Nierenschwäche (chronisch) Symptome der chronischen Nierenschwäche Ein schleichender Verlauf ist charakteristisch für eine chronische Nierenschwäche. Ein erstmals auftretender Bluthochdruck von über 140/90 mmHg bzw. ein zunehmend schwerer einzustellender Bluthochdruck können ein frühes Krankheitszeichen sein. Viele Patienten bilden oft hellen, wenig konzentrierten Urin und lagern Wasser in der Haut und in der Unterhaut ein (Ödeme). Schäumender Urin beim Wasserlassen ist ein Hinweis auf Eiweiße im Urin. Eine gesunde Niere scheidet pro Tag höchstens 200 Milligramm Eiweiß aus, davon höchstens 20 Milligramm des Bluteiweißes Albumin. Bei höheren Werten spricht man von einer Mikroalbuminurie, ab 200 Milligramm Albumin pro Tag von Proteinurie. Manche Patienten scheiden zudem Blut mit dem Urin aus. Geschieht dies in größeren Mengen, so ist der Urin rot gefärbt (Makrohämaturie). Meist ist jedoch nur so wenig Blut im Urin, dass es mit bloßem Auge nicht sichtbar ist und nur durch Teststreifen erkannt werden kann (Mikrohämaturie). Mit fortschreitendem Funktionsverlust können die Nieren ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen. Es kommt zu Störungen des Wasserhaushaltes, des Säure-Basen- und des Elektrolythaushaltes sowie anderer Organsysteme. Außerdem ist der Körper anfälliger für Infektionen. Da die Nieren nicht mehr genügende Mengen des blutbildenden Hormons Erythropoetin (EPO) bilden, geht die Anzahl der roten Blutkörperchen zurück. Eine solche Blutarmut (Anämie) führt zu Müdigkeit, Schwäche, Konzentrationsschwierigkeiten und abnehmender körperlichen Belastbarkeit. Eine auffällige Blässe der Haut ist ein möglicher weiterer klinischer Hinweis. Außerdem leiden die Patienten oft unter Übelkeit, Erbrechen oder Durchfällen. Weitere Symptome können Gedächtnisstörungen, Juckreiz und Brennen in den Beinen und Muskel- und Knochenschmerzen sein. Im fortgeschrittenen Stadium einer chronischen Nierenschwäche sind nahezu alle Organsysteme durch die fehlende Entgiftungsfunktion der Nieren geschädigt (urämisches Syndrom). Es finden sich krankhafte Veränderungen im HerzKreislaufsystem, im blutbildenden System, im Magen-Darm-Trakt, im peripheren und zentralen Nervensystem, der Haut, dem Hormonsystem und den Knochen. Typische Symptome einer Nierenschwäche im Endstadium (terminales Nierenversagen) sind: Nicht mehr einzustellender Bluthochdruck Rückgang der Urinmenge Wassereinlagerungen (Ödeme) Massive Luftnot Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit Unregelmäßiger Herzschlag Benommenheit, Schläfrigkeit Krämpfe, Koma Mit Hilfe der so genannten Glomerulären Filtrationsrate (GFR) wird die chronische Nierenschwäche in 5 Stadien eingeteilt. Die GFR ist ein Laborwert, der bei normal funktionierender Nieren bei 95-110 Milliliter pro Minute liegt. Das heißt, eine gesunde Niere reinigt pro Minute mindestens 95 Milliliter Blut von frei filtrierbaren Stoffen und scheidet diese über den Urin aus. Stadium I: GFR größer als 90 Milliliter/Minute In dieser Phase haben die Patienten oft keinerlei Symptome. Die Blutwerte für Kreatinin sind noch normal, lediglich die Eiweißausscheidung über den Urin kann erhöht sein. Eine Ultraschalluntersuchung kann erste krankhafte Veränderungen der Nieren zeigen. Die Patienten klagen über Ödeme oder verfärbten Urin. Meist wird die Erkrankung in diesem Stadium jedoch nur zufällig entdeckt. Werden mögliche Ursachen bereits jetzt erkannt, kann eine Verschlechterung der Erkrankung sehr oft verhindert werden. Stadium II: GFR zwischen 60-89 Milliliter/Minute Auch in diesem Stadium ist die Nierenschwäche oft noch nicht über Blutuntersuchungen zu erkennen. Die Nieren scheinen weiterhin ausreichend zu funktionieren, aber genauere Untersuchungen zeigen eine beginnende Nierenschwäche. Laut Blutkontrolle vom 27.04.2015 - jetzt Stadium III - GFR (MDRD-Form) Wert: 56 Normalwerte: 80 - 140 ml/min/KO Stadium III: GFR zwischen 30-59 Milliliter/Minute Die Nierenschädigung ist nun soweit fortgeschritten, dass auch im Blut erhöhte Kreatinin- und Harnstoffwerte gemessen werden. Die Betroffenen leiden unter Bluthochdruck, Leistungsminderungen und rasche Ermüdung. Im Stadium III steigt zudem das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich an. Die Symptome lassen verschiedene Interpretationen zu und deuten nicht zwangsläufig auf eine Nierenschwäche hin. Medikamente, die normalerweise über die Nieren wieder ausgeschieden werden, müssen jetzt in ihrer Dosis reduziert werden, damit sie keine Nebenwirkungen verursachen. Stadium IV: GFR zwischen 15-29 Milliliter/Minute In diesem Stadium sind bereits so viele Nierenzellen defekt, dass die mangelhafte Ausscheidung der Giftstoffe den gesamten Organismus in Mitleidenschaft zieht. Die Beschwerden nehmen deshalb zu: Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Erbrechen, Übelkeit, Nervenschmerzen, Juckreiz und Knochenschmerzen. Weil der Körper weniger Salze und Wasser ausscheidet, kommt es außerdem zu Ödemen. Stadium V: GFR unter 15 Milliliter /Minute Ist die Nierenfunktion sehr stark eingeschränkt oder fallen die Nieren vollständig aus, spricht man auch von einer terminalen Niereninsuffizienz. Das Blut muss in diesem Stadium schnell durch eine Blutwäsche (Dialyse) von Giftstoffen gereinigt werden, ansonsten wird der Körper vergiftet. Trotz regelmäßiger Blutwäsche kann es bei einer terminalen Niereninsuffizienz zu einer gelblichen Verfärbung der Haut und zu Hautjucken kommen. Beides liegt an der Einlagerung von Substanzen in die Haut, die eigentlich über den Urin ausgeschieden werden müssten. Außerdem können Wadenkrämpfe, Wahrnehmungsstörungen, Herzrhythmusstörungen und Verwirrtheit bis hin zur Bewusstlosigkeit auftreten. Quelle: Dialysezentrum MünchenHarlaching Nierenschwäche (chronisch) Auswirkungen & Komplikationen Störungen der Blutreinigung sowie des Wasser- und Salzhaushalts wirken sich auf viele andere Organe des Körpers aus. Eine chronische Nierenschwäche kann deshalb zu verschiedenen Komplikationen führen: Bluthochdruck Eine bedeutsame Folge einer chronischen Nierenschwäche ist ein erhöhter Blutdruck: Etwa 80% der Patienten leiden daran. Bluthochdruck kann jedoch auch Ursache der Nierenschwäche sein. Mit nachlassender Urinproduktion und Urinausscheidung kann der Körper überschüssiges Salz und Wasser nicht mehr loswerden, was den Blutdruck ansteigen lässt. Außerdem kommt es dadurch zu Flüssigkeitseinlagerungen vor allem in den Beinen (Ödemen). Im Extremfall sammelt sich Flüssigkeit in der Lunge an, was zu Husten mit weißlichem bis schaumigem Sekret und starker Luftnot führt (Lungenödem). Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt, Schlaganfall Darüber hinaus kommt es zu weiteren Schädigungen im Herz-Kreislaufsystem, wie z. B. zu Herzklappenfehlern oder einer Herzschwäche. Die Nieren verlieren bei einem Nierenversagen zunehmend die Fähigkeit, Kalium auszuscheiden. Besonders bei einer täglichen Urinmenge von weniger als 1 Liter können die Kalium-Werte im Blut ansteigen (Hyperkaliämie), was sich durch einen verlangsamten Herzschlag, Schwindel und kurze Bewusstseinsverluste sowie Muskelschwäche und Kribbelgefühle äußert. Bei stark erhöhten Kaliumwerten drohen Herzrhythmusstörungen und Herzstillstand. Kalium kann auch während der Dialyse nur in begrenztem Umfang entfernt werden. Der Wasserüberschuss kann außerdem zu einem Herzinfarkt oder Hirnschlag führen. Störungen des Nervensystems Neurologische Störungen sind ebenfalls eine häufige Komplikation einer fortgeschrittenen chronischen Nierenschwäche. Sie lassen sich als verlangsamte Nervenleitgeschwindigkeit und veränderte Gehirnströme im Elektroenzephalogramm (EEG) messen. Mögliche Symptome sind: Müdigkeit, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen Optische Halluzinationen Desorientiertheit, Koma Juckreiz, Brennen, Muskelkrämpfe oder Muskelschwäche Wahrnehmungsstörungen Schlafstörungen Blutarmut Bei schwächer werdender Nierenfunktion wird darüber hinaus geringere Mengen des blutbildenden Hormons Erythropoetin gebildet. Dies führt zu Blutarmut, der so genannten renalen Anämie, die sich durch vermehrte Müdigkeit, eine auffällige Blässe der Haut und nachlassende körperliche Belastbarkeit äußern kann. Störungen des Knochenstoffwechsels Mit nachlassender Nierenfunktion steht dem Körper auch weniger Hormon Vitamin D zur Verfügung, so dass weniger Kalzium über den Darm aufgenommen wird. Die Folge ist eine Abnahme des Kalziumgehaltes im Knochen, die zu Knochen-, Muskel- und Gelenkschmerzen und zu einer erhöhten Knochenbruchrate führt. Da die geschädigten Nieren zudem weniger Phosphat ausscheiden, steigt der Phosphat-Spiegel im Blut und es kann es zur Entkalkung der Knochen kommen, was ebenfalls die Gefahr von Knochenbrüchen erhöht. Hohe Phosphat-Werte verursachen Juckreiz, Knochenschmerzen und Muskelschmerzen. Außerdem erhöht die zunehmende Anreicherung im Körper die Gefahr einer Arteriosklerose. Dadurch steigt das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Mangelernährung Störungen im Protein- und Energiestoffwechsel, hormonelle Störungen sowie Übelkeit und Appetitlosigkeit sind der Grund dafür, dass viele Nierenschwäche-Patienten mangelernährt sind. Vor allem der Proteinstoffwechsel ist betroffen. So nimmt der Körper mit abnehmender Nierenfunktion weniger Proteine auf, so dass die Kalorienaufnahme Nierenschwäche (chronisch) Schwangerschaft & Nierenschwäche Bei einer chronischen Nierenschwäche kommt es häufiger zu Frühgeburten, Absterben des Kindes im Mutterleib oder einer Mangelgeburt. Komplikationen bei der Mutter können unter anderem Blutungen, Gerinnungsstörungen, Bluthochdruck sein. Das Risiko ist jedoch individuell unterschiedlich. Schwangere mit Nierenerkrankungen müssen deshalb intensiv von erfahrenen Ärzten betreut werden. Ist der Kreatinin-Wert im Blut deutlich erhöht, kommt selten ein lebensfähiges Kind zur Welt. Bei normalem Kreatinin ist eine Schwangerschaft umso problematischer, je höher die Eiweißmenge im Urin ist. Bei etwa 5-10% der Erstgebärenden ist gegen Ende der Schwangerschaft das Urin-Eiweiß erhöht. Eine Kombination aus vermehrtem Urin-Eiweiß, erhöhtem Blutdruck und Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) wird als Gestose bezeichnet. Wassereinlagerungen sind normal und können in jeder Schwangerschaft auftreten. Dies erklärt einen großen Teil der Gewichtszunahme. Nach der Entbindung wird diese Flüssigkeit wieder ausgeschieden und die Mutter verliert dadurch das zusätzliche Körpergewicht. Manchmal sammeln sich aber stärkere Ödeme an. Diese sind störend aber ungefährlich, solange im Urin kein Eiweiß ist und der Blutdruck normal bleibt. In diesem Fall kann der Arzt die Wassereinlagerungen mit Beinhochlagerung, weniger Kochsalzverbrauch und Stützstrümpfen behandeln. Harntreibende Medikamente (Diuretika) sollten dagegen während einer Schwangerschaft nicht gegeben werden, da sie die Durchblutung des Mutterkuchens bremsen können.