MAGMATISCHE* GESTEINE (1) * "magmatisch" ≡engl. “magmatic / igneous"= Gesteine die durch Kristallisation aus einer Gesteinsschmelze entstehen AUFSCHMELZEN IN MULTIKOMPONENTEN-SYSTEMEN: • Drei Möglichkeiten um Gesteine zu schmelzen: (1) (2) (3) Wärmezufuhr Druckerniedrigung (bei hohen Temperaturen) Wasserzugabe (bei hohen Temperaturen) Aufschmelzung erzeugt ein Magma (= Schmelze ± residuale Kristalle ± gelöste Gase) MU620.073 Einführung in die Mineralogie und Petrologie MAGMATISCHE GESTEINE (2) MAGMEN STEIGEN AUF: (1) weil sie (i) flüssig sind und (ii) eine geringere Dichte haben als die nicht geschmolzenen Umgebungsgesteine (Auftriebskräfte) (2) Magma steigt langsam als Diapir (km-Maßstab) oder rascher in Gängen (m- Maßstab) (3) Abkühlung gegen die Nebengesteine kann vollständige Erstarrung innerhalb der Erdkruste zur Folge haben (→ Plutone); oder aber Magma erreicht die Erdoberfläche (→ Vulkane) A UFSTEIGENDES MAGMA VERÄNDERT SEINE CHEMISCHE ZUSAMMENSETZUNG UND VISKOSITÄT: Die ursprüngliche Zusammensetzung der Schmelzen hängt davon ab, wo innerhalb der Erdkruste bzw. Erdmantels sie gebildet werden (siehe unten). Sobald die Schmelze aufzusteigen beginnt, laufen mehrere Prozesse ab: • ÄNDERUNG DER ZUSAMMENSETZUNG DES MAGMAS DURCH: 1) Partielle Kristallisation infolge Abkühlung (Differentiation; Reaktions- Serien) gefolgt von Absetzung der Kristalle (abgesetzte Kristalle bilden Kumulate) 2) Aufschmelzen und Assimilation von Nebengesteinen 3) Entmischung von gelösten Gasen und Wasser (= Sieden). Merke: Lava ist Magma, das an die Erdoberfläche ausgetreten und entgast ist. 4) Mischung mit anderen Magmen. aus Press & Siever (1995) MU620.073 Einführung in die Mineralogie und Petrologie MAGMATISCHE GESTEINE (3) Änderung der Zusammensetzung von Magmen durch Reaktions-Serien: MU620.073 Einführung in die Mineralogie und Petrologie MAGMATISCHE GESTEINE (4) VISKOSITÄT VON MAGMEN Die Viskosität von silikatischen Schmelzen wird kontrolliert durch mehrere Faktoren: 1 ) Ursprünglicher SiO2 Gehalt: SiO4 4- Oxyanionen können extensive Polymere bilden, daher hoher SiO2 Gehalt → höhere Viskosität 2) Progressive Kristallisation von Mineralen und Entmischung von Gas (hoher Gehalt an Kristallen bzw. Gas erhöht die innere Reibung einer Schmelze → höhere Viskosität 3) Abkühlung: Polymerisation der Silikatschmelze wird durch Verminderung der thermischen Bewegung von SiO4 4- Oxyanionen erhöht → höhere Viskosität 4) Wasser-Gehalt der Schmelze: H2 O bricht SiO2 -Polymere auf; niedriger H2 OGehalt → höhere Viskosität POLYMERISATION VON SILIKATSCHMELZEN: MU620.073 Einführung in die Mineralogie und Petrologie MAGMATISCHE GESTEINE (5) ERSTARREN VON MAGMEN: • Magmen verfestigen sich vollständig durch Abkühlung und Entmischung von Wasser • Wenn Magma innerhalb der Erde auskristallisiert → plutonische/ intrusive Gesteine. Abkühlung ist langsam und kann Tausende von Jahren dauern → grobkörnig; sequentielle Kristallisationsgefüge • Wenn sich Magma an der Erdoberfläche verfestigt → vulkanische / extrusive Gesteine. Abkühlung kann sehr rasch erfolgen (Minuten) → feinkörnig; glasige Gefüge NOMENKLATUR VON MAGMATITEN Der SiO2 -Gehalt einer Schmelze ist ein so ein wesentlicher kontrollierender Faktor für die Mineralogie und Viskosität eines Magmas, das er dazu benützt wird, um verschiedene Magmentypen und magmatische Gesteine zu unterscheiden. Magmentyp Gew.% SiO2 Sauer/ Felsisch >66 Intermediär 52-66 Basisch / Mafisch 45-52 Ultrabasisch / Ultramafisch <45 typ. Intrusivgest. Granit Diorit Gabbro Peridotite typ. Extrusivgestein Rhyolit Andesit Basalt (Komatiite; selten) BEISPIELE FÜR DIE ZUSAMMENSETZUNG WICHTIGER MAGMATITE Gew.% Granit Diorit Gabbro Peridotit 72.08 0.37 13.86 0.86 1.67 0.06 0.52 1.33 3.08 5.46 0.18 0.53 52.86 1.50 15.4 2.73 6.97 0.18 6.12 8.40 3.36 1.33 0.35 0.80 48.36 1.32 16.84 2.55 7.92 0.18 8.06 11.07 2.26 0.56 0.24 0.64 43.54 0.81 3.99 2.51 9.84 0.21 34.02 3.46 0.56 0.25 0.05 0.76 Oxide SiO2 TiO2 Al2 O3 Fe2 O3 FeO MnO MgO CaO Na2 O K2 O P2 O5 H2 O* * incl. anderer gasförmiger Komponenten wie CO2 , SO2 , HCl, etc. MU620.073 Einführung in die Mineralogie und Petrologie MAGMATISMUS AN KONSTRUKTIVEN PLATTENRÄNDERN: BILDUNG OZEANISCHER KRUSTE Beobachtungen auf Zypern an Ophiolit-Komplexen: Genetisches Modell: MU620.073 Einführung in die Mineralogie und Petrologie MAGMATISMUS AN DESTRUKTIVENPLATTENRÄNDERN (SUBDUKTIONSZONEN) • “Inselbogen” Magma-Serie (Basalt → Andesit → Rhyolit) entstanden durch: ( 1 ) Zufuhr von Wasser in den Mantelkeil und die überlagernde Kruste durch Dehydration der subduzierten ozeanischen Kruste. Merke: Die riesigen Volumina intermediärer – sauer Gesteine können nicht durch Differentiation von Mantelgesteinen (Peridotite) erklärt werden. (2) Zufuhr von Wärme aus dem Mantel in die subduzierte ozeanische Lithosphäre und die sie überlagernden Sedimente (3) Kristallisation basischer Magmen im oberen Mantel setzt Wärme frei, die zum Aufschmelzen der unteren Kruste führt → granitische Schmelzen • Späte Differentiate (Andesite und Rhyolite), die reich sind an Wasser und Gasen (CO2 , SO2 , HCl) sieden infolge von Dekompression → explosiver Vulkanismus • Andesite und Rhyolite sind sehr viskos → Stratovulkane mit steileren Flanken Genetisches Modell: MU620.073 Einführung in die Mineralogie und Petrologie INTRAPLATTEN-MAGMATISMUS Kimberlite als ein Beispiel • Magmatische Gesteine, die fernab von Plattengrenzen entstehen, sind oft relativ reich an Na, K, H2 O and CO2 • Kimberlite sind Diamanten-führende ultrabasische Gesteine dieser Klasse (Olivin + Pyroxen + Phlogopit-Glimmer + Granat + Ilmenit + Karbonat) -> belegt Aufschmelzung in einer großen Tiefe von 100 - 200 km! • Aufschmelzung des Mantels durch Zufuhr von Alkali-H2 O-CO2 -reichen Fluiden Abbildung aus Markl (2004): Minerale und Gesteine, Elsevier MU620.073 Einführung in die Mineralogie und Petrologie