Struktur der Materie 2 (L), Kern– und Teilchenphysik Humboldt–Universität zu Berlin, Wintersemester 2003/2004, Martin zur Nedden Übungsblatt 11 Ausgabe: 23. Jan. 2004 in der Vorlesung Abgabe: 30. Jan. 2004 in den Übungen Aufgabe 1: Universalität der schwachen WW (25 Punkte) Berechnen Sie die Grösse im Energiebereich von √ √ σ(e+ e− → Hadronen) R( s) = σ(e+ e− → µ+ µ− ) s = 0.5 . . . 50 GeV. Nehmen Sie dazu an, dass gilt: σ(e+ e− → Hadronen) = X σ(e+ e− → q q̄) wobei über die Quarks zu summieren ist, für die Paarproduktion bei der entsprechenden Schwerpunktsenergie kinematisch möglich ist. Beachten Sie ferner, dass die Quarks auch Farbladungen tragen. Skiziern Sie das Resultat. Aufgabe 2: Isospinmultiplets (25 Punkte) Das Hadron Σ+ c (2454) zerfällt über die Zerfallskette + 0 Σ+ c → Λc + π mit einer Rate, die typisch für die starke Wechselwirkung ist. Das Λ+ c (2285) = |udci ist ein Isospinsinglet. Bestimen Sie die Quantenzahlen der Ladung Q, der Baryonenzahl B, der Strangeness S, und des Charms C, und leiten Sie daraus den Quarkinhalt des Σ+ c ab. Bestimmen Sie ferner den Isospin des Σ+ c . Ist es ein Isospinsinglet oder Multiplett? Und falls es ein Multiplett ist, wieviele Isospinpartner hat es und was sind deren Quarkinhalte? Aufgabe 3: GIM–Mechanismus (25 Punkte) Das D + –Meson hat viele Zerfallskanäle (siehe dazu Particle Physics Booklet). Welchen Wert erwarten Sie für das folgende Verhältnis zweier Zerfallsarten? R= Begründen Sie das Resultat. Γ(D + → K − + π + + π + ) Γ(D + → π − + π + + π + ) . Aufgabe 4: V0 –Reaktion (25 Punkte) Ein Protonenstrahl von |~ p| = 12 GeV wird auf ein füssiges Wasserstofftarget geschossen. Die Impulse der aus der Reaktion hervorgehenden Teilchen werden mit Drahtkammern in einem Magnetfeld gemessen. Dabei wird ein Ereigniss mit insgesamt sechs geladenen Spuren nachgewiessen, wobei nur zwei dieser Spuren vom Wechselwirkungspunkt ausgehen. Diese stammen von positiv geladenen Teilchen. Die übrigen Spuren stammen von zwei Paaren entgegengesetz geladener Teilchen, wobei beide Paare einige Zentimeter vom Wechselwirkungspunkt entfernt “aus dem Nichts” entstehen. Daraus kann man schliessen, dass bei der Reaktion zwei elektrisch neutrale Teilchen entstanden sind, die in zwei geladene Teilchen zerfallen. Machen Sie eine Prinzipskizze dieser Reaktion. Überlegen Sie sich unter Verwendung des Particle Data Booklets und der Definition der invarianten Masse X 2 X 2 MX = p2X c2 = Ei − p~c i i welche Mesonen und Baryonen aufgrund ihrer Lebensdauer für die beiden beobachteten Zerfälle in Frage kommen. Welche Zerfallskanäle in zwei geladen Teilchen gibt es? Und welche kommen in Frage? Die Impulse und Zwischenwinkel α der Zerfallsteilchenpaare wurden wie folgt gemessen 1. |~ p|+ = 0.68 GeV/c,|~ p|− = 0.27 GeV/c, α = 11◦ 2. |~ p|+ = 0.25 GeV/c,|~ p|− = 2.16 GeV/c, α = 16◦ Die relativen Fehler betragen ca. 5 %. Überprüfen Sie die oben genannten möglichen Hypothesen mit der Methode der invarianten Masse. Stellen Sie mit diesen Ergebnissen und unter Berücksichtigung aller anwendbaren Erhaltungssätze eine Gesammthypothese für alle in diesem Ereignis erzeugten Teilchen auf. Existiert eine eindeutige Lösung?