HOCHSCHULE FÜR TECHNIK UND WIRTSCHAFT DRESDEN (FH) University of Applied Sciences Fachbereich Elektrotechnik Praktikum Grundlagen der Elektrotechnik Versuch: Stellwiderstände Versuchsanleitung 0. Allgemeines Eine sinnvolle Teilnahme am Praktikum ist nur durch eine gute Vorbereitung auf dem jeweiligen Stoffgebiet möglich. Von den Teilnehmern wird daher eine intensive Beschäftigung mit der erforderlichen Theorie sowie mit der Aufgabenstellung bzw. ihrem Zweck vorausgesetzt. Es gelten die allgemeinen Verhaltensvorschriften der Hochschule, insbesondere die • Laborordnung des Fachbereiches Elektrotechnik und die • Arbeitsordnung für das Praktikum „Grundlagen der Elektrotechnik“. 02/2008 -1 - 1. Versuchsziel Kennen lernen der drei Grundschaltungen zum Einstellen von Strom und Spannung durch veränderliche Widerstände unter Anwendung der Zweipoltheorie als Berechnungsmethode. 2. 2.1. Grundlagen Anwendung von Stellwiderständen In elektrischen Schaltungen muss häufig die, einem Verbraucher zugeführte, Spannung oder Stromstärke veränderlich sein. Da meistens Spannungsquellen mit konstanter Spannung vorhanden sind, kann diese Aufgabe sehr leicht durch Einfügen zusätzlicher, veränderlicher Widerstände in den Stromkreis gelöst werden. Folgende Grundforderungen sind dabei meistens zu erfüllen: 1. Möglichst großer Einstellbereich, 2. geringe Verluste am Stellwiderstand, 3. linearer Verlauf der Kennlinie. Diese Forderungen widersprechen einander zum Teil, sie können nicht gleichzeitig maximal erfüllt werden. Es gibt daher für jeden Anwendungsfall eine optimale Schaltung und einen optimalen Bereich für die Bemessung des Stellwiderstandes. Zur theoretischen Untersuchung führt man die Schaltung zweckmäßigerweise nach der Zweipoltheorie auf den Grundstromkreis zurück. Die Kurven ⎛R ⎞ I =f⎜ a ⎟ Ik ⎝ Ri ⎠ und ⎛R ⎞ U =f⎜ a ⎟ Ul ⎝ Ri ⎠ charakterisieren sofort die erreichbaren Kennlinienverläufe der Stellwiderstände (s. Versuch „Grundstromkreis“). 2.2. Grundschaltungen mit veränderlichen Widerständen In den folgenden Ableitungen wird der abgegriffene Teil des Stellwiderstandes mit r, der gesamte Widerstand als R bezeichnet. -2- 2.2.1. Schaltung mit Vorwiderstand RV r Ri Riers Ra U RA Uq Uers I I Ersatzschaltung reale Schaltung Abb1: Schaltung mit Vorwiderstand Die Größen der Ersatzschaltung haben dabei die Werte: U ers =U q R iers = R a + R i RA = r (0 ≤ r ≤ R V ) Durch Einführen der Ersatzgrößen erhält man für den Strom I I= U ers R iers + R A mit I max = I kers = U ers R iers bei RA = 0. Für die normierte Darstellung ergibt sich daraus der bekannte Zusammenhang des Grundstromkreises (Abbildung 2) in der Form: I I max = 1 1 = R r 1+ A 1+ R iers Ri + Ra Aus Abbildung 2 ist ersichtlich, dass sich für RA > 8 Riers der Strom I nur noch unbedeutend ändert. Für eine optimale Einstellbarkeit gemäß der drei Grundforderungen wählt man daher zweckmäßigerweise den Stellwiderstand RV im Bereich R V = R A max = 5...8 ( R i + R a ) . -3- Wird für das Verhältnis RV der Parameter pV eingeführt, so legt pV den Ri + Ra Bereich fest, in dem der Strom I kontinuierlich eingestellt werden kann. Infolge der Proportionalität von Strom I und Spannung U am Widerstand Ra (Abbildung 1) ergibt sich für die normierte Spannung I wie für den Strom I max U der gleiche Verlauf U max . I I max 1 0,5 2 6 4 Abb. 2: Darstellung der Funktion RA R iers 8 I I max ⎛ R ⎞ =f⎜ A ⎟ ⎝ R iers ⎠ Nachteil der Schaltung: Eine kontinuierliche Einstellung des Stromes bis zum Wert I = 0 ist nicht möglich! 2.2.2. Schaltung mit Parallelwiderstand Ri Riers r Ra RP U RA Uers Uq I I Ersatzschaltung reale Schaltung Abb. 3: Schaltung mit Parallelwiderstand -4- Die Größen der Ersatzschaltung nehmen dabei folgende Werte an: U max = U ers = U q Ra Ri + Ra (bei r = RA → ∞) R iers = R i || R a (0 ≤ r ≤ R P ) RA = r Durch Einführen der Ersatzgrößen erhält man für die normierte Spannung U U max am Verbraucher Ra den vom Grundstromkreis bekannten Zusammenhang in der Form: U 1 1 = = U max 1 + R iers 1 + R i || R a RA r Aus der Darstellung der Kennlinie des Parallelwiderstandes ⎛ R ⎞ U =f⎜ A ⎟ U max ⎝ R iers ⎠ ist zu erkennen, dass sich die Spannung U für RA > 8 Riers nur noch geringfügig ändert (Abbildung 4). U/Umax 1 0,5 2 4 Abb. 4: Darstellung der Funktion 6 RA/Riers 8 ⎛ R ⎞ U =f⎜ A ⎟ U max ⎝ R iers ⎠ -5- Eine optimale Einstellbarkeit gemäß der drei Grundforderungen erhält man für einen Stellwiderstand RP im Bereich R P = R A max = 5...8 ( R i || R a ) Das Verhältnis RP wird als Parameter pP der Schaltung definiert und R i || R a bedingt den Verlauf der Kennlinie. Die Spannung U am Verbraucher ist stets kleiner als Uers. Für den Stromverlauf ergeben sich prinzipiell die gleichen Kurven wie für die Spannung, da im Verbraucher Ra Strom und Spannung proportional sind. Nachteil der Schaltung: Die Spannungsquelle Uq muss bei r = 0 einen Kurzschluss aushalten. Daher ist die Schaltung in der Praxis wenig gebräuchlich. 2.2.3. Schaltung mit Spannungsteiler Ri Riers RT Ra r Uq U RA Uers I I Ersatzschaltung reale Schaltung Abb.5: Schaltung mit Spannungsteiler Für die Größen der Ersatzschaltung erhält man U ers = U q r RT + Ri R iers = r || ( R T − r + R i ) ( 0 ≤ r ≤ R T ) RA = Ra Die Schaltung kann also nur auf einen solchen Grundstromkreis zurückgeführt werden, bei dem sich sowohl Uers als auch Riers mit r ändern. Die Kennlinie -6- U = f ( r ) entspricht deshalb nicht mehr dem Spannungsverlauf am U max Grundstromkreis. Bei vernachlässigbar kleinem Ri erhält man für die Spannung am Verbraucher U = Uq r RA r RA ⋅ = Uq ⋅ R T R A + R iers R T R A + r || ( R T − r ) und durch Einsetzen der Beziehung r = RT die maximale Spannung Umax = Uq. Daraus ergibt sich die normierte Spannung am Verbraucher Ra U r RA r = ⋅ = ⋅ U max R T R A + R iers R T R a + r || ( R T − r ) . Wird eine lineare Kennlinie gefordert, so muss gelten U r = U max R T ; d. h. RA >>Riers. Unter Berücksichtigung der Beziehung Ri << RT nimmt Riers seinen Maximalwert an bei r = R iers max = RT 4 RT und erreicht dabei den Wert 2 . Für lineare Einstellung gilt damit R A RT . Infolgedessen muss bei gegebenem 4 Verbraucher Ra ein sehr kleiner Stellwiderstand RT gewählt werden, wodurch sich die Leistungsverhältnisse ungünstig gestalten (Grundforderung 2). Man bezeichnet das Verhältnis RT Ra Kompromisslösung pT = RT = 5...8 Ra -7- als Parameter pT und wählt als 2.3. Feineinstellung Bei großem Stellbereich des Widerstandes ist oft die zu einer kleinen Widerstandsänderung Δ r gehörende Änderung der Betriebsgröße Δ U bzw. Δ I so groß, dass gegebene Werte der Spannung U oder des Stromes I nicht mehr mit der gewünschten Genauigkeit eingestellt werden können. In diesem Fall schaltet man einen zweiten Widerstand RF mit kleinem Stellbereich zur Feineinstellung ein. Für Schaltungen nach 2.2.1. und 2.2.2. kann der Widerstand RF zur Feineinstellung entweder in Reihe oder parallel zum Grobstellwiderstand R geschaltet werden. Bei der Parallelschaltung wird zweckmäßigerweise dem Feinwiderstand RF ein Festwiderstand R0 zur Strombegrenzung vorgeschaltet. Für die Schaltung in 2.2.3. wird eine Feineinstellung durch Kettenschaltung mehrerer Spannungsteiler erzielt (Abbildung 6). R RF Reihenschaltung (RF << R) RF R r R R0 R0 RF Kettenschaltung (RF >> R) Parallelschaltung (RF >> R) Abb. 6: Prinzipschaltungen zur Feineinstellung -8- 3. Vorbereitungsaufgaben 3.1. Stellen Sie Gleichungen der folgenden Funktionen für die Kennlinien der Stellwiderstände auf und zeichnen Sie die Kurven maßstabsgerecht. 3.1.1. I I max ⎛ r ⎞ =f⎜ ⎟ ⎝ RV ⎠ mit pV = 5 3.1.2. ⎛ r ⎞ U =f⎜ ⎟ U max ⎝ RP ⎠ mit pP = 5 3.1.3. ⎛ r ⎞ U =f⎜ ⎟ U max ⎝ RT ⎠ mit pT = 5 3.2. Berechnen Sie die Verlustleistung PV im Stellwiderstand bezogen auf die in der Gesamtschaltung umgesetzte Leistung Pges für die drei Grundschaltungen als Funktion des bezogenen Stellwiderstandes r . R Berechnen Sie und stellen Sie maßstäblich dar: 3.2.1. ⎛ r ⎞ PV =f⎜ ⎟ Pges ⎝ RV ⎠ mit pV = 0,5; 5; 50 3.2.2. ⎛ r ⎞ PV =f⎜ ⎟ Pges ⎝ RP ⎠ mit pP = 0,5; 5; 50 3.2.3. ⎛ r ⎞ PV =f⎜ ⎟ Pges ⎝ RT ⎠ mit pT = 0,5; 5; 50 3.3. Eine Glühlampe 220V/100W soll in ihrer Helligkeit unter Berücksichtigung der drei Grundforderungen verändert werden. Schlagen Sie die optimale Schaltung vor (Skizze) und bestimmen Sie den optimalen Größenbereich sowie die Nennleistung des gewählten Stellwiderstandes! -9- 4. Messaufgaben 4.1. Schaltung mit Vorwiderstand 4.1.1. Messen Sie in Schaltung 4.1. die Stromstärke I in Abhängigkeit vom bezogenen Stellwiderstand I I max r bei drei Werten von Ra. Stellen Sie dar RV ⎛ r ⎞ =f⎜ ⎟ ! (Messung von Imax bei r = 0) R ⎝ V⎠ Berechnen Sie die Parameter p V = RV und kennzeichnen Sie damit Ri + Ra die aufgenommenen Kurven. 4.1.2. Ersetzen Sie in Schaltung 4.1. den Vorwiderstand RV durch die Reihenschaltung RV + RF. Messen Sie und stellen Sie dar I I max ⎛ r ⎞ =f⎜ ⎟ ⎝ RV ⎠ für beide Endlagen des Feinwiderstandes RF bei Ra2. Kennzeichnen Sie in Ihrem Diagramm den Feineinstellbereich! Hinweise: Messung von Imax bei RV + RF = 0 Kurve für RF = 0 aus Aufgabe 4.1.1. übernehmen. 4.1.3. Ersetzen Sie in Schaltung 4.1. den Vorwiderstand RV durch die Parallelschaltung RV||RF. Messen Sie und stellen Sie dar I I max ⎛ r ⎞ =f⎜ ⎟ ⎝ RV ⎠ für beide Endlagen des Feinwiderstandes RF bei Ra2. Kennzeichnen Sie in ihrem Diagramm den Feineinstellbereich. Geben Sie den möglichen Einstellbereich an, wenn dem Widerstand RF kein Festwiderstand R0 vorgeschaltet ist! Hinweise: Messung von Imax bei RV||RF = 0 Benutzen Sie beim Einfügen von RF in die Schaltung den vorgefertigten Aufbau mit eingebautem Festwiderstand R0. - 10 - 4.2 Schaltung mit Parallelwiderstand 4.2.1. Messen Sie in Schaltung 4.2. die Spannung U am Außenwiderstand Ra in Abhängigkeit vom bezogenen Stellwiderstand r bei drei verschiedenen RP Innenwiderständen Ri. Stellen Sie dar ⎛ r ⎞ U =f⎜ ⎟ ! (Messung von Umax bei r→∞, d.h. bei abgetrenntem RP!) U max ⎝ RP ⎠ RP und kennzeichnen Sie damit Berechnen Sie die Parameter p P = R i || R a die aufgenommenen Kurven. 4.2.2. Ersetzen Sie in Schaltung 4.2. den Parallelwiderstand RP durch die Reihenschaltung RP + RF. Messen Sie und stellen Sie dar ⎛ r ⎞ U =f⎜ ⎟ U max ⎝ RP ⎠ für beide Endlagen des Feinwiderstandes RF bei Ri2. Kennzeichen Sie in Ihrem Diagramm den Feineinstellbereich. Hinweise: Messung von Umax bei abgetrennten Stellwiderständen Kurve für RF = 0 aus Aufgabe 4.2.1. übernehmen. 4.2.3. Ersetzen Sie in Schaltung 4.2. den Parallelwiderstand RP durch die Parallelschaltung Rp||Rf. Messen Sie und stellen Sie dar ⎛ r ⎞ U =f⎜ ⎟ U max ⎝ RP ⎠ für beide Endlagen des Feinwiderstandes RF bei Ri2. Kennzeichnen Sie den Feineinstellbereich! Geben Sie den möglichen Einstellbereich an, wenn dem Widerstand RF kein Festwiderstand R0 vorgeschaltet ist! Hinweise: Messung von Umax bei abgetrennten Stellwiderständen Benutzen Sie beim Einfügen von RF in die Schaltung den vorgefertigten Aufbau mit eingebautem Festwiderstand R0. - 11 - 4.3. Schaltung mit Spannungsteiler Messen Sie in Schaltung 4.3. die abgegriffene Spannung U in Abhängigkeit vom bezogenen Stellwiderstand r bei drei verschiedenen RT Außenwiderständen Ra. Stellen Sie dar ⎛ r ⎞ U =f⎜ ⎟! U max ⎝ RT ⎠ (Messung von Umax bei r = RT) Berechnen Sie die Parameter pT = aufgenommenen Kurven. - 12 - RT und kennzeichnen Sie damit die Ra