Management-Kongress Fundamentale Herausforderungen für

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Fundamentale Herausforderungen für Banken
Bankenregulierung und Euro-Krise: Wie weiter?
Conference Summary
Donnerstag, 22. September 2011: Management-Kongress
GDI Gottlieb Duttweiler Institute
Rüschlikon (Zürich), Schweiz
Premium Partner
Bankenregulierung und Euro-Krise: Wie weiter? Unter diesem Thema stand der Kongress 2011.
Banken im deutschsprachigen Europa und in Luxemburg stehen vor vielfältigen Fragestellungen.
Veränderte Rahmenbedingungen, insbesondere die neuen Regulatorien, werfen zahlreiche Fragen
auf und erfordern ein rasches Handeln. Von welchen Einflussfaktoren sind welche Banken in
welchem Ausmass betroffen? Was sind die Gemeinsamkeiten und wie lässt sich die Zukunft
erfolgreich gestalten? Wie sieht die künftige Bankenlandschaft aus? Diese und weitere
Fragestellungen wurden im exklusiven Teilnehmerkreis des BankersCom 2011 diskutiert.
Vorliegender Bericht wurde von Max Zurkinden, Competence Center Sourcing verfasst.
Begrüssung und Einführung
Filippo Leutenegger
Finanzpolitiker und
Verleger
Die Begrüssung der Teilnehmer und Referenten erfolgte durch Daniel
Braxatoris, dem Verantwortlichen für die Konzeption und Durchführung des
BankersCom Kongresses beim Veranstalter uvision AG. Dieser übergab das
Wort an den Kongressmoderator Filippo Leutenegger, welcher kurz den
inhaltlichen Rahmen der folgenden Vorträge und Diskussionen umriss.
Zwei Themenfelder standen im Mittelpunkt dieser Veranstaltung:
Bankenregulierung und Euro-Krise. Herr Leutenegger kam auch auf die Nervosität zu sprechen, die in
der vereinigten Bundesversammlung vor den Parlamentswahlen 2011 herrscht. Er signalisierte damit
bereits zu Beginn der Veranstaltung, dass fehlendes politisches Durchsetzungsvermögen massgeblich
zur Krise des Euroraumes und der Schweizer Bankenlandschaft geführt hat.


Thesen zu den europäischen Finanzplätzen - Was hat sich verifiziert, was
muss adaptiert werden?
Herr Leutenegger übergab das Wort an den Kongressleiter Prof. Dr. Janssen
vom Swiss Banking Institute an der Universität Zürich. Nach einer kurzen
Einführung über die Auswirkungen der Too-Big-to-Fail Vorlage auf das
Dr. Prof. Martin
Verhalten der Banken, nahm Prof. Janssen eine Rekapitulation und Bewertung
Janssen
seiner Thesen zu den europäischen Finanzplätzen aus den Jahren 2009 und
Swiss Banking Institute,
Universität Zürich
2010 vor. Hierbei kam er zum Schluss, dass diese insgesamt zu optimistisch
ausgefallen sind. Insbesondere der Druck auf das Schweizer Steuersystem habe viel mehr
zugenommen als erwartet. Ausserdem haben die Banken ihre Strukturen langsamer angepasst als
gedacht und damit, ebenso wie die Politiker, nicht so schnell auf die veränderten
Rahmenbedingungen reagiert wie von Prof. Janssen erhofft.
Im Anschluss formulierte Prof. Janssen fünf Thesen zu den europäischen Finanzplätzen im Jahr 2011:
1

Das Ende des Keynesianismus in der EU
Fiskalpolitische Massnahmen verlieren ihren Einfluss als wirtschaftspolitisches Instrument
zur Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Die Bedeutung des Marktes und
von Marktmechanismen wird zunehmen, insbesondere in Bezug auf die Kapitalisierung der
Banken.

Die EU am Scheideweg
Europa steht vor drei Herausforderungen; die Banken müssen rasch und massive kapitalisiert
werden, eine Ansteckung weiterer kranker EU Länder muss vermieden werden und die EU
muss einige Länder rasch aber geordnet in den Konkurs gehen lassen. Bewältigt die EU diese
Widerstände nicht wird die Lage sehr, sehr schwierig.

CHF als internationale Reservewährung
Die internationalen Anleger werden weiter und verstärkt den Schweizer Franken nachfragen.
Es ist unklar, wie die Schweizer Nationalbank den Mindestkurs von 1.20 CHF pro Euro halten
werden kann.

Zunahme des regulatorischen Druckes
Es wird zur Entstehung neuer Aufsichtsbehörden kommen und die EU Länder werden eine
Vielzahl von Einzelmassnahmen zur Bankenregulierung ergreifen.

Reaktion der Banken auf eine sich verändernde regulatorische, konjunkturelle und
gesellschaftliche Umwelt
Die Reaktionen werden nach Ländern unterschiedlich ausfallen. Mögliche Auswege sieht
Prof. Janssen in einer Industrialisierung der Prozesse zur Senkung der Kosten, einer
Individualisierung der Beratung zur Erhöhung der risikokorrigierten zu erwartenden Gewinne
aber auch einer Verlagerung der Bankentätigkeit von der Finanzanalyse zu Kundenanalyse.
Grundsätzlich hält Prof. Janssen fest, dass die unerlässliche Rekapitalisierung der Banken in
der EU, die Eigentümerstruktur wesentlich verändern kann.
Im anschliessenden Q&A erläutert Prof. Janssen die Gefahr der Too-Big-to-Fail Vorlage. Die
gesteigerten Eigenkapitalanforderungen können dazu führen, dass Banken mehr Risiken eingehen,
da sie im Verlustfall auf einen grösseren Kapitalpuffer zugreifen können. Seiner Meinung nach ist es
wichtiger die Marktzutrittsbarrieren abzuschaffen, um so stärker die Marktkräfte walten zu lassen.
Bezüglich der Euro-Krise hält Prof. Janssen fest, dass eine Entschuldung Griechenlands die einzige
realistische Lösung ist. Im Anschluss sei es allerdings wichtig die Steuersysteme in südeuropäischen
Staaten wie Griechenland, Italien und Spanien in Ordnung zu bringen.
Auf die Rolle der Politik in der Eurokrise zu sprechen kommend betont Prof. Janssen dass Politiker
einen Anreiz haben Probleme in die Zukunft zu verschieben und deshalb keine geeigneten
Problemlöser sind.
2
Wirtschaftslage und Ausblick
Martin Neff
Chief Economist &
Head of Economic
Research, Credit Suisse
AG





Martin Neff, Chief Economist & Head of Economic Research bei der Credit
Suisse, präsentierte zwei mögliche Szenarien für die weitere Entwicklung der
Weltwirtschaft. Für beide Szenarien gilt grundsätzlich, dass ohne Wachstum die
verschuldeten Staaten ihre Schulden nicht werden begleichen können.
Das erste Basisszenario ist relativ optimistisch und sieht vor, dass Ruhe auf den
Finanzmärkten einkehrt und es zu keiner globalen Rezession kommen wird.
Folgende Entwicklungen sieht Herr Neff in seinem Basisszenario vor:
Die EU-Schuldenkrise wird zwar nicht unmittelbar gelöst, eskaliert aber auch nicht weiter.
Die Währungsunion überlebt auch 2012.
Die Finanzmärkte gewähren der Politik mehr Zeit.
Die Politik treibt eine glaubwürdige Lösung (fiskalische, politische Union) voran.
Die Frankenaufwertung wird gestoppt.
Herr Neffs Nebenszenario sieht vor, dass die Finanzmärkte sich weiterhin sehr volatil und
unberechenber verhalten und somit den rezessiven Druck auf die Realwirtschaft erhöhen. Dieses
zweite Szenario basiert auf folgenden Beobachtungen:
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
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Die EU ist keine echte Währungsunion (vgl. credit default swaps)
Griechenland ist definitiv nicht zu retten.
Konjunkturpakete haben nicht so viel gebracht (vgl. Aufschwung nach der grossen
Depression 1929 ging gleichschnell jedoch ohne Konjunkturpakete)
Die Geldmengenerhöhungen der Nationalbanken sind nicht nachhaltig.
Es besteht die latente Gefahr einer Immobilienblase.
Zum Schluss hält Herr Neff fest, dass die Finanzwirtschaft krisenverstärkend wirkt. Obwohl das
Volumen von Aktien, Bonds, Devisengeschäfte und anderer Finanzderivate in den letzten 20 Jahren
um das zehnfache zugenommen hat, verdienen wir Geld mit der Realwirtschaft und nicht mit solchen
Finanzkonstrukten.

Bankenregulierung - Basel III und Too-Big-to-Fail
Herr Zuberbühler von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht erörterte in
seinem Vortrag die Kerninhalte des Reformpakets für die bestehende
Bankenregulierung Basel III. Die erhöhten Anforderungen an die Qualität des
Eigenkapitals, die Risikogewichtung für das Handelsbuch, Verbriefungen und
Gegenparteirisiken aus OTC-Derivaten sowie die Einführung einer Verschuldungsgrenze in Form einer
leverage-ratio stellen harte Vorgaben dar, die von den Banken aber nur langsam umgesetzt werden
müssen. Des Weiteren sollen Kapitalerhaltungs- und antizyklische Puffer garantieren, dass Banken
genügend Eigenmittel halten, auf die im Verlustfall zurückgegriffen werden kann. Völlig neu sind
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schliesslich quantitative Vorgaben für kurzfristige Liquiditätspuffer und die einjährige
Refinanzierungsstruktur, die aber erst 2015 bzw. 2018 in Kraft treten. Die Auswirkungen dieser
Reform der Bankenregulierung treffen in der Schweiz vor allem die Grossbanken, da die übrigen
Banken bereits jetzt beinahe ausschliesslich hartes Kernkapital halten und in der Regel nur sehr
begrenzt im Investmentbanking tätig sind. Nur die Liquiditätsregeln quantitativer Art betreffen die
kleinen und mittleren Banken, während die Grossbanken diese bereits erfüllen. Probleme sieht Herr
Zuberbühler für die zwei Schweizer Grossbanken CS und UBS in deren sehrniedrigen leverage-ratios.
Die beiden Grossbanken sind sowohl im internationalen Vergleich als auchim Vergleich zu inländisch
orientierten Schweizer Banken in Bezug auf den Verschuldungsgradschlecht aufgestellt. Obwohl der
Nachholbedarf bei den Grossbanken also gross ist und grosserAnstrengungen bedarf, dürfte der
langfristige Nutzen von Basel III deutlich höhersein als die Kosten.
Im zweiten Teil seines Vortrags geht Herr Zuberbühler auf die Too-Big-to-Fail Vorlage ein, die die
Ausfallwahrscheinlichkeit reduzieren, den Schaden für die Schweizer Volkswirtschaft im Falle einer
Insolvenz von UBS oder CS begrenzen und die implizite Staatsgarantie für Grossbanken beseitigen
soll. Die Notwendigkeit solch einer Vorlage begründet Herr Zuberbühler mit den trotz substantieller
Reduktion seit der Krise im Verhältnis zur schweizerischen Volkswirtschaft noch immer sehr hohen
Bilanzsummen dieser beiden Banken, dem enorm hohen Inland-Marktanteil (ca. 40%) und den
überwiegend im Ausland gelegenen Hauptrisiken. Den Schaden eines Konkurses beziffert die
Botschaft zum UBS-Rettungspaket kurzfristig mit 15 - 30 % und langfristig sogar mit 60 - 300 % des
Schweizer BIPs.
Die Too-Big-to-Fail Vorlage besteht aus vier Kernelementen:
1. Mehr und besseres Eigenkapital, einschliesslich bedingter Pflichtwandelanleihen (CoCos);
2. Liquiditätspolster basierend auf einem strengen Stress-Szenario (bereits umgesetzt);
3. Risikodiversifikation zur Reduktion der Vernetzung im Bankensektor, insbesondere tiefere
Klumpenrisiko-Limiten für die Exposures der übrigen Banken gegenüber den Grossbanken;
4. Organisatorische Massnahmen zur Verbesserung der Abwickelbarkeit (resolvability) bei
Insolvenzgefahr; im Minimum muss die Fortführung volkswirtschaftlich wichtiger,
systemrelevanter Funktionen gewährleistet sein.
Das Schwergewicht liegt auf den Massnahmen 1 und 4, wo die Schweizer Regulierung eine
konzeptionelle Pionierleistung darstellt und international am Weitesten fortgeschritten ist.
Zuberbühler sieht allerdings noch Schwachstellen im Regelwerk:
1. Die risikogewichteten Kapital-Ratios für die Grossbanken liegen prozental zwar deutlich über
dem für alle Banken geltenden Minimum von Basel III, in absoluten Beträgen sind sie wegen
der auffallend tiefen risikogewichteten Aktiven aber eher bescheiden: die neu geforderten
10% der risikogewichteten Aktiven in Form von hartem Kernkapital entsprechen mit 40 Mia.
CHF in etwa den Reinverlusten der UBS in der Krise, nota bene dank staatlicher Rettung bei
laufendem Geschäftsbetrieb. Im Falle einer Liquidation wären die Verluste wesentlich höher
ausgefallen. Wenn durch Rabatte für verbesserte Abwickelbarkeit der progressive
Kapitalzuschlag zusätzlich dezimiert wird, fehlen die zur Kostendeckung vorgesehenen lowtrigger CoCos, die man eher mit einem Stilllegungs- und Entsorgungsfonds für
Atomkraftwerke und nicht mit eigentlichem Eigenkapital zur Verlustdeckung im laufenden
Geschäftsbetrieb vergleichen müsste.
2. Die schweizerische Leverage Ratio steigt zwar richtigerweise mit zunehmender
Systemrelevanz progressiv an. Sie wird jedoch durch zwei Elemente verwässert: Als
Kapitalelemente werden auch low-trigger CoCos angerechnet, die nach Basel III keinesfalls
als Eigenkapital (auch nicht als Tier 2) angerechnet werden und als Fremdkapital den
Verschuldungsgrad nicht begrenzen können. Die Kalibrierung fällt überdies zu tief aus, weil
die schweizerische Leverage Ratio an die risikogewichteten Aktiven gekoppelt ist.
4
Im internationalen Kontext sollen am G20-Gipfel im November 2011 ähnliche Vorgaben für global
systemisch relevante Bankinstitute (G-SIBs) verabschiedet werden. Basler Ausschuss und FSB
verlangen für G-SIBs insbesondere hartes Kernkapital von 8% bis 9.5%, also nicht weit unter den 10%
gemäss Schweizer TBTF-Regeln und den Vorschlägen der UK-Expertenkommission. Von einer
Benachteiligung unserer Grossbanken im internationalen Wettbewerb kann somit keine Rede sein.
Gleich wie bei Basel III haben die Banken diese Regeln bis 2018/2019 umzusetzen.
Paneldiskussion: Verstärkter regulatorischer Rahmen - Auswirkungen auf die Bankenlandschaft
Peter A. Fanconi
Iqbal Khan
Leiter Private
Banking, VontobelGruppe
Leiter Banking &
Botschafter,
Capital markets
Staatssekretariat für
Schweiz, Mitglied der internationale
Geschäftsleitung,
Finanzfragen, Eidg.
Ernst&Young AG
Finanzdepartement
Dr. Oscar Knapp Peter Kurer
Jurist & ehemaliger
Verwaltungsratspräsident UBS
Dr. Peter Lutz
Abteilungspräsident
Bankenaufsicht,
Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin
Nach einer kurzen Einführung durch Iqbal Khan über die Kosten der Regulierung und über die
strategischen, operativen und personellen Herausforderungen denen Banken durch die neuen
Regulatorien gegenüberstehen, startete die Paneldiskussion über die Auswirkungen der
Bankenregulierung.
Peter Fanconi schätzt die Kostensteigerungen welche die neuen Rahmenbedingungen mit sich
bringen auf ca. 10 - 20%. Als Kostentreiber sieht Herr Fanconi die zunehmende Komplexität durch die
neuen regulatorischen Rahmenbedingungen.
Auf die Steuerabkommen mit Deutschland und den USA angesprochen hält Dr. Oscar Knapp, vom
eidgenössischen Finanzdepartement fest, dass den Banken durch diese Abkommen hohe
Zusatzkosten entstehen. Dr. Knapp hält diese Abkommen allerdings für unverzichtbar um einen
automatischen Informationsaustausch zu verhindern.
Peter Kurer hält das Basel III Reformpaket für viel zu kompliziert, um einfaches Vertrauen in die
Banken wieder herzustellen. Er schlägt deshalb vor, dass man v.a. Dingen auch mit einer klaren
Leverage Ratio fährt, da diese für die weitere Öffentlichkeit leichter nachvollziehbar ist. BASEL III
wird zunehmend auf Widerstand stossen. Er plädiert zudem für ein Trennbankensystem im Sinne des
Vorschlages der englischen Vickers-Kommission (Ringfencing). Der Vorschlag der schweizerischen
Too-big-too-fail Vorlage, dass die Banken erst im Notfall die systemrelevanten Funktionen
ausgliedern müssen, erachtet er als verfehlt, da diese Massnahme immer zu spät kommen wird.
Schliesslich hält Herr Kurer die Auswirkungen der US- und der Euro-Krise auf das internationale
Bankensystem als gravierender als die regulatorischen Änderungen.
Dr. Peter Lutz kommt auf die Regulatorien in Deutschland und der EU zu sprechen. Selbst wenn die
deutschen Regulatorien viel weiter gehen als die europäischen werden Schweizer Banken die
deutschen einhalten müssen. Banken aus Drittstaaten die in der EU tätig sein wollen haben
grundsätzlich die Regulierung innerhalb der EU einzuhalten. Bezüglich der Too-Big-to-Fail Vorlage ist
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Herr Lutz der Meinung, dass die Festlegung einer Mindest-leverage-ratio alleine das Vertrauen beim
Kunden nicht wieder herstellen kann. Banken werden neue alternative, hochriskante Investitionen
finden um einen für sie und ihre Investitionsstrategie richtigen Mix wieder herzustellen. Die
Umsetzung von Trennbankideen hält Dr. Lutz für schwer umsetzbar.
Abschliessend wurde in einer offenen Runde noch über Stresstests, Bankenregulierung im
internationalen Vergleich, das Problem der Abgeltungssteuer sowie über Marktzutrittsbarrieren im
Schweizer Bankensektor diskutiert.
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Banking Outlook 2012 - Anlagepolitische Grosswetterlage
Felix Zulauf, VR Präsident der Zulauf Asset Management AG, ist in seinem
Vortrag auf das Problem der hohen Verschuldung verschiedener
Industriestaaten als Ursprung für die seit 2008 auftretenden Krisen eingegangen.
Felix Zulauf
Das starke Wachstum verschiedener Industrieländer wurde nur durch eine
expansive Geldpolitik ermöglicht, da kreditbasierte Volkswirtschaften nur durch
Kreditwachstum funktionieren. Eine expansive Geldpolitik führt allerdings immer
zu einer Abwertung der Währung, was wiederum zu einer relativen Aufwertung der Währungen in
Schwellenländern führt. Diese Länder beginnen auf das Problem von zu hoher Inflation zu reagieren,
was häufig einen Rückgang des Wachstums mit sich bringt.
VR-Präsident, Zulauf
Asset Management AG,
Zug
Die verschuldeten Industrieländer haben dies erkannt und beginnen ebenfalls zu reagieren, indem
sie Geld drucken. Der internationale Währungskrieg wird zu einer Rezession führen. Die Inflation hat
den zyklischen Höchststand überschritten und wird 2012 in den Industrieländern deutlich sinken.
Für die Schweizer Nationalbank bedeutet dies, dass sie den Kräften des internationalen
Finanzmarktes ausgeliefert ist und die Franken-Euro Limite kaum wird halten können. Stattdessen
hätte sie auf Verbote (wie z.B. Kapitalverkehrskontrollen) setzen sollen.
Die Euro-Krise kann laut Herrn Zulaufs Meinung nur durch eine Fiskalunion überwunden werden.
Allerdings stossen die Märkte aktuell in die entgegengesetzte Richtung.
Zum Schluss vergleicht Herr Zulauf die Entwicklung des Goldpreises in den 80er Jahren mit der
heutigen Situation und empfiehlt Anlegern eher Investitionen in Gold als in den Aktienmarkt, da er
dort noch immer Potenzial nach oben sieht.
Euro - Chance oder Risiko
Leonhard Fischer
CEO, RHJ International;
Mitglied des
Verwaltungsrates Julius
Bär Gruppe AG
Leonhard Fischer, CEO von RHJ International und Mitglied des
Verwaltungsrates der Julius Bär Gruppe, begann seinen Vortrag mit drei
Feststellungen zur Euro-Krise. Erstens ist diese Krise nicht mehr nur eine
zyklische sondern eine strukturelle Veränderung (insbesondere in Betracht des
Realwertes von Rohstoffen.) Zweitens ist die Euro-Krise eine Schlacht zwischen
den Nettoschuldnern (z.B. USA) und den Sparern (wie z.B. Deutschland,
Russland, mittlerer Osten und China). Und drittens ist Zentralisierung (sprich
eine politische oder fiskalische Union) der sicherste Weg in die Katastrophe.
6
Daraufhin wagte auch Herr Fischer seine Prognosen für die weitere weltwirtschaftliche Entwicklung:
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Zuerst wird es zu einer Deflation (durch die Schulden und das Bankensystem) und danach zu
einer Inflation (künstlich durch den Westen, insbesondere die USA erzeugt) kommen.
Die globale demographische Entwicklung wird zu einer zyklischen Neubewertung der
Rohstoffe führen.
Die Erneuerung des Kapitalstockes wird zu einer Verknappung der Rohstoffzufuhr führen.
Die Zeit des unbegrenzten Konsums im Westen ist zu ende. Das grosse Ziel im 21.
Jahrhundert wird sein Weltbevölkerung zu ernähren und ihnen Rohstoffe zur Verfügung zu
stellen.
Die EZB wird ebenso wie die FED die eigene Währung durch eine massive quantitative
Lockerung stützen müssen.
Eine langfristig deflationäre Entwicklung würde die geopolitische Rolle der USA massiv
verändern (und nicht zum Guten).
In der Finanzindustrie wird die Hälfte der Vehikel die Banken heute nutzen verboten sein und
Staaten werden Kapitalverkehrskontrollen einführen
Wirtschaftskriege sind zu erwarten, deshalb ist es für die bestehenden EU-Länder besser in
der EU zu sein.
Euro: Quo vadis?
Der ehemalige deutsche Bundesminister Klaus von Dohnanyi referierte über
den Einfluss der Politik auf die Wirtschaft und umgekehrt.
Er begann mit dem Beispiel der Finanzkrise 2008, welche durch die
Subprimekrise am US-Immobilienmarkt ausgelöst wurde. Der wahre
Klaus von
Dohnanyi
Ausgangspunkt dieser Krise war jedoch die Sozialpolitik des US-Präsidenten
Ehemaliger Deutscher
Jimmy Carter. Dessen Eigenheimförderprogramm CRA verhalf nicht
Bundesminister
kreditwürdigen Schuldnern zu Hypothekarkrediten und legte damit die
Grundlage für die viel zu expansive Vergabe von Hypothekarkrediten durch US Banken.
Auch die Euro-Krise ist hauptsächlich eine Krise der Politik. Um diese zu überwinden muss die EU zu
einem System der gegenseitigen Anerkennung und zu einer Organisation der Vielfalt zur Einigkeit
zurückfinden.
Im Anschluss ging Herr Dohnanyi auf die strukturellen Unterschiede zwischen den EU Staaten ein.
Diese führen dazu, dass Staaten unterschiedlich auf die neuen Gegebenheiten reagieren müssen. Der
Euro hingegen führt zu einer fehlenden Währungsflexibilität, wodurch die Staaten nicht mehr
eigenständig abwerten können. Da die Staaten nicht mehr flexibel ihre Währung abwerten können,
müssen sie dies über eine innere Abwertung durchführen (so wie Deutschland zu Beginn des 21.
Jahrhunderts). Wenn ein Staat politisch nicht in der Lage ist dies zu tun, dann kommt es zur Krise.
Herr von Dohnanyi wies im weiteren Verlauf seines Vortrags auf die Gefahr einer Entschuldung oder
gar eines Rauswurfs Griechenlands aus der EU zum jetzigen Zeitpunkt hin. Dies könnte schlimme
Auswirkungen auf italienische, spanische und ähnliche Staatsanleihen haben, denn die
Ansteckungsgefahr sei im Moment sehr hoch. Langfristig muss Griechenland aber wohl entschuldet
werden. Hierfür muss ein Zeitpunkt gefunden werden an dem die Ansteckungsgefahr nicht so hoch
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ist. Vorübergehend muss Griechenland erst einmal durchfinanziert werden. Ob das durch eine
direkte Finanzierung durch die EZB oder auf indirektem Wege (eine Ausweitung der Geldmenge
durch die EZB so, dass die Banken billig Geld leihen und es teurer an Staaten weiterverleihen)
geschieht macht keinen Unterschied.
Politik und Wirtschaft zu verbinden ist die zentrale Herausforderung um die Euro-Krise zu
überwinden. Eine Fiskalunion (mit Sanktionierungsmöglichkeiten) ist eine mögliche Lösung das
Schuldenproblem in der EU zu lösen. Die Geschichte lehrt aber, dass Integration ohne Hegemonie
eine Form der Einigkeit verunmöglicht. Die Schwäche und das fehlende Durchsetzungsvermögen der
Politiker in Europa sind somit massgeblich an der Euro-Krise schuld.
Abschliessende Worte von Prof. Janssen und Herrn Leutenegger
Zum Abschluss der Veranstaltung zogen Prof. Janssen und Herr Leutenegger ihr persönliches Fazit
aus der diesjährigen BankersCom Konferenz:
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Die Politik muss den Euro retten. Die Frage ist nur wie?
Der Schweizer Franken wird unbeschadet aus dieser Situation kommen.
Deutschland und Frankreich müssen sich einigen.
EU-Politikern mangelt es an Prinzipien, sie haben kein Verständnis für die Märkte und sind
dominiert durch ein kurzfristiges Denken.
Das Schlusswort hatte Klaus von Dohnanyi, der sagte:
„Politiker sind immer besser als die Leute glauben aber nicht so gut wie sie sein müssten.“
Abschliessend bedankte sich Herr Leutenegger bei allen Teilnehmern für das Interesse und die rege
Beteiligung und bei den Referenten für die ausgezeichneten Vorträge und Diskussionen. Daniel
Braxatoris bedankte sich ebenfalls bei allen Teilnehmern, Referenten und Premium-Partnern und lädt
alle Anwesenden ein, am nächstjährigen BankersCom Kongress am 26. September 2012 wieder dabei
zu sein.
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Für Rückfragen und weitere Informationen:
BankersCom
Competence Center Sourcing
Daniel Braxatoris
Mag.rer.soc.oec.
Business Manager
Autor Conference Summary: M.A. Max Zurkinden
Geschäftsführer BEI : Thomas Zerndt
uvision AG
Nordstrasse 9
8006 Zürich
+41 (0)44 260 10 60
[email protected]
www.bankerscom.ch
Business Engineering Institute St. Gallen
AG (BEI)
Holzstrasse 39, Postfach 460
CH - 9001 St. Gallen
+41 79 233 58 83
[email protected]
www.ccsourcing.org.
Uvision AG: uvision ist spezialisiert auf die Konzeption und Durchführung von hochkarätigen Executive Management Events
und Community-Plattformen. Die unabhängigen und nachhaltigen Veranstaltungen – Kongresse, Executive Circles und Golf
Trophies – für ausgewählte Industrien finden in wichtigen Marktregionen Europas und Asiens statt. Gemeinsam mit
führenden Wertschöpfungspartnern der jeweiligen vertikalen Branche - etwa im Bereich Banken - entstehen so relevante
Marktplätze auf höchstem Niveau. Die rund zehn Events pro Jahr vereinigen die massgeblichen Nachfrage- und
Angebotsseiten und bilden so einzigartige Plattformen für die Kontakt- und die Beziehungspflege unter Top-Entscheidern
global tätiger Unternehmen sowie nationalen Partnern und renommierten Fachexperten. uvision entstand im Januar 2006
und basiert auf einer strategischen Zusammenarbeit mit Kunz & Partner - Management Consultants.
Kompetenzzentrum Sourcing in der Finanzindustrie (CC Sourcing), Knowledge Partner der BankersCom und Verfasser
dieses Berichts. Das CC Sourcing an den Universitäten St. Gallen, Leipzig und Zürich forscht für derzeit 18
Partnerunternehmen der Finanzindustrie. Themen sind: Sourcing-Modelle im Vertrieb sowie IT-basierte Innovationen im
Finanznetzwerk, Prozesse für die Integration der Kundenfront und der Kompetenzzentren, Funktionsanforderungen und
serviceorientierte Architektur für die Kundenfront, Strukturierung und Beschreibung von Serviceportfolios, Methoden zur
Ermittlung des Wertbeitrages von Services und Referenzmodelle mit einem Service Management Cockpit. Bilaterale
Projekte realisieren individuelle Aufgabenstellungen mit Partnerunternehmen. Sie wenden die Ergebnisse an und sichern
deren Praxistauglichkeit. Die BEI ist die Transferplattform, welche die lehrstuhlübergreifende und multilaterale
Zusammenarbeit ermöglicht und organisiert.
9
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BearingPoint Switzerland AG
B-Source SA
Capgemini Schweiz AG
Cognizant Technology Solutions AG
Hewlett-Packard (Schweiz) GmbH
InCore Bank AG
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Veranstalter:
www.bankerscom.ch
www.uvision.ch
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