NMB Nouveau Musée Bienne / Neues Museum Biel Faubourg du Lac 52 / Seevorstadt 52 Case postale / Postfach 2501 Biel / Bienne Pädagogisches Material Workshop „Was da kreucht und fleucht“ Aktionswochen 27.04.-12.06.2015 Léo-Paul Robert, Pyramideneule, 1903-1921, Aquarell, 12.5 x 15.3 cm Kunst- und Kulturvermittlung [email protected] Tel.: 032 322 24 64 INHALTSVERZEICHNIS Workshop „Was da kreucht und fleucht“ 3 Einführung 4 Ideen von Aktivitäten für den Unterricht 5 Liste der Raupen und Schmetterlinge in der Ausstellung 7 Biografien von Léo-Paul, Philippe und Paul-André Robert 16 Biografien von M.S. Bastian und Isabelle L. 18 2 Workshop « Was da kreucht und fleucht » Übersät mit Härchen und Stacheln, kriecht die schwarz-braune Raupe wackelnd vorwärts, um Johannisbeeren zu ergattern. Kaum vorstellbar, dass sie sich bald in einen leichten Schmetterling verwandeln wird, der auf der Suche nach Nektar in der Luft tanzt! Von diesen Insekten fasziniert haben die Maler Léo-Paul und Paul-André Robert sie in ihren Aquarellen ganz fein und sorgfältig dargestellt. Auf dem riesengrossen Bild Paradis mystérieux des Bieler Künstlerpaares M.S. Bastian & Isabelle L. feiern kuriose Raupen den Frühling in einem üppigen Wald. Nach der Betrachtung dieser Werke in der neuen Ausstellung Univers Robert, können die Schülerinnen und Schüler sogar lebende Raupen und/oder Schmetterlinge beobachten und selber einen Schmetterling in bunten Farben gestalten. 3 Einführung Es ist ein Universum im Kleinen, das Léo-Paul Robert und seine Söhne Philippe und PaulAndré Robert schufen. Im Wechsel der Jahreszeiten beobachteten und porträtierten sie deren jeweilige Boten mit wissenschaftlicher Akribie und künstlerischen Mitteln: Vögel und Raupen im Frühling, Blumen, Früchte und Schmetterlinge im Sommer oder Pilze und buntes Laub im Herbst. Einzig im Winter bleibt es ruhig, alles hüllt sich in einen Zustand des Wartens – nur die einheimischen Vögel trotzen der Kälte und dem Schnee. Anlass, das Naturuniversum der Malerfamilie Robert im Schauspiel der Jahreszeiten zu zeigen, ist der Bilderzyklus Paradis mystérieux des Bieler Künstlerpaars M.S. Bastian & Isabelle L. Sie schufen die Gemälde speziell für das NMB Neues Museum Biel in enger Auseinandersetzung mit dem naturkundlichen Werk der Malerfamilie Robert. Ihr Mikrokosmos ist nach wie vor eine reiche Inspirationsquelle für zeitgenössische Kunst. M.S. Bastian & Isabelle L., Paradis mystérieux | Frühling, 2013, Acryl auf Leinwand, 190 x 440 cm 3-teilig 4 Ideen von Aktivitäten für den Unterricht Um seine Klasse auf den Workshop vor- oder den Besuch nachzubereiten kann das Thema Schmetterling im Unterricht Natur-Mensch-Mitwelt behandelt werden. Dieser Themenbereich könnte auch in anderen Fächern wiederaufgenommen werden, zum Beispiel im Fach Sprache oder Mathematik, zum Beispiel anhang des Bilderbuches von Eric Carle Die kleine Raupe… ISBN: 9780241003008). Oder auch das Buch Eine kleine Raupe von Giorgio Vanetti könnte dafür spannend sein. (ISBN: 9783414100306) 5 Natur-Mensch-Mitwelt Im Rahmen des Workshops der Aktionswochen werden die Kinder die Gelegenheit haben, Raupen und Schmetterlinge in unterschiedlichen Stadien zu beobachten. Tatsächlich wird es im NMB lebhafte Insekten zu sehen geben. Aus Raupen Schmetterlinge aufzuziehen ist eine fesselnde Erfahrung für die Kinder: Wenn Sie über Zeit und über Raum dazu verfügen, zögern Sie nicht es zu machen und dazu eine Beobachtungstagebuch zu führen. Mathematik Mit den beiden vorgeschlagenen Bücher können einfache mathematische Kenntnisse entwickelt werde. Das Erste ist besonders geeignet, um zählen zu lernen, weil die Raupe erst ein Loch, dann zwei macht … Je nach SchülerInnen und Stufe kann man die Schwierigkeit anpassen und zum Beispiel in einer anderen Sprache zählen lernen. Deutsch Alle Ideen, die unter „Natur-Mensch-Mitwelt“ gennant sind, können auch im Fach Deutsch umgesetzt werden: Lektüre (Textverständnis), Vokabular, sogar Grammatik. 6 Raupen und Schmetterlinge in der Ausstellung Liste von Darstellungen nach Jahreszeit: 1. Frühling (grün) Raupen: - Ginster-Grünspanner Die Raupen überwintern und verpuppen sich im Juni. Sie ernähren sich von Ginsterpflanzen und schlüpfen dann als bläulich-grün bis hellgrau gefärbte Nachtfalter. - Möndchenflecken-Bindenspanner Die Raupe, ernährt sich u. a. von Blättern der Heidelbeere, Himbeere, Birke oder der Erdbeere, bevor sie erstmals im Mai als Nachfalter entschlüpft und künstliche Lichtquellen umschwirrt. - Pyramideneule Aus der moosgrünen Raupe verpuppt sich im Mai die braun-graue Pyramideneule. Der dreiecksförmige Höcker auf ihrem Hinterleib ist namensgebend. - Segelfalter Nach der zweiten Häutung sind die ursprünglich schwärzlichen Raupen grün mit gelben Streifen und besitzen eine hervorragende Tarnung. Von Anfang April bis Anfang Juni entpuppt sich aus ihnen einer der schönsten europäischen Tagfalter mit schwarzen Querstreifen auf einem hellen Untergrund. Schmetterlinge: - Gelber Fleckenspanner Die tagaktiven Falter fliegen von Ende April bis Anfang Juli, die Raupen für das nächste Jahr findet man von Juli bis in den September. - Grosser Fuchs Die ersten warmen Märzstrahlen wecken den Grossen Fuchs. Im Juni und Juli des Vorjahres geschlüpft, überwinterte er in Baumhöhlen oder Holzstapeln und ernährt sich nun vom Nektar der frischen Weidekätzchen. 7 8 Paul-André Robert, Grosser Fuchs, 1930-1934, Aquarell, 25.3 x 18 cm - Grosser Kohlweissling Bis zu 300 Eier legt das Weibchen auf die Blattunterseite von Kohlgewächsen. Die Raupen vertilgen grosse Mengen an Blättern, weshalb der Grosse Kohlweissling als Schädling gilt. - Waldbrettspiel Der in ganz Mitteleuropa und Nordafrika bis zu einer Höhe von 1.200 Metern vorkommende Falter schlüpft in zwei Generationen: Von Mitte April bis Anfang Juni und von Juli bis Mitte September. - Zitronenfalter Der Name bezieht sich auf die männlichen Falter, die zitronengelb leuchten; die Weibchen hingegen sind blass grünlich-weiss und können mit dem Grossen Kohlweissling verwechselt werden. 2. Sommer (orange) Raupen: - Brombeer-Blattspanner Die stachelige Brombeere gehört zur Familie der Rosengewächse. - C-Falter Diese dreifarbigen Raupen – schwarz, rehbraun und weiss – ernähren sich von den Blättern, auf denen sie geschlüpft sind. - Gelbspanner Die Raupe des Gelbspanners erkennt man an anhand des Fortsatzes auf dem Rücken. - Rollflügel-Holzeule Die Raupen der Rollflügel-Holzeule finden Zuflucht in Heidelbeersträuchern. Der Schmetterling fliegt in den Monaten August und September. - Roseneule Die Raupe der Roseneule tarnt sich vor Angreifern tagsüber reglos auf einem Himbeerblatt als Vogelkot. Léo-Paul Robert, C-Falter, 1900-1920, Aquarell, 12 x 15 cm 9 - Satellit-Eule Diese Raupen sind typische Mordraupen, die sich von Insekten ernähren und andere auch Raupen anfallen können. - Schattenbinden-Weissspanner Die Raupe des Schattenbinden-Weissspanners nährt sich unter anderem an Kirschbäumen in den Monaten Juni und Juli. Paul-André Robert, Der Distelfalter, 1930-1934, Aquarell, 15.1 x 12 cm 10 Schmetterlinge: - Distelfalter Die Distelfalter wandern pro Saison 15.000 Kilometer: von Skandinavien bis in ihr Winterquartier in Westafrika und wieder zurück. Richtung Norden benötigt die Art für diesen Weg bis zu vier Generationen, zurück nach Süden nur zwei. - Himmelblauer Bläuling Die männlichen Falter haben eine blau gefärbte Flügeloberseite, während die Weibchen eine braune Farbe haben. - Pyramideneule Die Pyramideneule lässt sich mit einer leicht vergorenen Mischung aus Honig und dunklem Bier ködern. 11 3. Herbst (rot) Raupen: - Buchen-Sichelflügler Diese monophagen Raupen fressen ausschliesslich Blätter der Rotbuche. - Espen-Zahnspinner Wegen ihres charakteristischen Höckers wird der Espen-Zahnspinner im französischen « Dromedar » genannt. - Perlglanzspanner Die halbwüchsige Raupe überwintert frei an Zweige angeschmiegt und ist Ende April oder im Mai ausgewachsen. - Wellenlinien-Rindenspanner Diese « Allesfresserraupe » frisst sich satt, bevor sie sich zum Überwintern in der Erde verpuppt. 12 13 Paul-André Robert, Noctuelle gamma, 1930, aquarelle, 15.1 x 12 cm Schmetterlinge: - Gammaeule Die Gamma-Eule ist ein ausgeprägter Wanderfalter, der jährlich zwei Mal die Alpen überquert. - Schneeweisser Kleinspanner Die Schmetterlinge, die aus dieser Raupe schlüpfen, fliegen nur von Mai bis Juni. Die Raupen selbst fressen je nach Jahreszeit unter anderem Waldmeister, Löwenzahn, Blaubeere oder im Herbst sogar totes Laub. 4. Winter (blau) Raupen: - 14 Achateule Die erste Generation der Achateule fliegt von Mai bis Juli. Sie schlüpfte aus den Raupen, die überwintert hatten. - Gammaeule Die Falter können, je nach Witterung, von Ende Februar bis Anfang Dezember auftreten. Die letzte Generation Raupen überwintert im Boden. Léo-Paul Robert, Die Achateule, 1900-1920, Aquarell, 12 x 15 cm Puppe: - Puppen des Brombeerzipfelfalters Im Herbst verpuppt sich die Raupe unter Verstecken wie Steinen, Blättern oder Moos. Hier überwintert sie und schlüpft ab April als Brombeerzipfelfalter. Schmetterlng: - C-Falter Diese Art überwintert als Falter. Auffällig ist seine weisse, C-ähnliche Zeichnung, die ihm seinen Namen gab. 15 Biografien von Léo-Paul, Philippe und Paul-André Robert Léo-Paul Robert (1851-1923) Seit seiner frühesten Kindheit an zeichnete und skizzierte Léo-Paul Tiere, die er zum Teil im Gutsbetrieb des Rieds sah. Vielleicht hat diese Freude an der Tierdarstellung dazu beigetragen, dass er 1873 den Auftrag des Lausanner Verlegers Lebet annahm, Tafeln mit Bildern nützlicher Vögel für Schüler zu entwerfen. Es galt, möglichst naturgetreue, leicht erkennbare Abbildungen der verschiedenen Arten zu schaffen. Es war der Anfang der für die Roberts so bedeutsamen Verbindung von Malerei mit naturkundlicher Arbeit. Seine Maxime war das Studium und die genaue Beobachtung der Natur, was ihm in Fachkreisen im In- und Ausland eine hohe Anerkennung einbrachte. Neben den naturkundlichen Vogeldarstellungen, die bis 1882 entstanden, malte er auch allegorische Landschaftsdarstellungen und grosse Wandmalereien. Nach den grossen Wandbildern im Treppenhaus des Musée d‘Art et d‘Histoire in Neuenburg (1886–1894) und im früheren Bundesgericht in Lausanne (1898– 1905) spürte er, trotz seiner Offenheit für Eindrücke anderer Kunst, die Entfernung von der neuen, modernen Kunstströmungen, denen er nicht mehr folgen wollte. Er zog sich immer mehr zurück und wandte sich, dem Studium von Raupen zu. Was er mit der Lupe betrachtete, begann er zu porträtieren. Durch die Zugabe der Nährpflanzen und der Andeutung von Jahreszeiten gestaltete er mehrere hundert Aquarelle in nuanciertem Kolorit und in Variation des gleichen Motivs. Im Alter, als die Stadt dem Ried näher rückte, erbaute sich Léo-Paul Robert im Jorat bei Orvin im Juratal ob Biel einen neuen Wohnsitz in freier Natur, den nach seinem Tod Paul-André übernahm. Philippe Robert (1881-1923) suchte und verwirklichte vom Jugendstil angeregte, kühne Wege der Gestaltung. Als leidenschaftlicher Blumenfreund und Botaniker illustrierte er auch. 1905, nach Abbruch seines Theologiestudiums, begann er sich dann ganz der Kunst zu widmen. Sein erster Auftrag waren die Pflanzenaquarelle für La flore alpine eine Zusammenarbeit mit dem Verleger und Botaniker Henri Correvon, die auf Vermittlung seines Vaters Léo-Paul Robert 1906 zustande kam. Neben den Arbeiten an La flore alpine und den erst 1989 publizierten Fleurs du Jura, beschäftigte er sich bis gegen 1911 mit dem Kunsthandwerk. Ende 1909 erschien im Selbstverlag unter dem Titel Feuilles d’automne. Anhand eines einzigen Pflanzenorgans, nämlich dem sterbenden Blatt, zeigte Philippe Robert verschiedene Anwendungsbereiche für kunsthandwerkliche Erzeugnisse auf. Nach 1909 beschäftige sich Philippe Robert – nach dem gescheiterten Versuch die Fleurs du Jura zu veröffentlichen – nicht mehr mit Pflanzenbüchern. Auch seine kunsthandwerklichen Bestrebungen traten in den Hintergrund, denn fortan gerieten vermehrt die Landschaftsmalerei und die religiöse Kunst in seinen Fokus, in die seine Kenntnisse der Botanik mit einflossen. 16 Paul-André Robert (1901–1977) wuchs in engster Verbindung mit dem Vater auf und war auch sein Mitarbeiter in der späteren Zeit der Raupenbilder. Obwohl er auch als Künstler tätig war, war er vor allem aber ein unermüdlicher Forscher und hervorragender botanischer und zoologischer Illustrator, der Genauigkeit mit feiner Empfindung verband, was ihm einen Ehrendoktor einbrachte. Schon mit 21 Jahren schuf er 1924–1925 die Bilder für J. Jaccottets Pilzbuch Les champignons dans la nature, das erste der zahlreichen Pflanzen- und Tierwerke, die er illustrierte. Bis zu seinem Tod schuf er Aquarelle für gegen 30 grössere und kleinere naturkundliche Werke, in denen er von Schmetterlingen, Raupen, einheimischen Pflanzen und Tieren bis hin zu tropischen Pflanzen und Fischen oder Vögeln, Flora und Fauna minutiös wissenschaftlich wiedergab. Von besonderer Bedeutung ist sein massgebliches Werk über die Larven der Libellen mit aussergewöhnlichen Illustrationen, das er als sein eigentliches Lebenswerk betrachtete. 17 Biografien von M.S. Bastian und Isabelle L. M.S. Bastian, 1963 geboren in Bern, aufgewachsen in Biel. Vorkurs und Fachklasse für Grafik, Schule für Gestaltung, Biel. Jahresaufenthalte in New York und Paris. Seit 1993 freischaffender Comics-Künstler. Lebt und arbeitet von 1997–2002 in Zürich. M.S. Bastian wurde mit mehreren Stipendien und Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem AnderfuhrenStipendium Biel, dem Louise-Aeschlimann-Stipendium des Kantons Bern, sowie zweimal dem Eidgenössischen Stipendium für Gestaltung. Isabelle L., 1967 geboren und aufgewachsen in Biel. Vorkurs und Fachklasse für Grafik, Schule für Gestaltung Biel. Grafikerin in diversen Werbeagenturen. Jahresaufenthalt in den USA, Los Angeles und Austin. Flight Attendant bei Swissair. Lebt und arbeitet von 1997–2002 in Zürich. Nach einer Weltreise 2003 Rückkehr nach Biel. Ab 2000 projektbezogene Zusammenarbeit, seit 2004 ständige Zusammenarbeit. Publizieren bei verschiedenen Verlagen in der Schweiz, Deutschland und Frankreich. Illustrationen und Comics in Magazinen und Zeitungen wie: NZZ Folio, WOZ – Wochenzeitung, (Zürich), Das Magazin des Tagesanzeigers, Süddeutsche Zeitung, GEO Wissen, Le Monde diplomatique, Du – Die Zeitschrift der Kultur, Strapazin, Stripburger (SL), Fantagraphics (USA), Rosetta (SG), Le dernier Cri (F). Ihre Werke sind in zahlreichen Sammlungen vertreten. Regelmässige Ausstellungen in Galerien, Museen und Kunstmessen in der Schweiz, Deutschland und Frankreich sowie an Comics-Festivals weltweit. 18