Ernährungs-Tipps - Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT)

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Ernährungs-Tipps
für Patienten mit
neuroendokrinen Tumoren
In Zusammenarbeit mit
Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NET) e.V.
und Bundesorganisation Selbsthilfe
Neuroendokrine Tumoren e.V.
ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR
NET-PATIENTEN
Liebe Patientin, lieber Patient,
für Patienten mit neuroendokrinen Tumoren (NET) ergeben sich häufig Fragen zum Thema
Ernährung: Wie sollen Sie damit umgehen, wenn die Tumorerkrankung dazu führt, dass Sie
einige Nahrungsmittel nicht mehr vertragen oder Ihr Körper die Nährstoffe nicht mehr aufnehmen kann? Worauf müssen Sie achten, wenn Sie im Magen-Darm-Bereich operiert wurden?
Können Sie durch Ernährungsmaßnahmen gezielt Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung
nehmen? Die Antworten auf diese Fragen haben natürlich Konsequenzen für Ihre Ernährung,
Verdauung und damit Ihr gesamtes Wohlbefinden.
Eine gesunde Ernährung kann in der Tat den Krankheitsverlauf und Ihr Wohlbefinden positiv beeinflussen. Die wissenschaftliche Datenlage zu Fragen der Ernährung insbesondere bei NET ist sehr begrenzt, hat aber in letzter Zeit zunehmend Aufmerksamkeit erfahren. Dieser Ratgeber soll Ihnen im Labyrinth gut gemeinter, aber oft verwirrender, Ratschläge Orientierung geben.
Das wichtigste Ziel Ihrer Ernährung sollte sein, ungewolltem Gewichtsverlust und Mangelernährung vorzubeugen, um für die
Anforderungen Ihres Alltags und der Erkrankung gewappnet zu sein.
Die Empfehlungen, die Sie hier finden, können und sollen eine gezielte Tumortherapie oder Ernährungstherapie nicht ersetzen.
Aber sie liefern Informationen, wie Sie selbst aktiv zu einer besseren Lebensqualität beitragen können. Dies trägt nicht nur
allgemein zu einem positiven Lebensgefühl unabhängig von der Tumorerkrankung bei, sondern kann auch wesentlich das
Gelingen therapeutischer Maßnahmen beeinflussen.
Die gemeinsame Arbeit an der Sache und das Gespräch über die Besonderheiten der Erkrankung sind der entscheidende
Schritt dahin, die Dinge für Sie als Betroffene oder Betroffenen zu verbessern. Deshalb gilt ein ganz besonderer Dank den Firmen
Novartis und Nestlé HealthCare Nutrition sowie Herrn cand. med. S. Maasberg, Charité, ohne deren Engagement und Kompetenz dieses Projekt nicht möglich gewesen wäre.
Eine interessante Lektüre, das Ausfindigmachen einiger für Sie relevanter Ernährungstipps und natürlich alles Gute für Ihre
Gesundung wünscht Ihnen
Seite 2
Geleitwort
Inhalt
Ihr Dr. med. Ulrich-Frank Pape
Berlin im August 2010
Inhalt
Seite
➊ …›
➋ …›
Neuroendokrine Tumoren (NET)
NET und Ernährung
Gesunde Ernährung
Ernährung und Krebs
Durchfall (Diarrhoe)
Verstopfung (Obstipation)
Veränderungen des Blutzuckers (Unter-, Überzuckerung)
Blähungen
Sodbrennen, Reflux
Lebermetastasen
Appetitlosigkeit und Übelkeit
Ernährung nach der Magenoperation
Ernährung nach der Darmoperation
Ernährung nach der Bauchspeicheldrüsenoperation
➌ …›
Mangelernährung bei NET
Wie kann ich erkennen, ob ich ausreichend ernährt bin?
Auswirkungen einer Mangelernährung
Überprüfen Sie Ihren Ernährungszustand regelmäßig
➍ …›
Maßnahmen bei Mangelernährung
Trink- und Aufbaunahrung
➎ …›
Weiterführende Informationen
Broschüren und Webseiten zum Weiterlesen
Adressen
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Lexikon
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Quellenangaben
30
Gewichtskarte für Patienten
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ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR
NET-PATIENTEN
➊ …› Neuroendokrine
Tumoren (NET)
Neuroendokrine Tumoren (NET) gehörten bislang zu den
seltenen Tumorerkrankungen, in den letzten Jahren nimmt
die Häufigkeit jedoch deutlich zu. NET gehen aus den
so genannten neuroendokrinen Geweben hervor. Diese
befinden sich in vielen Organen des Körpers, z. B. im Darm,
in der Lunge, im Magen und in der Bauchspeicheldrüse.
Am häufigsten treten NET im Magen-Darm-Trakt und in
der Bauchspeicheldrüse auf. Sie werden deshalb auch als
GEP-NET bezeichnet.
Die Abkürzung GEP steht für
Gastro = Magen
Entero = Darm
Pankreatisch = die Bauchspeicheldrüse betreffend
Die Zellen des neuroendokrinen Gewebes können körpereigene Botenstoffe (Hormone) bilden und in die Blutbahn
abgeben. Bei etwa 40–50 % der NET-Patienten liegen
Tumoren vor, die unkontrolliert Hormone ausschütten (funktionell aktive NET), bei den restlichen Patienten sind die
Tumoren inaktiv, d.h. sie setzen keine Hormone frei.
Je nachdem, welches Hormon der jeweilige aktive neuroendokrine Tumor ausschüttet, kann er unterschiedliche
Beschwerden wie z. B. Durchfälle, Bauchschmerzen,
Unterzuckerung und Gesichtsrötungen verursachen.
Seite 4
➊ …›
Neuroendokrine
Tumoren (NET)
Behandlungsmöglichkeiten bei NET
Zur Behandlung von NET kommen verschiedene Therapiemöglichkeiten in Frage. Die Wichtigste ist die Operation.
In manchen Fällen können kleinere Geschwulste in einem
minimal-invasiven Eingriff oder sogar endoskopisch entfernt
werden. Größere Tumoren erfordern meist einen größeren
operativen Eingriff, manchmal müssen auch Teile von Verdauungsorganen mit entfernt werden. Je nachdem, welches
Organ betroffen ist (siehe S. 5, Abb.1), hat dies später
unterschiedliche Auswirkungen auf die Nahrungsaufnahme
und Verdauung.
Für Tumoren, die nicht oder nur teilweise operativ entfernt
werden können, ist eine Behandlung mit Medikamenten
die Therapie der Wahl. Die Medikamente können Symptome, die durch die Hormonproduktion des Tumors bedingt
sind, lindern, das Fortschreiten der Tumorerkrankung
aufhalten und in manchen Fällen sogar eine Verkleinerung
des Tumors bewirken. Heilen können sie die Erkrankung jedoch nur in den seltensten Fällen. Heute kann es durch die
verschiedenen Therapiemethoden gelingen, die Erkrankung
über viele Jahre bei gleichzeitig guter Lebensqualität zu
kontrollieren.
Sowohl die Entfernung von Teilen der Verdauungsorgane
als auch die Nebenwirkungen von Medikamenten oder
begleitender Chemo- oder Strahlentherapie können den
Ernährungszustand des Patienten beeinträchtigen. Tumoren, die im Magen-Darm-Trakt angesiedelt sind, können
sich zusätzlich durch ihre Ausdehnung innerhalb der
Verdauungsorgane und der Bauchhöhle einschränkend auf
Nahrungsaufnahme und Verdauung auswirken.
➊
➋
Der Weg der Nahrung Aufgaben der Verdauungsorgane
➌
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↖➑
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➒
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Abb. ➊
12
Mund: Zerkleinern der Nahrung
Speicheldrüsen: Erzeugung des Speichels, der
die Nahrung gleitfähig macht und Stärke in Zucker
zerlegt; hier beginnt bereits der Verdauungsvorgang
Speiseröhre: Transport der Nahrung in den
Magen
Magen: Sammelt den Nahrungsbrei; knetet die
Nahrung durch und vermischt sie mit saurem
Magensaft
Leber: Produktion der Gallenflüssigkeit, die
für die Fettverdauung wesentlich ist
Gallenblase: Speicherung der Gallenflüssigkeit
Bauchspeicheldrüse (von Magen verdeckt):
Produktion von Verdauungsenzymen und Hormonen
Zwölffingerdarm (vom Dickdarm verdeckt):
Mündungsort der Verdauungssäfte von Leber und
Bauchspeicheldrüse
Dünndarm: Verdauung der Nährstoffe und
Aufnahme ins Blut
Dickdarm: Wasser wird dem Stuhl entzogen;
Darmbakterien spalten letzte Nahrungsreste auf
Mastdarm: Sammlung der unverdaulichen
Nahrungsbestandteile als Stuhl
After: Ausscheidung des Stuhls
ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR
NET-PATIENTEN
➋ …› NET
und Ernährung
Gerade für Krebspatienten ist es besonders wichtig, dass
ihr Körper ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird.
Durch tumorbedingte Beschwerden bei der Nahrungsaufnahme und Verdauung ist dies jedoch nicht immer einfach
zu erreichen: Rund ein Fünftel der Patienten mit einem
neuroendokrinen Tumor zeigen eine Mangelernährung oder
verstärkten Gewichtsverlust.
Allgemeine Informationen am Beginn dieses Kapitels
erläutern, was eine gesunde Ernährung ausmacht. Die
nachfolgenden spezifischen Ernährungstipps können Ihnen
helfen, krankheitsbedingte Beschwerden zu lindern und
dazu beitragen, Ihren Ernährungszustand zu verbessern.
Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass auch eine optimale
Ernährung keine gezielte medizinische Therapie ersetzen,
sondern allenfalls ergänzen kann.
Ernährung ist immer individuell
Lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn ein Tipp Ihnen
nicht hilft oder Sie eine Abneigung gegen das empfohlene
Lebensmittel haben. Allgemein gilt, dass Sie sich im Rahmen dessen, was für Sie in Ihrer jeweiligen Situation machbar ist, möglichst normal und gesund ernähren sollten.
Anweisungen Ihres Arztes sollten Sie jedoch grundsätzlich beachten!
Seite 6
➋ …›
NET und
Ernährung
Wenn Sie mehr Informationen benötigen oder individuelle
Probleme haben, die hier nicht angesprochen werden,
wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Diätassistenten/Ernährungsberater. Ihr Arzt kann Sie bei Bedarf auch an einen
Diätassistenten/Ernährungsberater überweisen.
Gesunde Ernährung
Unsere Nahrung hat die Aufgabe, den Körper mit Energie
zu versorgen, damit er leistungsfähig ist. Dazu gehört zum
einen eine ausreichende Kalorienzufuhr, die im Allgemeinen
1800 kcal pro Tag nicht unterschreiten sollte. Zum anderen
sollte die Zusammenstellung der Nahrung vielseitig und
hochwertig sein. Sofern Sie keine spezielle Ernährungstherapie einhalten müssen, können Sie als Grundlage
den allgemeinen Empfehlungen für eine gesunde Ernährung folgen.
Die nachfolgenden Empfehlungen sind auf Grundlage
aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse für Sie zusammengestellt.
1. Abwechslungsreich und nährstoffreich
Nach derzeitiger Auffassung ist die gesunde Wirkung von
Lebensmitteln nicht auf einzelne Inhaltsstoffe zurückzuführen, sondern auf die Kombination derselben in dem jeweiligen Lebensmittel. Essen Sie deshalb abwechslungsreich
und möglichst frische, wenig verarbeitete Lebensmittel.
2. Viel Kartoffeln und Getreide
Brot, Nudeln, Reis, Getreideflocken, am besten aus Vollkorn, sowie Kartoffeln enthalten reichlich Vitamine, Mineralstoffe sowie Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe
(z. B. Carotinoide, Flavonoide). Diese Nahrungsmittel sollten
mehr als ein Viertel Ihrer täglichen Ernährung ausmachen.
3. Fünf Portionen Gemüse und Obst
Fünf Portionen Gemüse oder Obst am Tag, möglichst frisch, nur
kurz gegart, oder auch eine Portion als Saft. Damit erhalten Sie
ebenfalls viele Vitamine, Mineralstoffe sowie Ballaststoffe und
sekundäre Pflanzenstoffe.
8. Nährstoffschonend zubereiten
Garen Sie Speisen bei möglichst niedrigen Temperaturen, möglichst
kurz und mit wenig Wasser und wenig Fett. Das erhält den natürlichen Geschmack, schont die Nährstoffe und verhindert die Bildung
schädlicher Verbindungen.
4. Eiweißreiche Nahrungsmittel gezielt auswählen
Eiweißreiche Lebensmittel liefern wertvolle Nährstoffe, z. B. ist
Calcium in Milch, Jod, Selen und Omega-3-Fettsäuren in Seefisch
enthalten. Nehmen Sie Milch und Milchprodukte täglich und Fisch
ein- bis zweimal pro Woche zu sich. Fisch ist eine sinnvolle, hochwertige Alternative, wenn Sie keinen Appetit auf Fleisch haben.
Fleisch ist Lieferant von Mineralstoffen und Vitaminen (B1, B6 und
B12). Mehr als 300–600 g Fleisch oder Wurst pro Woche sollten es
aber nicht sein. Genießen Sie Eier nur in Maßen.
9. Nehmen Sie sich Zeit, genießen
Sie Ihr Essen
Lassen Sie sich Zeit beim Essen und
kauen Sie gründlich. Gutes Einspeicheln der Nahrung ist wichtig,
damit die im Speichel enthaltenen
Verdauungsenzyme die Nahrung
aufschließen können, und Ihnen
das Schlucken und die Verdauung leichter fallen.
5. Hochwertiges Fett
Hochwertige Fette enthalten einen hohen Anteil an lebensnotwendigen (essentiellen) Fettsäuren (z. B. Omega-3-Fettsäuren)
und enthalten auch fettlösliche Vitamine. Bevorzugen Sie
pflanzliche Öle und Fette (z. B. Raps- und Sojaöl) und daraus
hergestellte Streichfette.
6. Wenig Salz und Zucker
Verzehren Sie Zucker und stark gesüßte Lebensmittel bzw.
Getränke nur gelegentlich. Verwenden Sie wenig Salz und würzen
Sie stattdessen mit Kräutern und Gewürzen. Verwenden Sie Salz
mit Jod und Fluorid.
7. Ausreichend Flüssigkeit
Trinken Sie mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag und vermeiden Sie alkoholhaltige Getränke.
10. Bleiben Sie in Bewegung
Sorgen Sie täglich für Bewegung entsprechend Ihrer Möglichkeiten. Körperliche
Aktivität fördert nicht nur die Verdauungstätigkeit, sondern auch das psychische
Wohlbefinden.
ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR
NET-PATIENTEN
Alkohol vermeiden
Alkohol ist ein Zellgift, das den Körper belastet. Ein gesunder Körper kommt mit mäßigen Mengen Alkohol in der
Regel gut zurecht. Für einen Tumorpatienten stellt er jedoch
eine zusätzliche Belastung dar.
Wenn Sie Alkohol zusammen mit Medikamenten einnehmen, kann dies zu Wechselwirkungen oder verminderter
Wirkung der Medikamente führen.
Aus diesen Gründen sollten Sie Ihren Alkoholkonsum am
besten auf ein Minimum reduzieren. Das heißt nicht, dass
Sie nie wieder ein Glas Wein oder Bier trinken dürfen, denn
dies bedeutet für viele ein Stück Lebensqualität. Jedoch
sollten Sie vom täglichen „Feierabendbier“ Abstand nehmen. Dies gilt besonders, wenn Ihre Leber durch Metastasen belastet ist.
Bei Patienten mit einem Karzinoid-Syndrom kann die
anfallartige Hautrötung (Flush) durch Alkohol ausgelöst bzw.
verstärkt werden. Versuchen Sie in diesen Fällen, so weit
wie möglich auf Alkohol zu verzichten.
Ernährung und Krebs
Seite 8
➋ …›
NET und
Ernährung
Ernährung ist eine der tragenden Säulen in der Tumortherapie. Auch wenn es keine allgemeingültige „Krebsdiät“
gibt, die die Erkrankung verhindern oder heilen kann, ist
ein guter Ernährungszustand eine wichtige Voraussetzung,
um Ihre Widerstands- und Leistungsfähigkeit sowie ein
möglichst hohes Maß an Lebensqualität zu erhalten (siehe
auch Kapitel 3).
Leider ist Mangelernährung bei Krebspatienten
nicht selten. Drei Hauptursachen werden
beschrieben:
1. Der Tumor selbst greift in den Stoffwechsel ein und verbraucht einen
großen Anteil der mit der Nahrung
aufgenommen Energie.
2. Folgen der Behandlung beeinträchtigen den Verdauungsprozess, wenn z. B. ein Teil des
Magens, des Darms oder der
Bauchspeicheldrüse entfernt
wurde.
3. Nebenwirkungen der Therapie beeinflussen die Aufnahme
oder Verwertung der Nahrung,
z. B. Appetitlosigkeit, Kau- und
Schluckbeschwerden, Übelkeit,
Durchfall.
Wenn Sie unter starken Beeinträchtigungen leiden, ist es oft
nicht einfach, sich ausreichend zu ernähren. Sprechen
Sie Ihren Arzt diesbezüglich frühzeitig an, da es eine
Reihe von Medikamenten gibt, die Ihnen helfen
können.
Die nachfolgenden Empfehlungen können Sie
dabei unterstützen, Ihre Ernährung entsprechend anzupassen und Symptome
und Begleiterscheinungen zusätzlich zu
lindern. Es sei jedoch darauf hingewiesen,
dass eine Anpassung der Ernährung keine Therapie ersetzen, sondern lediglich
unterstützen kann!
Durchfall (Diarrhoe)
Patienten mit NET können zeitweise
von starken Durchfällen betroffen sein,
die ärztlich behandelt werden müssen.
Die Ursachen können unterschiedlich sein:
Folgen der Tumorerkrankung (z. B. übermäßige
Hormonausschüttung), Nebenwirkungen von
Medikamenten oder eine veränderte Verdauung falls ein Teil des Magens, des Darms oder der
Bauchspeicheldrüse entfernt werden musste.
Vollwertige Ernährung
Wählen Sie täglich aus allen 7 Lebensmittelgruppen und
berücksichtigen Sie das dargestellte Mengenverhältnis.
(Bildquelle: DGE-Ernährungskreis®, Copyright: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., Bonn)
Ernährungstipps
1. Flüssigkeit: Trinken Sie mindestens 2–3 Liter/Tag, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen; vorzugsweise Wasser ohne Kohlensäure, verdünnte Saftschorlen, Kamillentee. Fragen Sie Ihren Arzt
auch, ob Sie Elektrolyte zu sich nehmen sollten.
2. Unterstützende Nahrungsmittel: lösliche Ballaststoffe, wie z. B.
Flohsamen, um den Stuhl einzudicken; stopfende Nahrungsmittel
wie Kakao, schwarzer/grüner Tee (20 min. ziehen lassen), Bitterschokolade, Blaubeeren, Muskatnuss. Besonders zu erwähnen sind
Pektine, die in rohen Äpfeln, Bananen, Erdbeeren oder Heidelbeeren
enthalten sind. Pektine können Wasser binden und wirken deshalb
stopfend. Durch das Reiben oder Pürieren der Früchte werden die
Pektine aufgeschlossen und damit verdaubar. (Apfel-)Pektin ist
auch als Pulver erhältlich.
3. Zu vermeidende Nahrungsmittel: Zuckeraustauschstoffe (z. B.
Sorbit, Xylit), die häufig in Kaugummi und Diätprodukten enthalten
sind und abführend wirken können (Süßstoffe wie Saccharin oder
Aspartam sind hingegen unproblematisch); Milchzucker (Laktose)
in Milch und Milchprodukten; kalte oder kohlensäurehaltige
Getränke; starker Kaffee.
4. Besonderheiten: Joghurt kann in manchen Fällen helfen, sich
manchmal aufgrund des enthaltenen Milchzuckers aber auch negativ
auswirken. Probieren Sie reinen Joghurt in kleinen Mengen aus und
stellen Sie fest, ob er Ihnen gut tut oder nicht.
ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR
NET-PATIENTEN
Verstopfung (Obstipation)
Wird der Stuhl weniger als dreimal wöchentlich abgesetzt,
spricht man von Verstopfung. Meist ist der Stuhl zudem
hart oder mengenmäßig gering. Ursache für die Verstopfung ist meist eine Darmträgheit, die ernährungsbedingt,
unter Umständen aber auch eine Nebenwirkung von
Medikamenten sein kann. Bei hartnäckiger und langandauernder Verstopfung muss aber in jedem Fall ein Tumor im
Darmbereich ausgeschlossen werden. Der Tumor kann bei
ungünstiger Lage zu einer Verengung (Obstruktion) des Darmes führen und den Stuhltransport behindern. Klären Sie
mit Ihrem Arzt unbedingt ab, ob es sich bei Ihnen um eine
Darmverengung handelt oder nicht. Denn im Falle einer
Darmverengung dürfen Sie keine unlöslichen Ballaststoffe zu sich nehmen, um einen Darmverschluss nicht
zu begünstigen!
Ernährungstipps
1. Flüssigkeit: Trinken Sie mindestens 2 Liter/Tag, um eine
weiche Stuhlkonsistenz zu fördern.
Seite 10
➋ …›
NET und
Ernährung
2. Unterstützende Nahrungsmittel – nicht im Falle einer
Darmverengung: Ballaststoffreiche Nahrung wie
Vollkornbrot, Hülsenfrüchte (z. B. Bohnen, Erbsen), rohes
Gemüse und Salate, Dörrobst, frisches Obst, besonders
Birnen; milchsauer vergorene Nahrungsmittel wie
Joghurt und Sauerkraut; Quellmittel wie Weizenkleie, Flohsamen und lösliche Ballaststoffe, wie z. B. teilhydrolysiertes
Guarkernmehl – quellende Nahrungsmittel unbedingt mit
viel Flüssigkeit zu sich nehmen!
3. Zu vermeidende Nahrungsmittel: Kakao, Bitterschokolade, Blaubeeren, pürierte(r) Apfel/Banane/Karotte;
schwarzer/grüner Tee (wenn er lange gezogen hat).
4. Besonderheiten: Da viele der unterstützenden Nahrungsmittel leicht blähen können, steigern Sie die Menge
langsam über mehrere Tage und kauen Sie gut.
Weitere Tipps
Bewegen Sie sich so viel wie möglich, um die Darmbewegung zu unterstützen.
Veränderung des Blutzuckers
(Unter-, Überzuckerung)
Unterzuckerung beim Insulinom
Das Hormon Insulin ist dafür zuständig, den Blutzuckerspiegel zu senken. Beim Insulinom produziert der Tumor
unkontrolliert Insulin und verursacht dadurch eine häufige
oder sogar anhaltende Unterzuckerung des Patienten. Im
Extremfall können sich die Symptome bis hin zum Koma
entwickeln.
Wenn Sie an einem Insulinom leiden und Symptome wie
Schweißausbruch, Zittern, Schwindel, Herzklopfen, Unruhe,
Konzentrationsschwäche, Verwirrtheit oder Krampfanfälle
feststellen, können dies Anzeichen für eine Unterzuckerung
sein. Sie sollten dann sofort handeln. Die Unterzuckerung
kann zur Notfallsituation werden, besonders, wenn Sie sich
nicht mehr selbst helfen können. Besprechen Sie deshalb
mit Personen in Ihrem Haushalt, auf welche Signale sie achten sollen. Weiterhin ist es für Sie eventuell hilfreich, selbst
regelmäßig Blutzucker zu messen, wie Diabetiker das tun.
Besprechen Sie diese Möglichkeit mit Ihrem Arzt.
Maßnahmen bei Unterzuckerung
Nehmen Sie etwas zu sich, das schnell verfügbare Kohlenhydrate
enthält, z. B. ein Glas Limonade, Cola, Fruchtsaft (keine Diätprodukte,
die mit Süßstoffen gesüßt sind) oder Traubenzuckertäfelchen.
Kombinieren Sie dies mit langsam verfügbaren Kohlenhydraten,
d.h. essen Sie direkt anschließend einen Kräcker, ein Stück Brot
oder trinken Sie 1–2 Tassen Milch.
Überzuckerung beim Glukagonom
Beim sehr seltenen Glukagonom produziert ein Tumor der
Bauchspeicheldrüse das Hormon Glukagon. Glukagon wirkt auf
den Blutzuckerspiegel als Gegenspieler des Insulins. Indem es
gespeicherte Glukose (Glykogen) aus Leberzellen freisetzt, bewirkt
es einen Anstieg des Blutzuckers. Beim Gesunden hält das Zusammenspiel von Insulin und Glukagon den Blutzuckerspiegel konstant.
Eine unkontrollierte Glukagonausschüttung aus dem Tumor führt
jedoch auf Dauer zu einem relativen Insulinmangel und damit zur
Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). In diesen Fällen ist eine spezielle
Diabetes-Diät und eventuell eine Insulin-Therapie notwendig.
Besprechen Sie dies mit Ihrem Arzt.
dieses Organ teilweise oder ganz entfernt wurde. Kohlenhydrate,
Eiweiße und Fette können ohne ausreichend Enzyme nicht mehr
vollständig aufgespalten werden. Die Speisen gelangen unvollständig verdaut in den Dickdarm, begünstigen dort die Gasbildung und
verursachen Fettstühle (Tipps bei Fettstühlen siehe S. 15–17).
Ernährungstipps
1. Zu vermeidende Nahrungsmittel: blähende Speisen wie Hülsenfrüchte (z. B. Bohnen, Linsen), Kohl, Kraut, Zwiebeln, Rohkost;
kohlensäurehaltige Getränke; schwer verdauliche Nahrungsmittel
wie frisches Brot, frittierte Speisen; Zuckeraustauschstoffe (z. B.
Sorbit, Xylit), die häufig in Kaugummi und Diätprodukten enthalten
sind.
2. Unterstützende Nahrungsmittel: Fenchel- und Kümmeltee;
Gewürze wie Kümmel, Koriander, Zimt, Anis; Naturjoghurt wenn
Sie keine Laktoseunverträglichkeit haben.
3. Besonderheiten: Essen Sie langsam und kauen Sie gut. Achten
Sie beim Essen und Trinken darauf, keine Luft zu schlucken. Trinken
Sie aus diesem Grund auch keine Getränke zu den Mahlzeiten.
Blähungen
Blähungen entstehen, wenn sich im Dickdarm übermäßig Gase
bilden. Diese gehen vermehrt als Winde ab, können aber auch
unangenehmen Druck und Völlegefühl verursachen, im Extremfall
bis hin zu kolikartigen Schmerzen. Wenn die Beschwerden häufig
auftreten und der Betroffene deshalb weniger isst, kann sich auf
Dauer eine Mangelernährung einstellen.
Da die Bauchspeicheldrüse einen wichtigen Anteil an Verdauungsenzymen produziert, kommt es häufig dann zu Blähungen, wenn
Weitere Tipps
Bei vielen Magenoperierten kann auch Milchzucker (Laktose) zu
Blähungen führen. Vermeiden Sie in diesen Fällen laktosehaltige
Nahrungsmittel wie Milch und Milchzucker, evtl. auch Joghurt und
Käse.
ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR
NET-PATIENTEN
Sodbrennen, Reflux
Das Hormon, das beim Gastrinom ausgeschüttet wird,
heißt Gastrin. Es verursacht eine starke Magensäurebildung,
in deren Folge unter anderem ein Rückfluss von saurem
Mageninhalt in die Speiseröhre (Reflux) mit Sodbrennen und
Schleimhaut-Reizungen auftritt. Auch wenn Teile des Magens
und/oder der Speiseröhre operativ entfernt wurden, kann der
Mageninhalt leichter in die Speiseröhre zurückfließen.
Reflux kann zu schmerzhaften Entzündungen der Speiseröhre führen und sollte deshalb medikamentös behandelt
werden. Dazu dienen so genannte Protonenpumpenhemmer,
die Ihnen Ihr Arzt verschreibt. Wichtig zu wissen ist, dass
die Medikamente die Ursache des Refluxes – die Gastrinausschüttung des Tumors – nicht beseitigen können. Sie
hemmen jedoch sehr wirksam die Bildung von Magensäure.
Nehmen Sie deshalb die Protonenpumpenhemmer gewissenhaft ein. Darüber hinaus können Sie unterstützend die
nachfolgenden Tipps berücksichtigen.
Ernährungstipps
1. Zu vermeidende Nahrungs-und Genussmittel:
Koffeinhaltige Getränke; Alkohol, insbesondere Wein;
kohlensäurehaltige Getränke; scharfe und säurehaltige
Nahrungsmittel wie Zitrusfrüchte und Obstsäfte; Tomatenhaltige Produkte; sehr fette oder stark gezuckerte
Speisen und Getränke; Pfefferminz; Nikotin.
Seite 12
➋ …›
NET und
Ernährung
2. Unterstützende Nahrungsmittel: Mandeln, Nüsse,
Milchprodukte.
3. Besonderheiten: Essen Sie langsam, kauen Sie gut und
vermeiden Sie üppige Mahlzeiten – damit kommt der Magen leichter zurecht.
Weitere Tipps
Legen Sie sich nach dem Essen nicht flach hin, sondern allenfalls mit erhöhtem Oberkörper. Flaches Liegen kann den
Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre begünstigen.
Nehmen Sie aus diesem Grund auch die letzte Mahlzeit
mindestens zwei Stunden vor dem Schlafengehen zu sich.
Versuchen Sie in Rechtsseitenlage zu schlafen. Vermeiden
Sie einengende Kleidung, die auf den Magen drückt und
dadurch den Reflux begünstigt.
Lebermetastasen
Metastasen neuroendokriner Tumoren finden sich häufig in der
Leber und verursachen meist zunächst keine Beschwerden. Erst
wenn aufgrund des Metastasenwachstums Lebergewebe zerstört
wird, zeigen sich Anzeichen einer eingeschränkten Leberfunktion.
Hierzu gehören beispielsweise Appetitlosigkeit und Störungen der
Magen-Darm-Funktion. Werden die Gallenwege innerhalb der Leber
durch eine Metastase eingeengt oder verschlossen, kann sich der
Rückstau der Gallenflüssigkeit durch eine Gelbsucht bemerkbar
machen.
Wenn Metastasen vorliegen, befindet sich die Erkrankung in einem
fortgeschrittenen Stadium. Vielen Patienten fällt es dann schwer,
das Gewicht zu halten oder Mangelzustände zu vermeiden. Nehmen Sie in dieser Situation auf jeden Fall die professionelle Unterstützung eines Experten (Arzt, Diätassistent/Ernährungsberater)
in Anspruch. Gegebenenfalls erhalten Sie auch eine spezielle
Nahrungsergänzung, z. B. energie- oder eiweißreiche Trinknahrung
(siehe auch Kapitel 4). Alkohol sollten Sie gänzlich meiden, um Ihre
Leber nicht zusätzlich zu belasten.
Appetitlosigkeit und Übelkeit
Appetitlosigkeit und Übelkeit bei Krebserkrankungen können
verschiedene Ursachen haben: Sie können Nebenwirkungen von
Medikamenten sein oder treten als Begleiterscheinungen bei
Chemotherapie oder nach der Operation auf. Leberfunktionsstörungen oder ständiges Sodbrennen und Durchfall können ebenso
zu Appetitlosigkeit führen. Auch die Psyche spielt eine Rolle, wenn
Ängste oder Niedergeschlagenheit den Appetit verderben. Die
Gefahr bei Appetitlosigkeit und Übelkeit ist, dass es zu starkem
Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen kommen kann. Wirken
Sie dem bewusst entgegen, aber setzen Sie sich dabei nicht unter
Druck, bestimmte Nahrungsmittel essen zu müssen. Genießen Sie
viel mehr das, was Ihnen bekommt und schmeckt und probieren
Sie aus, ob Ihnen einige der nachfolgenden Tipps eventuell helfen.
Maßnahmen bei Appetitlosigkeit und Übelkeit
1. Unterstützend: Viele kleine Portionen essen, um den Anblick
des „Bergs“ auf dem Teller zu vermeiden und den Magen nicht
übermäßig zu belasten; evtl. durch Gespräche oder Fernsehen
ablenken; zum Essen wenig trinken, lieber regelmäßig über den
Tag verteilt in kleinen Schlucken;
appetitanregende Gewürze verwenden, z. B. Bohnenkraut, Cayennepfeffer, Basilikum, Ingwer sowie allgemein kräftige Gewürze.
2. Zu vermeiden: Große Portionen; starke Gerüche von Speisen
oder in der Küche (heiße Speisen riechen stärker als kalte); enge
Hose oder Gürtel; blähende Lebensmittel, z. B. Hülsenfrüchte,
Kohl.
3. Besonderheiten bei Übelkeit: Sehr fette oder süße Speisen
sowie zu starkes Würzen vermeiden.
Weitere Tipps
Leichte Bewegung kann den Appetit anregen. Bereiten Sie einen
Vorrat an Mahlzeiten oder Snacks zu, die Sie bei Bedarf ohne viel
Aufwand zubereiten können. So können Sie bei aufkommendem
Appetit schnell darauf zurückgreifen.
ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR
NET-PATIENTEN
Ernährung nach der Magenoperation
Abhängig von Lage und Größe des Tumors, wird der Magen teilweise oder ganz entfernt. In letzterem Fall wird ein Darmabschnitt als
Ersatzmagen angelegt. Durch die komplette Entfernung entfallen
die natürlichen Funktionen des Magens (siehe Abb. 2), die der
Darm nach einiger Zeit nur bedingt übernehmen kann. Bei einer
Teilentfernung sind die Auswirkungen auf die Ernährung weniger
stark ausgeprägt. Eine Anpassung der Ernährung ist in jedem Fall
erforderlich.
Funktionen des Magens und
angrenzender Organe
Seite 14
➋ …›
NET und
Ernährung
➊ …› Speiseröhre: Transport der Nahrung in den Magen
➋ …› Schließmuskel am Mageneingang: Verhindert,
dass saurer Speisebrei in die Speiseröhre
zurückfließt
➌ …› Magengewölbe: Speisespeicher, wenn
größere Portionen gegessen werden
➍ …› Magenkörper: Mischt die Nahrung mit saurem
Magensaft zur Zerkleinerung und zum Abtöten von
Bakterien; im unteren Teil auch Zerkleinern der
Nahrung durch Muskelbewegung
➎ …› Pförtner: Schließmuskel am Magenausgang;
gibt Speisebrei portionsweise in den Darm ab, um
den Dünndarm nicht zu überlasten
➏ …› Zwölffingerdarm: Teil des Dünndarms;
Mündungsort der Verdauungssäfte von Leber
und Bauchspeicheldrüse
➊
➋
➎
➏
➌
➍
Abb. ➋
Dumping-Syndrom
Wird ein großer Teil oder der gesamte Magen entfernt, kann der
restliche bzw. Ersatzmagen die Speicherfunktion des Magens nicht
vollständig übernehmen. Die aufgenommenen Speisen gelangen
deshalb häufig zu schnell in den Dünndarm (Dumping-Syndrom).
Frühdumping tritt ca. 20 Minuten nach dem Essen auf. Kohlenhydratreiche Nahrung gelangt unverdaut in den Dünndarm und zieht
Flüssigkeit aus dem Blut an. Es kommt zu einer Überdehnung des
Dünndarms mit Druckgefühl, Übelkeit und Erbrechen und eventuell
zum Kreislaufkollaps.
Maßnahmen, um dem Frühdumping-Syndrom
vorzubeugen
1. Flüssigkeit: Vermeiden Sie Flüssigkeitsaufnahme mit dem Essen,
da dies die Nahrung verdünnt und den Weitertransport zusätzlich
beschleunigt; auch ¼ Stunde vor und eine ¾ Stunde nach dem
Essen nichts trinken.
2. Unterstützend: Essen Sie mehrere kleine Mahlzeiten (6–8 pro
Tag); bevorzugen Sie langsam verfügbare Kohlenhydrate aus
Vollkornprodukten und Gemüse; essen Sie lösliche Ballaststoffe
(siehe auch Tipps bei Durchfall), um die Aufnahme der Kohlenhydrate aus der Nahrung zu verlangsamen.
3. Zu vermeiden: Gezuckerte Limonaden oder Säfte.
4. Besonderheit: Ruhen Sie 15–30 Minuten nach den Mahlzeiten,
um die Darmbewegung zu vermindern, sitzen oder liegen Sie dabei
mit erhöhtem Oberkörper.
Spätdumping macht sich etwa ein bis vier Stunden nach der Nahrungsaufnahme bemerkbar. Es wird verursacht, weil schnell verfügbare Kohlenhydrate zu schnell vom Darm aufgenommen werden.
Die Folge ist ein zu hoher Blutzuckerspiegel, der wiederum eine
überschießende Ausschüttung von Insulin verursacht. Durch den
Überschuss an Insulin kommt es einige Stunden nach dem Essen
zur Unterzuckerung.
Tipp gegen das Spätdumping-Syndrom
Essen Sie drei Stunden nach dem Essen noch eine kleine kohlenhydratreiche Mahlzeit mit langsam verfügbaren Kohlenhydraten, z. B.
ein Stück Vollkornbrot ohne Belag (vor allem ohne Fett).
Eingeschränkte Fettverdauung
Fehlen Teile des Magens, findet nur eine unzureichende Vorverdauung von Fetten im Magen statt. Die Folgen sind Durchfall mit
fettigem Stuhl und häufig auch eine ungewollte Gewichtsabnahme.
Ihr Arzt kann Ihnen Medikamente verordnen, die bei der Fettverdauung helfen.
Zusätzlich können Sie MCT-Fette statt normaler Fette verwenden.
MCT-Fette sind Fette aus mittelkettigen Fettsäuren, die schneller vom
Darm aufgenommen werden können. Sie sollten nicht zu stark erhitzt,
sondern am besten erst nach der Zubereitung des Essens hinzugefügt
werden. Beginnen Sie mit 10–20 g MCT-Margarine oder -Öl pro Tag
und steigern Sie die Menge langsam.
MCT-Fette müssen kühl gelagert werden. Der Geschmack ist weniger ansprechend als bei üblichen Fetten; eventuell hilft es, wenn Sie
die Fette mit anderen Bestandteilen mischen, z. B. bei Salatsaucen.
ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR
NET-PATIENTEN
Weitere Ernährungstipps für Patienten mit
Magenoperation
• Der Magen bringt die Nahrung auf Körpertemperatur;
ohne Magen können zu heiße und zu kalte Speisen und
Getränke den Darm unangenehm reizen. Achten Sie
deshalb auf die Temperatur der Speisen.
• Da die Magensäure Bakterien abtötet, kann es nach der
(Teil-)Magenentfernung leichter zu Infektionen kommen.
Waschen Sie deshalb Obst und Gemüse gründlich.
• Rohes Eiweiß wird ohne Magensäure schlechter verdaut,
vermeiden Sie rohes Fleisch (z. B. Tatar), rohe Würste
oder Rohmilchprodukte, Sushi, rohe Eier und Nüsse.
• Normalerweise produziert der Magen einen Stoff, der die
Aufnahme von Vitamin B12 aus der Nahrung steuert.
Nach einer (Teil-)Entfernung des Magens kann sich ein
Vitaminmangel von Vitamin B12 entwickeln. Ist die
Fettverwertung eingeschränkt, kann es außerdem zu
einem Mangel des fettlöslichen Vitamin D kommen;
rezeptfreie Vitaminpräparate sind in dieser Situation
nicht geeignet, da Ihr Körper diese nicht ausreichend
aufnehmen kann. Daher erhalten Sie nach der Operation
Vitamin B12-Spritzen und gegebenenfalls auch Vitamin D
von Ihrem Arzt.
Seite 16
Ernährung nach der Darmoperation
➋ …›
Da die verschiedenen Abschnitte des Darms unterschiedliche Aufgaben haben (siehe Abb. in Kapitel 1), können die
NET und
Ernährung
Beeinträchtigungen nach der Operation sehr variieren. Es
spielt außerdem eine Rolle, wie lang das entfernte Darmstück ist. Im Dünndarm erfolgt vor allem die Aufnahme von
Nährstoffen.
Werden mehr als 100 cm des Dünndarms entfernt, kommt
es zum so genannten Kurzdarmsyndrom. Die Symptome sind häufig starke Durchfälle, eine eingeschränkte
Fettverdauung (Fettstuhl) und eine Mangelversorgung mit
Nährstoffen, z. B. Mineralstoffen oder Vitamin B12.
Ein Vitamin B12-Mangel tritt vor allem dann auf, wenn der
hintere Teil des Krummdarms entfernt wurde (medizinisch: terminales Ileum) und muss medikamentös behandelt
werden. Weiterhin geht bei der Entfernung dieses Darmabschnitts die natürliche Funktion des Krummdarms verloren, Gallensäuren wieder aufzunehmen und zu verwerten
(Gallensäureverlustsyndrom). Stattdessen gelangen die
Gallensäuren in den Dickdarm und führen dort zu Durchfällen und Fettstühlen.
Um die Durchfallmenge zu verringern, können in wenigen
Fällen so genannte Somatostatinanaloga zur Behandlung
erwogen werden, vor allem aber helfen Opioide, die Ihnen
Ihr Arzt verordnen kann.
Beim Kurzdarmsyndrom ist eine individuelle Ernährungstherapie durch Ihren Arzt oder Diätassistenten/Ernährungsberater notwendig. Grundsätzlich wird eine kalorienreiche,
leicht verdauliche Kost empfohlen. Bei ausgeprägten
Fettstühlen ist es hilfreich, MCT-Fette (siehe S. 15) zu
verwenden. Besonders wichtig ist es, Essen und Trinken zu
trennen und die Nahrungszufuhr auf mehrere kleine Mahlzeiten zu verteilen (6–8 pro Tag). Dies hilft, den verbliebenen
Dünndarm nicht zu überlasten.
Ernährung nach der Bauchspeicheldrüsenoperation
sind eine spezielle Diabetes-Diät und gegebenenfalls eine Insulintherapie erforderlich.
Die Bauchspeicheldrüse produziert Verdauungsenzyme und gibt
sie in den Zwölffingerdarm ab. Sie schüttet außerdem Hormone
aus, die den Blutzuckerspiegel regulieren.
➎
Wenn bei Ihnen der vordere Teil der Bauchspeicheldrüse (Kopf) entfernt
wurde (siehe Abb. 3), wurden in der Regel auch der Zwölffingerdarm,
die Gallenblase mit Gallengang sowie ein Teil des Magens entfernt.
Diese Operationstechnik wird als Whipple-Operation oder – eine
Variante davon – als pyloruserhaltende Pankreasresektion (PPPD)
bezeichnet.
Als Folge des Eingriffs fehlen Ihnen bestimmte Verdauungsenzyme,
die Sie in Tablettenform einnehmen müssen. Trotzdem ist es möglich,
dass Sie fettreiche Speisen nicht mehr gut vertragen und Fettstühle
bekommen.
Ernährungstipps nach einer Whipple-Operation
Unterstützend: Langsam verfügbare Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten und Gemüse, um den Blutzuckerspiegel möglichst
konstant zu halten; magere Fleisch-, Fisch- und Käsesorten; MCTFette (siehe S. 15), vor allem bei Fettstuhl.
Zu vermeiden: Sehr fette oder süße Speisen; Alkohol.
Weiterer Hinweis: Die Ernährungstipps nach einer Magenoperation
(ab S. 14) können ebenfalls hilfreich für Sie sein.
Wurde der hintere Teil der Bauchspeicheldrüse (Schwanz) entfernt
(auch als Pankreaslinksresektion bezeichnet), hat dies Einfluss auf
die Bildung der Hormone Insulin und Glukagon. Es kann sein, dass
die restliche Bauchspeicheldrüse so wenig Insulin produziert, dass
Sie dadurch zuckerkrank werden (Diabetes mellitus). In diesem Fall
➍
➊
➌
➋
Abb. ➌
Funktionen der Bauchspeicheldrüse
Im Bauchspeicheldrüsenkopf werden
Verdauungsenzyme produziert und über den Ausführungsgang in den Zwölffingerdarm geleitet.
Im Bauchspeicheldrüsenschwanz werden Insulin
und Glukagon produziert und direkt ins Blut ausgeschüttet.
➊ …›
➋ …›
➌ …›
➍ …›
Kopf
Schwanz
Zwölffingerdarm
Ausführungsgang der
Bauchspeicheldrüse
➎ …› Ausführungsgang der Galle
ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR
NET-PATIENTEN
Seite 18
➌ …›
Mangelernährung
bei NET
➌ …› Mangelernährung
bei NET
Wird der Körper über längere Zeit nicht bedarfsgerecht mit Energie
(aus Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß) und Nährstoffen versorgt,
kommt es zu einer Mangelernährung. Man unterscheidet eine quantitative Mangelernährung (= Unterernährung) von einer qualitativen
Mangelernährung (= Fehlernährung). Bei der Unterernährung steht
der Abbau von Körpermasse im Vordergrund. Der Verlust von
Muskelmasse und die unzureichende Energieversorgung schwächen den Körper in seiner Leistungsfähigkeit und Widerstandskraft.
Eine Unterversorgung mit lebensnotwendigen Nährstoffen und
Vitaminen kann zu verschiedensten Mangelerscheinungen führen
auch wenn der Patient noch ausreichend wiegt. Bei Tumorpatienten
können Nebenwirkungen der Therapie die Entwicklung einer Mangelernährung begünstigen, besonders dann, wenn der Tumor im
Verdauungstrakt die Nahrungsaufnahme und Verdauung zusätzlich
beeinträchtigt.
Je aggressiver (maligner) und ausgedehnter der neuroendokrine
Tumor ist, desto höher ist das Risiko, dass das Therapieansprechen
und damit der Krankheitsverlauf durch einen schlechten Ernährungszustand negativ beeinflusst werden. Deshalb sollten Sie im
Rahmen Ihrer Möglichkeiten aktiv versuchen, einen übermäßigen
Gewichtsverlust und eine Mangelernährung zu vermeiden.
Wie kann ich erkennen, ob ich ausreichend
ernährt bin?
Ob eine Mangelernährung vorliegt, wird durch mehrere Faktoren
bestimmt. Einige davon kann nur Ihr Arzt erkennen, z. B. die Nährstoffversorgung im Blut. Einige Anzeichen können Ihnen jedoch
erste Hinweise geben:
• Hautveränderungen z. B. blasse Hautfarbe, schlaffe Haut,
Schuppenbildung
• Muskelschwäche oder Wadenkrämpfe
• Konzentrationsschwäche und Gedächtnisstörungen
• Wassereinlagerungen im Gewebe
• Entzündungen der Schleimhäute, Risse und wunde Stellen
am Mund
• Neigung zu blauen Flecken
Diese Anzeichen sind allerdings sehr allgemein und für sich allein
genommen keine eindeutigen Anzeichen einer Mangelernährung.
Wesentlich aussagekräftiger und durch Sie selbst leicht kontrollierbar sind diese drei Faktoren, die im Folgenden ausführlich erläutert
werden:
• Ernährungsgewohnheiten
• Body Mass Index (BMI)
• Gewichtsverlust über die Zeit
ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR
NET-PATIENTEN
Beobachtung der Ernährungsgewohnheiten
Dieser Fragebogen kann Ihnen einen Eindruck geben, wie Ihr derzeitiger Ernährungszustand ist. Können Sie mindestens drei
Fragen mit „Ja“ beantworten, deutet dies auf einen schlechten Ernährungszustand hin, d.h. eine ausreichende Versorgung mit
Energie und Nährstoffen ist langfristig nicht gesichert.
ja
Seite 20
➌ …›
Mangelernährung
bei NET
1. Nehmen Sie täglich weniger als 3 Hauptmahlzeiten ein?
2. Enthält Ihr Speiseplan
a. täglich weniger als
1 x Milchprodukte?
b. wöchentlich weniger als 5 Portionen
eiweißreiche Lebensmittel (z. B. Milchprodukte Fleisch, Wurst, Fisch, Eier)?
c. täglich weniger als 1 x Back-/Teigwaren, Kartoffel, Sojaprodukte oder
Hülsenfrüchte?
d. täglich weniger als 2 x frisches Obst
oder Gemüse?
3. Trinken Sie täglich weniger als 1,5 Liter
Flüssigkeit (ca. 10 Tassen/8 Gläser)?
4. Sind Sie appetitlos bzw. essen Sie häufig
nur Teile Ihrer Mahlzeit auf?
5. Sind Sie häufig müde und
schwach?
6. Haben Sie in letzter Zeit ungewollt an Gewicht verloren?
7. Haben Sie Beschwerden, die Ihnen die
Nahrungsaufnahme seit längerer Zeit
erschweren, z. B. in Folge von Verdauungsproblemen, Durchfall?
8. Liegt Ihr BMI-Wert unter 20
(siehe nächster Punkt)?
nein
Berechnung des Body Mass Index (BMI)
Der BMI ermittelt das Sollgewicht, Abweichungen nach oben
oder unten werden als Über- oder Untergewicht bezeichnet.
Den BMI können Sie leicht mit der nachfolgenden Formel
berechnen. Liegt der BMI unter dem Normalgewicht, ist dies
ein Hinweis auf eine quantitative Mangelernährung.
Berechnungsformel
BMI =
Körpergewicht in kg
(Körpergröße in m)2
Rechenbeispiel
Gewicht: 68 kg, Körpergröße: 1,70 m
BMI =
68
(1,70 x 1,70)
= 23
Ein BMI von 23 entspricht bei Erwachsenen jünger als
65 Jahre dem Normalgewicht, bei Personen älter als
65 Jahre besteht das Risiko einer Mangelernährung.
BMI-Werte bei Erwachsenen
BMI-Werte bei
Erwachsenen < 65 Jahre
BMI-Werte bei
Erwachsenen > 65 Jahre
< 18,5
Untergewicht
< 18,5
Untergewicht
18,5–25
Normalgewicht
18,5–24
Beobachtung des
Gewichts empfehlenswert
> 25–30
Übergewicht
> 24–29
Normalgewicht
> 30
Krankhaftes
Übergewicht
(Adipositas)
> 29
Übergewicht
Quelle: Grundsatzstellungnahme Ernährung und Flüssigkeitsversorgung älterer
Menschen
Gewichtsverlust über die Zeit
Der BMI allein ist nicht ausreichend, um eine Mangelernährung
eindeutig festzustellen oder auszuschließen, denn Normal- oder
Übergewicht sind nicht gleichbedeutend mit einem guten Ernährungszustand. Außerdem kann auch bei einem normal- oder
übergewichtigen Menschen ein krankheitsbedingter Gewichtsverlust vorliegen. Andererseits gibt es Personen, die auch in Gesundheit schon immer sehr schlank waren, und bei denen ein nach der
Tabelle niedriger BMI als „normal“ eingeschätzt werden kann.
Aus diesem Grund sollte zusätzlich der Zeitraum berücksichtigt
werden, in dem Sie an Gewicht verloren haben: Wenn Sie innerhalb
von drei Monaten mehr als 5 % oder innerhalb von sechs Monaten
mehr als 10 % Ihres Körpergewichts verloren haben, entspricht dies
einem krankheitsbedingten Gewichtsverlust, auch unabhängig von
Ihrem BMI.
Viele Tumorpatienten haben zum Zeitpunkt der Diagnose bereits an
Gewicht verloren und sind eventuell erfreut darüber, weil sie vorher
übergewichtig waren. Der Gewichtsverlust kann jedoch auch erst in
einem späteren Stadium der Erkrankung auftreten.
Wenn Sie einen starken Gewichtsverlust beobachten, sollten Sie
dies nicht unkritisch positiv bewerten, sondern mit Ihrem Arzt
besprechen.
Auswirkungen einer Mangelernährung
Wenn die Nahrungszufuhr über längere Zeit hinweg nicht ausreicht,
greift der Körper auf seine Reserven zurück. Zunächst baut er
schnell verfügbare Kohlenhydratspeicher ab, dann Proteinspeicher
und zuletzt Fettreserven. Zum Proteinspeicher gehören vor allem
die Muskelmasse, aber auch Zellen des Immunsystems. Deshalb
nimmt der mangelernährte Patient stark ab, seine Leistungsfähigkeit verringert sich und er fühlt sich müde und schwach. Das
Immunsystem wird geschwächt, so dass die Infektionsgefahr steigt
und weitere Erkrankungen hinzukommen können. Als Folge kann
es vorkommen, dass die Tumortherapie nicht so gut vertragen wird
oder das Ansprechen auf die Therapie nicht optimal ist. Mangelernährung kann auch zu Niedergeschlagenheit und Teilnahmslosigkeit
führen, was die Lebensqualität zusätzlich senkt.
Wichtig zu wissen ist, dass keineswegs jeder NET-Patient unter
einer Mangelernährung leidet.
ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR
NET-PATIENTEN
Überprüfen Sie Ihren Ernährungszustand
regelmäßig
Das Wissen um die Bedeutung der Ernährung veranlasst
viele Ärzte bei der Krebstherapie ein besonderes Augenmerk auf Ihren Ernährungszustand zu richten. Anhand
standardisierter Fragebogen kann der Zustand überwacht
und die für Sie optimale Ernährung gefunden werden
Es ist jedoch wichtig, dass Sie selbst auch einen guten
Überblick über Ihren Ernährungszustand behalten und mit
Ihrem Arzt sprechen, wenn Sie starke Gewichtsveränderungen bemerken oder Schwierigkeiten beim Essen oder
Trinken haben.
Um Ihren Gewichtsverlust besser einschätzen zu können,
sollten Sie sich wöchentlich wiegen und das Gewicht in
eine Tabelle eintragen. Eine praktische Vorlage dafür finden
Sie im Anhang als Abrisskarte oder im Internet unter
www.diaetverband.de/download/downloads/gewichtskarte.pdf.
Nehmen Sie die Tabelle zu jedem Arztbesuch mit.
Beobachten Sie außerdem, ob Sie weitere Anzeichen einer
Mangelernährung bzw. Gewichtsabnahme bei sich feststellen (siehe S. 19).
Seite 22
➌ …›
Mangelernährung
bei NET
Allgemeine Tipps zur Verbesserung des
Ernährungszustandes:
• Wenn Sie schnell satt werden, essen Sie
mehrmals täglich kleinere Portionen.
• Halten Sie stets energiereiche Snacks (z. B. eine
Banane) bereit.
• Reichern Sie Speisen, wo immer es geht, mit
Fett an, wenn Sie es gut vertragen, denn Fett
liefert die meiste Energie.
• Bereiten Sie die Speisen appetitlich und geschmacksintensiv zu, damit Sie die Lust am
Essen zurück gewinnen.
• Essen Sie in Gesellschaft.
• Machen Sie einen Spaziergang vor jeder
Mahlzeit – Bewegung regt den Appetit an.
ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR
NET-PATIENTEN
Seite 24
➍ …›
Maßnahmen bei
Mangelernährung
➍ …› Maßnahmen
bei Mangelernährung
Wenn es Ihnen nicht gelingt, einen übermäßigen Gewichtsverlust
aufzuhalten und eine Mangelernährung droht oder bereits besteht,
ist die Ernährungsberatung mit einem individuellen Ernährungsplan
der erste wichtige Schritt.
In einigen Fällen kann es jedoch sein, dass der Kalorien- bzw.
Nährstoffbedarf durch den Verzehr normaler Nahrungsmittel nicht
ausreichend gedeckt werden kann, und Sie mehr und öfter essen
sollten. Dies kann jedoch bei Schluck- oder Appetitstörungen
schwierig sein.
Tipp
Pürieren Sie das Essen oder nehmen Sie Getreidebrei zu sich;
kochen Sie das Gemüse sehr weich und zerdrücken Sie es dann;
pürierte Nahrung aber auch z. B. Puddings und Milchshakes haben
den Vorteil, dass man sie leichter schlucken kann und sie gut mit
Fett oder Zucker angereichert werden können, um zusätzliche
Kalorien aufzunehmen.
Gegebenenfalls reichen diese Maßnahmen trotz allem nicht aus,
einer Mangelernährung vorzubeugen bzw. entgegenzuwirken. In
diesen Fällen können Nährstoffe und Kalorien gezielt durch Trinkund Aufbaunahrung zugeführt werden. Diese kann den durch die
Krebserkrankung veränderten Stoffwechsel positiv unterstützen
und dazu beitragen, einen Mangel auszugleichen, der durch die
eingeschränkte Nährstoffaufnahme z. B. bei Übelkeit, Appetit- und
Verwertungsstörungen entsteht.
Trink- und Aufbaunahrung
Trink- oder Aufbaunahrungen versorgen den Körper in konzentrierter Form mit Energie, Eiweiß, Vitaminen, Mineralstoffen und
Spurenelementen. Wissenschaftliche Studien belegen günstige
Effekte von Trinknahrung auf das Allgemeinbefinden und dadurch
auf die Lebensqualität, wenn sie täglich in der empfohlenen Menge
verzehrt werden.
Hat eine Trinknahrung eine sehr hohe Energiedichte (> 1 kcal/ml)
spricht man von hochkalorischer Trinknahrung. Je nach Gewichtsverlust kann das Energiedefizit damit gezielt ausgeglichen werden.
Trinknahrungen sind in verschiedenen Zusammensetzungen,
Konsistenzen und Geschmacksrichtungen erhältlich. So gibt
es Produkte, die z. B. hochkalorisch oder proteinreich sind oder
besonders viele Ballaststoffe enthalten. Auch für Patienten mit Unverträglichkeiten, z. B. Laktoseintoleranz, sind Produkte verfügbar.
Trinkfertige Nahrungen sind meist in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich und werden in der Regel pur getrunken – am
besten gekühlt. Es gibt milchige und fruchtige Varianten. Zudem
sind herzhafte Nahrungen erhältlich, die heiß als Suppe serviert
werden können.
Eine pulverförmige Nahrungsergänzung hat den Vorteil, dass Sie sie
in ein Getränk oder eine Speise zur Energieanreicherung beimischen können. Deshalb sind Pulver oft geschmacksneutral.
➎ …› Weiterführende
Informationen
Broschüren und Webseiten zum Weiterlesen
Adressen
Webseite www.leben-mit-net.de
• Umfangreiche Informationen zu Krankheitsbild,
Diagnose, Therapie und Leben mit NET
• Informationsbroschüren zum Downloaden oder Bestellen
• Monatlicher NET-Newsletter
Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e. V.
Wörnitzstr. 115a, 90449 Nürnberg
Tel. 0911 / 25 28 999
www.glandula-net-online.de
Webseite www.nutrinews.de
• Detaillierte Informationen zum Thema Mangelernährung
• BMI-Rechner
• Rezeptideen
Broschüre „Ernährung bei Krebs“
Die blauen Ratgeber, Nr. 46
Erhältlich bei der Deutschen Krebshilfe e. V. unter
www.krebshilfe.de
Broschüre „Essen und Trinken bei Krebs“
Erhältlich bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) e. V.
[email protected]
Bundesorganisation Selbsthilfe NET e. V.
Oranienburger Str. 285/Zentrale Poststelle Haus 6, 13437 Berlin
Tel. 030 / 41 99 48 04
www.net-shg.de
Krebsinformationsdienst (KID)
Tel. 0800 – 420 30 40, täglich von 8–20 Uhr
Innerhalb Deutschlands sind Anrufe gebührenfrei.
Mail: [email protected]
www.krebsinformationsdienst.de
ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR
NET-PATIENTEN
➏ …› Lexikon
Ballaststoffe
Weitgehend unverdauliche Nahrungsbestandteile, die v. a.
in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen. Man unterscheidet
wasserlösliche und -unlösliche Ballaststoffe. Lösliche
Ballaststoffe, vorwiegend in Getreide und Hülsenfrüchten, werden im Darm abgebaut. Sie verleihen dem Darm
eine bessere Beweglichkeit. Unlösliche Ballaststoffe, die
hauptsächlich in Obst und Gemüse enthalten sind, dienen
als Quellstoffe. Sie binden Wasser, so dass die Stuhlmenge
vergrößert wird. Sie werden unverändert ausgeschieden.
Ballaststoffe tragen zu einem weichen, voluminösen Stuhl
bei und fördern dadurch eine regelmäßige Darmentleerung.
Aus ballaststoffreicher Nahrung werden die Kohlenhydrate
im Darm langsamer aufgenommen, dadurch kommt es zu
einem geringeren Blutzuckeranstieg nach dem Essen.
Enzym
Ein Eiweißstoff (Protein), der für den Ablauf biochemischer
Vorgänge in einer Zelle notwendig ist. Siehe auch Verdauungsenzym.
Seite 28
➏ …›
Lexikon
Fettsäuren
Fette bestehen neben Glycerin aus Fettsäuren. Fettsäuren
bestehen chemisch aus langen Kohlenstoffketten.
Man unterscheidet sie nach ihrer Länge in kurz-, mittel- oder langkettige Fettsäuren. Zur Verdauung werden
verschiedene Enzyme benötigt. Die Hauptverdauung findet
im Dünndarm statt. Man unterscheidet gesättigte und ungesättigte Fettsäuren, beide liefern viel Energie. Besonders
den ungesättigten Fettsäuren werden positive Wirkungen auf
das Herz-Kreislauf-System zugeschrieben. Viele Fettsäuren
kann der Körper selbst herstellen, andere müssen über die
Nahrung zugeführt werden. Letztere bezeichnet man als
essentielle Fettsäuren (z. B. Omega-3-Fettsäure).
Zur Aufnahme langkettiger Fettsäuren und bestimmter anderer
Fette wie z. B. Cholesterin werden die Gallensäuren aus dem
Gallensekret der Leber benötigt.
Fettstuhl
Durch Störungen in der Fettverdauung ist der Fettgehalt
des Stuhls krankhaft erhöht. Der Stuhl ist voluminös, sieht
lehmartig aus und ist sehr übelriechend.
Fruktose
Fruchtzucker
Gastrin
Normalerweise in der Magenschleimhaut gebildetes Hormon,
das v. a. die Salzsäureproduktion des Magens steuert. Beim
Gastrinom kann auch außerhalb des Magens durch den
Tumor Gastrin gebildet werden, z. B. im Zwölffingerdarm
oder in der Bauchspeicheldrüse.
Glukagon
Hormon der Bauchspeicheldrüse und Gegenspieler des Insulins bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels. Glukagon
bewirkt durch die Mobilisierung von Zuckerreserven z. B. aus
der Leber, eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels.
Glukose
Traubenzucker, Einfachzucker, wichtiger und schnell verfügbarer Energielieferant für fast alle Gewebe des Körpers.
Hormon
Boten- oder Signalstoff, der von speziellen Zellen gebildet und in
die Blutbahn abgegeben wird. Die Abgabe von Botenstoffen an das
„Körperinnere“ wird als endokrin bezeichnet.
Hormone regulieren zahlreiche Stoffwechselprozesse im Körper.
Insulin
Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird und den Blutzucker senkt. Gegenspieler des Glukagons.
Wenn Insulin zu wenig wirkt (Insulinresistenz) oder wenig/gar kein
Insulin gebildet wird, steigt der Blutzucker stark an. Diese Krankheit
heißt Zuckerkrankheit oder Diabetes mellitus.
Kohlenhydrat
Kohlenhydrat ist ein Synonym für Zucker. Die Grundbausteine sind
Einfachzucker (z. B. Traubenzucker, Fruchtzucker). Manche Kohlenhydrate bestehen aus mehreren Einfachzuckern und werden als
Mehrfachzucker bezeichnet (z. B. Stärke, Pektin). Kohlenhydrate
sind neben Fetten und Eiweißen der wichtigste Energielieferant des
menschlichen Körpers.
Laktose
Milchzucker; Zweifachzucker, der aus einem Molekül Glukose (Traubenzucker) und einem Molekül Galaktose (Schleimzucker) besteht.
Vorkommen in Milch- und Milchprodukten, wird durch das Enzym
Laktase im Dünndarm verdaut. Eine Unverträglichkeit ist relativ häufig und führt zu Verdauungsproblemen z. B. Blähungen.
MCT-Fette
Mittelkettige Triglyceride (MCT-Fette) sind Fette aus mittelkettigen Fettsäuren (siehe auch Fettsäuren). Sie können schneller vom
Darm aufgenommen werden und benötigen keine Gallensäuren zur
Verdauung wie „normale“ Fette. Im Vergleich liefern sie jedoch etwas
weniger Energie. MCT-Fette sind in Reformhäusern und Naturkostläden erhältlich.
Minimal-invasiv
Minimal-invasive Chirurgie bezeichnet Eingriffe mit kleinstmöglichen
Verletzungen von Gewebe, sowohl der Haut als auch anderer Gewebe.
Möglich wird das durch den Einsatz kleinster Kameras und Operationsinstrumente. Ob eine minimal-invasive Operation durchgeführt werden kann, muss im Einzelfall von Fachärzten erwogen werden.
Neuroendokrine Zellen
Der Begriff neuroendokrin besagt, dass diese Zellen einerseits Ähnlichkeiten mit Nervenzellen (neuro) aufweisen, zum anderen Hormone
in die Blutbahn (endokrin) abgeben können.
Reflux
Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre.
Verdauungsenzym
Verdauungsenzyme spalten Nahrung in einzelne Nährstoffe auf, z. B.
spaltet das Enzym Laktase Milchzucker in seine Einzelbestandteile
Traubenzucker und Schleimzucker. Nur so kann der Milchzucker
letztlich vom Körper aufgenommen werden. Die verschiedenen Verdauungsenzyme kommen in jeweils unterschiedlichen Abschnitten
des Verdauungstrakts zum Einsatz, z. B. Laktase im Dünndarm.
ERNÄHRUNGSTIPPS FÜR
NET-PATIENTEN
➐ …› Quellenangaben
Bundesorganisation Selbsthilfe NeuroEndokrine
Tumoren e. V., Webseite
Bundesverband der Hersteller von Lebensmitteln für eine
besondere Ernährung e. V. (Diätverband),
Ungewollter Gewichtsverlust – Warum wiegen?
Fischer C., Spezielle Anforderungen an die Ernährungstherapie, anlässlich des Symposiums „Aktuelle Diagnose und
Therapie Neuroendokriner Tumore“ am 23. Juni 2009 in Bad
Berka
Koula-Jenik H., Leitfaden Ernährungsmedizin, Urban &
Fischer, 1. Aufl. 2006
Carcinoid Callpoint, Webseite
Nestlé Nutrition, Webseite
Delbrück H. und Wilke H., Rehabilitation von Patienten mit
Magenkarzinomen. Der Onkologe 6, 2000, S. 6–13
Seite 30
➐ …›
Quellenangaben
Deutsches Ernährungsberatungs- und -informationsnetz
Webseite
Maasberg S. et al., Prevalence, severity and clinical outcome
of malnutrition in gastroenteropancreatic neuroendocrine
tumours. Poster anlässlich des Jahreskongresses der European Neuroendocrine Tumor Society (ENETS) 2010
Deutsche Krebshilfe e. V., Die blauen Ratgeber,
Nr. 46 „Ernährung bei Krebs“, 10/2008
Novartis Oncology, Patientenbroschüre Neuroendokrine
Tumoren
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) e. V.,
„Essen und Trinken bei Krebs“, 1. Aufl. 2010
Project for Learning Advances in Neuroendocrine Tumours
(P.L.A.N.E.T.), Webseite
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) e. V.,
Webseite
Steinhagen-Thiessen E., Ernährung – Stellenwert verschiedener Ernährungsformen bei Patienten mit Tumorerkrankungen
Deutsches Register Neuroendokrine Gastrointestinale
Tumore (NET-Register), Webseite
Masin M., Kurzdarmsyndrom und Ernährung, Webseite
Deutsches Krebsforschungszentrum Krebsinformationsdienst, Webseite
Hien P., Diabetes-Handbuch: eine Anleitung für Praxis und
Klinik (online gesichtet, 6. Aufl.)
Zürcher G., Ernährung bei Tumorerkrankungen, Deutscher
Krebskongress 2010
GEWICHTSKARTE FÜR PATIENTEN
Ernährung bei Krebs
FRÜHZEITIG AKTIV WERDEN
Grundsätzlich können Sie sich nach Ihren Wünschen
und Bedürfnissen ernähren, wobei die Energie- und
Nährstoffzufuhr natürlich ausreichend sein sollte.
Wenn Sie keine Probleme beim Essen und Trinken
haben, dann versuchen Sie eine gesunde ausgewogene und an Gemüse und Obst reiche Kost einzunehmen, wie sie auch zur Vorbeugung vor Krebs
empfohlen wird.
Bemerken Sie, dass Sie mit dem Essen Probleme haben, wie z.B. Appetitlosigkeit, Geschmacksstörungen
oder Abneigungen, dann suchen Sie die Hilfe von
Spezialisten (Arzt oder Diätassistent/Ernährungsberater) in Ihrer Nähe.
TIPPS BEI GEWICHTSVERLUST
Essen Sie reichlich zu Zeiten, in denen
Sie sich gut fühlen.
Halten Sie stets energiereiche Snacks
bereit.
Wenn Sie schnell satt werden, essen
Sie mehrmals täglich kleinere
Portionen.
Machen Sie einen Spaziergang vor
jeder Mahlzeit - Bewegung regt den
Appetit an.
Art. nr. XXX
VOR- UND NACHNAME:
AUSGANGSGEWICHT:
GEBURTSDATUM:
Bitte tragen Sie wöchentlich Ihr Gewicht ein. Bitte zu jedem Arztbesuch mitbringen!
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
Woche: 1
Gewicht (kg):
Zu- / Abnahme (kg):
+5 kg
+4 kg
+3 kg
+2 kg
+1 kg
-1 kg
-2 kg
-3 kg
1. Benutzen Sie möglichst
die gleiche Waage.
2. Achten Sie auf
vergleichbare Wiegebedingungen (Kleidung,
Schuhe, etc.) und wiegen
Sie sich am besten an
einem festgelegten
Wochentag möglichst
immer zur gleichen
Uhrzeit und unter
gleichen Bedingungen
(z.B. vor dem Frühstück).
3. Ein guter Ernährungszustand ist ein wichtiger
Baustein für eine
erfolgreiche Krebstherapie. Sprechen Sie
mit Ihrem Arzt über
Maßnahmen gegen
ungewollten
Gewichtsverlust.
-4 kg
-5 kg
-6 kg
-7 kg
-8 kg
-9 kg
-10 kg
-11 kg
-12 kg
-13 kg
Nestlé HealthCare Nutrition GmbH
Vertrieb:
Zielstattstraße 42
81379 München
Tel. Produktanfragen +49 800 100 16 35
Tel. Bestellservice
+49 800 083 22 44
www.nutrinews.de
Novartis Pharma GmbH
Roonstrasse 25
90429 Nürnberg
www.novartisoncology.de
Bundesorganisation Selbsthilfe
Neuroendokrine Tumoren e.V.
-14 kg
Woche:
1
2
ERSTER EINTRAG AM:
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
Netzwerk Neuroendokrine
Tumoren (NET) e.V.
Art. Nr. 310801 / Druckdatum: 09/2010
Tipps
Ernährungs-Tipps
für Patienten mit
neuroendokrinen Tumoren
In Zusammenarbeit mit
Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NET) e.V.
und Bundesorganisation Selbsthilfe
Neuroendokrine Tumoren e.V.
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