Übungen zur Kern- und Teilchenphysik I Übung V (HS 2009/2010) Verteilung 20. November Abgabe 27. November Besprechung 4. Dezember 1. Lepton-Nukleon-Streuung Bei der Streuung von νµ , bzw. ν̄µ an Nukleonen unterscheidet man die beiden Reaktionen: νµ N → µ− X, bzw. ν̄µ N → µ+ X geladener Strom (CC) νµ N → νµ X, bzw. ν̄µ N → ν̄µ X neutraler Strom (NC) Die Verhältnisse der Wirkungsquerschnitte für Neutrinos, bzw. Antineutrinos Rν = σ(νµ N →νµ X) σ(νµ N →µ− X) Rν̄ = σ(ν̄µ N →ν̄µ X) σ(ν̄µ N →µ+ X) 20 4 27 sin θW Rν̄ = 1 2 kann man berechnen zu Rν = 1 2 − sin2 θW + − sin2 θW + 20 4 9 sin θW wobei sin2 θW der elektroschwache Mischungswinkel ist *. 1. Berechnen und zeichnen Sie Rν und Rν̄ für verschiedene Werte von sin2 θW ∈ [0, 0.3]. (2 Punkte) 2. Experimentell erhält man Rν = 0.30 ± 0.01 Rν̄ = 0.36 ± 0.03 Stimmen diese Werte mit der theoretischen Vorhersage (Zeichnung) überein? Schätzen Sie mit diesen Werten sin2 θW ab. (4 Punkte) *Erläuterung zum elektroschwachen Mischungswinkel: Die physikalischen Grundlagen der elektroschwachen Wechselwirkung wurden noch nicht in der Vorlesung diskutiert, jedoch sind diese auch nicht zwingend notwendig um die Aufgabe zu lösen. Dieser Einschub soll die physikalischen Grundlagen der Aufgabe motivieren. In der Teilchenphysik werden Wechselwirkungen durch Austauchteilchen beschrieben. Die Propagatoren in Feynmandiagrammen beschreiben diese Austauschteilchen. So ist das Photon das Austauschteilchen der elektromagnetischen Wechslewirkung. Der radioaktive β-Zerfällen oder Reaktionen an denen Neutrinos beteiligt sind, so wie Reaktionen bei denen sich Leptonen umwandeln werden nicht durch die elektromagnetische Wechselwirkung sondern durch die schwache Wechselwirkung beschrieben (Die schwache Wechselwirkung und elektroschwache Vereinheitlichung wird am Ende diese Semesters in der Vorlesung diskutiert). In der elektroschwachen Theorie gibt es vier Vektorbosonen (W+ ,W− ,W0 ) die 1 ein Triplet des schwachen Isospins bilden und das B0 , ein Singulett des schwachen Isospins. Experimentell beobachtet wurden aber zwei geladene Vektorbosonen, das W+ und das W− und zwei ungeladene Vektorbosonen, das Z0 und das Photon. Die Grundidee der elektroschwachen Vereinheitlichung liegt darin, Photon und Z0 als zueinander orthogonale Linearkombinationen von B0 und W0 zu beschreiben. Man drückt diese Mischung als Drehung um den sogenannten elektroschwachen Mischungswinkel θW (der auch als Weinberg-Winkel bezeichnet wird ) aus. Der Photon und Z0 Zustand ergeben sich damit aus den B0 und W0 Zuständen wie folgt: |γi = cosθW |B 0 i + sinθW |W 0 i 0 0 0 |Z i = −sinθW |B i + cosθW |W i (1) (2) 2. Erzeugung von Leptonenpaaren Der differentielle Wirkungsquerschnitt der Reaktion e+ + e− → µ+ + µ− ist gegeben durch: α2 (h̄c)2 dσ = (1 + cos2 θ) dΩ 4s (3) 1. Verifizieren Sie durch Integration über den Raumwinkel den totalen Wirkungsquerschnitt der Reaktion. (1 Punkt) σ(e+ + e− → µ+ + µ− ) = 4πα2 (h̄c)2 3s (4) √ 2. Nehmen sie an, dass die Strahlenergie Es ist ( s = 2Es ), und schreiben sie σ als Funktion von Es in numerischer Form. Verwenden sie natürliche Einheiten und geben sie das Ergebniss in der Einheit [barn] an. (1 Punkt) 3. Relativistische Kinematik Zwei Teilchen gleicher Masse m (z.B. Teilchen und Antiteilchen) stoßen mit gleichen, aber entgegengesetzten Geschwindigkeiten v = 3/5c genau zusammen. 1. Welche Energie E = M c2 hat das vereinigte System? Vergleichen Sie M mit 2m0 und erklären sie mögliche Diskrepanzen. (2 Punkte) Ein Teilchen der Masse M zerfalle in zwei gleich schwere Teilchen der Masse m. 1. Ist das immer möglich? (1 Punkt) 2. Mit welcher Geschwindigkeit v fliegen beide Teilchen auseinander wenn M vor dem Zerfall in Ruhe war? (1 Punkt) 3. Bestimmen sie die transversale Geschwindigkeitskomponente vy und die Transversalenergie der Zerfallsbruchstücke, wenn M vor dem Zerfall die Geschwindigkeit v0 in x-Richtung hatte. (2 Punkte) 2