22. 1. 2012 / Heinz Wenzl Fehler bei Zellen und Batterien und ihre Auswirkungen Zellfehler: 1. Andere Kapazität Im Normalfall durch Alterungsprozesse verursachte Kapazitätsminderung. Die Elektroden altern unterschiedlich, so dass auch die Kapazitätsabnahme einer Elektrode alleine betrachtet werden muss. 2. Höherer Innenwiderstand Es sind Widerstanderhöhungen möglich, die keinen direkten Einfluss auf die Stromdichteverteilung auf den Elektroden haben, z.B. Korrosion von Polen. Das elektrochemische System wird durch die Wärmeerzeugung im Bereich des erhöhten Widerstands nur indirekt beeinträchtigt. Im Normalfall ist der höhere Innenwiderstand aber die Konsequenz von - Verlust von aktivem Material bzw. verfügbarem, elektrisch kontaktiertem aktivem Material bzw. Änderungen der Mikrostruktur der aktivem Masse (Oberfläche, Verlust an Elektronenleitfähigkeit oder - Korrosionsangriffen der Polbrücke und der Stromkollektoren, sowie Zunahme des Elektrolytwiderstands (z.B. Verlust an Lösungsmitteln), die beide zu einer Änderung der Stromdichteverteilung auf den Elektroden haben und damit elektrochemisch relevant sind. Besonders gravierend sind Innenwiderstandserhöhungen, die die Ladungsträgerdurchtrittsüberspannung betreffen (Verringerung der Oberfläche und der zur Verfügung stehenden Reaktanden). Für die Elektrodenreaktion ist nur die Potentiallage gegenüber dem Elektrolyten relevant. Selbst bei einem sehr hohen Elektrolytwiderstand wird die Potentiallage der Elektroden gegen den Elektrolyten nur marginal verschoben. 3. 4. Vollständige Zerstörung des Strompfades in der Zelle durch Korrosion. Zerstörung der Polbrücken und Pole. 5. Dendritenbildung oder andere Kurzschlüsse zwischen den Elektroden Zu unterschieden ist zwischen hochohmigen und niederohmigen Kurzschlüssen. Wenn der interne Kurzschluss dazu führt, dass dadurch die Zelle - nicht mehr vollständig geladen werden kann (der nach Abzug des Stroms über den Kurzschluss verbleibende Ladestrom reicht nicht mehr aus, die Selbstentladung der Elektrode zu kompensieren und sie vollgeladen zu halten) oder - erwärmt wird dann sollte von einem niederohmigen Kurzschluss gesprochen werden. 6. Änderung der Selbstentladerate oder anderer Nebenreaktionen Im Normalfall nimmt die Selbstentladerate zu (Verringerung des BV-Widerstands für diese Reaktion). Bei sehr starker Zunahme wird die in der betroffenen Elektrode gespeicherte Energie schnell und vollständig in Wärme verwandelt, was die Reaktionen weiter beschleunigt (thermische Selbstzerstörung). Zellen werden so gebaut, dass sie so niederohmig wie möglich sind. Eine Verringerung des Innenwiderstands ohne Dendritenbildung oder andere Kurzschlüsse ist nur eine theoretische Fehlermöglichkeit. Ein Verlust an Kapazität und eine Zunahme des Innenwiderstands sind oft, aber nicht zwangsläufig miteinander gekoppelt, so dass immer zwischen diesen Fehlern unterschieden werden muss. 1 Eine erhöhte Temperatur durch einen der obigen Zellfehler ist kein separat zu behandelnder Zellfehler. Fehler wie Undichtigkeiten des Gefäßes, insbesondere an den Poldurchführungen, etc. werden nicht weiter betrachtet. Batterien Die obigen Zellfehler wirken sich bzgl. Entladung und Ladung unterschiedlich aus, wobei es auf die Zahl der in Reihe geschalteten Zellen, sowie die Zahl der parallel geschalteten Stränge ankommt, sowie auf die Art der Ladung (Vorgabe einer Spannung oder eines Stroms) und ggf. der Verschaltung von parallelen Strängen untereinander. Besondere Batteriefehler sind: 1. Verschlechterung des Übergangswiderstands und Korrosion zwischen Polen und Verbindern 2. Korrosion von Verbindern 3. Absinken des Isolationswiderstands der Batterie Ungünstige Aufstellungsbedingungen und Konstruktion (zu geringe Kabelquerschnitte, Temperaturunterschiede wegen externer Wärmequellen und unterschiedlicher Wärmeabfuhrbedingungen) sowie fehlerhafte Einstellungen der Ladegeräte und Überwachungen (falsche Kennlinie, fehlerhafte Strom- und Spannungsmessung, Ladezustandsgrenzen) sind keine, sich langsam entwickelnden Fehler und werden nicht behandelt. Fokus hier sind die Auswirkungen eines Zellfehlers auf die anderen Zellen. Erläuterungen zu den Folien Folie 2 -4: Entladen im Zellverbund bei geringer Kapazität und erhöhtem Widerstand. Folie 3 zeigt die Messung einer Telekommunikationsbatterie Überentladung Es ist ohne Messung mittels einer Referenzelektrode (Spannung einer Elektrode gegen den Elektrolyten) nicht möglich, genau zu wissen, an welcher Elektrode ein Fehler auftritt. Bei Bleibatterien ist die Überentladereaktion einer Elektrode identisch mit der Ladereaktion der anderen, so dass die Zelle ungefähr Null Volt hat. Wenn die Überentladereaktion sich von den normalerweise ablaufenden Reaktionen charakteristisch (andere Spannungslage) unterscheidet, dann ist denkbar, dass die defekte Zelle eine charakteristische Spannungslage bekommt, die davon abhängt, welche Zelle versagt hat. Folie 5 – 7: Beim Laden ist zu beachten, dass unter normalen Betriebsbedingungen die schwache Zelle einen unterschiedlichen Ladezustand hat, der über die Nutzungsdauer kumuliert ist. Nur wenn die schwache Zelle durch langen Betrieb im Ladeerhaltungsbetrieb auch vollgeladen wurde, kann von der gleichen Menge an entladenem Material gesprochen werden und gleichem Ladezustand (bei Bezug der Ladezustandsberechnung auf die Nennkapazität!). Folie 8: Zusammenfassung und Übertragung auf viele Zellen Folie 9: Entladung einer USV-Batterie (4 Blöcke, zwei davon gut, die anderen zwei sehr hochohmig). Die hochohmigen Blöcke werden massiv umgepolt! 2 Folie 10: Übersicht über alle relevanten Reaktionen bei Bleibatterien, Ähnliche Übersichten gibt es auch für NiCd-Batterien, bei allen anderen sind die jeweiligen Reaktionen undefiniert und zerstörerisch. Folie 11: Redox-Shuttle: Erzeugung von Nebenreaktionen in Lithium-Batterien, um das System etwas fehlertoleranter zu machen. Auch bei anderen Batterien wird mit Zusätzen und Additiven gearbeitet, um ihr Verhalten zu verbessern. Elektronische Schutzmechanismen: • Einzelzellenspannungsüberwachung jeder Zelle oder eines Blocks Abregeln bzw. Abschalten des Ladegeräts, wenn eine Zelle die Maximalspannung erreicht hat. Diese Zelle begrenzt somit die Ladung aller anderen. Abschalten der Last, wenn eine Zelle die Mindestspannung erreicht hat. Diese Zelle begrenzt die Kapazitätsentnahme für alle anderen Zellen. Die Kapazität der Zellen in Reihe kann somit nicht vollständig genutzt werden. • Einzelzellenladung Jede Zelle oder bei parallelen Strängen die äquivalenten, auf gleicher Zelle liegenden Zellen werden durch ein eigenes Ladegerät geladen. In der Konstantspannungsphase des Ladegeräts nimmt sich jede Zelle den "richtigen" Strom und wird vollgeladen. • Ladungsausgleichssysteme: Zellen mit höherer Spannung werden entladen und damit werden Zellen mit niedriger Spannung geladen. Wegen der geringen Spannungsunterschiede vor allem Anwendung auf Blockbasis, bei der Spannungsunterschiede leichter ausgeglichen werden können. Dramatische Lebensdauerverlängerung bei Bleibatterien nachgewiesen. • Zuschalten eines Entladewiderstands über Zellen mit hoher Spannung, so dass deren Spannung sinkt, und das Ladegerät weiter laden kann ohne die Zelle mit hoher Spannung (bereits vollgeladen) überlädt. Zusätzlich werden Zellen intern geschützt, z.B. mit Sicherungen oder temperaturabhängigen Widerständen. Folie 12 – 14: Parallelschaltung von Strängen: Abwägung zwischen Fehlertoleranz und Zunahme von Teilen, die versagen können. Kühlung ist ggf. einfacher, weil das Verhältnis von Oberfläche zu Kapazität bei kleinen Zellen höher ist. Folie 15 .- 17: Unzulässiger Strompfad. Isolationswiderstand ist deshalb von Bedeutung, weil es zwischen der Poldurchführung der Zelle oder dem Spannungsmessabgriff und Erde einen Strompfad geben kann (z.B. Verschmutzung, Korrosion). Folie 18 – 22: Kurzschluss in der Zelle. Die Auswirkungen auf die anderen Zellen sind im Wesentlichen von der Ladekennlinie(Konstantstrom oder Konstantspannung) abhängig. Folie 23: Spezialfall einer Elektrolytverbindung zwischen benachbarten Zellen. Die Strom und Spannungsverhältnisse werden unübersichtlich. Folie 24 und 25: Korrosion eines Interzellverbinders als Konsequenz eines Elektrolytkurzschlusses. Häufige Ursache für die Explosion von Bleibatterien. Folie 26 – 28: Auswirkungen von Temperaturen Folie 29: Übersicht mit einigen Fallunterscheidungen 3