2.3.1 Vulkanismus: allgemeiner Teil Seite 1 2.3 Vulkanismus auf Island Island stellt den einzigen übermeerischen Teil des Mittelatlantischen Rückens dar. Bedingt durch diese tektonisch prekäre Lage (siehe Tektonik-Teil) stellt der Vulkanismus bis heute die prägenste Kraft Islands dar. Wie sich der Vulkanismus auf Island bemerkbar macht und in welchen Erscheinungen er auftritt, soll im folgenden Kapitel anhand der Krafla, der Hekla , der Askja, der Herdubreid, der Westmännerinseln und diverser Aschevulkane und Pseudokrater vorgestellt werden. Der allgemeine Teil geht auf Eruptionsformen, vulkanische Gesteine und weiter vulkanische Erscheinungen ein. 2.3.1 Allgemeines Es gibt verschiedene Eruptionsformen und jede hat ihre eigenen spezifischen Ausprägungen und Erscheinungsformen. Zuerst einmal kann man zwischen einer Zentraleruption und einer Spalteneruption unterscheiden. Bei einer Spalteneruption fließt Lava aus einer über Dutzende von Kilometern langen Spalte aus und überdeckt große Gebiete. Zentraleruptionen führen zu den bekanntesten aller vulkanischen Erscheinungsformen – zu Vulkanen, die wie ein Kegel ausgebildet sind. Bei dieser Eruptionsform wird Lava oder vulkaniklastisches Material aus einem zentralen Schlot freigesetzt. Bei Zentraleruptionen kann es zu reinen Lavaeruptionen, rein pyroklastischen und zusammengesetzten Eruptionen kommen. Jedes dieser Fördermaterialien bildet eine ihm eigene charakteristische Vulkanform aus. Es gibt bei den Zentraleruptionen noch eine ganze Menge anderer Erscheinungsformen, wie die Bildung von Kratern und Calderen. Kommt heißes gasreiches Magma mit Grund- oder Meerwasser in Kontakt, tritt ein ähnlicher Fall wie das explosive Abstprengen einer sauren Staukuppe auf. Die großen Mengen von überhitztem Wasserdampf, die dabei entstehen, führen zu einer phreatomagmatischen oder Dampferuption.(Bsp. Ausbruch des Krakatau 1883, Indonesien, Viti in der Askja, Island) Auf phreatomagmatische Eruptionen geht die Bildung von Maaren zurück, in die Erdoberfläche eingetiefte Sprengtrichter. Manchmal, wenn heißes Material aus dem tiefen Innern explosiv entweicht, wird der Schlot anschließend mit einer Breccie verfüllt. Solche mit pyroklastischen Breccien oder Tuffen verfüllte Durchschlagsröhren werden als Diatreme bezeichnet. (Bsp. Shiprock, Mexiko) Spalteneruptionen, bei denen basaltische Lava aus einer langen Spalte an der Erdoberfläche ausfließt gab es auf der Erde in den vergangenen vier Milliarden Jahren unzählige Male. Die geologische Überlieferung enthält zahllose Hinweise für große Spalteneruptionen. Wenn solche Plateau- oder Flutbasalte aus Spalten ausfließen, bilden sie eher eine Ebene oder bauen ein Plateau als einen Vulkankegel auf, wie es der Fall ist, wenn Laven aus einem Krater ausfließen. (Bsp. Columbia- Plateau, USA; Carroo-Basalte, Südafrika; Parana-Becken, Südamerika) Spalteneruptionen von pyroklastischem Material sind weitaus wahrscheinlicher, wenn das Ausgangsmagma saurer ist. Solche Eruptionen haben ausgedehnte Decken harter vulkanischer Tuffe hervorgebracht, die als Aschenstromablagerungen bezeichnet werden. Die Ablagerungen werden Exkursionsreader Island 2001 Vulkanismus auf Island Claudia Barho auch Ignimbrit genannt. Ihre 2.3.1 Vulkanismus: allgemeiner Teil Seite 2 Partikel können miteinander verschweißen, nachdem der Strom zur Ruhe gekommen ist, so daß der Tuff zu einem Festgestein wird. Die geologisch wichtigsten Spalteneruptionen sind diejenigen entlang der mittelozeanischen Rücken. Vulkanische Gesteine werden zum Einen in die Großgruppen Effusiv- und Intrutivgesteine unterteilt, aber man kann sie auch auf der Grundlage ihrer chemischen und mineralogischen Zusammensetzung unterscheiden. Der entscheidende Unterschied zwischen Intrusivgesteinen und Effusivgesteinen ist, dass die Intrusivgesteine langsam und unter hohem Druck erkalten, während die Effusivgesteine sehr schnell erstarren. Die chemische Zusammensetzung der Gesteine bleibt dieselbe, nur die Struktur weist die maßgeblichen Unterscheidungen auf. Die Klassifikation der Magmatypen und ihrer Gesteine (Vulkanite und Plutonite) wird anhand ihres SiO2-Gehalts (Kieselsäuregeahlts) vorgenommen. Gesteine mit höheren SiO2-Anteilen enthalten gleichzeitig mehr Natrium und Kalium und weniger Eisen, Calcium und Magnesium, siehe auch Tabelle 2.3.1-1. Die drei letztgenannten Elemente, besonders das Eisen bilden dunkle Minerale; daher ist Basal dunkelgrau, oft fast schwarz, Andesit mittelgrau und Dazit sowie Rhyolith hellgrau bis bräunlich. Während Magma abkühlt, kristallisieren nach und nach Minerale aus der Schmelze aus. Dieser Vorgang braucht Zeit. Erstarrt die Schmelze jedoch innerhalb weniger Sekunden oder Minuten, haben die Komponenten keine Zeit, Minerale zu bilden und es entsteht ein dunkles undurchsichtiges Glas. Dauert die Abkühlung dagegen Tage oder gar Jahre, können sich Kristallkeime ausbilden und Minerale zu wachsen beginnen. Während des Abkühlvorgangs und der Kristallisation weicht die chemische Zusammensetzung der einzelnen Minerale erheblich von der des Magmas ab. Anders als Eis, das aus Wasser hervorgeht, besteht ein erstarrtes Silicatmagma aus einer Mischung von verschiedenen Mineralen. Während Wasser bei null Grad zu einem Tab.: 2.3.1-1: Änderung der Elementverteilung einzigen Mineral erstarrt, „gefriert“ Magma über eine beim Übergang von sauren zu basischen Temperaturspanne von 1200 bis 700°C zu einem zwei-, Gesteinen. drei- oder mehrmineralischen Gestein. Vulkanite und (wobei hier „feinkörnig“ als Effusivgestein Plutonite können dieselbe chemische Zusamensetzung bzw. Vuilkanit und haben, der einzige Unterschied ist ihr Gefüge. Für die „grobkörnig“ als Intrusivgestein bzw. Plutonit meisten chemischen Zusammensetzungen gibt es gewertet wird) sowohl Vertreter der Effusiv- als auch der (aus: PRESS, SIEVERT, 1995:67) Intrusivgesteine (siehe Tabelle 2.3.1-1) Ausnahme bilden bloß einige besondere basische Gesteine, die wenn überhaupt, sehr selten als Vulkanite auftreten. 2.3.1 Vulkanismus: allgemeiner Teil Seite 3 Die wichtigsten Effusivgesteine sind Rhyolith (sauer), der häufiger auftretende Andesit (intermediär) sowie der Basalt (basisch). Die verschiedenen Lavatypen hinterlassen unterschiedliche Oberflächenformen, wie z.B. vulkanische Berge, die in ihrer Morphologie variieren und erstarrte Lavaergüsse, die in ihren Merkmalen abweichen. Die wesentlichen Unterschiede der Lava sind, wie bei den Intrusivgesteinen auch, die Folge ihrer chemischen Zusammensetzung, ihres Gasgehalts und ihrer Temperatur. Je höher der Kieselsäuregehalt und je niedriger die Temperatur, desto zähflüssiger (viskoser) ist die Lava und desto langsamer fließt sie, wie auch der Tabelle 2.3.1-1 zu entnehmen ist. Ist die Lava besonders gasreich verläuft die Explosion wahrscheinlich heftiger als bei gasärmerer Lava. Durch ihre unterschiedliche chemische Zusammensetzung verhalten sich die verschiedenen Lavatypen auch unterschiedlich. Basaltische Lava wird mit Temperaturen zwischen 1000 und 1200°C gefördert, Werte, die nahe an der Temperatur des Oberen Mantels liegen. Basaltische Lava ist extrem dünnflüssig. Zum einen wegen ihrer hohen Temperatur, aber auch aufgrund ihres geringen Kieselsäuregehalts. Sie kann schnell, bis zu 100 km/h über weite Strecken fließen und sich in Form dünner Decken ausbreiten. Rhyolithe, die extrem sauren Laven, haben einen niedrigeren Schmelzpunkt als Basalt und fließen bei Temperaturen von 800 bis 1000 °C aus. Sie sind wegen ihrer niedrigen Temperatur und des höheren Kieselsäuregehalts weitaus viskoser, zäher. Wegen ihrer geringen Fließgeschwindigkeit neigen rhyolithische Laven dazu, sich zu mächtigen, eher knollig-rundlichen Lagen übereinander zu stapeln. Andesitische Laven, mit einem Kieselsäuregehalt, der zwischen dem von Basalt und Rhyolith liegt, haben auch Eigenschaften, die dazwischen liegen. Man kann basaltische Lavaergüsse anhand ihrer Oberflächenausbildung in zwei Gruppen unterteilen: die Pahoehoe-Lava und die Aa-Lava. Ein Lavaerguß hat meistens nahe der Ausbruchsstelle, wo die Lava noch heiß und dünnflüssig ist, die Form von Pahoehoe-Lava und weiter entfernt vom Ausbruchsort, wo die Oberfläche des Lavastroms schon eine gewisse Zeit der kalten Luft ausgesetzt war, die feste Kruste dicker geworden ist, darunter aber immer noch heiße, viskose Lava fließt, die Form von Aa-Lava. Aber Laven können auch noch eine Vielzahl anderer Erscheinungsformen aufzeigen, die ihre Entstehungsbedingungen erkennen lassen. Erkalten sie schnell sind sie glasig oder feinkörnig, erstarren sie langsam (unter der Oberfläche) bilden sich grobkristalline Gesteine aus, oder sie können viele kleine Blasen enthalten, wenn sich beim Abkühlen der Lava plötzlich der Druck verringert und die Schmelze entgast (Prinzip Mineralwasserflasche). Bimsstein ist eine solche extrem blasenreiche, im allgemeinen rhyolithische Lava. Bimsstein kann so ein großes, nach außen hin geschlossenes Porenvolumen aufweisen, daß er leicht genug zum Schwimmen ist. Heftigere Eruptionen zertrümmern die Schmelze und bereits erstarrte vulkanische Gesteine zu vulkaniklastischen Gesteinen, wie Asche, Bomben, Blöcke, Lapilli und Bims. Ein Großteil der vulkanischen Gesteine wird nicht durch Lavaströme, sondern durch sogenannte Pyroklastika gebildet. Pyroklastika werden bei der Eruption auf zweierlei Arten transportiert: als Ascheregen oder als pyroklastischer Strom. 2.3.1 Vulkanismus: allgemeiner Teil Seite 4 Früher oder später fällt alles ausgeworfene vulkaniklastische Material auf den Erdboden zurück. In der Umgebung des Ausbruchsortes bildet es normalerweise eigenständige Ablagerungen und Gesteine, wie Breccien oder Tuffe. Ein weiteres vulkanisches Produkt sind die vulkanischen Gase. „Der Stoffbestand und die Herkunft der vulkanischen Gase sind von erheblichem Interesse und Wichtigkeit, da man der Ansicht ist, daß viele dieser Gase im Laufe der geologischen Vergangenheit die Meere und die Atmosphäre hervorbrachten und noch heute unser Klima beeinflussen.“(PRESS, SIEVER,1995: 104) Dem Zusammenhang zwischen Vulkanausbrüchen und dem Klima bzw. Veränderungen des Wetters kommt steigende Beachtung zu. Wenn durch eine Eruption vulkanische Gase bis in große Höhen gelangen, können sie durch verschiedene chemische Reaktionen ein Aerosol bilden, daß aus vielen Millionen Tonnen Schwefelsäuretröpfchen besteht. Das Aerosol kann Sonnenstrahlen absorbieren und damit die Oberfläche der Erde bis zur Dauer von einem Jahr abkühlen. (PRESS, SIEVER,1995: 104f) Auch in den, zwischen den Vulkanausbrüchen liegenden Ruhephasen sowie beim allmählichen Abklingen der vulkanischen Tätigkeit, das sich über extrem lange Zeiträume vollziehen kann, spielt die Freisetzung von Gasen und Wasserdampf eine wichtige Rolle, in Form von Fumarolen, Solfataren und Mofetten. Die späten Stadien der vulkanischen Tätigkeit sind oftmals gekennzeichnet durch die Emission von Gasen und Dampf ohne Zusammenhang einer Förderung von Lava oder pyroklastischem Material. Zirkulierendes Grundwasser, das im Untergrund das Magma erreichte und dort aufgeheizt wurde, führt zu heißen Quellen und Geysiren. Noch viele Jahrzehnte oder Jahrhunderte nach einer größeren Eruption tritt in Vulkangebieten heißes Wasser aus. Auch dieses enthält gelöste Stoffe, die sich bei Verdunstung und Abkühlung des Wassers unter Bildung verschiedener inkrustierender Ablagerungen absetzten. Einige von ihnen enthalten überdies wertvolle Mineralien. (PRESS, SIEVER,1995: 104f) Literatur: BAHLBURG, H., BREITKREUZ, C.(1998): Grundlagen der Geologie, Ferdinand Enke Verlag Stuttgart 1998 DIERCKE - WÖRTERBUCH Allgemeine Geographie (1998) Herausgeber: LESER, H., westermann Deutscher Taschenbuch Verlag GOUDIE, A.(1995): Physische Geographie, eine Einführung, Spektrum Akademischer Verlag PRESS, F., SIEVER, R. (1995): Allgemeine Geologie, Spektrum Akademischer Verlag