Praktische Anleitung zur Anwendung von Diuretika bei Patienten mit Herzinsuffizienz (mit einer reduzierten oder erhaltenen EF) Warum? Zur Verminderung von Atemnot und Ödemen bei Patienten mit Symptomen oder Anzeichen einer Stauung Für wen und wann? Indikationen Potenziell alle Patienten mit Symptomen oder Anzeichen einer Stauung, ungeachtet der EF Bei Patienten mit einer reduzierten EF immer in Kombination mit einem ACE-Hemmer (oder ARB), einem BetaBlocker und einem MRA Minimal notwendigste Dosis zur Erhaltung der Euvolämie bzw. des Trockengewichts (d.h. um die Patienten symptomfrei und frei von Stauungszeichen zu halten) Dosisanpassung gemäß des Volumenstatus des Patienten; Patienten können angeleitet werden, ihre Diuretikadosis nach Notwendigkeit (je nach Symptomen, Stauungszeichen und Gewichtsveränderungen selbst anzupassen Kontraindikationen Nicht indiziert bei Patienten, die niemals Symptome oder Stauungszeichen hatten Bekannte Allergie/andere Nebenwirkungen (arzneimittelspezifisch) Vorsicht / fachärztlicher Rat erforderlich Signifikante Hypokaliämie (K*≤ 3,5 mmol/L) – möglicherweise durch Diuretikum verschlechtert Signifikante Niereninsuffizienz (Kreatinin >221 μmol/L [>2,5 mg/dL] oder GFR >30 mL/min/1,73²) – möglicherweise durch Diuretikum verschlechtert bzw. Patient spricht evtl. nicht auf die Behandlung an (insbesondere mit Thiaziddiuretika) Symptomatische oder schwere asymptomatische Hypotonie (systolischer Blutdruck <90 mmHg) möglicherweise verschlechtert durch Diuretikum-induzierte Hypovolämie Wechselwirkung mit anderen Medikamenten In Kombination mit ACE-Hemmer, ARB oder Renin-Inhibitoren – Risiko einer Hypotonie (gewöhnlich kein Problem) In Kombination mit anderen Diuretika (z. B. Schleifendiuretikum plus Thiazid) Risiko einer Hypovolämie, Hypotonie, Hypokaliämie, und Nierenfunktionsstörung NSAIDs können die Wirkung des Diuretikums abschwächen Wo? Ambulant für die meisten Patienten (Ausnahmen siehe Vorsicht / fachärztlicher Rat erforderlich) Welches Diuretikum und welche Dosis? Torasemid Übliche Dosis 1x 5-10-20 mg Furosemid Übliche Dosis 2x 20-40 mg Hydrochlothiazid Übliche Dosis 1x 12,5 - 50 mg (nur bei GFR >50ml bzw. Kombination zu Schleifendiuretika) Xipamid Übliche Dosis 1x 10- 40 mg (nur bei GFR >50ml bzw. Kombination zu Schleifendiuretika) Anwendung Kontrolle der Nierenfunktion und Elektrolyte Mit niedriger Dosis beginnen Dosisanpassung abhängig von Symptomen und Anzeichen einer Stauung, Blutdruck und Nierenfunktion + Überprüfung der Laborwerte 1-2 Wochen nach Therapiebeginn und nach jeder Dosiserhöhung (Harnstoff/BUN, Kreatinin, K ) Eine Herzinsuffizienz-Schwester kann bei Aufklärung des Patienten, Follow-up und Dosisanpassung assistieren (einschließlich Patientenschulung zur selbständigen Dosisanpassung) Hinweise an den Patienten Erklären Sie den zu erwartenden Nutzen Symptome verbessern sich schnell – meist wenige Tage nach Behandlungsbeginn Raten Sie den Patienten, wesentliche Nebenwirkungen, z. B. Durst (hypotonische Getränke vermeiden, da dies zu Hyponatriämie führen kann) und Schwindel/symptomatische Hypotonie zu melden Problemlösung Die Patienten sollten NSAIDs vermeiden - diese können Diuretikaresistenz und Nierenfunktionsfunktionsstörung verursachen Patienten können angeleitet werden, die Dosis je nach Symptomen, Anzeichen und Gewicht selbst anzupassen Dosissenkung kann bei Flüssigkeitsverlust notwendig sein (z. B. aufgrund Diarrhoe/Erbrechen, starkem Schwitzen) Problemlösung Asymptomatische Hypotonie Dosissenkung möglich, falls keine Symptome oder Anzeichen für Stauung Symptomatische Hypotonie Bei Schwindel / Benommenheit Dosisreduzierung, falls keine Symptome oder Anzeichen für Stauung Die Notwendigkeit von Nitraten, Calciumantagonisten und anderen Vasodilatoren sollte überprüft werden Hypokaliämie/Hypomagnesiämie + 2+ Steigerung der ACE-Hemmer-/ARB-Dosis, Zugabe eines MRAs, K -/Mg -ergänzende Präparate Hyponatriämie Bei Volumenmangel Schleifendiuretikum statt Thiazid, falls möglich; Dosisreduzierung des Schleifendiuretikums; Bei Volumenüberladung Flüssigkeitseinschränkung; Dosissteigerung des Schleifen-Diuretikums; VasopressinAntagonist erwägen (z. B. Tolvaptan falls verfügbar); i.v. Inotropika bzw. Ultrafiltration erwägen Hyperurikämie/Gicht Allopurinol prophylaktisch erwägen; bei symptomatischer Gicht Colchicin zur Schmerzlinderung; keine NSAIDs Hypovoliämie/Dehydration Volumenstatus bestimmen; Dosisreduzierung des Diuretikums erwägen Unzureichende diuretische Wirkung / Diuretikaresistenz Compliance und Flüssigkeitsaufnahme überprüfen; Diuretikadosis erhöhen; Wechsel von Furosemid auf Torasemid erwägen; zusätzlich MRA geben/MRA-Dosis erhöhen; Kombination von Schleifen-Diuretikum und Thiazid; SchleifenDiuretikum 2x täglich (oder öfter) verabreichen, kurzzeitige iv Gabe von Schleifen-Diuretikum oder ggf. Ultrafiltration Verschlechterung der Nierenfunktion (steigendes Kreatinin/BUN-Harnstoff) Auf Hypovolämie/Dehydration untersuchen; Einnahme anderer nephrotoxischer Mittel ausschließen, z. B. NSAIDs, Trimethoprim; ggf. MRA pausieren; bei gleichzeitiger Einnahme von Schleifen- und Thiazid-Diuretikum ThiazidDiuretikum absetzen; Dosisreduzierung von ACE-Hemmer/ARB erwägen; Hämofiltration/Dialyse erwägen Klinik für Kardiologie und Angiologie, MHH; nach Tab. 15, Online-Addendum der ESC-Herzinsuffizienz-Leitlinie, siehe: www.escardio.org/guidelines-surveys/esc-guidelines/Pages/acute-chronic-heart-failure.aspx