Basiswissen>Pflegebedarf>Kontrolle der Vitalfunktionen von Christoph Michalke Kontrolle der Vitalfunktionen Allgemeines Als Vitalfunktionen werden bezeichnet: Atmung Puls Blutdruck Die Vitalfunktionen geben Hinweise auf körperliche Veränderungen. So steigen, z.B. wenn wir uns anstrengen oder aufregen, die Pulsfrequenz und der Blutdruck an. Aber auch bei Schmerzen können sich die Vitalzeichen ändern (z.B. beschleunigte Atemfrequenz). Das kann vor allem bei Personen mit eingeschränkter Bewusstseinslage (wenn sie nicht in der Lage sind, ihre Schmerzen verbal zu äußern) wichtige Hinweise liefern. Durch regelmäßige Kontrolle der Vitalfunktionen können Erkrankungen oder Verschlechterungen von Krankheiten frühzeitig erkannt und behandelt werden. Der Kreislauf - ein komplexes System Der Blutkreislauf ist ein komplexes System, an dessen Steuerung verschiedene Organe (z.B. Gehirn, Herz, Blutgefäße, etc.) beteiligt sind. Dieses System regelt die Blutversorgung des Körpers und passt sich an unterschiedliche Belastungen (z.B. körperliche Anstrengung) an. Bei längerer Bettlägerigkeit oder nach schweren Erkrankungen kann dieses Regulationssystem eine gewisse Zeit brauchen, um wieder „auf Touren“ zu kommen. Deshalb sind kreislaufbelastende Aktivitäten (Aufsetzen im Bett, Aufstehen, Körperhygiene) behutsam und gegebenenfalls unter Kontrolle der Vitalfunktionen durchzuführen. Kann sich das Regulationssystem nicht schnell genug auf die ungewohnte Belastung einstellen, kann es zu einem Kreislaufkollaps (Bewusstseinsverlust, Sturzgefahr) kommen. Beim Aussetzen einer Vitalfunktion (kein Puls/Blutdruck, Atemstillstand) besteht akute Lebensgefahr und es ist umgehend der Notarzt zu verständigen und mit Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen! (vgl. Thiemes Pflege; S. 475 – 477; S. 505 – 517) Atmung Beim Atmen erfolgt in der Lunge der lebenswichtige Austausch von Sauerstoff (einatmen) und Kohlendioxyd (ausatmen). Ein Atemzug umfasst Einatmung Ausatmung Atempause (bis zur nächsten Einatmung) Normalwerte Die Anzahl der Atemzüge pro Minute wird auch als Atemfrequenz bezeichnet. Dabei gelten folgende Normalwerte (im Ruhezustand): bei Neugeborenen etwa 40 bei Kindern etwa 20 bei Erwachsenen etwa 15 bei alten Menschen etwas höher (durch kleineres Atemvolumen) Die Atmung kann folgendermaßen kontrolliert werden: durch Beobachtung des Brustkorbes (heben und senken) durch Lauschen auf Atemgeräusche (Nase und Mund) Ursachen für veränderte Atemfrequenz mögliche Ursachen für beschleunigte Atmung: körperliche Anstrengung Fieber Schmerzen Erkrankungen der Bronchien bzw. der Lunge (z.B. Bronchitis, Asthma, etc.) Herzinfarkt diabetisches Koma psychische Ursachen (z.B. Angst, Panikattacken) mögliche Ursachen für verlangsamte Atmung: tiefer Schlaf Druck auf das Atemzentrum im Gehirn (z.B. bei Hirnverletzungen, Entzündungen, Tumoren) chemische Substanzen Medikamente (z.B. Schmerz- oder Schlafmittel) Gifte Bei Atemstillstand (kein Heben und Senken des Brustkorbes, keine Atemgeräusche, bläuliche Verfärbung der Haut, Bewusstlosigkeit) besteht akute Lebensgefahr und es ist umgehend er Notarzt zu verständigen und mit Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen! (vgl. Thiemes Pflege; S. 475 – 477; S. 505 – 517) Puls Als Puls wird die durch den Herzschlag hervorgerufene Druckwelle im Blutgefäßsystem bezeichnet. Normalwerte Die Anzahl der Herzschläge pro Minute nennt man auch Herzfrequenz. Dabei gelten folgende Normalwerte (im Ruhezustand): bei Neugeborenen 120 - 140 bei Kindern etwa 100 bei Erwachsenen 70 - 80 bei älteren Menschen 70 – 90 Ursachen für veränderte Herzfrequenz Mögliche Ursachen für eine beschleunigte Herzfrequenz: körperliche Aktivität, Anstrengung seelische Erregung (Zorn, Freude) Fieber (ca. 8 Schläge mehr pro 1°C Temperaturerhöhung) Herzerkrankungen Atemnot Flüssigkeitsverlust (z.B. bei schweren Durchfällen) Nebenwirkungen von Medikamenten Schock psychische Ursachen (z.B. Angst, Panikattacken) Mögliche Ursachen für eine verlangsamte Herzfrequenz: Schlaf Überdosierung bestimmter Herzmedikamente (z.B. Digitalis) Herzerkrankungen Vergiftungen neurologische Ursachen (Hirnblutungen oder -tumoren) Bei Herzstillstand (kein Puls tastbar, Atemstillstand, Bewusstlosigkeit) besteht akute Lebensgefahr und es ist umgehend der Notarzt zu verständigen und mit Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen! (vgl. Thiemes Pflege; S. 475 – 477; S. 505 – 517) Blutdruck Als Blutdruck wird der Druck innerhalb des Blutkreislaufsystems bezeichnet. Man unterscheidet zwei Werte: systolischer Wert der höhere Wert, der in der Auswurfphase des Herzens entsteht diastolischer Wert der niedrigere Wert, der in der Füllungsphase des Herzens entsteht Die Werte werden z.B. so angegeben: 120/80 („120 zu 80“). 120 ist der systolische, 80 der diastolische Wert. Normalwerte (im Ruhezustand) bei Kindern etwa 100/60 bei Erwachsenen 120/80 bei älteren Menschen 150/90 Bluthochdruck Bei Werten über 140/90 spricht man von Bluthochdruck (Hypertonie). Besonders häufig tritt Bluthochdruck auf: bei Übergewicht über 60 Jahren Ursachen für Bluthochdruck familiäre Vorbelastung Ernährung (salzreiche Kost, Kaffee, Alkohol) Nikotin Stress Erkrankungen der Niere Erkrankungen der Schilddrüse hormonelle Ursachen (z.B. in der Schwangerschaft) Symptome bei Bluthochdruck Kopfschmerzen, Schwindel Ohrensausen Herzklopfen, Brustschmerzen Atemnot bei Belastung Nervosität Der unbehandelte Bluthochdruck kann zur Schädigung verschiedener Organe und somit zu Folgeerkrankungen führen: Herzerkrankungen Schädigung der Blutgefäße (Arteriosklerose) Minderdurchblutung des Gehirns Schlaganfall Herzinfarkt Erkrankungen der Niere Hypertensive Krise (Blutdruckentgleisung) Bei Blutdruckwerten über 230/130 spricht man von einer hypertensiven Krise (Blutdruckentgleisung). In diesem Fall ist umgehend der Arzt zu verständigen und gegebenenfalls eine vom Arzt verschriebene Notfallmedikation zu verabreichen. Symptome bei einer Blutdruckentgleisung: Sehstörungen Schwindel Bewusstseinsstörungen Brustschmerzen Krampfanfälle niedriger Blutdruck Bei niedrigem Blutdruck (Werte unter 100/60) spricht man auch von einer Hypotonie. Typische Zeichen dafür sind: Müdigkeit, Mattheit Leistungsschwäche Schwindel, Schwarzwerden vor den Augen Kältegefühl in den Gliedmaßen Kommt es zu einem plötzlichen Blutdruckabfall mit Bewusstseinsverlust, spricht man auch von einem Kollaps. Mögliche Ursachen dafür können sein: längere Inaktivität, Bettruhe langes Stehen extreme Hitze bzw. Schwüle Flüssigkeitsverlust (z.B. durch Schwitzen oder Durchfall) Medikamente Nach einem Kollaps sind die Beine der kollabierten Person hoch zu lagern. Üblicherweise kehrt das Bewusstsein nach einigen Sekunden zurück. Geben Sie der betroffenen Person Zeit, wieder „zu sich zu kommen“ und kontrollieren Sie vor dem Aufstehen den Blutdruck. (vgl. Thiemes Pflege; S. 475 – 477; S. 505 – 517) Literatur: Thiemes Pflege, das Lehrbuch für Pflegende in Ausbildung, 2009, 11. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart Weiterführende Infos Blutdruck messen Puls messen Fieber messen Blutzucker messen