Theoretische Mechanik Amand Faessler 6. April 2005 Inhaltsverzeichnis 1 Newton’sche Mechanik 3 1.1 Newton’sche Gesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.2 Zentrales Kraftfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.3 n wechselwirkende Teilchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2 Lagrange’sche Bewegungsgleichungen 2.1 Zwangsbedingungen: . . . . . . . . . 2.2 Das D’Alembertsche Prinzip . . . . . 2.3 Lagrange Gleichung (2. Art) . . . . . 2.4 Zyklische Koordinaten . . . . . . . . 2.5 Erhaltungssätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Kleine Schwingungen 3.1 Theorie der kleinen Schwingungen . . . . 3.2 Das Doppelpendel . . . . . . . . . . . . . 3.3 Der lineare Schwinger . . . . . . . . . . . 3.4 Modell des Festkörpers: Die lineare Kette 3.5 Lineare Kette mit verschiedenen Massen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 35 37 42 48 49 . . . . . 55 55 74 78 85 92 4 Starrer Körper 96 4.1 Translation und Rotation des starren Körpers - die Euler-Winkel 96 4.2 Die Euler’schen Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 4.3 Der Schwere symmetrische Kreisel . . . . . . . . . . . . . . . . 110 4.4 Rotierendes Koordinatensystem . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 5 Gravitationstheorie 120 5.1 Gravitationskraft - Gravitationsfeld . . . . . . . . . . . . . . . 120 5.2 Gravitationspotential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 1 5.3 Feldgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 5.4 Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 6 Die 6.1 6.2 6.3 kanonischen Bewegungsgleichungen 134 Die Hamilton’schen Bewegungsgleichungen . . . . . . . . . . . 134 Kanonische Transformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 Verschiedene Variationsprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . 150 7 Die Hamilton-Jacobi-Theorie 7.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Die Hamilton-Jacobi-Theorie für nicht explizit zeitabhängige Hamiltonfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3 Die Hamilton-Jacobi-Theorie für explizit zeitabhängige Hamiltonfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.4 Die Hamilton-Jacobi-Gleichung als Grenzfall der Schrödingergleichung in der Quantenmechanik . . . . . . . . . . . . . . 7.5 Beispiele zur Hamilton-Jacobi-Theorie (zeitunabhängig) . . . 8 Spezielle Relativitätstheorie 8.1 Konstanz der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum . . . . . . . . 8.2 Lichtkegel und Eigenzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.3 Die Lorentz-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.4 Vierervektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.5 Die Vierergeschwindigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.6 Der 4-dimensionale Gradient . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.7 Relativistische Newton’sche Bewegungsgleichung . . . . . . . 8.8 Lagrange- und Hamilton-Funktion in der relativistischen Mechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 165 . 165 . 165 . 167 . 169 . 170 . . . . . . . 181 181 187 195 202 203 204 206 . 209 1 Newton’sche Mechanik Ausgearbeitet von B. Hügle und J. Spilgies 1.1 Newton’sche Gesetze Die klassische Mechanik wurde begründet mit den Newton’schen Gesetzen = 1687. Lex prima: Ein Teilchen bewegt sich ohne äußere Kraft mit konstanter Geschwindigkeit entlang einer geraden Linie ~ F~ = 0 ⇔ ~v = const Lex secunda: Die Impulsänderung ist gleich der Kraft, die auf das Teilchen wirkt. d (m · ~v ) = F~ dt Der Impuls p~ = m · ~v ist das Produkt aus Masse und Geschwindigkeit, wobei träge Masse = schwere Masse. Lex tertia: Actio est Reactio F~12 = −F~21 (F~12 = Kraft, die auf Teilchen 1 wirkt aufgrund der Wechselwirkung mit Teilchen 2.) Diese Gesetze sind nicht in allen Systemen erfüllt (z.B. nicht auf der Erde). Die Systeme, in denen sie erfüllt sind, nennt man Inertialsysteme. Wir werden vorerst nur solche behandeln. Wir wollen nun ein Teilchen definieren: Ein Teilchen ist definiert als Punktteilchen, das durch 1. die Masse m 2. den Ort ~r 3. die Geschwindigkeit d~r dt = ~v festgelegt ist. 3 Oft ist die Masse konstant, dann kann man die Lex secunda schreiben: d d (m · ~v ) = m · ~v = m · ~a = F~ dt dt Dies ist nicht der Fall bei einer Rakete oder bei relativistischer Betrachtung von Teilchen mit sehr großen Geschwindigkeiten. Dann gilt für m: m0 m= q 1− v2 c2 mit c = 3 · 1010 [cm/sec]. Für v → c ⇒ m → ∞ ⇒ ~a = F~ =0 m Die Lex prima ist ein Spezialfall der Lex secunda: aus d (m · ~v ) = F~ , F~ = 0, m = const ⇒ ~v = const dt Impulserhaltung: W. W. 00 00 Abbildung 1: p~01 + p~02 = W.W. = p~1 + p~2 Ausserhalb des WW-Gebietes wirken keine Kräfte. Innerhalb des WW-Gebietes wirken die Teilchen aufeinander. nach Lex tertia gilt: F~12 + F~21 = 0 ⇒ Z t00 (F~12 + F~21 )dt = 0 t0 4 (1) nach Lex secunda gilt: d d p~1 = F~12 ; p~2 = F~21 dt dt (2) einsetzen in (1) ergibt: Z t00 d (~ p1 + p~2 )dt = 0 t0 dt 00 ⇒ [~ p1 + p~2 ]tt0 = 0 00 00 ⇒ p~01 + p~02 = p~1 + p~2 (3) mit Worten: Gesamtimpuls ist stets unverändert. Energieerhaltung: Wir betrachten ein Teilchen in einem äußeren Kraftfeld F~ (~r): Arbeit ist die Energie, die auf ein Teilchen übertragen wird: A = ∆E (def) = Z 00 ~r(t ) F~ (~r)d~r Lex sec ~r(t0 ) = Z t00 t0 " 1 ˙2 m~r¨ · ~r˙ dt = m~r m Z 00 ~r(t ) m~r¨ ~r(t0 ) #t00 t0 d~r (dt) (dt) 00 = (def) = T (~r ) − T (~r0 ) (4) Die kinetische Energie ist definiert: 1 1 T = mṙ 2 = m~r˙ · ~r˙ 2 2 (5) Wir wollen beweisen: ~ (~r) ⇔ Energieerhaltung F~ (~r) = −∇U Z ~r(t00 ) Z ~r(t00 ) ~ (~r)d~r = ~ ∇U d~rF (~r) = − Aus (1) ⇒ ∆E = A = ~r(t0 ) ~r(t0 ) 00 U (~r0 ) − U (~r ) 00 = T (~r ) − T (~r0 ) (nach Gl. (4)) 5 Daraus folgt: 00 00 T (~r0 ) + U (~r0 ) = T (~r ) + U (~r ) (6) in Worten: ~ (~r), gilt: Die unter Voraussetzung, dass sich F~ (~r) schreiben lässt als −∇U Summe aus kinetischer und potentieller Energie ist stets unverändert. ~ (~r) E = const ⇒ F~ (~r) = −∇U (2) ⇐ Es ist zu zeigen, dass U (~r) eine eindeutig bestimmte Funktion ist. Zwischen den Zeiten t0 und t00 erfährt das Teilchen eine Energieänderung ∆E = A = Z ~r(t00 ) ~r(t0 ) 00 00 F~ (~r)d~r = T (~r ) − T (~r0 ) = U (~r0 ) − U (~r ) Als nächstes wird gezeigt, dass die geleistete Arbeit vom Weg unabhängig ist. r(t’) r(t’’) Abbildung 2: ~r(t0 ) = ~r(t00 ) 0 00 ~r(t ) = ~r(t ) ⇒ I F~ (~r)d~r = 0 Kraftfeld ist wirbelfrei, keine geschlossenen Feldlinien (Energieerhaltung). Wir wählen U (2) = 0 ⇒ ⇒ Z 1 2 C1 ···− Z 1 2 C2 ... = 0 ⇒ 6 Z Z 1 2 C1 ···+ 1 2 C1 ··· = Z 2 1 C2 Z ··· = 0 1 ... 2 C2 1 C1 C2 2 Abbildung 3: Benutzen wir 2 als Referenzpunkt, so folgt daraus, dass das Integral eine eindeutige Funktion des Ortes ist. Z r1 r2 R r1 r2 F~ (~r)d~r F~ (~r)dr = −U (~r1 ) ⇒ ~ (~r1 ) F~ (~r1 ) = −∇U (7) Für gewöhnlich nimmt man als Referenzpunkt ∞, dann ist U (∞) = 0, oder man wählt den Nullpunkt, dann ist U (0) = 0. U (~r) ist das Potential des Kraftfeldes F~ (~r). Existiert ein Potential, so nennt man das Kraftfeld konservativ ~ (~r) ⇔ F~ (r) F~ (~r) = −∇U ist konservativ Eindimensionales konservatives System: Aus dem Energiehaltungssatz folgt 1 E = const = mẋ2 + U (x) 2 Auflösen nach ẋ ergibt: h2 i1/2 dx = ẋ = (E − U (x)) dt m dx ⇔ dt = h i1/2 2 (E − U (x)) m 7 Integration ergibt: t − t0 = Z x x0 h2 m (E − U (x)) i−1/2 · dx (8) Aus t = f (x) folgt x = f −1 (t), die gesuchte Bahngleichung des Teilchens im Kraftfeld mit dem Potential U (x). Beispiel: Harmonischer Oszillator K,U m x Abbildung 4: U (x) = F = F = ⇒ U (x) = F (x) = 1 2 ax 2 −ax ∂ − U (x) ∂x 1 2 ax 2 −a · x Hooke’sches Gesetz 8 t − t0 = Z x x0 q dx 2 (E m − 1 ax2 ) 2 (9) p p Da m2 (E − 12 ax2 ) > 0 sein muss ⇒ − 2E/a < x < 2E/a. Dies nennt man die klassischen Umkehrpunkte. In diesenpUmkehrpunkten ist die Gep samtenergie potentiell U (+ 2E/a) = (1/2)a( 2E/a)2 = E. Sei zurzeit t = t0 , x = 0, so ergibt sich für (9): t − t0 = p ax 1 arc sin p m/2 p (1/2)a 2 1/2aE p p ⇒ x = 2E/a sin a/m(t − t0 ) p Kreisfrequenz ω (def) = a/m = 2πν Über die Bewegungsgleichung erhält man dasselbe Ergebnis: d mẋ = −ax (Lex secunda) dt a ⇒ ẍ + x = 0 m Dies ist eine Diffgleichung 2. Ordnung. Ansatz: x = A cos(ωt) + B sin(ωt) Mit den Anfangsbedingungen t = t0 ⇒ x0 = 0 ergibt sich x = 0 = A cos(ωt) − B sin(ωt) = C(− sin ωt0 cos ωt − cos ωt0 sin ωt) = C sin(ω(t − t0 )) Damit ergibt sich für die Diffgleichung: −ω 2 C sin ω(t − t0 ) + a C sin ω(t − t0 ) = 0 m p a = 0 ⇒ ω = a/m ⇒ −ω 2 + m 9 (10) Wir erhalten damit: x = C · sin hp i a/m(t − t0 ) C lässt sich durch Angabe der Energie berechnen: 1 1 mẋ2 + ax2 2 2 i 2 C2 h p m a/m cos2 ω(t − t0 ) + a sin2 ω(t − t0 ) = 2 p a 2 C ⇒ C = 2E/a = 2 E = Die Energie ist proportional zum Quadrat der Amplitude C. 1.2 Zentrales Kraftfeld 1 2 Abbildung 5: Definition der zentralen Wechselwirkung F~12 = f (~r1 , ~r2 )(~r1 − ~r2 ) F~21 = f (~r1~r2 )(~r2 − ~r1 ) Die Zentralkraft ist die Kraft, die stets in Richtung der Verbindung zweier wechselwirkender Teilchen wirkt. In einem zentralen Kraftfeld ist die auf ein Teilchen wirkende Kraft immer auf den gleichen Punkt gerichtet. 10 0 Abbildung 6: F~ (~r) = f (~r) · ~r Definition der Zentralkraft Theorem: Ein zentrales, konservatives Kraftfeld hängt in folgender Weise vom Abstand zum Ursprung ab. F~ (~r) = f (|~r|)~r (11) Beweis: Nach Voraussetzung gilt: ~ (~r) = f (~r)~r F~ (r) = −∇U | {z } | {z } konservativ zentral Zerlegung der Kraft und Umrechnung in Polarkoordinaten ergibt: ∂U (~r) = f (~r)x = f (~r)r sin θ cos φ ∂x ∂U (~r) = f (~r)y = f (~r)r sin θ cos φ Fy (~r) = − ∂y ∂U (~r) Fz (~r) = − = f (~r)z = f (~r)r cos θ ∂z Fx (~r) = − Zu zeigen ist U (~r) = U (|~r|), das heißt: ∂U (r) 6= 0; ∂r ∂U (r) = 0; ∂θ 11 ∂U (r) =0 ∂φ ∂U (~r) ∂x ∂U (~r) ∂y ∂U (~r) ∂z ∂U (~r) = + + · ∂r ∂x ∂r ∂y ∂r ∂z ∂r ∂U (~r) ∂U (~r) ∂U (~r) ∂U (~r) = sin θ cos φ + sin θ sin φ + cos θ ⇔ ∂r ∂x ∂y ∂z ∂U (~r) = −f (~r)r sin2 θ cos2 φ + sin2 θ sin2 φ + cos2 θ ∂r = −f (~r)~r (1) ∂U (~r) ∂x ∂U (~r) ∂y ∂U (~r) ∂z ∂U (~r) = + + ∂θ ∂x ∂θ ∂y ∂θ ∂z ∂θ ∂U (~r) ⇔ = (−)f (~r)r 2 cos θ cos2 φ sin θ + sin θ cos θ sin2 φ − sin θ cos θ ∂θ = (−)f (~r)r 2 cos θ sin θ(cos2 φ + sin2 φ) − cos θ sin θ = 0 (2) ∂U (~r) ∂U (~r) ∂x ∂U (~r) ∂y ∂U (~r) ∂z = + + ∂φ ∂x ∂φ ∂y ∂φ ∂z ∂φ ∂U (~r) = (−)f (~r)r 2 − sin2 θ cos φ sin φ + sin2 θ cos φ sin φ = 0 ⇔ ∂φ (3) U (~r) hängt also nur von |~r| ab, das heißt U (~r) ≡ U (r). Wählen wir den Referenzpunkt im Unendlichen, das heißt U (∞) = 0, so ergibt sich: U (r) = − Z r f (r)rdr q.e.d. ∞ Beispiel: Der harmonische isotrope Oszillator Proton-Elektron-Wechselwirkung: U (r)Coulomb = − e2 r Neutron-Neutron-Wechselwirkung (Yukawa Potential): U (r)n,n = −V e−r/µ ~ mit µ = = 1, 4f m r/µ mπ c 12 (12) U r Abbildung 7: U (r) = 1/2ar 2 Gravitationspotential: U (r)Sonne−Erde = −G mE · ms |~r − ~rs | Theorem: Die Bewegung eines Teilchens im zentralen Kraftfeld ist eben. Beweis: qualitativ v Abbildung 8: F~ ∝ ~r, da F~ (~r) = f (~r)~r da m~a = F~ (~r) = f (~r)~r, existiert keine senkrechte Beschleunigung zur Ebene (~r, ~v ). Beweis: exakt ~ r ) def ~r × p~ = (ypz − zpy , zpy − xpz , xpy − ypx ) J(~ ~˙ r ) = ~r˙ × m~r˙ + ~r × m~r¨ = 0 ⇒ J(~ | {z } | {z } 0 0 13 ~ zu ~r und J~ = const, ~ Der Drehimpuls ist eine Erhaltungsgröße. Da J⊥ ist ~r stets in der gleichen Ebene. j r(t’’) y r(t) r(t’) x Abbildung 9: Ebene Bewegung Teilchen in einem dreidimensionalen, konservativen und zentralen Kraftfeld: Nach der Lex secunda existieren drei Differentialgleichungen zweiter Ordnung. Die Lösung hat demnach sechs Integrationskonstanten, d.h.: folgende sechs Funktionen sind zu bestimmen: x (t), y (t), z (t), vx (t), vy (t), vz (t) Da das Kraftfeld konservativ und zentral ist, gilt a) Drehimpulserhaltung (zentrales Feld, drei Erhaltungsgrößen), d.h., die Bewegung ist eben. Dadurch reduzieren sich die unbekannten Funktionen auf 3. b) Energieerhaltung (konservatives Feld), dadurch reduziert sich das Problem auf die Lösung von zwei Differentialgleichungen, die aus den Bewegungsgleichungen gefunden werden müssen. Da die Bewegung eben ist, kann man die x,y-Ebene in die Bewegungsebene legen 14 ~ (r) m~r¨ = −∇U ∂U (r) ∂r ⇒ mẍ = − ∂r ∂x ∂U (r) ∂r mÿ = − ∂r ∂y y r φ x Abbildung 10: |r| = p x2 + y 2 ; ∂r ∂x = x r = cos φ; ∂r ∂y = x r = sin φ Damit ergibt sich für die beiden obigen Differentialgleichungen: mẍ = − ∂U (r) cos φ; ∂r mÿ = − ∂U (r) sin φ ∂r Wir wollen jedoch nicht die Bewegungsgleichungen, sondern die Erhaltungssätze benutzen: Da die Bewegungsebene (x,y-Ebene) durch ~r und p~ aufgespannt wird, hat J~ nur eine z-Komponente (J~ = ~r × p~). Wir können aufgrund der Erhaltungssätze schreiben: a) J = Jz = xmẏ − ymẋ 15 Z > J Y r p X Abbildung 11: b) 1 E = m(ẋ2 + ẏ 2 ) + U (r) 2 Umrechnung in Polarkoordinaten x = r · cos φ y = r · sin φ ẋ = ṙ cos φ − r φ̇ sin φ ẏ = ṙ sin φ + r φ̇ cos φ ergibt: a) Jz = m(r ṙ cos φ sin φ + r 2 φ̇ cos2 φ − r ṙ cos φ sin φ + r 2 φ̇ sin2 φ) Jz = mr 2 φ̇ (13) 16 b) 1 m(ṙ 2 cos2 φ − 2r ṙφ̇ cos φ sin φ + r 2 φ̇2 sin2 φ + 2 + ṙ 2 sin2 φ + 2r ṙφ̇ cos φ sin φ + r 2 φ̇2 cos2 φ) + U (r) 1 m(ṙ 2 + r 2 φ̇2 ) + U (r) E = 2 E = (14) Die Drehimpulserhaltung wird auch als Flächensatz bezeichnet. r (t+dt) rd φ r dφ r (t) r o Abbildung 12: dF = 12 r 2 dφ; dF dt = Ḟ = 21 r 2 φ̇ Ḟ = 21 r 2 φ̇ wird als Flächengeschwindigkeit definiert. Damit kann man Gl. (13) schreiben als J = Jz = 2mḞ . Aus der Drehimpulserhaltung folgt damit, dass die Flächengeschwindigkeit const. ist. Aus Gl. (13) und (14) eliminieren wir jetzt φ̇: E = 1 2 1 2 2 1 J2 mṙ + mr ϕ̇ + U (r) = mṙ 2 + + U (r) = 2 2 2 2mr 2 Trad + Trot + Pot. Energie (∗∗)(15) Die Zentrifugalkraft berechnet sich als FZen = − J2 (mr 2 φ̇)2 ∂ J2 = = ∂r 2mr 2 mr 3 mr 3 Mit V⊥ = r · φ̇ ergibt sich: FZen = mV⊥2 = mr φ̇2 = mrω 2 r 17 (16) Ueff =U(r)+Trot r Abbildung 13: Trot wird oft als zentrifugales Potential bezeichnet und der potentiellen Energie zugeschlagen. Uef f = U (r) + Trot wird als effektives Potential bezeichnet. Das Minimum von Uef f führt zu stabilen Bahnen. y v v r r Abbildung 14: 18 Formal ist (15) ein eindimensionales Problem, das sich wie die Gleichung (8) lösen lässt: ⇒ t − t0 Z rh Z r i−1/2 J2 2 E− − U (r) = dr = G(r)dr 2mr 2 r0 m r0 (17) Über den Drehimpulssatz wird t eliminiert: J = mr 2 φ̇ = mr 2 ⇒ dφ = dφ dt (18) J dt mr 2 Wir setzen Gleichung (17) in der Differentialform in Gleichung (18) ein und erhalten φ(r). Gl. (17) ⇒ dt = G(r)dr J G(r)dr ⇒ dφ = 2 Zmrr h i−1/2 J J2 − U (r) 2m E − ⇒ φ − φ0 = dr 2 2mr 2 r0 r Anwendung auf das Zweikörperproblem: 1. Sonne - Erde U (r) = −G mErms = − γr (G = 6.67 · 10−8 dyn cm2 g −2 ) 2. Elektron (Positron)-Proton (Coulomb Pot. im H-Atom) 2 U (r) = (±) er 3. Neutron-Neutron (Yukawa-Potential) −r/ν U (r) = −c e r/ν (Austausch von π-Mesonen) µ = m~π c = 1, 4f m = 1, 410−13 cm Bis jetzt können wir nur Einkörperprobleme lösen: Zur Lösung von Zweikörperproblemen führen wir die Schwerpunkt- und Relativkoordinaten, sowie die reduzierte Masse ein: ~ = def. mE ~rE + ms~rs R mE + m s (Schwerpunktkoordinate) 19 (19) rE−rs rE rs 0 Abbildung 15: ms~r¨s = F~SE ; mE ~r¨E = F~ES ~r = def. ~rE − ~rs (Relativkoordinate) mE · ms ≈ mE mE + m s (reduzierte Masse) µ= (20) (21) F~ES errechnet sich dann aus:: 1 ~ 1 ~ 1 1 ~ FES − FSE = + FES mE mS mE mS = ~r¨ ⇒ µ~r¨ = F~ES ~r¨ = ~r¨E − ~r¨S = mE + m S ~ · FES mE · mS Mit mE + mS = M erhält man die Beschleunigung des Schwerpunktes: ¨ ¨ ~¨ = M mE ~rE + mS ~rS = F~ES + F~SE = 0 MR mE + m S Das bedeutet: Der Schwerpunkt bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit entlang einer geraden Linie. Damit haben wir das Zweikörperproblem auf ein Einkörperproblem zurückgeführt. µ~r¨ = F~ (~r) 20 (22) Dies wenden wir nun auf das Kepler Problem an: Das Potential zwischen Erde und Sonne beträgt: U (r) = − γ r mit γ = GmE mS und ~r = ~rE − ~rS Für die Kraft F~ (r) gilt: ∂ γ ∂r ∂r ∂r γ ~ ~ , , F (r) = +∇ = r ∂r r ∂x ∂y ∂z p hierbei ist r = x2 + y 2 + z 2 und damit 2x x ∂r y ∂r z ∂r = p = ; = ; = ∂x r ∂y r ∂z r 2 x2 + y 2 + z 2 Damit ergibt sich für γ x y z γ ~r ~ F (r) = − 2 ; ; =− 2 r r r r r r Setzen wir nun U (r) = −γ/r in die Gleichung ein: φ − φ0 = Substituieren wir z = 1 r Z r r0 ⇒ dz = − r12 dr so folgt: φ − φ0 = −J φ − φ0 = − Es gilt: Z √ Jh J2 γ i−1/2 dr 2µ E − + r2 2µr 2 r Z Z 1/r 1/2r0 1/r 1/r0 h q 2µ E − dz 2µE J2 + i−1/2 J2 2 z +γ·z dz 2µ 2µγ z J2 − z2 dx +1 ax + b = √ arc sin √ + c für a < 0 −a C + 2bx + ax2 b2 − ac 2µE µγ C = 2 ; b = 2 ; a = −1 J J 21 Daraus erhält man: −z + µγ 1 J2 φ − φ0 = √ arc sin q +C µ2 γ 2 2µE 1 + J4 J2 C ziehen wir mit in die Anfangsbedingung hinein und erhalten φ − φ̃0 = arc sin q µγ J2 µ2 γ 2 J4 −z + 2µE J2 Damit erhalten wir für z(φ): z(φ) = − r µγ µ2 γ 2 2µE + 2 sin(φ − φ̃0 ) + 2 4 J J J Für φ̃0 schreiben wir: φ0 + π2 Hiermit erhalten wir später für den Kegelschnitt die Normalform. ⇒ sin(φ − φ̃0 ) = sin φ − φ0 − π = − cos(φ − φ0 ) 2 Weiterhin machen wir die Substitution z = r(φ) = q r(φ) = 1 r rückgängig und erhalten: 1 µ2 γ 2 J4 + 2µE J2 J2 µγ cos(φ − φ0 ) + µγ J2 mit α = def α cos(φ − φ0 ) + 1 Dies ist die Gleichung eines Kegelschnittes Diskussion des Resultates: r + r 0 = 2a ⇒ r 0 = 2a − r Nach dem cos-Satz gilt 22 s 1+ 2EJ 2 µγ 2 (23) y r ε. a r’ F’ b φ F x a Abbildung 16: Ellipse r 02 = r 2 + (2εa)2 − 2r2εa cos(π − φ) 4a2 − 4ar + r 2 = r 2 + 4ε2 a2 + 4rεa cos φ a(1 − ε2 ) a(1 − ε2 ) = r(1 − ε cos φ); r = 1 + ε cos φ 2 2 2 2 a = b +ε a ⇒ √ b = a 1 − ε2 r0 − r r − r0 r 02 4a2 ± 4ar + r 2 a(1 − ε2 ) = = = = = 2a (rechter Zweig) 2a (linker Zweig) 2 r + (2ε · a)2 − 2r2εa cos(π − φ) r 2 + 4ε2 a2 + 4εar cos φ r(∓1 + ε cos φ) a(1 − ε2 ) r = rechter Zweig (-); linker Zweig (+) (24) ∓1 + ε cos φ ε2 a2 = a 2 + b 2 ⇒ √ b = a ε2 − 1 Diskussion des Erde-Sonne-Problems: 23 y b r’ ε. a F’ r φ F a ε. a x Abbildung 17: Hyperbel mE · mS = mE mE + m S γ = GmE mS µ = Wegen mS >> mE liegt der Schwerpunkt des Systems beinahe im Sonnenmittelpunkt. ~r = ~rE − ~rS beschreibt die Bahn der Erde um die Sonne. Wir hatten die Erdbahn berechnet zu: r(φ) = J2 µγ 1 + α cos φ mit α= s 1+ 2EJ 2 µγ 2 Vergleich mit a(1 − ε2 ) r = ±1 + ε cos φ mit + 1; ε < 1 Ellipse mit ± 1; ε > 1 Hyperbel Man erkennt sofort α ≡ ε Aus dieser Gleichung lassen sich Rückschlüsse auf die Energie ziehen. 24 2EJ 2 −2EJ 2 >0⇒E<0 = µγ 2 µγ 2 2EJ 2 −2EJ 2 = <0⇒E>0 (1 − ε2 ) = 1 − 1 + µγ 2 µγ 2 (1 − ε2 ) = 1 − 1 + Ellipse: Hyperbel: (1) Ellipse ε < 1, E < 0: Berechnung der beiden Halbachsen: J2 J2 ⇒a= µγ (1 − ε2 )µγ γ GmE mS J2 =− =− a = − 2 2 µγ(2EJ /µγ 2E 2E s s s s 2 2 √ J J2 2EJ 2E = a · = a b = a 1 − ε2 = a − − µγ 2 γ µγ µγa a(1 − ε2 ) = Berechnung der Umlaufszeit τ τ = F πab = J/(2 · µ) Ḟ mit Ḟ = Flächengeschwindigkeit τ = (25) s J2 2ν πa · a · J µγa | {z } b ⇒ τ2 ⇒ τ2 = 4µπ 2 3 a γ 4µ2 2 4 J 2 = π a J2 µγa 3. Kepler’sches Gesetz (26) Kepler’sche Gesetze Die Masse fällt im dritten Kepler’schen GEsetz raus, da µ ≈ mE . 1. Die Planeten bewegen sich auf Ellipsen mit der Sonne im Brennpunkt (1609) 2. Der Leitstrahl überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Flächen (Drehimpulserhaltung) (1609) 25 3. Die Quadrate der Umlaufszeiten verhalten sich wie die Kuben der großen Halbachsen (1618) (2) Hyperbel: ε > 1; E > 0 Beispiele: Komet von außerhalb des Sonnensystems (rechter Zweig) Streuung von positiv geladenen Teilchen an Atomkernen (linker Zweig) Den zweiten Fall wollen wir näher untersuchen. Experiment von Geiger und Marsden: Geiger und Marsden schossen α-Teilchen (42 He2 − Kerne) auf eine so dünne Goldfolie, dass die Teilchen im Allgemeinen mit nur einem Goldatom wechselwirken konnten. α Präparat Goldfolie Photoplatte oder Zinksulfidschirm Abbildung 18: α ≡42 He2 Gold ≡ 197 79 Au118 Wir erhalten das Potential zwischen α-Teilchen und Au-Atom 2e · 79e Z1 Z2 e 2 = |~rα − ~rAu | r12 2 γ = −Z1 Z2 e ⇒ E > 0 ⇒ Bahnkurve ist Hyperbel U (r) = Da die Kraft abstoßend ist, müssen wir den linken Zweig (+) benutzen: 26 r= a(1 − ε2 ) 1 + ε cos φ y Φ F’ ρ s a Z2 F ε. a Z1 Abbildung 19: π−θ = θ = tg 2 θ = tg 2 θ tg = 2 wegen mα << 2β ⇒ θ = π − 2β π π a tg − β = −tg β − = ctgβ = 2 2 b 2EJ 2 −1/2 a −1/2 √ = ε2 − 1 = − 1 µγ 2 a ε2 − 1 m γ 2 1/2 mα · mAu α µ = 2EJ 2 mα + mAu mAu gilt: µ ' mα Die Energie berechnet sich zu: 1 E = mα v02 2 V0 = Geschwindigkeit vor dem Stoß 27 x Der Drehimpuls berechnet sich zu: J = |~r × p~| = r · p · sin α = p · s s = Stoßparameter Durch Einsetzen erhalten wir: tg θ 2 = f (s) = s mα γ 2 |γ| |γ| = = 2 2 2 4 2 1/2 2 mα v 0 p s (mα v0 s ) mα v02 s Kleine Streuwinkel Große Streuwinkel (27) große Stoßparameter s kleine Stoßparameter s dΘ Θ ds s x Au Abbildung 20: Die Wahrscheinlichkeit, den Ring zwischen s und s + ds und damit Winkel zwischen θ und θ + dθ zu treffen, ist proportional zur Fläche dσ = 2πsds. Aus Gleichung (27) folgt |γ| ds 1 dθ = − 2 2 2 2 cos θ/2 mv0 s (28) Einsetzen von ds in die Flächengleichung ergibt (“ - “ Zeichen entfällt, da Fläche positiv) 28 dσ = 2πsds = 2πs3 mv02 dθ 2|γ| cos2 θ/2 (29) Berechnung von s aus Gleichung (27) und einsetzen ergibt: dσ = Z Z e2 2 cos θ/2 π |γ|3 cos3 θ/2 1 2 dθ = π · dθ · · · 3 2 2 2 |γ| (mv0 ) sin θ/2 cos θ/2 (mv02 )2 sin3 θ/2 = π Z1 Z2 e 2 2 sin θ · dθ · 2 2 mv0 sin4 θ/2 (30) In Wirklichkeit hat man einen Strom von Teilchen j = Teilchen/(sec cm2 ) N (θ) = Teilchen/sec gestreut in ^ < θ Damit erhält man den Wirkungsquerschnitt N (θ + dθ) − N θ d0 = [cm2 ] dθ j·n n = Anzahl der Targetteilchen Diese Rutherford-Formel beschreibt das Experiment von Geiger und Marsden bis zu einem Stoßparameter von 10−12 cm. Darunter traten im Experiment Abweichungen auf. Daraus schloss Rutherford, dass die Masse des Atoms in einem positiven Kern von ≤ 10−12 cm konzentriert ist. 1.3 n wechselwirkende Teilchen Wir nehmen an, es wirke zwischen allen Teilchen eine zentrale konservative Kraft. Zentral: Konservativ: beides: F~ij (~ri , ~rj ) = f (~ri , ~rj )(~ri − ~rj ) ~ i Uij (~ri ; ~rj ) F~ij (~rij ) = −∇ ~ i Uij (rij ) F~ij (~rij ) = f (rij )(~ri − ~rj ) = −∇ mit: 29 do dΘ π π 2 Θ Abbildung 21: Der Rutherford’sche Wirkungsquerschnitt ist in der Quantenmechanik unverändert. 4 3 r32 2 1 Abbildung 22: q h ∂ ∂ xi − x j i 2 2 2 rij = (xi − xj ) + (yi − yj ) + (zi − zj ) = ∂xi ∂xi rij ∂ ~rij = − Uij (rij ) ∂rij rij Die Kraft, die total auf ein Teilchen i wirkt, berechnet sich als die Summe aller Einzelwechselwirkungen. 30 F~i = X F~ik = k(6=i) X k(6=i) ~ i Uik (rik ) −∇ Die Bewegungsgleichung heißt dann: mi~r¨i = F~i (r1 . . . ru ) 1≤i≤n Energiesatz: E =T +U = n X 1 j=1 2 mj ~r˙j2 + n X Ujk (rjk ) j<k j < k damit die potentielle Energie zwischen j-tem und k-tem Teilchen nicht doppelt gezählt wird. Der Ansatz für die potentielle Energie ist durch die Kraft gerechtfertigt, wie jetzt gezeigt wird: ~ F~i = −∇ X j<k ~i Ujk (rjk ) = −∇ ~i = −∇ X (i<)k X ~i Uik (rik ) − ∇ Uik (rik ) X Uji (rji ) j(<i) q.e.d. k(6=i) Die zeitliche Änderung der Energie = 0 ⇒ Energieerhaltung X X dE ~ j Ujk (rjk )~˙rj = Ė = mj ~r˙j ~r¨j + ∇ dt j j6=k X X ¨ ˙ = mj ~rj ~rj + −F~j ~r˙j j = X j da mj ~r¨j = F~j j (mj ~r¨j − F~j )~r˙j = 0 q.e.d. Impulserhaltung: 31 p~ = p~˙ = n X i=1 n X mi~r˙i mi~r¨i = i=1 n X i=1 F~i = − n X i6=j=1 ~ i Uij (rij ) ∇ 1 X ∂U ~r − ~r X ∂Uij ~ri − ~rj 1 X ∂Uij ~rj − ~ri ij i j = − =− + ; ∂rij rij 2 i6=j ∂rij rij 2 j6=i ∂rij rij i6=j=1 ∂Uij 1 · symmetrisch ist ∂rij rij 1 X ∂Uij ~ri − ~rj ~rj − ~ri + =0 p~˙ = − 2 i6=j ∂rij rij rij da q.e.d. Drehimpulserhaltung: J~ = X ~ri x~ pi = i X mi~ri x~r˙i i dJ~ X = mi~ri x~r¨i dt i =− da X i6=j =− ~r˙i x~r˙i = 0 ~ i Uij (rij ) ~ri x∇ X i6=j ~ri x ∂Uij ~rij ∂rij rij X ∂Uij ~ri − ~rj dJ~ =− ~ri x dt ∂rij rij i6=j X ∂Uij 1 = (~ri × ~rj ) = 0 ∂r ij rij i6=j ∂U (~r x~r ) ij i j da sich die in einer n × n Matrix darstellen lassen, die wegen ∂rij rij der Antisymmetrie des Vektorproduktes, anti-symmetrisch ist, und damit beim Aussummieren über alle Glieder (i 6= j) verschwindet. Virialsatz (bedeutsam für die Mechanik und Quantenmechanik): Definition des Virials: 32 X V (def) = i V = X i F~i · ~ri ; [V ] = [Arbeit] = [Energie] X d2 X 1 mi~ri2 − mi~r¨i~ri = 2 mi~r˙i2 dt 2 i i d2 X 1 mi ri2 − 2T V = 2 dt 2 i Wir bilden die zeitliche Mitteilung: 1 V̄ = lim∆t→∞ ∆t Z t+∆t t Z d2 X 1 mi ri2 dt − 2T̄ 2 dt 2 t i it+∆t 1 hd X − 2T̄ mi ri2 = lim∆t→∞ t ∆t dt i 1 V dt = lim∆t→∞ ∆t t+∆t Wenn wir annehmen, dass ~r und ~r˙ endlich bleiben, so geht der erste Term wegen ∆t → ∞ gegen 0. Somit ergibt sich der Virialsatz: 2T̄ − V̄ = 0 (31) Wir nehmen an, U (r) ist eine homogene Funktion des Grades g im konservativen Feld U (r1 , . . . rn ) = n X ci rig i=1 Daraus folgt ~ g= ∇r Das Virial ist dann ∂ ~ = ~r gr g−1 r g · ∇r ∂r r V = =− X i X i F~i (~r1 , . . . ~ri , . . . ~rn ) · ~ri ~ i U (~r1 , . . . ~ri , . . . ~rn ) = −gU (~r1 , . . . ~rn ) ~ri · ∇ 33 Aus dem Verialsatz folgt daher 2T̄ − g Ū = 0; 2E = 2T̄ + 2Ū 2E − (g + 2)Ū = 0 (2 + g)Ū = 2E, (g + 2)T̄ = gE Anwendungen: • Harmonischer Oszillator 1 U = ar 2 g≡2 2 V = F~ · ~r ⇒ V = −a~r2 = −2U Nach Virialsatz folgt: T̄ = Ū ; E = 2Ū = 2T̄ • Coulombfeld, Gravitationsfeld γ U =− ; r g ≡ −1 ⇒ V = γ r Nach Virialsatz folgt: E = −T̄ ; 1 T̄ = − Ū ; 2 34 1 E = Ū 2