pressemitteilung - Universität Hohenheim

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19.04.2010
PRESSEMITTEILUNG
Forscher der Universität Hohenheim vermessen die
Vulkanaerosole über Stuttgart
PRESSEFOTOS unter www.uni-hohenheim.de
Großes Rätselraten herrscht über die Verteilung und die Wirkung der Vulkanaerosole, die
den Luftverkehr in Europa fast zum Erliegen bringen. Entgegen anders lautender
Meldungen gibt es aber eine Methode, die Licht ins Dunkel bringen kann: Mit moderner
Lasertechnik kann sehr genau die vertikale Verteilung der Aerosolpartikel vom Boden bis
in die Stratosphäre vermessen werden. Gestern Abend führten Hohenheimer Forscher
vom Institut für Physik und Meteorologie mit einem weltweit einzigartigen
Laserfernerkundungssystem die erste Messung über Stuttgart durch. Die Messergebnisse
zeigen, dass die Vulkan-Aerosole hauptsächlich zwischen 2-3 km über dem Boden zu
finden sind. Die Konzentration wird nun gemeinsam mit anderen Forschungsinstituten
bestimmt. So können den Entscheidungsträgern wertvolle Datensätze an die Hand
gegeben werden, um die Gefahr für die Flugsicherheit realistisch einzuschätzen.
Die Emission der Aerosole des Vulkans Eyjafjallajok hat den Luftverkehr in Europa nahezu zum
Erliegen gebracht. Vulkanasche kann die Triebwerke von Flugzeugen beschädigen und sogar zu
deren Ausfall bringen. Die Vorsichtsmassnahmen im Hinblick auf die Flugsicherheit beruhen auf
Vermutungen über die Konzentration und Verteilung der Vulkanasche. Diese Informationen
werden hauptsächlich aus Daten einer Computersimulation beim Volcanic Ash Advisory Centre in
London sowie aus Satellitendaten gewonnen. Da aber Satellitenmessungen auf „passiv“
gestreutem Sonnenlicht und auf Emissionen der Strahlung der Erde basieren, erlauben sie weder
genaue Messungen über die Vertikalverteilung von Aerosolpartikeln noch über deren
Konzentration.
Hier kommt nun eine innovative, lasergestützte Messtechnik ins Spiel, die als Lidar (Light
Detection and Ranging) bezeichnet wird. Im Gegensatz zu den Standardmethoden des Wetterund Klimamonitoring erlaubt sie horizontale und vertikale Messungen mit sehr großer Auflösung.
Das Lidar-System des Instituts für Physik und Meteorologie (IPM) der Universität Hohenheim ist
sogar in der Lage, räumliche Abtastungen durchzuführen, die Atmosphäre also nach
Aerosolpartikeln abzuscannen, und ist damit weltweit einzigartig.
„Wo die Standardmethoden der Wetterdienste an ihre Grenzen stoßen, ist die Wetterforschung
gefragt“, so Prof. Dr. Volker Wulfmeyer, Leiter des Instituts für Physik und Meteorologie der
Universität Hohenheim. „Verschiedene Forschungseinrichtungen in Deutschland verfügen über
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hochmoderne Lidar-Systeme, die selbst in klarer Luft Aerosole sichtbar machen können. In dieser
Krise können sie sich als besonders hilfreich erweisen, wenn sie ihre Messungen miteinander
koordinieren.“ Auf diesem Wege könne, so der Hohenheimer Atmosphärenforscher, den
Entscheidungsträgern ein aussagekräftiger Datensatz geliefert werden, um das
Gefährdungspotential der Vulkanaschewolke realistisch einschätzen zu können.
Die ersten Messungen geben nun folgendes Bild ab, dass sich natürlich nur auf den
Messstandort bei der Universität Hohenheim bezieht, wegen der unmittelbaren Nähe zum
Flughafen Stuttgart - ca. 3 km - aber hochinteressant ist: Die Vulkan-Aerosole sind hauptsächlich
zwischen 2-3 km über dem Boden zu finden sind. Die Konzentrationen überschreiten kaum die
Signale, die durch industrielle Emissionen oder den Verkehr auftreten. Von 3-8 km sind keine
signifikanten Aerosolmengen nachweisbar und eine Schicht von 8-9 km zeigte Zirruswolken, die
eventuell von Aerosolpartikeln beeinflusst sein könnten.
Heißt das nun, dass von einer großen Aschewolke über Stuttgart keine Rede sein kann, dass
also die Auswirkungen des Vulkanausbruchs zumindest für die Region Stuttgart überschätzt
wurden? „Eine solche Schlussfolgerung wäre voreilig“, warnt der Hohenheimer
Atmosphärenforscher. „Wenn die Messungen des DLR – Forschungsflugzeugs Falcon vorliegen,
mit denen wir unsere bodengestützte Messung zeitlich und räumlich koordiniert haben, wissen wir
schon mehr. Die Konsequenz aus unserem Datensatz für die Flugsicherheit können natürlich
nicht die Meteorologen allein ziehen, denn hier kommt es auf Expertenwissen aus der
Luftfahrttechnik an.“ Die in der Wolke gesammelten Daten werden so schnell wie möglich
ausgewertet und dem Deutschen Wetterdienst und der Flugsicherung für eine Beurteilung des
Flugverbots übermittelt. Der erste Eindruck nach der Hohenheimer Messung deutet jedoch auf
eine weniger dramatische Kontamination der Atmosphäre hin, als bisher befürchtet wurde.
Kontaktadresse (nicht zur Veröffentlichung):
Prof. Dr. Volker Wulfmeyer, Universität Hohenheim, Institut für Physik und Meteorolgie,
Tel.: 0711/ 459-22150, E-Mail: [email protected]
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