Ernährungs-Tipps für Patienten mit neuroendokrinen Tumoren In Zusammenarbeit mit Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NET) e.V. und Bundesorganisation Selbsthilfe Neuroendokrine Tumoren e.V. ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR NET-PATIENTEN Liebe Patientin, lieber Patient, für Patienten mit neuroendokrinen Tumoren (NET) ergeben sich häufig Fragen zum Thema Ernährung: Wie sollen Sie damit umgehen, wenn die Tumorerkrankung dazu führt, dass Sie einige Nahrungsmittel nicht mehr vertragen oder Ihr Körper die Nährstoffe nicht mehr aufnehmen kann? Worauf müssen Sie achten, wenn Sie im Magen-Darm-Bereich operiert wurden? Können Sie durch Ernährungsmaßnahmen gezielt Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung nehmen? Die Antworten auf diese Fragen haben natürlich Konsequenzen für Ihre Ernährung, Verdauung und damit Ihr gesamtes Wohlbefinden. Eine gesunde Ernährung kann in der Tat den Krankheitsverlauf und Ihr Wohlbefinden positiv beeinflussen. Die wissenschaftliche Datenlage zu Fragen der Ernährung insbesondere bei NET ist sehr begrenzt, hat aber in letzter Zeit zunehmend Aufmerksamkeit erfahren. Dieser Ratgeber soll Ihnen im Labyrinth gut gemeinter, aber oft verwirrender, Ratschläge Orientierung geben. Das wichtigste Ziel Ihrer Ernährung sollte sein, ungewolltem Gewichtsverlust und Mangelernährung vorzubeugen, um für die Anforderungen Ihres Alltags und der Erkrankung gewappnet zu sein. Die Empfehlungen, die Sie hier finden, können und sollen eine gezielte Tumortherapie oder Ernährungstherapie nicht ersetzen. Aber sie liefern Informationen, wie Sie selbst aktiv zu einer besseren Lebensqualität beitragen können. Dies trägt nicht nur allgemein zu einem positiven Lebensgefühl unabhängig von der Tumorerkrankung bei, sondern kann auch wesentlich das Gelingen therapeutischer Maßnahmen beeinflussen. Die gemeinsame Arbeit an der Sache und das Gespräch über die Besonderheiten der Erkrankung sind der entscheidende Schritt dahin, die Dinge für Sie als Betroffene oder Betroffenen zu verbessern. Deshalb gilt ein ganz besonderer Dank den Firmen Novartis und Nestlé HealthCare Nutrition sowie Herrn cand. med. S. Maasberg, Charité, ohne deren Engagement und Kompetenz dieses Projekt nicht möglich gewesen wäre. Eine interessante Lektüre, das Ausfindigmachen einiger für Sie relevanter Ernährungstipps und natürlich alles Gute für Ihre Gesundung wünscht Ihnen Seite 2 Geleitwort Inhalt Ihr Dr. med. Ulrich-Frank Pape Berlin im August 2010 Inhalt Seite ➊ …› ➋ …› Neuroendokrine Tumoren (NET) NET und Ernährung Gesunde Ernährung Ernährung und Krebs Durchfall (Diarrhoe) Verstopfung (Obstipation) Veränderungen des Blutzuckers (Unter-, Überzuckerung) Blähungen Sodbrennen, Reflux Lebermetastasen Appetitlosigkeit und Übelkeit Ernährung nach der Magenoperation Ernährung nach der Darmoperation Ernährung nach der Bauchspeicheldrüsenoperation ➌ …› Mangelernährung bei NET Wie kann ich erkennen, ob ich ausreichend ernährt bin? Auswirkungen einer Mangelernährung Überprüfen Sie Ihren Ernährungszustand regelmäßig ➍ …› Maßnahmen bei Mangelernährung Trink- und Aufbaunahrung ➎ …› Weiterführende Informationen Broschüren und Webseiten zum Weiterlesen Adressen ➏ …› ➐ …› 4 6 6 8 9 10 10 11 12 13 13 14 16 17 19 19 21 22 25 25 27 27 27 Lexikon 28 Quellenangaben 30 Gewichtskarte für Patienten 31 ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR NET-PATIENTEN ➊ …› Neuroendokrine Tumoren (NET) Neuroendokrine Tumoren (NET) gehörten bislang zu den seltenen Tumorerkrankungen, in den letzten Jahren nimmt die Häufigkeit jedoch deutlich zu. NET gehen aus den so genannten neuroendokrinen Geweben hervor. Diese befinden sich in vielen Organen des Körpers, z. B. im Darm, in der Lunge, im Magen und in der Bauchspeicheldrüse. Am häufigsten treten NET im Magen-Darm-Trakt und in der Bauchspeicheldrüse auf. Sie werden deshalb auch als GEP-NET bezeichnet. Die Abkürzung GEP steht für Gastro = Magen Entero = Darm Pankreatisch = die Bauchspeicheldrüse betreffend Die Zellen des neuroendokrinen Gewebes können körpereigene Botenstoffe (Hormone) bilden und in die Blutbahn abgeben. Bei etwa 40–50 % der NET-Patienten liegen Tumoren vor, die unkontrolliert Hormone ausschütten (funktionell aktive NET), bei den restlichen Patienten sind die Tumoren inaktiv, d.h. sie setzen keine Hormone frei. Je nachdem, welches Hormon der jeweilige aktive neuroendokrine Tumor ausschüttet, kann er unterschiedliche Beschwerden wie z. B. Durchfälle, Bauchschmerzen, Unterzuckerung und Gesichtsrötungen verursachen. Seite 4 ➊ …› Neuroendokrine Tumoren (NET) Behandlungsmöglichkeiten bei NET Zur Behandlung von NET kommen verschiedene Therapiemöglichkeiten in Frage. Die Wichtigste ist die Operation. In manchen Fällen können kleinere Geschwulste in einem minimal-invasiven Eingriff oder sogar endoskopisch entfernt werden. Größere Tumoren erfordern meist einen größeren operativen Eingriff, manchmal müssen auch Teile von Verdauungsorganen mit entfernt werden. Je nachdem, welches Organ betroffen ist (siehe S. 5, Abb.1), hat dies später unterschiedliche Auswirkungen auf die Nahrungsaufnahme und Verdauung. Für Tumoren, die nicht oder nur teilweise operativ entfernt werden können, ist eine Behandlung mit Medikamenten die Therapie der Wahl. Die Medikamente können Symptome, die durch die Hormonproduktion des Tumors bedingt sind, lindern, das Fortschreiten der Tumorerkrankung aufhalten und in manchen Fällen sogar eine Verkleinerung des Tumors bewirken. Heilen können sie die Erkrankung jedoch nur in den seltensten Fällen. Heute kann es durch die verschiedenen Therapiemethoden gelingen, die Erkrankung über viele Jahre bei gleichzeitig guter Lebensqualität zu kontrollieren. Sowohl die Entfernung von Teilen der Verdauungsorgane als auch die Nebenwirkungen von Medikamenten oder begleitender Chemo- oder Strahlentherapie können den Ernährungszustand des Patienten beeinträchtigen. Tumoren, die im Magen-Darm-Trakt angesiedelt sind, können sich zusätzlich durch ihre Ausdehnung innerhalb der Verdauungsorgane und der Bauchhöhle einschränkend auf Nahrungsaufnahme und Verdauung auswirken. ➊ ➋ Der Weg der Nahrung Aufgaben der Verdauungsorgane ➌ ➊ …› ➋ …› ➌ …› ➍ …› ➎ …› ➏ …› ➐ …› ➎ ➍ ➏ ↙➐ ➑ …› ↖➑ 10 ➒ …› 10 …› ➒ 11 …› 12 …› 11 Abb. ➊ 12 Mund: Zerkleinern der Nahrung Speicheldrüsen: Erzeugung des Speichels, der die Nahrung gleitfähig macht und Stärke in Zucker zerlegt; hier beginnt bereits der Verdauungsvorgang Speiseröhre: Transport der Nahrung in den Magen Magen: Sammelt den Nahrungsbrei; knetet die Nahrung durch und vermischt sie mit saurem Magensaft Leber: Produktion der Gallenflüssigkeit, die für die Fettverdauung wesentlich ist Gallenblase: Speicherung der Gallenflüssigkeit Bauchspeicheldrüse (von Magen verdeckt): Produktion von Verdauungsenzymen und Hormonen Zwölffingerdarm (vom Dickdarm verdeckt): Mündungsort der Verdauungssäfte von Leber und Bauchspeicheldrüse Dünndarm: Verdauung der Nährstoffe und Aufnahme ins Blut Dickdarm: Wasser wird dem Stuhl entzogen; Darmbakterien spalten letzte Nahrungsreste auf Mastdarm: Sammlung der unverdaulichen Nahrungsbestandteile als Stuhl After: Ausscheidung des Stuhls ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR NET-PATIENTEN ➋ …› NET und Ernährung Gerade für Krebspatienten ist es besonders wichtig, dass ihr Körper ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird. Durch tumorbedingte Beschwerden bei der Nahrungsaufnahme und Verdauung ist dies jedoch nicht immer einfach zu erreichen: Rund ein Fünftel der Patienten mit einem neuroendokrinen Tumor zeigen eine Mangelernährung oder verstärkten Gewichtsverlust. Allgemeine Informationen am Beginn dieses Kapitels erläutern, was eine gesunde Ernährung ausmacht. Die nachfolgenden spezifischen Ernährungstipps können Ihnen helfen, krankheitsbedingte Beschwerden zu lindern und dazu beitragen, Ihren Ernährungszustand zu verbessern. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass auch eine optimale Ernährung keine gezielte medizinische Therapie ersetzen, sondern allenfalls ergänzen kann. Ernährung ist immer individuell Lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn ein Tipp Ihnen nicht hilft oder Sie eine Abneigung gegen das empfohlene Lebensmittel haben. Allgemein gilt, dass Sie sich im Rahmen dessen, was für Sie in Ihrer jeweiligen Situation machbar ist, möglichst normal und gesund ernähren sollten. Anweisungen Ihres Arztes sollten Sie jedoch grundsätzlich beachten! Seite 6 ➋ …› NET und Ernährung Wenn Sie mehr Informationen benötigen oder individuelle Probleme haben, die hier nicht angesprochen werden, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Diätassistenten/Ernährungsberater. Ihr Arzt kann Sie bei Bedarf auch an einen Diätassistenten/Ernährungsberater überweisen. Gesunde Ernährung Unsere Nahrung hat die Aufgabe, den Körper mit Energie zu versorgen, damit er leistungsfähig ist. Dazu gehört zum einen eine ausreichende Kalorienzufuhr, die im Allgemeinen 1800 kcal pro Tag nicht unterschreiten sollte. Zum anderen sollte die Zusammenstellung der Nahrung vielseitig und hochwertig sein. Sofern Sie keine spezielle Ernährungstherapie einhalten müssen, können Sie als Grundlage den allgemeinen Empfehlungen für eine gesunde Ernährung folgen. Die nachfolgenden Empfehlungen sind auf Grundlage aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse für Sie zusammengestellt. 1. Abwechslungsreich und nährstoffreich Nach derzeitiger Auffassung ist die gesunde Wirkung von Lebensmitteln nicht auf einzelne Inhaltsstoffe zurückzuführen, sondern auf die Kombination derselben in dem jeweiligen Lebensmittel. Essen Sie deshalb abwechslungsreich und möglichst frische, wenig verarbeitete Lebensmittel. 2. Viel Kartoffeln und Getreide Brot, Nudeln, Reis, Getreideflocken, am besten aus Vollkorn, sowie Kartoffeln enthalten reichlich Vitamine, Mineralstoffe sowie Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe (z. B. Carotinoide, Flavonoide). Diese Nahrungsmittel sollten mehr als ein Viertel Ihrer täglichen Ernährung ausmachen. 3. Fünf Portionen Gemüse und Obst Fünf Portionen Gemüse oder Obst am Tag, möglichst frisch, nur kurz gegart, oder auch eine Portion als Saft. Damit erhalten Sie ebenfalls viele Vitamine, Mineralstoffe sowie Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. 8. Nährstoffschonend zubereiten Garen Sie Speisen bei möglichst niedrigen Temperaturen, möglichst kurz und mit wenig Wasser und wenig Fett. Das erhält den natürlichen Geschmack, schont die Nährstoffe und verhindert die Bildung schädlicher Verbindungen. 4. Eiweißreiche Nahrungsmittel gezielt auswählen Eiweißreiche Lebensmittel liefern wertvolle Nährstoffe, z. B. ist Calcium in Milch, Jod, Selen und Omega-3-Fettsäuren in Seefisch enthalten. Nehmen Sie Milch und Milchprodukte täglich und Fisch ein- bis zweimal pro Woche zu sich. Fisch ist eine sinnvolle, hochwertige Alternative, wenn Sie keinen Appetit auf Fleisch haben. Fleisch ist Lieferant von Mineralstoffen und Vitaminen (B1, B6 und B12). Mehr als 300–600 g Fleisch oder Wurst pro Woche sollten es aber nicht sein. Genießen Sie Eier nur in Maßen. 9. Nehmen Sie sich Zeit, genießen Sie Ihr Essen Lassen Sie sich Zeit beim Essen und kauen Sie gründlich. Gutes Einspeicheln der Nahrung ist wichtig, damit die im Speichel enthaltenen Verdauungsenzyme die Nahrung aufschließen können, und Ihnen das Schlucken und die Verdauung leichter fallen. 5. Hochwertiges Fett Hochwertige Fette enthalten einen hohen Anteil an lebensnotwendigen (essentiellen) Fettsäuren (z. B. Omega-3-Fettsäuren) und enthalten auch fettlösliche Vitamine. Bevorzugen Sie pflanzliche Öle und Fette (z. B. Raps- und Sojaöl) und daraus hergestellte Streichfette. 6. Wenig Salz und Zucker Verzehren Sie Zucker und stark gesüßte Lebensmittel bzw. Getränke nur gelegentlich. Verwenden Sie wenig Salz und würzen Sie stattdessen mit Kräutern und Gewürzen. Verwenden Sie Salz mit Jod und Fluorid. 7. Ausreichend Flüssigkeit Trinken Sie mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag und vermeiden Sie alkoholhaltige Getränke. 10. Bleiben Sie in Bewegung Sorgen Sie täglich für Bewegung entsprechend Ihrer Möglichkeiten. Körperliche Aktivität fördert nicht nur die Verdauungstätigkeit, sondern auch das psychische Wohlbefinden. ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR NET-PATIENTEN Alkohol vermeiden Alkohol ist ein Zellgift, das den Körper belastet. Ein gesunder Körper kommt mit mäßigen Mengen Alkohol in der Regel gut zurecht. Für einen Tumorpatienten stellt er jedoch eine zusätzliche Belastung dar. Wenn Sie Alkohol zusammen mit Medikamenten einnehmen, kann dies zu Wechselwirkungen oder verminderter Wirkung der Medikamente führen. Aus diesen Gründen sollten Sie Ihren Alkoholkonsum am besten auf ein Minimum reduzieren. Das heißt nicht, dass Sie nie wieder ein Glas Wein oder Bier trinken dürfen, denn dies bedeutet für viele ein Stück Lebensqualität. Jedoch sollten Sie vom täglichen „Feierabendbier“ Abstand nehmen. Dies gilt besonders, wenn Ihre Leber durch Metastasen belastet ist. Bei Patienten mit einem Karzinoid-Syndrom kann die anfallartige Hautrötung (Flush) durch Alkohol ausgelöst bzw. verstärkt werden. Versuchen Sie in diesen Fällen, so weit wie möglich auf Alkohol zu verzichten. Ernährung und Krebs Seite 8 ➋ …› NET und Ernährung Ernährung ist eine der tragenden Säulen in der Tumortherapie. Auch wenn es keine allgemeingültige „Krebsdiät“ gibt, die die Erkrankung verhindern oder heilen kann, ist ein guter Ernährungszustand eine wichtige Voraussetzung, um Ihre Widerstands- und Leistungsfähigkeit sowie ein möglichst hohes Maß an Lebensqualität zu erhalten (siehe auch Kapitel 3). Leider ist Mangelernährung bei Krebspatienten nicht selten. Drei Hauptursachen werden beschrieben: 1. Der Tumor selbst greift in den Stoffwechsel ein und verbraucht einen großen Anteil der mit der Nahrung aufgenommen Energie. 2. Folgen der Behandlung beeinträchtigen den Verdauungsprozess, wenn z. B. ein Teil des Magens, des Darms oder der Bauchspeicheldrüse entfernt wurde. 3. Nebenwirkungen der Therapie beeinflussen die Aufnahme oder Verwertung der Nahrung, z. B. Appetitlosigkeit, Kau- und Schluckbeschwerden, Übelkeit, Durchfall. Wenn Sie unter starken Beeinträchtigungen leiden, ist es oft nicht einfach, sich ausreichend zu ernähren. Sprechen Sie Ihren Arzt diesbezüglich frühzeitig an, da es eine Reihe von Medikamenten gibt, die Ihnen helfen können. Die nachfolgenden Empfehlungen können Sie dabei unterstützen, Ihre Ernährung entsprechend anzupassen und Symptome und Begleiterscheinungen zusätzlich zu lindern. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass eine Anpassung der Ernährung keine Therapie ersetzen, sondern lediglich unterstützen kann! Durchfall (Diarrhoe) Patienten mit NET können zeitweise von starken Durchfällen betroffen sein, die ärztlich behandelt werden müssen. Die Ursachen können unterschiedlich sein: Folgen der Tumorerkrankung (z. B. übermäßige Hormonausschüttung), Nebenwirkungen von Medikamenten oder eine veränderte Verdauung falls ein Teil des Magens, des Darms oder der Bauchspeicheldrüse entfernt werden musste. Vollwertige Ernährung Wählen Sie täglich aus allen 7 Lebensmittelgruppen und berücksichtigen Sie das dargestellte Mengenverhältnis. (Bildquelle: DGE-Ernährungskreis®, Copyright: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., Bonn) Ernährungstipps 1. Flüssigkeit: Trinken Sie mindestens 2–3 Liter/Tag, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen; vorzugsweise Wasser ohne Kohlensäure, verdünnte Saftschorlen, Kamillentee. Fragen Sie Ihren Arzt auch, ob Sie Elektrolyte zu sich nehmen sollten. 2. Unterstützende Nahrungsmittel: lösliche Ballaststoffe, wie z. B. Flohsamen, um den Stuhl einzudicken; stopfende Nahrungsmittel wie Kakao, schwarzer/grüner Tee (20 min. ziehen lassen), Bitterschokolade, Blaubeeren, Muskatnuss. Besonders zu erwähnen sind Pektine, die in rohen Äpfeln, Bananen, Erdbeeren oder Heidelbeeren enthalten sind. Pektine können Wasser binden und wirken deshalb stopfend. Durch das Reiben oder Pürieren der Früchte werden die Pektine aufgeschlossen und damit verdaubar. (Apfel-)Pektin ist auch als Pulver erhältlich. 3. Zu vermeidende Nahrungsmittel: Zuckeraustauschstoffe (z. B. Sorbit, Xylit), die häufig in Kaugummi und Diätprodukten enthalten sind und abführend wirken können (Süßstoffe wie Saccharin oder Aspartam sind hingegen unproblematisch); Milchzucker (Laktose) in Milch und Milchprodukten; kalte oder kohlensäurehaltige Getränke; starker Kaffee. 4. Besonderheiten: Joghurt kann in manchen Fällen helfen, sich manchmal aufgrund des enthaltenen Milchzuckers aber auch negativ auswirken. Probieren Sie reinen Joghurt in kleinen Mengen aus und stellen Sie fest, ob er Ihnen gut tut oder nicht. ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR NET-PATIENTEN Verstopfung (Obstipation) Wird der Stuhl weniger als dreimal wöchentlich abgesetzt, spricht man von Verstopfung. Meist ist der Stuhl zudem hart oder mengenmäßig gering. Ursache für die Verstopfung ist meist eine Darmträgheit, die ernährungsbedingt, unter Umständen aber auch eine Nebenwirkung von Medikamenten sein kann. Bei hartnäckiger und langandauernder Verstopfung muss aber in jedem Fall ein Tumor im Darmbereich ausgeschlossen werden. Der Tumor kann bei ungünstiger Lage zu einer Verengung (Obstruktion) des Darmes führen und den Stuhltransport behindern. Klären Sie mit Ihrem Arzt unbedingt ab, ob es sich bei Ihnen um eine Darmverengung handelt oder nicht. Denn im Falle einer Darmverengung dürfen Sie keine unlöslichen Ballaststoffe zu sich nehmen, um einen Darmverschluss nicht zu begünstigen! Ernährungstipps 1. Flüssigkeit: Trinken Sie mindestens 2 Liter/Tag, um eine weiche Stuhlkonsistenz zu fördern. Seite 10 ➋ …› NET und Ernährung 2. Unterstützende Nahrungsmittel – nicht im Falle einer Darmverengung: Ballaststoffreiche Nahrung wie Vollkornbrot, Hülsenfrüchte (z. B. Bohnen, Erbsen), rohes Gemüse und Salate, Dörrobst, frisches Obst, besonders Birnen; milchsauer vergorene Nahrungsmittel wie Joghurt und Sauerkraut; Quellmittel wie Weizenkleie, Flohsamen und lösliche Ballaststoffe, wie z. B. teilhydrolysiertes Guarkernmehl – quellende Nahrungsmittel unbedingt mit viel Flüssigkeit zu sich nehmen! 3. Zu vermeidende Nahrungsmittel: Kakao, Bitterschokolade, Blaubeeren, pürierte(r) Apfel/Banane/Karotte; schwarzer/grüner Tee (wenn er lange gezogen hat). 4. Besonderheiten: Da viele der unterstützenden Nahrungsmittel leicht blähen können, steigern Sie die Menge langsam über mehrere Tage und kauen Sie gut. Weitere Tipps Bewegen Sie sich so viel wie möglich, um die Darmbewegung zu unterstützen. Veränderung des Blutzuckers (Unter-, Überzuckerung) Unterzuckerung beim Insulinom Das Hormon Insulin ist dafür zuständig, den Blutzuckerspiegel zu senken. Beim Insulinom produziert der Tumor unkontrolliert Insulin und verursacht dadurch eine häufige oder sogar anhaltende Unterzuckerung des Patienten. Im Extremfall können sich die Symptome bis hin zum Koma entwickeln. Wenn Sie an einem Insulinom leiden und Symptome wie Schweißausbruch, Zittern, Schwindel, Herzklopfen, Unruhe, Konzentrationsschwäche, Verwirrtheit oder Krampfanfälle feststellen, können dies Anzeichen für eine Unterzuckerung sein. Sie sollten dann sofort handeln. Die Unterzuckerung kann zur Notfallsituation werden, besonders, wenn Sie sich nicht mehr selbst helfen können. Besprechen Sie deshalb mit Personen in Ihrem Haushalt, auf welche Signale sie achten sollen. Weiterhin ist es für Sie eventuell hilfreich, selbst regelmäßig Blutzucker zu messen, wie Diabetiker das tun. Besprechen Sie diese Möglichkeit mit Ihrem Arzt. Maßnahmen bei Unterzuckerung Nehmen Sie etwas zu sich, das schnell verfügbare Kohlenhydrate enthält, z. B. ein Glas Limonade, Cola, Fruchtsaft (keine Diätprodukte, die mit Süßstoffen gesüßt sind) oder Traubenzuckertäfelchen. Kombinieren Sie dies mit langsam verfügbaren Kohlenhydraten, d.h. essen Sie direkt anschließend einen Kräcker, ein Stück Brot oder trinken Sie 1–2 Tassen Milch. Überzuckerung beim Glukagonom Beim sehr seltenen Glukagonom produziert ein Tumor der Bauchspeicheldrüse das Hormon Glukagon. Glukagon wirkt auf den Blutzuckerspiegel als Gegenspieler des Insulins. Indem es gespeicherte Glukose (Glykogen) aus Leberzellen freisetzt, bewirkt es einen Anstieg des Blutzuckers. Beim Gesunden hält das Zusammenspiel von Insulin und Glukagon den Blutzuckerspiegel konstant. Eine unkontrollierte Glukagonausschüttung aus dem Tumor führt jedoch auf Dauer zu einem relativen Insulinmangel und damit zur Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). In diesen Fällen ist eine spezielle Diabetes-Diät und eventuell eine Insulin-Therapie notwendig. Besprechen Sie dies mit Ihrem Arzt. dieses Organ teilweise oder ganz entfernt wurde. Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette können ohne ausreichend Enzyme nicht mehr vollständig aufgespalten werden. Die Speisen gelangen unvollständig verdaut in den Dickdarm, begünstigen dort die Gasbildung und verursachen Fettstühle (Tipps bei Fettstühlen siehe S. 15–17). Ernährungstipps 1. Zu vermeidende Nahrungsmittel: blähende Speisen wie Hülsenfrüchte (z. B. Bohnen, Linsen), Kohl, Kraut, Zwiebeln, Rohkost; kohlensäurehaltige Getränke; schwer verdauliche Nahrungsmittel wie frisches Brot, frittierte Speisen; Zuckeraustauschstoffe (z. B. Sorbit, Xylit), die häufig in Kaugummi und Diätprodukten enthalten sind. 2. Unterstützende Nahrungsmittel: Fenchel- und Kümmeltee; Gewürze wie Kümmel, Koriander, Zimt, Anis; Naturjoghurt wenn Sie keine Laktoseunverträglichkeit haben. 3. Besonderheiten: Essen Sie langsam und kauen Sie gut. Achten Sie beim Essen und Trinken darauf, keine Luft zu schlucken. Trinken Sie aus diesem Grund auch keine Getränke zu den Mahlzeiten. Blähungen Blähungen entstehen, wenn sich im Dickdarm übermäßig Gase bilden. Diese gehen vermehrt als Winde ab, können aber auch unangenehmen Druck und Völlegefühl verursachen, im Extremfall bis hin zu kolikartigen Schmerzen. Wenn die Beschwerden häufig auftreten und der Betroffene deshalb weniger isst, kann sich auf Dauer eine Mangelernährung einstellen. Da die Bauchspeicheldrüse einen wichtigen Anteil an Verdauungsenzymen produziert, kommt es häufig dann zu Blähungen, wenn Weitere Tipps Bei vielen Magenoperierten kann auch Milchzucker (Laktose) zu Blähungen führen. Vermeiden Sie in diesen Fällen laktosehaltige Nahrungsmittel wie Milch und Milchzucker, evtl. auch Joghurt und Käse. ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR NET-PATIENTEN Sodbrennen, Reflux Das Hormon, das beim Gastrinom ausgeschüttet wird, heißt Gastrin. Es verursacht eine starke Magensäurebildung, in deren Folge unter anderem ein Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre (Reflux) mit Sodbrennen und Schleimhaut-Reizungen auftritt. Auch wenn Teile des Magens und/oder der Speiseröhre operativ entfernt wurden, kann der Mageninhalt leichter in die Speiseröhre zurückfließen. Reflux kann zu schmerzhaften Entzündungen der Speiseröhre führen und sollte deshalb medikamentös behandelt werden. Dazu dienen so genannte Protonenpumpenhemmer, die Ihnen Ihr Arzt verschreibt. Wichtig zu wissen ist, dass die Medikamente die Ursache des Refluxes – die Gastrinausschüttung des Tumors – nicht beseitigen können. Sie hemmen jedoch sehr wirksam die Bildung von Magensäure. Nehmen Sie deshalb die Protonenpumpenhemmer gewissenhaft ein. Darüber hinaus können Sie unterstützend die nachfolgenden Tipps berücksichtigen. Ernährungstipps 1. Zu vermeidende Nahrungs-und Genussmittel: Koffeinhaltige Getränke; Alkohol, insbesondere Wein; kohlensäurehaltige Getränke; scharfe und säurehaltige Nahrungsmittel wie Zitrusfrüchte und Obstsäfte; Tomatenhaltige Produkte; sehr fette oder stark gezuckerte Speisen und Getränke; Pfefferminz; Nikotin. Seite 12 ➋ …› NET und Ernährung 2. Unterstützende Nahrungsmittel: Mandeln, Nüsse, Milchprodukte. 3. Besonderheiten: Essen Sie langsam, kauen Sie gut und vermeiden Sie üppige Mahlzeiten – damit kommt der Magen leichter zurecht. Weitere Tipps Legen Sie sich nach dem Essen nicht flach hin, sondern allenfalls mit erhöhtem Oberkörper. Flaches Liegen kann den Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre begünstigen. Nehmen Sie aus diesem Grund auch die letzte Mahlzeit mindestens zwei Stunden vor dem Schlafengehen zu sich. Versuchen Sie in Rechtsseitenlage zu schlafen. Vermeiden Sie einengende Kleidung, die auf den Magen drückt und dadurch den Reflux begünstigt. Lebermetastasen Metastasen neuroendokriner Tumoren finden sich häufig in der Leber und verursachen meist zunächst keine Beschwerden. Erst wenn aufgrund des Metastasenwachstums Lebergewebe zerstört wird, zeigen sich Anzeichen einer eingeschränkten Leberfunktion. Hierzu gehören beispielsweise Appetitlosigkeit und Störungen der Magen-Darm-Funktion. Werden die Gallenwege innerhalb der Leber durch eine Metastase eingeengt oder verschlossen, kann sich der Rückstau der Gallenflüssigkeit durch eine Gelbsucht bemerkbar machen. Wenn Metastasen vorliegen, befindet sich die Erkrankung in einem fortgeschrittenen Stadium. Vielen Patienten fällt es dann schwer, das Gewicht zu halten oder Mangelzustände zu vermeiden. Nehmen Sie in dieser Situation auf jeden Fall die professionelle Unterstützung eines Experten (Arzt, Diätassistent/Ernährungsberater) in Anspruch. Gegebenenfalls erhalten Sie auch eine spezielle Nahrungsergänzung, z. B. energie- oder eiweißreiche Trinknahrung (siehe auch Kapitel 4). Alkohol sollten Sie gänzlich meiden, um Ihre Leber nicht zusätzlich zu belasten. Appetitlosigkeit und Übelkeit Appetitlosigkeit und Übelkeit bei Krebserkrankungen können verschiedene Ursachen haben: Sie können Nebenwirkungen von Medikamenten sein oder treten als Begleiterscheinungen bei Chemotherapie oder nach der Operation auf. Leberfunktionsstörungen oder ständiges Sodbrennen und Durchfall können ebenso zu Appetitlosigkeit führen. Auch die Psyche spielt eine Rolle, wenn Ängste oder Niedergeschlagenheit den Appetit verderben. Die Gefahr bei Appetitlosigkeit und Übelkeit ist, dass es zu starkem Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen kommen kann. Wirken Sie dem bewusst entgegen, aber setzen Sie sich dabei nicht unter Druck, bestimmte Nahrungsmittel essen zu müssen. Genießen Sie viel mehr das, was Ihnen bekommt und schmeckt und probieren Sie aus, ob Ihnen einige der nachfolgenden Tipps eventuell helfen. Maßnahmen bei Appetitlosigkeit und Übelkeit 1. Unterstützend: Viele kleine Portionen essen, um den Anblick des „Bergs“ auf dem Teller zu vermeiden und den Magen nicht übermäßig zu belasten; evtl. durch Gespräche oder Fernsehen ablenken; zum Essen wenig trinken, lieber regelmäßig über den Tag verteilt in kleinen Schlucken; appetitanregende Gewürze verwenden, z. B. Bohnenkraut, Cayennepfeffer, Basilikum, Ingwer sowie allgemein kräftige Gewürze. 2. Zu vermeiden: Große Portionen; starke Gerüche von Speisen oder in der Küche (heiße Speisen riechen stärker als kalte); enge Hose oder Gürtel; blähende Lebensmittel, z. B. Hülsenfrüchte, Kohl. 3. Besonderheiten bei Übelkeit: Sehr fette oder süße Speisen sowie zu starkes Würzen vermeiden. Weitere Tipps Leichte Bewegung kann den Appetit anregen. Bereiten Sie einen Vorrat an Mahlzeiten oder Snacks zu, die Sie bei Bedarf ohne viel Aufwand zubereiten können. So können Sie bei aufkommendem Appetit schnell darauf zurückgreifen. ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR NET-PATIENTEN Ernährung nach der Magenoperation Abhängig von Lage und Größe des Tumors, wird der Magen teilweise oder ganz entfernt. In letzterem Fall wird ein Darmabschnitt als Ersatzmagen angelegt. Durch die komplette Entfernung entfallen die natürlichen Funktionen des Magens (siehe Abb. 2), die der Darm nach einiger Zeit nur bedingt übernehmen kann. Bei einer Teilentfernung sind die Auswirkungen auf die Ernährung weniger stark ausgeprägt. Eine Anpassung der Ernährung ist in jedem Fall erforderlich. Funktionen des Magens und angrenzender Organe Seite 14 ➋ …› NET und Ernährung ➊ …› Speiseröhre: Transport der Nahrung in den Magen ➋ …› Schließmuskel am Mageneingang: Verhindert, dass saurer Speisebrei in die Speiseröhre zurückfließt ➌ …› Magengewölbe: Speisespeicher, wenn größere Portionen gegessen werden ➍ …› Magenkörper: Mischt die Nahrung mit saurem Magensaft zur Zerkleinerung und zum Abtöten von Bakterien; im unteren Teil auch Zerkleinern der Nahrung durch Muskelbewegung ➎ …› Pförtner: Schließmuskel am Magenausgang; gibt Speisebrei portionsweise in den Darm ab, um den Dünndarm nicht zu überlasten ➏ …› Zwölffingerdarm: Teil des Dünndarms; Mündungsort der Verdauungssäfte von Leber und Bauchspeicheldrüse ➊ ➋ ➎ ➏ ➌ ➍ Abb. ➋ Dumping-Syndrom Wird ein großer Teil oder der gesamte Magen entfernt, kann der restliche bzw. Ersatzmagen die Speicherfunktion des Magens nicht vollständig übernehmen. Die aufgenommenen Speisen gelangen deshalb häufig zu schnell in den Dünndarm (Dumping-Syndrom). Frühdumping tritt ca. 20 Minuten nach dem Essen auf. Kohlenhydratreiche Nahrung gelangt unverdaut in den Dünndarm und zieht Flüssigkeit aus dem Blut an. Es kommt zu einer Überdehnung des Dünndarms mit Druckgefühl, Übelkeit und Erbrechen und eventuell zum Kreislaufkollaps. Maßnahmen, um dem Frühdumping-Syndrom vorzubeugen 1. Flüssigkeit: Vermeiden Sie Flüssigkeitsaufnahme mit dem Essen, da dies die Nahrung verdünnt und den Weitertransport zusätzlich beschleunigt; auch ¼ Stunde vor und eine ¾ Stunde nach dem Essen nichts trinken. 2. Unterstützend: Essen Sie mehrere kleine Mahlzeiten (6–8 pro Tag); bevorzugen Sie langsam verfügbare Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten und Gemüse; essen Sie lösliche Ballaststoffe (siehe auch Tipps bei Durchfall), um die Aufnahme der Kohlenhydrate aus der Nahrung zu verlangsamen. 3. Zu vermeiden: Gezuckerte Limonaden oder Säfte. 4. Besonderheit: Ruhen Sie 15–30 Minuten nach den Mahlzeiten, um die Darmbewegung zu vermindern, sitzen oder liegen Sie dabei mit erhöhtem Oberkörper. Spätdumping macht sich etwa ein bis vier Stunden nach der Nahrungsaufnahme bemerkbar. Es wird verursacht, weil schnell verfügbare Kohlenhydrate zu schnell vom Darm aufgenommen werden. Die Folge ist ein zu hoher Blutzuckerspiegel, der wiederum eine überschießende Ausschüttung von Insulin verursacht. Durch den Überschuss an Insulin kommt es einige Stunden nach dem Essen zur Unterzuckerung. Tipp gegen das Spätdumping-Syndrom Essen Sie drei Stunden nach dem Essen noch eine kleine kohlenhydratreiche Mahlzeit mit langsam verfügbaren Kohlenhydraten, z. B. ein Stück Vollkornbrot ohne Belag (vor allem ohne Fett). Eingeschränkte Fettverdauung Fehlen Teile des Magens, findet nur eine unzureichende Vorverdauung von Fetten im Magen statt. Die Folgen sind Durchfall mit fettigem Stuhl und häufig auch eine ungewollte Gewichtsabnahme. Ihr Arzt kann Ihnen Medikamente verordnen, die bei der Fettverdauung helfen. Zusätzlich können Sie MCT-Fette statt normaler Fette verwenden. MCT-Fette sind Fette aus mittelkettigen Fettsäuren, die schneller vom Darm aufgenommen werden können. Sie sollten nicht zu stark erhitzt, sondern am besten erst nach der Zubereitung des Essens hinzugefügt werden. Beginnen Sie mit 10–20 g MCT-Margarine oder -Öl pro Tag und steigern Sie die Menge langsam. MCT-Fette müssen kühl gelagert werden. Der Geschmack ist weniger ansprechend als bei üblichen Fetten; eventuell hilft es, wenn Sie die Fette mit anderen Bestandteilen mischen, z. B. bei Salatsaucen. ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR NET-PATIENTEN Weitere Ernährungstipps für Patienten mit Magenoperation • Der Magen bringt die Nahrung auf Körpertemperatur; ohne Magen können zu heiße und zu kalte Speisen und Getränke den Darm unangenehm reizen. Achten Sie deshalb auf die Temperatur der Speisen. • Da die Magensäure Bakterien abtötet, kann es nach der (Teil-)Magenentfernung leichter zu Infektionen kommen. Waschen Sie deshalb Obst und Gemüse gründlich. • Rohes Eiweiß wird ohne Magensäure schlechter verdaut, vermeiden Sie rohes Fleisch (z. B. Tatar), rohe Würste oder Rohmilchprodukte, Sushi, rohe Eier und Nüsse. • Normalerweise produziert der Magen einen Stoff, der die Aufnahme von Vitamin B12 aus der Nahrung steuert. Nach einer (Teil-)Entfernung des Magens kann sich ein Vitaminmangel von Vitamin B12 entwickeln. Ist die Fettverwertung eingeschränkt, kann es außerdem zu einem Mangel des fettlöslichen Vitamin D kommen; rezeptfreie Vitaminpräparate sind in dieser Situation nicht geeignet, da Ihr Körper diese nicht ausreichend aufnehmen kann. Daher erhalten Sie nach der Operation Vitamin B12-Spritzen und gegebenenfalls auch Vitamin D von Ihrem Arzt. Seite 16 Ernährung nach der Darmoperation ➋ …› Da die verschiedenen Abschnitte des Darms unterschiedliche Aufgaben haben (siehe Abb. in Kapitel 1), können die NET und Ernährung Beeinträchtigungen nach der Operation sehr variieren. Es spielt außerdem eine Rolle, wie lang das entfernte Darmstück ist. Im Dünndarm erfolgt vor allem die Aufnahme von Nährstoffen. Werden mehr als 100 cm des Dünndarms entfernt, kommt es zum so genannten Kurzdarmsyndrom. Die Symptome sind häufig starke Durchfälle, eine eingeschränkte Fettverdauung (Fettstuhl) und eine Mangelversorgung mit Nährstoffen, z. B. Mineralstoffen oder Vitamin B12. Ein Vitamin B12-Mangel tritt vor allem dann auf, wenn der hintere Teil des Krummdarms entfernt wurde (medizinisch: terminales Ileum) und muss medikamentös behandelt werden. Weiterhin geht bei der Entfernung dieses Darmabschnitts die natürliche Funktion des Krummdarms verloren, Gallensäuren wieder aufzunehmen und zu verwerten (Gallensäureverlustsyndrom). Stattdessen gelangen die Gallensäuren in den Dickdarm und führen dort zu Durchfällen und Fettstühlen. Um die Durchfallmenge zu verringern, können in wenigen Fällen so genannte Somatostatinanaloga zur Behandlung erwogen werden, vor allem aber helfen Opioide, die Ihnen Ihr Arzt verordnen kann. Beim Kurzdarmsyndrom ist eine individuelle Ernährungstherapie durch Ihren Arzt oder Diätassistenten/Ernährungsberater notwendig. Grundsätzlich wird eine kalorienreiche, leicht verdauliche Kost empfohlen. Bei ausgeprägten Fettstühlen ist es hilfreich, MCT-Fette (siehe S. 15) zu verwenden. Besonders wichtig ist es, Essen und Trinken zu trennen und die Nahrungszufuhr auf mehrere kleine Mahlzeiten zu verteilen (6–8 pro Tag). Dies hilft, den verbliebenen Dünndarm nicht zu überlasten. Ernährung nach der Bauchspeicheldrüsenoperation sind eine spezielle Diabetes-Diät und gegebenenfalls eine Insulintherapie erforderlich. Die Bauchspeicheldrüse produziert Verdauungsenzyme und gibt sie in den Zwölffingerdarm ab. Sie schüttet außerdem Hormone aus, die den Blutzuckerspiegel regulieren. ➎ Wenn bei Ihnen der vordere Teil der Bauchspeicheldrüse (Kopf) entfernt wurde (siehe Abb. 3), wurden in der Regel auch der Zwölffingerdarm, die Gallenblase mit Gallengang sowie ein Teil des Magens entfernt. Diese Operationstechnik wird als Whipple-Operation oder – eine Variante davon – als pyloruserhaltende Pankreasresektion (PPPD) bezeichnet. Als Folge des Eingriffs fehlen Ihnen bestimmte Verdauungsenzyme, die Sie in Tablettenform einnehmen müssen. Trotzdem ist es möglich, dass Sie fettreiche Speisen nicht mehr gut vertragen und Fettstühle bekommen. Ernährungstipps nach einer Whipple-Operation Unterstützend: Langsam verfügbare Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten und Gemüse, um den Blutzuckerspiegel möglichst konstant zu halten; magere Fleisch-, Fisch- und Käsesorten; MCTFette (siehe S. 15), vor allem bei Fettstuhl. Zu vermeiden: Sehr fette oder süße Speisen; Alkohol. Weiterer Hinweis: Die Ernährungstipps nach einer Magenoperation (ab S. 14) können ebenfalls hilfreich für Sie sein. Wurde der hintere Teil der Bauchspeicheldrüse (Schwanz) entfernt (auch als Pankreaslinksresektion bezeichnet), hat dies Einfluss auf die Bildung der Hormone Insulin und Glukagon. Es kann sein, dass die restliche Bauchspeicheldrüse so wenig Insulin produziert, dass Sie dadurch zuckerkrank werden (Diabetes mellitus). In diesem Fall ➍ ➊ ➌ ➋ Abb. ➌ Funktionen der Bauchspeicheldrüse Im Bauchspeicheldrüsenkopf werden Verdauungsenzyme produziert und über den Ausführungsgang in den Zwölffingerdarm geleitet. Im Bauchspeicheldrüsenschwanz werden Insulin und Glukagon produziert und direkt ins Blut ausgeschüttet. ➊ …› ➋ …› ➌ …› ➍ …› Kopf Schwanz Zwölffingerdarm Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse ➎ …› Ausführungsgang der Galle ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR NET-PATIENTEN Seite 18 ➌ …› Mangelernährung bei NET ➌ …› Mangelernährung bei NET Wird der Körper über längere Zeit nicht bedarfsgerecht mit Energie (aus Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß) und Nährstoffen versorgt, kommt es zu einer Mangelernährung. Man unterscheidet eine quantitative Mangelernährung (= Unterernährung) von einer qualitativen Mangelernährung (= Fehlernährung). Bei der Unterernährung steht der Abbau von Körpermasse im Vordergrund. Der Verlust von Muskelmasse und die unzureichende Energieversorgung schwächen den Körper in seiner Leistungsfähigkeit und Widerstandskraft. Eine Unterversorgung mit lebensnotwendigen Nährstoffen und Vitaminen kann zu verschiedensten Mangelerscheinungen führen auch wenn der Patient noch ausreichend wiegt. Bei Tumorpatienten können Nebenwirkungen der Therapie die Entwicklung einer Mangelernährung begünstigen, besonders dann, wenn der Tumor im Verdauungstrakt die Nahrungsaufnahme und Verdauung zusätzlich beeinträchtigt. Je aggressiver (maligner) und ausgedehnter der neuroendokrine Tumor ist, desto höher ist das Risiko, dass das Therapieansprechen und damit der Krankheitsverlauf durch einen schlechten Ernährungszustand negativ beeinflusst werden. Deshalb sollten Sie im Rahmen Ihrer Möglichkeiten aktiv versuchen, einen übermäßigen Gewichtsverlust und eine Mangelernährung zu vermeiden. Wie kann ich erkennen, ob ich ausreichend ernährt bin? Ob eine Mangelernährung vorliegt, wird durch mehrere Faktoren bestimmt. Einige davon kann nur Ihr Arzt erkennen, z. B. die Nährstoffversorgung im Blut. Einige Anzeichen können Ihnen jedoch erste Hinweise geben: • Hautveränderungen z. B. blasse Hautfarbe, schlaffe Haut, Schuppenbildung • Muskelschwäche oder Wadenkrämpfe • Konzentrationsschwäche und Gedächtnisstörungen • Wassereinlagerungen im Gewebe • Entzündungen der Schleimhäute, Risse und wunde Stellen am Mund • Neigung zu blauen Flecken Diese Anzeichen sind allerdings sehr allgemein und für sich allein genommen keine eindeutigen Anzeichen einer Mangelernährung. Wesentlich aussagekräftiger und durch Sie selbst leicht kontrollierbar sind diese drei Faktoren, die im Folgenden ausführlich erläutert werden: • Ernährungsgewohnheiten • Body Mass Index (BMI) • Gewichtsverlust über die Zeit ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR NET-PATIENTEN Beobachtung der Ernährungsgewohnheiten Dieser Fragebogen kann Ihnen einen Eindruck geben, wie Ihr derzeitiger Ernährungszustand ist. Können Sie mindestens drei Fragen mit „Ja“ beantworten, deutet dies auf einen schlechten Ernährungszustand hin, d.h. eine ausreichende Versorgung mit Energie und Nährstoffen ist langfristig nicht gesichert. ja Seite 20 ➌ …› Mangelernährung bei NET 1. Nehmen Sie täglich weniger als 3 Hauptmahlzeiten ein? 2. Enthält Ihr Speiseplan a. täglich weniger als 1 x Milchprodukte? b. wöchentlich weniger als 5 Portionen eiweißreiche Lebensmittel (z. B. Milchprodukte Fleisch, Wurst, Fisch, Eier)? c. täglich weniger als 1 x Back-/Teigwaren, Kartoffel, Sojaprodukte oder Hülsenfrüchte? d. täglich weniger als 2 x frisches Obst oder Gemüse? 3. Trinken Sie täglich weniger als 1,5 Liter Flüssigkeit (ca. 10 Tassen/8 Gläser)? 4. Sind Sie appetitlos bzw. essen Sie häufig nur Teile Ihrer Mahlzeit auf? 5. Sind Sie häufig müde und schwach? 6. Haben Sie in letzter Zeit ungewollt an Gewicht verloren? 7. Haben Sie Beschwerden, die Ihnen die Nahrungsaufnahme seit längerer Zeit erschweren, z. B. in Folge von Verdauungsproblemen, Durchfall? 8. Liegt Ihr BMI-Wert unter 20 (siehe nächster Punkt)? nein Berechnung des Body Mass Index (BMI) Der BMI ermittelt das Sollgewicht, Abweichungen nach oben oder unten werden als Über- oder Untergewicht bezeichnet. Den BMI können Sie leicht mit der nachfolgenden Formel berechnen. Liegt der BMI unter dem Normalgewicht, ist dies ein Hinweis auf eine quantitative Mangelernährung. Berechnungsformel BMI = Körpergewicht in kg (Körpergröße in m)2 Rechenbeispiel Gewicht: 68 kg, Körpergröße: 1,70 m BMI = 68 (1,70 x 1,70) = 23 Ein BMI von 23 entspricht bei Erwachsenen jünger als 65 Jahre dem Normalgewicht, bei Personen älter als 65 Jahre besteht das Risiko einer Mangelernährung. BMI-Werte bei Erwachsenen BMI-Werte bei Erwachsenen < 65 Jahre BMI-Werte bei Erwachsenen > 65 Jahre < 18,5 Untergewicht < 18,5 Untergewicht 18,5–25 Normalgewicht 18,5–24 Beobachtung des Gewichts empfehlenswert > 25–30 Übergewicht > 24–29 Normalgewicht > 30 Krankhaftes Übergewicht (Adipositas) > 29 Übergewicht Quelle: Grundsatzstellungnahme Ernährung und Flüssigkeitsversorgung älterer Menschen Gewichtsverlust über die Zeit Der BMI allein ist nicht ausreichend, um eine Mangelernährung eindeutig festzustellen oder auszuschließen, denn Normal- oder Übergewicht sind nicht gleichbedeutend mit einem guten Ernährungszustand. Außerdem kann auch bei einem normal- oder übergewichtigen Menschen ein krankheitsbedingter Gewichtsverlust vorliegen. Andererseits gibt es Personen, die auch in Gesundheit schon immer sehr schlank waren, und bei denen ein nach der Tabelle niedriger BMI als „normal“ eingeschätzt werden kann. Aus diesem Grund sollte zusätzlich der Zeitraum berücksichtigt werden, in dem Sie an Gewicht verloren haben: Wenn Sie innerhalb von drei Monaten mehr als 5 % oder innerhalb von sechs Monaten mehr als 10 % Ihres Körpergewichts verloren haben, entspricht dies einem krankheitsbedingten Gewichtsverlust, auch unabhängig von Ihrem BMI. Viele Tumorpatienten haben zum Zeitpunkt der Diagnose bereits an Gewicht verloren und sind eventuell erfreut darüber, weil sie vorher übergewichtig waren. Der Gewichtsverlust kann jedoch auch erst in einem späteren Stadium der Erkrankung auftreten. Wenn Sie einen starken Gewichtsverlust beobachten, sollten Sie dies nicht unkritisch positiv bewerten, sondern mit Ihrem Arzt besprechen. Auswirkungen einer Mangelernährung Wenn die Nahrungszufuhr über längere Zeit hinweg nicht ausreicht, greift der Körper auf seine Reserven zurück. Zunächst baut er schnell verfügbare Kohlenhydratspeicher ab, dann Proteinspeicher und zuletzt Fettreserven. Zum Proteinspeicher gehören vor allem die Muskelmasse, aber auch Zellen des Immunsystems. Deshalb nimmt der mangelernährte Patient stark ab, seine Leistungsfähigkeit verringert sich und er fühlt sich müde und schwach. Das Immunsystem wird geschwächt, so dass die Infektionsgefahr steigt und weitere Erkrankungen hinzukommen können. Als Folge kann es vorkommen, dass die Tumortherapie nicht so gut vertragen wird oder das Ansprechen auf die Therapie nicht optimal ist. Mangelernährung kann auch zu Niedergeschlagenheit und Teilnahmslosigkeit führen, was die Lebensqualität zusätzlich senkt. Wichtig zu wissen ist, dass keineswegs jeder NET-Patient unter einer Mangelernährung leidet. ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR NET-PATIENTEN Überprüfen Sie Ihren Ernährungszustand regelmäßig Das Wissen um die Bedeutung der Ernährung veranlasst viele Ärzte bei der Krebstherapie ein besonderes Augenmerk auf Ihren Ernährungszustand zu richten. Anhand standardisierter Fragebogen kann der Zustand überwacht und die für Sie optimale Ernährung gefunden werden Es ist jedoch wichtig, dass Sie selbst auch einen guten Überblick über Ihren Ernährungszustand behalten und mit Ihrem Arzt sprechen, wenn Sie starke Gewichtsveränderungen bemerken oder Schwierigkeiten beim Essen oder Trinken haben. Um Ihren Gewichtsverlust besser einschätzen zu können, sollten Sie sich wöchentlich wiegen und das Gewicht in eine Tabelle eintragen. Eine praktische Vorlage dafür finden Sie im Anhang als Abrisskarte oder im Internet unter www.diaetverband.de/download/downloads/gewichtskarte.pdf. Nehmen Sie die Tabelle zu jedem Arztbesuch mit. Beobachten Sie außerdem, ob Sie weitere Anzeichen einer Mangelernährung bzw. Gewichtsabnahme bei sich feststellen (siehe S. 19). Seite 22 ➌ …› Mangelernährung bei NET Allgemeine Tipps zur Verbesserung des Ernährungszustandes: • Wenn Sie schnell satt werden, essen Sie mehrmals täglich kleinere Portionen. • Halten Sie stets energiereiche Snacks (z. B. eine Banane) bereit. • Reichern Sie Speisen, wo immer es geht, mit Fett an, wenn Sie es gut vertragen, denn Fett liefert die meiste Energie. • Bereiten Sie die Speisen appetitlich und geschmacksintensiv zu, damit Sie die Lust am Essen zurück gewinnen. • Essen Sie in Gesellschaft. • Machen Sie einen Spaziergang vor jeder Mahlzeit – Bewegung regt den Appetit an. ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR NET-PATIENTEN Seite 24 ➍ …› Maßnahmen bei Mangelernährung ➍ …› Maßnahmen bei Mangelernährung Wenn es Ihnen nicht gelingt, einen übermäßigen Gewichtsverlust aufzuhalten und eine Mangelernährung droht oder bereits besteht, ist die Ernährungsberatung mit einem individuellen Ernährungsplan der erste wichtige Schritt. In einigen Fällen kann es jedoch sein, dass der Kalorien- bzw. Nährstoffbedarf durch den Verzehr normaler Nahrungsmittel nicht ausreichend gedeckt werden kann, und Sie mehr und öfter essen sollten. Dies kann jedoch bei Schluck- oder Appetitstörungen schwierig sein. Tipp Pürieren Sie das Essen oder nehmen Sie Getreidebrei zu sich; kochen Sie das Gemüse sehr weich und zerdrücken Sie es dann; pürierte Nahrung aber auch z. B. Puddings und Milchshakes haben den Vorteil, dass man sie leichter schlucken kann und sie gut mit Fett oder Zucker angereichert werden können, um zusätzliche Kalorien aufzunehmen. Gegebenenfalls reichen diese Maßnahmen trotz allem nicht aus, einer Mangelernährung vorzubeugen bzw. entgegenzuwirken. In diesen Fällen können Nährstoffe und Kalorien gezielt durch Trinkund Aufbaunahrung zugeführt werden. Diese kann den durch die Krebserkrankung veränderten Stoffwechsel positiv unterstützen und dazu beitragen, einen Mangel auszugleichen, der durch die eingeschränkte Nährstoffaufnahme z. B. bei Übelkeit, Appetit- und Verwertungsstörungen entsteht. Trink- und Aufbaunahrung Trink- oder Aufbaunahrungen versorgen den Körper in konzentrierter Form mit Energie, Eiweiß, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Wissenschaftliche Studien belegen günstige Effekte von Trinknahrung auf das Allgemeinbefinden und dadurch auf die Lebensqualität, wenn sie täglich in der empfohlenen Menge verzehrt werden. Hat eine Trinknahrung eine sehr hohe Energiedichte (> 1 kcal/ml) spricht man von hochkalorischer Trinknahrung. Je nach Gewichtsverlust kann das Energiedefizit damit gezielt ausgeglichen werden. Trinknahrungen sind in verschiedenen Zusammensetzungen, Konsistenzen und Geschmacksrichtungen erhältlich. So gibt es Produkte, die z. B. hochkalorisch oder proteinreich sind oder besonders viele Ballaststoffe enthalten. Auch für Patienten mit Unverträglichkeiten, z. B. Laktoseintoleranz, sind Produkte verfügbar. Trinkfertige Nahrungen sind meist in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich und werden in der Regel pur getrunken – am besten gekühlt. Es gibt milchige und fruchtige Varianten. Zudem sind herzhafte Nahrungen erhältlich, die heiß als Suppe serviert werden können. Eine pulverförmige Nahrungsergänzung hat den Vorteil, dass Sie sie in ein Getränk oder eine Speise zur Energieanreicherung beimischen können. Deshalb sind Pulver oft geschmacksneutral. ➎ …› Weiterführende Informationen Broschüren und Webseiten zum Weiterlesen Adressen Webseite www.leben-mit-net.de • Umfangreiche Informationen zu Krankheitsbild, Diagnose, Therapie und Leben mit NET • Informationsbroschüren zum Downloaden oder Bestellen • Monatlicher NET-Newsletter Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e. V. Wörnitzstr. 115a, 90449 Nürnberg Tel. 0911 / 25 28 999 www.glandula-net-online.de Webseite www.nutrinews.de • Detaillierte Informationen zum Thema Mangelernährung • BMI-Rechner • Rezeptideen Broschüre „Ernährung bei Krebs“ Die blauen Ratgeber, Nr. 46 Erhältlich bei der Deutschen Krebshilfe e. V. unter www.krebshilfe.de Broschüre „Essen und Trinken bei Krebs“ Erhältlich bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) e. V. [email protected] Bundesorganisation Selbsthilfe NET e. V. Oranienburger Str. 285/Zentrale Poststelle Haus 6, 13437 Berlin Tel. 030 / 41 99 48 04 www.net-shg.de Krebsinformationsdienst (KID) Tel. 0800 – 420 30 40, täglich von 8–20 Uhr Innerhalb Deutschlands sind Anrufe gebührenfrei. Mail: [email protected] www.krebsinformationsdienst.de ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR NET-PATIENTEN ➏ …› Lexikon Ballaststoffe Weitgehend unverdauliche Nahrungsbestandteile, die v. a. in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen. Man unterscheidet wasserlösliche und -unlösliche Ballaststoffe. Lösliche Ballaststoffe, vorwiegend in Getreide und Hülsenfrüchten, werden im Darm abgebaut. Sie verleihen dem Darm eine bessere Beweglichkeit. Unlösliche Ballaststoffe, die hauptsächlich in Obst und Gemüse enthalten sind, dienen als Quellstoffe. Sie binden Wasser, so dass die Stuhlmenge vergrößert wird. Sie werden unverändert ausgeschieden. Ballaststoffe tragen zu einem weichen, voluminösen Stuhl bei und fördern dadurch eine regelmäßige Darmentleerung. Aus ballaststoffreicher Nahrung werden die Kohlenhydrate im Darm langsamer aufgenommen, dadurch kommt es zu einem geringeren Blutzuckeranstieg nach dem Essen. Enzym Ein Eiweißstoff (Protein), der für den Ablauf biochemischer Vorgänge in einer Zelle notwendig ist. Siehe auch Verdauungsenzym. Seite 28 ➏ …› Lexikon Fettsäuren Fette bestehen neben Glycerin aus Fettsäuren. Fettsäuren bestehen chemisch aus langen Kohlenstoffketten. Man unterscheidet sie nach ihrer Länge in kurz-, mittel- oder langkettige Fettsäuren. Zur Verdauung werden verschiedene Enzyme benötigt. Die Hauptverdauung findet im Dünndarm statt. Man unterscheidet gesättigte und ungesättigte Fettsäuren, beide liefern viel Energie. Besonders den ungesättigten Fettsäuren werden positive Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System zugeschrieben. Viele Fettsäuren kann der Körper selbst herstellen, andere müssen über die Nahrung zugeführt werden. Letztere bezeichnet man als essentielle Fettsäuren (z. B. Omega-3-Fettsäure). Zur Aufnahme langkettiger Fettsäuren und bestimmter anderer Fette wie z. B. Cholesterin werden die Gallensäuren aus dem Gallensekret der Leber benötigt. Fettstuhl Durch Störungen in der Fettverdauung ist der Fettgehalt des Stuhls krankhaft erhöht. Der Stuhl ist voluminös, sieht lehmartig aus und ist sehr übelriechend. Fruktose Fruchtzucker Gastrin Normalerweise in der Magenschleimhaut gebildetes Hormon, das v. a. die Salzsäureproduktion des Magens steuert. Beim Gastrinom kann auch außerhalb des Magens durch den Tumor Gastrin gebildet werden, z. B. im Zwölffingerdarm oder in der Bauchspeicheldrüse. Glukagon Hormon der Bauchspeicheldrüse und Gegenspieler des Insulins bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels. Glukagon bewirkt durch die Mobilisierung von Zuckerreserven z. B. aus der Leber, eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Glukose Traubenzucker, Einfachzucker, wichtiger und schnell verfügbarer Energielieferant für fast alle Gewebe des Körpers. Hormon Boten- oder Signalstoff, der von speziellen Zellen gebildet und in die Blutbahn abgegeben wird. Die Abgabe von Botenstoffen an das „Körperinnere“ wird als endokrin bezeichnet. Hormone regulieren zahlreiche Stoffwechselprozesse im Körper. Insulin Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird und den Blutzucker senkt. Gegenspieler des Glukagons. Wenn Insulin zu wenig wirkt (Insulinresistenz) oder wenig/gar kein Insulin gebildet wird, steigt der Blutzucker stark an. Diese Krankheit heißt Zuckerkrankheit oder Diabetes mellitus. Kohlenhydrat Kohlenhydrat ist ein Synonym für Zucker. Die Grundbausteine sind Einfachzucker (z. B. Traubenzucker, Fruchtzucker). Manche Kohlenhydrate bestehen aus mehreren Einfachzuckern und werden als Mehrfachzucker bezeichnet (z. B. Stärke, Pektin). Kohlenhydrate sind neben Fetten und Eiweißen der wichtigste Energielieferant des menschlichen Körpers. Laktose Milchzucker; Zweifachzucker, der aus einem Molekül Glukose (Traubenzucker) und einem Molekül Galaktose (Schleimzucker) besteht. Vorkommen in Milch- und Milchprodukten, wird durch das Enzym Laktase im Dünndarm verdaut. Eine Unverträglichkeit ist relativ häufig und führt zu Verdauungsproblemen z. B. Blähungen. MCT-Fette Mittelkettige Triglyceride (MCT-Fette) sind Fette aus mittelkettigen Fettsäuren (siehe auch Fettsäuren). Sie können schneller vom Darm aufgenommen werden und benötigen keine Gallensäuren zur Verdauung wie „normale“ Fette. Im Vergleich liefern sie jedoch etwas weniger Energie. MCT-Fette sind in Reformhäusern und Naturkostläden erhältlich. Minimal-invasiv Minimal-invasive Chirurgie bezeichnet Eingriffe mit kleinstmöglichen Verletzungen von Gewebe, sowohl der Haut als auch anderer Gewebe. Möglich wird das durch den Einsatz kleinster Kameras und Operationsinstrumente. Ob eine minimal-invasive Operation durchgeführt werden kann, muss im Einzelfall von Fachärzten erwogen werden. Neuroendokrine Zellen Der Begriff neuroendokrin besagt, dass diese Zellen einerseits Ähnlichkeiten mit Nervenzellen (neuro) aufweisen, zum anderen Hormone in die Blutbahn (endokrin) abgeben können. Reflux Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre. Verdauungsenzym Verdauungsenzyme spalten Nahrung in einzelne Nährstoffe auf, z. B. spaltet das Enzym Laktase Milchzucker in seine Einzelbestandteile Traubenzucker und Schleimzucker. Nur so kann der Milchzucker letztlich vom Körper aufgenommen werden. Die verschiedenen Verdauungsenzyme kommen in jeweils unterschiedlichen Abschnitten des Verdauungstrakts zum Einsatz, z. B. Laktase im Dünndarm. ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR NET-PATIENTEN ➐ …› Quellenangaben Bundesorganisation Selbsthilfe NeuroEndokrine Tumoren e. V., Webseite Bundesverband der Hersteller von Lebensmitteln für eine besondere Ernährung e. V. (Diätverband), Ungewollter Gewichtsverlust – Warum wiegen? Fischer C., Spezielle Anforderungen an die Ernährungstherapie, anlässlich des Symposiums „Aktuelle Diagnose und Therapie Neuroendokriner Tumore“ am 23. Juni 2009 in Bad Berka Koula-Jenik H., Leitfaden Ernährungsmedizin, Urban & Fischer, 1. Aufl. 2006 Carcinoid Callpoint, Webseite Nestlé Nutrition, Webseite Delbrück H. und Wilke H., Rehabilitation von Patienten mit Magenkarzinomen. Der Onkologe 6, 2000, S. 6–13 Seite 30 ➐ …› Quellenangaben Deutsches Ernährungsberatungs- und -informationsnetz Webseite Maasberg S. et al., Prevalence, severity and clinical outcome of malnutrition in gastroenteropancreatic neuroendocrine tumours. Poster anlässlich des Jahreskongresses der European Neuroendocrine Tumor Society (ENETS) 2010 Deutsche Krebshilfe e. V., Die blauen Ratgeber, Nr. 46 „Ernährung bei Krebs“, 10/2008 Novartis Oncology, Patientenbroschüre Neuroendokrine Tumoren Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) e. V., „Essen und Trinken bei Krebs“, 1. Aufl. 2010 Project for Learning Advances in Neuroendocrine Tumours (P.L.A.N.E.T.), Webseite Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) e. V., Webseite Steinhagen-Thiessen E., Ernährung – Stellenwert verschiedener Ernährungsformen bei Patienten mit Tumorerkrankungen Deutsches Register Neuroendokrine Gastrointestinale Tumore (NET-Register), Webseite Masin M., Kurzdarmsyndrom und Ernährung, Webseite Deutsches Krebsforschungszentrum Krebsinformationsdienst, Webseite Hien P., Diabetes-Handbuch: eine Anleitung für Praxis und Klinik (online gesichtet, 6. Aufl.) Zürcher G., Ernährung bei Tumorerkrankungen, Deutscher Krebskongress 2010 GEWICHTSKARTE FÜR PATIENTEN Ernährung bei Krebs FRÜHZEITIG AKTIV WERDEN Grundsätzlich können Sie sich nach Ihren Wünschen und Bedürfnissen ernähren, wobei die Energie- und Nährstoffzufuhr natürlich ausreichend sein sollte. Wenn Sie keine Probleme beim Essen und Trinken haben, dann versuchen Sie eine gesunde ausgewogene und an Gemüse und Obst reiche Kost einzunehmen, wie sie auch zur Vorbeugung vor Krebs empfohlen wird. Bemerken Sie, dass Sie mit dem Essen Probleme haben, wie z.B. Appetitlosigkeit, Geschmacksstörungen oder Abneigungen, dann suchen Sie die Hilfe von Spezialisten (Arzt oder Diätassistent/Ernährungsberater) in Ihrer Nähe. TIPPS BEI GEWICHTSVERLUST Essen Sie reichlich zu Zeiten, in denen Sie sich gut fühlen. Halten Sie stets energiereiche Snacks bereit. Wenn Sie schnell satt werden, essen Sie mehrmals täglich kleinere Portionen. Machen Sie einen Spaziergang vor jeder Mahlzeit - Bewegung regt den Appetit an. Art. nr. XXX VOR- UND NACHNAME: AUSGANGSGEWICHT: GEBURTSDATUM: Bitte tragen Sie wöchentlich Ihr Gewicht ein. Bitte zu jedem Arztbesuch mitbringen! 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Woche: 1 Gewicht (kg): Zu- / Abnahme (kg): +5 kg +4 kg +3 kg +2 kg +1 kg -1 kg -2 kg -3 kg 1. Benutzen Sie möglichst die gleiche Waage. 2. Achten Sie auf vergleichbare Wiegebedingungen (Kleidung, Schuhe, etc.) und wiegen Sie sich am besten an einem festgelegten Wochentag möglichst immer zur gleichen Uhrzeit und unter gleichen Bedingungen (z.B. vor dem Frühstück). 3. Ein guter Ernährungszustand ist ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Krebstherapie. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Maßnahmen gegen ungewollten Gewichtsverlust. -4 kg -5 kg -6 kg -7 kg -8 kg -9 kg -10 kg -11 kg -12 kg -13 kg Nestlé HealthCare Nutrition GmbH Vertrieb: Zielstattstraße 42 81379 München Tel. Produktanfragen +49 800 100 16 35 Tel. Bestellservice +49 800 083 22 44 www.nutrinews.de Novartis Pharma GmbH Roonstrasse 25 90429 Nürnberg www.novartisoncology.de Bundesorganisation Selbsthilfe Neuroendokrine Tumoren e.V. -14 kg Woche: 1 2 ERSTER EINTRAG AM: 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NET) e.V. Art. Nr. 310801 / Druckdatum: 09/2010 Tipps Ernährungs-Tipps für Patienten mit neuroendokrinen Tumoren In Zusammenarbeit mit Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NET) e.V. und Bundesorganisation Selbsthilfe Neuroendokrine Tumoren e.V.