194-MO1,2-11/02-FI 1 ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS 1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS Morapid 10 mg Filmtabletten Morapid 20 mg Filmtabletten 2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG Je 1 Filmtablette enthält 10 mg Morphinsulfat-pentahydrat, entsprechend 7,5 mg Morphin. 20 mg Morphinsulfat-pentahydrat, entsprechend 15 mg Morphin. Sonstige Bestandteile: 10 mg Filmtabletten: 207,5 mg Lactose 20 mg Filmtabletten: 197,5 mg Lactose, 0,023 mg Gelborange S (E110) Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1. 3. DARREICHUNGSFORM Bikonvexe, kapselförmige Filmtabletten mit einer Bruchrille 10 mg - blau, markiert mit „IR“ sowie „10“. 20 mg - rosa, markiert mit „IR“ sowie „20“. Die Tablette kann in gleiche Hälften geteilt werden. 4. KLINISCHE ANGABEN 4.1 Anwendungsgebiete Behandlung von starken und stärksten Schmerzen. 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung Verabreichungsweise: oral Die Filmtabletten können unabhängig von der Nahrungsaufnahme mit Flüssigkeit geschluckt werden. Sie können an der Bruchrille geteilt werden. Erwachsene und Kinder über 12 Jahre Die durchschnittliche Initialdosis beträgt 10 - 20 mg Morphin alle 4 Stunden. Die Dosierung ist abhängig von der Stärke der Schmerzen, dem Alter des Patienten und dem vorhergehenden Analgetikabedarf. Bei unzureichender Analgesie sollte die Dosis unter Verwendung von 10 mg und 20 mg Filmtabletten alleine oder in Kombination erhöht werden bis eine ausreichende Analgesie erreicht wird. 194-MO1,2-11/02-FI 2 Bei Umstellung von parenteral verabreichtem Morphin ist mit einem 2 - 3 fachen Bedarf an oralem Morphin zu rechnen, eine individuelle Dosisanpassung ist bei diesen Patienten erforderlich. Bei Umstellung auf Mundidol retard ist die Gesamttagesdosis von Morapid auf 2 Einzelgaben aufzuteilen. Patienten mit eingeschränkter Nieren- und/oder Leberfunktion Bei Patienten mit eingeschränkter Nieren- und/oder Leberfunktion kann mit einer geringeren Dosis eine ausreichende Analgesie erzielt werden. Bei diesen Patienten sollte die Dosis sorgfältig bis zur klinischen Wirkung titriert werden. Patienten mit höherem Alter Bei Patienten mit höherem Alter sollte die Dosis mit Morapid Filmtabletten titriert werden, bis eine adäquate Analgesie erreicht wird. Bei Patienten mit höherem Alter kann mit einer niedrigeren Dosis eine ausreichende Analgesie erreicht werden. Kinder ab 3 Jahren Nur Morapid 10 mg Filmtabletten sind für Kinder unter 12 Jahren geeignet. Über die Anwendung bei Kindern liegen keine speziellen Studien vor. Üblicherweise erhalten 3 - 5 jährige Kinder durchschnittlich 5 mg alle 4 Stunden, 6 - 12 jährige 5 - 10 mg alle 4 Stunden. Die Dosistitrierung sollte wie für Erwachsene erfolgen. Beim Absetzen von Morphin sollte die Dosis ausgeschlichen werden. 4.3 Gegenanzeigen Überempfindlichkeit gegenüber Morphinsulfat oder einen der sonstigen Bestandteile (siehe Abschnitt 6.1) Atemdepression Kopfverletzungen paralytischer Ileus akutes Abdomen verzögerte Magenentleerung obstruktive Atemwegserkrankung akute Lebererkrankung Begleittherapie mit Monoaminooxidase-Hemmern oder innerhalb von zwei Wochen nach deren Absetzen Kinder unter 3 Jahre 4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung Das Hauptrisiko einer Opiatüberdosierung ist Atemdepression. Wie bei allen Analgetika kann bei älteren Patienten, bei Patienten mit Hypothyreose und bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion oder chronischer Lebererkrankung eine Dosisreduktion ratsam sein. Eine Verabreichung während der Schwangerschaft, wird nicht empfohlen (siehe Abschnitt 4.6). 194-MO1,2-11/02-FI 3 Begleiterkrankungen mit erhöhtem Risiko Besondere Vorsicht (z.B. Dosisreduktion, Überwachung) ist erforderlich bei Patienten mit eingeschränkter Atemfunktion konvulsiven Erkrankungen Alkoholismus Delirium tremens erhöhtem Hirndruck Hypotonie bei Hypovolämie schwerem Cor pulmonale Anamnese mit Substanzmissbrauch Gallenwegserkrankungen Pankreatitis entzündlichen Darmerkrankungen Prostatahypertrophie Nebennierenrindeninsuffizienz Bei der Möglichkeit, dass paralytischer Ileus auftritt, dürfen Morapid Filmtabletten nicht verwendet werden. Bei Auftreten oder Verdacht von paralytischem Ileus, sollten Morapid Filmtabletten unverzüglich abgesetzt werden. Wie bei anderen starken Opioidagonisten kann sehr selten insbesondere in hohen Dosierungen Hyperalgesie auftreten, die nicht auf eine weitere Dosiserhöhung von Mophinsulfat anspricht. Eine Dosisreduktion oder ein Wechsel des Opioids wird empfohlen. Bei Patienten, die einer Chordotomie oder einer anderen schmerzbefreienden Operation unterzogen werden, sollte das Präparat, wie alle anderen Morphinpräparate, vor dem Eingriff abgesetzt werden. Wenn eine Weiterbehandlung mit Morapid Filmtabletten indiziert ist, muss die Dosis nach dem Eingriff neu eingestellt werden. Morapid Filmtabletten sollten präoperativ oder innerhalb der ersten 24 Stunden postoperativ wegen der Gefahr der Darmlähmung oder Atemdepression mit Vorsicht angewendet werden. Wegen der mutagenen Eigenschaften von Morphin sollte dieser Wirkstoff bei Männern und Frauen im zeugungs- bzw. gebärfähigen Alter nur dann angewendet werden, wenn eine wirksame Verhütung sichergestellt ist; siehe auch Abschnitte 4.6 und 5.3. Morphin kann bei Patienten mit Epilepsie in der Anamnese die Krampfschwelle herabsetzen. Toleranz, Abhängigkeit und Missbrauch Bei Langzeitanwendung kann sich Toleranz gegenüber dem Arzneimittel entwickeln, die immer höhere Dosen zur Schmerzkontrolle erfordert. Eine längere Anwendung dieses Arzneimittels kann zu physischer Abhängigkeit führen und abruptes Absetzen kann ein Entzugssyndrom hervorrufen. Wenn eine Therapie mit Morphin nicht mehr erforderlich ist, kann langsames Ausschleichen zur Vermeidung von Entzugssymptomen angezeigt sein. Morphin hat ein ähnliches Missbrauchsprofil wie andere starke Opioidagonisten und kann von latent oder manifest Suchtkranken missbraucht werden. Die Entwicklung einer psychischen Abhängigkeit von Opioid-Analgetika ist potenziell gegeben. Besondere Sorgfalt 194-MO1,2-11/02-FI 4 muss daher bei der Behandlung von Patienten mit Alkohol- oder Drogenproblemen in der Anamnese angewendet werden. Die Anwendung von Morapid Filmtabletten kann bei Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führen. Lactose Diese Arzneimittel enthalten Lactose: Für Patienten mit seltener, erblich bedingter Galaktoseintoleranz, ethnisch bedingter Lapp-Lactase-Defizienz oder Glucose/GalactoseMalabsorptionssyndrom sind Morapid Filmtabletten nicht geeignet. 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen Vorsicht ist geboten bei Patienten, die gleichzeitig andere zentral dämpfende Mittel erhalten wie Sedativa oder Hypnotika, Anästhetika, Phenothiazine, andere Tranquilizer, Gabapentin, Muskelrelaxantien, Antihypertensiva und Alkohol. Eine gleichzeitige Einnahme dieser Substanzen mit den üblichen Morphindosen kann zu einer gegenseitigen Wirkungsverstärkung mit Atemdepression, Hypotonie, starker Sedierung oder Koma führen. Morphin darf nicht gemeinsam mit Monoaminooxidase-Hemmern oder innerhalb von zwei Wochen nach deren Absetzen angewendet werden. Gemischte Opioid-Agonisten/Antagonisten (z.B. Buprenorphin, Nalbuphin, Pentazocin) sollen nicht an Patienten verabreicht werden, die mit einem reinen Opiat-Agonisten behandelt werden. Cimetidin hemmt die Metabolisierung von Morphin. Die Plasmakonzentration von Morphin kann durch Rifampicin reduziert werden. Es liegen zwar keine Pharmakokinetik-Daten über die gemeinsame Anwendung von Ritonavir mit Morphin vor, Ritonavir induziert jedoch die hepatischen Enzyme, die für die Glukuronidierung von Morphin verantwortlich sind, und könnte daher möglicherweise die Plasmakonzentration von Morphin reduzieren. 4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit Beim Menschen liegen keine ausreichenden Daten vor, die die Bewertung eines möglichen teratogenen Risikos erlauben würden; siehe auch Abschnitte 4.4 und 5.3. Schwangerschaft Da sich Morphin tierexperimentell als fruchtschädigend erwiesen hat, wird die Einnahme in der Schwangerschaft nicht empfohlen (siehe auch Abschnitt 5.3). Wegen der Gefahr von Atemdepressionen beim Neugeborenen ist eine Anwendung während der Geburt ebenfalls nicht empfohlen. Stillzeit Die Anwendung während der Stillzeit wird nicht empfohlen, da Morphin in die Muttermilch übergeht. Das Auftreten von Entzugserscheinungen bei Neugeborenen von Müttern, die eine Dauertherapie mit Morphin erhalten haben, kann beobachtet werden. 194-MO1,2-11/02-FI 5 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen Morphin kann die Reaktionsfähigkeit des Patienten in unterschiedlichem Maße verändern, abhängig von der Dosierung und der Empfindlichkeit des Patienten. Falls der Patient beeinträchtigt ist, sollte er weder ein Fahrzeug noch eine Maschine bedienen. 4.8 Nebenwirkungen Bei normalen Dosen sind die häufigsten Nebenwirkungen von Morphin Übelkeit, Erbrechen, Obstipation und Benommenheit. Bei der Dauerbehandlung sind Übelkeit und Erbrechen ungewöhnlich und können gegebenenfalls mit einem Antiemetikum behandelt werden. Bei Obstipation sollte ein geeignetes Laxans verabreicht werden. Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt: Sehr häufig (≥1/10) Häufig (≥1/100, <1/10) Gelegentlich (≥1/1.000, <1/100) Selten (≥1/10.000, <1/1.000) Sehr selten (<1/10.000) Häufigkeit nicht bekannt (auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar). Erkrankungen des Immunsystems Gelegentlich: allergische Reaktion, anaphylaktische Reaktion, anaphylaktoide Reaktion Psychiatrische Erkrankungen Sehr häufig: Dysphorie, Euphorie Häufig: Verwirrtheit, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen Sehr selten: Arzneimittelabhängigkeit Denkstörungen, Agitiertheit, Halluzinationen, Erkrankungen des Nervensystems Häufig: Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Somnolenz, unwillkürliche Muskelkontraktion Gelegentlich: Parästhesien, Synkopen, Hyperalgesie (siehe Abschnitt 4.4), erhöhter Muskeltonus Sehr selten: Konvulsionen Augenerkrankungen Gelegentlich: Miosis Sehr selten: Sehstörungen Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths Häufig: Vertigo Gefäßerkrankungen Gelegentlich: Hypotonie, Gesichtsrötung Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums Selten: Bronchospasmus, verminderter Husten Sehr selten: Lungenödem, Atemdepression Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes 194-MO1,2-11/02-FI 6 Häufig: Anorexie, Obstipation, Mundtrockenheit, Dyspepsie, Nausea, Erbrechen Sehr selten: Gastrointestinale Erkrankung, Ileus, Geschmacksstörungen, Abdominalschmerzen Leber- und Gallenerkrankungen Selten: Erhöhung der Leberenzyme Sehr selten: Gallenschmerzen Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes Häufig: Schwitzen, Urtikaria, Rash Sehr selten: Exantheme, periphere Ödeme Erkrankungen der Nieren- und Harnwege Häufig: Harnretention Selten: Nierenkoliken Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse Sehr selten: Amenorrhoe, verminderte Libido, erektile Dysfunktion Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort Häufig: Pruritus Gelegentlich: Toleranzentwicklung Selten: Arzneimittelentzugssyndrom Sehr selten: Schwächezustände, periphere Ödeme, Unwohlsein 4.9 Überdosierung Zeichen von Morphin-Intoxikation und Überdosierung sind Benommenheit, Stecknadelkopf große Pupillen, Muskelschlaffheit, Bradykardie, Atemdepression und niedriger Blutdruck. Kreislaufversagen und tiefes Koma mit letalem Ausgang können in besonders schweren Fällen auftreten. In Folge von Nierenversagen bei Opioid-Überdosierung wurde über Rhabdomyolyse berichtet. Behandlung der Morphin-Überdosierung Hauptaugenmerk muss auf freie Atemwege gelegt werden, und eine Überwachung der Atmung oder künstliche Beatmung ist erforderlich. Reine Opioid-Antagonisten sind spezifische Antidote gegen die Wirkungen einer OpioidÜberdosierung. Weitere unterstützende Maßnahmen müssen nach Bedarf eingesetzt werden. Bei massiver Überdosierung ist die i.v.-Gabe von 0,8 mg Naloxon angezeigt. In 2- bis 3minütigen Abständen muss diese Einzeldosis solange wie nötig wiederholt werden. Naloxon kann auch mittels Infusion von 2 mg in 500 ml Kochsalzlösung oder 5 %iger Dextrose (0,004 mg/ml) verabreicht werden. Die Infusionsgeschwindigkeit sollte auf die vorhergehende Bolusverabreichung und auf das Ansprechen des Patienten abgestimmt sein. Da die Wirkdauer von Naloxon relativ kurz ist, muss der Patient sorgfältig bis zum zuverlässigen Wiedereintritt der spontanen Atmung überwacht werden. Bei weniger schweren Überdosierungen soll 0,2 mg Naloxon i.v. verabreicht werden, gefolgt von 0,1 mg alle 2 Minuten nach Bedarf. 194-MO1,2-11/02-FI 7 Die Dosis des Morphin-Antagonisten beträgt bei Kindern pro Einzeldosis 0,01 mg/kg Körpergewicht. Naloxon sollte nicht verabreicht werden, wenn keine signifikanten klinischen Zeichen einer Atem- oder Kreislaufdepression als Folge einer Morphinüberdosierung vorliegen. Naloxon soll bei Patienten, von denen bekannt oder anzunehmen ist, dass sie physisch von Morphin abhängig sind, mit Vorsicht verabreicht werden. Abrupte oder völlige Aufhebung der Morphinwirkung kann in solchen Fällen ein akutes Entzugssyndrom bewirken. Eine Magenspülung kann angezeigt sein, um den nichtresorbierten Medikamentenanteil zu entfernen. 5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften Pharmakotherapeutische Gruppe: natürliches Opiumalkaloid ATC-Code: N02A A01 Morphin ist ein Opiat-Agonist, insbesondere an den My-Rezeptoren und in geringerem Ausmaß an den Kappa-Rezeptoren im ZNS. Vermutlich vermitteln My-Rezeptoren supraspinale Analgesie, Atemdepression sowie Euphorie und Kappa-Rezeptoren spinale Analgesie, Miosis und Sedierung. Morphin wirkt auch direkt auf das Nervengeflecht der Darmwand und verursacht Obstipation. Zentrales Nervensystem Die primären therapeutischen Wirkungen von Morphin sind Analgesie und Sedierung (d.h. Schläfrigkeit und Anxiolyse). Morphin bewirkt eine Atemdepression durch direkte Wirkung auf das Atemzentrum im Hirnstamm. Morphin unterdrückt den Hustenreflex durch direkte Wirkung auf das Hustenzentrum in der Medulla. Antitussive Wirkungen können bei Dosen auftreten, die geringer sind als die normalerweise für eine Analgesie benötigten. Morphin kann selbst bei vollständiger Dunkelheit eine Miosis verursachen. Stecknadelkopfgroße Pupillen sind ein Zeichen einer Narkotika-Überdosierung, sind jedoch nicht pathognomonisch (so etwa können pontine Läsionen hämorrhagischen oder ischämischen Ursprungs ähnliche Wirkungen zur Folge haben). Bei einer Hypoxie in Zusammenhang mit einer Morphin-Überdosierung könnte eher eine Mydriasis als eine Miosis auftreten. Gastrointestinaltrakt und andere glatte Muskulatur Morphin bewirkt eine Verminderung der Motilität in Verbindung mit einer Tonuserhöhung der glatten Muskulatur im Magenantrum und im Duodenum. Die Verdauung von Nahrung im Dünndarm ist verzögert und die propulsiven Kontraktionen sind reduziert. Die propulsive Peristaltik im Dickdarm ist vermindert, während ein bis zum Spasmus erhöhter Tonus zu Obstipation führen kann. Morphin erhöht generell den Tonus der glatten Muskulatur, speziell des Schließmuskels des Gastro-IntestinaI-Traktes und der Gallenwege. Morphin kann einen Spasmus des Sphinkter oddi und damit eine Erhöhung des intrabiliären Druckes auslösen. Kardiovaskuläres System Morphin kann zu einer Freisetzung von Histamin mit oder ohne periphere Vasodilatation führen. Zu den möglichen Zeichen einer Histaminfreisetzung und/oder einer peripheren 194-MO1,2-11/02-FI 8 Vasodilatation können Pruritus, Flush, Augenrötung, Schwitzen und/oder orthostatische Hypotonie zählen. Endokrines System Opiate können das Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren- oder –Gonaden-System beeinflussen. Zu den möglichen Veränderungen zählen unter anderem eine Erhöhung der Serumwerte von Prolaktin und Verminderungen der Plasmakonzentrationen von Kortisol, Östrogen und Testosteron in Verbindung mit zu niedrigen oder normalen ACTH-, LH- oder FSH-Spiegeln. Diese Hormonveränderungen können auch klinische Symptome zur Folge haben. Andere pharmakologische Wirkungen In-vitro- und tierexperimentelle Studien zeigen verschiedene andere Wirkungen von natürlichen Opioiden wie Morphin auf Komponenten des Immunsystems, wobei allerdings die klinische Relevanz dieser Befunde nicht bekannt ist. 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften Morphin wird aus den Filmtabletten gut resorbiert. Die relative Bioverfügbarkeit zu einer normal freisetzenden oralen Morphinlösung beträgt 100 %. Die Pharmakokinetik von Morphin ist über eine sehr große Dosisbreite linear. Morphin unterliegt einem signifikanten First-pass-Effekt, was zu einer geringeren Bioverfügbarkeit verglichen mit einer äquivalenten i.v.-oder i.m.-Dosis führt. Die Hauptmetabolisierungsschritte von Morphin sind Glucuronisierung zu Morphin-3Glukuronid und Morphin-6-Glukuronid, die in Folge renal ausgeschieden werden. Diese Metaboliten werden in der Galle ausgeschieden, hydrolisiert und in der Folge reabsorbiert. Da die Morphin-Pharmakokinetik individuell stark variiert und die Schmerzzustände unterschiedlich sind, muss die Tagesdosis für jeden Patienten titriert werden, um eine angemessene Analgesie zu erzielen. Der Wirkungseintritt erfolgt rasch, Morapid Filmtabletten eignen sich daher besonders für akute Schmerzzustände bzw. zur Dosiseinstellung in der chronischen Schmerztherapie; die Wirkung hält ca. 4 Stunden an. 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit In experimentellen Untersuchungen erwies sich Morphinsulfat sowohl in Keimzellen als auch in Körperzellen von Tieren als chromosomenschädigend. Ein genotoxisches Potential muss auch beim Menschen angenommen werden. Tierexperimentelle Langzeituntersuchungen zum kanzerogenen Potential von Morphin liegen nicht vor. In mehreren Studien hat sich gezeigt, dass Morphin das Tumorwachstum verstärken kann. Tierexperimentell zeigte Morphin ein teratogenes Potential und führte zu neurologischen beziehungsweise Verhaltensstörungen beim sich entwickelnden Organismus, während beim Menschen keine Hinweise auf Missbildungen oder fetotoxische Wirkungen von Morphin vorliegen. 194-MO1,2-11/02-FI 9 6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN 6.1 Liste der sonstigen Bestandteile Vorgelatinierte Maisstärke, Povidon, Magnesiumstearat, Talkum, Hypromellose, Macrogol, Lactose sowie bei 10 mg: Farbstoffe Brilliantblau FCF Aluminiumlack (E133), Titandioxid (E171). 20 mg: Titandioxid (E171), Erythrosin Aluminiumlack (E127), Gelborange S (E110). 6.2 Inkompatibilitäten Nicht zutreffend. 6.3 Dauer der Haltbarkeit 3 Jahre 6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung Nicht über 30 °C lagern. 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses Verpackungsart: Blisterpackung aus PVC/PVdC und Aluminiumfolie, Packungsgrößen: 10 und 30 Filmtabletten 6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung Keine besonderen Anforderungen. Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen. 7. INHABER DER ZULASSUNG Mundipharma Ges.m.b.H., Wien 8. ZULASSUNGSNUMMER 10 mg: 1-20439 20 mg: 1-20444 9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG 19.04.1994 / 24.11.1998 10. STAND DER INFORMATION März 2011 REZEPTPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT 194-MO1,2-11/02-FI SG, apothekenpflichtig 10