Gleichstromschaltungen 3 Seite 25 Gleichstromschaltungen 3.1 Strom und Spannung im einfachen Stromkreis Einfacher Stromkreis: Eine Spannungsquelle, ein Verbraucher VL1 UG I RV U VL2 Symbol: 27 1.2 M ≡ R = 27Ω ≡ R = 1,2MΩ Nur bei unendlich hoher Leitfähigkeit der Verbindungsleitungen VL1 und VL2 ist UV am Verbraucher gleich UG am Generator. In der Praxis: Widerstand der Verbindungsleitung ρR ⋅ l R L = ----------A l = Länge, A = Querschnitt ρ R = spezif. Widerstand. Man denkt sich diesen Widerstand in den Bauelementen RL1 und RL2 vereinigt und betrachtet die Symbole für Leitungen (-----) als unendlich leitfähig. RL ersetzt also die Leitungen und heißt Ersatzwiderstand. I 2 RL1 3 UL1 UG U RV UL2 1 RL2 4 Stromkreis unter Berücksichtigung des Widerstands der Verbin- Seite 26 GET-Skript dungsleitungen Damit ergibt sich innerhalb des Stromkreises folgender Potentialverlauf UG 1 ϕ ϕ2 ϕ3 ϕ4 UL1 2 U 3 UL2 4 1 I UL1 UG ϕ1 U UL2 Im Generator: Anhebung des Potentials von ϕ 1 auf ϕ 2 . Auf idealen Verbindungsleitungen: konstantes Potential. Über den Widerständen: Abfall des Potentials von ϕ 2 → ϕ 3; ϕ 3 → ϕ 4 und ϕ 4 → ϕ 1 . Der Stromkreis schließt sich an Klemme 1 mit Potential ϕ 1 . D.h. bei Umlauf von einem beliebigen Anfangspunkt durch den Stromkreis zurück zu diesem Anfangspunkt ist die Potentialdifferenz = Null. Also: Für Umlauf in Zählpfeilrichtung (ZPR) des Stromes: 0 = – U G + U L1 + U + U L2 Mit dem Ohm‘schen Gesetz lassen sich die Spannungen durch die Widerstände ausdrücken, also: U L1 = I ⋅ R L1; U = I ⋅ R V ; und U L2 = I ⋅ R L2 . Dann ist U G = I ⋅ ( R L1 + R V + R L2 ) Damit läßt sich der Strom I berechnen zu I = U G ⁄ ( R L1 + R V + R L2 ) und die Spannung U am Verbraucher ist U = U G – U L1 – U L2 = U G – ( R L1 + R L2 ) ⋅ I D.h.: Infolge der endlichen Leitfähigkeit der Verbindungsdrähte sinkt die Verbraucherspannung mit dem Strom I ab. Festlegung der ZPR: Im bisher verwendeten Zählpfeilsystem war am Verbraucher Zählpfeil für U und I in der gleichen Richtung. Gleichstromschaltungen Dieses System heißt daher Verbraucherzählsystem. Legt man dagegen fest, daß die Zählpfeile von U und I am Generator die gleiche Richtung haben sollen, so spricht man vom Generatorzählpfeilsystem. 3.2 Zweipole Alle im Beispiel gezeigten Elemente des Stromkreises (Spannungsquelle, Widerstände) haben zwei Anschlüsse und werden deshalb als Zweipole bezeichnet. Bei einem Zweipol interessiert man sich - nicht für Schaltungsdetails im Inneren, sondern - nur für die Strom-Spannungscharakteristik I = f(U), die man von außen bestimmen kann. Definition: Zweipole heißen linear, wenn die Beziehung I = f(U) (Strom-Spannungs-Charakteristik) linear ist, d.h. wenn gilt U = a + b ⋅ I oder I = p + q ⋅ U . Man unterscheidet noch einmal Passive lineare Zweipole: d.h. es ist keine Strom- oder Spannungsquelle im Zweipol enthalten (passiv) und es ist I = G ⋅ U bzw. U = R ⋅ I (linear). Beispiele: Ohm‘sche Widerstände und beliebige Kombinationen daraus. Aktive lineare Zweipole: d.h. der Zweipol kann elektrische Energie abgeben (aktiv) und es ist U = a + b ⋅ I bzw. I = p + q ⋅ U (linear). Beispiel: Realer Generator, bei dem die Klemmenspannung vom Strom I abhängt. Man kann einen realen Generator durch ein Ersatzschaltbild aus einem idealen Generator und einem Widerstand darstellen. Eine solche Spannungsquelle zeigt von außen die gleiche Strom-Spannungscharakteristik, ersetzt also die reale Spannungsquelle für unsere Betrachtungen und heißt deshalb Ersatzspannungsquelle. Es gilt: U = UG - UR = UG - R ⋅ I = a + b ⋅ I , d.h. die Ersatzspannungsquelle ist ein linearer, aktiver Zweipol. Seite 27 Seite 28 GET-Skript . R UL U UG 3.3 Die Kirchhoffschen Regeln Beim Zusammenschalten mehrerer Zweipole ergeben sich netzartige Strukturen, sogenannte Netzwerke, z. B. Ein Netzwerk besteht aus: - Zweigen von Zweipolen - Knoten, an denen Zweige zusammenstoßen und - Maschen, das sind beliebige geschlossene Wege im Netzwerk, bei denen kein Zweig oder Knoten mehrfach durchlaufen wird. Für die Knoten und Maschen lassen sich einfache Gesetzmäßigkeiten (Regeln) formulieren, die die Berechnung der Spannungen und Ströme in beliebigen Netzwerken ermöglichen. Gleichstromschaltungen Seite 29 a) Die Kirchhoff‘sche Knotenregel Gummiball I2 I3 I1 Wasserströme I4 I5 In einen Knoten darf sich keine Ladung stauen (wie z.B. Wasser in einem Gummiball). Also muß gelten → Summe aller auf einen Knoten zufließenden Ströme = Summe aller vom Knoten wegfließenden Ströme. Für eine mathematische Beschreibung dieser Regel muß man eine für alle Ströme einheitliche Bezugsrichtung festlegen. - Der Strom Ii im Zweig i zählt positiv, wenn die technische Stromrichtung zum Knoten hin zeigt. Dies ist der Fall bei ZPR zum Knoten und positivem Vorzeichen, oder bei ZPR weg vom Knoten und negativem Vorzeichen - Der Strom Ii im Zweig i, zählt negativ, wenn die technische Stromrichtung vom Knoten weg zeigt. Dies ist der Fall bei ZPR zum Knoten und negativem Vorzeichen, oder bei ZPR weg vom Knoten und positivem Vorzeichen Mit dieser Vereinbarung gilt ∑i = 1 I i = 0 n Kirchhoff‘sche Knotenregel b) Die Kirchhoff‘sche Maschenregel: ϕc U2 U3 ϕb ϕd U4 U1 ϕa ϕe U6 ϕf U5 Seite 30 GET-Skript In diesem Beispiel einer Masche haben die sechs Knoten die Potentiale ϕ a , ϕ b , ϕ c , ϕ d , ϕ e und ϕ f . Bezeichnet man die beteiligten Spannungen mit ϕ a – ϕ b , ϕ b – ϕ c , .... und ϕ f – ϕ a , so gilt: ( ϕa – ϕb ) + ( ϕb – ϕc ) + ( ϕc – ϕd ) + ( ϕd – ϕe ) + ( ϕe – ϕ f ) + + ( ϕ f – ϕa ) = 0 weil ja die Potentialdifferenz bei einem beliebigen Umlauf in einer Masche zwischen Anfangs- und Endpunkt (beides gleich!) Null ist. Für eine allgemeine mathematische Beschreibung des obigen Beispiels muß man eine Umlaufrichtung festlegen, auf die sich die ZPR der Spannungen Ui bezieht. (siehe Abb.) - Eine Spannung zählt positiv, wenn sie positives Vorzeichen hat und die ZPR mit der Umlaufrichtung übereinstimmt, oder wenn sie negatives Vorzeichen hat und die ZPR der Umlaufrichtung entgegengesetzt ist. - Eine Spannung zählt negativ, wenn sie negatives Vorzeichen hat und die ZPR mit der Umlaufrichtung übereinstimmt, oder wenn sie positives Vorzeichen hat und die ZPR der Umlaufrichtung entgegengesetzt ist. Mit dieser Vereinbarung gilt ∑i = 1 U i = 0 n Kirchhoff‘sche Maschenregel Die Kirchhoff‘sche Maschenregel gilt nicht nur für geschlossene Umläufe in Maschen eines Netzwerks, sondern für jeden geschlossenen Umlauf. Beispiel: Ersatzspannungsquelle: R Umlaufrichtung UR UG ∑i = 1 U i = n U ( – U G + U R + U ) = 0 oder U = U G – U R Gleichstromschaltungen Seite 31 3.4 Serien- und Parallelschaltung von Widerständen 3.4.1 Serienschaltung I R1 U1 R2 U2 Rn Un U=U0 Maschenregel: n ∑ Ui n = –U 0 + i=0 ∑ Ui = n 0 oder U 0 = i=1 ∑ Ui i=1 n = ∑ I i ⋅ Ri i=1 Knotenregel: Alle Ströme Ii = I sind gleich, weil im einfachen Stromkreis zu jedem Knoten nur zwei Zweige führen, deren Sröme in Summe gleich Null sind. Damit gilt n n U0 = ∑ I i ⋅ Ri i=1 = ∑ I ⋅ Ri i=1 n = I⋅ ∑ Ri i=1 Bezeichnet man R = ∑i = 1 Ri als Gesamtwiderstand der Reihenschaltung, n und U = U0 als die Gesamtspannung, so gilt U = I⋅R , Also: Bei einer Reihenschaltung addieren sich die Teilwiderstände Ri zu einem Gesamtwiderstand R. Seite 32 GET-Skript 3.4.2 Parallelschaltung Knoten I=I0 I=I0 I1 I2 In U In I1 I2 I1 I2 U In I=I0 Knoten Knotenregel: Für jeden der Knoten also z. B. für den unterer Knoten gilt ∑i = o I i = –I o + ∑ n n I i=1 i = 0 oder I0 = ∑i = 1 I i n = ∑i = 1 U i ⋅ Gi n Maschenregel: Alle Spannungen Ui = U sind gleich, weil beliebige Paare von Widerständen Maschen mit zwei Zweigen bilden, deren Spannungen in Summe Null sind. Somit gilt Io = ∑i = 1 U i ⋅ Gi n = ∑i = 1 U ⋅ G i n = U⋅∑ n i=1 Gi Bezeichnet man G = ∑i = 1 Gi als den Gesamtleitwert der Parallelschaltung, n und I = I0 als den Gesamtstrom, so gilt I = G⋅U, Also: Bei einer Parallelschaltung addieren sich die Leitwerte Gi bzw. die Kehrwerte 1/Ri der Widerstände zum Leitwert G bzw. Kehrwert 1/R des Gesamtwiderstandes. Gleichstromschaltungen Seite 33 3.4.3 Einfache Widerstandsnetzwerke Beispiel: R6 R2 1 R ? R7 R5 R4 R1 R3 2 Der Gesamtwiderstand R zwischen den Klemmen 1 und 2 kann bereits mit den bekannten Regeln für Reihen- und Parallelschaltung schrittweise berechnet werden. Schritte: R 123 = R 1 + R 2 + R 3 (Reihenschaltung) 1 1 1 1 --------------- = ---------- + ------ + ------ (Parallelschaltung) R 12345 R 123 R 4 R 5 R 123456 = R 12345 + R 6 1 1 1 --- = ----------------- + -----R R 123456 R 7 (Reihenschaltung) (Parallelschaltung) 3.5 Ersatzquelle 3.5.1 Ersatzspannungsquelle Ersatzschaltbild des linearen aktiven Zweipols Ri I URi U0 U Das Klemmenverhalten U = U 0 – R i ⋅ I (Strom-Spannungs-Charakteristik) einer realen Spannungsquelle wird durch obige Ersatz- Seite 34 GET-Skript spannungsquelle richtig beschrieben. Man nennt U: Klemmenspannung I: Klemmenstrom U0 : Quellenspannung und Ri : Innenwiderstand Betrachtet man die Ersatzspannungsquelle als Zweipol, so sind U0 und Ri von außen nicht zugänglich und müssen durch Messung von U und I bestimmt werden. Die lineare Strom-Spannungs-Kennlinie U = U 0 – R i ⋅ I kann durch zwei beliebige Meßwertpaare (U,I) festgelegt werden, besonders vorteilhaft sind jedoch Messungen bei Leerlauf und Kurzschluß. Leerlauf: Betriebszustand, in dem kein Strom fließt (I = 0). UL: Leerlaufspannung = Klemmenspannung U bei I = 0. Mit I = 0 wird der Spannungsabfall am Innenwiderstand Ri zu Null und die Quellspannung wird als Klemmenspannung meßbar: Uo = UL = U (I = 0) Kurzschluß: Betriebszustand, in dem beide Klemmen auf gleichem Potential liegen (U = 0). IK : Kurzschlußstrom = Strom I bei Klemmenspannung U = 0. Mit U = 0 liegt die gesamte Quellspannung am Innenwiderstand und dieser wird als Quotient aus Quellspannung und Kurzschlußstrom meßbar: I K = U 0 ⁄ R i = I ( U = 0 ) , und damit R i = U 0 ⁄ I K = U L ⁄ I K Gleichstromschaltungen Seite 35 3.5.2 Ersatzstromquelle Ersatzschaltbild des linearen aktiven Zweipols. I IG I0 1 G i = ----Ri U Das Klemmenverhalten I = I 0 – G i ⋅ U (Strom-Spannungs-Charakteristik) einer realen Stromquelle wird durch obige Ersatzstromquelle richtig beschrieben. Man nennt U: Klemmenspannung I: Klemmenstrom I0 : Quellstrom und Gi: Leitwert des Innenwiderstands Betrachtet man die Ersatzstromquelle als Zweipol, so sind I0 und Gi = 1/Ri von außen nicht zugänglich und müssen durch Messung von U und I bestimmt werden. Die lineare Strom-Spannungs-Kennlinie I = I 0 – G i ⋅ U kann durch zwei beliebige Meßwertpaare (U,I) festgelegt werden, besonders vorteilhaft sind jedoch Messungen bei Leerlauf und Kurzschluß. Kurzschluß: Betriebszustand, in dem beide Klemmen auf gleichem Potential liegen (U = 0). IK : Kurzschlußstrom = Strom I bei Klemmenspannung U = 0. Mit U = 0 ist I G = G i ⋅ U = 0 und der gesamte Quellstrom fließt am Innenwiderstand vorbei, wird also als Kurzschlußstrom direktmeßbar: I0 = IK = I (U = 0) Leerlauf: Betriebszustand, in dem kein Strom fließt (I = 0). UL: Leerlaufspannung = Klemmenspannung U bei I = 0. Seite 36 GET-Skript Mit I = 0 fließt der gesamte Quellstrom durch den Innenwiderstand Ri und dieser wird als Quotient aus Leerlaufspannung und Kurzschlußstrom von außen messbar: Ri = U L ⁄ I 0 = U L ⁄ I K 3.5.3 Allgemeine Ersatzquelle Ersatzspannungsquelle und Ersatzstromquelle sind gleichwertig und lassen sich eindeutig ineinander umrechnen. I Ersatzspannungsquelle I Ersatzstromquelle U U Ri = U L ⁄ I K Ri = U L ⁄ I K U = U L – Ri ⋅ I I = I K – Gi ⋅ U weil U L = R i ⋅ I K ist U = Ri ( I K – I ) oder G i ⋅ U = I K – I weil I K = U L /R i ist I = ( U L – U ) ⁄ Ri oder R i ⋅ I = U L – U I = I K – Gi ⋅ U U = U L – Ri ⋅ I Spezialfälle: Ersatzspannungsquelle Ersatzstromquelle mit Ri = 0 ist U unabhängig von I, also Ideale Spannungsquelle mit Gi = 0 ist I unabhängig von U, also Ideale Stromquelle I I U U Gleichstromschaltungen Seite 37 mit U0 = 0 (Kurzschluß) mit I0 = 0 (Unterbrechung) U = – Ri ⋅ I I = –Gi ⋅ U I I Ri U I0=0 U Ri U0=0 oder im Verbraucherzählpfeilsystem U = Ri ⋅ I I = Gi ⋅ U I Ri I U Ri U Das entspricht dem passiven linearen Zweipol (Ohm‘scher Widerstand) 3.5.4 Spannungsteiler Zur Erzeugung einer Teilspannung U aus der Quellspannung U 0 verwendet man die Spannungsteilerschaltung. IG R1 I UG U R2 Verbraucher U R Seite 38 GET-Skript Spannungsteiler im Leerlauf Bei I = 0 , näherungsweise bei I ≈ 0 also bei R » R 1, R 2 gilt U G = I G ⋅ ( R 1 + R 2 ) und im Leerlauf ist U L = I G ⋅ R 2 , also U L ⁄ U G = R 2 ⁄ ( R 1 + R 2 ) oder Teilspannung/Gesamtspannung = = Teilwiderstand/Gesamtwiderstand Belastete Spannungsteiler U G = I G ⋅ R 1 + U mit I G = I + U ⁄ R 2 R U G = ( I + U ⁄ R 2 ) ⋅ R 1 + U = I ⋅ R 1 + U ⋅ 1 + -----1- oder R 2 –I ⋅ U = U0 R1 ⋅ R2 -----------------R1 + R2 R2 U G ⋅ -----------------R1 + R2 U = –I⋅ Ri Diese lineare Beziehung zwischen U und I entspricht einem aktiven linearen Zweipol mit Quellspannung U 0 = U G ⋅ R 2 ⁄ ( R 1 + R 2 ) und Innenwiderstand R i = R 1 ⋅ R 2 ⁄ ( R 1 + R 2 ) oder R i = R 1 || R 2 Bestimmt man für den Spannungsteiler Leerlaufspannung und Kurzschlußstrom und wendet die bekannten Regeln zur Bestimmung des Innenwiderstandes und der Quellspannung einer Ersatzquelle an, so erhält man das gleiche Ergebnis für U0 und Ri Leerlauf: U L ⁄ U G = R 2 ⁄ R 1 + R 2 oder U L = U G ⋅ R 2 ⁄ ( R 1 + R 2 ) Kurzschluß: I K = U G ⁄ R 1 also U 0 = U L = U G ⋅ R 2 ⁄ ( R 1 + R 2 ) und R i = U L ⁄ I K = R 1 ⋅ R 2 ⁄ ( R 1 + R 2 ) Gleichstromschaltungen Seite 39 Damit kann der Spannungsteiler durch folgendes Ersatzschaltbild dargestellt werden: R1 I UG ⋅ R2 U 0 = -----------------R1 + R2 R2 U 3.6 Energieumsetzung im Stromkreis 3.6.1 Energie und Leistung U I ds S dA E I dV = ds ⋅ dA l Die Ladungen dq im Volumen dV erfahren im Feld E die Kraft F = dq ⋅ E und verrichtet beim Durchlaufen des Weges ds dieArbeit dW = F ⋅ ds = dq ⋅ E ⋅ ds . Weil dq = ρ ⋅ dV = S ⋅ d A ⋅ dt ist, gilt dW = S ⋅ d A ⋅ E ⋅ ds ⋅ dt = S ⋅ E ⋅ dV ⋅ dt , Die Arbeit dW = S ⋅ E ⋅ dV ⋅ dt im Volumenelement dV muß nun über den gesamten Verbraucher aufsummiert werden. (a) Erst über Scheibe der Dicke ds , wobei überall E ⋅ ds = dU konstant ist, also dW Scheibe = ∫A E ⋅ ds ⋅ S ⋅ d A ⋅ dt Seite 40 GET-Skript und weil bei Integration über die Fläche sowohl E ⋅ ds = dU , als auch dt konstant sind, ist dW Scheibe = dU ⋅ dt ⋅ ∫ S ⋅ d A = dU ⋅ dt ⋅ I A ds E S dA Gesamtfläche A dU = E ⋅ ds (b) Aufsummieren über den gesamten Verbraucher der Länge l Weil l ∫0 dU = U ist W = l ist, ∫0 dW Scheibe l = I ⋅ dt ⋅ ∫ dU = U ⋅ I ⋅ dt 0 Bezeichnet man die pro Zeiteinheit verrichtete Arbeit dW/dt mit Leistung P, so ist dW P = -------- = U ⋅ I dt Elektrische Leistung Als abgeleitete Einheit für die Größe Leistung ergibt sich [P] = [U ] ⋅ [I ] = V ⋅ A Wegen der Wichtigkeit hat [ P ] einen eigenen Namen, nämlich 1 Watt. 1 Watt = 1 W = 1 VA = 1 Joule/s = 1 kg m2/s3 In der Elektrotechnik hat die Arbeit W die Einheit 1 Wattsekunde [ W ] = 1 Wattsekunde = 1Ws ; 6 3.6 ⋅ 10 Ws = 1KWh Gleichstromschaltungen Seite 41 3.6.2 Leistungsanpassung und Wirkungsgrad Bei der Kombination eines aktiven Zweipols (Ersatzquelle) und eines passiven Zweipols (Verbraucher) wird am Verbraucher R und am Innenwiderstand Ri der Quelle Leistung verbraucht. Ri I U0 U Quelle R Verbraucher Wann ist die Leistung P am Verbraucher, maximal? Hinweis: R = 0: U = 0 I = IK also P = U ⋅ I = 0 R → ∞ : U = UL I = 0 also P = U ⋅ I = 0 Dazwischen Maximum. Allgemein: P = U ⋅ I und weil I = U 0 ⁄ ( R i + R ) und U = R ⋅ I = U 0 ⋅ R ⁄ ( R i + R ) , ist 2 P = U ⋅ I = U 0 ⋅ R ⁄ ( Ri + R ) 2 also: P = 0 für R = 0 und R → ∞ Das Maximum liegt bei ∂P ⁄ ∂R = 0 . An dieser Stelle ist R = Ri (Beweis durch Differenzieren!) 1 2 2 2 Dort ist P max = U 0 ⋅ R i ⁄ ( 2R i ) = --- ⋅ U 0 ⁄ R i . 4 Trägt man P/Pmax über R/Ri auf, so ergibt sich P/Pmax 1 0 0 1 2 3 1 2 Bei R = R i ist P = P max = --- ⋅ U 0 ⁄ R i 4 Man spricht hier von Leistungsanpassung. R/Ri Seite 42 GET-Skript Die Gesamtleistung von Quelle und Verbraucher ist 2 P ges = U 0 ⋅ I = U 0 ⁄ ( R i + R ) Ermittelt man das Verhältnis zwischen Verbraucherleistung und Gesamtleistung P ⁄ P ges , so erhält man den Wirkungsgrad η mit η = P ⁄ P ges = R ⁄ ( R + R i ) = ( R ⁄ R i ) ⁄ ( 1 + R ⁄ R i ) Trägt man η über R/Ri auf, so erhält man den Verlauf des Wirkungsgrades. η 1 ,5 0 1 2 3 R/Ri Bei R = Ri: η = 0, 5 (Leistungsanpassung) Bei R → ∞ : η = 1 (maximaler Wirkungsgrad) 3.7 Schaltung mit nichtlinearen Zweipolen Es gelten weiterhin - Knotenregel für Ströme - Maschenregel für Spannungen aber: es sind Bauelemente (Zweipole) enthalten, für die keine lineare Beziehung U = a + b ⋅ I vorhanden, für die jedoch eine eindeutige Beziehung U = f(I) gilt. Diese Beziehung zwischen U und I ist entweder kT I - explizit bekannt, z. B. Diode: U D = ------ ln 1 + ---- , e I 0 - als Kennlinie aufgenommen (Graphik) - für die in der Schaltung enthaltenen linearen Zweipole weiterhin durch U = I ⋅ R gegeben. Die Schaltungen lassen sich daher eindeutig, oft aber nicht mehr geschlossen, sondern nur graphisch oder numerisch berechnen. Beispiel: Schaltung mit einer Diode. Gleichstromschaltungen Seite 43 Ri I URi R UR U U0 UD Maschenregel: – U 0 + U Ri + U R + U D = 0 Durch alle Bauelemente fließt I und es gilt k⋅T I U D = ----------- ⋅ ln 1 + ---- nichtlinearer Zweipol e I 0 U Ri = R i ⋅ I Ohm‘sches Gesetz UR = R ⋅ I k⋅T I also: [ – U 0 + ( R i + R ) ⋅ I ] + ----------- ⋅ ln 1 + ---- e I 0 = 0 Hierfür läßt sich keine geschlossene Lösung finden. Graphische Lösung: Wir stellen die obige Beziehung um und suchen den Strom I, bei dem der rechte und der linke Term gleich werden. [ U 0 – ( Ri + R ) ⋅ I ] = kT I ------ ln 1 + ---- e I 0 Diodenkennlinie Widerstandsgerad Der linke Term stellt einen passiven nichtlinearen Zweipol (Diode) dar, der rechte einen aktiven linearen Zweipol (Quelle mit Innenwiderstand R = Ri). Beide Zweipole sind miteinander verbunden, sodaß Spannung und Strom bei beiden übereinstimmen muß. Zeichnet man für beide die Strom-Spannungs-Kennlinie, so ist diese Bedingung am Schnittpunkt erfüllt. Dieser Schnittpunkt heißt Arbeitspunkt (UDA, IA) und in diesem Punkt sind alle Bedingungen Seite 44 GET-Skript der Schaltung erfüllt. I Widerstandsgerade Diodenkennlinie IA 0 Arbeitspunkt UDA UR + URi U0 U