Wodurch wird die Entwicklung von z werggalaxien bestimmt?

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Die Simulation Millennium-II entstand
auf einem Supercomputer in Garching.
Sie visualisiert die Entwicklung des Kosmos mit zehn Milliarden Massenpunkten unter Berücksichtigung der Dunklen
Materie. An den Knotenstellen der fi­la­
ment­ar­ti­gen Struktur bilden sich Galaxienhaufen. Der gezeigte Ausschnitt hat
eine Kantenlänge von rund 500 Millionen Lichtjahren und zeigt die Verhältnisse im lokalen Universum bei der Rot-
Michael Boylan-Kolchin, Volker Springel et al., MPA
verschiebung z = 0.
Wodurch wird die Entwicklung von ­Zwerggalaxien bestimmt?
Zwerggalaxien können durch äußere Einwirkungen stark verändert werden, lassen sich
jedoch mit heutigen Teleskopen nur im nahen Universum beobachten. Kosmologische
Simulationen zeigen, dass wesentliche Umgebungseinflüsse bereits vor Milliarden Jahren
begannen und zu den heute beobachteten Galaxienklassen führten.
urch die filamentartige Materiever­
Allerdings sind für Galaxien mit ge­
teilung im Universum bestehen Ver­
ringer Leuchtkraft und Flächenhelligkeit,
Masse und Gravitation bestimmen die Strukturbildung
bindungen zwischen un­ter­schied­li­chen
den so genannten Zwerggalaxien, mit der­
Unter dem Einfluss der Gravitation bil­
D
Raumregionen: Massereiche Ga­la­xien­
zeitigen Teleskopen noch keine umfas­
den sich im Laufe der Zeit immer größe­
haufen sind meist an den Knotenpunk­
senden, statistisch vollständigen Studien
re Strukturen im Kosmos: Galaxiengrup­
ten solcher Filamente anzutreffen, und
im frühen Universum möglich. Um den­
pen, Galaxienhaufen und sogar Superhau­
werden kontinuierlich durch einfallende
noch einen Blick in ihre Geschichte und
fen. Galaxien und ihre Halos aus Dunkler
Galaxien und ganze Galaxiengruppen ge­
damit auch in ihre Entwicklung zu wer­
Materie sind dabei ständigen Gezeiten­
speist. Insbesondere für das nahe Univer­
fen, verwenden wir zum einen die kosmo­
kräften ausgesetzt, die umso stärker sind,
sum mit Galaxien geringer Rotverschie­
logische Simulation Millennium-II, wel­
je näher sie sich an solch einer Massen­
bung, das wir in seinem gegenwärtigen
che die Verteilung der Dunklen Materie
ansammlung befinden. Galaxien, die sich
Zustand sehen, liegen detaillierte Be­ob­
im Universum und ihre zeitliche Verände­
heute innerhalb eines Haufens aufhalten,
ach­tun­gen vor, welche die Charakteristi­
rung verfolgt (sie­he Bild oben). Zum ande­
müssen sich aber bereits einige Milliarden
ka großer und kleiner Galaxien in Haufen,
ren nutzen wir ein Modell für die Entwick­
Jahre in der Nähe seines Vorläufers befun­
Gruppen, sowie in scheinbaren Leerräu­
lung der Gas- und Sternkomponenten der
den haben, und standen somit kon­ti­nu­ier­
men genau beschreiben.
Galaxien.
lich unter dem Einfluss von Gezeitenkräf­
26
Oktober 2013
Sterne und Weltraum
1
Elliptische
Galaxien
0,6
ie nebenstehende Grafik vergleicht die Galaxienverteilung
im Virgo-Galaxienhaufen mit Eigenschaften der Millenni-
um-II-Simulation, welche die Entwicklung des Kosmos mit zehn
0,4
Milliarden Massenpunkten unter Berücksichtigung der Dunklen
Materie untersucht.
Zwischentypen
0
1
Millennium-II-Simulation – Massenverlust (Dunkle Materie)
0,8
hoher
Massenverlust
0,6
geringer
Massenverlust
0,4
0,2
mittlerer Massenverlust
0
1
Millennium-II-Simulation – Zeit innerhalb Gruppen/Haufen
0,8
lange Zeit
0,6
kurze Zeit
0,4
0,2
mittlere Zeit
0
0
0,5
1
1,5
Oben: Die anteilige radiale Verteilung von Galaxien geringer
Leuchtkraft im Virgo-Haufen unterscheidet sich in Abhängigkeit
vom Galaxientyp: Ellipsen sind nahe des Haufen­zen­trums viel
häufiger anzutreffen als Spiralgalaxien. Die gestrichelte Linie
markiert, bis zu welcher Distanz die Daten vollständig sind.
Mitte: Die kosmologische Simulation Millennium-II liefert
eine zur Galaxienverteilung in Haufen analoge Verteilung von
Dunkle-Materie-Halos in heutigen Ga­la­xien­hau­fen. Je nach erlittenem Massenverlust seit dem ersten Einfall in eine Ga­la­xien­
gruppe ähnlich der heutigen Lokalen Gruppe wird nach hohem,
mittlerem, sowie geringem Massenverlust unterschieden.
Unten: Die Verteilung von Dunkle-Materie-Halos zeigt erneut
ein zum Virgo-Haufen analoges Verhalten, wenn zur Unterteilung anstelle des Massenverlusts die verbrachte Zeit innerhalb
von Galaxiengruppen beziehungsweise -haufen verwendet wird.
Man erkennt, dass Galaxien einen zunehmend hohen Teil
ihrer Dunklen Materie an den Haufen verloren haben, je dichter
sie am Haufenzentrum liegen, und dabei auch eine größere Zeit
in den Gruppen beziehungsweise Haufen zugebracht haben.
Projizierte Entfernung zum Haufenzentrum in Megaparsec
ten. Dementsprechend zeigt die Si­mu­la­
tion, dass die Dunkle-Materie-Halos sol­
Bahnbewegung nach
1,38 Milliarden Jahren
0,5
cher Galaxien bereits einen Großteil ihrer
80
Masse verloren haben. In unserer Studie
Je näher zum Haufenzentrum eine Gala­
xie heute liegt, umso größer ist der bereits
verlorene Anteil an Dunkler Materie, und
umso mehr Zeit hat die Galaxie insgesamt
in Gruppen und Haufen verbracht.
Wie das Diagramm im Kasten oben
zeigt, geht ­dies einher mit der bekannten
Abstand in Kiloparsec
finden wir einen klaren Zusammenhang:
0,0
40
0
–0,5
–0,5
0
0,5
Abstand in Megaparsec
–40
80
Relation zwischen der beobachteten Gala­
xienstruktur und dem Abstand zum Hau­
fenzentrum. Elliptische Zwerggalaxien do­
minieren den Innenbereich des Haufens
–80
–80
0
–40
(oben, rote Treppenlinie), während Spi­
Abst
and
ral- und irreguläre Zwerggalaxien in den
Außenbereichen überwiegen (oben, blaue
0
in Ki
40
rsec
lopa
80 –80
–40 d
an
st
b
A
in
40
ec
rs
a
op
l
Ki
Treppenlinie). Das erscheint verständlich,
da sich auch die Stern- und die Gaskompo­
Die Simulation zeigt eine Galaxie geringer Masse in einem Virgo-ähnlichen
nenten der Galaxien nicht den Gezeiten­
Galaxienhaufen auf einem Orbit (siehe Inset) nahe des Haufenzentrums.
kräften entziehen können. Sie sitzen ledig­
Die Galaxie wird sowohl vom Gezeitenfeld des Haufens beeinflusst als auch
lich tie­fer im lokalen Gravitationspoten­
durch gelegentliche nahe Vorbeiflüge an massereichen Haufenmitgliedern,
zial und sind somit weniger leicht beein­
hier repräsentiert durch den schwarzen Punkt. Der Zentralbereich der simu­
flussbar – aber immer noch leicht genug,
lierten Galaxie ist blau dargestellt, die Scheibe grün, der gebundene ­Halo
dass starke äußere Kräfte eine strukturelle
rot, der ungebundene Halo violett und die ungebundene stellare Materie
Umwandlung bewirken können.
schwarz.
www.sterne-und-weltraum.de
Oktober 2013
27
Daniel Bialas, Astronomisches Rechen-Institut / SuW-Grafik
0,2
Anteil
D
Spiralgalaxien und
irreguläre Typen
Thorsten Lisker, ARI/ZAH / Simone M. Weinmann, Leiden Observatory / SuW-Grafik
Anteil
0,8
Anteil
Verteilung von Zwerggalaxien in Haufen
Galaxien im Virgo-Haufen
Große Galaxien
Thorsten Lisker / Richard Preis / SDSS / SuW-Grafik
60
Zwerggalaxien
Anteil in Prozent
Galaxiengruppe
Galaxienhaufen
40
20
Die Grafik zeigt die anteilige Gegenüberstellung der Galaxientypen im Virgo-Haufen (rot) und in der Galaxiengruppe um
NGC 5353 (blau). Die hier verwendete Einteilung der Galaxien ist mit Beispielbildern
des Sloan Digital Sky Survey illustriert und
wurde von den Schülerinnen und Schülern
der Astronomie-Arbeitsgemeinschaft des
Helmholtz-Gymnasiums Heidelberg im Jahr
2009 selbstständig definiert.
0
Simulationen veranschaulichen, wie
nicht pauschal gleichgesetzt werden mit
schiedener Einflüsse im Lauf der Jahrmil­
solch ein Prozess vonstattengeht (sie­he
den Vor­läu­fern der heutigen elliptischen
liarden. Somit weist die heute beobachte­
Grafik im Kasten S. 27): Rotierende Schei­
Zwergga­la­xien.
te Verteilung unterschiedlicher Galaxien­
bengalaxien werden dabei ganz oder teil­
In der Grafik oben ist der Galaxienin­
typen zwar auf eine Evolution von Schei­
weise in Ellipsoide umgewandelt, die
halt einer Galaxiengruppe des nahen Uni­
ben- zu elliptischen Galaxien hin, aber
nicht mehr nur durch Rotation, sondern
versums (blau) demjenigen des Virgo-Ga­
beide sind ein Resultat von parallel statt­
vielmehr durch die ungeordnete Bewe­
la­xien­hau­fens
findenden Entwicklungen in unterschied­
gung ihrer Sterne geformt werden. Dass
­Dies ist das Resultat eines Schulpro­
der Zusammenhang zwischen dem Ab­
jekts, in dem die Schülerinnen und Schü­
stand zum Zentrum und dem Massenver­
ler selbst­stän­dig Galaxienklassen defi­
Thorsten Lisker leitete von 2007 bis 2013 die
lust der Halos stärker ist als derjenige mit
niert und deren Vorkommen und Vertei­
Nachwuchs-Forschungsgruppe »Extragalak-
der strukturellen Einteilung der Galaxien
lung ausgewertet haben (siehe Literatur­
tische Astronomie« der Heidelberger Graduier-
(mittlere Grafik im Kasten S. 27), lässt da­
hinweis mit QR-Code). Der Vergleich zeigt,
tenschule für Fundamentale Physik. Am Zen-
rauf schließen, dass auch innerhalb einer
dass sternbildende Spiralgalaxien und ir­
trum für Astronomie der Universität Heidelberg
Galaxienklasse noch eine Ab­stands­re­la­
reguläre Galaxien deutlich häufiger in
forscht er über Zwerggalaxien.
tion existiert.
der Galaxiengruppe vorkommen, wohin­
Galaxienhaufen beeinflussten die
­Vorläufer heutiger Zwerggalaxien
(rot)
gegenübergestellt.
lichen Umgebungen.
gegen im Haufen Galaxien ohne junge
Simone M. Weinmann forscht seit acht Jahren
Sterne überwiegen. Letztere umfassen in­
im Bereich Galaxienentstehung und -entwick-
teressanterweise neben elliptischen auch
lung. Derzeit ist sie Postdoc an der Sternwarte
Die wesentliche Erkenntnis ist, dass heu­
Spiralgalaxien. Offenbar ging das Gas­
Leiden in Holland.
tige elliptische Zwerggalaxien in Ga­la­
re­ser­voir dieser Galaxien also auch oh­
xien­hau­fen bereits seit zehn Milliarden
ne strukturelle Umwandlung verloren.
Richard Preis leitet seit 2008 das Astrono-
Jahren einen signifikanten Einfluss ihrer
Das kann unter anderem der Staudruck
mische Lehrzentrum am Helmholtz-Gym­na­
Umgebung erfahren. Schon damals befan­
des heißen Plasmas bewirken, das mas­
sium Heidelberg.
den sie sich in Galaxiengruppen mit einer
sereiche Galaxienhaufen ausfüllt und
Masse, wie sie heute unsere Lokale Grup­
von den Haufengalaxien auf ihrer Bahn
pe besitzt. Viele der damaligen Vorläufer­
durchflogen wird.
galaxien besaßen aber vermutlich ande­
Weitere
Forschungsergebnisse
las­
re Eigenschaften als die heutigen stern­
sen darüber hinaus auch auf Kor­re­la­tio­
bildenden Galaxien. So ist beispielswei­
nen mit der großskaligen Umgebungs­
se aus Aufnahmen mit dem Weltraum­
dichte schließen – also der Umgebung,
teleskop Hubble bekannt, dass es im da­
in die eine Gruppe oder ein Haufen ein­
maligen Universum viel mehr klumpige
gebettet ist. Galaxien besitzen umso äl­
Strukturen mit stark konzentrierter Stern­
tere Sternpopulationen und scheinen um­
ent­ste­hungs­ak­ti­vi­tät gab.
so weiter entwickelt zu sein, je größer die­
Hingegen haben Welteninseln, die sich
se Umgebungsdichte ist. ­Dies geht zurück
derzeit in Gruppen befinden und denen
auf die eingangs beschriebene Materie­
noch nicht soviel Umge­bungs­ein­fluss wi­
verteilung im Universum: Dort, wo schon
der­fah­ren ist, einen anderen Ent­wick­
früh die Massendichte hoch war, setzten
lungs­weg genom­men als die heutigen
merkliche Umgebungseinflüsse auch frü­
Haufengalaxien. Sternbildende Galaxien,
her ein. Die heutigen Zwerggalaxien sind
wie wir sie jetzt beobachten, dürfen also
gewissermaßen ein Gesamtprodukt ver­
28
Oktober 2013
Literaturhinweise
Lisker, Th. et al.: Dwarf Galaxy Popula­
tions in Present-day Galaxy Clusters –
II. The History of Early-type and Latetype Dwarfs. In: Monthly Notices of the
Royal Astronomical Society 432,
S. 1162–1177, 2013
Lisker, Th., Preis, R.: Die Welt der Galaxien selbst erforschen: Klassifizierung
und Interpretation unterschiedlicher
Galaxientypen und ihrer Verteilung.
Direktlink zu den didaktischen Materialien:
http://goo.gl/LX5UPy
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