Lungenzentrum Basel - Universitätsspital Basel

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Juni 2014
Lungenzentrum Basel
Kurze Wege, schnelle Diagnosen und individuelle Therapien bei
Lungenerkrankungen
Das Lungenzentrum am Universitätsspital Basel (USB) hat die Zusammenarbeit zwischen den diagnostischen,
medizinischen und chirurgischen Fachbereichen gebündelt. Vorteil: Menschen mit akuten sowie chronischen
Lungenerkrankungen erhalten eine optimale Betreuung.
Lungenhochdruck
» Seite 8
Lungeninfekte
» Seite 6
Asthma / COPD
» Seite 3
Atem- und
Schlafstörungen
» Seite 8
Interstitielle
Pneumopathie
Thoraxtrauma
» Seite 7
» Seite 8
Lungentumor
» Seite 5
Cystische
Fibrose
» Seite 7
Asthma/COPD
Lungentumor
Lungeninfekte
Zehn Prozent der
schweizer Bevölkerung leiden an COPD,
einer Erkrankung, bei
der die Lunge langsam
zerstört wird. Dank
der Forschung am
USB erhalten Patienten eine optimale
Versorgung. Lesen Sie
weiter auf » Seite 3.
Neue Methoden
er­möglichen eine
raschere und präzisere Diagnostik bei
Lungenkrebs. Dank
der interdisziplinäreren Zusammenarbeit
sowie der Teilnahme
an klinischen Studien
stehen die besten
Therapien zur Verfügung. Lesen Sie
weiter auf » Seite 5.
Schwindsucht oder
Lungentuberkulose
waren der Schrecken
von gestern. Welche Infekte plagen
uns heute? Und
warum eine rasche
Diagnose so wichtig
ist, lesen Sie weiter
auf » Seite 6.
Interstitielle
Pneumopathie
Cystische
Fibrose
Atem- und
Schlafstörungen
Lungenhochdruck
Wird das Lungengewebe
nach und nach in
Narbengewebe umgebaut, kann eine lebensbedrohliche Lungenfibrose
vorliegen. Hunderte
auslösende Faktoren
sind bekannt, bestimmte
Berufsgruppen sind
besonders gefährdet.
Lesen Sie weiter auf
» Seite 7.
Die häufigste genetische Erkrankung der in
der Schweiz geborenen
Kinder. Mittlerweile hat
die Lebenserwartung
deutlich zugenommen.
Wichtig ist der Übergang vom Kinder- zum
Erwachsenenspital.
Lesen Sie weiter auf
» Seite 7.
Wer im Bett schnarcht
kann tagsüber am Steuer
einschlafen. Wie tönt es
nachts in Ihrem Schlaf­
zim­mer? Was Sie für
Ihren Schlaf tun können
und dadurch wieder
dauerhaft fit werden,
lesen Sie auf » Seite 8.
Meist wird Lungenhochdruck zwei Jahre
zu spät diagnostiziert.
Lernen Sie hier die
Symptome kennen
und welche Diagnoseund Therapieoptionen
Ihnen die Profis vom
USB anbieten können.
Lesen Sie weiter auf
» Seite 8.
Thoraxtrauma
Wenn der Doktor
zum Feinmechaniker
wird: Mit geschicktem
Einsatz von Technik
sind Sie nach einem
Unfall mit gebrochenen Rippen rascher
gesund und schmerzfrei. Lesen Sie weiter
auf » Seite 8.
2 | Lungenzentrum Basel
Juni 2014
Liebe Leserin, Lieber Leser,
wir vom Lungenzentrum am Universitätsspital Basel freuen uns, Ihnen
mit der vorliegenden Publikation unser deutlich erweitertes Angebot
vorzustellen. Wir betreuen Patienten mit verschiedensten Lungenerkrankungen und setzen dabei auf den Vorteil, fachübergreifendes
Wissen interdisziplinär anzuwenden. Neu ist die noch tiefer gehende
Bündelung der Kompetenzen verschiedener Fachbereiche aus den
diagnostischen, medizinischen und chirurgischen Disziplinen. Dank
der engen Zusammenarbeit mit dem Kinderspital beider Basel können
Patienten in jedem Lebensalter bestens betreut und versorgt werden.
Egal, ob Sie als Notfall bei uns eingeliefert werden müssen, oder
über Ihren Hausarzt ambulant oder stationär zu uns kommen: Unsere
hochspezialisierten Ärzte und Ärztinnen, Pflegende und Labormitarbeitende arbeiten Hand in Hand und können dadurch schnellere und
korrektere Diagnosen stellen. Kurze Wege garantieren dabei innerhalb
des Spitals eine gute Kommunikation: Die Fachrichtungen Pneumologie, Radiologie, Thoraxchirurgie, Infektiologie, Pathologie, Onkologie,
Radioonkologie finden sich alle unter dem Dach des Lungenzentrums
zusammen mit den Spezialisten des Kinderspital beider Basel (UKBB)
Um Diagnostik und Therapiefindung zu beschleunigen, wurden die Lungenerkrankungen in acht Segmente aufgeteilt: Asthma/
COPD, Lungentumoren, Infekte, Cystische Fibrose, Trauma, Atem- und
Schlafstörungen, Interstitielle Pneumopathien und Lungenhochdruck.
Patientinnen und Patienten werden diesen Segmenten zugeteilt,
ihre individuellen Beschwerden, Krankheitsverläufe, Diagnosen und
Therapieoptionen von Fachärzten beurteilt und besprochen, über die
Grenzen der jeweiligen Fachdisziplinen hinaus – interdisziplinär eben.
Die Begutachtung findet auch an interdisziplinären Fallkonferenzen
statt, bei denen die Experten des Lungenzentrums ihr Wissen und ihre
langjährige Erfahrung einbringen. Die Betrachtung aus allen Blickwinkeln und durch Fachärzte mit unterschiedlichen Spezialgebieten
garantiert die bestmögliche Diagnosestellung und Therapieentscheidung für unsere Patienten. Grossen Wert legen wir auch auf die gute
Information der Patienten und auf die verbesserte Kommunikation
mit den Hausärzten.
Durch unsere Zugehörigkeit zum Universitätsspital Basel verfügen
wir stets über die neuesten diagnostischen Verfahren wie zum Beispiel
endobronchialer Ultraschall und elektromagnetische Navigation der
Lunge sowie modernste schonende OP-Techniken und Labore, in denen wir auch Grundlagenforschung betreiben. Durch die Initiierung
beziehungsweise die Teilnahme an internationalen klinischen Studien,
entwickeln wir aktiv medikamentöse Therapien der Zukunft mit.
Nebst der Organisation der Patientenfälle und deren individuellen
Betreuung, organisiert das Lungenzentrum auch Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen für Hausärzte, Fachspezialisten und Studenten.
So stellen wir eine frühzeitige, gesicherte und zukunftsfähige Versorgung von Menschen mit Lungenerkrankungen sicher.
Wir würden uns freuen, wenn wir mit der Lektüre dieser Publikation
Ihr Interesse geweckt haben
Herzlich, Ihr Leitungsgremium des Lungenzentrum Basel
Prof. Dr. Michael Tamm, Prof. Dr. Didier Lardinois, Prof. Dr. Alfred Zippelius, Prof. Dr. Lukas Bubendorf, Prof. Dr. Jürg Hammer, PD Dr. Maja Weisser, Prof. Dr. Jens Bremerich, Dr. Alexandros Papachristofilou, Hansruedi Stoll,
Pneumologie,
Thoraxchirurgie
Onkologie
Pathologie
Intensivmedizin,
Infektiologie
Radiologie
Radioonkologie
Onkologie Pflege
Leiter Lungenzentrum
Pneumologie UKBB
Fallkonferenzen
Schnell und kompetent zur
bestmöglichen Therapie
V. li. n. re.: Dr. Alexandros Papachristofilou, Prof. Lukas Bubendorf, Prof. Didier Lardinois, Prof. Alfred Zippelius, PD Dr. Maja Weisser,
Prof. Jens Bremerich, Prof. Michael Tamm, Hansruedi Stoll, Prof. Jürg Hammer
Wege ins Lungenzentrum
· Selbstzuweiser
· Hausärzte
·Fachärzte
· Kooperierende Spitäler
Atem- und Schlafstörungen
Lungeninfekte
Lungenzentrum
USB
Asthma / COPD
Diagnosestellung. Der Patient,
sein Hausarzt und der zuwei­
sende Arzt werden informiert
und erhalten eine Empfehlung
über weitere Schritte, die für
ihre Patienten sinnvoll sind.
Lungenhochdruck
Fall­­
kon­
ferenz
Cystische Fibrose
Trauma
Interstitielle Pneumopathien
Lungentumoren
· Partnerkliniken
Lungenzentrum USB
· Übrige Kliniken USB
· Notfallzentrum USB
Keine Erkrankung gleicht der anderen, jeder Patient reagiert individuell
darauf. Um dies zu berücksichtigen, werden im Gremium des Lungenzentrums am Universitätsspital Basel Diagnostiken und Therapien,
die für einen Patienten infrage kommen, an der interdisziplinären
Fallkonferenz diskutiert. Die Vorteile dieser Fallkonferenz liegen in der
Fachübergreifenden Betrachtung jedes einzelnen Falles und gewährleisten die optimale Versorgung des Patienten.
Während der interdisziplinären Fallkonferenz stellt der behandelnde Arzt den Fall seines Patienten vor, mit der Frage, wie dieser
zum Beispiel am besten weiter behandelt werden sollte. Bilder der
Lunge des Patienten werden begutachtet und in Zusammenschau
mit Ergebnissen der Pathologie, lungenfunktionellen Werten u.a.m.,
diskutiert das Gremium über die Möglichkeiten, die sich in diesem
speziellen Fall ergeben und spricht eine Empfehlung aus.
Der behandelnde Arzt des Patienten, der Patient selbst und sein
Hausarzt werden umgehend über das empfohlene Vorgehen informiert.
Nach eingehender Besprechung und Information des Patienten,
entscheidet er über das weitere Vorgehen. Die Wünsche und Bedürfnisse des Patienten stehen immer an erster Stelle.
Die Vorteile der interdisziplinären Fallkonferenzen liegen in der
fächerübergreifenden Betrachtung der Fälle, die ein aufeinander abgestimmtes Vorgehen ermöglichen. So wird zum Beispiel der Radioonkologe die Bestrahlung mit einer geplanten Chemotherapie abstimmen.
Für Patienten mit einem Lungeninfekt oder Thoraxtrauma ist eine
schnelle Entscheidung überlebenswichtig, In diesen Fällen wird das
IRR-Team (Interdisciplinary Rapid Response Unit) direkt am Bett des
Patienten zusammentreffen und das weitere Vorgehen entscheiden.
Therapieempfehlung wird
über mehrere Kliniken hinweg
koordiniert. Der Patient, sein
Hausarzt und der behandelnde
Arzt werden darüber und über
bereits gesetzte Termine für
den Patienten informiert.
Interdisziplinäre Fallkonferenzen am Lungenzentrum
Fachärzte aus Pneumologie, Thoraxchirurgie, Onkologie, Radio­
onkologie, Radiologie, Infektio­logie, Pathologie und anderen
Disziplinen beurteilen Patientenfälle anhand von Röntgenbildern,
Computertomografien, Laborwerten, Gewebeuntersuchungen
und der Einschätzung des behandelnden Arztes. Vorteile für den
Patienten sind sowohl die unterschiedlichen Gesichtspunkte,
unter denen seine Lungenkrankheit beurteilt wird, als auch die
Abstimmung der Therapien oder Diagnosemassnahmen unter
den Ärzten mit Expertise im Bereich Lungenerkrankungen.
Empfehlung der weiteren Dia­
gnosemassnahmen, die über
mehrere Kliniken hinweg koor­
diniert sind. Der Patient, sein
Hausarzt und der behandelnde
Arzt werden informiert.
Impressum – Sonderbeilage zum Lungenzentrum Basel, 31. 5. 2014
Lungenzentrum Basel
Konzept und Redaktion: Lungenzentrum Basel, Oscar Nyberg, Mike Paßmann,
Layout: Xmedia Solutions – Claudia Bachmann, Fotos: Foto Santos, Thinkstock
Druck: DZZ Druckzentrum Zürich, Erscheinung: Basler Zeitung
www.unispital-basel.ch/lungenzentrum
Tel +41 (061) 265 44 22
Fax +41 (061) 265 44 88
[email protected]
Juni 2014
Lungenzentrum Basel
COPD
COPD-Patientenerfahrung
Wenn die Lunge nicht
mehr kann
Lebensrettende OP
Rolf Moors (Name geändert) Lunge
hatte kaum noch Funktion, da entschied
er sich für eine Operation am USB. Seitdem geht es ihm deutlich besser.
Medikamente konnten Moor kaum mehr helfen. Alles sprach für eine Operation, bei der der
schlechteste Teil der Lunge entfernt wurde. Die
Voraussetzungen waren günstig: Betroffen waren
hauptsächlich die beiden oberen Lungenteile, die
Angefangen hat es beim Skifahren Ende der Achtunteren waren deutlich besser, wurden durch
ziger. Es war nur ein kleiner Anstieg, den Rolf
die schlechten oberen Teile jedoch zusammenMoor zu bewältigen hatte, als er bemerkte, dass
gedrückt.
ihm das Atmen schwerfiel. Ab da ging es über die
Die Operation dauerte eine Stunde mit der soJahre stetig bergab. Immer schwächer wurde seine
genannten „Schlüssellochmethode“. Dabei arbeiLunge, zum Schluss konnte er sich kaum noch die
teten die Lun­gen­chirurgen an jeder Seite über drei
Schuhe selbst binden.
kleine Schnitte, durch
die sie operierten. UnDoch erst 2007, mit
Lungenfunktion mehr als verdoppelt
61 Jahren, wurde bei
ter Videosicht konnten
dem langjährigen Raucher bei einem Lungenfunk­
sie die schlechten Teile entfernen. Hinterher waren
tionstest im Universitätsspital Basel eine COPD
nur noch ungefähr zwei Drittel der Lungen vordiagnostiziert. Da konnte Moor kaum noch eine
handen. Moor geht es heute, sieben Jahre nach der
Treppe steigen, keine 50 Meter weit gehen. Die
Operation, immer noch deutlich besser als davor.
Untersuchungen zeigten zusätzlich zum EmphySeine Lungenfunktion hat sich mehr als verdoppelt,
sem auch eine mit 80 Prozent extrem überblähte
und auch wenn sich an Steigungen die reduzierte
Lunge meldet, so kann er doch wieder Velo fahLunge. An Arbeit war nicht mehr zu denken. Ende
ren. Spitzensportler wird Moor nicht mehr: Doch
2007 wurde Moor invalid geschrieben – mit nicht
er lebt – und dank mehr Atem gar nicht schlecht.
einmal 62 Jahren.
Zehn Prozent der Bevölkerung leiden an einer Krankheit, bei
der die Lunge langsam aber sicher zerstört wird – COPD. In
der Symp­tomatik anfangs dem Asthma ähnlich, braucht es für
ihre Diagnose und Therapie die Zusammenarbeit von erfahrenen Spezialisten.
H
usten mit Auswurf, Atemnot bis zum fast völligen Verlust der körperlichen Leistungsfähigkeit: Die Symptome der chronisch obstruktiven
Lungenerkrankung (englisch abgekürzt als COPD)
sind wahrhaft quälend. Unbehandelt führt sie zum
Tod – und das immer häufiger. „Wir gehen davon
aus, dass COPD bis 2020 die fünfthäufigste Todesursache weltweit sein wird, 2030 bereits die vierthäufigste“, sagt Professorin Daiana Stolz, Leitende
Ärztin der Pneumologie am Universitätsspital Basel.
„In der Schweiz leiden 10 Prozent der Bevölkerung
daran – entsprechend häufig diagnostizieren wir
die Krankheit.“
Die Symptome werden vom Patienten in der
Frühphase häufig bagatellisiert, chronischer Husten wird als banaler Raucherhusten abgetan, die
Mühe sich anzustrengen dem Alter zugeschrieben
und man zieht in eine Wohnung, in ein Haus mit
Lift. Leider melden sich viele Patienten erst spät
beim Hausarzt. Bei der COPD kommt es ähnlich wie
beim Asthma zu einer entzündlichen Verengung der
Bronchien. Doch bei einer COPD passiert zusätzlich
eine fortschreitende und dauerhafte Zerstörung des
Lungengewebes, ein Lungenemphysem entwickelt
Bei den chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen
sich. Durch die Verengungen und die zerstörten Lun(Abk. COPD von engl. Chronic obstructive pulmonary
genteile kommt es zu Überblähungen von Teilen der
disease) behindert eine Einengung der Atemwege den
Lunge, was die ohnehin eingeschränkte Funktion
Luftstrom. Dies führt häufig zu Atemnot (Dyspnoe).
der Lunge weiter beeinträchtigt und zu Atemnot bei
geringster Anstrengung führt.
Stellen sich Patienten mit verdächtigen Sympgenvolumen-Reduktion werden zerstörte und aufgetomen vor, wird zunächst in einem ausführlichen
blähte Lungenanteile mittels Schlüssellochchirurgie
Gespräch die persönliche Vorgeschichte erhoben.
entfernt“, wie Prof. Didier Lardinois, Chefarzt der
Bei Patienten, die rauchen und keine Allergien
Thoraxchirurgie, erklärt. So bekommen die noch
haben, wird man eher auf eine COPD schliessen
funktionsfähigen Teile der Lunge mehr Platz im
als auf Asthma. Entscheidend ist der ausführliche
Brustkorb, können so ihrer Aufgabe besser nachLungenfunktionstest. Zum Standard gehört eine
kommen, die Atemmuskulatur funktioniert wieder
Röntgenaufnahme der Lunge, unter Umständen ist
besser und die Atemnot nimmt ab. Die OP wird
ein Computertomogramm sinnvoll. Manchmal ist
am Universitätsspital Basel (USB) seit Jahren per
auch eine Gewebeprobe nötig, um andere Krankschonende Schlüssellochtechnik durchgeführt und
heiten auszuschliessen. „Gerade bei Rauchern ist
das Lungenzentrum gilt als absolutes Referenzzenbei COPD das Risiko für
trum in der Behandlung
Lungenkrebs massiv erGerade im medikamentösen Bereich gibt von Patienten mit COPD.
höht, betonen Frau Prof.
„Eine solche Operation
es viele positive Entwicklungen
Daiana Stolz und Prof.
kann die LeistungsfähigDidier Lardinois und un­
keit und die Lebensquaterstreichen dabei, wie wichtig es ist, alle Diagnoslität der Patienten jahrelang verbessern“, betont
tikmöglichkeiten unter einem Dach versammelt
Lardinois. Voraussetzung für einen dauerhaften
zu haben.
Erfolg ist die lange Erfahrung der Spezialisten mit
der Krankheit und eine intensive Zusammenarbeit
Zur Diagnose gehört es, den individuellen
Schweregrad zu klären – davon hängt die Therapie
zwischen Pneumologen, Radiologen und Thoraxchiab. Die Bestimmung ist gar nicht so einfach, denn
rurgen – Interdisziplinariät eben. Das USB verfügt
selbst Patienten mit gleicher Lungenfunktion können
gemäss Prof. Michael Tamm, Chefarzt Pneumologie
in unterschiedlichen COPD-Stadien sein. Die richtige
auch über die schweizweit grösste Erfahrung mit
Therapie zu finden, erfordert also viel Erfahrung.
bronchoskopischer Lungenvolumen-Reduktion. DaHeilen kann man eine COPD nicht, einmal zerstörbei werden bei einer Lungenspiegelung in kurzem
tes Lungengewebe bleibt verloren. Doch vielfach
Schlaf ohne Narkose, kleine Ventile in die Bronchien
können die Symptome gelindert werden. Gerade
eingelegt, um die überblähten Lungenanteile zu
im medikamentösen Bereich gibt es viele positive
„entlüften“ Je nach Fall kommt auch die Einlage
Entwicklungen. Da die COPD eine sehr häufige
von „Coils“ infrage. Die bronchoskopische Einlage
Krankheit ist, ist die Zusammenarbeit mit Hausärzsolcher Nitinolspiralen in die Lunge führt zu einem
ten und Fachspezialisten in der Praxis sehr wichtig.
Schrumpfungsrozess der überblähten Lungenteile.
Das universitäre Lungenzentrum gibt sozusagen
Bei jüngeren Patienten mit schwerst fortgeschrittedie Richtung der Behandlung vor und der Hausarzt
ner COPD muss auch an eine Lungentransplantation
betreut den Patienten kontinuierlich in seiner Praxis.
gedacht werden. Um für den individuellen Patienten
Im Lungenzentrum kann auch abgeschätzt
die optimale Behandlungsoption zu finden ist die
interdisziplinäre Beurteilung äusserst wichtig, wie
werden, ob eine Lungenvolumen-Reduktion erdie Spezialisten des Lungenzentrums betonen.
folgsversprechend ist. „Bei der chirurgischen LunIn letzter Zeit wurden grosse Fortschritte bei
der Erforschung der Ursachen einer COPD gemacht
– unter anderem durch Forschung am USB. Auch
wenn längst noch nicht alle Vorgänge verstanden
sind – klar ist, dass Tabakrauch mit Abstand der
häufigste Auslöser ist. In 90 bis 95 Prozent der Fälle
gilt Rauchen als Verursacher des Übels. Wer sich
also schützen will, sollte schleunigst damit aufhören
und nicht Vergessen: Bewegung und körperliches
Training sind in jedem Stadium der COPD hilfreich.
Weitere Informationen:
www.lungenliga.ch
Rauchstopp – jetzt!: [email protected]
Röntgenbild einer Lunge nach bronchoskopischer
Einlage von 20 Coils (Nitinolspirale) zur Lungen­
volumenreduktion bei COPD
|3
COPD-Forschung am USB
Theorie und Praxis unter
einem Dach
Als universitäre Einrichtung ist das USB auch bedeutende
Forschungsstätte. Untersucht wird unter anderem, wie medikamentöse Therapien verbessert werden können.
G
eht es um die Prognose und medikamentöse Theweit realistischer erforscht werden als an Versuchsrapie der COPD, läuft in der Medizin aktuell noch
tieren mit ihrem nichtmenschlichen Metabolismus.
viel Forschungsarbeit. Auch das Universitätsspital
Entsprechend der Verbindung aus Theorie
Basel (USB) leistet dabei als universitäre Einrichtung
und Klinik sind viele Ärzte des USBs auch auf der
ihren Beitrag. „Wir haben durch Studien, die EinbinForschungsebene aktiv. Das USB kooperiert ausdung in internationale
serdem mit zahlreichen
Forschungsnetze und die
Kliniken und Instituten
im In- und Ausland. Dapersonelle Expertise vor
Patienten profitieren
Ort einen massgeblichen
bei geht es neben dem
von den Ergebnissen der klinischen
Anteil an der EntwickAustausch von theoretiForschung.
lung und Überprüfung
schen Forschungsergebneuer Therapieansätze“,
nissen zum Beispiel auch
sagt Professorin Daiana Stolz, Leitende Ärztin der
um die Koordinierung von klinischen Studien. Für
Pneumologie. Stolz selbst hält nebst einer Forein vom Nationalfonds gefördertes Projekt etwa
schungsprofessur des schweizerischen Nationalfonds
wurden rund 450 COPD-Patienten untersucht. Und
unter anderem einen Mastertitel von der Harvard
zwar sehr erfolgreich: Unter der Ägide der Basler
School of Public Health und ist Mitglied im Vorstand
wurden neue Biomarker für COPD gefunden. In
der Schweizerischen Gesellschaft für Pneumologie.
Zukunft werden sie helfen, den Behandlungserfolg
So hat man am USB beispielsweise untersucht,
besser abschätzen zu können, somit noch bessere
Therapiemöglichkeiten ermöglichen – und den Pawelche Faktoren die Prognose, der gefürchteten
tienten eine höhere Lebensqualität verschaffen.
Exazerbationen (Zunahme von Atemnot und Husten)
und einen Sauerstoffmangel bei COPD voraussagen lassen. In einer grossen klinischen Studie wird
untersucht, welche Medikamentenkombination
bezüglich Wirkung und Nebenwirkung optimal ist
und welche Rolle Bakterien und Virusinfekte spielen. Dafür werden modernste molekularbiologische
Methoden eingesetzt. Wichtig ist bei der COPD nicht
nur die Lunge selbst, sondern auch die begleitende
Schädigung anderer Organe. Zur Erfassung solcher
Frühschädigungen werden nichtinvasive, neue klinische Tests angewendet.
Die medikamentöse Therapie setzt in der Hauptsache auf Mittel, die die Bronchien erweitern und
so deren Aufnahme- und Weitergabefähigkeit für
Sauerstoff erhöhen, und auf entzündungshemmende
Substanzen. Sie werden inhaliert und wirken dann
vor Ort oder sie entfalten als Medikamente zum Einnehmen im gesamten Körper ihre Wirkung. Zudem
braucht es die Behandlung von Folgesymptomen wie
etwa Bluthochdruck im Lungenkreislauf, ausgelöst
durch die verengten Lungenteile, bis hin zu Depressionen, mit denen die Krankheit oft einhergeht.
„Entscheidend für die Einschätzung einer medikamentösen Therapie ist die Übertragung aus dem
Labor in die Praxis, also in die Klinik“, betont Stolz.
„Dafür hat es am USB eine sehr gute Struktur: Wir
haben hier zum einen natürlich die Patienten selbst,
zum anderen Forschungslabore auf internationalem
Spitzenniveau.“ Das erleichtert unter anderem die
Arbeit mit „Humanmaterial“, also Gewebeproben,
die von erkrankten Menschen stammen. Die WirProfessorin Dr. Daiana Stolz,
kung von neuen Substanzen kann an solchen Zellen
Leitende Ärztin der Pneumologie
4 | Lungenzentrum Basel
Juni 2014
Asthma bei Kindern
Zum Glück gut behandelbar
Asthmaanfälle bei Kindern können lebensbedrohlich sein.
Das Universitäts-Kinderspital beider Basel sorgt mit kindgerechten Methoden für eine frühe Diagnostizierung –
Grundlage für eine erfolgreiche Behandlung.
A
Prof. Urs Frey, Direktor UKBB und Pneumologe UKBB
sthma ist die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern. Und die Zahl der Fälle steigt:
„Asthma hat in den letzten 30 Jahren gerade bei
Kindern deutlich zugenommen“, sagt Professor
Urs Frey, Pneumologe und ärztlicher Direktor des
Universitäts-Kinderspitals beider Basel (UKBB). Noch
vor 30 Jahren litten um die fünf Prozent aller Kinder
an der Atemwegserkrankung, heute liegt dieser Wert
bei 8–10 Prozent. „Das hat viel mit Umwelteinflüssen
zu tun, schlechtere Luft etwa, aber auch mit unserem
Lebensstil“, erläutert Frey. Asthma gehe oft mit
Allergien einher und es gebe Hinweise darauf, dass
übertriebene Hygiene, aber auch unsere Ernährung,
das Entstehen von Allergien fördern.
Im Prinzip handelt es sich bei Asthma um eine
entzündliche Erkrankung der Atemwege, geprägt
von einer Überempfindlichkeit der Bronchien. Unter bestimmten Umständen – etwa bei physischer
Reizung durch Pollen, Zigarettenrauch, Luftschadstoffen, aber auch nach körperlicher Anstrengung –
kommt es zu einer Art Überreaktion in der Lunge.
Die Bronchien verengen sich und es wird vermehrt
Schleim produziert. Es kommt zu heftigen Hustenattacken und bisweilen zu extremer Atemnot. Auch
psychischer Stress kann solche Anfälle auslösen.
Gerade für Kinder sind solche Episoden sehr
beeinträchtigend. Hinzu kommt die reale Lebensgefahr. Zum Glück ist Asthma mittlerweile gut behandelbar. Im UKBB konzentriert man sich unter
anderem auf die Früherkennung der Krankheit. „Je
früher die Diagnose gestellt wird und das Asthma
medikamentös behandelt wird, desto geringer ist
die Gefahr, dass die Sache chronisch wird“, betont
Frey. Dafür werden am UKBB schon bei Säuglingen
Atemfunktionstests durchgeführt, die ganz auf die
Kleinen Rücksicht nehmen. Spezielle Schlafmasken
etwa messen das Lungenvolumen im natürlichen
Schlaf. Sie sind Grundlage für neuartige Therapieansätze, an denen die Ärzte um Frey
auch in internationalen Netz­
werken mitwirken. Das
Basler Team ist weltweit
führend bei neuen Methoden zur Analyse
und Durchführung von
Lungen­f unktionen
beim Kleinkind. Sind
die Patienten sprichwörtlich ihren Kinderschuhen entwachsen,
werden sie vom UKBB
an das Universitätsspital
Basel übergeben.
Durch den regen
med i z i n i sc hen
Austausch zwischen den beiden
Spitälern werden
die Patienten weiterhin optimal betreut.
Weiterbildung
Asthma und COPD
Update Asthma
und COPD
Donnerstag, 20. November 2014
Asthma und COPD sind häufige Erkrankungen.
Die Zusammenarbeit von Fachspezialisten mit
den Hausärzten ist von grosser Wichtigkeit
und kommt den Patienten zugute. In Zeiten
des Internets werden wir von Informationen
überschwemmt. Doch welche Diagnostik oder
Therapie ist für welchen Patienten sinnvoll?
Fachspezialisten berichten:
Asthma / COPD
25 Jahre Zellkulturen der
menschlichen Lunge
Seit 25 Jahren kultiviert das Lungenforschungsteam am Universitätsspital Basel Zellen aus der menschlichen Lunge. Als
weltweit erstem Team gelang es ihnen, im Reagenzglas bronchiale glatte Muskelzellen von Asthmapatienten zu kultivieren.
17.10–17.35
Prof. Daiana Stolz,
Leitende Ärztin Pneumologie USB
Für welchen COPDPatienten welche medi­
kamentöse Therapie?
17.35–18.00 Dr. Peter Grendelmeier,
Oberarzt Pneumologie USB
Lungenvolumenreduktion:
Wer ist dafür geeignet?
Apéro
Leiden Sie an Asthma oder COPD? Oder möchten
Sie es genauer wissen? – Testen Sie gratis Ihre
Lungenfunktion am 25. September 2014 in der
Pneumologie am USB.
D
25. September 2014,
von 8.00 bis 20.00 Uhr
15.50–16.15 Prof. Michael Tamm,
Chefarzt Pneumologie USB
Therapieresistentes Asthma:
selten, aber wie weiter?
Prof. Marc Miravitlles, Barcelona
Wie kann man Asthma und
COPD klinisch unterscheiden?
Jeder kann seine Lungen­
funktion gratis testen
Prof. Michael Roth, Forschungsgruppenleiter am USB. Im Hintergrund: Mit Fluoreszenz gefärbte bronchiale glatte
Muskelzellen von Asthmatikern, bronchoskopisch gewonnen und kultiviert im Reagenzglas
15.25–15.50 Prof. Jürg Hammer,
Leiter Intensivmedizin
und Pneumologie UKBB
Atemnot beim Jugend­
lichen: was abklären?
16.45–17.10
Tag der
Spirometrie
für Interessierte
Im September ist europaweit der Monat der
Spirometrie. Lungenfachärzte, die in der European Respiratory Society (ERS) zusammengeschlossen sind, möchten die Durchführung
von Lungenfunktionstests in der Bevölkerung
fördern. Daiana Stolz, Leitende Ärztin der Pneumologie am Universitätsspital Basel, Schweizer
Delegierte der Pneumologischen Fachgesellschaft im ERS und Präsidentin der europäischen
Fachkommission zur Akkreditierung von pneumologischen Zentren der Exzellenz, propagiert
die verbesserte Diagnostik. Die Lungenfunktion
hilft, die klinische Verdachtsdiagnose eines
Asthma oder einer COPD zu erhärten respektive
sie auszuschliessen: „Sie kaufen auch kein Auto,
wenn Sie es nur von aussen gesehen haben und
nicht damit gefahren sind. Wichtig: Die Untersuchung ist einfach und völlig schmerzfrei“, so
Professor Stolz.
15.00–15.25 Prof. Urs Frey, Direktor
UKBB und Pneumologe
Wheezing beim Kleinkind.
Viraler Infekt oder
doch Asthma?
16.15–16.45 Kaffeepause
Asthma / COPD
as Forschungsteam der Pneumologie des Universitätsspital Basel (USB) feierte am 18. März
2014 „25 Jahre Forschung mit menschlichen Zellkulturen“. Forschungsgruppenleiter am USB, Prof.
Michael Roth, berichtete in seiner Einführung im
Hotel Drei Könige vor eingeladenen Gästen über
die Anfänge, die erreichten Resultate und die zukünftige Entwicklung. „Bereits Anfang der 90er
Jahre verzichteten wir auf jegliche Tierversuche und
gewannen Lungenzellen aus Gewebe, das anlässlich
von Lungenoperationen entnommen wurde. Damit
können wir die Wirkung von neuen Medikamenten
ohne Tierversuche testen. In der Folge gelang es
uns, mit den aus Lungenspiegelungen gewonnenen
Biopsiestücken Zellkulturen anzulegen“
Die Basler Forscher waren weltweit die Ersten,
die in Zusammenarbeit mit Forschern der Universität
Sydney, Australien, bronchiale glatte Muskelzellen
von Asthmatikern gewinnen konnten. Prof. Judith
Black, Universität Sydney, führte aus, wie der Mechanismus des abnormen Muskelzellwachstums
bei Asthmatikern geklärt werden konnte. „This
was a major international breakthrough in asthma
research. Thanks to the collaboration with the two
Michaels“ – und verwies mit einem Augenzwinkern
auf Michael Roth und Michael Tamm.
Gäbe es in der Lungenforschung wie im Tennis
eine ATP-Liste, Prof. Peter Barnes, London, wäre
die Nummer 1. Er gab einen Rück- und Ausblick auf
die Asthmatherapie und lobte die Erkenntnisse des
Basler Forschungsteams, das erstmals auf molekularbiologischer Ebene zeigen konnte, wie Bronchien
erweiternde Medikamente und inhaliertes Kortison
synergistisch wirken. Prof. Michael Tamm, Chefarzt Pneumologie, betonte: „Die Zusammenarbeit
zwischen Klinik und Grundlagenforschung war uns
schon vor 20 Jahren wichtig. Heute würde sie mit dem
Modewort translationale Forschung umschrieben.“
Tag der Spirometrie
zur Lungenfunktionsmessung
Klinikum 2, Petersgraben 4,
1. Stock Lungenfunktion
Keine Anmeldung erforderlich,
kommen Sie einfach vorbei!
Juni 2014 Lungenzentrum Basel
|5
Lungenkrebs-Diagnostik
Mit neuen Methoden zu rascher und präziserer
Diagnostik bei Lungenkrebs
Husten, Gewichtsverlust oder Blut im Auswurf – vor allem bei langjährigen Rauchern können das Hinweise auf Lungenkrebs
sein. Doch wie wird die Diagnose gestellt?
L
ungenkrebs kann viele verschiedene Symptome
mit sich bringen, die leider nicht eindeutig sind.
Trotzdem sollte insbesondere bei Rauchern mit
lang anhaltendem Husten, Gewichtsverlust oder
Bluthusten an Lungenkrebs gedacht werden. Auf
diese Warnzeichen sollte man unbedingt achten,
da es bisher keine ausreichend guten Früherkennungsuntersuchungen für Lungenkrebs gibt; Blutuntersuchungen nützen nichts zur Früherkennung
von Lungenkrebs. Bei Hochrisikopatienten konnte
allerdings kürzlich gezeigt werden, dass mittels
Computertomografie (CT) der Lunge Tumoren im
Frühstadium besser erkannt werden können. Noch
ist nicht klar, bei welchen Patienten solche Screeninguntersuchungen durchgeführt werden sollten
und wie häufig CT-Untersuchungen notwendig sind.
Das CT der Lunge ist auf jeden Fall die erste Untersuchung, sobald der Hausarzt den Verdacht auf
Lungenkrebs äussert oder sich ein Schatten auf dem
Röntgenbild der Lunge zeigt.
Um die Ausdehnung eines vermuteten oder bewiesenen Lungentumors zu erfassen, wird ein PET/
CT durchgeführt. Dabei wird radioaktiv markierter
Zucker in die Vene gespritzt und ein Aufnahmegerät
zeigt, an welchen Stellen des Körpers ein vermehrter
Zuckerumsatz vorliegt, ein Hinweis auf einen Tumor,
denn Tumorzellen verbrauchen viel Zucker. Für die
Behandlung ist es nicht nur von äusserster Wichtigkeit die Ausdehnung des Tumors zu kennen, sondern
das Tumorgewebe selbst muss untersucht werden.
Zur Gewinnung von Material wird eine Bronchoskopie (Lungenspiegelung) durchgeführt. Der Patient
schläft während der Untersuchung ohne Narkose.
Unter Videosicht werden die Bronchien angeschaut,
ist ein Tumor sichtbar, werden direkt Gewebeproben
entnommen. „Die Technik der Bronchoskopie hat sich
in den letzten Jahren unglaublich entwickelt und im
Universitätsspital Basel stehen als einzigem Spital
in der Nordwestschweiz alle neuen Technologien
zur Verfügung“ wie Prof. Michael Tamm, Chefarzt
der Pneumologie erläutert. Mit einer in die Spitze
Nadel in
einem Lymphknoten
Endobronchiale Ultraschallpunktion und elektro­mag­
netische Navigation zur Gewinnung von Tumor­ge­we­be
aus Lunge und Lymphknoten mittels Lungenspiegelung
des Bronchoskops eingebauten Ultraschallsonde
können sogar vergrösserte Lymphknoten im Brustraum unter Sicht direkt punktiert werden. Liegt
ein kleiner Tumor nicht direkt in den Bronchien,
sondern in den äusseren Lungenteilen, so wird mit
elektromagnetischer Navigation vorgegangen, sozusagen mit „GPS-Fahrplan“ für die Bronchoskopie.
Mittels CT-Bildern werden die Bronchien und der
Tumor computertechnisch virtuell rekonstruiert und
mithilfe der Navigation steuert der Arzt die Sonde
zum Tumor. Manchmal gewinnt der Radiologe auch
unter CT-Kontrolle mittels einer Nadel von aussen
eine gezielte Gewebeprobe. „Das ist meist ein kleiner
Eingriff, der ohne Vollnarkose durchgeführt werden
kann. Sogar nur ein Zentimeter grosse Veränderungen
können so zielsicher getroffen werden“, so PD Dr.
Christoph Zech, Leiter Interventionelle Radiologie
am Universitätsspital Basel. Wie bereits erwähnt,
ist die Gewinnung von Gewebe zur Bestätigung der
Diagnose, aber auch zur genaueren Zuteilung des
Tumors von grosser Wichtigkeit.
Mit individualisierter Medizin
zu besseren Ergebnissen
Es gibt verschiedene Typen von Lungenkrebs. Im
Groben werden die Tumoren in kleinzellige und
nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome unterteilt.
Über diese Einteilung hinaus gibt es ganz verschiedene Formen der Erkrankung, die unterschiedlich zu behandeln sind. Deshalb gehen auch beim
Lungenkrebs die Entwicklungen in Richtung einer
individualisierten Medizin. Um die Behandlung zu
planen, muss also genau festgestellt werden, was
für eine Art von Krebs vorliegt.
Im Rahmen der personalisierten Behandlung
wird auch nach prädiktiven Markern gesucht, die
das Ansprechen eines Lungenkrebses auf zielgerich-
tete Therapien voraussagen können. So kommen bei
bestimmten Genmutationen und Veränderungen der
Chromosomen hoch wirksame, personalisierte Medikamente zum Einsatz. Heutzutage sind die Pathologen
in der Lage, in kleinsten Gewebeproben verschiedenste molekularbiologische Methoden anzuwenden.
Ausdehnung und Typ des Tumors entscheiden
somit, welche Therapie gewählt werden soll. In
einzelnen Fällen ist trotz Biopsie die Diagnose nicht
definitiv. Dann wird eine Operation vorgenommen
und mittels Schnellschnitt die Diagnose in 20 Minuten gesichert. Der Lungenchirurg kann dann
abhängig von der Diagnose die weitere Operation
in der gleichen Narkose durchführen.
Interdisziplinäre Tumorkonferenz
hilft dem Patienten
Wird ein Lungentumor diagnostiziert, wird anlässlich einer Konferenz, bei der alle Spezialisten
anwesend sind, der Fall des Patienten besprochen.
Mithilfe der CT-Bilder des PET/CT, der entnommenen
Gewebeproben und dem Lungenfunktionstest wird
entschieden, ob weitere Untersuchungen notwendig
sind oder direkt mit einer Therapie begonnen wird.
Hat der Tumor nicht zu weit gestreut, wird eine
Lungenoperation geplant, wobei sowohl Schlüssellochchirurgie als auch grössere Eingriffe infrage
kommen. Je nach Situation empfiehlt sich auch eine
begleitende oder alleinige Chemotherapie oder es
wird eine Bestrahlung in Betracht gezogen. Die versammelte Fachkompetenz am Lungenzentrum gibt
dem Patienten die Sicherheit, dass ihm die optimale
Behandlung auf international höchstem Niveau
vorgeschlagen wird. Mithilfe der Informationen
von Spezialisten und von seinem Hausarzt wählt der
Patient, welche Behandlung er anwenden möchte.
Weitere Informationen:
www.krebsliga.ch
www.klbb.ch
N
achdem Lungenkrebs bei einem Patienten
festgestellt und die genaue Art des Tumors
bestimmt wurde, werden die Therapieoptionen bei
einer Konferenz, an der alle beteiligten Spezialisten
teilnehmen, fachübergreifend diskutiert und dem
Patienten die bestmögliche Therapie vom behandelnden Arzt vorgeschlagen.
Die Resektion, also die Entfernung des vom Krebs
betroffenen Lungengewebes und der Lymphknoten,
ist die Methode, die einen langfristigen Erfolg versprechen kann. Die Operation wird alleine oder in
Kombination mit anderen Therapien durchgeführt.
Bei der minimalinvasiven Lobektomie wird nur der
betroffene Lungenlappen über Schlüssellochchirurgie
entfernt. Hierzu werden lediglich kleine Hautschnitte
gesetzt und der Lungenlappen mittels Kameratechnologie und eingebrachtem Operationsbesteck entfernt.
Diese minimalinvasive Technik ist Standard geworden
in hochspezialisierten Kompetenzzentren so auch im
Lungenzentrum am Universitätsspital Basel (USB).
Die Thoraxchirurgie ist auch aktiv in der Entwicklung und Anwendung neuester Technologien. Gelegentlich ist eine offene Operation nötig, die jedoch
eine stärkere Belastung für den Patienten darstellt.
In speziellen Fällen von erweiterten Operationen
ist die Zusammenarbeit mit anderen chirurgischen
Kliniken wichtig. Es ist deshalb von Vorteil, wenn
diese anderen Kliniken unter demselben Dach wie
das Lungenzentrum sind. Während der Operation
werden alle lokalen Lymphknoten untersucht, um
einen weiteren Tumorbefall auszuschliessen.
Obwohl die operative Entfernung die wichtigste Methode zur Heilung von Lungenkrebs ist,
befinden sich viele Patienten bei der Erstdiagnose
des Lungentumors bereits im fortgeschrittenen
Stadium. Eine Operation ist dann besonders wichtig,
wenn der Tumor vollständig entfernt werden kann.
Die Ärzte der Klinik für Thoraxchirurgie am USB
führen ausschliesslich Lungenoperationen durch
und verfügen über die grösste Erfahrung in der
Nordwestschweiz.
Zur Behandlung von Lungenkrebs wird auch die
Strahlentherapie therapeutisch eingesetzt – mit dem
Ziel, die Krebszellen zu zerstören. Früher konnte
man die Strahlentherapie nur relativ „ungerichtet“
Lungenkrebs-Therapie
Massgeschneidert zum
Erfolg – mit moderner
Tumortherapie
Chemotherapie, Strahlentherapie, Operation – bei der Diagnose Lungenkrebs gibt es viele Behandlungsmöglichkeiten.
Zusammenarbeit zwischen den Fachrichtungen ist wichtig.
einsetzen. Inzwischen gibt es neue Verfahren, in
denen die Strahlung mit millimetergenauer Präzision
auf den Tumor gerichtet werden kann. Der Vorteil ist,
dass gesundes Gewebe wenig in Mitleidenschaft gezogen wird und mögliche Nebenwirkungen deutlich
seltener werden. Aufgrund der hohen Präzision ist
eine Bestrahlung des Tumors mit hohen Einzeldosen
machbar. Eine früher siebenwöchige Behandlung,
dauert heutzutage drei bis fünf Sitzungen und kann
innerhalb einer Woche ambulant abgeschlossen
werden.
Oft wird die Durchführung der Strahlentherapie 4-dimensional geplant: Zusätzlich zu den drei
räumlichen Dimensionen wird auch die Bewegung
des Tumors während der Atmung mitberücksichtigt.
Eine Alternative zur Bestrahlung von aussen ist
die interne Strahlentherapie, auch Brachytherapie
genannt. Beim Lungenkrebs kann mittels Lungenspiegelung eine Strahlenquelle vorübergehend in
die Atemwege eingebracht werden.
Viele Studien zu neuen Krebsmedikamenten
Nach der Operation oder bei inoperablen Tumoren
können medikamentöse Therapien (unter anderem
Chemotherapien) zum Einsatz kommen. „Im Rahmen
der klinischen Forschung können den Patienten fünf
bis zehn klinische Studien angeboten werden“, so
Dr. Dr. Sacha Rothschild, Oberarzt Medizinische
Onkologie am USB. Das heisst, je nach Typ und
Ausdehnung des Tumors, stehen dem Patienten neue
Therapieoptionen zur Verfügung „Die Entwicklung
der medikamentösen Therapie geht in Richtung einer
Individualisierung durch die bessere Charakterisierung der Tumoren inklusive Veränderungen auf molekularer Ebene in den Tumorzellen. Dadurch kann
die Prognose klar verbessert werden und gewisse
Therapien können auf Patienten beschränkt werden,
von denen man mit höherer Wahrscheinlichkeit
von einem Nutzen dieser Therapie ausgehen kann.“
Schon heute wird in der Diagnostik ein möglichst
genaues Profil des Tumors erstellt, sodass ganz
zielgerichtet wirkende Medikamente ausgewählt
werden können.
Die Zusammenarbeit ganz verschiedener Fachrichtungen ist bei Tumorpatienten wichtig. Nachdem
die Diagnose gestellt wurde, müssen Onkologen,
Pneumologen, Bestrahlungsspezialisten und Lungenchirurgen die eigentliche Therapie planen. Im
Lungenzentrum des USB gibt es deshalb die in-
terdisziplinäre Tumorkonferenz, der Ärzte vieler
relevanter Bereiche der Medizin angehören. Bei
jeder Veränderung wird genau analysiert, ob die
Therapie angepasst werden muss. Häufig werden
verschiedene Therapiemethoden kombiniert, was
ebenfalls die reibungslose Zusammenarbeit der
beteiligten Fachspezialisten erfordert.
Das Tumorzentrum hat zusätzliche Angebote
für die Patienten, die jederzeit und unabhängig
von der Therapie in Anspruch genommen werden
können. Im fortgeschrittenen Tumorstadium können
Schmerzen und Nebenwirkungen die Lebensqualität
beträchtlich beeinflussen. Ein kompetenter Schmerztherapeut plant eine möglichst effektive Schmerzmedikation und das Team der Palliativmedizin kümmert
sich um die weitere Betreuung des Patienten, zum
Beispiel durch Organisation eines Netzwerkes mit
ambulanter Onkologiepflege zur Patientenbetreuung
zu Hause oder durch Vermittlung eines Platzes in
einem Hospiz. Die Diagnose Krebs ist psychisch
niemals leicht zu verkraften. Das Lungenzentrum
Basel arbeitet deshalb mit Psychoonkologen und
Palliativmedizinern zusammen, um die Lebensqualität vor allem bei schlechter Prognose verbessern
zu können. Schlaflosigkeit, Hoffnungslosigkeit und
depressive Verstimmungen – das sind normale Reaktionen auf diese psychische Extremsituation.
Psychotherapie und psychologische Unterstützung
helfen effektiv bei der Bewältigung.
Dr. Alexandros Papachristofilou, Dr. Dr. Sacha Rothschild,
Leitender Arzt Radioonkologie Oberarzt Onkologie
6 | Lungenzentrum Basel
Juni 2014
Patientenerfahrung klinische Studien
Patientenerfahrung Lungenkrebs
Krebstherapie mit Antikörpern in
klinischen Studien vielversprechend
Schonende OP
Anna Stern (Name geändert) war als
Krankenschwester oft dabei, als Patienten die Diagnose Lungentumor erfuhren. Kurz vor ihrer Pensionierung wurde
bei ihr selbst ein Tumor festgestellt.
Chiropraktiker gegangen, doch dieser verwies
sie an ihren Onkologen. Die gesamte Lunge war
nun mit Ablegern (Metastasen) befallen und es
wurden auch Metastasen im Knochen gefunden –
eine Operation kam deshalb nicht mehr infrage.
Molekularbiologisch dargestellte Genverän­
derung – heute reichen drei Zellen, um eine
Therapie festzulegen
Die Krebspatientin Lisa Brunner (Name
geändert) hatte Glück: Sie konnte an
einer klinischen Studie am Universitätsspital Basel teilnehmen und reagiert gut
auf die Behandlung.
Vor etwa einem Jahr wurde bei Lisa Brunner ein
Schatten in der Lunge festgestellt. Vor allem der
obere Lungenlappen auf der rechten Seite und
einige Lymphknoten waren von Krebs betroffen.
Eine Operation zwei Wochen später verlief sehr
gut. Mehrere Monate der Chemotherapie folgten.
In einer ersten Nachkontrolle war nichts mehr
vom Krebs zu erkennen. Einige Zeit später dann
der Schock: Wegen Rückenschmerzen war sie zum
In ihren 39 Berufsjahren war Anna Stern einen
einzigen Tag krank. Zwei Monate vor ihrer Pensionierung geschah es dann: Sie wurde von einem
Tag auf den anderen selbst zur Krebspatientin.
Obwohl sie rauchte, war sie ihr Leben lang wie
auch ihre Eltern kerngesund – und von der Diagnose schockiert. Zur Behandlung wandte sie sich
an den Spezialisten Professor Didier Lardinois
vom Lungenzentrum am Universitätsspital Basel,
der sofort weitere Untersuchungen einleitete und
einen Operationstermin in wenigen Tagen ansetzte. Stern fühlte sich von Prof. Lardinois gut
und intensiv beraten, doch die Zeit des Abwartens zehrte wegen ihres eigenen Fachwissens als
Pflegefachfrau an ihren Nerven.
Massgeschneiderte Antikörper
greifen Krebs gezielt an
Seit November letzten Jahres nimmt Lisa Brunner
an einer klinischen Studie teil, die unter anderem am Tumorzentrum Universitätsspital Basel
durchgeführt wird. Das Lungenzentrum arbeitet
entsprechend eng mit dem Tumorzentrum zusammen. Im Rahmen der Studie bekommen die
Patienten entweder eine Chemotherapie oder ein
Studienmedikament, das auf Antikörpern basiert
und das körpereigene Immunsystem aktiviert. Das
Immunsystem erkennt Krebszellen oft nicht, da
es sich um körpereigene Zellen handelt. Neuere
Antikörper sind nun in der Lage, das Immunsystem zu stimulieren. Lisa Brunner erhält alle zwei
Wochen das Studienmedikament und spricht gut
auf die Therapie an. Ihre Metastasen sind seit
Beginn der Behandlung um 75 Prozent zurückgegangen. Mittlerweile kann sie sogar langsam
wieder anfangen zu arbeiten.
Schnelle Erholung nach
minimalinvasivem Eingriff
Die Operation bestand aus der Entfernung eines
ganzen Lungenlappens und wurde minimalinvasiv durchgeführt. Das bedeutet, dass nur kleine
Schnitte von einigen Millimetern bis zu einem
Minimalinvasiver Eingriff – Spuren kaum zu sehen.
Zentimeter gesetzt wurden. Die präzisen und
schmalen Operationsinstrumente werden dabei
zusammen mit einer Kamera über kleine Öffnungen eingeführt, sodass keine grossen Operationswunden entstehen. Anna Sterns Lungentumor
konnte entfernt werden und wurde im Labor
genauer untersucht. Glücklicherweise handelte
es sich um einen chirurgisch komplett heilbaren
Tumor einer wenig aggressiven Variante. Durch
diese schonende Art der Operation war Anna Stern
schon wenige Tage nach der OP mobil, schmerzfrei und ohne Atembeschwerden. Bereits nach
etwas über einem halben Jahr konnte Anna Stern
ohne Atembeschwerden wieder im Tessin mehrere
Stunden lang wandern.
Infektionen
IRR-UNIT
Gefährliche Infektionen
bei Lungenkrankheiten
Verschiedene Erreger als
mögliche Ursache von
Lungenentzündungen
Im Universitätsspital Basel werden jährlich über 4’000 Patienten infektiologisch beurteilt, viele von ihnen mit einer Lungen­
erkrankung. Gerade bei diesen Patienten ist eine engmaschige
Betreuung immens wichtig.
G
esunde Menschen überstehen eine Atemwegsinfektion meist
folgenlos. Anders
sieht es aus, wenn
ein Patient an
Aspergillus:
chronischen Lunin der Lunge ein
generk ra n ku ngen
gefährlicher Pilz
leidet, zum Beispiel
einer chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD), einer Cystischen
Fibrose oder er eine Immunabwehrschwäche hat. Bei
diesen komplexen Situationen ist der Einsatz eines
interdisziplinären Teams äusserst hilfreich. PD Dr.
Maja Weisser ist leitende Ärztin der Infektiologie
im Universitätsspital Basel und betreut zusammen
mit anderen Fachärzten der Klinik täglich Patienten
mit einer schweren Lungen- oder anderen Grunderkrankung, bei denen Lungeninfektionen durchaus
fatale Folgen haben können.
Geschwächtes Abwehrsystem als Problem
Besonders schwierig wird es, wenn ein Patient immunsupprimiert ist. Heisst: Das Abwehrsystem
PD Dr. Maja Weisser, Leitende Ärztin der Infektiologie
Rasche Behandlung und frühzeitiges Erkennen von
Komplikationen beschleunigen den Heilungsverlauf.
des menschlichen Körpers ist geschwächt. Das ist
zum Beispiel nach Transplantationen, bei Tumorerkrankungen, Behandlung mit Kortison oder einer
HIV-Infektion der Fall. Der Körper ist dann deutlich
anfälliger nicht nur für Infektionen mit üblichen
Bakterien, sondern auch Viren und Pilze können
zu schwersten Infektionen führen. Wichtig ist,
dass die Diagnose und Erkennung verschiedener
Erreger rasch erfolgt und die Fachspezialisten die
optimale Behandlung einleiten. Dadurch ist die
Heilungsmöglichkeit auch bei diesen Patienten gut.
Lungenspiegelung zur
Erregerbestimmung
Wenn man ohne besondere Grunderkrankung und
ausserhalb eines Spitals eine Lungenentzündung
erleidet, wird eine Antibiotikatherapie eingeleitet,
die gegen die häufigsten Bakterien wirksam ist.
Trotzdem kann das Antibiotikum wirkungslos sein,
weil ein anderes Bakterium als erwartet Ursache
der Infektion ist, eine Resistenz besteht oder ein
Virus oder Pilz Ursache der Erkrankung ist. Bei
Gesunden ist das meist nicht so problematisch und
die Patienten erholen sich. Bei Patienten mit Immunsuppression oder chronischen Lungenerkrankungen
besteht hingegen das hohe Risiko eines schweren
Verlaufes, weshalb eine gezielte Erreger-Diagnostik
schon zu Beginn erfolgt. Zum Beispiel können Blutkulturen angesetzt werden – was nicht immer zum
Erregernachweis führt und relativ lange dauert, bis
Resultate vorliegen. Oft wird in diesen Fällen im Lungenzentrum eine Lungenspiegelung durchgeführt.
Die Anzucht des Erregers wird heute ergänzt durch
modernste molekulargenetische Nachweismethoden,
welche schnellere Resultate liefern und auch eine
grosse Zahl von Viren erfassen. Damit wird der
Patient mit den richtigen Medikamenten behandelt
und unnötige Therapien werden abgesetzt. Auch aus
Infektionsschutzgründen ist eine schnelle Diagnose
wichtig, da verschiedene Viren, wie zum Beispiel das
Influenzavirus („echte“ Grippe) im Spital übertragen
werden können. So vermeidet man, dass weitere
Patienten angesteckt werden. Nicht selten werden
auch mehrere Erreger nachgewiesen. Kurz gesagt:
Sofortige Diagnostik und interdisziplinäre Beurteilung erlauben eine zielgerichtete Behandlung und
eine raschere Erholung des Patienten.
Virusinfekte spielen bei immunsupprimierten Patienten eine zunehmend wichtige Rolle.
I
m Lungenzentrum des Universitätsspital Basel
(USB) gibt es die IRR-Unit. IRR steht für Interdisciplinary Rapid Response, es handelt sich also um eine
Art interdisziplinäre, schnelle Eingreiftruppe. „Bei
speziellen Lungeninfekten ist umgehendes Handeln
wichtig“, sagt Prof. Tamm, Chefarzt Pneumologie
und Leiter des Lungenzentrums am USB. Dabei ist
ein interdisziplinäres Team, das schnell zusammenkommt, von Vorteil, da es die Gesamtsituation
des Patienten gut beurteilen kann. Zum IRR-Team
gehören die betreuenden Ärzte der Notfallstation,
der Bettenstationen oder Intensivstation, die von
Infektiologen, Pneumologen und – je nach Fall – von
Lungenchirurgen unterstützt werden. Das Team
entscheidet, ob eine sofortige Therapie eingeleitet
wird oder weitere Untersuchungen, wie beispielsweise Computertomogramm oder Lungenspiegelung,
notwendig sind. Diese Untersuchungen werden
innerhalb der nächsten Stunden durchgeführt. Eine
Lungenentzündung kann sich als Komplikation auf
das umliegende Gewebe ausbreiten, zum Beispiel
auf das Lungenfell (Pleura) und wird zum Pleuraempyem, einer Ansammlung von Eiter innerhalb
des Brustfells, also zwischen Lungenfell und dem
Rippenfell. Je früher dies erkannt wird, desto einfacher ist die Behandlung. In der Frühphase reicht
eine Punktion mit Absaugen der Flüssigkeit aus.
Hat sich bereits Eiter gebildet, so wird über eine
Spiegelung des Brustraumes eine Drainage eingebracht. Hat sich die eitrige Flüssigkeit abgekapselt,
so ist eine Entfernung mittels Schlüssellochchirurgie
möglich. Wird diese Phase verpasst, ist ein grösserer
operativer Eingriff notwendig, um die Lunge von
der ehemaligen Eitermasse zu befreien, die sich in
ein schwartiges hartes Gewebe umgewandelt hat.
Je früher gehandelt wird, desto weniger belastend
ist der Eingriff für den Patienten. In der IRR-Unit
mit breiter klinischer Erfahrung, kann die erforderliche Einschätzung schnell und unter Einbezug
verschiedener Blickwinkel getroffen werden – und
verhindert so Komplikationen und einen längeren
Spitalaufenthalt.
Prof. Michael Tamm, Chefarzt Pneumologie und
Leiter des Lungenzentrums am USB
Juni 2014
Lungenzentrum Basel
|7
Cystische Fibrose
Gute Kooperation bei Cystischer Fibrose wichtig
Bei der Cystischen Fibrose ist unter anderem die Lunge betroffen. Es kommt zu zähflüssigem Schleim und chronischen
Entzündungen. Die Lebenserwartung der Betroffenen hat mittlerweile deutlich zugenommen.
D
ie Cystische Fibrose ist eine Erbkrankheit – eine der häufigsten in
Europa. Sie bewirkt eine vermehrte Bildung von klebrigem, zähflüssigem Schleimsekret, vor allem Atemwege und Verdauungstrakt
sind betroffen. Durch chronische Entzündungen werden die Lunge
und andere Organe beschädigt.
Zilien
Becherzellen
Flimmerepithel
Durch Schweissuntersuchung zur Diagnose
Die Krankheit macht sich schon in frühester Kindheit bemerkbar, zum
Beispiel über chronischen Husten, wiederholte Infekte der Atemwege
und Darmprobleme. Der Verdacht auf Cystische Fibrose wird erhärtet,
wenn in der Schweissuntersuchung eine erhöhte Kochsalzkonzentration gemessen wird. Der Mechanismus der Erkrankung ist ein
defekter Chloridkanal, der für eine ungünstigere Zusammensetzung
des Schleims sorgt. Es gibt mehrere Behandlungsmöglichkeiten, wie
den Einsatz von atemwegserweiternden Arzneimitteln, Antibiotika
aber auch Physiotherapie. Es wird interdisziplinär gearbeitet, weil
bei den Patienten verschiedene Organe betroffen sind. Beteiligt sind
zum Beispiel Lungenfachärzte, Gastroenterologen, Ernährungs- und
Stoffwechselspezialisten und Physiotherapeuten.
Gut koordinierter Übergang im Jugendalter wichtig
„Durch eine frühe Behandlung kann das schnelle Fortschreiten der
Erkrankung verhindert werden“, erläutern Prof. Urs Frey, ärztlicher
Der Schleimtransport durch Flimmerhärchen ist bei Cystischer Fibrose
massiv gestört
Direktor des Universitäts-Kinderspitals beider Basel (UKBB) und
Prof. Jürg Hammer, Leiter der Pneumologie und Intensivmedizin am
UKBB. Früher war die Lebenserwartung der Patienten deutlich eingeschränkt. Viele Betroffene verstarben schon im Jugendalter. Heute
erfolgt ein Krankheitsscreening bei der Geburt. Die moderne Medizin
entwickelte sich aber weiter und so auch die Lebenserwartung der
Patienten mit Cystischer Fibrose. Ein heute mit Cystischer Fibrose
geborener Mensch hat eine Lebenserwartung bis ins fortgeschrittene
Erwachsenenalter.
In Kindheit und Jugend werden die Patienten im Kinderspital UKBB
behandelt. Durch die Zunahme der Lebenserwartung stellt sich die
Frage, wo die Patienten im Lebensverlauf kompetent weiterbehandelt
werden können. UKBB und Universitätsspital Basel (USB) haben
hierzu eine Kooperation aufgebaut, sodass die Patienten problemlos
von einem Zentrum zum anderen übergehen können. „Jeder Patient
mit Cystischer Fibrose braucht eine ganz individuelle Therapie“, so
Prof. Michael Tamm, Chefarzt Pneumologie am USB. „Deshalb ist eine
enge Zusammenarbeit mit dem Kinderspital und mit verschiedenen
Facharztrichtungen wichtig.“
Lungentransplantation als Ultima Ratio
Bei der Cystischen Fibrose werden die Organe, vor allem die Lunge,
stark in Mitleidenschaft gezogen. Wenn alle Behandlungsmöglichkeiten
ausgeschöpft sind und die Lungen zu sehr geschädigt sind, muss über
eine Transplantation nachgedacht werden. Die Nachbetreuung erfolgt
in diesem Fall auch im Lungenzentrum Basel.
Weitere Informationen:
www.cfch.ch
Patientenerfahrung Cystische Fibrose
Ein schweres Leben mit
Cystischer Fibrose
Interstitielle Pneumopathie
Zuviel Gewebe in
der Lunge
Lungenfibrosen sind lebensbedrohliche Veränderungen in der
Lunge, die zu Sauerstoffmangel führen. Ihre Ursachen sind
vielfältig, viele Therapien sind noch in der Erprobung.
Prof. Jürg Hammer, Kinderklinik UKBB, Christoph Schmutz (Patient) und Prof. Michael Tamm,
Erwachsenenklinik USB
Mit 12 Jahren Leberzirrhose, mit 22 lange
auf der Intensivstation und mit 24 Lunge
und Leber ersetzt. Patienten wie Christoph Schmutz, die an Cystischer Fibrose
leiden, stehen vor vielen Problemen.
Christoph Schmutz wurde 1986 geboren. In den
ersten Lebenswochen nahm er nicht richtig an
Gewicht zu und im Alter von zehn Wochen kam
die Diagnose: Cystische Fibrose. Danach war zunächst die Verdauung das Hauptproblem. Die
ersten Jahre waren nicht so schwer, er musste
nur Verdauungsfermente zu sich nehmen. Wenn
er sie nicht eingenommen hatte, kam es zu unerträglichen Bauchschmerzen.
Mit 12 Jahren Leberzirrhose
Im Alter von 12 Jahren fingen die Probleme an.
Immer wieder musste Christoph Antibiotika nehmen und auch im Spital behandelt werden. Der
zähe Schleim und Atemwegsinfektionen bereiteten Probleme. Er musste verschiedene Medikamente inhalieren, um den Schleim zu verflüssigen
und abzuhusten. Auch die richtigen Techniken
zum Abhusten wurden trainiert. Daneben kam es
zu einem Blutstau in der Leber, weil sich eine Leberzirrhose entwickelt hatte. Ein „Warren Shunt“
wurde operiert, damit das Blut die bindegewebig
umgeformte Leber umfliessen konnte.
Christoph Schmutz wurde seit 1987 im Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) von
Prof. Markus Rutishauser und Prof. Jürg Hammer
behandelt. Mit 19 Jahren ging es ihm relativ
gut, sodass der richtige Zeitpunkt für die Verlegung der Behandlung vom Kinder- ins Erwachsenenspital gekommen war. Prof. Tamm, der ihn
fortan behandeln sollte, kam ins UKBB und lernte
Christoph und seine Krankengeschichte kennen.
Jeder Patient mit Cystischer Fibrose hat einen
ganz individuellen Verlauf, den der behandelnde
Arzt genau kennen sollte. Wichtig ist die enge
Zusammenarbeit der verschiedenen Spezialisten,
dazu gehören auch Physiotherapeuten und Ernährungsberaterinnen. Mit den Jahren häuften sich
die Probleme und es waren intensive, zeitraubende
Behandlungen notwendig.
In 18 Stunden zu neuer Lunge und Leber
2008 nahmen die Lungenprobleme zu und er benötigte ab diesem Zeitpunkt 24 Stunden am Tag
zugeführten Sauerstoff. Christoph Schmutz musste
sogar viele Wochen auf der Intensivstation behandelt werden. Niemand wusste, ob er überleben
würde. Eine schwere Infektion hatte die Schleimproduktion verstärkt, sodass der Schleim mit ei­ner
Lungenspiegelung abgesaugt werden musste, sonst
hätte Christoph nicht mehr atmen können. Nach
langer Vorabklärungs- und Wartezeit konnten
ihm 2010 in einer 18-stündigen Operation durch
das Transplantationsteam Lausanne/Genf eine
neue Lunge und Leber transplantiert werden.
Die Nachbetreuung findet seither wieder am USB
statt. Längst hat sich Herr Schmutz ausgezeichnet
erholt. Er braucht circa alle sechs Wochen eine
Kontrolle mit Blut und Lungenfunktionstest. Da
er zur Verhinderung einer Abstossung ständig
Medikamente einnehmen muss, gilt nach wie
vor: bei Auftreten von Infektzeichen rasche Abklärung und Behandlung. Christoph Schmutz
musste in den letzten Jahren jedoch kaum mehr
hospitalisiert werden.
Insbesondere der gut funktionierende Übergang vom UKBB ins Universitätsspital Basel ist
Christoph Schmutz in guter Erinnerung geblieben.
Heute kann er dank der funktionierenden und
kompetenten Kooperation wieder zu 60 Prozent
arbeiten und hat die Chance, ein nahezu normales
Leben zu führen.
Berufsbedingte Inhalationsnoxen, wie zum Beispiel As­
pergillus im Heustock, können zu schweren Entzündun­
gen und Vernarbungen in der Lunge führen.
S
ie ist eine seltene, aber extrem tückische Erkrankung: die Lungenfibrose. Dabei bietet sie weder ein
einheitliches Bild, noch hat sie einen klar eingrenzbaren Auslöser. „Im Kern wird bei einer Lungenfibrose
das Lungengewebe zerstört, weil es nach und nach
vom Körper zu Narbengewebe umgebaut wird. Für
die Funktion der Lunge ist das fatal“, erklärt Dr. Dr.
Katrin Hostettler-Haack, Pneumologin am Universitätsspital Basel (USB). Hauptsymptome sind Atemnot
bei Anstrengung und trockener Husten; etwa 40 von
100’000 Menschen sind betroffen.
Auslöser und Behandlungsmöglichkeiten sind
noch längst nicht vollständig erforscht. Mittlerweile
zählt man über 250 auslösende Faktoren – von bestimmten Medikamenten, Feinstaub beim Tunnelbau
bis zum Bauern, der beim Heuwenden regelmässig
Pilzsporen einatmet. Das Leben der Betroffenen wird
auf den Kopf gestellt: Sie müssen etwa mit einer
Maske arbeiten oder gar den Beruf wechseln. Kennt
man den Auslöser, so ist eine gezielte Behandlung
möglich. Eine grosse Gruppe der Lungenfibrosen
ist die idiopathische Lungenfibrose. Der Begriff be-
deutet schlicht, dass man den Auslöser nicht kennt;
dann können nur die Symptome behandelt werden.
Bei der Diagnose ist eine enge Zusammenarbeit
der verschiedenen Disziplinen im Spital nötig. Nebst
Lungenfunktionsuntersuchungen braucht es das
Computertomogramm und eine Gewebeprobe aus
der Lunge. „Wir diskutieren die Ergebnisse im Team“,
berichtet Hostettler-Haack, „und ich versuche, die
komplizierte Krankheit dem Patienten verständlich
zu erklären.“ Das Lungenzentrum des USB bietet die
idealen Voraussetzungen für die Zusammenarbeit,
Fachkompetenz und Austausch sind unter einem
Dach vereint. Medikamentöse Behandlungen werden
am USB von Wirksamkeitsstudien begleitet. Anlässlich der zur Diagnose notwendigen Gewebeentnahme
können aus „überschüssigem“ Gewebe Zellkulturen
angelegt werden, um die gestörten Mechanismen der
Krankheit und neue Therapien direkt zu prüfen. Die
Verfügbarkeit echten Humanmaterials ist weltweit
nur an wenigen anderen Orten gegeben. Je mehr man
weiss, desto besser kann die Krankheit individuell
behandelt werden.
8 | Lungenzentrum Basel
Juli 2014
Thoraxtrauma
Schlaflabor
Verletzlicher Schutzkorb
Schlafen wie zu Hause
Gebrochene Rippen sind nicht nur äusserst schmerzhaft, sie
können unter Umständen auch lebensgefährlich werden.
Wenn nachts die Atmung aussetzt, kann das lebensgefährlich
werden – abgesehen davon, dass Schnarchen ganz schön
nerven kann. Untersuchen lässt sich Schlafapnoe am besten
im Schlaflabor.
N
eben Kopfverletzungen sind Verletzungen am
Thorax, also dem Brustkorb und den innen
liegenden Organen, die häufigsten Folgen von Unfällen. Dabei werden zunächst vor allem die Rippen
in Leidenschaft gezogen. Sie sind es, die die Organe
schützen und – etwa im Falle der Lunge – ihnen erst
Stabilität geben. Ein mehrfacher Rippenbruch ist
nicht nur äusserst schmerzhaft; gebrochene Rippen
können Sekundärverletzungen verursachen, zum
Beispiel, wenn sie sich in die Lunge bohren. Umso
wichtiger ist deshalb die optimale und schnelle VerProfessor Didier Lardinois, Chefarzt Thoraxchirurgie
sorgung eines Thoraxtraumas. Doch zuvor muss erst
einmal geklärt werden, welche Art der Verletzung
überhaupt vorliegt.
Spezialteam zusammengestellt. Das Team klärt auch,
„Um einen mehrfach gebrochenen Brustkorb
ob das Thoraxtrauma invasiv, also per Operation,
wieder herzustellen, müssen Sie schon über feinoder konservativ, also lediglich durch stützende
mechanische Fähigkeiten verfügen“, sagt Professor
Massnahmen, behandelt wird.
Didier Lardinois, Chefarzt Thoraxchirurgie am UniEine schnelle Entscheidung über die Art der
versitätsspital Basel (USB). „Das ist echte DetailarBehandlung ist überlebensnotwendig, ein instabeit. Sie brauchen dafür nicht nur eine ruhige Hand,
biler Thorax kann zu erheblichen Komplikationen
sondern auch einen geführen und verlängert
nauen Überblick über Entscheidend ist die optimale und schnelle den Aufenthalt im Spidie spezifische Verlettal. Zudem leiden die
Versorgung eines Thoraxtraumas
zung.“
Patienten in der Regel
Um zu sehen, welche Rippen gebrochen sind und
unter sehr starken Schmerzen.
wie das Ganze wieder zusammengefügt werden kann,
Operiert wird vor allem in zwei Situationen. Das
müssen die Thoraxchirurgen über grosse praktische
sind zum einen schwere, stumpfe Thoraxtraumata
Erfahrung verfügen. Dafür hat das Klinikum ein
mit vielen Rippenbrüchen an verschiedenen Stellen.
Lardinois und sein Team haben dafür eine neue Stabilisierungstechnik für die Thoraxwand entwickelt
und eingeführt. Sie sorgt für eine schnellere und
vor allem komplikationsärmere Heilung, auch wenn
die OP die grossräumige Eröffnung des Brustkorbes
notwendig macht. Bei gutem Erfolg sind die Patienten deutlich kürzer auf der Intensivstation und
können früher wieder selbst atmen. Die Gefahr einer
Lungenentzündung sinkt und sie brauchen weniger
Schmerzmittel.
Bei weniger ausgeprägten Thoraxtraumata, gekennzeichnet eher durch mehrere kleine Brüche,
stabilisiert Lardinois die Rippen minimalinvasiv
durch mehrere kleine Eingriffe. Die Betroffenen
gehen nach ein paar Tagen wieder nach Hause und
können bald arbeiten. Mehrere 100 Patienten hat
das USB so schon behandelt – und ihnen ein grosses
Röntgenbild mit stabilisierten Rippen (links im Bild)
Stück Lebensqualität zurückgegeben.
D
as Bett zittert, die Wände wackeln: Der liebe
Gatte (oder auch die Gattin) schnarcht mal wieder. Viele dünkt, das nächtliche Getöse sei ganz
normal. Ganz so harmlos ist die Sache aber nicht.
Denn heftiges Schnarchen kann auf eine Schlafapnoe
hinweisen – und die ist nicht zu unterschätzen. Sie
sollte am besten im Schlaflabor abgeklärt werden.
Bei einer Schlafapnoe kommt es während des
Schlafs immer wieder zu Atemaussetzern. Grund ist
meistens eine Verengung der Atemwege im Rachenbereich. Die rührt oft von Übergewicht her, aber auch
Unbehandelte Schlafapnoe führt bekannterweise zu
Alkohol, Rauchen oder angeborene Verengungen
Autounfällen
können Auslöser sein. Häufig sind übergewichtige
Männer ab 40 betroffen, gefeit ist aber niemand
davor.
Eine Nacht im Schlaflabor sollte denn auch verFehlt die Atemzufuhr, zieht der Körper sozusabringen, wer ständig über dem Frühstücksei Vorgen die Notbremse, die Betroffenen werden kurz
haltungen wegen nächtlicher Ruhestörungen bewach. Neben dem laukommt. Angst vor
Eine unbehandelte Schlafapnoe ist Risiko­
ten Schnarchen setzt
einer vollverkabelten
deshalb auch eine an­ faktor für Schlaganfall und Herzerkrankung. Hightech-Nacht muss
niemand haben: „Das
haltende Tagesmüdigkeit ein. Alles Verdachtsmomente für eine Schlaf­
Schlaflabor ist ein ganz normales Patientenzimmer,
apnoe. Hinzu kommt: „Eine unbehandelte Schlafapnoe
die Messgeräte höchstens so gross wie zwei Schuhist ein ernst zu nehmender Risikofaktor für karkartons“, beruhigt Strobel. „Die meisten Patienten
berichten hinterher, sie haben geschlafen wie dadiovaskuläre Ereignisse wie Schlaganfall oder Herzheim.“
infarkt“, weiss Dr. Werner Strobel, Oberarzt der
Pneumologie und Leiter des Schlaflabors am UniverGemessen werden die Atembewegungen, der
sitätsspital Basel (USB).
Sauerstoffgehalt im Blut, aber auch die Schlaftiefe
mittels Hirnströmen. In den letzten zehn Jahren hat
das Schlafzentrum mehrere Tausend Patienten abgeklärt und behandelt. Häufig brauchen die Patienten
eine nächtliche Maskenbeatmung zu Hause: über
die Maske wird mit leichtem Überdruck Luft in die
Nase geleitet – dadurch wird der Rachen geweitet
und ist wieder Platz fürs Atmen. Die Masken sind
sehr leicht und die allermeisten Patienten gewöhnen
sich innert weniger Tage an sie.
Einmal festgestellt, lässt sich eine Schlafapnoe
also erfolgreich behandeln. Übrigens nicht nur zum
Wohle des Patienten. Die Berufsausübung ist wieder
sicherer – und auch eventuelle Mitschläfer werden
die nächtliche Stille zu schätzen wissen.
Dr. Werner Strobel, Oberarzt Pneumologie und
www.schlafapnoe-selbsthilfe.ch
Leiter des Schlaflabors am USB
Lungenhochdruck (Pulmonale Hypertonie)
Druck auf der Lunge
Patientenerfahrung Lungenhochdruck
Man muss Bescheid wissen!
Auch Lungen können Hochdruck haben. Die Ursachen für
eine pulmonale Hypertonie sind vielfältig, manchmal liegt
eine zugrunde liegende Erkrankung der Lungen oder des
Herzens vor, häufig tritt sie aber auch isoliert auf.
B
ei Bluthochdruck
kann scheinbar
jeder mitreden, aber
dass auch die Lunge
unter zu hohem Druck
stehen kann, ist vielen nicht bekannt. Was
auch daran liegen mag,
dass die Symptome der
sogenannten pulmoDr. Peter Grendelmeier,
nalen Hypertonie (PH)
so unspezifisch sind.
Oberarzt Pneumologie
„Die Betroffenen klagen häufig über Abgeschlagenheit und Schwindel,
bei vielen nimmt die Leis­tungsfähigkeit ab und sie
haben Atemnot“, sagt Dr. Peter Grendelmeier,
Oberarzt in der Pneumologie am Universitätsspital Basel (USB). Immer wieder werde deshalb die
Diagnose mit einer gewissen Verzögerung gestellt.
Besteht der Verdacht auf eine pulmonale Hypertonie,
macht es Sinn, die Bestätigung der Diagnose und
die Abklärung einer möglichen zugrunde liegenden Erkrankung in einem spezialisierten Zentrum
durchzuführen. Eine Vielzahl von Erkrankungen
kann zu PH führen, wie beispielsweise entzündliche Autoimmunkrankheiten, die das Bindegewebe
im Körper angreifen, angeborene Herzfehler mit
Überlastung der Lunge sowie ein lang anhaltender
Sauerstoffmangel bei Lungenerkrankungen.
Die Diagnose einer pulmonalen Hypertonie wird
im Herzultraschall vermutet, jedoch mittels Rechts-
Therese Oesch stand mitten im Leben, als sie die
Diagnose Lungenhochdruck traf. „Ich konnte nicht
mehr arbeiten, wurde aus meinem aktiven Leben
herausgerissen und war allein zu Hause“, erzählt
die 57-Jährige. 2003 war sie wegen zunehmender Atemnot zum Arzt gegangen, erst aufgrund
einer Fernsehsendung zum Thema liess sie sich
gezielt auf eine pulmonale Hypertonie (PH) hin
untersuchen – und bekam den Verdacht bestätigt.
„Damals hiess es, ich hätte eine Lebenserwartung
von zwei bis drei Jahren. Das war schlimm, aber
mittlerweile weiss ich viel mehr über die Krankheit und kann das besser einschätzen“, erinnert
sich Therese Oesch. Dank neuer Behandlungsmethoden hat sich die Prognose massiv verbessert
herzkatheteruntersuchung definitiv gestellt. Dann
wird in einer interdisziplinären Runde über die
richtige Therapie entschieden, die sich am Auslöser
orientiert. In den letzten zwölf Jahren haben sich
die Therapiemöglichkeiten für PH massiv verbessert. Da die Behandlungen zwar wirksam, aber sehr
teuer sind, sollten sie nur von Zentren, die für die
Abklärung und Behandlung von PH spezialisiert
sind, verschrieben werden. In der Schweiz haben
diese Zentren alle Patientendaten anonymisiert
in eine Registry eingetragen. Die Resultate von
über 1‘000 abgeklärten Patienten konnten somit
analysiert werden. Diese Erkenntnisse stehen den
Zentren zur Verfügung und helfen die Beratung der
individuellen Patienten best möglich zu gestalten.
Das USB beteiligt sich aktiv an diesem Registry und
die Patienten profitieren indirekt davon.
Schlecht durchblutete Lungenareale (blau-schwarz)
führen zu Lungenhochdruck
2003 hiess es, ich hätte eine Lebens­
erwartung von zwei bis drei Jahren.
Die Diagnose Lungenhochdruck trifft die
Betroffenen hart. Eine Patientin erzählt,
wie sie mithilfe eines Patientenvereins
und den Ärzten am Lungenzentrum wieder zurück ins Leben fand.
Betreut wird sie von Ärzten, die Mitglieder der
„Schweizerischen Arbeitsgruppe für pulmonale
Hypertonie“ sind und über entsprechendes Fachwissen über diese Seltene Erkrankung verfügen.
Dank regelmässiger Untersuchungen, medikamentöser Behandlungen und dem Engagement der
Ärzte kann sie heute ein halbwegs unabhängiges
Leben führen. Unwissend möchte sie sich aber
nie mehr fühlen. Oesch hat vor vier Jahren den
Schweizer PH-Verein (www.lungenhochdruck.ch)
gegründet, der inzwischen 170 Mitglieder hat.
„Man muss Bescheid wissen“, betont Oesch. Im
Austausch mit anderen Betroffenen erfahre man
etwas über neue Therapien, sei besser in der Lage,
die Hilfe der Ärzte anzunehmen und erhalte Hilfe
bei praktischen Problemen. Wenn man so will,
ist Therese Oesch heute wieder mitten im Leben.
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