Führungskräfte: Was Frauen erfolgreich macht

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Führungskräfte: Was Frauen erfolgreich macht
Wien, 10.05.2012 12:43 Uhr (Sabine Prohaska)
Kompetente und zugleich ökonomisch erfolgreiche Frauen gibt es wenige. Sind daran die Männer und Jahrhunderte alte
Vorurteile schuld? Nur zum Teil! Oft stehen sich Frauen auch selbst im Weg. Um das zu ändern, müssen sie ein neues
weibliches Selbstbewusstseins entwickeln - unabhängig davon, ob sie angestellt zum Beispiel als Führungskraft oder
selbstständig als Trainerin arbeiten.
Christine Lagarde steht an der Spitze des Internationalen Währungsfonds in
Washington. Sie war die erste französische Wirtschafts- und Finanzministerin und
wurde 2009 von der Financial Times zum besten Finanzminister der Eurozone gewählt.
Zudem war sie die erste Frau an der Spitze von Baker & McKenzie, einer der größten
Anwaltskanzleien in den USA. Und sie ist die Mutter zweier mittlerweile erwachsener
Söhne.
Informationen zum Autor:
Sabine Prohaska
Sabine Prohaska ist Inhaberin
des Trainings- und
Beratungsunternehmens
seminar consult prohaska,
Wien.
„Für eine Frau ist sie ganz schön weit gekommen.“ Das denkt gewiss auch manche
Frau beim Betrachten dieses Lebenslaufs. Und genau das ist der Haken. Eine
Top-Berufsbiografie erwarten sogar Frauen primär von Männern. Oder anders formuliert: Frauen trauen sich und ihrem
Geschlecht oft selbst wenig zu und blockieren sich so. Und dies, obwohl Frauen wie Christine Lagarde, aber auch die
Infineon-Technik-Chefin Sabine Herlitschka beweisen: Frauen können dasselbe wie Männer erreichen – sofern sie gewisse
Überzeugungen verinnerlicht haben und diese auch vertreten.
Frauen sind kompetent
Hierzu zählt das Vertrauen in die eigene Kompetenz. Bei der schulischen Bildung haben Frauen die Männer bereits eingeholt
- zum Teil sogar überholt. In diesem Bereich ist es inzwischen Common Sens: Mädchen sind mindestens ebenso fit wie
Jungs. Im Arbeitsbereich hat sich dieser Gedanke noch nicht durchgesetzt. Das zeigt sich im Berufsalltag immer wieder.
Hierfür ein Beispiel: Eine Trainerin hält ein Verhandlungsseminar für Betriebsräte eines großen Unternehmens. Alle
Teilnehmer sind Männer. Das Seminar läuft spitze, alle sind interessiert und arbeiten hochkonzentriert. Dann folgt die
abschließende Feedbackrunde, in der ein Mann zur Trainerin sagt: „Die Tatsache, dass Sie eine Frau sind, hat eigentlich
nicht gestört.“ So ein Statement mag als Kompliment gemeint sein. Es zeigt aber, welches Bild von Frauen viele Männer –
auch Gewerkschaftler – noch in ihren Köpfen haben.
Sehr deutlich zeigt sich dieses Bild auch, wenn Frauen in ihrem Job zum Beispiel von ihrem Vorgesetzten oder einem
Kunden ein Kompliment bekommen wie: „Sie sind genauso kompetent wie Ihre männlichen Kollegen“. Solche Komplimente
zeigen, wie tief der Zweifel an der Kompetenz von Frauen in den Köpfen verankert ist – auch in denen von Frauen. Sie fragen
sich bei schwierigen Aufgaben oft selbst: „Bin ich ihr gewachsen?“ Und Männer? Sie denken in solchen Situationen meist
eher: „Irgendwie werde ich das Kind schon schaukeln.“ Entwickeln Sie als Frau dasselbe Vertrauen in Ihre Kompetenz wie es
Männer zumeist haben. Denn wenn Sie selbst zweifeln, strahlen Sie dies auch aus.
Frauen sind Respektspersonen
Oft wird Frauen nicht mit dem gebührenden Respekt begegnet. Erneut ein Beispiel. Bei mehrtägigen Seminaren in Hotels ist
es üblich, dass die Teilnehmer abends noch in der Bar zusammensitzen und sich unterhalten. Dann passiert es zuweilen,
dass ein Mann beispielsweise zur Seminarleiterin unvermittelt sagt: „Schöne Frau, jetzt darf ich Sie aber zu einem Getränk
einladen.“ Oder wenn es etwas informeller zugeht: „Schatzi, ich setze mich jetzt mal zu Dir.“ Solche Sprüche sind keine
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Seltenheit – auch gegenüber Frauen in Führungspositionen.
In solchen Situationen empfiehlt sich meist eine höfliche Neutralität. Lehnen Sie als Frau derartige Angebote höflich aber
entschieden ab. Zum Beispiel mit einer Ansage wie: „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich Ihnen erlaubt hätte, mir
Kosenamen wie Schatzi zu geben. Ich bevorzuge meinen Namen.“ Dieses Statement, mit fester Stimme und Blickkontakt
vorgebracht, reicht meist aus, um wieder eine respektvolle berufliche Distanz aufzubauen.
Frauen müssen sich trauen, klare Grenzen zu setzen, damit sie fair behandelt werden. Die Kunst besteht darin, selbstsicher
zu handeln, ohne aggressiv zu sein. Das Gegenüber muss stets sein Gesicht wahren können. Dabei hilft Humor. Mit ihm
entschärfen Sie elegant heikle Situationen und verschaffen sich wieder Respekt.
Frauen tendieren bei Beleidigungen und Herabsetzungen, dazu, sich zu verkriechen oder einen Gegenangriff zu starten.
Beides sind nicht die besten Strategien, um Stärke zu dokumentieren. Humorvolle Repliken hingegen signalisieren: „Ich bin
Herrin der Lage. Ich stehe über den Dingen.“
Fordern statt bescheiden sein
Viele Frauen neigen zu Bescheidenheit. Diese ist zwar eine Tugend, doch im beruflichen Kontext kommt man mit zu viel
Bescheidenheit nicht weit. In Bewerbungs- und Verkaufsgesprächen, aber auch vielen (Projekt-)Meetings kommt es darauf
an, sich gut zu präsentieren und selbst-bewusst zu argumentieren. Zeigen Frauen in solchen Situation zu viel Bescheidenheit,
verkaufen sie sich und ihre Leistung schnell unter Wert.
Erneut ein Beispiel. Personalleiter stellen, wenn sie mehrere Trainer oder Coaches für ein Projekt suchen, immer wieder fest,
dass Frauen in der Regel ein 30 Prozent niedrigeres Honorar fordern als ihre gleich gut qualifizierten männlichen
Berufskollegen. Also zahlen sie ihnen auch weniger. Würden die weiblichen Trainerinnen und Coaches ein höheres Honorar
fordern, würden sie dieses auch bekommen – wie ihre männlichen Kollegen. Doch freiwillig zahlt niemand mehr.
Das zeigt: Frauen müssen ein stärkeres „Selbstwert“-Gefühl entwickeln und mehr Eigen-PR betreiben. Also zum Beispiel,
wenn der Chef ein Lob ausspricht, nicht fast automatisch erwidern: „Das war doch nicht so schwer.“ Denn wer tiefstapelt,
positioniert sich beruflich meist selbst in der zweiten Reihe.
Nicht nur in Lohn- und Gehaltsfragen müssen Frauen lernen sich zu behaupten, sondern auch in ihrer Position – zum Beispiel
als Führungskraft. Denn noch immer gilt: Wenn eine männliche und eine weibliche Führungskraft derselben Führungsebene
gemeinsam einen Kunden besuchen, wird in der Regel der Mann als der Vorgesetzte und die Frau als die Untergebene
eingestuft. Woran merkt Frau dies? Der Kunde blickt, wenn es um Entscheidungen geht, primär den Mann an. Und wenn es
um die Umsetzung, das „operative doing“ geht? Dann blickt er zur Frau.
Nicht „vermännlichen“
Bei allen genannten Punkten geht es darum, dass Frau ein paar Verhaltensweisen ein bisschen ‚männlicher‘ gestaltet. Das
bedeutet nicht, sich komplett wie ein Mann zu benehmen oder gar zu kleiden. Sich selbst treu bleiben und Frau-bleiben ist
wichtig. Schon beim Outfit ist das oft nicht leicht. Für den Business-Dress gilt: Er sollte Kompetenz ausstrahlen und nicht zu
sexy sein. Also ein dunkelgrauer Hosenanzug mit wenig Accessoires? Muss das wirklich sein? Was, wenn Frau ihre
Weiblichkeit nicht verstecken möchte? Lautet die einzige Alterative zum tiefen Dekolleté und Minirock eine mausgraue (oder
blaue) Business Uniform wie viele Männer tragen?
Die Outfit-Frage nimmt interessante Dimensionen an. Eine Businesstrainerin in Österreich hat eine Bluse designt, deren
Knopfleiste so gestaltet ist, dass man von der Seite nicht reinsehen kann. Das zeigt, mit welchen Überlegungen Frauen im
Beruf zu tun haben. Mehr weibliche Individualität zeigen und sich bewusst für Femininität entscheiden, das setzt Mut und
weibliches Selbstbewusstsein voraus. Wählen Sie bewusst ein feminines, aber nicht extremes Outfit, in dem Sie sich
wohlfühlen.
Ab in den Mittelpunkt
Beruflich erfolgreiche Frauen – egal ob Führungskraft, Projektleiterin, Vertrieblerin oder Trainerin – müssen schnell Kontakte
knüpfen können. Beim Erstkontakt fallen die tradierten (männlichen) Vorurteile besonders stark ins Gewicht. Das zwingt
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Frauen dazu, einige Gedanken mehr in ihren Auftritt zu stecken, wenn sie beruflich erfolgreich sein möchten. Das Problem
hierbei: Es gibt wenige Identifikationsfiguren und Rollenvorbilder. Im Management wird vor allem männliches Verhalten
vorgelebt. Doch Frauen müssen ihren eigenen Weg finden. Zu versuchen, der bessere Mann zu sein, ist der falsche Weg.
Besser ist es, auf die eigenen Stärken zu setzen. Den hierfür erforderlichen Mut und die nötige Durch- und Umsetzungskraft
zu entwickeln, ist die größte Herausforderung, vor der Frauen, die beruflich erfolgreich sein möchten, stehen. Denn viele
haben schon als Kind gelernt: „Sei als Frau wie das Veilchen im Moos, sittsam, bescheiden und rein – und nicht wie die
stolze Rose, die stets bewundert werden möchte.“ Legen Sie als Frau diese Scheu, im Mittelpunkt zu stehen, ab. Dann sind
Sie auf dem besten Wege zum Erfolg.
Zur Autorin:
Mag. Sabine Prohaska ist Inhaberin des Trainings- und Beratungsunternehmens Seminar Consult PROHASKA, Wien, das
unter anderem Trainer und Coachs ausbildet (www.seminarconsult.at).
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