Meinen Eltern und Melanie ii Inhaltsverzeichnis Überblick v 1 Das ATRAP Experiment 1.1 Motivation: CPT und fallende Antimaterie . . . . 1.1.1 CPT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.2 Antimaterie und Gravitation . . . . . . . . 1.2 Experiment: Zutaten und Falle . . . . . . . . . . . 1.2.1 Die Zutaten: Positronen und Antiprotonen 1.2.2 Die Falle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.3 Produktion und Nachweis von H̄ . . . . . . 1.3 Genesis: Zur Rekombination . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Der zweifache Ladungstransfer 2.1 Prinzip und Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Experimentelles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Elementares über gitterstabilisierte Diodenlaser 2.2.2 Sättigungsspektroskopie . . . . . . . . . . . . . 2.2.3 Cäsium Energieniveaus in 0 T und 5,4 T . . . . 2.2.4 Das Diodenlasersystem . . . . . . . . . . . . . . 2.2.5 Der Kupferdampflaser . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Erste Signale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1 Implementierung . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.2 Anregung: Rydberg Cäsium . . . . . . . . . . . 2.3.3 Erster Ladungstransfer: Rydberg Positronium . 2.3.4 Zweiter Ladungstransfer: Antiwasserstoff . . . . 2.4 Rechnungen zur Erzeugung von Rydberg Cäsium . . . 2.4.1 Überblick über die elektronische Struktur . . . 2.4.2 Apparative Parameter . . . . . . . . . . . . . . iii . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1 1 3 4 4 5 8 10 . . . . . . . . . . . . . . . 15 15 18 18 22 23 24 30 31 31 32 33 34 34 36 40 2.4.3 2.4.4 2.4.5 Allgemeines zu den Rechnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vergleich der Schemata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 45 51 A Mathematica 53 A.1 Kontinuierliche Anregung 6S → 7P → 50D . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 A.2 Gepulste Anregung 6S → 6S → 38D . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 B Photo 57 Zusammenfassung und Ausblick 59 Dankeschön 67 iv Überblick Seit der Vorhersage der Existenz von Antimaterie durch Dirac im Jahre 1928 [13] und dem ersten Nachweis von Positronen durch Anderson [2] vier Jahre später, wirft dieses Konzept immer wieder neue Fragen auf. So wird Antimaterie häufig als exakt symmetrischer Partner der Materie dargestellt. Wäre dem so, hätte sich allerdings höchstwahrscheinlich die gesamte entstandene Anti-/ Materie wieder zerstrahlt und das All wäre heute bis auf etwas Licht leer. Tatsächlich ist vielmehr ein ganzes Universum von Materie aus dem Urknall hervorgegangen, so dass es offensichtlich doch kleine, aber entscheidende, Unterschiede zwischen Materie und Antimaterie gibt, die es aufzuklären gilt. Ein Unterschied konnte bereits aufgedeckt werden. Die im Standardmodell enthaltene Verletzung der CP Symmetrie konnte im (K 0 − K̄ 0 ) System nachgewiesen werden, reicht aber nicht aus, um die im Universum beobachtete Asymmetrie zu erklären [44] [4]. Vor diesem Hintergrund wäre kalter, in einer Falle vorliegender Antiwasserstoff eine fasziniernde Möglichkeit zur Fahndung nach bislang untentdeckten Asymmetrien. Entscheidend hierfür ist die in Theorie und Experiment außerordentlich gute Kenntnis des Wasserstoffs. Die 1S-2S Linie beispielsweise wurde auf einen Teil in 1014 genau vermessen [39] und ebenso große Präzision ist bei Antiwasserstoff möglich. Solch vergleichende Messungen könnten wichtige Erkenntnisse über die Gültigkeit zweier fundamentaler Symmetrien liefern: dem schwachen Äquivalenzprinzip und der CPT Symmetrie. Genau dies hat sich die ATRAP Kollaboration zum Ziel gesetzt. Die Produktion kalten Antiwasserstoffs und die Speicherung dessen in einer Neutralatom Falle um schließlich hochpräzise Spektroskopie durchzuführen. Der erste Schritt konnte bereits verwirklicht werden. TRAP, der Vorgänger von ATRAP, hat eine sog. verschachtelte“ Penning Falle entwickelt, ” die es ermöglicht, Positronen und Antiprotonen gleichzeitig zu speichern, zu kühlen und kontrolliert wechselwirken zu lassen [20]. Mit diesen Techniken ist es im Herbst 2002 gelungen, erste Signale kalten Antiwasserstoffs zu messen [1], [18], [19]. Der für die bisherigen Beobachtungen kalten Antiwasserstoffs verantwortliche Rekombinationsmechanismus ist die so genannte Drei-Körper-Rekombination. Dieser Prozess weist für unsere experimentellen Bedingungen die höchste Rekombinationsrate aller bekannten v Prozesse auf. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit einem alternativem Rekombinationsschema, dem sog. zweifachen Ladungstransfer“ [30], der Monte Carlo Simulationen zufolge ” bei ebenso hohen Raten einige Vorteile mit sich bringt. Kern der Idee ist es, Positronium Atome (e+ e− ) in Rydbergzuständen mit gespeicherten Antiprotonen stoßen zu lassen, so dass sich durch eine Ladungstransferreaktion Antiwasserstoff ähnlicher Bindungsenergie bildet: Ps∗ + p̄ → H̄∗ + e− . Die Produktion des nötigen Rydberg Positroniums ist Teil der Methode und begründet den Begriff zweifacher Ladungs” transfer“. Liegen Positronen und Antiprotonen kalt in einer Falle vor, so wird ein thermischer Cäsiumatomstrahl mittels Lasern hoch angeregt und auf die Positronen Wolke gerichtet. Die Rydberg Cäsium Atome bilden in einer ersten Ladungstransferreaktion Rydberg Positronium, das als neutrales System nicht mehr in der Falle gebunden ist, und isotrop wegfliegt. Unter anderem auch in die Antiprotonenwolke, wo der zweite, Antiwasserstoff bildende, Ladungstransfer stattfindet (LT: Ladungstransfer“): ” Cs + hν Anregung −→ Cs∗ ; 1.LT Cs∗ + e+ −→ Cs+ + Ps∗ ; 2.LT Ps∗ + p̄ −→ H̄∗ + e− Mit dieser Methode hat man erstmalig die Möglichkeit in den Produktionsprozess einzugreifen. Durch Wahl des Cäsium Zustandes bestimmt man die wahrscheinlichste Antiwasserstoff Hauptquantenzahl. Weiterhin kann durch Unterbrechung der Cäsium Anregung auch die H̄ Erzeugung unterbrochen werden, so dass erstmalig Flugzeit Experimente möglich wären. So könnte beispielsweise die Temperatur des entstandenen H̄ gemessen werden. Schließlich ist den Simulationen zufolge auch die Verteilung der Hauptquantenzahlen des mit dieser Methode erzeugten H̄ günstiger (schmaler) für die Spektroskopie, als bei der Drei-KörperRekombination. Zur Verwirklichung des zweifachen Ladungstransfers wurde im Rahmen dieser Arbeit ein Diodenlasersystem zur Laseranregung von Cäsium aufgebaut und bei den ersten Experimenten zu dieser Methode eingesetzt. Weiterhin wurden Rechnungen zur Laseranregung durchgeführt. Diese Rechnungen haben ein neues Anregungsschema aufgezeigt, das wichtige Verbesserungen gegenüber dem bislang verwendeten aufweist: Verstimmbarkeit, Selektivität und deutlich geringere dissipierte Leistung. Die Arbeit gliedert sich in zwei Teile. Der erste Teil soll einen Überblick über ATRAP vermitteln. Gegenstand der Diskussion sind die physikalische Motivation, die Schlüsselelemente des Experiments und die wichtigsten Rekombinationsprozesse. Darauf folgt im zweiten Teil eine ausführliche Diskussion des zweifachen Ladungstransfers. Zunächst mit einem Schwerpunkt auf den zum Lasersystem durchgeführten experimentellen Arbeiten mit einer Präsentation der bislang erzielten Ergebnisse. Die Arbeit schließt mit einer Diskussion der zur Laseranregung durchgeführten Rechnungen. vi Kapitel 1 Das ATRAP Experiment 1.1 Motivation: CPT und fallende Antimaterie Die ATRAP Kollaboration (Antihydrogen TRAP) ist ein Zusammenschluß von Physikern aus Harvard (USA), dem Fz Jülich (D), der York University (CAN) und dem Max-PlanckInstitut für Quantenoptik (D) und hat es sich zum Ziel gesetzt, kalten1 Antiwasserstoff herzustellen, in einer Falle zu präparieren und schließlich spektroskopisch zu untersuchen. Hintergrund für diese Anstrengungen sind mögliche Präzisionsexperimente zur CPT Invarianz und zur gravitativen Wechselwirkung Materie-Antimaterie. Die beiden folgenden Abschnitte sollen daher einen kurzen Überblick über diese Themenkreise verschaffen. 1.1.1 CPT Moderne physikalische Theorien werden im Rahmen des Standardmodells und darüber hinaus meist als relativistische Quantenfeldtheorien formuliert, ein allgemeiner Ansatz, der Aspekte der Quantenmechanik und der speziellen Relativitätstheorie zu vereinen vermag. Beim Aufstellen der Theorien sind Symmetrien von zentraler Bedeutung. Aus experimentellen Beobachtungen werden (kontinuierliche) Symmetrien postuliert, die sich dann in Eigenschaften der Wechselwirkung und in den Austauschbosonen manifestieren. Beispielsweise wurde die Invarianz der starken Wechselwirkung unter verschiedenen Farbkombinationen genauer unter Rotationen im Farbraum - beobachtet und so, mittels der Postulierung der SU(3)c Symmetrie, die QCD entwickelt. Wesentliche Eigenschaften der Dynamik des Standardmodells stecken in den Eichgruppen der elektroschwachen und starken Wechselwirkung und lassen sich erstaunlich kompakt niederschreiben: U (1)Q × SU (2)W × SU (3)C . Neben den kontinuierlichen Symmetrien sind noch die diskreten Symmetrien C, P und 1 Die Produktion heißen Antiwasserstoffs im Flug gelang bereits 1996 [5] 1 T von großer Bedeutung. C (Charge Conjugation) bezeichnet hierbei die Teilchen-/Antiteilchensymmetrie, P (Parity) eine Punktspiegelung (Inversion der Koordinaten ~x → −~x)2 und T (Time Reversal) schließlich die Zeitumkehr. Besonders groß war die Überraschung als im Jahre 1957 die Verletzung von P [36] beobachtet wurde [53]. Inzwischen ist bekannt, dass jede der Symmetrien C,P und T im Standardmodell verletzt ist. Auch die Kombination CP hat im (K 0 − K̄ 0 ) System aufgrund einer imaginären Phase in der CKM Matrix keinen Bestand. Die Aufmerksamkeit richtet sich daher auf die Erhaltung/ Verletzung der kombinierten Symmetrie CPT. Das CPT-Theorem basiert auf sehr allgemeinen Annahmen [43]: Jede lokale (es gibt nur Punktwechselwirkungen) und lorentzinvariante (relativistische) Quantenfeldtheorie respektiert CPT. Umgekehrt impliziert CPT Verletzung notwendig die Verletzung der Lorentz-Invarianz [27]. Beobachtbare Konsequenzen der CPT Erhaltung sind beispielsweise die Gleichheit der Massen eines Teilchen und seines Antiteilchens, gleiche Lebensdauern derselben, und im Falle gebundener Systeme, z.B. (Anti-) Wasserstoff, gleiche Energieniveaus etc. Hervorzuheben ist, dass die Verletzung von C, P, T und CP im Standardmodell enthalten ist, eine mögliche Verletzung von CPT allerdings nicht. Es gibt jedoch vernünftige“, d.h. das Standardmodell enthaltende, Theorien, die Lorentz Invarianz und ” CPT durch spontane Symmetriebrechung verletzen [10] [11]. Ein eventueller Bruch von CPT ist also weniger haarsträubend wie man zunächst aufgrund der schwachen Voraussetzungen annehmen möchte, und das Experiment ist somit, wie auch die unerwartete Entdeckung der P Verletzung zeigte, umso wichtiger. Als bester Test der CPT-Invarianz wird meist die Massenäquivalenz im (K 0 − K̄ 0 ) System mit einer spektakulären Genauigkeit von 10−18 angeführt. Die Kleinheit dieses Wertes rührt allerdings von der (willkürlichen) Normierung eines auf 10% genau gemessenen Winkels auf die Kaon Masse und ist daher strittig. Eine Normierung auf die (KL − KS ) Massendifferenz beispielsweise reduziert die Genauigkeit auf weniger Aufsehen erregende 2,6 · 10−2 . Darüber hinaus ist der Wert modellabhängig, da indirekt über Zerfallsamplituden bestimmt. Ein weiterer, dafür aber modellunabhängiger, Wert kommt aus Vergleichsmessungen der g-Faktoren von Elektron und Positron und erzielt eine Genauigkeit von 10−12 . Jedoch sei an dieser Stelle noch eine Bemerkung über die generelle Aussagekraft dieser Zahlenwerte erlaubt. Falls es CPT verletzende Mechanismen gibt, so kann über deren Natur und ihre möglichen Auswirkungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur spekuliert werden. Überzeichnet wäre es beispielsweise denkbar, dass ein hypothetischer CPT verletzender Mechanismus keine Auswirkungen auf Mesonen oder Leptonen hat, dafür aber die Antiwasserstoff Hyperfeinstruktur auf einem 10% Niveau beeinflußt. Somit sind die Obergrenzen aufgrund der (K 0 − K̄ 0 ) oder der (e+ e− ) g-Faktor Messung Obergrenzen für CPT Verletzung 2 P bewirkt nicht, wie oft fälschlich dargestellt, die Spiegelung an einer Ebene durch einen Spiegel. 2 in dem jeweilig betrachteten System und nicht für eine mögliche CPT Verletzung an sich. Da also keine Aussage darüber getroffen werden kann, in welchem System und auf welchem Niveau eine Verletzung zutage treten wird, ist es nötig an möglichst vielen unterschiedlichen Systemen CPT mit höchstmöglicher Präzision zu verifizieren. In [6] wird der Einfluß einer möglichen Verletzung von CPT- und Lorentz-Invarianz aufgrund der oben angesprochenen, CPT verletzenden Erweiterung des Standardmodells [10], [11] auf die vergleichende H/H̄ Spektroskopie diskutiert. Interessanterweise gibt im Rahmen dieser Theorie in erster Ordnung keinen beobachtbaren Unterschied zwischen der 1S-2S Frequenz für freien H und H̄. Vielmehr sind spinändernde Übergänge von (Anti-) Wasserstoff in einem Magnetfeld sensitiv auf die CPT verletzenden Parameter. Mikrowellenspektroskopie des F = 0 → F 0 = 1 Übergangs ist somit neben der 1S-2S Spektroskopie ein aussichtsreicher Kandidat zur Überprüfung von CPT und Lorentzinvarianz. 1.1.2 Antimaterie und Gravitation Möchte man ein Stück Antimaterie auf der Erde fallen lassen, so trifft das CPT Theorem keine Aussage über den Ausgang des Experiments. CPT macht lediglich eine Aussage über die Gleichheit der trägen Massen von Teilchen und Antiteilchen mt = m̄t . Hier greift nun das Einstein’sche schwache Äquivalenzprinzip (WEP, weak equivalance principle). Es besagt, dass Körper gleicher träger Masse unabhängig ihrer Zusammensetzung fallen, bzw. dass träge und schwere Massen gleich sind mt = ms . Für Antimaterie wurde dieses Prinzip allerdings noch nie experimentell verifiziert. Ein interessanter Vorschlag die Gültigkeit des schwachen Äquivalenzprinzips zu überprüfen, lautet wie folgt [33]. Eine vergleichende Vermessung der 1S-2S Linie in Wasserstoff und Antiwasserstoff unter Einfluß möglichst unterschiedlicher Gravitationspotentiale würde eine Abweichung vom WEP (g 0 = αg, α 6= 1) direkt messbar machen. Für einen größtmöglichen Unterschied der Gravitationspotentiale müßte das Experiment nicht einmal bewegt werden, nutzt man die Exzentrizität der Umlaufbahn der Erde um die Sonne. In dreimonatigen Abstand variiert das Potential um 3 · 10−10 und würde bei einer entsprechend wiederholten vergleichenden Vermessung der 1S-2S Linien in H und H̄ auf einen Teil in 1015 eine Abweichung vom WEP auf einem Niveau von 10−6 detektierbar machen. Die Zeitabhängigkeit einer eventuellen Abweichung ermöglicht so auch die Unterscheidung von einer durch CPT Verletzung verursachten und damit zeitunabhängigen Anomalie. Ob jedoch eine Verletzung des WEP überhaupt möglich ist, ist umstritten. In [40] findet sich eine Sammlung von Argumenten, die dagegen sprechen. Eine konkret auf die hier dargestellte Methode bezogene Kritik ist in [15] nachzulesen. Letztlich wird es dem Experiment überlassen bleiben, über diese Frage zu urteilen. 3 Abbildung 1.1: Überblick über den AD Komplex und die angrenzenden Beschleuniger. 1.2 Experiment: Zutaten und Falle Um Antiwasserstoff herzustellen benötigt man, grob vereinfacht, Zugriff auf die Bestandteile, Positronen und Antiprotonen, und ein Behältnis in dem die Teilchen kontrolliert zur Wechselwirkung gebracht werden können. Mit den im Folgenden beschriebenen Techniken gelang es im Herbst 2002 170’000 Antiwasserstoff Atome nachzuweisen. Die Diskussion soll einen Überblick über das Experiment vermitteln und beschränkt sich dabei auf dessen Schlüsselelemente: Konstituenten, Falle und Nachweismethode. 1.2.1 Die Zutaten: Positronen und Antiprotonen Zunächst zum einfachen Bestandteil, den Positronen. Die für das Experiment genutzten Positronen werden von einem hochaktiven β + Strahler emittiert. Eine 69 mCi 22 Na Quelle mit einer Halbwertszeit von 2,6 Jahren liefert durch den Zerfall zu 22 Ne pro Sekunde 2,5 Milliarden Positronen mit einer Energie von 0,54 MeV. Die Quelle verursacht in einem Abstand von einem Zentimeter eine Dosisleistung von 2,3 mSv pro Sekunde, so dass entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müssen. Wird die Quelle nicht benutzt, befindet sie sich in einer Parkposition in einem von Bleiziegeln ummauertem Behältnis über dem Experiment. Nur bei Bedarf wird dann die Quelle ferngesteuert und videoüberwacht an einer Angelschnur in das Experiment herabgelassen. Antiprotonen entstehen nur in hochenergetischen Kernreaktionen mit einer Schwerpunktsenergie ECM > 1 GeV. Um niederenergetische Antiprotonen zu gewinnen, sind daher ein Protonenbeschleuniger zur Produktion und ein Entschleuniger zum Abbremsen und Kühlen vonnöten. Der AD (Antiproton Decelerator) ist ein solcher, weltweit einzigartiger, Komplex zur Produktion kalter Antiprotonen mit Standort am CERN in Genf [37]. Eine Übersicht der beteiligten und benachbarten Beschleuniger ist in Bild 1.1 gezeigt. 4 Abbildung 1.2: Das Fallenpotential der verschachtelten Penningfalle schematisch Zunächt werden im PS (Proton Synchrotron) Pakete von 1,5 · 1013 Protonen auf Impulse von 26 GeV/c beschleunigt und auf ein Target gelenkt. In dem Target, ein in Graphit eingebetteter, 3×50 mm (Durchmesser x Länge) Iridium Zylinder, entstehen dadurch unter anderem Antiprotonen mit Impulsen von 3,5 GeV/c. Diese werden dann in den AD injiziert, dort abgebremst und stochastisch und mittels Elektronen gekühlt. So werden im 110 s Takt Pulse mit 30 Millionen Antiprotonen und einem Impuls von 100 MeV/c bereitgestellt. 1.2.2 Die Falle Das Herzstück des ATRAP Experiments ist eine verschachtelte Penning Falle [22], die es aufgrund ihres Potentials ermöglicht, zwei verschiedene Teilchensorten entgegengesetzter Ladung gleichzeitig zu speichern und wechselwirken zu lassen (siehe Abbildung 1.2). Ein Elektrodenstapel bildet durch Anlegen geeigneter Spannungen ein Potential, das die Positronen und Antiprotonen axial beschränkt. Zusätzlich wird durch einen supraleitenden Magneten ein 5,4 T Magnetfeld erzeugt, das für die radiale Speicherung sorgt. Zwischen Magnet und Falle sind Detektoren eingebracht, die dem Nachweis der Annihilationen von Positronen und Antiprotonen dienen (siehe Bild 1.3). Um Verluste der gespeicherten Teilchen gering zu halten, ist ein sehr gutes Vakuum nötig. Dieses wird durch kryogenisches Pumpen hergestellt, indem die Falle auf Heliumtemperatur (4,2 K) gekühlt wird. So wird ein Vakuum mit einem Restdruck von 5 · 10−17 torr (entsprechend 7 · 10−17 mbar) erreicht. Dieser Wert wurde aufgrund der Halbwertszeit bestimmt, mit der die Antiprotonen gespeichert werden können, bzw., gleichbedeutend, aus der Annihilationsrate mit Restgasatomen. Dabei wurde der pp̄ Annihilationsquerschnitt zu niedrigen Energien hin extrapoliert [21]. Um nun H̄ erzeugen zu können, werden zunächst Positronen und Antiprotonen in die Falle geladen und anschließend gekühlt. Das Kühlen der Teilchen ist die entscheidende Phase des Experiments, in der die Teilchen mit niedrigen relativen Geschwindigkeiten wechselwirken. Wählt man geeignete Fallenpotentiale, und damit Plasmaparameter, entsteht während dem 5 Abbildung 1.3: Schnitt durch die Falle und die sie umgebenden Detektoren Kühlen durch Drei-Körper-Rekombination Antiwasserstoff. Laden Generell ist anzumerken, dass das Laden der Teilchen entkoppelt voneinander geschieht. Der Elektrodenstapel ist, wie in Abbildung 1.3 gezeigt, durch ein drehbares Kugelventil in zwei Fallen unterteilt. In der oberen Falle werden bei geschlossenem Kugelventil die Positronen akkumuliert, während im unteren Teil der Falle Antiprotonen gesammelt werden. Dort ist auch das simultane Speichern der beiden Teilchensorten vorgesehen. Nach Akkumulation der gewünschten Teilchenzahlen wird das Kugelventil geöffnet und die Positronen mittels schnell geschalteter elektrischer Felder in den unteren Teil transferiert. Als erstes zu den Positronen. Die von der Quelle emittierten Positronen haben viel zu hohe Energien um gespeichert werden zu können, und werden daher vor Eintritt in die Falle durch eine Moderatorfolie abgebremst. Hierzu dient eine monokristalline 2 µm dicke Wolframfolie (W(100)). Zusätzlich ist ein 2 mm dicker Wolframkristall (W(110)) auf dem Kugelventil angebracht, der einige der ursprünglich zu schnellen Positronen in Reflektion moderiert. Der nun verwendete Lademechanismus ist neuartig [16]: Leichte Verunreinigungen auf der Moderatoroberfläche in Form einer kondensierten Gasschicht reduzieren die Austrittsarbeit für Elektronen derart, dass moderierte aus der Folie austretende Positronen ein Elektron mitreißen können, und so Rydberg Positronium bilden. Als neutrales System kann das Positronium in die Falle fliegen wo es durch elektrische Felder wieder ionisiert wird. Das Positron bleibt dann in der Falle gefangen, während das Elektron axial aus der Falle beschleunigt wird. Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass dieser Prozess tatsächlich stattfindet. Invertiert man die Potentiale innerhalb der Falle, kann man auf identische Weise Elektronen laden. Deswei6 teren kann durch ein Gegenfeld ausgeschlossen werden, dass geladene Teilchen in die Falle eindringen. Umgekehrt kann durch Variation des Gegenfeldes und damit der Austrittsarbeit der Ladeprozess optimiert werden. Schließlich kann durch einen Laser der Lademechanismus durch kontrolliertes Abdampfen der Verunreinigungen“ auf der Oberfläche unterbunden ” werden. Besonders interessant an dieser Methode ist der Verzicht auf das bei gängigen Verfahren obligatorische Puffergas zur Kühlung der Positronen. So erlaubt es die Methode ohne differentielles Pumpen ein hervorragendes Vakuum herzustellen. Allerdings erkauft man sich diesen Vorteil mit einer deutlich geringeren Laderate als beim konventionellen Laden und Kühlen mit Puffergas. Das Laden der Antiprotonen verläuft dagegen direkter. Wieder wird durch einen Moderator, dieses Mal 125 µm Beryllium, die Energie der Teilchen reduziert. Die 100 MeV/c Antiprotonen des AD haben nach Durchgang durch die Folie nurmehr Impulse von 4 keV/c . Allerdings bleiben von den ursprünglich 30 Millionen Antiprotonen im Puls lediglich 20’000 übrig. Mittels kalter Elektronen werden die Antiprotonen anschließend in eine Potentialmulde gekühlt. Durch die gepulste Struktur und das Kühlen ist es nun möglich, viele aufeinander folgende Pulse zum Laden zu verwenden. Hierzu wird zunächst ein Potentialwall abgesenkt, damit ein p̄ Puls in die Falle fliegen kann, woraufhin das Potential schnell wieder geschlossen wird und der Puls gefangen bleibt und kühlt. Daraufhin kann der Potentialwall ohne Verlust von p̄ wieder gesenkt und ein weiterer Puls geladen werden. Diese von TRAP, dem ATRAP Vorläufer, entwickelte Technik wird als Stacking“ bezeichnet [21], und erlaubt die ” Akkumulation großer Teilchenzahlen. Für typische Experimente werden 500’000 Positronen und 200’000 Antiprotonen geladen. Mit einer Positronen Laderate von etwa 600/s erlauben die beschriebenden Lademethoden dieses in ca. 20 Minuten zu bewerkstelligen. Kühlen Nach der Akkumulation beider Teilchensorten wird das drehbare Kugelventil geöffnet und die Positronen in den unteren Teil der Falle zu den Antiprotonen gepulst. Aufgrund der Zyklotronbewegung der Positronen um die magnetischen Feldlinien können sie Synchrotronstrahlung emittieren und absorbieren. Dadurch thermalisieren sie rasch mit den auf Heliumtemperatur gekühlten Elektronen in den Elektroden der Falle. Rasch“ bedeutet hier ” τ ∼ 4/B 2 s ∼ 0,1 s bei einem magnetischen Feld von 5,4 T [26]. Die Lage der kalten Positronenwolke innerhalb der Falle ist in Bild 1.5 gezeigt. Die Zeitkonstante für das Kühlen durch Synchrotronstrahlung skaliert aber nicht nur quadratisch mit dem magnetischen Feld, sondern auch ∝ 1/m3 [7]. Antiprotonen, 1836 mal schwerer als Positronen, würden demnach erst nach etwa 200 Jahren mit der Falle thermali7 1.4s 20 10 0 0 5 10 50 0.04s Antiprotonenzahl mittlere p Energie [eV] e+ energie 30 0 1s 50 0 2s 50 0 50 5s 0 0 Kühlzeit [s] 10 20 30 Energie [eV] 40 Abbildung 1.4: Kühlung der Antiprotonen durch Stöße mit den kalten Positronen. Links im Bild ist der zeitliche Verlauf der mittleren p̄ Energie zu sehen, rechts p̄ Energiespektren, die nach verschiedenen Kühlzeiten aufgenommen wurden. e+ Energie“ bezeichnet die Höhe des ” Positronenwalls sieren. Die p̄ werden daher wie folgt mittels der Positronen gekühlt [20]. Links in Bild 1.5 ist (durchgezogene Linie) der Potentialwall zur Akkumulation der Antiprotonen zu sehen. Durch kurzes Schalten zur gestrichelt dargestellten Potentialkonfiguration wird die Antiprotonenwolke in den mittleren Teil der Falle zu den Positronen entlassen. Die gerade gestrichelte Linie zeigt die Energie kurz nach dem Freilassen an. Die p̄ Wolke oszilliert nun durch die Positronenwolke hindurch und kühlt so durch (Coulomb-) Stöße mit ihnen ab. Die Energie der Antiprotonen für verschiedene Kühlzeiten ist in Bild 1.4 gezeigt. Dabei erreichen sie erstaunlicherweise niedrigere Energien als die Höhe des Positronenwalls vorgibt. Dieses als Su” percooling“ bezeichnete Phänomen wird durch eine Art wiederholtes Verdampfungskühlen erklärt. Zunächst kühlen die Antiprotonen auf Energien ähnlich des Positronenwalls, bis sie in den kleinen Seitenwällen gefangen sind und nicht mehr mit den Positronen wechselwirken können. Nun verdampfen“ heiße“ Antiprotonen aus ihren Potentialen und kühlen so das ” ” verbliebene Plasma ab. Sie gehen aber nicht verloren, da sie immer noch durch die Potentialstruktur gefangen sind. Dort können sie erneut durch Stöße mit den Positronen kühlen und der Kreislauf beginnt von vorn. 1.2.3 Produktion und Nachweis von H̄ Entsteht Antiwasserstoff, ist er als neutrales System nicht mehr in der Falle gebunden und fliegt in eine der Elektroden, wo das Antiproton zu durchschnittlich drei Pionen annihiliert, und das Positron mit einem Elektron zu zwei back-to-back“ (entgegengesetzt emit” tierten) 511 keV Photonen zerstrahlt. Ursprünglich war es geplant, die um die Elektroden 8 angebrachten Detektoren zum Nachweis koinzidenter Annihilationen zu verwenden. Dieser Plan wurde aber aufgrund einiger Schwierigkeiten verworfen. Zum einen hat man mit einem großen Untergrund zu kämpfen, zum anderen gibt es Verlustmechanismen die nicht von echten Verlusten durch H̄ zu unterscheiden sind. Bei der sogenannten ambipolaren Dif” fusion“ beispielsweise verlässt ein korreliertes Antiproton-Positron Paar die Falle ohne aber gebunden zu sein. Die Detektoren können solche Kontinuumszustände nicht von gebundenen unterscheiden. Auch können Antiprotonen, die durch radiale Verluste in einer Elektrode annihilieren, koinzidente Prozesse vortäuschen, indem z.B. neben den drei Pionen (p̄ Signatur) durch Paarerzeugung ein e+ e− Paar erzeugt wird. Das Positron annihiliert innerhalb weniger ◦ µm und die Signatur ist nicht von H̄ zu unterscheiden (3π + 2γ(180 ) am gleichen Ort). Stattdessen wird eine nahezu hintergrundfreie Methode verwendet, die auf der Ionisierung des entstandenen Antiwasserstoff basiert. Ein etwas vom Entstehungsort entfernt angelegter Potentialwall ist derart modelliert, dass er zum einen von geladenen Teilchen nicht überwunden werden kann und zum anderen Feldstärken aufweist, die Antiwasserstoff Atome feldionisieren können. Weiterhin ist eine Mulde vorgesehen, die die aus der Ionisation freigewordenen Antiprotonen sogleich wieder eingefängt (siehe Bild 1.5). Jedes Antiproton in diesem Analysatorwall ist somit einem Antiwasserstoff Atom zuzuweisen. Die Antiprotonen werden destruktiv nachgewiesen. Nach Abschluß der Rekombinationsphase wird die Falle komplett, mit Ausnahme der durch die Ionisation gesammelten Antiprotonen, geleert und abgewartet, bis die Detektoren keine Annihilationen mehr nachweisen. Anschließend wird der Wall abgesenkt und die freigewordenen Antiprotonen annihilieren an der Wand. Von den Detektoren werden Vernichtungsereignisse in einem kurzen Zeitfenster nach dem Öffnen des Walls gezählt. Einziger Hintergrund bei dieser Nachweismethode ist ein sog. Cosmic“ auf ” 50 Messungen, dass sind durch kosmische Strahlung vorgetäuschte p̄ Annihilationen. Besonders attraktiv an dieser Methode ist die Möglichkeit durch Variation der Feldstärke in einem zusätzlichen Vor-Ionisationswall die Verteilung der Hauptquantenzahlen3 der entstandenen H̄ messen zu können. So werden im Nachweiswall nur Atome gesammelt, die den Durchgang durch eine bestimmte Feldstärke überstanden haben (Bild 1.6a). Das verwendete Potential und entsprechende Feldstärken sind in Bild 1.5 zu sehen. Berücksichtigt man den eingeschränkten Raumwinkel, den der Analysatorwall abdeckt und nimmt isotrop emittierte H̄ an, konnten in einem Experiment 170’000 H̄ nachgewiesen [18]. Die Produktionsrate kann um eine Größenordnung verbessert werden, indem man die p̄ wiederholt durch die e+ Wolke hindurch treibt [19]. Mit der weiter oben angesprochenen Nachweismethode konnte auch erstmals die Verteilung der Hauptquantenzahlen gemessen 3 Streng genommen ist n aufgrund des starken Feldes keine gute Quantenzahl, bietet aber einen ersten Anhaltspunkt 9 50V 0V p e+ p + p e p 20 40 60 80 100V/cm Analysator Potential 1cm Abbildung 1.5: Potential und Feldstärken in der Falle. Rechts im Bild ist das Nachweispotential zu sehen werden (Bild 1.6). Die Werte der Hauptquantenzahlen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Das zur Ionisation nötige Feld eines Zustandes n wird üblicherweise mit der Sattelpunktmethode bestimmt. Aufgrund des starken B-Feldes ist dies aber nicht ohne weiteres möglich, daher sind in Bild 1.6(c) vier Kurven für verschiedene Näherungen zu sehen. Die klassische A Formel E = 16n 4 mit A=1 ignoriert den unterschiedlichen Stark Effekt verschiedener Orbitale. Schwierig bzw. leicht zu ionisierende Zustände heißen blau (A=3,6) bzw. rot (A=1,8) verschoben [24]. Die gestrichelte Linie zeigt einen Mittelweg zwischen diesen beiden Extremen mit A=2,7. Da die experimentellen Daten keine Krümmung der Kurve erkennen lassen, wird die Ionisationsrate pro Feld bis zu einem kritischen Wert als konstant angenommen. Das ist der Grund für das abrupte Abschneiden der Kurven zu niedrigen Quantenzahlen hin (1.6(c)). Die hohe Rate und die hohen n der H̄ deuten auf einen Entstehungsmechanismus via Drei-Körper-Rekombination (siehe auch folgenden Abschnitt). 1.3 Genesis: Zur Rekombination Die vorigen Abschnitte haben gezeigt, wie Antiprotonen und Positronen Plasmen bei Temperaturen von 4 K und Dichten von 107 /cm3 in einer Falle präpariert und zur Wechselwirkung gebracht werden können. Doch wie entsteht nun ein Antiwasserstoff Atom? Im folgenden sollen daher die wichtigsten Rekombinationsprozesse näher betrachtet werden [9], [32], [14]. Strahlungsrekombination (RR) Laserinduzierte Rekombination (LIR) p̄ + e+ → H̄ + hν p̄ + e+ + hν → H̄ + 2hν 10 R, ionisierte Atome 1.6 (a) 1.2 0.8 0.4 -dR/dE [cm/V] 0.0 0.02 (b) 0.00 dR/dn 0.20 0.15 Vor-ionisationsfeld [V/cm] (c) klassisch rot 0.10 blau 0.05 0.00 n Abbildung 1.6: Verteilung der Hauptquantenzahlen aufgrund des Vor-Ionisationsfeldes [19]. In (a) ist die Zahl der Atome, die die Vorionisation überstanden haben, zu sehen. (b) zeigt die bis zu einem kritischen Wert als konstant angenommene Ionisationsrate pro Feldstärke. (c) schließlich die korrespondierenden Hauptquantenzahlen unter Annahme der verschiedenen Modelle p̄ + e+ + e+ → H̄∗ + e+ p̄ + Ps(∗) → H̄(∗) + e− Drei-Körper-Rekombination (TBR) Ladungstransfer (CT) Die Strahlungsrekombination, also die direkte Bildung von H̄ unter Aussendung eines Photons, ist der wohl naheliegendste Prozess. Für den Wirkungsquerschnitt dieser Reaktion gilt [9]: 13,6 eV σRR = 2,1 · 10−22 cm2 · kb T Obige Formel gilt für die Besetzung des Grundzustandes, die Bevölkerung höher liegender Zustände ist mit n3 unterdrückt [32]. Für ein 4,2 K Plasma erhält man σRR = 6 · 10−18 cm2 . Anschaulich läßt sich dieser kleine Wirkungsquerschnitt durch die Tatsache erklären, dass es etwa 1 ns dauert um ein 13,6 eV Photon abzustrahlen, wohingegen die typische Wechselwirkungszeit der Stoßpartner innerhalb eines Bohrradius eine Million mal kleiner ist, rund 10−15 s. Für die Rekombinationsrate pro Antiproton gilt ΓRR = 3 · 10 −11 s 4,2 K · ne+ ∼ 30H̄/s T Letzterer Zahlenwert (wie auch im Folgenden) ergibt sich aus der Annahme für das Experiment realistischer und bereits realisierter Parameter (ne+ ∼ 107 , Np̄ ∼ 105 ). Durch 11 Einstrahlen eines intensiven Laserfeldes könnte diese Rate um Größenordnungen verbessert werden. Für die Erhöhung der Rate aufgrund laserinduzierter Rekombination gilt [23]: G ' 2 · 10−5 n5 I · ΓLIR = (1 + G)ΓRR , cm2 W Stimulierung der Rekombination zum n=11 Niveau mittels eines CO2 Lasers mit einer IntenW sität von 1000 cm 2 könnte die Rate in dieses Niveau gegenüber der spontanen Rekombination in alle Niveaus um einen Faktor 300 verbessern, also auf knapp 104 H̄/s. Bei der Drei-Körper-Rekombination wird die Energie-Impuls Bilanz durch ein weiteres Positron erfüllt. Da kein Photon abgestrahlt werden muss, ist der Prozess schneller und lässt somit eine höhere Rate erwarten. Allerdings ist der Wirkungsquerschnitt ∝ n6 , so dass bevorzugt Rydberg Zustände bevölkert werden, die ihrerseits leicht durch Stöße wieder ionisiert werden können. Für die Rate dieses vielstufigen Prozesses von Rekombination, Stoßionisation und Stoßabregung (Stabilisierung) gilt insgesamt [23], [9]: ΓT BR ∼ 6 · 10−12 ( 4,2 K 9 2 ) 2 ne+ ∼ 6 · 107 H̄/s T Die Stoßabregung ist allerdings nur so lange effizient, wie nur ein Stoß zur Abregung in ein niedrigeres Niveau genügt. Im weiteren Verlauf geschieht die Relaxation durch Emission von Photonen. Hoch angeregte Zustände sind aber sehr langlebig (τ ∼ 0,1 s), so dass sich im Verlauf der Abregung ein Flaschenhals“ beim Übergang zwischen Stoß- und Strah” lungsabregung ausbildet [55]. Rechnungen unter Berücksichtigung eines magnetischen Feldes haben gezeigt [25], dass sich der Flaschenhals bei 3,8 kb T (T Plasmatemperatur) unterhalb der Kontinuumsschwelle ausbildet. Diese Rechnungen lassen ebenfalls erkennen, dass sich die enorm hohe Rekombinationsrate von 6 · 107 H̄/s durch die Anwesenheit starker magnetischer Felder um eine Größenordnung reduziert. Charakteristisch ist auch die extreme Temperaturabhängigkeit ∝ T −9/2 und die quadratische Abhängigkeit von der Dichte, da zwei Stoßpartner gleichzeitig verfügbar sein müssen. Die T −9/2 Abhängigkeit wird klar, wenn man als charakteristische Länge des Plasmas den Thomson Radius R einführt, der den Abstand an2e gibt, bei dem thermische und Coulomb Energie gleich sind R = 3kT . Die Wahrscheinlichkeit, 2 2 dass ein Stoß stattfindet ist (ne+ vtR ) , wobei t = R/v die durchschnittliche Dauer eines Stoßes angibt. Berücksichtigt man zusätzlich v ∝ T 1/2 , so ergibt sich durch Dividieren durch t für die Rate Γ ∝ n2e+ T −9/2 . Bei einem alternativen Drei-Körper Prozess stoßen Positronium Atome mit Antiprotonen und bilden so durch eine Ladungstransferreaktion H̄. Der Antiwasserstoff wird dabei vorwiegend mit Hauptquantenzahlen gebildet, die in etwa die Bindungsenergie des Positro√ nium Atoms erhalten nH̄ = 2 nP s [35], [30]. Der Wirkungsquerschnitt für diese Variante der Rekombination ist proportional dem geometrischen Querschnitt des Positronium Atoms 12 und damit deutlich größer als bei der Strahlungsrekombination. Für Positronium im Grundzustand gilt für den Prozess σ ∼ 10−15 cm2 . Mit der ladungskonjugierten Reaktion wurde so bereits erfolgreich Wasserstoff hergestellt [38]. Trotz des großen Wirkungsquerschnittes ist jedoch aufgrund der geringen Mengen von Positronium, die einem Experiment zur Verfügung gestellt werden können, die erwartete H̄ Produktionsrate mit Positronium im Grundzustand sehr klein, etwa 100 H̄ pro Tag. Abhilfe schafft hier die Idee, Rydberg-Positronium zu verwenden, da der enorme geometrische Querschnitt ∝ n4 eines Rydberg Zustandes einen riesigen Wirkunsquerschnitt bedingt. Bewegen sich zusätzlich die Stoßpartner langsam im Vergleich zur typischen Geschwindigkeit des Rydberg Elektrons im Orbit, so liegt der Wirkungsquerschnitt sogar eine Größenordnung über dem geometrischen Querschnitt. Der zweifache La” dungstransfer“ (Dual Charge Transfer, DCT), dessen Realisierung Kern dieser Arbeit ist, ist eine effiziente Methode größere Mengen von Rydberg Positronium herzustellen, um damit anschließend mit gespeicherten Antiprotonen H̄ zu erzeugen. Simulationen haben gezeigt, dass die Produktionsrate genauso hoch ist wie bei der Drei-Körper-Rekombination. Zusätzlich wurden aber noch zwei Vorteile deutlich. Erstens ist das Spektrum (die Verteilung der Hauptquantenzahlen) des entstandenen H̄ für die Spektroskopie günstiger (schmaler) als bei der TBR, dessen vielstufiger Rekombinationsprozess ein breites Spektrum bedingt. Weiterhin ist der Prozess triggerbar, man hätte also die Möglichkeit die zeitliche Struktur der H̄ Entstehung zu beeinflussen, wodurch erstmalig Flugzeit Experimente möglich wären. Zu den Details sei auf das folgende Kapitel verwiesen, das den zweifachen Ladungstransfer ausführlich in Theorie und Experiment behandelt. Unter der Annahme fallentypischer Parameter und dem Wunsch effizient für Speicherung und Spektroskopie geeigneten H̄ herzustellen, sind die Mechanismen demnach zusammenfassend wie folgt zu bewerten: Rekombinationsprozesse die für die Spektroskopie günstigen H̄ im Grundzustand bevorzugen, sind leider ineffizient. Hierzu zählen die Strahlungsrekombination (30 H̄/s) und der einfache Ladungstransfer mit Positronium im Grundzustand (10−3 H̄/s). Die laserinduzierte Rekombination ist aufgrund der deutlich höheren Rate von 104 H̄/s ein attraktiverer Kandidat, der H̄ in n=11 produziert. Die Dreikörper Rekombination ist ein extrem temperaturempfindlicher Prozess, der zwar Rydberg Zustände mit einer breiten Verteilung an Hauptquantenzahlen bevölkert, dafür aber bei Helium Temperatur mit einer sehr hohen Rate von 106 H̄/s belohnt. Experimentell aufwendiger, dafür bei gleicher Rate geeigneter für die Spektroskopie, ist der zweifache Ladungstransfer. Wichtige Eckdaten der Rekombinationsmechanismen sind in Tabelle 1.1 zusammengefasst. 13 Methode Rate [H̄/s] Spektrum Bemerkung Strahlungsrekombination Laserinduzierte Strahlungsrekombination Drei-Körper-Rekombination Ladungstransfer Zweifacher Ladungstransfer 30 104 106 10−3 106 Grundzustand n=11 n∼50, ∆n∼10 Grundzustand n∼50, ∆n∼2 ∝ T −1/2 · n CO2 Laser ∝ T −9/2 · n2 Grundzustand Ps Rydberg Ps Tabelle 1.1: Übersicht über die verschiedenen Rekombinationsmechanismen 14 Kapitel 2 Der zweifache Ladungstransfer 2.1 Prinzip und Eigenschaften Der zweifache Ladungstransfer ist eine effiziente Methode Antiwasserstoff herzustellen. Sie basiert auf dem Umstand, dass Ladungstransferreaktionen bei Stößen zwischen Rydberg Atomen und Ionen enorm große Wirkungsquerschnitte aufweisen. Sie liegen in der Größenordnung des geometrischen Querschnitts eines Rydberg Atoms (∝ n4 ) und können diesen sogar übertreffen, wenn die Relativgeschwindigkeit der Projektile klein ist gegenüber der typischen Geschwindigkeit des Rydberg Elektrons (∝ n1 ) im Orbit [35]. Der zweifache Ladungstransfer nutzt diese Effizienz zur Produktion von Antiwasserstoff, indem man p̄ mit Rydberg Positronium Atomen stoßen lässt Ps∗ + p̄ → H̄∗ + e− . Das nötige Rydberg Positronium wird ebenfalls durch eine Ladungstransferreaktion gebildet, daher der Name zweifa” cher Ladungstransfer“. Angewendet auf das ATRAP Experiment stellt sich die Idee wie folgt dar: Zur Produktion von Rydberg Positronium wird außerhalb der Falle ein Cäsium Ofen angebracht, der durch Heizen auf 350 K einen thermischen Atomstrahl erzeugt und auf die Positronenwolke gerichtet wird. Mittels Laser wird das Cäsium vor Eintritt in die Falle in einen Rydberg Zustand angeregt und bildet dann beim Stoßen mit dem Positronenplasma durch eine erste Ladungstransferreaktion Rydberg Positronium. Dieses ist als neutrales System nicht mehr in der Falle gebunden und kann so in die benachbarte Antiprotonenwolke fliegen, wo anschließend der zweite Ladungstransfer stattfindet: Cs + hν Anregung −→ Cs∗ ; 1.LT Cs∗ + e+ −→ Cs+ + Ps∗ ; 2.LT Ps∗ + p̄ −→ H̄∗ + e− Der Gesamtprozess ist in Bild 2.1 schematisch dargestellt. Für den ersten Ladungstransfer wurde Cäsium gewählt, da es zum einen aufgrund seiner niedrigen Ionisierungsenergie einfach durch Laser in einen Rydberg Zustand angeregt werden kann, zum anderen, weil der 15 Laseranregung Cs 2. Ladungstransfer H p Cs* Ps* + e 1. Ladungstransfer Abbildung 2.1: Der zweifache Ladungstransfer schematisch ungewöhnlich hohe Dampfdruck nur minimales Heizen erfordert. Letzteres ist aufgrund der Lage des Ofens in der kryogenischen Falle besonders wichtig. Was macht den, auf den ersten Blick wohl seltsam anmutenden, zweifachen Ladungstransfers so attraktiv? Monte Carlo Simulationen dieses Prozesses [30], ausgehend von der ATRAP Fallengeometrie und Cäsium in n=50, haben ergeben, dass der zweifache Ladungstransfer eine mit der Drei-Körper-Rekombination vergleichbare H̄ Produktionsrate von 106 H̄/s erreicht. Diese hohe Rate begründet sich in den großen Mengen von Positronium die durch diese Methode bereitgestellt werden können, und durch den großen Wirkungsquerschnitt des Ladungstransfers. Wie bereits geschildert, sind die Wirkungsquerschnitte für den Ladungstransfer von der Größenordnung des geometrischen Querschnitts des stoßenden Rydberg Atoms, bzw. liegen für langsame“ Stöße sogar darüber [35]. Beim ersten Ladungstransfer ” bewegen sich die Projektile aufgrund q ihrer wahrscheinlichsten thermischen Geschwindigkei3 m + ten (Cs ∼ 350 K, e =4 K) mit v = 2kT m ' 11 · 10 s relativ zueinander. Das Rydberg µαc Elektron hat dabei eine Geschwindigkeit von v = m = 44 · 103 m s (µ bezeichnet hier die reen duzierte Masse). Das Kriterium langsam“ ist also erfüllt, und tatsächlich hat die Simulation ” 4 gezeigt, dass der Wirkungsquerschnitt größer ist als der geometrische. Bezeichnet σ0 = πaZ02n den geometrischen Querschnitt so gilt σCs,e+ = 9,7 · σ0 . Beim zweiten Ladungstransfer ist die Relativgeschwindigkeit 15 · 103 m s , wohingegen das Rydberg Elektron des Positroniums erm 3 neut schneller ist: 30 · 10 s . Wieder ist der Wirkungsquerschnitt größer als der geometrische Querschnitt, und es gilt diesmal σP s,p̄ = 58 · σ0 . Die Rechnungen haben ebenfalls gezeigt, dass der Ladungstransfer bevorzugt die Bindungsenergie erhält, und die Verteilung der Hauptquantenzahlen des entstehenden H̄ deut16 sn [p a02 n4] n Positronium n Antiwasserstoff Abbildung 2.2: Simulierte Verteilung der Hauptquantenzahlen nach dem ersten (links) und zweiten (rechts) Ladungstransfer, ausgehend von Cäsium mit n=50. Dargestellt ist, abhängig von der Hauptquantenzahl, der Wirkungsquerschnitt des Ladungstransfers in Vielfachen des geometrischen Querschnitts[30] lich schmaler ist als bei H̄ der durch Drei-Körper-Rekombination entsteht. Das Ergebnis der Simulation der Hauptquantenzahlen für beide Ladungstransferreaktionen ist in Bild 2.2 zu sehen. Ein Spektroskopie Schema sieht vor, den hochangeregten Antiwasserstoff zunächst auf ein definiertes Niveau abzuregen, um von dort einen Übergang zu untersuchen. Die schmalere Verteilung der Hauptquantenzahlen ermöglicht es, mehr Atome mit einem Laser gegebener Bandbreite abzuregen. Die Erhaltung der Bindungsenergie impliziert weiterhin, dass durch Wahl des Cäsium Anregungszustandes die Möglichkeit besteht, das Maximum der H̄ Verteilung zu bestimmen. Schließlich kann die Produktion von H̄ durch Abschalten oder Verstimmen der Cäsium Anregungslaser innerhalb von 0,1 ms zum Erliegen gebracht werden (diese Zeitskala ergibt sich aus den relativen Abständen und den Geschwindigkeiten der Projektile). So wären beispielsweise Flugzeit Experimente möglich, bzw. eine H̄ Produktion auf Kommando“. Mit Flugzeit Experimenten könnte die Geschwindigkeitsverteilung und ” damit die Temperatur des entstandenen Antiwasserstoffs bestimmt werden. Der zweifache Ladungstransfer ist also bezüglich der Rate dem besten gegenwärtig bekannten Rekombinationsschema ebenbürtig, erzeugt günstigere Endzustände, und ermöglicht zusätzlich als einziger Mechanismus eine direkte Einflußnahme auf die H̄ Entstehung. Zur technischen Verwirklichung dieses Rekombinationsschemas waren leichte Modifikationen an der existierenden Falle, ein Cäsium-Ofen zur Erzeugung des Atomstrahls, und ein Lasersystem zur Rydberg Anregung des Cäsiums nötig. Der Cäsium-Ofen wurde von Cody Storry entwickelt, gebaut, und in die Falle integriert, während das Lasersystem im Rahmen dieser Arbeit erstellt und eingesetzt wurde. Eine ausführliche Diskussion der experimentellen Arbeiten hierzu findet sich im Anschluss in Kapitel 2.2. Mit diesen Komponenten wurden 17 in der Strahlzeit 2002 erste erfolgreiche Experimente durchgeführt. Die ersten beiden Schritte, die Anregung von Cäsium und die Produktion von Rydberg Positronium, waren bereits erfolgreich, zur Produktion von Antiwasserstoff konnten bereits erste, vielversprechende Signale gemessen werden. Der zweifelsfreie Nachweis von H̄ mit dieser Methode muss aber noch bis zur Strahlzeit 2003 warten. Genaueres hierzu findet sich in Kapitel 2.3. Das bei diesen Experimenten verwendete Lasersystem, bestehend aus einem Diodenlaser und einem Kupferdampflaser zur zweistufigen Anregung, wurde hauptsächlich aus Zeit-, Kosten- und Verfügbarkeitserwägungen in dieser Form zusammengestellt. Der Kupferdampflaser stellte sich jedoch als ungünstig heraus. Zum einen ist er nicht verstimmbar, und zum anderen wird aufgrund seiner großen spektralen Breite von 9 GHz ein Großteil der eingestrahlten Leistung ungenutzt dissipiert. Die in Kapitel 2.4 präsentierten Rechnungen haben daher zum Ziel, ein effizientes Anregungsschema zu finden, das mit verstimmbaren und spektral schmalen Lasern verwirklicht werden kann. 2.2 Experimentelles Zur Erzeugung von Cäsium Rydberg Zuständen wurde ein zweistufiges Anregungsschema verwirklicht: Zunächst wird mit einem Diodenlaser bei 852 nm der 6P3/2 Zustand bevölkert (D2 Linie), von dem aus mit der 511 nm Linie eines Kupferdampflasers schließlich der n=38 Rydbergzustand anregt wird. Der verwendete Kupferdampflaser ist ein turn-key“ System, ” und wird daher nur kurz in Abschnitt 2.2.5 behandelt. Die Anregung der D2 Linie gestaltet sich aufwendiger und steht daher im Mittelpunkt der Betrachtungen. Typische Eigenschaften von Laserdioden, zusammengefasst in Abschnitt 2.2.1, erfordern eine externe Stabilisierung. Hierzu wurde außerhalb der Falle mittels Sättigungsspektroskopie (Abschnitt 2.2.2) auf eine Cäsium Hyperfeinkomponente der D2 Linie stabilisiert (Abschnitt 2.2.4). Die Aufspaltung der Cäsium Niveaus in dem 5,4 T Magnetfeld der Falle (Abschnitt 2.2.3) verschiebt allerdings die zu treibenden Übergänge um 70 GHz gegenüber dem Niveau, auf das stabilisiert wurde. Frequenzen dieser Größenordnung können nicht durch Akusto-Optische oder Elektro-Optische Modulatoren überbrückt werden, so dass ein zweiter Diodenlaser mittels eines Frequenz-Offset-Locks“ auf den ersten stabilisiert wurde (Abschnitt 2.2.4). ” 2.2.1 Elementares über gitterstabilisierte Diodenlaser Dieser Abschnitt soll knapp wichtige Eigenschaften von Laserdioden zusammenfassen - ausführliche Behandlungen der Physik von (gitterstabilisierten) Laserdioden finden sich in zahlreichen Lehrbüchern und Artikeln. Hervorzuheben sind das Buch von Yariv [54] und ein (klassischer) Übersichtsartikel von Wieman [51]. 18 Laserdioden sind im wesentlichen in Durchlassrichtung betriebene Halbleiterdioden. Durch einen Strom ( Injektionsstrom“) wird zwischen Leitungs- und Valenzband eine Besetzungs” inversion erzeugt. Bei der Rekombination von Elektron/ Loch Paaren werden Photonen mit einer der Bandlücke entsprechenden Energie emittiert. Als Resonator (niedriger Güte) dienen die polierten Rück- und Austrittsfacetten der Diode, die typischerweise Kantenlängen von der Größenordnung 0,1 mm aufweisen. Eine stark vereinfachte schematische Zeichnung ist in Bild 2.3 gezeigt. Dass trotz der geringen Resonatorgüte Laserozillationen stattfinden, liegt an der enormen Verstärkung der optisch aktiven Zone. Die Wellenlänge des emittierten Lichts wird neben der Bandlücke durch Strom und Temperatur bestimmt. Zunächst wird durch das Gainprofil eine der konkurrierenden longitudinalen Moden (Freier Spektralbereich ∼ 150 GHz) verstärkt. Temperaturänderungen beeinflussen die Resonatorlänge und verursachen so eine Drift von typischerweise 0,3 nm/K. Stromänderungen hingegen beeinflussen die Wellenlänge durch zwei Mechanismen: Einerseits durch eine einhergehende Temperaturänderung, andererseits wird durch die Variation der Ladungsträgerdichte die optische Weglänge des Resonators verändert. Durch Stromänderungen kann die Frequenz des emittierten Lichts sehr schnell verändert werden. Bei einer typischen Empfindlichkeit von einigen GHz/mA können Raten von einigen 10 GHz/ns erreicht werden. Beim Verstimmen von Diodenlasern mittels Strom und Temperatur verschiebt sich allerdings auch das Verstärkungsprofil, so dass der Laser während dem Verstimmen plötzlich eine andere longitudinale Mode bevorzugen kann, und dann unstetig auf diese springt ( mode-hopping“). So ergeben sich Wellenlängen” bereiche im Verstärkungsprofil des Lasers die nicht zugänglich sind. Durch Temperaturänderungen sind Wellenlängenänderungen im nm-Bereich modensprungfrei möglich, durch Variation des Stromes können lediglich ∼ 50 MHz kontinuierlich durchgestimmt werden. Festzuhalten bleibt, dass für stabilen Betrieb mindestens eine Stromquelle hoher Konstanz und eine Temperaturstabilisierung im mK-Bereich nötig sind. Die für Laserdioden typischen kleinen Abmessungen des Resonators, dessen geringe Güte und die enorme Verstärkung sind ursächlich für eine Reihe von Unwägbarkeiten: • Linienbreite: Die geringe Güte des Resonators bedingt aufgrund des Schawlow Townes Limit eine minimale Linienbreite im MHz-Bereich. Schwankungen der Ladungsträgerdichte und Phasenfluktuationen durch spontane Emission vergrößern diesen Wert auf typischerweise ∼ 100 MHz • Rückkopplung: Aufgrund des großen Gains können auch sehr schwache Reflexe von optischen Elementen wie Linsen oder Spiegeln wie ein zusätzlicher Resonator wirken und den Laser zu Modensprüngen oder zum Multimode Betrieb veranlassen. Es ist daher fast immer nötig, als erstes Element einen optischen Isolator zu verwenden. 19 Injektionsstrom p-dotiert aktive Zone n-dotiert Polarisation E Abbildung 2.3: Stark vereinfachtes Prinzip einer Laserdiode. Durch Beugung ist der austretende Lichtstrahl stark divergent. • Strahlprofil: Die kleinen Abmessungen der Austrittsfacette verursachen beugungsbe◦ ◦ dingt eine Strahldivergenz von ∼ 10 und ∼ 30 senkrecht zur Ausbreitungsrichtung (siehe Bild 2.3). Nach geeigneter Kollimation bleibt das Strahlprofil elliptisch und aufgrund des ausgedehnten Gainmediums astigmatisch. Zur Korrektur des elliptischen Profils können anamorphe Prismenpaare verwendet werden, die den Strahl in einer Richtung senkrecht zur Strahlachse vergrößern. Um die Linienbreite zu reduzieren, den kontinuierlichen Durchstimmbereich zu vergrößern und eine verbesserte Kontrolle über die emittierte Wellenlänge zu erlangen, wurden die bei diesem Experiment verwendeten Diodenlaser in Littrow Anordnung“ gitterstabilisiert. Der ” verwendete mechanische Aufbau (Bild 2.4) ist mittlerweile weit verbreitet und ausführlich in [41] beschrieben. Ein vor der Diode angebrachtes Gitter reflektiert die erste Beugungsordnung in die Diode zurück und koppelt die nullte Beugungsordnung aus. Das Gitter wirkt so wie ein zusätzlicher längerer Resonator mit einem wellenlängenselektiven Element. Der verlängerte Resonator und die kontrollierte Rückkopplung der gewünschten Wellenlänge reduziert die Linienbreite auf ∼ 1 MHz oder darunter. Weiterhin kann der Laser durch Drehen des Gitters mittels eines Piezostapelaktuators (im Folgenden Piezo“), und damit durch Verändern der ” rückgekoppelten Wellenlänge, modensprungfrei um mehr als 20 GHz verstimmt werden. Der kontinuierliche Durchstimmbereich ist bei diesem Aufbau dadurch limitiert, dass die Winkeländerung des Gitters mit einer Längenänderung des Resonators einhergeht. Die Änderung der reflektierten Wellenlänge aufgrund der Winkeländerung ist¯ aber verschieden von dem ¯ ∂ν ¯ ∂ν ¯ 6= ∂α ¯ Einfluss durch die veränderte Resonatorlänge ∂α ¯ Dispersion 20 Resonator Gitter Laser Diode 1 cm Gitter Justage Kollimator Gitter Justage Temperatur Sensor AD590 Piezokeramik E Strahlprofil und Polarisation Abbildung 2.4: Mechanischer Aufbau der in Littrow Anordnung gitterstabilisierten Laserdioden. 21 2.2.2 Sättigungsspektroskopie 1 Die thermische Bewegung der Atome eines Gases überlagert die natürliche Linienform einer Resonanz mit einem Gaußprofil. Für Cäsium gilt bei Raumtemperatur für die Dopplerbreite der D2 Linie s ν0 8kT ln 2 ∆νDoppler = ' 310 MHz c mCs Dieser Wert ist deutlich größer als die natürliche Linienbreite der Cäsium Hyperfeinkomponenten von ∆νnat. = 5,2 MHz und übertrifft deren Separation von 150-200 MHz. Um auf eine Hyperfeinkomponente stabilisieren zu können, ist demnach eine dopplerfreie Technik vonnöten. Die Sättigungsspektroskopie“ [28] [29] ist eine Methode, den Dopplereffekt erster ” Ordnung zu eliminieren, um so hochaufgelöst atomare Resonanzen beobachten zu können. Hierzu werden jeweils ein starker und ein schwacher Laserstrahl aus entgegengesetzten Richtungen im zu untersuchenden Medium überlagert. Stark“ und schwach“ bezieht sich hierbei ” ” auf die relativen Intensitäten der beiden Laser. Um die Linien nicht unnötig durch Leistungsverbreiterung zu verbreiten, sollten beide Intensitäten deutlich kleiner als die Sättigungsintensität des Übergangs sein. Für ein reines Zweiniveausystem geschieht dann Folgendes: Stimmt man nur einen der beiden Strahlen über die Resonanz hinweg, erhält man ein dopplerverbreitertes Absorptionsprofil. Werden jedoch beide Lichtfelder, der starke Pump“ Strahl ” und der schwache Probe“ Strahl in gleicher Weise über den Übergang gestimmt, so ab” sorbiert das Medium außerhalb der Resonanz beide Strahlen. Betrachtet man beispielsweise einen Punkt mit niedrigerer Frequenz als der Resonanz, absorbieren die Atome der beiden Geschwindigkeitsklassen, die sich jeweils auf die gegenläufigen Lichtstrahlen zubewegen. Sind aber beide Laser auf der Resonanz, so absorbieren nur Atome einer Geschwindigkeitsklasse, der mit Geschwindigkeit null in Richtung der Laser. Abhängig von der Intensität des Pumpstrahls wird das Medium aufgrund dessen für den Probestrahl zunehmend transparent. Durch Verstimmen beider Laser über die Resonanz hinweg und gleichzeitiger Messung der Intensität des transmittierten Probestrahls kann so ein dopplerfreies Spektrum aufgenommen werden. Die in Bild 2.8 gezeigten Spektren wurden mit dieser Technik gemessen. Die Spektren zeigen zwei Auffälligkeiten: Erstens sind jeweils sechs und nicht drei Linien zu sehen. Dieses Phänomen taucht bei der Sättigungsspektroskopie immer dann auf, wenn innerhalb der Dopplerbreite mehr als eine Resonanz liegt. Bei der Frequenz, die genau zwischen zwei Resonanzen A und B liegt, gibt es zwei Geschwindigkeitsklassen von Atomen, die das Licht aus beiden Richtungen absorbieren können. Eine Geschwindigkeitsklasse absorbiert rotverschoben auf Resonanz A, während 1 Auch die Sättigungsspektroskopie ist eine weit verbreitete Methode, die in zahlreichen Lehrbüchern ausführlich behandelt wird. Daher sind die Ausführungen auf das Wesentliche beschränkt. 22 A6P3/2 B6P3/2 gJ (6P3/2 ) gI (6P3/2 ) h · 50,275 MHz −h · 0,53 MHz 1,3340 −0,39885395 · 10−3 Tabelle 2.1: Konstanten zur Berechnung der Niveauaufspaltung in einem statischen externen B-Feld Licht aus der anderen Richtung blauverschoben auf Resonanz B absorbiert. Für die andere Klasse von Atomen mit entgegengesetztem Vorzeichen der Geschwindigkeit verhält es sich genau umgekehrt. So entstehen zusätzlich Crossover“ Linien exakt zwischen jeweils zwei ” echten“ Resonanzen. ” Zweitens tauchen Linien mit erhöhter Absorption auf, die mit dem einfachen Zweiniveaumodell nicht erklärt werden können. In einem System mit mehr als zwei Niveaus können abhängig von den relativen Intensitäten, der relativen Polarisierung von Pump- und Probestrahl und natürlich dem betrachteten Atom, die Population beispielsweise in einen Dunkelzustand gepumpt werden, und man beobochtet Linien mit falschem“ Vorzeichen. In realen ” Systemen ist wohl der Begriff optische Pumpspektroskopie“ treffender als Sättigungsspek” ” troskopie“. Die Details des beobachteten Spektrums sind zwar nicht schwierig, würden aber den Rahmen dieser Darstellung sprengen. Eine ausführliche Diskussion des Cäsium Sättigungs Spektrums findet sich in [45]. 2.2.3 Cäsium Energieniveaus in 0 T und 5,4 T Die Hyperfeinstruktur von Cäsium im feldfreien Fall ist links in Bild 2.8 zu sehen. Der Einfluß eines äußeren magnetischen Feldes zunehmender Stärke ist in Bild 2.5 dargestellt. Ist ~ klein gegenüber der Hyperfeinenergie EHFS (Zeeman Effekt), die magnetische Energie µ~F · B bleibt der Gesamtdrehimpulses F eine gute Quantenzahl und man erhält eine lineare (2F+1)fache Aufspaltung nach mF . Bei starken Feldern entkoppeln I und J vollständig, und man erhält eine Aufspaltung nach mJ und mI (Paschen-Back-Effekt). Für die Energieniveaus im Paschen-Back Regime gilt [47]: E = AHFS mj mi +BHFS 3(mj mi )2 + 23 mj mi − I(I + 1)J(J + 1) +µB (gj mj +gi mi )Bz (2.1) 2J(2J − 1)I(2I − 1) AHFS und BHFS bezeichnen die Intervallfaktoren aufgrund der magnetischen Dipol- bzw. Quadrupolwechselwirkung. Die verwendeten Zahlenwerte [47] sind Tabelle 2.1 zusammengefasst. Ein Vergleich der sich hieraus ergebenden Energieniveaus im feldfreien Fall und für das 23 1500 20 1000 mJ = +3/ 2 mJ = +1/ 2 10 500 F = 5 E/h (MHz) E/h (GHz) F =4 0 F =3 mJ = +1/ 2 F =4 0 F =3 mJ = - 1/ 2 -500 F = 2 -10 mJ = - 1/ 2 mJ = - 3/ 2 -1000 -20 -1500 0 5000 10000 15000 B (G) 0 100 200 300 400 500 B (G) Abbildung 2.5: Hyperfeinstruktur der Cäsium D2 Linie unter Einfluß eines äußeren Magnetfeldes [47]. Fallenfeld von 5,4 T ist schematisch in Bild 2.6 gezeigt. Durch das Feld sind die Niveaus entsprechend mj nach Oktupletts von mi = −7/2 . . . 7/2 aufgespalten. Zur effizienten Anregung werden die zyklischen“ Übergange mj = 1/2 → m0j = 3/2 bzw. mj = −1/2 → m0j = −3/2 ” gewählt. Zyklisch bedeutet, dass der angeregte Zustand mj = 3/2 nur in den betrachteten Grundzustand mj = 1/2 zerfallen kann. Wählt man beispielsweise mj = 1/2 → m0j = 1/2, so können angeregte Atome auch in den Dunkelzustand mj = −1/2 zerfallen. Zwischen den zyklischen Übergängen und dem günstigsten feldfreien Übergang F = 3 → F 0 = 4 liegen im Frequenzraum 70 GHz. Dies ist der Grund für die Notwendigkeit eines zweiten Lasers und des Frequenz-Offset-Locks. Wählt man zur Stabilisierung die günstigste Hyperfeinkomponente, so kann die Lücke von 70 GHz nicht durch Modulation mittels Akusto-Optischen oder Elektro-Optischen Modulatoren überbrückt werden. 2.2.4 Das Diodenlasersystem Das Lasersystem ist schematisch in Bild 2.7 gezeigt. Mit LD werden die gitterstabilisierten Laserdioden vom Typ SDL-5411-G1 mit einer Leistung von 100 mW bezeichnet. Zum stabilen Betrieb sind direkt nach den Laserdioden optische Isolatoren vom Typ Gsänger DLI 1 angebracht, die unerwünschte Rückkopplungen um 60 dB reduzieren. Der Referenzlaser Im oberen Teil von Bild 2.7 ist die Referenzlaserdiode mit der Anordnung zur Sättigungsspektroskopie zu sehen. Als Probestrahl dient ein 4 % Oberflächenreflex einer einseitig Antireflex beschichteten Glasplatte. Nach Durchgang durch die Cäsiumzelle wird er auf eine Photodiode fokussiert. Der Pumpstrahl wird durch einen 50-50 Strahlteiler ausgekoppelt und über zwei 24 45 MHz F=5 mj = 3/2 150 GHz mj = ½ 62P 3/ 2 F=4 50 GHz mj = -½ F=3 mj = -3/2 F=2 Dn=70 GHz 1 GHz F=4 mj = ½ 75 GHz 62S1/ 2 mj = -½ F=3 B=5,4 T B=0 T Abbildung 2.6: Cäsium Niveaus in 0 T und 5,4 T schematisch. Stabilisieren auf den günstigsten Übergang (F=3→F’=4) erfordert ein Offsetlock das 70 GHz überbrückt. 25 SL SL Cs PD Synthesizer LD 20 GHz HM 75 GHz LD PS 100 MHz AP ...zum Experiment Cu-Dampf Laser Abbildung 2.7: Das Lasersystem schematisch. Abkürzungen: LD Laserdiode, AP Anamorphes Prismenpaar, Cs Cäsiumzelle, HM Harmonischer Mischer, PS Leistungsteiler, PD Phasendetektor, SL Stabilisierungselektronik Spiegel so justiert, dass er den Probestrahl unter einem kleinstmöglichen Winkel schneidet und gleichzeitig möglichst gut in der Zelle dem Probestrahl überlagert ist. Die Cäsiumzelle (Toptica CS-25-QW) ist ein evakuierter Glaszylinder von 25 mm Länge und 25 mm Durchmesser mit ein wenig Cäsium darin. Aufgrund des bei Raumtemperatur (300 K) hohen Dampfdruckes von ∼ 10−6 torr liegt ohne weitere Maßnahmen eine für die Spektroskopie geeignete Teilchendichte vor. Zur Abschirmung von magnetischen Streufeldern sind um die Cäsiumzelle drei Lagen µ−Metall von jeweils 0,15 mm Dicke angebracht. Eine Messung mit einer Hallsonde ergab Felder <10 mG innerhalb der Abschirmung. Die Sättigungsspektren ergeben sich aus periodischem Verstimmen des Lasers über die Resonanzen und gleichzeitiger Beobachtung auf dem Oszilloskop. Die periodische Verstimmung wird durch Anlegen einer Dreiecksspannung an den Piezo des Gitters erzielt. Durch Wahl geeigneter Abschwächer für Pump- und Probestrahl wird das Signal optimiert: Niedrigere Intensitäten minimieren die Leistungsverbreiterung der Linien; gleichzeitig ist jedoch ein zur Stabilisierung hinreichend starkes Fehlersignal nötig. Zur Stabilisierung dient konkret der in Bild 2.8 gezeigte Punkt in der Flanke des F = 3 → F 0 = 4 Übergangs ( Side-of-Fringe Lock“). Als Stabilisierungs” elektronik dienen am MPQ entwickelte PI Regler, so genannte Lock Boxen“. Abweichungen ” vom Soll werden von der Elektronik integriert und verstärkt. Das so aufbereitete Fehlersi26 F =5 251.00(2) MHz 263.81(2) MHz 12.815(9) MHz F =4 6 2 P 3/ 2 188.44(1) MHz 201.24(2) MHz 339.64(2) MHz F =3 151.21(2) MHz F =2 852.347 275 82(27) nm 11 732.307 104 9(37) cm -1 F =4 4.021 776 399 375 GHz (exact) 6 2S 1/ 2 9.192 631 770 GHz (exact) Stabilisierungspunkt 5.170 855 370 625 GHz (exact) F =3 Abbildung 2.8: Zur Sättigungsspektroskopie. Links im Bild die Cäsium Hyperfeinniveaus [47], rechts gemessene Absorptionsspektren gnal steuert den Piezo am Gitter der Laserdiode an. Einmal im Lock“ war der Laser ohne ” weiteres Zutun über mehrere Tage hinweg stabil. Das Offsetlock Das Licht des Offsetlasers“ wird zur Anregung des Cäsium Atomstrahls in der Falle ge” nutzt. Hierzu wird es in eine Multimode Faser eingekoppelt, die das Licht beider Laser vor Ort transportiert. Um die Einkopplung möglichst verlustarm zu gestalten, wird das elliptische Strahlprofil mittels eines anamorphen Prismenpaares korrigiert. Das Strahlprofil wurde mit einem Leistungsmessgerät (Power Meter) und einer Rasierklinge vermessen, die mittels eines Verschiebetisches horizontal und vertikal durch den Strahl gefahren wurde. Das Ausgangssignal des Power Meters, abhängig von der Position der Klinge, liefert das integrierte 27 int. Abbildung 2.9: Bestimmung der Strahlelliptizität. Links die Messung des integrierten Strahlprofils, rechts die Ableitung mit angepaßten Gaußfunktionen. Strahlprofil und ist links in Bild 2.9 gezeigt. Das tatsächliche Strahlprofil ergibt sich aus Differenzieren dieser Kurven und anschließendem Anpassen von Gaußfunktionen (rechts im Bild). Das Verhältnis der Halbwertsbreiten der Gaußfunktionen ergibt so eine Strahlelliptizität von Γh /Γv ' 3,2. Zur Korrektur wurde ein anamorphes Prismenpaar von Thorlabs, Typ PS-880 mit passender Vergrößerung 3,2x verwendet. Zur Fixierung der Frequenzdifferenz von Referenz- und Offset-Laser wird nun von beiden jeweils mittels eines Spiegels (10% Reflexion) etwas Licht ausgekoppelt und auf einem (nicht polarisierendem) Strahlteiler zur Deckung gebracht. Zur Aufnahme des Schwebungssignals werden die überlagerten Strahlen anschließend auf eine schnelle 60 GHz Photodiode vom Typ New Focus 1002 fokussiert. Um das Ausgangssignal νP = |νO −νR | ∝ 70 GHz in kontrollierter Weise auf leichter handhabbare 100 Mhz herunterzumischen, wird ein 20 GHz Synthesizer (Hewlett-Packard 83623A) und ein harmonischer Mischer (Spacek 4H19 63) verwendet. Der harmonische Mischer (HM) erzeugt intern geradzahlige Vielfache (sinkender Intensität) der vom Synthesizer eingestrahlten Mikrowellen und mischt diese mit dem Ausgangssignal der Photodiode. Wählt man die vierte Harmonische, so gilt für die Frequenz nach dem harmonischen Mischer νHM = ||νO − νR | − 4νS | ∝ 100 M Hz. Das Ausgangssignal wird anschließend durch Tiefpassfilter von unerwünschten Frequenzen bereinigt und verstärkt (Miteq AU-1014 und SRS SR445). Zur Erzeugung eines geeigneten Fehlersignales, wird als frequenzsensitives Element ein Radiofrequenz Interferometer benutzt [46]. Ähnlich einem optischen Interferometer spaltet ein Leistungsteiler (Mini Circuits PSC-2-1) das Eingangssignal in zwei gleich starke Signale auf, die daraufhin durch Kabel unterschiedlicher Länge verzögert und wieder auf einem Phasendetektor überlagert werden (Mini Circuits ZRPD1). Variiert nun das Schwebungssignal so erhält man ein sinusförmiges Fehlersignal mit Nulldurchgängen in ei28 Abbildung 2.10: Spektrum des Schwebungssignals zwischen Referenz- und Offsetlaser c Große Differenzen der nem Abstand entsprechend der Differenz der Kabellängen ∆ν = ∆l Kabellänge erzeugen steile Fehlersignale, kleine Differenzen erweitern den Fangbereich“, ” c also die Breite einer Flanke im Frequenzraum 2∆l . Bei diesem Experiment wurde eine Kabellängendifferenz von 5 m verwendet. So gibt es Stabilisierungspunkte mit einem Abstand von 60 MHz. Das Fehlersignal wird wieder durch eine Lock Box integriert und verstärkt und zur Kontrolle der Frequenz an den Gitterpiezo“ angelegt. Ein vor dem Radiofrequenzin” terferometer abgegriffenes Frequenzspektrum eines Schwebungssignals bei dem beide Laser stabilisiert waren, ist in Bild 2.10 zu sehen. Das Signal-zu-Rausch Verhältnis beträgt 26 dB, die volle Halbwertsbreite 3,1 MHz. Nimmt man für beide Laser Lorentzlinienform und gleiche spektrale Breite an, so ergibt sich hieraus eine Linienbreite von jeweils ∆ν ' 1,6 MHz. Besonders interessant an dieser Technik ist die Kenntnis der Absolutfrequenz des Offsetlasers mit einer Genauigkeit von ∼5 MHz. Die Linienschwerpunkte des Cäsiumhyperfeinniveaus wurden auf 100 kHz genau bestimmt [49], so dass durch Stabilisieren auf die Mitte einer Linienflanke der in unserem Fall 15 MHz breiten Linien die Lage des Stabilisierungspunktes auf etwa 5 MHz genau bekannt ist. Da die eingestrahlte Frequenz des Synthesizers und die Lage des Nulldurchgangs des Radiofrequenzinterferometers (RFI) ebenfalls bekannt sind, gilt somit für die Absolutfrequenz des Offsetlasers νO = νR + νRFI + 4νS (∗) Bei der vorigen Zeile ist allerdings Vorsicht geboten. Bei der Messung der Differenzfrequenzen mit einem Spectrum Analyzer sieht man lediglich die Beträge der Differenzfrequenzen. Um die absolute Lage der Schwebungssignale, und damit die Vorzeichen in der Summe (*), richtig festzustellen, ist es nötig zusätzlich das dynamische“ Verhalten der Schwebungssi” gnale zu betrachten. Erhöht man beispielsweise die Frequenz des Offsetlasers (z.B. durch das Gitter), wandert das Schwebungssignal zu höheren (niedrigeren) Frequenzen wenn der Offsetlaser eine höhere (niedrigere) Frequenz als der Referenzlaser hat. Mit dem Synthesizer 29 ist genauso zu verfahren. Hat man die beobachteten Linien identifizert, so erlaubt nun die Kenntnis der Absolutfrequenz mittels Formel 2.1 das magnetische Feld in der Falle präzise zu bestimmen. Der Linienschwerpunkt kann auf einen Teil in 106 genau bestimmt werden, die größte Unsicherheit ist der Wert von gJ (6P3/2 ) mit einer Genauigkeit von 10−5 . Insgesamt kann das magnetische Feld auf ein mT genau angegeben werden. Ist beispielsweise f die gemessene Frequenz des mj = 1/2 → m0j = 3/2, mi = −7/2 Übergangs (rechts in Abbildung 2.6), so gilt für das magnetische Feld: B = 3,568 · 10−14 f + 4 · 10−4 T Weiter ist es möglich den Offset Laser im stabilisierten Zustand wohldefiniert zu verstimmen. Der Synthesizer kann durch Anlegen einer Spannung, beispielsweise durch Anschließen eines Frequenzgenerators, frequenzmoduliert werden. Die Änderung der in den harmonischen Mischer eingestrahlten Frequenz bewirkt eine Variation des Fehlersignals, das mit einer Anpassung der Wellenlänge des Offsetlasers kompensiert wird. Um zu bestimmen, wie schnell man die Frequenz des Offsetlasers modulieren kann, wurde die Frequenz des Synthesizers sinusförmig moduliert. Der Offsetlaser konnte einer ω =30 Hz schnellen Modulation von f = 200 MHz im gelockten“ Zustand folgen. Aus der maximalen Steigung der sinusförmigen ¯ ” ¯ d Modulation dt f sin ωt¯ = f ω erhält man eine maximale Modulationsrate von 6 MHz/ms. t=0 2.2.5 Der Kupferdampflaser Der Kupferdampflaser der bulgarischen Firma Spectronica vom Typ OM5WCVL Ogi wurde eigentlich als Showlaser für Open Air Veranstaltungen konzipiert. Der bei den Experimenten konkret verwendete Laser wurde gebraucht erworben und war zuvor mit der britischen Pop Legende Pink Floyd“ auf Tour. ” Von der Gesamtleistung von ca. 6,5 W entfallen etwa 3,5 W auf die grüne 511 nm Linie und die restlichen 3 W auf die gelbe (laut Handbuch goldene“) Linie bei 578 nm. Der Laser ” ist gepulst und emittiert 30-50 ns lange Pulse mit einer Repetitionsrate von 18-20 kHz. Für andere Zwecke entwickelt, sind die räumlichen und spektralen Eigenschaften des Lichts nicht optimal. Die spektrale Breite beträgt 9 GHz und das Strahlprofil ist nicht gaußförmig (6= TEM00 ). Zum Einsatz im Experiment werden allerdings keine Maßnahmen bezüglich der Strahlqualität ergriffen, lediglich die gelbe Linie wird mit einem dichroitischen Spiegel herausgefiltert. Problematisch ist, dass der Kupferdampflaser nicht verstimmbar ist. So ist zunächst nicht gesichert, dass er eine Resonanz trifft und somit überhaupt Anregung stattfindet. Abhilfe schaffen hier zwei Kondensatorplatten, die in der Falle um die Anregungszone angebracht 30 sind. Durch ein geeignetes elektrisches Feld werden durch den Stark Effekt die Energieniveaus in einen dem Laser zugänglichen Bereich verschoben. Implementierung OBEN m 1c e+ Auskoppel Faser 2.3.1 Erste Signale Einkoppel Faser 2.3 H IR -P ho to di o de p p UNTEN Ps* Feldionisation Cs-Ofen Cs* Cs e+ fA Abbildung 2.11: Schematische Darstellung der Implementierung des zweifachen Ladungstransfers in der Falle Grafik 2.11 zeigt schematisch die für die Laseranregung wichtigen Elemente des ATRAP Experiments und deren Lage in der Falle. Alle gezeigten Komponenten befinden sich innerhalb des supraleitenden Magneten und sind somit einem 5,4 T Magnetfeld ausgesetzt. Darüber hinaus ist die Falle als Bestandteil des Vakuumsystems (UHV durch kryogenisches Pumpen) auf Heliumtemperatur (4,2 K) gekühlt. Links unten im Bild ist die L-förmig gebogene Glasampulle angedeutet, die als Cäsium Ofen fungiert und den thermischen Atomstrahl emittiert. Darin enthaltenes Cäsium wird durch einen um die Ampulle gewickelten Heizdraht auf ca. 350 K erhitzt (der Heizdraht dient mittels einer Widerstandsmessung gleichzeitig als Thermometer). Aufgrund des hohen Dampfdrucks des Cäsiums reicht diese Temperatur aus, um einen Strahl neutraler Atome zu erzeugen. Parallel zum magnetischen Feld ist eine Multimode Glasfaser eingbracht, die das außerhalb der Falle erzeugte Licht zum Atomstrahl transportiert. Das aus der Faser austretende Lichtfeld regt die Atome in einen Rydbergzustand an, bevor sie dann durch eine Bohrung in einer Elektrode in das Fallenzentrum fliegen und dort mit den gespeicherten Positronen reagieren. Weiterhin ist eine zweite Faser und, unterhalb der Anregungszone, ein Hohlspiegel eingebaut. Der Krümmungsradius des 31 Glasfasern Cäsiumofen Fallenelektroden Abbildung 2.12: Modifizierte Falle mit Cäsiumofen ◦ leicht verkippten (-3 gegenüber der Cäsium Strahlachse) Hohlspiegels entspricht dem Abstand zur Faser, so dass das reflektierte Licht auf die Auskoppelfaser fokussiert wird. So wird die eingestrahlte Leistung effizienter genutzt und man hat eine eingeschränkte Möglichkeit Absorption zu beobachten. Um direkt Floureszenz beobachten zu können, ist oberhalb der Anregungszone eine Photodiode eingebaut. Weiter sind zum Nachweis von Rydberg Cäsium Kondensatorplatten angebracht, die die Atome mittels geeigneter Spannungen feldionisieren. Nicht eingezeichnet sind die Kondensatorplatten, die der Verschiebung der Cäsium Niveaus dienen ( Stark-Tuning“). Sie sind parallel zum Cäsiumstrahl um die Anregungszone ange” bracht und würden in dieser Darstellung den Blick versperren. 2.3.2 Anregung: Rydberg Cäsium Als Beleg für die erfolgreiche Anregung der D2 Linie mittels der Diodenlaser dient das Floureszenzsignal der eingebauten Photodiode. Ob auch Rydbergzustände vorliegen, wird durch Messen des Stroms an den Feldionisationsplatten festgestellt. Die Verteilung der Feldstärken ist in Bild 2.13 gezeigt. In Bild 2.14 ist das Ergebnis einer Messung zu sehen. Abhängig von der Feldstärke werden entweder Elektronen oder Cs+ -Ionen nachgewiesen. Die Kurve ist wie erwartet symmetrisch und hat Wendepunkte bei ∼ ±144 V entsprechend der nöti32 Abbildung 2.13: Berechnete Feldstärke an den Cäsium Nachweiselektroden. Die durchgezogenen Linien deuten die Ausdehnung des Cäsium Strahls an. Rechts von der gestrichelten vertikalen Linie können Ladungen gesammelt werden. gen Feldstärke E ' 3 · 108 /n4 V/cm ∼ 144 V/cm einen n=38 Zustand zu ionisieren. Der gemessene Strom von 80 fA entspricht etwa 500’000 Rydberg Atomen pro Sekunde. Berücksichtigt man den eingeschränkten Raumwinkel, so erhält man für die Intensität des Rydberg Cäsiumstrahls 1 I ' 109 Cs∗ s sterad 2.3.3 Erster Ladungstransfer: Rydberg Positronium Der Nachweis von Rydberg Positronium geschieht analog zum Nachweis von Antiwasserstoff. Etwas entfernt (∼ 3 cm) vom Entstehungsort ist ein Potentialwall modelliert, der nur von neutralen Teilchen überwunden werden kann. Gleichzeitig weist er Feldstärken auf, die Rydberg Positronium Atome feldionisieren können. Das freigewordene Positron wird in einer Mulde gespeichert. Der einfache Nachweis von Positronen durch Analyse des Rauschspektrums eines an die Fallenelektroden angekoppelten Schwingkreises [52] erlaubt es, die Besetzung des Analysatorwalls zeitaufgelöst zu beobachten. Das Ergebnis einer solchen Messung ist in Bild 2.15 gezeigt. Aufgetragen ist der Bruchteil der ursprünglichen Positronen, die im Analysatorwall wieder nachgewiesen werden konnten, gegenüber der Zeit, in der der Rydberg-Cäsium Strahl mit den Positronen wechselwirken konnte. Man erkennt zum einen das erwartete exponentielle Verhalten aufgrund der zunehmenden Entleerung der ursprünglichen Positronenwolke. Zum anderen sättigt der Wert nahe 0,5 %. Dieser Wert war aufgrund des abgedeckten Raumwinkels und der angenommenen isotropen Entstehung zu erwarten. 33 80 Strom [fA] 0 e- -80 Cs+ -800 0 -144 144 800 Elektrisches Feld in Detektor Mitte [V/cm] Abbildung 2.14: Nachweis von Cäsium Rydberg Zuständen durch Feldionisation - gemessener Strom abhängig von der Feldstärke im Fallenzentrum. Je nach Vorzeichen werden Elektronen oder Cäsium Ionen nachgewiesen. Eine Messung des zur Ionisation nötigen Feldes (wieder analog zur Antiwasserstoff Technik) ergab Positronium Hauptquantenzahlen um n∼25 in hervorragender Übereinstimmung mit den Simulationen, die gezeigt hatten, dass der Ladungstransfer bevorzugt die Bindungs√ energie erhält nPs ∼ nCs / 2. 2.3.4 Zweiter Ladungstransfer: Antiwasserstoff Die ersten beiden erfolgreichen Schritte lassen vermuten, dass der letzte entscheidende Schritt ebenso erfolgreich war. Tatsächlich wurden vielversprechende Signale beobachtet. Das Ende der Strahlzeit ließ es allerdings nicht mehr zu, gründliche Untersuchungen vorzunehmen um unerwartete Effekte auszuschließen: Wiederholung, Experimente ohne Positronen, Variation der Parameter, etc. Bezüglich Antiwasserstoff durch zweifachen Ladungstransfer bleibt daher leider nur der Verweis auf die kommende Strahlzeit 2003, die allerdings vor dem Hintergrund der bisher erzielten Ergebnisse sehr wahrscheinlich von Erfolg gekrönt sein wird. 2.4 Rechnungen zur Erzeugung von Rydberg Cäsium Um ein optimales Anregungsschema zu ermitteln, werden Ratengleichungen aufgestellt und numerisch gelöst. Diese stellen sich als Bilanzgleichungen für die Besetzung der einzelnen R Niveaus dar, die über Übergangswahrscheinlichkeiten der Form ρij Bij dωga gl · Ni (induzierte Übergänge) bzw. Aij Ni (spontane Übergänge) miteinander verknüpft sind. So behandeln die ersten beiden Abschnitte dieses Kapitels die Bestimmung der experimentellen Parameter. Zunächst wird auf die physikalischen“ Konstanten eingegangen: Energieniveaus, ” 34 Zahl ionisierter Ps* [%] 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 0 100 50 150 200 Dauer Cs* Strahl [s] Abbildung 2.15: Nachweis von Rydberg Positronium durch Ionisation und Speicherung der e+ . Oszillatorstärken und Lebensdauern, und deren Zusammenhang mit den Einstein A- und B-Koeffizienten. Anschließend werden technische bzw. experimentelle Aspekte untersucht, die zum einen die überhaupt möglichen Anregungsschemata aufzeigen und zum anderen Konstanten wie die Energiedichten ρij oder die Dopplerverbreiterung bestimmen. Auf die Präsentation der Ergebnisse folgt ein Fazit und ein Ausblick. Vorab sei noch auf zwei wichtige Annahmen bzw. Vereinfachungen hingewiesen: Erstens wurden die Rechnungen, im Gegensatz zum Experiment, nur für den feldfreien Fall durchgeführt. Tatsächlich ist das Cäsium aber während der Anregung einem 5,4 T starken Magnetfeld ausgesetzt. Für niedrig liegende Niveaus ist es möglich diesen Einfluß zu berücksichtigen; für Rydberg Zustände ist dies jedoch außerordentlich schwierig. Bei einem 3 Feld von näherungsweise 8.3( 30 n ) Tesla [42] herrscht Gleichheit zwischen der Lorentzkraft FL , verursacht durch das Magnetfeld, und der Coulombkraft FC , verursacht durch den Atomrumpf. In diesem Regime ist es nicht möglich, eine Kraft als kleine Störung der jeweils anderen zu betrachten und man ist gezwungen den Cäsium Hamiltonian numerisch zu diagonalisieren. Dabei müssen Matrizen der Dimension 3 · 105 mit 108 von Null verschiedenen Einträgen verarbeitet werden, eine numerisch nicht triviale Aufgabe, die selbst im Fall von Wasserstoff den Einsatz von Großrechnern erforderte [42]. Für n=38, dem bei den Experimenten mit dem Kupferdampflaser erreichten Endzustand, ist das kritische Feld 4,1 T und somit nahe an den 5,4 T des Experiments. Angesichts dessen und mangels experimenteller Daten (Oszillatorstärken etc.) wurde im folgenden daher lediglich der feldfreie Fall berücksichtigt. 35 Zweitens zur konkret betrachteten Hauptquantenzahl des Rydberg Zustands“. Wie im ” vorigen Abschnitt dargestellt, nimmt die Effizienz des Ladungstransfers mit dem geometrischen Querschnitt des Rydberg Atoms und damit ∝ n4 zu. Gleichzeitig nehmen aber die Oszillatorstärken ∝ n−3 ab und die Laseranregung wird zunehmend schwieriger. Zudem sind hochliegende Zustände sehr leicht durch elektrische Felder feldionisierbar, es gilt [30] E = 3 · 108 µ V me n4 cm Dies limitiert aufgrund der thermischen Bewegung der Cäsium Atome vw = s 2kT ∼ m = 209 mCs s bei 350 K senkrecht zum magnetischen Feld der Falle den höchstmöglichen Anregungszustand. Das elektrische Feld aufgrund dieser Bewegung ~ = ~v × B ~ ∼ 11 V E cm vermag somit Zustände mit einer Hauptquantenzahl größer als n=72 zu ionisieren. Als Kompromiss aus Stabilität gegenüber Streufeldern und günstigen Oszillatorstärken einerseits, und der Effizienz des Ladungstransfers andererseits, wird daher im Folgenden n=50 als gewünschter Endzustand angestrebt. 2.4.1 Überblick über die elektronische Struktur Grafik 2.16 zeigt mit Tabelle 2.4 ein Energieniveauschema von Cäsium mit den zugehörigen Übergangswellenlängen [17] [50], Oszillatorstärken [34] [17] und Linienbreiten. Für die Oszillatorstärken gilt nach [34] mit Tabelle 2.2 und 2.3 asymptotisch für große n: fnl→n0 l0 = (n0 Cnll0 − µl0 )3 Hieraus lassen sich die für die spätere Betrachtung der Populationsdynamik wichtigen Ein1 stein’schen A- und B- Koeffizienten wie folgt bestimmen (λ̄ steht für Wellenzahlen cm )[31]: πe2 2mε0 h̄ B= A= 1 τ = · e2 2πε0 mc3 f ω · ω2f kg f ∼ = 251,67 · 1024 2 · m λ̄ 2 m ∼ · λ̄2 · f = 0,33 s Eine Betrachtung der Wirkungsquerschnitte für Photoionisation [34] zeigt, dass ionisierende Zwischenzustände (z.B. der 6D5/2 Zustand im später erläuterten 3-stufigen Schema durch 36 -1 E¥ =31406,47 cm 9 6 5 7 8 4 8 6 7 7 5 6 6 S P D F Abbildung 2.16: Energieniveauschema von Cäsium. Energien sind in Wellenzahlen geben Übergang ns → p np → s np → d nd → p nd → f nf → d n=4 0,151 n=5 n=6 n=7 n=8 n=9 0,00184 7,975 0,402 0,0236 0,439 4,501 0,0429 1,866 0,723 0,115 0,827 7,742 0,176 0,608 1,086 0,285 1,292 11,321 0,398 0,401 1,484 0,531 1,827 15,16 0,71 0,796 1,904 Tabelle 2.2: Die Konstanten Cnll0 37 1 cm ange- τ0 [ns] α µl S P D F 1,43 2,96 4,06 4,42 2,94 3,58 0,96 2,93 2,47 0,69 2,94 0,03 Tabelle 2.3: Asymptotischer Quantendefekt und Parameter zur Berechnung der Lebensdauer die 852 nm Strahlung der D2-Linie) glücklicherweise kein Hindernis darstellen. In Oszillatorstärken ausgedrückt findet man Werte kleiner ∼ 10−10 für Ionisation gegenüber typischen Größenordnungen von ∼ 10−6 für induzierte Absorption. Für die Lebensdauern gilt mit Tabelle 2.3 [24] [48]: τ = τ0 · (n − µl )α Eine Besonderheit ist hier die ungewöhnlich lange Lebensdauer der P Zustände: Hier manifestiert sich ein Unterschied zwischen den quasi-einelektronen Systemen der Alkali Metalle und echten (Wasserstoff und -ähnliche). 38 Übergang 39 6S1/2 6S1/2 6S1/2 6S1/2 6P3/2 6P3/2 6P3/2 6P3/2 6P3/2 6P3/2 6P3/2 6P3/2 5D5/2 7S1/2 7P3/2 7P3/2 6D5/2 8S1/2 8P3/2 7D5/2 9S1/2 → → → → → → → → → → → → → → → → → → → → → 6P3/2 7P3/2 8P3/2 50P3/2 5D5/2 7S1/2 6D5/2 8S1/2 7D5/2 9S1/2 38D5/2 50D5/2 50F7/2 50P3/2 38D5/2 50D5/2 50F7/2 50P3/2 50D5/2 50F7/2 50P3/2 λ [nm] 852 456 388 319 3490 1470 917 795 697 659 511 510 596 780 1067 1062 1145 1421 1796 1889 2250 1 ] | 1 > [ cm 0 0 0 0 11732 11732 11732 11732 11732 11732 11732 11732 14597 18535 21946 21946 22632 24317 25791 26069 26911 1 | 2 > [ cm ] 11732 21946 25791 31355 14597 18535 22632 24317 26069 26910 31320 31358 31362 31355 31320 31358 31362 31355 31358 31362 31355 f A [ 1s ] m B [ kg ] ∆νnat. [Hz] ∆νDop. [MHz] P[mW] 7,20E-01 1,48E-02 2,88E-03 2,00E-07 1,91E-01 2,10E-01 3,35E-01 2,00E-02 9,51E-02 5,88E-03 1,00E-04 4,20E-05 6,39E-05 1,10E-06 1,73E-04 7,21E-05 1,50E-05 2,80E-06 1,05E-04 4,87E-06 5,31E-06 3,27E+07 2,35E+06 6,32E+05 6,49E+01 5,17E+05 3,21E+06 1,31E+07 1,05E+06 6,45E+06 4,47E+05 1,27E+04 5,34E+03 5,93E+03 5,97E+01 5,02E+03 2,11E+03 3,77E+02 4,58E+01 1,07E+03 4,50E+01 3,46E+01 1,54E+22 1,70E+20 2,81E+19 1,61E+15 1,68E+22 7,77E+21 7,73E+21 4,00E+20 1,67E+21 9,75E+19 1,28E+18 5,39E+17 9,59E+17 2,16E+16 4,64E+18 1,93E+18 4,32E+17 1,00E+17 4,75E+18 2,32E+17 3,01E+17 5,2E+06 3,7E+05 1,0E+05 1,0E+01 8,2E+04 5,1E+05 2,1E+06 1,7E+05 1,0E+06 7,1E+04 2,0E+03 8,5E+02 9,4E+02 9,5E+00 8,0E+02 3,4E+02 6,0E+01 7,3E+00 1,7E+02 7,2E+00 5,5E+00 103 192 225 274 25 59 95 110 125 133 171 171 146 112 82 82 76 61 49 46 39 300 5 5 60 100 100 50 50 150 100 100 5 - Tabelle 2.4: Kenndaten einiger Übergänge Faser H 12,7° p 12,7 mm T6 Ps Cs-Ofen 1,1 mm * 0,3 mm Cs Cs* 2° e+ T7 14,8 mm - 71 µs 5,7 mm - 27 µs 5,7 mm - 27 µs Abbildung 2.17: Schematisch die zur Anregung wichtigen Elemente mit deren Abmessungen. 2.4.2 Apparative Parameter Zur Bestimmung der apparativen Parameter sind in Bild 2.17 nochmal die für die Anregung wichtigsten Teile der Falle mit ihren Abmessungen dargestellt. Der Übersichtlichkeit halber ist der Hohlspiegel nicht eingezeichnet. Für die Rechnungen ist es jedoch wichtig zu berücksichtigen, dass so die verfügbare Energiedichte verdoppelt wird. Für die Berechnung der Populationsdynamik müssen zunächst die Wechselwirkungszeit der Atome mit dem Lichtfeld τww , die freie Flugzeit zum Fallenzentrum τf und, zur BerechP nung der Energiedichte (ρ = Ac ), die Fläche des Laserstrahls am Anregungsort bestimmt werden. Für die wahrscheinlichste Geschwindigkeit der Atome gilt mit Maxwell-Boltzmann: vw = s m 2kT ∼ = 209 mCs s Die verwendete Glasfaser besitzt eine numerische Apertur (NA) von 0,22, woraus ein Öff◦ nungswinkel von Θf = 12,7 folgt (NA = nLuft sin Θf ). Das Faserende ist 1,27 cm vom Atomstrahl entfernt, so dass sich das Lichtfeld auf Höhe des Strahls auf eine kreisförmige Fläche von 5,7 mm Durchmesser aufgeweitet hat. Vom Ende des Lichtfeldes zum Fallenzentrum müssen die Atome noch 1,5 cm zurücklegen, woraus sich mit vw folgende Zahlenwerte ergeben: 40 k b v a Abbildung 2.18: Winkeldefinitionen bei der Berechnung der Dopplerverbreiterung Wechselwirkungszeit Flugzeit Fläche τww τf Aww 27 µs 71 µs 25,8 · 10−6 m2 Aus der Anordnung resultiert eine Dopplerverbreiterung der Absorptionslinien durch zwei Effekte: Einerseits durch den Öffnungswinkel des Lichtfeldes, andererseits durch die endlichen Durchmesser von Düsenöffnung und Kollimator. Durch den Öffnungswinkel haben die Atome eine Geschwindigkeitskomponente in Richtung der Laser. Weiterhin können sie in einem von Null verschiedenen Winkel zur normalen Flugbahn (mitte der Austrittsöffnung - Fallenzentrum) die Positronenwolke erreichen. Der erste beträgt wie bereits beschrieben ◦ 12,7 ; letzterer Winkel ist durch Größe und Abstand der beiden Öffnungen von Düse und ◦ Kollimator gegeben und beträgt Θk = 2,0 . Für die Dopplerbreite gilt, ausgedrückt in Wellenzahlen λ̄ [12]: √ ∆ν = 200 ln 2 λ̄ · |v~k | Mit |v~k | wird hier die für die Dopplerverbreiterung verantwortliche Geschwindigkeitskompo~ ~ v k nente in Richtung des Lichts bezeichnet. Für die Projektion v~k = k·~ k · k der Geschwindigkeit des Cäsiums in Richtung des Lichtvektors gilt in Polarkoordinaten mit den in Abbildung 2.18 gezeigten Definitionen v~k = ~k cos β cos α · · |~v | · k sin β sin α Ã ! Ã v~k = cos(α − β) · |~v | · ! ~k ~k = − sin(Θf + Θk )|~v | · k k Das letzte Gleichheitszeichen folgt aus β = 23 π − Θf . Mit den oben angegebenen Winkeln folgt beispielsweise für den 6S1/2 → 6P3/2 Übergang ∆ν = 103 MHz. Alle weiteren Werte finden sich in Tabelle 2.4 41 Zum Abschluß der technischen Betrachtungen nun noch zur Wahl des günstigsten Lasertyps. Wie bereits angesprochen, gibt es aufgrund des bislang verwendeten Kupferdampflasers wünschenswerte Verbesserungen: • Der verwendete Kupferdampflaser besitzt eine spektrale Breite von 9 GHz. Daher werden ein Großteil der 3 W Leistung ungenutzt in der Falle dissipiert. Da die Falle kryogenisch gepumpt wird, ist diese unerwünschte Erwärmung problematisch. Ein spektral schmaler Laser wäre aus diesem Grund anzustreben. • Der Kupferdampflaser ist nicht verstimmbar, so dass keine Endzustände bewußt ausgewählt werden können. Damit das System dennoch funktioniert, und überhaupt Anregung stattfindet, ist es nötig Stark-Tuning einzuführen. Um den Atomstrahl angebrachte Kondensatorplatten erzeugen ein statisches elektrisches Feld, das die Energieniveaus etwas zu verschieben vermag. Dies ist jedoch nur bei bestimmten Werten des Magnetfeldes erfolgreich. In ungünstigen Fällen könnte die nötige Kondensatorspannung die Atome feldionisieren. Ein verstimmbarer Laser wäre somit eine wesentliche Verbesserung. • Erhöhung der Effizienz. Ein System höherer Anregungseffizienz würde es erlauben, den Ofen bei geringerer Temperatur zu betreiben, womit die Verunreinigung der Falle und die Verschlechterung des Vakuums durch den Cäsiumstrahl minimiert werden würde. Die Forderung nach einem verstimmbaren und schmalen Laser führt mit dem zusätzlichen Wunsch nach einem überdies kostengünstigen und kompakten System zu gitterstabilisierten Diodenlasern. In Tabelle 2.4 sind (ohne Gewähr) die Verfügbarkeit von Laserdioden für die jeweilige Wellenlänge und deren Leistung mitaufgeführt; das Ergebnis zahlreicher aktueller (Januar 2003) Händleranfragen. Es sind somit drei Anregungsschemata möglich, die ausschließlich mit Diodenlasern realisiert werden können. • 6S1/2 → 7P3/2 → 50D5/2 • 6S1/2 → 6P3/2 → 7S1/2 → 50P3/2 • 6S1/2 → 6P3/2 → 8S1/2 → 50P3/2 2.4.3 Allgemeines zu den Rechnungen Die Populationsdynamik wurde, wie in der Einleitung bereits angerissen, mittels einfacher Ratengleichungen beschrieben. Die Einstein’schen A- und B-Koeffizienten geben die (spontane und induzierte) Übergangsrate aus einem Niveau unter Einfluß eines Photonenfeldes 42 der spektralen Energiedichte ρ an: s W21 = A21 N2 i W21 = B21 ρ12 N2 i W12 = B12 ρ12 N1 Dabei gilt B12 = gg12 B21 . Somit lassen sich mit den Werten aus Tabelle 2.4 Bilanzgleichungen für die Besetzung der einzelnen betrachteten Niveaus aufstellen. Es entstehen gekoppelte lineare Differentialgleichungssysteme in den Besetzungszahlen, die als Anfangswertproblem mit Mathematica numerisch gelöst werden können. Hierbei wird ein einzelnes Atom betrachtet, d.h. als Anfangswerte wird ein Atom im Grundzustand und unbesetzte höher liegende Niveaus angenommen. Die konkret betrachteten DGLn finden sich weiter unten beim Vergleich der Schemata. Obige Gleichungen für die Übergangswahrscheinlichkeiten gelten jedoch nur für den Fall, dass das anregende Lichtfeld spektral viel breiter ist als das Absorberprofil und ignorieren individuelle Linienformen. Für den allgemeinen Fall schreibt man zunächst für die differentielle Anregungswahrscheinlichkeit s W21 = A21 N2 i w21 dω = b21 ga (ω)ρ12 gl (ω)N2 i w12 dω = b12 ga (ω)ρ12 gl (ω)N1 gl und ga bezeichnen hierbei die normierten Linienprofile des Atoms bzw. des Lasers. Integration liefert s W21 = A21 N2 i W21 = B21 ρ012 N2 i W12 = B12 ρ012 N1 Z ∞ Z0∞ 0 dωgl (ω)ga (ω) dωgl (ω)ga (ω) Für die Laserlinienform gl wurde in den Rechnungen stets ein normiertes Gaußprofil angenommen. Als Halbwertsbreiten wurden 1 MHz für die gitterstabilisierten Diodenlaser bzw. 9 GHz für den Kupferdampflaser verwendet. Die Absorptionslinienform entspricht bei Berücksichtigung der Dopplerverbreiterung einem Voigt-Profil, also einer Faltung zwischen dem Gauß-Profil der Dopplerverbreiterung und der natürlichen Lorentz Linienform. Das VoigtProfil ist aber nur für vergleichbare Beiträge von Gauß und Lorentz wesentlich verschieden von beiden Linienformen, und schmiegt sich für verschwindende Beiträge des Lorentz (Gauß) Profils an ein Gauß (Lorentz) Profil. Da in unserem Fall die Dopplerbreite die natürliche Linienbreite wenigstens um einen Faktor 20 übertrifft, wird für die Absorptionslinienform stets 43 ein Gaußprofil der jeweiligen Dopplerbreite angenommen. Der bei weitem größte Fehler, den man aufgrund dieser Näherung begeht, ist R Voigt · Gauß 1− R ' 4,6% Gauß · Gauß beim 6S1/2 → 6P3/2 Übergang. Die Integrale wurden numerisch ausgewertet. Genaueres zur Numerik der Voigtfunktion findet sich in [3]. Der qualitative, vergleichende Charakter dieser Rechnungen macht diesen Fehler vernachlässigbar. Beim Formulieren der DGLn gilt es noch folgendes zu beachten: Es ist notwendig die DGLn geschlossen“ aufzustellen. Beschreibt man beispielsweise eine zweistufige Anregung ” mit drei beteiligten Zuständen und eines der Niveaus kann in andere als die berücksichtigten drei Niveaus zerfallen (oder ionisiert werden), müssen diese unberücksichtigten Niveaus durch einen zusätzlich eingeführten Dummy“ Zustand modelliert werden. Ansonsten ist ” die Determinante des Gleichungssystems Null, und man erhält divergente Lösungen bei der zeitabhängigen Lösung der DGLn. Der Dummyzustand modelliert in unserem Fall den komplexen, aber uninteressanten, Pfad des Elektrons vom Endzustand zurück in den Grundzustand, da der Endzustand in eine ganze Reihe von Zuständen zerfallen kann. Problematisch ist hierbei, dass die Zeitkonstante mit der dies geschieht bzw. die Lebensdauer des Dummyzustands unbekannt ist. Glücklicherweise ist aber die Lösung der DGLn weitgehend unabhängig vom Wert der (geratenen) Zerfallskonstanten. Bild 2.19 zeigt beispielhaft, für zwei verschiedene Werte der Lebensdauer (10 ns und 100 µs) des Dummyniveaus, den zeitlichen Verlauf der Besetzung aller beteiligten Niveaus einer Anregung. Obwohl die Lebensdauer um vier Größenordnungen variiert wurde, ist der Einfluß auf den Rydbergzustand gering. Für die Achsenbeschriftung des Diagramms gilt hier wie auch im Folgenden: Bis zur Markierung Anregung“ (entsprechend t = τww = 27 µs) auf der Zeitachse befindet sich das Atom im ” anregenden Lichtfeld, danach fliegt es τf = 71 µs frei bis zum Erreichen der Positronenwolke, bezeichnet durch Fallenzentrum“ (t = τww + τf = 98 µs). ” Schließlich gilt es noch die endliche Wechselwirkungszeit der Atome mit dem Lichtfeld zu berücksichtigen. Im Falle einer kontinuierlichen (cw) Anregung ist dies die Zeit, die ein Atom zum Durchqueren des Lichtfeldes benötigt, bei einer gepulsten Anregung die Pulsdauer. Das Intensitätsprofil des aus der Multimodefaser austretenden Lichts wird als konstant angenommen. Für cw Anregungen wurde in den Rechnungen die Energiedichte mit einem Produkt aus Stufenfunktionen ρ(t) = ρ0 Θ(t) Θ(τww − t) versehen. Die Energiedichte gepulster Laser wurde als gaußförmig angenommen. Mit 2τ als 44 Grundzustand 7P3/2 Rydbergzustand “Dummy-”zustand Abbildung 2.19: Einfluß der Lebensdauer des Dummyzustandes auf den Verlauf der Besetzung aller beteilgten Niveaus; hier um vier Größenordnungen variiert Pulsdauer und Ep als Pulsenergie gilt: ρ(t) = 2.4.4 s ln 2 Ep 1 − t22 2 τ π Aww c τ Vergleich der Schemata Nachdem alle physikalischen und apparativen Parameter bekannt sind, können nun die Ratengleichungen aufgestellt und gelöst werden. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf den Anregungsschemata, die mit Diodenlasern verwirklicht werden können. Als Referenz wird das bereits verwirklichte Anregungsschema mit Dioden- und Kupferdampflaser herangezogen. Ebenfalls mitaufgeführt ist, der Vollständigkeit halber, die direkte, einstufige Anregung. Die in den Rechnungen verwendeten Energiedichten ergeben sich aus den in Tabelle 2.2 aufgeführten Leistungen (ρ = cAPww ) multipliziert mit einem Faktor 0,25. So werden Verluste durch den gitterstabilisierten Betrieb (60%-70% Auskopplung) und durch den Transport durch die Glasfaser berücksichtigt (50% Transmission). Weiterhin wird die Laserdiode bei einem Strom betrieben, der für die geforderte Wellenlänge günstig ist. Dieser ist in der Regel kleiner als der Strom der zur Bereitstellung maximaler Leistung nötig ist. 45 N2 50P3/2 "Dummy" 319n m N3 N1 6S1/2 S P Abbildung 2.20: Anregungsschema und Niveaumodell der einstufigen Anregung 1-stufig Zur Beschreibung der 1-stufigen Anregung wurde folgendes gekoppeltes DGL System mittels Mathematica numerisch gelöst: Ṅ1 (t) = −B12 ρ12 N1 (t) + (A21 + B21 ρ12 )N2 (t) + A31 N3 (t) Ṅ2 (t) = B12 ρ12 N1 (t) − (A21 + A23 + B21 ρ12 )N2 (t) Ṅ3 (t) = A23 N2 (t) − A31 N3 (t) N1 (0) = 1 N2 (0) = N3 (0) = 0 Die Ni bezeichnen hierbei die Besetzung der Niveaus. Das konkrete Anregungsschema und das Modell sind ein Bild 2.20 gegenübergestellt. Wie der extrem kleine B-Koeffizient in Tabelle 2.4 vermuten läßt, sind sehr große Leistungen vonnöten, um eine effiziente Anregung zu erzielen (einige kW im cw-Betrieb). Dies legt die Verwendung von gepulsten Systemen nahe, für die nun eine kurze Betrachtung folgt. Um die nötigen 319 nm zu erzeugen, kommen verdoppelte Farbstofflaser in Frage. Durch single-pass Verdopplung eines gepulsten 638 nm Farbstofflasers könnten unter der Annahme typischer“ Werte Pulse von 5 ns Länge und 5 mJ Energie bei einer Repetitionsrate von 1 kHz ” erzeugt werden. Nimmt man weiterhin eine spektrale Breite von 1 GHz an, so ergibt sich das in Grafik 2.21 gezeigte Bild. Dargestellt ist die Besetzung des Endzustandes unter Einfluss des ebenfalls eingezeichneten Pulses. Was aber bedeutet die effiziente Anregung pro Puls für 46 Puls: 5mJ, 5ns, 1GHz Anregung: 62,7 % t Abbildung 2.21: Einstufige Anregung mittels gepulstem Farbstofflaser. Die gestrichelte Linie zeigt die mittlere Anregung von 1,5% die Anregung im zeitlichen Mittel? Emittiert der Ofen N˙A Atome pro Zeiteinheit befinden sich davon τww · N˙A Atome im Lichtfeld des Pulses, wovon ein Bruchteil η angeregt wird. Mit der Repetitionsrate fr und den angenommenen Zahlenwerten ergibt sich für die Anregung im zeitlichen Mittel: N = ηfr τww ' 1,5% NA Dem großen finanziellen und technischen Aufwand steht also im Vergleich zum weiter unten betrachteten aktuellen Schema eine 15-mal kleinere Effizienz gegenüber und macht eine direkte Anregung unattraktiv. 2-stufig Für eine zweistufige Anregung kommen die in Bild 2.22 gezeigten Schemata in Frage. Das rechte mit 6P3/2 im Zwischenzustand ist das gegenwärtig Verwendete. Ein 100 mW Diodenlaser bei 852 nm regt den ersten Schritt an, der Endzustand wird durch die 511 nm Linie einses Kupferdampflasers erreicht. Er erzeugt mit einer Repetitionsrate von 18 kHz Pulse von 50 ns Dauer und 0,17 mJ Energie, entsprechend einer mittleren Leistung von 3 W. Das links im Bild gezeigte, alternative, Schema benötigt Wellenlängen von 456 nm und 1062 nm. Erstere ist kommerziell nicht erhältlich, kann aber durch Verdopplung einer (käuflichen) 912 nm Laserdiode erzeugt werden. Bei dieser Wellenlänge sind 100 mW Leistung verfügbar, so dass durch Verdopplung mindestens 20 mW blaues Licht generiert werden können2 . Für den zweiten Schritt können 1062 nm Laserdioden mit Leistungen von 100 mW problemlos erworben werden. 2 Bei ähnlichen Wellenlängen und Leistungen wurden bereits Verdopplungseffizienzen von 50% und mehr demonstriert [8] 47 50D5/2 511 nm 10 62 nm 38D5/2 456 nm 7P3/2 85 2n m 6P3/2 6S1/2 6S1/2 S P S D P D Abbildung 2.22: Zweistufige Anregungsschemata. Rechts im Bild das zur Zeit verwendete Die Anregung wurde mit folgendem Gleichungssystem beschrieben: Ṅ1 (t) = −B12 ρ12 N1 (t) + (A21 + B21 ρ12 )N2 (t) + A41 N4 (t) Ṅ2 (t) = B12 ρ12 N1 (t) − (A21 + B21 ρ12 + B23 ρ23 )N2 (t) + (A32 + B32 ρ23 )N3 (t) Ṅ3 (t) = B23 ρ23 N2 (t) − (A32 + A34 + B32 ρ23 )N3 (t) Ṅ4 (t) = A34 N3 (t) − A41 N4 (t) N1 (0) = 1 N2 (0) = N3 (0) = N4 (0) = 0 Das zugrundeliegende Modell ist in Abbildung 2.23 gezeigt. In Bild 2.24 ist das Ergebnis der Rechnungen zu sehen. Das aktuell verwendete Schema erreicht eine 48-prozentige Anregung pro Puls, dies entspricht einer Anregung von ηfr τww ' 23,7% im Mittel (gestrichelte Linie). Trotz 18-fach geringerer Leistung erzielt das Diodenlasersystem eine 1,4-fach höhere Anregung von 32,8%. Das ist auf die geringere spektrale Breite und die günstigeren Oszillatorstärken zurückzuführen. Auch ist der cw Betrieb der Laserdioden von Vorteil, da der Kupferdampflaser durch die gepulste Sruktur zeitweise den Übergang sättigt. Eine analoge Rechnung unter der Annahme, der Kupferdampflaser würde die mittlere Leistung von 3 W im cw Betrieb emittieren, ergab eine Anregung von 33,4%. 48 N3 N4 "Dummy" N2 N1 Abbildung 2.23: Niveaumodell der zweistufigen Anregung Puls: 0,17mJ, 50ns, 9 Ghz Anregung: 48,0% 32,8% 16,6% t t Abbildung 2.24: Ergebnis der Rechnungen. Links der Verlauf der Anregung für das 7P Schema, rechts für das 6P Schema. Die gestrichelte Linie zeigt die mittlere Anregung von 23,7% an. 49 50P3/2 50P3/2 78 0n m nm 21 4 1 m 5n 79 7S1/2 8S1/2 14 70 nm 6P3/2 85 2n m 85 2n m 6P3/2 6S1/2 6S1/2 S S P P Abbildung 2.25: Dreistufige Anregungsschemata 3-stufig In Abbildung 2.25 sind die beiden dreistufigen Anregungsschemata zu sehen, die mit Diodenlaser realisiert werden können. Alle nötigen Wellenlängen können direkt erzeugt werden, es ist also keine Verdopplung o.ä. nötig. Folgendes Gleichungssystem beschreibt die dreistufigen Anregungsschemata: Ṅ1 (t) = −B12 ρ12 N1 (t) + (A21 + B21 ρ12 )N2 (t) + A41 N4 (t) + A51 N5 (t) Ṅ2 (t) = B12 ρ12 N1 (t) − (A21 + B21 ρ12 + B23 ρ23 )N2 (t) + (A32 + B32 ρ23 )N3 (t) Ṅ3 (t) = B23 ρ23 N2 (t) − (A32 + B32 ρ23 + B34 ρ23 )N3 (t) + (A43 + B43 ρ23 )N4 (t) Ṅ4 (t) = B34 ρ23 N3 (t) − (A43 + A41 + A45 + B43 ρ23 )N4 (t) Ṅ5 (t) = A45 N4 (t) − A51 N5 (t) N1 (0) = 1 N2 (0) = N3 (0) = N4 (0) = N5 (0) = 0 Das zugehörige Modell ist in Abbildung 2.26 zu sehen. Die Lösungen des DGL Systems sind in Bild 2.27 zu sehen. Beide erweisen sich als ineffizient. Das 7S Schema krankt an kleinen Oszillatorstärken; der B-Koeffizient des letzten Schrittes ist 200 mal kleiner als beim 50 N4 N3 N5 "Dummy" N2 N1 Abbildung 2.26: Niveaumodell der dreistufigen Anregung 1,1% 0,2% 0,9% 0,2% t t Abbildung 2.27: Verlauf der Anregung der dreistufigen Anregungsschemata 7P3/2 → 50D5/2 Übergang der alternativen zweistufigen Anregung. Das 8S Schema weist zwar geringfügig günstigere Matrixelemente auf, allerdings sind für die leistungshungrige Rydberg Anregung lediglich Laserdioden mit einer Leistung von 5 mW erhältlich. Hoher apparativer Aufwand und geringe Effizienz machen beide Schemata zu ungünstigen Alternativen. 2.4.5 Fazit Eine Betrachtung der Cäsium Energieniveaus hat mit einer einhergehenden Prüfung der Verfügbarkeit von Laserdioden (Stand Januar 2003) drei Anregungsschemata aufgezeigt, die alternativ zum aktuellen Schema verwendet werden könnten. Rechnungen der Anregung für den feldfreien Fall haben das 6S1/2 → 7P3/2 → 50D5/2 Schema als effizientestes identifiziert. Trotz 18-fach geringerer eingestrahlter Leistung wird eine 1,4-fach höhere Anregung erzielt. Durch Verstimmen der Laserdiode, die den zweiten Anregunsschritt treibt, könnten alle Hauptquantenzahlen zwischen n=35 und dem Feldionisationslimit“ n=72 erreicht werden. ” 51 Mit eineren weiteren Laserdiode könnte zusätzlich der Bereich zwischen n=25 und n=35 abgedeckt werden. Doch was bedeutet dies für die experimentelle Realität“, der Anregung in einem 5,4 T ” starken Feld? Allgemeine Aussagen hierüber zu treffen ist schwierig, da die Oszillatorstärken unter Einfluß eines beliebig starken Magnetfeldes ein hoch komplexes, nicht einmal notwendig monotones, Verhalten aufweisen [42]. Sollte man jedoch Ergebnisse aus Rechnungen für Wasserstoff auf Alkali Metalle verallgemeinern dürfen, so sollten die Oszillatorstärken für Übergänge zwischen P und D Orbitalen für steigende Felder monoton abnehmen. Die erfolgreichen Experimente mit dem Kupferdampflaser haben aber gezeigt, dass es dennoch Resonanzen gibt, die eine hinreichend effiziente Anregung ermöglichen. Berücksichtigt man zusätzlich, dass nur 30 mW der Leistung des Kupferdampflasers zur Anregung genutzt wurde (das ist der Bruchteil der Leistung der innerhalb der Dopplerbreite eines Übergangs im 9 GHz breiten Profil liegt) und ähnliche Leistungen durch das alternative Schema eingestrahlt werden, so sollte zumindest die vom Kupferdampflaser getroffene Resonanz ebenfalls effizient getrieben werden können. Mit ein wenig Glück lassen vielleicht noch andere (stärkere) Resonanzen ausfindig machen. 52 Anhang A Mathematica Beispielhaft für den verwendeten Mathematica Code sind im folgenden die wesentlichen Abschnitte für die kontinuierliche Anregung des 6S → 7P → 50D Schemas und für die gepulste Anregung des 6S → 6S → 38D aufgeführt. A.1 Kontinuierliche Anregung 6S → 7P → 50D Wert des Integrals über die Linienformen; Argumente sind die Linienbreiten IGP[b1_,b2_]:=Sqrt[Log[2]/Pi]/(b1*b2*Sqrt[1/b1^2+1/b2^2]) Definition der Konstanten A = 25.77*10^-6; t1 = 27.4*10^-6; t2 = t1 + 70.8*10^-6; ls = 299792458; a21 = 2.35*10^6; a32 = 2.11*10^3; a34 = 7480; a41 = 10^4; b12 = 1.7*10^20; b23 = 1.93*10^18; p12 = 2*20*10^-3*0.5; 20mW blau, x0.5 wg Faser p23 = 2*100*10^-3*0.25; 100mW Leistung, x2 wg. Spiegel, x0.25 wg Gitter/ Faser u12 = p12/(A*ls)*UnitStep[t]*UnitStep[t1-t]*IGP[0.5*10^6, 96*10^6]; u23 = p23/(A*ls)*UnitStep[t]*UnitStep[t1-t]*IGP[0.5*10^6, 41*10^6]; b21 = 0.5*b12; 53 b32 = (2/3)*b23; Koeffizienten a = -(b12*u12); b = (a21+b21*u12); c = a41; d = b12*u12; e = -(a21+b21*u12+b23*u23); f = (a32+b32*u23); g = (b23*u23); h = -(a32+a34+b32*u23); k = a34; l = - a41; Numerische Lösung der DGLn Num = NDSolve[{ n1’[t] == a*n1[t] + n2’[t] == d*n1[t] + n3’[t] == g*n2[t] + n4’[t] == k*n3[t] + n1[0] == 1, n2[0] == 0, n3[0] == 0, n4[0] == 0} , { n1, b*n2[t] + c*n4[t], e*n2[t] + f*n3[t], h*n3[t], l*n4[t], n2, n3, n4} , { t, 0, 1} , MaxSteps->Infinity]; Besetung des Rydberg Zustandes nach der Anregung und im Fallenzentrum N[Evaluate[n3[t1] /. Num]] N[Evaluate[n3[t2] /. Num]] Ausgabe der Grafik Plot[Evaluate[n3[t] /. Num], { t, 0, 10^-4} , PlotRange -> { 0, 1} , Ticks->{ { {10^-5, 10mu s, 0.02} , { t1, Anregung, 0.05} , { t2, Fallenzentrum,0.05} } , Automatic} , AxesLabel->{ None, None} , PlotPoints->1000] 54 A.2 Gepulste Anregung 6S → 6S → 38D Wert des Integrals über die Linienformen; Argumente sind die Linienbreiten IGP[b1_,b2_]:=Sqrt[Log[2]/Pi]/(b1*b2*Sqrt[1/b1^2+1/b2^2]) Normierte Gauss Funktion mit Argumenten (FWHM, Variable, Schwerpunkt) Gauss[bd_,f_,v_]:=Sqrt[Log[2]/Pi]*1/bd*2^[-(f-v)^2/bd^2]; Definition der Konstanten A = 25.77*10^-6; t1 = 27.4*10^-6; t2 = t1 + 70.8*10^-6; ls = 299792458; a21 = 3.27*10^7; a32 = 1.27*10^4; a34 = 7480; a41 = 10^4; b12 = 1.54*10^22; b23 = 1.28*10^18; p12 = 2*(100*10^-3)*0.25; p23 = 2*3*0.5; u12 = p12/(A*ls)*UnitStep[t]*UnitStep[t1 - t]*IGP[0.5*10^6, 51.5*10^6]; u23 = Evaluate[0.5*2*0.17*10^-3*Gauss[25*10^-9, t, 10^-7]/(A*ls)]* *IGP[4.5*10^9, 85.5*10^6]; b21 = 0.5*b12; b32 = (2/3)*b23; Koeffizienten a = -(b12*u12); b = (a21+b21*u12); c = a41; d = b12*u12; e = -(a21+b21*u12+b23*u23); f = (a32+b32*u23); g = (b23*u23); h = -(a32+a34+b32*u23); k = a34; 55 l = -a41; Numerische Lösung der DGLn Num = NDSolve[{ n1’[t] == a*n1[t] + n2’[t] == d*n1[t] + n3’[t] == g*n2[t] + n4’[t] == k*n3[t] + n1[0] == 1, n2[0] == 0, n3[0] == 0, n4[0] == 0} , { n1, b*n2[t] + c*n4[t], e*n2[t] + f*n3[t], h*n3[t], l*n4[t], n2, n3, n4} , { t, 0, 10^-5}, MaxSteps->Infinity]; Maximale Besetzung des Rydberg Zustandes N[n3[2*10^-7] /. Num] Ausgabe der Graphik Plot[{ Evaluate[n3[t] /. Num], 7000000000*u23} , { t, 0, 5*10^-7} , Ticks -> { None, Automatic} , PlotRange -> { All, { 0, 1} } , AxesLabel -> { None, None} , PlotStyle -> Thickness[0.004]] 56 Anhang B Photo Stabilisierungselektronik Laserdioden Cäsium Zelle Harmonischer Mischer Abbildung B.1: Photo des eingesetzten Diodenlasersystems. 57 58 Zusammenfassung und Ausblick Die vorliegende Arbeit befasst sich mit einer neuartigen Methode in einer Falle vorliegende Antiprotonen und Positronen effizient zu Antiwasserstoff rekombinieren zu lassen. Zur technischen Verwirklichung des zweifachen Ladungstransfers“ wurde im Rahmen dieser Arbeit ” ein Lasersystem zur Erzeugung von Cäsium Rydberg Zuständen aufgebaut und am CERN eingesetzt. Schwerpunkt war hierbei die Realisierung eines 70 GHz Frequenz Offsetlocks zweier Laserdioden, wobei eine der Laserdioden mittels Sättigungsspektroskopie auf eine Cäsium Hyperfeinkomponente stabilisiert wurde. Der für den zweiten Schritt der Anregung verwendete Kupferdampflaser ist allerdings nicht verstimmbar und weist eine große spektrale Breite auf, so dass der zweite Schwerpunkt dieser Arbeit auf Rechnungen zur Laser Anregung von Cäsium lag um ein alternatives Anregungsschema aufzuzeigen, dass ausschließlich mit (verstimmbaren) Diodenlasern verwirklicht werden kann. Sie haben ein zweistufiges Schema indentifiziert, das mit einem frequenzverdoppelten Diodenlaser bei 456 nm und einem weiteren Diodenlaser bei 1062 nm eine 1,4-fach höhere Anregungseffizienz bei 18-fach geringerer Leistung erzielt; es stellt somit eine attraktive Alternative mit allen gewünschten Eigenschaften dar. In der kommenden Strahlzeit 2003 wird der zweifache Ladungstransfer im Mittelpunkt der Bemühungen stehen, wobei für die ersten Experimente auf das bewährte Lasersystem zurückgegriffen wird. Die vielversprechenden Signale der ersten Experimente im Herbst 2002 lassen kaum Zweifel an einem wahrscheinlichen Erfolg mit dieser Methode Antiwasserstoff herzustellen. Vielleicht wird es auch schon möglich sein, in dieser Strahlzeit das neue Anregungsschema zu verwirklichen und einzusetzen. 59 60 Literaturverzeichnis [1] Amoretti, M., C. Amsler, G. Bonomi, A. Bouchta, P. Bowe, C. Carraro, C. L. Cesar, M. Charlton, M. J. T. Collier, M. Doser, V. Filippini, K.S. Fine, A. Fontana, M. C. Fujiwara, R. Funakoshi, P. Genova, J. S. Hangst, R. S. Hayano, M. H. Holzscheiter, L. V. Jorgensen, V. Lagomarsino, R. Landua, D. Lindelöf, E. Lodi Rizzini, M. Macrı̀, N. Madsen, G. Manuzio, M. Marchesotti, P. Montagna, H. Pruys, C. Regenfus, P. Riedler, J. Rochet, A. Rotondi, G. Rouleau, G. Testera, A. Variola, T. L. Watson und D. P. van der Werf: Production and detection of cold antihydrogen atoms. Nature, 419:456–459, 2002. [2] Anderson, C. D.: The positive electron. Phys. Rev, 43:491, 1933. 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Fuhrmann, R. King, 62 R. Ursin, J. Zmeskal, H. Kalinowski, C. Wesdorp, J. Walz, K. S. E. Eikama und T. W. Hänsch: First positron cooling of antiprotons. Phys. Lett. B, 507:1–6, 2001. [21] Gabrielse, G., X. Fei, L. A. Orozco, R. L. Tjoelker, J. Haas, H. Kalinowski, T. A. Trainor und W. Kells: Thousandfold Improvement in the Measured Antiproton Mass. Phys. Rev. Lett, 65(11):1317–1320, 1990. [22] Gabrielse, G., D. S. Hall, T. Roach, P. Yesley, A. Khabbaz, J. Estrada, C. Heimann und H. Kalinowsky: The ingredients of cold antihydrogen: Simultaneous confinement of antiprotons and positrons at 4 K. Phys. Lett. B, 455:311–315, 1999. [23] Gabrielse, G., S. L. Rolston, L. Haarsma und W. Kells: Antihydrogen production using trapped plasmas. Phys. Lett. A, 129(1):38–42, 1988. [24] Gallagher, T. F.: Rydberg Atoms. Cambridge University Press, 1994. [25] Glinsky, M. E. und T. M. O’Neil: Guiding center atoms: Three-body recombination in a strongly magnetized plasma. Phys. 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Vielen Dank für das stete offene Ohr, für den unerschöpflichen Fundus an Elektronik Know-How und für das hervorzaubern“ ” interessanter Veröffentlichungen. Auch die nicht-fachliche Betreuung ist hervorheben, etwa die komfortable Unterbringung im Walz’schen Domizil in Genf während der Strahlzeit 2002 oder das Verhindern von Strafzetteln, etc. Allen weiteren Mitgliedern des MPQ in der ATRAP Kollaboration, in Garching wie in Genf. Peter Fendel, Anette Pahl, Heiko Pittner und Birgit Schatz waren maßgeblich für die produktive und angenehme Arbeitsatmosphäre verantwortlich und standen mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Vielen Dank hierfür. Das Gleiche gilt für die Mitglieder der Frequenzkette, Thomas Udem, Christoph Gohle und Markus Zimmermann. Neben zahlreichen Diskussionen fachlicher und nicht-fachlicher Natur aus denen ich viel gelernt habe, schulde ich für die Bereitstellung einer nicht unerheblichen Menge von Equipment und Know-How meinen Dank. Last but not least gilt meine tiefe Dankbarkeit meiner Familie, meinen Eltern und meiner Melanie. Die langjährige liebevolle Unterstützung und die Geduld in schwierigen Zeiten war von unschätzbarem Wert. 67