken erwar- tungsvoll in Richtung Bühne. Endlich kommen sie durch die Hintertür: An ihren Köpfen sind kleine Scheinwerfer befestigt, die einige Lichtkegel ins Publikum senden. Dann wird das Konzert eröffnet. Im Göttingen Kellerclub Blue Note stellte die junge Göttinger Band „Black & Schwarz“ ihr erstes Album vor. Sein Titel: „Burgistan“. Die Musiker – im August 2005 waren haben sie den Bandcontests Pop am KaufPark gewonnen, fackeln nicht lange: Felix Barth (Bass, Gesang), Max Gebauer (Gitarre, Gesang), Leon Hast (Gitarre, Gesang) und Nicholas Dahms (Schlagzeug) begeben sich an ihre Instrumente und legen los. Da wird nicht gekleckert, da wird geklotzt. Von Anfang an heizen „Black und Schwarz“ ihrem Publikum ein, lassen ihre braunen Lockenköpfe und blonden Mähnen fliegen, gehen mit den Gitarren in die Knie. Zum Abschied Bach: Stefan Kordes leitet Kammerchor St. Jacobi und Göttinger Barockorchester. CR Ausdrucksstark Die größtenteils eigenen bietung und mit überaus be- die evangelische Unterweisung kerl war die im vergangenen englischsprachigen Texte weglichem Bass seine Stärken und heilige Einfalt verband. Jahr entdeckte Arie „Alles mit und den Musikstil aus Rock, Beim prächtigen Schlusschor Gott und nichts ohn’ ihn“, aus Metal und Grunge bringen aus. Tenor Achim Kleinlein stellte das Mittelmeer im Duett hätte es dem Text entsprochen, der Christina Wieland zwei die Jungs überzeugend und mit dem famosen Henning Va- die Solisten im Chor einzurei- Strophen sang. Viermal Bach, ausdrucksstark auf die Bühne: ter (Violine) elegant und nicht hen, wie auch in der Ratswahl- vier Musiken, die Wechsel, En- dröhnender Bass, dick aufgeohne gekränkten Dünkel dar. Kantate „Gott ist mein König“ de, Neubeginn besingen: Der tragene Schlagzeugbeats und Der See Genezareth gab sich in die Solisten mit zum Chor ge- Jacobi-Gemeinde und ihrem heftige Bearbeitung der Gider unangestrengt kraftvollen hören. Hier erwiesen sich Chri- bisherigen Pastor wurde der tarrensaiten – diese MiPerformance durch Elisabeth stof Pannes (Orgel) und Susan- schwere Abschied leicht ge- schung lässt im Keller am ne Hartig (Violoncello) als auf- macht, indem ihm musikali- Wilhelmsplatz die Haare zu Graf (Alt) selbstbewusst. Mit schlankem Sopran merksame Kollegen für Solisten sches Gewicht verliehen wurde. Berge stehen. Da darf der Unangestrengt kraftvoll schlichtete Christina Wieland und Chor, denen in der Gesang von Sänger Felix Schon im Eingangschor zeig- als Leine den Zank der Gewäs- Schlussfuge eine achtstimmige Bereits Anfang des 20. Jahrhun- Barth auch mal in den Hinten die Choristen mit hübschem ser, frisch und farbig im Tim- Prachtentfaltung gelang. derts hat es eine Göttinger Fas- tergrund treten. Piano bei „murmelt gelinde“, bre. In ihrer herrlich von einem Ab und an steigen die Vier sung der Kantate „Schleicht, wie genau sie den Anweisungen Flöten-Trio begleiteten Arie Abschied mit Gewicht spielende Wellen“ gegeben: mit melancholisch-leisen Töder Partitur zu folgen vermögen war indes zu hören, dass die junBachs D-Dur-Ouvertüre mit Verfasser war Woldemar Voigt nen in die Songs ein, lassen es – homogen im Klang, ausgegli- ge Sängerin noch an ihrer Text- dem Göttinger Barockorchester (1850 – 1919), Physikprofessor dann wieder laut und schnell chen über den ganzen Ambitus: verständlichkeit arbeiten kann. unter dem zupackenden Dirigat und Chordirigent in Göttingen. krachen. So auch bei der etwas ein Spitzenchor. In der Atlan- Mit Recht war das Publikum von Stefan Kordes hatte festlich Den Hinweis verdanken wir härteren Coverversion des Totik-Arie sang Gotthold Schwarz begeistert von dieser jungen und elegant-schwungvoll den dem Göttinger Bach-Forscher kio-Hotel-Songs „Durch den mit deklamatorischer Textdar- Stimme und ihrer Darbietung, Abend eröffnet. Ein SchmanMonsun“. Prof. Klaus Hofmann. „Black & Schwarz“ haben ihrem Publikum einiges zu bieten, inklusive individuellem Potenzial für die musikalische Entfaltung. Ihren etwa 120 jungen Zuhörern im Blue Note zeigten sie sich frontal, Zweifache Grammy-Siegerin zu Gast im Kulturzelt an der Drahtbrücke in Kassel mutig und erfrischend authentisch. Martina Rippholz iner dieser typischen Ta- rotiert. Dann kommt die glaublich farben- und varian- mosphäre in dem ausverkaufge im Büro. Debattiert, Sängerin Dianne Reeves mit tenreich. Selbst in den vielen ten Zelt in der Fuldaaue. Sie gestritten, Texte redigiert, ihren Musikern auf die Büh- leisen Passagen klingt der singt mit großer Gelassenselber geschrieben, Fehler ne im Kulturzelt an der Nuancenreichtum durch, der heit, scherzt mit dem Publiausgebügelt, andere ge- Drahtbrücke in Kassel. Die Reeves berühmt gemacht kum und lässt ihren drei Instrumentalisten viel Raum macht. Am Abend schnell Anspannung des Tages glei- hat. So engagiert sie George zur eigenen Entfaltung. zum Konzert. Baustelle auf tet fein merklich davon. Reeves ist völlig entspannt. Clooney für seinen Film Schon beim ersten Stück, das der Einfallstraße, gerade zum Beginn angekommen. Die Ihre Stimme kommt wie „Good Night, and Good ihnen Reeves komplett überie Peppermint Park StuNerven vibrieren, der Kopf selbstverständlich, aber un- Luck“, wo sie als Sängerin lässt. dios sind bereit, jetzt fehauftritt. Für len nur noch die Gewinner des den Sound- Perfekter Klangteppich Bandcontests „Rock am Kauf track wird Park“. Heute Peter Martin (Piano), Reusie mit dem ben Rogers (Bass) und Greg ist EinsendeGrammy für Hutchinson (Drums) sind ein schluss für das beste eingespieltes Trio. Sie zelealle Bands, Jazz Vocal brieren klassischen Jazz mit die sich am am Album des Anflügen freier Linien. Funk26. August Jahres ge- tionieren als rhythmischer der Jury stelehrt. Bereits Hintergrund wie auch als len wollen. im Vorjahr starke Solisten. Für Reeves Aus allen Bewurde ihr bilden sie den perfekten werbern diese Aus- Klangteppich. Ein außergewählt eine 26. 8. 2006 zeichnung Vorjury drei wöhnliches Konzert. Das Pu20 UHR zugesproBands aus, blikum applaudierte stehend, chen. Eine ausgiebig und sehr begeistert. die bei der Endrunde am Götgewisse tinger Kauf-Park auftreten. Peter Krüger-Lenz GlamouröDer Hauptgewinn ist ein sität wird Studiotag bei Peppermint in Die kommenden Konzerte im ihr nachgeHannover. Bands aus der ReKulturzelt an der Drahtsagt, in Kasgion, die nicht älter als vier brücke in der Kasseler Fulsel ist davon Jahre alt sind, können Demodaaue: Tower of Power, heuwenig zu CD, Foto und Kurzbeschreite, The Bad Plus, 20. Juli; Dirty spüren. bung der Band heute noch einJim’s Swizzle Club, 21. Juli; Offenbar reichen bei: Göttinger TageMichael Nymann, 22. Juli; Till genießt blatt, Dransfelder Straße 1, Brönner & Band, 23. Juli. BeReeves die 37079 Göttingen oder in der ginn ist um 19.30 Uhr. KarGT-Geschäftsstelle in der JüGrammy-Gewinnerin ganz nah: Dianne Reeves im Kulturzelt. PEK intime Attentelefon: 05 61/20 32 04. denstraße 13c. vel Glamouröse Dianne Reeves ganz entspannt E Heute läuft die Frist ab D ROCK