Einbeziehung von Patienten beim klinischen Risikomanagement Erfahrungen aus dem Projekt PATEM TIP PD Dr. David Schwappach, MPH Stiftung für Patientensicherheit und Institut für Sozial- und Präventivmedizin Universität Bern Q-Talk Inselspital 07. September 2011, Bern Beteiligung von Patienten an der Patientensicherheit: Hintergrund Patienten … … sind besorgt um ihre Sicherheit im Spital, auch in der CH (ca. 10-20% sehr / etwas besorgt) … nehmen Fehler / unerwünschte Ereignisse wahr (ca. 15-20% berichten Fehler oder AE während Spitalaufenthalt) … wissen oft etwas, was wir nicht wissen… Schwappach et al. Journal of Clinical Oncology 2010; 28: 2896-2901 Schwappach et al. Medical Care Research and Review 2010; 67: 119-148 Schwappach et al. ZEFQ. Epub ahead of print, doi 10.1016/j.zefq.2010.07.002 2 Beteiligung von Patienten an der Patientensicherheit: Hintergrund Harnwegsinfekt 3 1 4 Sturz 4 3 Alle Ereignisse 6 253 8 Fälle 46 82 13 Fälle Intraoperative Gefässverletzung Schwere Ereignisse 381 Fälle 9 5 8 36 18 33 22 Fälle 87 Fälle Übereinstimmung Interview - Kardex: 77% Kappa: 0.20 Patienten-Interview Kardex n=998 Patienten Weissman et al.. Annals of Internal Medicine 2008, 100-108 Weingart et al. Journal of General Internal Medicine 2005, 830-836 Im CIRS tauchen die Fälle in der Regel gar nicht auf. 3 Beteiligung von Patienten an der Patientensicherheit: Hintergrund Patienten … … sind besorgt um ihre Sicherheit im Spital, auch in der CH (ca. 10-20% sehr / etwas besorgt) … nehmen Fehler / unerwünschte Ereignisse wahr (ca. 15-20% berichten Fehler oder AE während Spitalaufenthalt) … wissen oft etwas, was wir nicht wissen… … sind oft aufmerksame Beobachter, aber reagieren selten zeitnah „Es wird schon richtig sein, wie sie es hier machen….“ Wirklich? Schwappach et al. Journal of Clinical Oncology 2010; 28: 2896-2901 Schwappach et al. Medical Care Research and Review 2010; 67: 119-148 Schwappach et al. ZEFQ. Epub ahead of print, doi 10.1016/j.zefq.2010.07.002 4 Beteiligung von Patienten an der Patientensicherheit: Hintergrund Patienten brauchen… … eindeutige Informationen über „Signale“, die hinweisen, dass etwas falsch läuft (z.B. plötzlich andere Medikamente) … Instruktion und Motivation, um direkt und sofort zu kommunizieren (Interaktion mit Mitarbeitern) … Normen im Spital, die Ihnen das leicht machen … Vertrauen und Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten (Verhaltenskontrolle) You CAN: Schwappach et al. The Oncologist 2010; 15: 903-912 Schwappach et al. Annals of Oncology 2011; 22: 424-430 Check – Ask – Notify 5 Beteiligung von Patienten an der Patientensicherheit: Kampagnen 6 "Fehler vermeiden – Helfen Sie mit!" 7 "Fehler vermeiden – Helfen Sie mit! ": Entwicklungsprozess Systematischer Review wissenschaftlicher Evidenz Review international verfügbarer Patientenempfehlungen Kontinuierliche Überarbeitung von Text + Darstellung Delphi-Prozess mit vielen Fachpersonen unterschiedlicher Expertise Fokusgruppen mit Patienten und Eltern von erkrankten Kindern Formale Lesbarkeitsanalysen Pilottest und Evaluation in 3 Spitälern Ausweitung und Evaluation in 16 Spitälern Interventionsstudie Ausweitung auf „Regelbetrieb“ Æ möglichst viele Spitäler in der CH 8 "Fehler vermeiden – Helfen Sie mit!" 9 "Fehler vermeiden – Helfen Sie mit! ": Evaluation Pilotstudie Ergebnisse Evaluation Pilotstudie Befragung von Patienten und Mitarbeitern in 3 Spitälern 10 "Fehler vermeiden – Helfen Sie mit! ": Evaluation Pilotstudie n=1053 n=275 11 Schwappach et al. International Journal for Quality in Health Care 2011; in press "Fehler vermeiden – Helfen Sie mit! ": Evaluation Pilotstudie n=1053 n=275 12 Schwappach et al. International Journal for Quality in Health Care 2011; in press "Fehler vermeiden – Helfen Sie mit! ": Evaluation Pilotstudie n=1053 13 Schwappach et al. International Journal for Quality in Health Care 2011; in press Beteiligung von Patienten an der Patientensicherheit: Fazit Patienten wollen mehrheitlich ihren Beitrag für Sicherheit leisten Mit ihren Beobachtungen, Fragen und Hinweisen können sie uns auf Risiken und Fehler aufmerksam machen Aber: Es kann unangenehm und ungewohnt sein – für beide Seiten Interaktion mit Mitarbeitenden ist zentral Broschüre ist ein geeignetes Instrument um Kommunikation anzuregen und Normen zu signalisieren Weitere Medien (Flyer, Poster, Kurzform, etc.) 14 "Fehler vermeiden – Helfen Sie mit! ": Interventionsstudie Ergebnisse Interventionsstudie Befragung von Patienten in 2 Gruppen (vor / nach Einführung Broschüre) Departement Chirurgie, Luzerner Kantonalspital 15 "Fehler vermeiden – Helfen Sie mit! ": Interventionsstudie Positiver Effekt auf Informationsgefühl bzgl. Sicherheit (11% vs. 18% fühlen sich schlecht informiert, OR=0.55) Kein Einfluss auf Ängste hinsichtlich der eigenen Sicherheit (31% vs. 28% etwas / sehr besorgt) Positive Veränderung wahrgenommener Normen („Ich darf…“) (mean scale score 4.4 vs. 4.2, p=0.03) Positive Veränderung Verhaltenskontrolle („Ich kann…“) (mean scale score 3.5 vs. 3.2, p=0.01) Realistischere Einschätzung des Infektionsrisikos ( 73% vs. 84% unterschätzen Inzidenz nosokomialer Infektionen, OR=0.51) 16 "Fehler vermeiden – Helfen Sie mit! ": Interventionsstudie Keine Veränderungen im selbstberichteten Verhalten Abnahme sicherheitsrelevanter Situationen Beispiele: 10% vs. 19% wissen nicht, welche Medikamente sie einnehmen 3.5% vs. 4.8% wurden mit einem anderen Patienten verwechselt 5.3% vs. 6.3% zogen sich im Spital eine Infektion zu 96% Patienten würden das Lesen der Broschüre weiterempfehlen 17