Ethik Der Deutsche Ethikrat Doppelfunktion als Dialogforum und Beratungsgremium Ganz ohne Gesetze geht es in Deutschland nicht: Gemäß Ethikratgesetz vom 16. Juli 2007 wird der Deutsche Ethikrat die Arbeit des Nationalen Ethikrats fortsetzen. Am 13. Februar 2008 haben die Bundesregierung und der Deutsche Bundestag die 26 Mitglieder des Deutschen Ethikrates für die Zeit bis 2012 benannt. Mit der offiziellen Berufung durch den Präsidenten des Deutschen Bundestages, Prof. Dr. Norbert Lammert, und der Konstituierung wird dieses Gremium seine Arbeit aufnehmen. m 2. Mai 2001 wurde der Nationale Ethikrat durch Beschluss der damaligen Regierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder eingesetzt und trat am 8. Juni zu seiner konstituierenden Sitzung in Berlin zusammen. Seine 25 Mitglieder wurden vom Bundeskanzler direkt berufen. Seine Gründung kann im zeitlichen Kontext mit der Diskussion um die Einfuhr embryonaler Stammzellen zu Forschungszwecken gesehen werden, da am 3. Mai die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) einen Kurswechsel in Bezug auf ihre Einstellung zur Stammzellforschung publik machte. Noch 1999 hatte sich die DFG klar für die Entwicklung von Alternativmöglichkeiten zur Forschung an emEine Ausgabe des Infobryonalen briefes des Nationalen Stammzellen Ethikrats, dem Vorgänausgesprochen. ger des jetzigen Deutschen Ethikrats. Nun wurde mit der Forderung nach der Einfuhr von embryonalen Stammzellen und der möglichen Erzeugung eigener Stammzelllinien eine breite öffentliche Diskussion in Gang gesetzt. Der Gesetzgeber schloss sich dieser Diskussion an mit der parlamentarischen Grundsatzdebatte vom 31. Mai 2001 und der Entscheidung über die Einfuhr embryonaler Stammzellen vom 30. Januar 2002. Bereits am 24.3.2000 hatte der Deutsche Bundestag die Einsetzung einer Enquete-Kommission Recht und Ethik der modernen Medizin beschlossen, die unter ihrer Vorsitzenden Margot von Renesse am Bild: Archiv A 42 Humanes Leben · Humanes Sterben 2/2008 15. Mai ihre Arbeit aufnahm (wir berichteten). Erstmals nahm im Dezember 2000 Gerhard Schröder zur Biopolitik Stellung und plädierte für einen pragmatischen Umgang mit bioethischen Fragenkomplexen und für eine „Diskussion ohne Scheuklappen“. Der Gründung des Nationalen Ethikrats, der aufgrund eines Kabinettsbeschlusses gebildet wurde, wurde in diesem Zusammenhang unterstellt, als Legitimationsgremium für liberale Forschungspolitik zu fungieren. Am 19.2.2003 wurde durch den Deutschen Bundestag entschieden, erneut eine Enquetekommission, diesmal als „Enquetekommission Ethik und Recht der modernen Medizin“ unter dem Vorsitzenden René Röspel einzurichten. Unterschiede Ethikrat und Enquetekommissionen Parlamentarische Enquetekommissionen sind demokratisch legitimiert, aber nur für die Dauer einer Legislaturperiode eingesetzt. Der Nationale Ethikrat ist, ungeachtet der begrenzten Amtszeit seiner Mitglieder, der erste Versuch, eine ständige Bioethikkommission in der Bundesrepublik Deutschland einzurichten, die als unabhängiges Gremium fungieren soll. Allerdings stellt sich hier die Frage, ob ein von der Regierung eingesetztes bzw. vom Willen des Bundeskanzlers abhängiges, demokratisch eher schwach legitimiertes Gremium über Normen diskutieren kann, die für die Gesamtgesellschaft verbindlich sein sollen. Deutscher Ethikrat Ab 1. August 2007 ist das Ethikratgesetz gesetzliche Grundlage. Die 26 Mitglieder werden jeweils zur Hälfte von Bundesregierung und Bundestag vorgeschlagen und vom Bundestagspräsidenten berufen (vgl. oben). Im Deutschen Ethikrat sollen „unterschiedliche ethische Ansätze und ein plu- rales Meinungsspektrum vertreten sein.“ Um Unabhängigkeit zu gewährleisten, dürfen die Mitglieder des Deutschen Ethikrates weder einer gesetzgebenden Körperschaft des Bundes oder eines Landes noch der Bundesregierung oder einer Landesregierung angehören. Aufgaben und Fragestellungen Der Deutsche Ethikrat definiert seine Aufgaben folgendermaßen: Er „verfolgt die ethischen, gesellschaftlichen, naturwissenschaftlichen, medizinischen und rechtlichen Fragen sowie die voraussichtlichen Folgen für Individuum und Gesellschaft, die sich im Zusammenhang mit der Forschung und den Entwicklungen insbesondere auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften und ihrer Anwendung auf den Menschen ergeben.“ Dabei gehören zu seinen Aufgaben vor allem die Information der Öffentlichkeit und die Förderung der Diskussion in der Gesellschaft, die Erarbeitung von Stellungnahmen sowie von Empfehlungen für das Handeln von Gesetzgeber und Politik sowie die Zusammenarbeit mit nationalen Ethikräten und vergleichbaren Einrichtungen anderer Staaten und internationaler Organisationen. Ähnliche Gremien Neben dem Deutschen Ethikrat gibt es weitere Gremien, die sich mit ethischen Aspekten neuerer Entwicklungen auseinandersetzen: Bioethik-Kommission der Bayerischen Staatsregierung (eingesetzt Juli 2001, 15 Mitglieder), Bioethik-Kommission Rheinland-Pfalz (eingesetzt 1986, je nach Thema wechselnde Mitgliederzahl) sowie die Zentrale Ethikkommission zur Wahrung ethischer Grundsätze in der Medizin und ihren Grenzgebieten bei der Bundesärztekammer (eingesetzt 1994, tätig seit Juli 1995, 16 Mitglieder). [Quelle: www.ethikrat.org/de] wi