Pflanze ■ BAUERNBLATT l 25. Oktober 2014 Wirkungsweise von Kalk und Dünger Einen gesunden Boden erkennt man am Profil Ein Bodenprofil sagt mehr als tausend Worte. Die richtige Kombination aus Bodenbearbeitung, Mineralien, Spurenelementen, Kalk, Wirtschaftsdünger und Handelsdünger hilft, die Bodengesundheit aufrechtzuerhalten. Doch das Thema Bodengesundheit lässt sich nicht so einfach abhandeln. Um ein ökologisch verantwortbares und ökonomisch sinnvolles Bodenmanagement durchzuführen, bedarf es umfangreicher Kenntnisse des Nährstoffbedarfs der Pflanzen, der Nährstoffdynamik des Bodens sowie der Auswirkungen von Bodenbearbeitungsmaßnahmen auf das Bodenleben. Denn nur durch einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen können die Leistungsfähigkeit des Bodens aufrechterhalten und gute Erträge eingefahren werden. Doch sind allein bodenschonende pfluglose Verfahren geeignet, die Bodengesundheit aufrechtzuerhalten? Bodenschutz ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits werden durch konservierende, nicht wendende Bearbeitungsmethoden mit Gruber und Scheibenegge die Böden nachhaltig vor Erosion geschützt, außerdem werden das Bodenklima aufrechterhalten, die biologische Diversität des Bodens gefördert sowie Abbauprozesse durch Bodenorganismen stimuliert und somit die Humusbilanz des Bodens verbessert. Andererseits werden Ernterückstände nicht mehr in den Boden eingearbeitet, sodass bodenbürtige phytopathogene Mikroflora, Schädlinge und Unkräuter überdauern können. Doch durch die konventionellen Methoden wird der Boden verdichtet und die Wechselwirkung zwischen den Bodenorganismen nachhaltig gestört, sodass die biologischen Selbstregulationsmechanismen des Bodens versagen. Mechanische und agrochemische Maßnahmen bleiben nicht ohne Folgen für die Bodengesundheit. Die intensive landwirtschaftliche Bodennutzung und enge Fruchtfolgen führen schließlich zum Verlust organischer Substanz und somit zur Gefährdung der Bodengesundheit, indem sich schädliche Mikroorganismen gegenüber nützlichen durchsetzen. Deshalb sollen nach der Ernte die Bodenparameter erneut bestimmt werden, um auch während der Lockere und poröse Böden werden gut durchwurzelt und leiten Wasser gut ab. Dadurch können Staunässe und Erosionsverluste durch Abschwemmen verhindert werden. kommenden Vegetationsperiode eine optimale Nährstoffversorgung sicherstellen zu können. In der Regel ist es ausreichend, im Rahmen einer Fruchtfolge alle drei bis vier Jahre eine Bodenuntersuchung durchzuführen. Ist die Nährstoffdynamik der Fläche bekannt, reichen die gesetzlich vorgeschriebenen Zeiträume von sechs Jahren vollkommen aus. Im Rahmen der Bodenuntersuchung werden sowohl pH-Wert und Kalkbedarf als auch Phosphor (P), Kalium (K), Magnesium (Mg) und Schwefel (S) ermittelt. Darüber hin- aus können Mikronährstoffe und Spurenelemente wie Bor (B), Kupfer (Cu), Mangan (Mn), Molybdän (Mo) und Zinn (Zn) bestimmt werden. Um die organische Substanz im Boden zu erhalten, ist außerdem die Ermittlung des Humusgehalts (C-Gehalt) notwendig. Humusgehalt hat Einfluss auf Ernte Der Humusgehalt hat einen wesentlichen Einfluss auf den Nährstoff- und Wasserhaushalt der Böden, auf die biologische Diversität in Kalk beeinflusst die chemischen und die physikalischen Eigenschaften des Bodens. Durch eine verbesserte Bodenstruktur werden Durchlüftung und Wärmeregulation des Bodens sichergestellt sowie der Wasserhaushalt effektiv reguliert. den Böden, wie etwa das Vorkommen von Regenwürmern sowie anderer nützlicher Bodenorganismen, und auf die Selbstregulationsmechanismen der Böden. Somit nimmt der Humusgehalt auch einen entscheidenden Einfluss auf den Ernteertrag. Humus entsteht durch den mikrobiellen Abbau von Ernterückständen, abgestorbenen Pflanzen und Bodenfauna. Der Humusgehalt kann durch Fruchtfolge, Düngung und Bodenbearbeitung beeinflusst werden. So wirken sich eine vielseitige Fruchtfolge, der Anbau von Leguminosen und Zwischenfrüchten, Untersaat sowie das Ausbringen organischer Dünger wie Stallmist und Gülle, Strohdüngung und Gründüngung positiv auf den Humusgehalt des Bodens aus. Konservierende Bodenbearbeitung fördert zusätzlich den Aufbau einer grobporigen Bodenstruktur und somit die Wasseraufnahme. Durch gelegentlichen Pflugeinsatz kann der Zunahme von Ungräsern, Unkräutern, Mäusen und Schnecken sowie einer unzureichenden Nährstoffverteilung und Versauerung des Bodens entgegengewirkt werden. In der Regel liegt der Humusgehalt der Ackerböden zwischen 1,5 % und 3 %. Damit das so bleibt, sollten Humusverluste, die durch den Anbau von humuszehrenden Hauptfrüchten entstehen, durch den Anbau von mehrjährigem Feldfutter, Zwischenfrüchten oder durch Einarbeiten von Ernterückständen, Pflanzenmaterial, Stallmist, Gülle und Kompost ausgeglichen werden. Regenwürmer fressen schließlich die Ernterückstände und verlagern sie in den Boden, wo sie mineralisiert und den Pflanzen wieder verfügbar gemacht werden. Aber damit noch nicht genug. Regenwürmer vernichten nicht nur schädliche Mikroflora, sondern befreien auch den Boden nachhaltig von Mykotoxinen. Darüber hinaus fördern Regenwürmer durch Absonderung von Körperschleim die mikrobielle Aktivität im Erdreich, die ihrerseits zur Bodensanierung durch Dekontamination bodenbürtiger phytopathogener Mikroflora und Detoxifikation von Mykotoxinen beiträgt. Damit aktivieren Regenwürmer die Selbstregulationsmechanismen des Bodens und tragen im erheblichen Maße zur Bodenhygiene sowie zur Bodengesundheit bei. Doch die Regenwurm- 29 30 Pflanze BAUERNBLATT l 25. Oktober 2014 ■ Bodenverdichtung minimieren. Die Druckzwiebel macht es deutlich: Große, Ernterückstände aus dem Vorjahr im humosen Pflughorizont. Abbauprozesse tragfähige Reifen belasten den Boden weitaus weniger. durch Bodenorganismen verbessern die Humusbilanz des Bodens. dichte wird stark durch die Art der Bodenbearbeitung beeinflusst. Je intensiver die Bodenbearbeitung, desto geringer ist die Regenwurmdichte. Somit werden durch intensive Bodenbearbeitung die biologische Aktivität und das antiphytopathogene Potenzial im Boden gemindert. Je extensiver aber die Bodenbearbeitung, desto höher die Regenwurmdichte. Je höher jedoch die Regenwurmdichte, desto aktiver der Boden und desto größer das antiphytopathogene Potenzial im Boden. Aber auch andere Bodenorganismen aus der Meso- und Mikrofauna leisten weitaus mehr als nur den Abbau von Ernterückständen. Durch Interaktion der Bodenorganismen werden bodenbürtige phytopathogene Mikroflora bekämpft, Mykotoxine degradiert und die Böden somit nachhaltig saniert. Neben der Interaktion der Bodenorganismen ist auch die Bodentextur ausschlaggebend für eine wirkungsvolle Bodensanierung und eine nachhaltige Bodengesundheit. beziehungsweise eine Gesundkalkung ausgeglichen werden. Nur so kann ein Absinken des Boden-pHWertes und somit eine Bodenversauerung verhindert werden. Saure Böden verfügen über eine schlechte Bodenstruktur sowie eine eingeschränkte Verfügbarkeit von Nährstoffen wie Bor und Molybdän, was nicht nur bodenbürtige phytopathogene Mikroflora fördert, sondern auch Ernteerträge reduziert. Durch die Reaktion von Kalk mit Wasser werden sowohl Hydroxylionen (OH-), die neutralisierend wirken und die Verfügbarkeit von Nährstoffen sowie Spurenelementen wieder sicherstellen, als auch zweiwertige Kalziumionen (Ca+2) freigesetzt, die zu einer Flockung der Tonminerale und zu einer Bildung von Ton-Humus-Komplexen beisteuern, die Bodenstruktur verbessern und dadurch Verschlämmung, Verdichtung und Erosion vorbeugen. Durch eine verbesserte Bodenstruktur werden ebenfalls das Wurzelwachstum gefördert, eine verbesserte Durchlüftung des Ackers gewährleistet, eine funktionierende Wärmeregulation des Erdreiches sichergestellt und der Wasserhaushalt des Erdbodens effektiv reguliert. Aber der pH-Wert des Bodens entscheidet ebenfalls über das Vorkommen von Bodenlebewesen und somit auch über Zersetzungsprozesse im Boden sowie den Aufbau von Humus. Darüber hinaus hat Kalk auch eine hygienische Funktion. Bewährt hat sich das Ausbringen von Branntkalk vor Raps, da er wirkungsvoll gegen Schnecken wirkt. Ein Patentrezept zur Aufrechterhaltung der Bodengesundheit gibt es nicht, da hier zu viele Faktoren zu- FAZIT Die Aufrechterhaltung der Bodenfauna durch eine nachhaltige Bewirtschaftung beschleunigt nicht nur die Zersetzung von Ernterückständen. Sie fördert auch den Abbau von phytopathogenen Pilzen sowie ihrer Mykotoxine und schafft somit die Voraussetzungen für eine gesunde Mikroflora, die ihrerseits wichtige biologische Bodenfunktionen, wie die Bildung organischer Bodensubstanzen, übernimmt und somit die Pflanzengesundheit und das Pflanzenwachstum maßgeblich beeinflusst. Versorgung mit Kalk ist wichtig Damit der Boden gesund bleibt, wirkungsvoll vor Erosion geschützt wird und die Verfügbarkeit von Nährstoffen und Spurenelementen gewährleistet werden kann, ist eine angemessene Versorgung mit Kalk (CaO) unerlässlich, denn Kalk beeinflusst nicht nur die chemischen, sondern auch die physikalischen Eigenschaften des Bodens. Da der Gesamtkalkgehalt des Bodens begrenzt ist, müssen Verluste durch Ernte, Auswaschung, saure Niederschläge und sauer wirkende Düngemittel durch eine regelmäßige Erhaltungskalkung oder durch eine Aufkalkung sammenwirken. Minimalbodenbearbeitungsmethoden helfen jedoch, den Boden zu schonen, und lassen sich in der Praxis durchaus sinnvoll, das heißt ökologisch und ökonomisch anwenden. Zur Rotteförderung reicht eine lediglich flache Einarbeitung der Ernterückstände. Nach der Ernte sollte bald eine Gründecke angebaut werden, um Unkräuter zu unterdrücken. Mykotoxinbildung durch phytopathogene Pilze lässt sich durch eine flache Bodenbearbeitung mit Grubber und Kombination vermeiden. Und durch einen bedarfsgerechten Pflugeinsatz lassen sich ebenfalls Ungräser, Unkräuter, Mäuse und Schnecken kontrollieren sowie eine unzureichende Nährstoffverteilung und Versauerung des Bodens ausgleichen. Bodenverdichtung resultiert aus dem Einsatz schwerer Maschinen. Dadurch wird die Leitfähigkeit für Wasser und Luft drastisch eingeschränkt. Die Folgen sind Oberflächenabfluss, Erosion, Humusschwund und eine Abnahme der Bodenorganismen. Fotos: Dr. Christian-Robert Fiedler Dr. Christian-Robert Fiedler Freier Autor Tel.: 0 60 61-7 21 83 [email protected]