Prof. Dr. Viktor Schroeder Lineare Algebra für die Naturwissenschaften Herbstsemester 2016, Universität Zürich Musterlösung 6 Lineare Algebra für die Naturwissenschaften Aufgabe 1 Bestimmen Sie, ob folgende Vektoren linear unabhängig in C3 sind: (a) (1 Pt.) a(1) 1+i = 2 + i , 3+i a(2) 1 =1−i 1 + 2i (b) (1 Pt.) a(1) i = 2 , 1 − 2i 1 a(2) + i 2 = 0 , 2 a(2) 2−i = 1 + i i (c) Berechnen Sie die Determinante und falls möglich die inverse Matrix von (1 Pt.) 1 2+i A= . i 1−i (d) Berechnen Sie den Rang von (1 Pt.) 1 3 −5 B = −2 21 −3 . 1 2 −3 Lösung: (a) Vergleichbar zu Vektoren im reellen Vektorraum müssen wir überprüfen, ob ein λ ∈ C existiert, so dass 1+i 1 λ 2 + i = 1 − i 3+i 1 + 2i 1 Die erste Zeile ergibt λ(1 + i) = 1 ⇐⇒ λ = 1+i ⇐⇒ λ = 1−i . Jedoch gilt λ(2 + i) = 2 (1−i)(2+i) 1−i (1) (2) = 2 6= 1 − i, und somit sind a und a linear unabhängig. 2 Seite 1 von 6 Lineare Algebra für die Naturwissenschaften Herbstsemester 2016, Universität Zürich Prof. Dr. Viktor Schroeder (b) Wie im reellen Fall berechnen wir die Determinante der Matrix 1 i +i 2−i 2 2 0 1 + i . 1 − 2i 2 i Wir entwickeln nach der zweiten Zeile und erhalten 1 1 + i 2 − i i 2 + i 2 − i i 2 0 1 + i = −2 det − (1 + i) det det 2 2 i 1 − 2i 1 − 2i 2 i 9 1 29 9 = 10 − 5i + + i = − i 6= 0. 2 2 2 2 1 2 +i 2 Somit sind die angegebenen Vektoren linear unabhängig. (c) Wir berechnen zuerst die Determinante: det(A) = 1 · (1 − i) − (2 + i) · i = 2 − 3i. Um die inverse Matrix von A zu berechnen, verwenden wir wie im reellen Fall den Gaussalgorithmus: 0 1 2+i 1 0 1 2+i 1 1 2+i 1 0 −−−−→ −−1−−→ 3−2i 2+3i i 1−i 0 1 0 2 − 3i −i 1 0 1 R2 −iR1 R 13 13 2−3i 2 5+i 1+8i 1 0 13 − 13 −−−−−−−→ 2+3i 0 1 3−2i R1 −(2+i)R2 13 13 5 + i −1 − 8i 1 Es ist also A−1 = 13 · . 3 − 2i 2 + 3i (d) Wir bringen die Matrix B milt Hilfe von Zeilenoperationen auf Zeilenstufenform. Da diese Operationen den Rang nicht ändern, können wir an der Matrix in Zeilenstufenform den Rang von B ablesen: 1 3 −5 1 3 −5 1 3 −5 1 3 −5 −2 1 −3 → 0 13 −13 → 0 1 −2 → 0 1 −2 2 2 1 2 −3 0 −1 2 0 −1 2 0 0 0 Für die Matrix in Zeilenstufenform sind genau die Vektoren (x1 , x2 , 0) ∈ R3 im span. Dies ist offensichtlich 2-dimensional. Somit hat B den Rang 2. Aufgabe 2 Entscheiden Sie, welche der folgenden Teilmengen einen Untervektorraum des jeweiligen R-Vektorraumes bilden: Seite 2 von 6 Prof. Dr. Viktor Schroeder Lineare Algebra für die Naturwissenschaften Herbstsemester 2016, Universität Zürich (a) W = {(x1 , x2 , x3 ) ∈ R3 : 3x1 − x2 + x3 = 0} (1 Pt.) (b) V = {f ∈ Rn [x] : Grad(f ) = n} (1 Pt.) (c) U = {A ∈ R3x3 : A = AT } (1 Pt.) (d) L = {x ∈ Q ⊂ R} (1 Pt.) Lösung: (a) Man kann entweder begründen, dass W die Lösungsmenge eines homogenen Gleichungssystem ist und somit ein Untervektorraum oder die Bedingung nachrechnen. Seien also v = (v1 , v2 , v3 ) und u = (u1 , u2 , u3 ) Elemente in W und λ, µ ∈ R. Dann gilt 3(λv1 + µu1 ) − (λv2 + µu2 ) + (λv3 + µu3 ) = λ (3v1 − v2 + v3 ) +µ (3u1 − u2 + u3 ) | {z } | {z } =0 =0 = 0. Somit ist λv + µu ∈ W und W ein Untervektorraum des R3 . (b) Betrachte die beiden Polynome f1 (x) := xn + 1 und f2 (x) := −xn , dann ist f1 (x) + f2 (x) = 1 und dies ist offensichtlich kein Polynom vom Grad n (vorausgesetzt n ≥ 1; ist n = 0, so ist V = R was dem Vektorraum selbst entsprechen würde). Somit ist V kein Untervektorraum. (c) Sei A ∈ R3×3 und λ ∈ R. Dann ist λA die Matrix, die jeden Eintrag von A mit λ multipliziert. Damit folgt, dass (λA)T = λAT = λA, falls AT = A gilt. Ebenso wissen wir, dass (A + B)T = AT + B T . Also gilt insgesamt für A, B ∈ U , dass (λA + µB)T = λAT + µB T = λA + µB, und somit ist U ein Untervektorraum. (d) Es ist 1 ∈ Q. Wähle ein λ ∈ R\Q, dann ist λ · 1 = λ ∈ / Q. Somit ist L kein Untervektorraum. Aufgabe 3 (a) Zeigen Sie, dass P := {f ∈ R5 [x] : −f (x) = f (−x)} ein R-Vektorraum ist, geben Sie eine Basis des Vektorraumes an und bestimmen Sie dessen Dimension. (2 Pt.) Seite 3 von 6 Prof. Dr. Viktor Schroeder Lineare Algebra für die Naturwissenschaften Herbstsemester 2016, Universität Zürich Sei V ein Vektorraum und U1 , U2 Untervektorräume von V . (b) Zeigen Sie, dass U1 ∩ U2 ein Untervektorraum von V definiert. (1 Pt.) (c) Sei U1 + U2 = {u ∈ V : Es existieren u1 ∈ U1 , u2 ∈ U2 , so dass u = u1 + u2 }. Zeigen Sie, dass U1 + U2 ein Untervektorraum von V definiert. (1 Pt.) Lösung: (a) Sei f (x) = a5 xn + a4 x4 + a3 x3 + a2 x2 + a1 x1 + a0 ein Polynom mit Grad(f ) ≤ 5. Dann ist f (−x) = −f (x) ⇐⇒ a4 x4 + a2 x2 + a0 ⇐⇒ 2a4 x4 + 2a2 x2 + 2a0 = −a4 x4 − a2 x2 − a0 = 0. Jedoch ist ein Polynom nur konstant gleich 0 (also für alle x ∈ R), wenn es das Nullpolynom (d.h. ai = 0 ∀i) ist. Das heisst f (x) = a5 xn + a4 x4 + a3 x3 + a2 x2 + a1 x1 + a0 ∈ P ⇐⇒ a4 = 0, a2 = 0, a0 = 0 Und somit ist P = {f (x) = ax5 + bx3 + cx : a, b, c ∈ R}. VR 1–4 (aus der Vorlesung) können nun einfach nachgerechnet werden. Alternativ kann man zeigen, dass P ein Untervektorraum von R5 [x] ist, und dann argumentieren, dass ein Untervektorraum selbst ein Vektorraum ist. Wir behaupten, dass {x5 , x3 , x} eine Basis von P ist. Sei f (x) = ax5 + bx3 + cx ein beliebiges Element in P , dann zeigt die Schreibweise schon, dass man f (x) als Linearkombination aus {x5 , x3 , x} bilden kann. Wir müssen also noch die Linearunabhängigkeit zeigen. Seien nun a, b, c ∈ R so, dass ax5 + bx3 + cx = 0 für alle x ∈ R. Das bedeutet aber wiederum, dass a = b = c = 0. Somit sind x5 , x3 , x linear unabhängig. Da die Basis 3 Elemente besitzt, hat der Vektorraum die Dimension 3. (b) Seien x, y ∈ U := U1 ∩ U2 und α ∈ R. Das bedeutet insbesondere, dass x, y ∈ U1 und x, y ∈ U2 . Da U1 und U2 Untervektorräume sind, gilt, dass αx, x + y ∈ U1 und αx, x+y ∈ U2 . Daraus folgt, dass αx, x+y ∈ U , also ist U ⊂ V ein Untervektorraum. (c) Seien α ∈ R und x, y ∈ U := U1 + U2 . Per Definition existieren u1 , u2 , v1 , v2 , so dass x = u1 + u2 und y = v1 + v2 . Da die Mengen U1 , U2 , Untervektorräume sind, folgt, dass αui , ui + vi ∈ Ui , i ∈ {1, 2}. Folglich erhalten wir, dass αx = αu1 + αu2 ∈ U und x + y = (u1 + v1 ) + (u2 + v2 ) ∈ U . Damit ist U ⊂ V ein Untervektorraum. Seite 4 von 6 Lineare Algebra für die Naturwissenschaften Herbstsemester 2016, Universität Zürich Prof. Dr. Viktor Schroeder Aufgabe 4 Sei das folgende lineare Gleichungssystem (G) gegeben: x1 + 2x2 + 4x3 = a −2x1 − 2x2 − 5x3 = b (a) Bestimmen Sie den Lösungsraum von (G) für a = 0 = b und bestimmen Sie dessen Dimension. (2 Pt.) (b) Geben Sie die Lösungsmenge von (G) für a = 3, b = −5 und entscheiden Sie, ob die Lösungsmenge ein Untervektorraum von R3 ist. (2 Pt.) Lösung: Bevor wir die einzelnen Teilaufgaben betrachten, lösen wir das Gleichungssystem allgemein, indem wir die erweiterte Koeffizientenmatrix auf Zeilenstufenform bringen: 1 2 4 1 0 1 −a − b 1 2 4 a a → → −2 −2 −5 b 0 2 3 b + 2a 0 2 3 b + 2a 1 0 1 −a − b → 0 1 32 2b + a (a) Wir müssen also das GLS mit erweiterter Koeffizientenmatrix 1 0 1 0 0 1 32 0 lösen. Die Lösungsmenge ist dann von der Form L = {(−t, − 32 t, t) ∈ R3 : t ∈ R}. Dies ist ein Untervektorraum (laut Vorlesung). Man sieht, dass alle Elemente in L −1 −1 von der Form t · − 32 sind. Somit ist − 32 eine Basis von L und L hat die 1 1 Dimension 1. (b) Wir müssen das GLS mit erweiterter Koeffizientenmatrix 1 0 1 2 0 1 32 12 lösen. In Abhängigkeit von x3 erhalten wir als Lösung dieses GLS: x1 = 2 − x3 , x2 = 12 − 32 x3 , d.h. die Lösungsmenge ist von der Form 2 − x3 2 −1 1 3 1 L = { 2 − 2 x3 : x3 ∈ R} = { 2 + x3 − 23 : x3 ∈ R}. x3 0 1 Seite 5 von 6 Lineare Algebra für die Naturwissenschaften Herbstsemester 2016, Universität Zürich Prof. Dr. Viktor Schroeder Wir wissen, dass für einen Untervektorraum U gelten muss, dass αu ∈ U für alle u ∈ U und α ∈ R. Wenn man α = 0 setzt, bedeutet das, dass der 0-Vektor in jedem Unterraum enthalten sein muss. Man sieht aber leicht, dass der 0-Vektor kein Element von L ist. Somit ist L kein Untervektorraum. Seite 6 von 6