Universität Basel Prof. Dr. Enno Lenzmann Infinitesimalrechnung II 22.03.2013 Übungsblatt 4 Abgabe: Am Freitag den 05.04. in der Vorlesung oder bis 12:00 Uhr im Mathematischen Institut (in das jeweilige Assistentenfach beim Eingang). Bemerkung: Aufgrund des Osterferien fällt am Donnerstag den 28.03. und Freitag den 29.03. die Vorlesung aus! Aufgabe 1. Sei X ein topologischer Raum und Y ⊂ X eine Teilmenge. Beweise: a) Y ist genau dann abgeschlossen, wenn ∂Y ⊂ Y . b) Y ist genau dann offen, wenn Y ∩ ∂Y = ∅. c) Ist (X, d) ein vollständiger metrischer Raum und Y ⊂ X abgeschlossen, so ist (Y, dY ) ein vollständiger metrischer Raum mit der induzierten Metrik dY : Y × Y → R, (x, y) 7→ dY (x, y) := d(x, y). Aufgabe 2. Es sei f : R2 → R definiert durch xy für (x, y) 6= (0, 0). x2 +y 2 f (x, y) := 0 für (x, y) = (0, 0). Ist f stetig im Punkt (0, 0)? Aufgabe 3. Betrachte R als metrischen Raum mit der Standardmetrik d(x, y) = |x − y|. a) Finde ein Beispiel einer Familie von abgeschlossenen Mengen Ak ⊂ R, k ∈ N, so dass ∪k∈N Ak nicht abgeschlossen ist. b) Finde ein Beispiel einer Familie von offenen Mengen Uk ⊂ R, k ∈ N, so dass ∩k∈N Uk nicht offen ist. Die Antworten sind zu begründen. Aufgabe 4. Sei X ein metrischer Raum mit der trivialen Metrik d(x, y) = 1 für x 6= y und d(x, y) = 0 für x = y. Zeige: Eine Teilmenge A ⊂ X ist genau dann kompakt, wenn A endlich viele Elemente hat. *Aufgabe 5. Sei (X, d) ein metrischer Raum und A ⊂ X eine nichtleere Teilmenge. Definiere die Funktion f : X → R durch f (x) := inf {d(x, y) : y ∈ A}. Anschaulisch beschreibt f (x) den kleinsten Abstand vom Punkt x ∈ X zur Menge A. (Insbesondere ist f (x) = 0 für x ∈ A.) Zeige, dass f eine stetige Funktion ist. Zusatzfrage: Gib ein konrektes Beispiel für X, A und p 6∈ A an, so dass f (p) = 0 gilt. *Aufgabe 6. Sei C 0 ([0, 1]) der Raum der stetigen Funktion auf [0, 1]. Offenbar ist X ein Vektorraum. Betrachte die folgenden Normen auf X: Z 1 kf k∞ = sup{|f (x)| : x ∈ [0, 1]} und kf k1 = |f (x)| dx. 0 Ohne Beweis nehmen wir an, dass k · k∞ und k · k1 tatsächlich Normen sind. 1 2 a) Zeige, dass C 0 ([0, 1]) mit d(f, g) = kf − gk∞ ein vollständiger metrischer Raum ist. (Hinweis: Gleichmässige Konvergenz!) b) Zeige, dass C 0 ([0, 1]) mit d(f, g) = kf − gk1 kein vollständiger metrischer Raum ist. (D. h. finde eine Cauchy-Folge, welche nicht konvergent ist.) c) Zeige, dass es keine Norm k · k auf C 0 ([0, 1]) gibt, so dass folgende Aussagen äquivalent sind: (1) limn→∞ kfn k = 0 (2) limn→∞ fn (x) = 0 für alle x ∈ [0, 1]. (Dies zeigt, dass der Begriff der punktweisen Konvergenz (im Gegensatz zur gleichmässigen Konvergenz) nicht durch eine Norm-Konvergenz ausgedrückt werden kann.) Hinweis zu c): Betrachte die Folge en ∈ C 0 ([0, 1]), mit n ≥ 2, gegeben durch für x ∈ [0, 1/n) nx 2 − nx für x ∈ [1/n, 2/n), en (x) = 0 für x ∈ [2/n, 1] Betrachte nun fn = αn en mit geeigneten Zahlen αn ∈ R und leite einen Widerspruch her.