Die Institute Institut für Stammzellforschung Institute of Stem Cell Research Neuherberg (Direktorin / Director: Prof. Dr. Magdalena Götz) as ISF untersucht die grundlegenden molekularen und zellulären Mechanismen der Stammzellerhaltung (Selbsterneuerung) und Stammzelldifferenzierung. Dies erfolgt an Hand dreier verschiedener Stammzelltypen aus allen drei Keimblättern, den neuralen Stammzellen (Ektoderm), den hämatopoietischen Stammzellen (Mesoderm) und den Stammzellen des Entoderms. Anhand dieser verschiedenen Stammzellsysteme wurden dieses Jahr besondere Fortschritte bezüglich der Identifizierung von Kandidatengenen, die eine Rolle für die Selbsterneuerung von Stammzellen des Blutes spielen könnten, als auch von Kandidatengenen für die Entodermentwicklung erzielt. Zudem konnten wir dieses Jahr die zentrale Funktion von Transkriptionsfaktoren neuraler Stammzellen belegen, die es diesen erlauben, auch im adulten läsionierten Gehirn noch neue Nervenzellen zu generieren. Hier erwies sich die komplementäre Hemmung der Transkriptionsfaktoren Olig2 und Pax6 als entscheidend, um auch nach Gehirnverletzungen im Mausmodell wieder neue Nervenzellen bilden zu können. Das ISF ist Teil der Programmes ‚Genomforschung’ der Helmholtz-Gemeinschaft und trägt die funktionelle Genomik der Stammzellspezifizierung und Differenzierung zu diesem Programm bei. Interaktionen bestehen mit dem Institut für Entwicklungsgenetik bezüglich der Differenzierung von neuralen Stammzellen in dopaminerge Neurone, der Identifikation von neuen Genen, die asymmetrische Zellteilung regulieren mittels Genetrap, und der Funktion der Paired Domäne des Transkriptionsfaktors Pax6 für die neuronale Differenzierung (Haubst et al., 2004). Die Arbeitsgruppe von Frau Dr. Bally- D he Institute of Stem Cell Research addresses the basic molecular and cellular mechanisms of stem cell self-renewal and differentiation by using complementary experimental approaches with stem cells from all three germ layers, neural, haematopoietic and endodermal. This year we made particular progress in the identification of candidate genes for the regulation of endoderm development and haematopoietic stem cell self-renewal. We were also able to demonstrate at the functional level that the transcription factor Pax6 is both necessary and sufficient to instruct neural stem cells to generate new nerve cells (neurogenesis) in injured adult brain. The complementary inhibition of the transcription factors Olig2 (which is upregulated after injury) and Pax6 is decisive in enabling neurogenesis following brain injury in the cerebral cortex of adult mice. These results indicate a novel approach for instructing endogenous glial cells to react to brain injury with neuronal repair. Research in the Institute is integrated into the HGF programme on ‘Comparative Genomics’ to which it contributes the work on regulation and differentiation of stem cells. The Institute interacts with the Institute of Developmental Genetics (IDG) on the differentiation of neural stem cells in dopaminergic neurons, the identification of new genes that regulate asymmetric cell division using gene trap technology and the function of the paired domain of the transcription factor Pax6 in neuronal differentiation (Haubst et al., 2004). The IDG research group led by Dr. Bally-Cuif collaborates with the ISF on investigations into the mechanisms of adult neurogenesis T GSF " 233 Cuif untersucht in Zusammenarbeit mit dem ISF Mechanismen der adulten Neurogenese beim Zebrafisch, einem ausgezeichneten Regenerationsmodell. Enge Zusammenarbeit besteht auch mit dem Institut für Experimentelle Genetik bezüglich des Notch/DeltaSignalweges bei der neuralen Stammzelldifferenzierung und verschiedenen Mikroarrayanalysen von neuralen Stammzellen. Die Funktion der Homeodomäne des Transkriptionsfaktors Pax6 wird in Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Jack Favor am Institut für Humangenetik untersucht. Das ISF ist Teil des Programmes ,Funktionelle Genomik‘. Leitende Mitarbeiter sind M. Götz, H. Lickert und T. Schroeder. Da das Institut im Jahr 2004 gegründet wurde, hat sich die Anzahl der Mitarbeiter erst im Laufe des Jahres erhöht. Zum Abschluss 2005 waren am Institut 11 Wissenschaftler/innen, 12 Doktoranden/innen, 4 Gastwissenschaftler und 8 technische Mitarbeiter/innen beschäftigt. Frau Dr. Andrea Wizenmann ist die stellvertretende Institutsleiterin. Neurale Stammzellen M. Götz Ziel unserer Arbeiten ist es, grundlegende Mechanismen der Spezifizierung von neuralen Stammzellen und ihrer Nachkommen so gut zu verstehen, dass Stammzellen gezielt zur regenerativen Therapie eingesetzt werden können. Diesem Ziel sind wir mit zwei Schlüsselarbeiten dieses Jahr entscheidend näher gekommen. Im ausgewachsenen Gehirn von Säugern, inklusive des Menschen, findet fast keine Neubildung von Nervenzellen mehr statt, mit Ausnahme zweier kleiner Bereiche des Vorderhirns, dem Riechkolben und dem Hippocampus. Unsere Arbeiten haben nun im Mausmodell herausgefunden, dass der Transkriptionsfaktor Pax6 für die Fähigkeit, neue Nervenzellen zu bilden, eine wesent- 234 " GSF in zebrafish, a superb regeneration model. There is also close cooperation with the Institute of Experimental Genetics on the Notch-Delta signal pathway in neural stem cell differentiation and various microarray analyses for neural stem cells. The function of homeo domains of the transcription factor Pax6 is investigated together with Dr. Jack Favor of the Institute of Human Genetics. The Institute of Stem Cell Research is a part of the programme on Functional Genomics. The Senior Scientists are M. Götz, H. Lickert and T. Schroeder. The Institute was founded in 2004 and the number of people involved in the research increased over the year. At the end of 2005 there were 11 scientists, 12 postgraduate students, 4 visiting scientists, and 8 technicians at the Institute. Dr. Andrea Wizenmann is the Deputy Director. liche Rolle spielt. Nachdem wir letztes Jahr nachweisen konnten, dass Pax6 genau in dem Bereich, in dem noch zeitlebens die Neubildung von Nervenzellen fortgesetzt wird, in neuronalen Vorläuferzellen exprimiert ist – nicht aber in anderen Regionen des Gehirns (Hack et al., 2004) –, konnten wir dieses Jahr die Funktion von Pax6 in diesen Zellen klären. Virale Vektoren, die Pax6 enthalten oder seine Funktion blockieren, wurden in die Region des Vorderhirns injieziert, in der adulte neurale Stammzellen lokalisiert sind. Sie bilden über einen Stammbaum verschiedener weiter spezialisierter Vorläuferzellen zeitlebens bestimmte Nervenzellen des Riechkolbens. Die virale Transfektion ermöglicht es, die Nachkommen der manipulierten Vorläuferzellen in einer anderweitig nicht veränderten Umgebung und damit die zell-autonome Funktion des Transkriptionsfaktors Pax6 zu untersu- Die Institute Abb. 1: In dem linken panel ist die Pax6-Immunfärbung ausschließlich in der äußeren Schicht (GL = glomerular layer), aber kaum in der inneren Schicht (granule cell layer = GCL) des Riechkolbens gezeigt. Nur in der äußeren Schicht befinden sich dopaminerge Neurone und tatsächlich ist Pax6 in dopaminergen Neuronen vorhanden, wie rechts oben in der Doppelfärbung von Pax6-Immunfärbung (grün) mit dem Marker für dopaminerge Neurone, die Tyrosine-hydroxylase (TH-Immunfärbung in rot) gezeigt ist. Pax6 ist tatsächlich in der Lage, die vermehrte Bildung von TH-immunopositiven Neuronen zu instruieren, wie in der Abbildung rechts unten gezeigt ist (Pax6 wurde mit einem viralen Vektor transduziert, der Pax6 und GFP, das hier nachgewiesen ist, enthält) (siehe Hack et al., 2005). chen. Diese funktionellen Untersuchungen zeigten eindeutig, dass die Blockade der Funktion von Pax6 die Neubildung von Nervenzellen des Riechkolbens vollständig blockiert (Hack et al., 2005). Umgekehrt brachten zusätzliche Mengen des Transkriptionsfaktors Pax6 die Vorläuferzellen dazu, verstärkt in Nervenzellen zu differenzieren (Hack et al., 2005). Interessanterweise reguliert Pax6 zudem in einem späteren Differenzierungsstadium der Nervenzellen deren spezielle neurochemische Eigenschaften, nämlich welchen chemischen Überträgerstoff diese Zellen benutzen, um mit anderen Nervenzellen zu kommunizieren. Bleibt Pax6 auch während diesem späteren Differenzierungsstadium vorhanden, entwickeln die Nervenzellen den Überträgerstoff Dopamin (Abb. 1; Hack et al., 2005). Diese Untersuchungen haben also zum ersten Mal einen molekularen Mechanismus aufgezeigt, wie auch im ausgewachsenen Gehirn von Säugern dopaminerge Nervenzellen neu gebildet werden. Die mögliche klinische Relevanz dieser Ergebnisse besteht darin, dass bei Parkinson-Patienten speziell dopaminerge Nervenzellen absterben, allerdings in einem anderen Teil des Gehirns. Wir konnten in diesen Untersuchungen zudem auch einen molekularen Gegenspieler von Pax6 identifizieren, den Transkriptionsfaktor Olig2. Olig2 hemmt die Neurogenese und hält einerseits die Vorläuferzellen in einem undifferenzierten Zustand, fördert andererseits aber auch die Bildung von Oligodendrozyten (Hack et al., 2005), einer wichtigen Klasse von Gliazellen. Zu unserer großen Überraschung wird genau dieser Transkriptionsfaktor Olig2 nach Gehirnverletzungen verschiedener Art (Stichverletzung, Hirnschlag, Neurodegeneration) in Gliazellen verschiedenster Gehirnregionen, die alle GSF " 235 Abb. 2: Diese Abbildung zeigt ein junges Neuron, erkenntlich an der doublecortin (DCX)Immunreaktivität, das nach Verletzung des GFP Gehirns (cerebraler DCX Cortex) aus einer Gliazelle hervorging, die mit einem viralen Vektor infiziert wurde, der zur Expression von Pax6 und GFP führt. Diese Ergebnisse zeigten zum ersten Mal, daß endogene Zellen im erwachsenen Gehirn von Säugern nach einem schweren Hirntrauma in der Lage sind, neue Nervenzellen zu bilden – allerdings nur nach Überexpression von Pax6. (siehe Buffo et al., 2005) keine Neurone mehr bilden können, hochreguliert (Abb. 2; Buffo et al., 2005). Tatsächlich ist es durch Blockade dieses Transkriptionsfaktors gelungen, die Neubildung von Nervenzellen nach Gehirnverletzungen in diesen Regionen wieder zu ermöglichen (Buffo et al., 2005). Diese Versuche zeigen also, dass es prinzipiell auch im ausgewachsenen Gehirn von Säugetieren möglich ist, abgestorbene Nervenzellen endogen wieder zu ersetzen, eine hoffnungsvolle Aussicht für viele neurologische Erkrankungen, die bislang praktisch nicht behandelt werden können. Es bleibt aber noch viel zu tun, da die meisten der neu gebildeten Nervenzellen in einem unreifen Stadium verbleiben, und viele auch wieder absterben. Molekulare Kontrolle hämatopoetischer Schicksalsentscheidungen T. Schroeder Das hämatopoetische System ist eines der aktivsten regenerativen Systeme des menschlichen Körpers. Während des gesamten Lebens müssen permanent große Mengen an Blutzellen durch Proliferation und Differenzierung hämatopoetischer Stammzellen neu hergestellt werden. Deren enormes therapeutisches Potential zeigt sich beispielsweise bei ihrer erfolgreichen An- 236 " GSF wendung für Knochenmarkstransplantationen. Gleichzeitig kann die Fehlregulation ihres Verhaltens aber auch zu schwerwiegenden Krankheiten wie z.B. Leukämien führen. Ziel unserer Arbeiten ist es, zu verstehen, wie das Verhalten von Blutzellen molekular gesteuert wird. Um die Funktion von z.B. Genen oder Zytokinen exakt analysieren zu können, sind Methoden zur genauen Beobachtung ihrer Effekte auf das Verhalten von Blutzellen notwendig. Wir haben daher neuartige Mikroskopie- und Bildverarbeitungsverfahren entwickelt, die es erlauben, das Verhalten von Blutzellen über lange Zeiträume auf Einzelzellebene zu verfolgen. Dazu werden neue Stammzellisolationsverfahren, Mikroskopietechniken, Inkubationsmethoden, und transgene Mauslinien kombiniert. Zusätzlich wurden computergestützte Ansätze zur Herstellung mikroskopischer Zeitrafferaufnahmen verbessert und neue Programme zur Auswertung dieser Aufnahmen entwickelt. Um die nicht-invasive Detektion von Linienentscheidungen der beobachteten Blutzellen zu ermöglichen, liegen in unserem Labor mehrere transgene Mauslinien vor, welche unterschiedliche Fluoreszenzproteine spezifisch in Zellen bestimmter Arten von Blutzellen exprimieren. Momentan werden zusätzlich zu den bereits vorhandenen Linien weitere transgene Mauslinien hergestellt, mit dem Ziel, möglichst viele Blutlinien einer Maus gleichzeitig nicht-invasiv im Mikroskop unterscheiden zu können. Wir verwenden diese neuen Technologien, um die Funktion von Genen zu bestimmen, welche als Regulatoren von Stammzellschicksalen im Blutsystem vermutet werden. Besonderes Interesse liegt dabei auf Genen, welche bei der Steuerung asymmetrischer Zellteilung beteiligt sein könnten. Dazu wurde die Expression von verschiedensten Kandidatengenen in murinen Blutstammzellen untersucht. Diese Kandidatengene wurden auf Grund ihrer Funktion bei der molekularen Steuerung der asymmetrischen Zellteilung in anderen biologischen Systemen, z.B. im Wurm C. elegans, oder der Fliege D. melanogaster ausgewählt. Für einige dieser Kandidatengene konnte gezeigt werden, dass sie auch von Blutstammzellen exprimiert werden, und daher auch in Entwicklung des Entoderm in der Maus H. Lickert Ziel unserer Arbeit ist es, die frühe Entodermentwicklung und die Entstehung der entoderm-abgeleiteten Organe (Pankreas, Leber und Lunge) zu verstehen. Dieses soll einerseits ermöglichen, spezialisierte Zellen dieser Organe, wie z.B. die Insulin-produzierenden β-Zellen des Pankreas für regenerative Stammzelltherapien zu differenzieren. Andererseits dient unsere Arbeit auch als Grundlage für die Identifizierung von Genen und Ursachen genetisch bedingter Krankheiten der entodermalen Organe. Hierfür versuchen wir die Entodermentwicklung im Tiermodellsystem Maus in Echtzeit zu beobachten. Ein statisches Embryokultursystem in Kombination mit 4D-Zeitrafferaufnahmen am konfokalen Mikroskop wurde diesbezüglich etabliert. Die genetische Fluoreszenzmarkierung von entodermalen Vorläuferzellen soll uns er- möglichen, die Differenzierung und Morphogenese im Entoderm zu analysieren. Für eine detailierte Analyse der Entodermentwicklung ist es entscheidend, genügend spezifische Markergene zu identifizieren. Deshalb haben wir systematisch begonnen, nach neuen Genen in der Entodermentwicklung zu suchen. Hierfür erstellen wir genomweit Expressionsprofile von normalen Mausembryonen und solchen mit abnormaler Entodermentwicklung und werten diese bioinformatisch aus (Lickert et al., 2005). Dies dient dann als Ausgangspunkt für die Suche nach Genen mit einer spezifischen mRNA-Expression im embryonalen Entoderm. Dieses Jahr ist es uns gelungen, über 250 Kandidatengene auf diese Weise zu analysieren. Interessanterweise zeigen bereits 12 dieser Gene spezifische Expression in Regionen des Entoderms oder für die Entwicklung des Entoderms entscheidenden embryonalen Organisatorstrukturen. Um diese Kandidatengene nun funktionell zu untersuchen, haben wir eine neue Methode der transgenen RNA-Interferenz (RNAi)vermittelten Geninaktivierung etabliert (Lickert et al., 2005; Tanaka et al., 2005). Diese Methode ermöglich es Gene in embryonalen Stammzellen (ES-Zelle) zu inaktivieren. Mittels tetraploider Komplementationstechnologie können direkt aus den ESZellen Embryonen generiert werden, ohne die ES-Zellen durch die Keimbahn schleusen zu müssen, wie es beim Gen knock-out üblich ist. Dies macht die sonst mühsame Genfunktionsanalyse sehr schnell und ökonomisch, wodurch die Auswahl der interessanten Kandidatengene erleichtert wird. Um die funktionelle Charakteriserung der identifizierten Kandidatengene mit alternativen Strategien voran zu treiben, nutzen wir die Resourcen an der GSF in Form des German Genetrap Konsortiums und anderer weltweiter Genetrapkonsortien. Der Genetrap (dt.: Genfalle) ist eine Form der Mutagenisierung von Genen in der ES-Zelle. Hierbei werden Gentrapvektoren zufällig ins Mausgenom integriert und die betroffenen Gene können so identifiziert werden. Einige unserer Entodermkandidatengene wurden mit dieser Methode in der ES-Zelle mutagenisiert. Um die Folgen der Mutation und darausfolgend die Funktion der Gene in vivo Die Institute diesen an der Steuerung asymmetrischer Zellteilung beteiligt sein könnten. Zusätzlich untersuchen wir die Entstehung von Blutstammzellen aus ihren mesodermalen Vorläufern während der Embryonalentwicklung. Als Modellsystem wird dazu die Differenzierung muriner embryonaler Stammzellen verwendet, welche in vitro zu Blutzellen differenziert werden. Durch Anwendung einer Kombination mesodermaler in vitro Differenzierung von murinen embryonalen Stammzellen, Anreicherung definierter Vorläuferpopulationen durch Fluoreszenz-aktivierte Zellsortierung und neuer Bioimaging Verfahren, konnten wir dabei Vorgänge beobachten, welche während der normalen Entwicklung im Embryo nicht sichtbar sind und auf die Herstellung von Blutzellen aus Endothelzellen hinweisen. Ein besseres Verständnis der untersuchten Vorgänge wird helfen, sowohl die Eigenschaften adulter Blutstammzellen besser zu verstehen, als auch die therapeutisch viel versprechende Herstellung von Blutzellen aus embryonalen Stammzellen in vitro zu optimieren. GSF " 237 studieren zu können etablieren wir derzeit Mausmodelle für diese Kandidatengene. Aufgrund der Tatsache, dass das X-Chromosom eine überdurchschnittlich hohe Dichte an Krankheitsgenen kodiert (unter den derzeit identifizierten Genen > 15% im Menschen), versuchen wir neue Krankheitsgene auf diesem Chromosom zu identifizieren. Hierbei suchen wir systematisch nach hemizygot embryonalen Phänotypen, d.h. Mutationen in einem der 1098 Gene auf dem X-Chromosom, bei denen die 27 Gene auf dem Y-Chromosom nicht kompensieren können. Hierbei konnten wir vor kurzem einen embryonal lethalen Phänotyp für eine hemizygote Mutation im Drosophila Homolog des Tumorsuppressorproteins Disc large identifizieren. Diese Mausmutanten arrestieren am Tag neun der Embryonalentwicklung und zeigen eine nahezu komplette Deletion des Vorderhirns. Dies ist möglicherweise auf ein Ausbleiben der Signale des Entoderms auf die Entwicklung des Nervensystems zurückzuführen. Interessanterweise führen Punktmutationen dieses Gens im Menschen zu einer X-Chromosom-gekoppelten mentalen Retardation. Dieses Projekt ist eine Kollaboration mit der Arbeitsgruppe von Prof. Wolfgang Wurst am Institut für Entwicklungsgenetik (IDG) der GSF. " " Zusammenarbeit Nationale und Internationale Zusammenarbeiten Sind national weitgehend in das Schwerpunktprogramm SP1109 zum Thema Stammzellforschung integriert und existieren mit vielen international führenden Instituten weltweit, u.a. RIKEN Entwicklungsbiologie, Kobe, Japan; Terry Fox Laboratories, Vancouver, Kanada; Albert Einstein College of Medicine, New York, USA; NIMR, London, UK; Institut Pasteur, Paris, Frankreich. " Sonderfinanzierte Vorhaben Emmy Noether-Programm: ,Analyse der Entodermentwicklung in der Maus’ SPP 1109: ‚Pax6 in neuralen Stammzellen’ SPP 1172: ‚Gliazellen bei der Integration neu generierter Neurone im adulten Nervensystem’ BMBF-Netzwerk ‚Stammzell-basierte Regeneration nach Schlaganfall’ 238 " GSF Ausgewählte Veröffentlichungen Buffo, A., Vosko, M.R., Ertürk, D., Hamann, G., Jucker, M., Rowitch, D. and Götz, M. (2005). Expression pattern of the transcription factor Olig2 in response to brain injuries – implications for neuronal repair. PNAS (2005) Czuchra, A., Wu, X., Meyer, H., van Hengel, J., Schroeder, T., Rottner, K. and Brakebusch, C.: Cdc42 is not essential for filopodium formation, directed migration, cell polarization and mitosis in fibroblastoid cells. Molecular Biology of the Cell 16: 4473 – 4484 (2005) Hack, M.A., Saghatelyan, A., de Chevigny, A., Lledo, P.-M. and Götz, M. Neuronal fate determinants of adult olfactory bulb neurogenesis. Nature Neuroscience 7: 865-872 (2005) Lickert, H., Cox B., Taketo, M.M., Wehrle, C., Kemler, R. and Rossant, J. (2005). Dissecting Wnt/b-catenin signaling during gastrulation using RNA interference in mouse embryos. Development 132:2599-2609 Tanaka, S.S., Yamaguchi, Y.L., Tsoi, B., Lickert, H. and Tam, P.L. (2005). IFITM/Mil/Fragilis family proteins IFITM1 and IFITM3 play distinct roles in mouse primordial germ cells. Dev. Cell 9(6): 745-756