Warum lässt Gott das zu?

Werbung
"Warum lässt Gott das zu?"
Leiden gehört zu den menschlichen Grunderfahrungen. Alle Religionen bemühen sich, das Rätsel des
Leidens zu erklären. Während in den anderen Religionen das Leiden überwiegend auf persönlich
verursachte Schuld zurückgeführt wird, begreift und beschreibt die Bibel das Leiden viel
umfassender und tiefer.
Man trifft heute immer mehr Zeitgenossen, die auf Gott angesprochen, sofort mit der Frage
antworten: "Wenn es einen liebenden und allmächtigen Gott gibt, wie kann er all das Schreckliche in
unserer Welt zulassen?" Sie folgern: Entweder ist er kein liebevoller oder kein allmächtiger Gott!
1. Die Ursache aller Leiden
Die Ursache der Leiden und all der erschütternden Not, die wir um uns herum und in uns
wahrnehmen, liegt nicht in Gott, sondern in uns Menschen. - Als sich der Mensch von der Quelle des
Lebens abwandte, erlebte er auf einmal einen durch nichts mehr zu löschenden Durst, ein
unausrottbar in ihm brennendes Verlangen, das mit menschlichen Mitteln nicht gestillt werden
konnte (= Leiden). Der verführte Mensch löschte in seinem Übermut und seiner Dummheit das Licht
aus, nur um entsetzt feststellen zu müssen, wie furchtbar die Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit um
ihn und in ihm war (= Leiden).
Grundsätzlich ist also festzuhalten: Die tiefste Ursache aller Leiden liegt in der Trennung des
Menschen von Gott! Wenn ein Mensch keine persönliche Beziehung zu Gott hat, dann ist er zur Angst
(= Leiden) verurteilt. Die Urgeschichte macht uns das ganz deutlich. Im gleichen Augenblick, wo er
Gott verliert, findet den Menschen die Angst. Das Losreißen von Gott macht ihn zum Sklaven der
Angst. Noch hatte sich in der Umwelt des Menschen nichts geändert. Kein wildes Tier bedrohte ihn,
keine Waffe war gegen ihn gerichtet. Er wusste noch nichts von Krankheit und Tod. Noch war der
Mensch mitten im Paradies. Noch war die Welt heil und vollkommen. Aber schon saß die Angst und
mit ihr das Leiden in seinem Herzen (1. Mose 3,9-10). Er fürchtet sich vor der Begegnung mit Gott. Die
Sünde ist so persönlichkeitszerstörend, dass sie sogar dort Angst auslöst, wo Liebe, Freude,
Geborgenheit das Selbstverständliche wären. Hatte sich Gott geändert? Nein, der Mensch!
Adam und Eva wandten sich von Gott ab und die Folgen waren: Leiden, Schmerzen, Qualen,
Veränderungen in der Natur, Mord und Totschlag. All das gehört seit jener Zeit zu den Zeichen der
gefallenen Welt (1. Mose 3,16f). Die Sünde des Menschen hat die vollkommene Schöpfung Gottes
ruiniert und tut es immer noch.
2. Die Freiheit und die Leiden
Nun kann man an dieser Stelle immer wieder die Frage hören: Warum hat Gott seine Schöpfung denn
nicht gegen die Dummheit des Menschen geschützt? Konnte er das etwa doch nicht?
Hier müssen wir uns etwas eingehender mit dem Wesen unseres Schöpfer, d.h. mit seiner Liebe
beschäftigen. Gott ist Liebe (1. Johannes 4,8). Liebe möchte ein Gegenüber, das ebenfalls lieben
kann. Liebe jedoch braucht die Freiheit der Entscheidung. So stattete Gott den Menschen, den
Gegenstand seiner Liebe, der ihn wieder lieben sollte, mit einem "freien Willen", d.h. einem
begrenzten Spielraum für eigene Entscheidungen, aus. Gott konnte sein Ziel, aus freien Stücken
geliebt zu werden, auf keinem anderen Wege erreichen. Er wollte keine Roboter. Der Wunsch Gottes
zu lieben und geliebt zu werden, war so groß, dass er das "Risiko" einging und den Menschen mit
einem freien Willen ausstattete.
So hat sich Gott, obwohl er Herr über alles ist, eine Selbstbeschränkung auferlegt: Er achtet die
-1-
Entscheidungen seiner Geschöpfe, sowohl der Engel, als auch der Menschen. Wir dürfen zwar
denken, was wir wollen, aber wir können nicht unbeschränkt tun, was wir wollen. Hier setzt uns Gott
zu unserem eigenen Besten, Grenzen. Wenn das nicht so wäre, könnte von einer Geschichtslenkung
Gottes keine Rede mehr sein (Sprüche 16,9; 19,21).
Wir wissen, dass der Mensch sich nicht für die Abhängigkeit von Gott, sondern für ein Leben in
Eigensinn und Eigenregie und damit gegen Gott entschieden hat, nicht für die Gottesliebe, sondern
für die Eigenliebe. Der Mensch wollte und will seine eigenen Wege gehen. Auf ihnen hofft er Glück,
Zufriedenheit, Erfolg und Freude zu finden. Er wollte ohne Gott leben, er stieß die Liebe Gottes
zurück (Jesaja 53,6) und obwohl diese Entscheidung unendlich viel Leid, Krankheit, Katastrophen,
Kriege, Hunger und Not über die Erde bringen würde, respektierte Gott sie.
3. Die Erlösung und die Leiden
Aber die Welt, d.h. alles Geschaffene, Erdachte und Gemachte reicht nur aus, uns zu beschäftigen,
nicht, uns zu erfüllen. So erleben wir es tagtäglich: Mitten in seinem Überfluss wird dem Menschen
angst und bange, trotzdem er scheinbar alles hat, fühlt sich der Mensch leer und hohl. Und erst recht
wenn es ihm schlecht geht, meinen viele Menschen einfach nicht mehr leben zu können.
Gott konnte und wollte das nicht ewig mit ansehen und als unser wahrer Freund tat er alles, um
uns sogar in unserem selbst verschuldeten Elend, die Echtheit seiner Liebe zu beweisen. Er ging darin
soweit, dass er seinen eigenen Sohn für uns ans Kreuz schickte, um hier eine grundlegende Änderung
zu schaffen und mit dieser Tat Böses mit Gutem zu überwinden (Johannes 15,13). Die Bibel spricht in
diesem Zusammenhang von "Erlösung" und "Heil".
Zuerst wendet sich Gott mit seinem Evangelium an Herz und Gewissen des Menschen. Hier im
Zentrum seiner Existenz soll es durch die Begegnung mit Jesus Christus zu einer Reinigung und
Erneuerung des Wesens kommen. Aber Gott beschränkt sich nicht auf die Innerlichkeit des
Menschen. Der ganze Mensch soll in den Vollzug der Erlösung mit hinein genommen werden. Jesus
hat ja nicht nur gepredigt und gelehrt, er hat auch der Kranken geheilt. Das Erlösungswerk Jesu
beinhaltet persönliche Freiheit von der Sünde und ihren Folgen, also auch dem Leiden.
Heißt das nun aber, dass Christen nicht mehr leiden oder krank sein müssen? Solch einen Unsinn
kann man leider durchaus von manchen Christen hören. Hier hat sich ein folgenschwerer Denkfehler
eingeschlichen.
Wir müssen unterscheiden zwischen dem, was Gott aufgrund des Erlösungswerkes allgemein tun
kann und einmal auch tun wird, und dem, was er uns versprochen hat, heute zu tun. Das NT enthält
keine Verheißung, die besagt, dass alle Christen schon in diesem Leben geheilt werden. Es enthält
jedoch sehr wohl die Verheißung allgemeiner Sündenvergebung für alle, die Buße tun und glauben
(Matthäus 11,28; Johannes 1,12; 3,16-18; Apostelgeschichte 2,38-39;16,31; 17,30). Wenn Gott heute
heilt, ist dies eine Gnade, die er hier und da im Vorgriff auf die Vollendung gewährt.
Wir können die Segnungen, die in der Erlösung enthalten sind, mit einer der neuen Tablettenarten vergleichen, die sich rühmen, ihren Wirkstoff in genau berechneten Zeitabständen frei
zusetzen. In unserem Zeitalter ist die Errettung der Seele für einen jeden zu haben, der aufrichtig
Buße tut und Christus als seinen Herrn und Heiland annimmt. Der Zeitpunkt für die Freisetzung
umfassender Heilung ist, obwohl in der Erlösung vorhanden, noch nicht generell gekommen (Römer
8,23).
4. Die Herausforderung der Leiden
Aber welche Hilfe bietet denn das Christentum für Menschen in Leid und Not? Nur die Vertröstung
-2-
auf ein "besseres Jenseits"? Nein!
Zum einen fordert uns das Leiden heraus, denn gerade wenn die Grundlagen unseres Lebens
wanken, wenn unser heimatlich Vertrautes von der Übermacht des Unheimlichen umzingelt ist und
wenn wir noch keineswegs wissen, ob wir in den Gefährdungen unseres Lebens zu den Vernichteten
oder Überlebenden gehören werden, gerade dann fordert uns das Leiden dazu heraus, unsere
Lebensgrundlagen neu zu überprüfen. Und gerade dann kann die Gewissheit wachsen, dass es nur
auf eines ankommt: ob wir durch Jesus Christus Frieden mit Gott haben und dass weder Tod noch
Leben uns aus der Hand Gottes reißen können.
Im allgemeinen ist festzustellen: Nicht das Leiden an sich, sondern unser verständlicher
Widerstand gegen das Leiden macht es uns so schwer. In einer vertrauensvollen, ungeteilten
Hingabe an Jesus, unseren Meister, König und Herrn über Leben und Tod, kann ein Christ mitten im
Leiden Frieden finden. Das ist nicht immer leicht, aber ein herrliches Vorrecht allen Nicht-Glaubenden
gegenüber.
Christen sollten sich vor allem dann, wenn sie es mit Menschen im Leid zu tun haben, vor allem
leichtfertigen Reden, vor biblischen Floskeln und nur oberflächlicher, im Grunde aber nicht ernst
gemeinter Anteilnahme hüten. Wir sollten auch nicht versuchen, alles Leid erklären oder ergründen
zu wollen. Auch der Hinweis nicht nach dem "Warum" sondern nach dem "Wozu" zu fragen, hilft in
der Regel nicht wesentlich weiter. Es bleibt über vielem Leid ein geheimnisvoller Schleier gebreitet,
der erst in der Ewigkeit gelüftet werden wird.
Zum Beispiel wird sowohl im Buch Hiob, als auch im 73. Psalm keine direkte Antwort auf das
Leiden gegeben, wohl aber der Trost, dass man sich in Gott bergen und sich seiner Führung
anvertrauen kann.
Christliches Leiden, Erdulden und Geduld sind jedoch nie ein schicksalhaftes Sich-ergeben in das
Leiden. Christen sehen im Leiden immer etwas Lebensfeindliches. Wohl beugen sich Christen unter
nicht hinweg genommenes Leiden, aber immer tun sie das in der Gewissheit, dass Christus die Macht
des Todes gebrochen hat und eines Tages diesen Sieg auch umfassend offenbar machen wird. So
kann im Leiden die Kraft der Auferstehung erfahren werden (Philipper 3,10).
Wenn wir Gott nur dann kennen, wenn die Sonne scheint, wird unsere Erkenntnis oberflächlich
sein, aber wenn wir ihm zu Zeiten des Sturms vertrauen, wird die Beziehung reifen. Welches Leiden
uns auch immer zustoßen mag, entscheidend ist, dass es auf die kommende Offenbarung der
Herrlichkeit Jesu Christi hin getragen und erduldet wird.
Eines Tages mag es in deinem Leben dunkel werden, aber wenn ein Zug durch einen Tunnel fährt
und es deshalb dunkel wird, dann wirft man seine Fahrkarte nicht fort und springt aus dem Zug
hinaus. Man bleibt ruhig sitzen und verlässt sich auf den Lokomotivführer. Wohl dir, wenn du in
Jesus Christus den Führer und Bewahrer deines Lebens gefunden hast.
Ihm liegt soviel an dir. Die entscheidende Frage ist nun: Bist du bereit, deinem Willen aufgrund des
gehörten Evangeliums, eine neue Richtung zu geben? Willst du fortan denken, lieben und tun, was
Gott gefällt, und nicht mehr, was deinem Ego und dem Satan gefällt? Sage Jesus das im Gebet! Er gibt
dir durch seinen Heiligen Geist die Kraft, so zu leben (Johannes 6,37).
Manfred Herold
-3-
-4-
Herunterladen