Mikroorganismen – kleine, aber vielfältige Lebewesen Mikroorganismen – kleine, aber vielfältige Lebewesen Die Bedeutung der Mikroorganismen Mikroorganismen in der Wirtschaft Mikroorganismen im Naturhaushalt Ohne Mikroorganismen würden Pflanzen und Tiere in ihrem eigenen Laub und Kot ersticken, denn alle Organismengruppen haben ihre spezielle Rolle im Naturhaushalt. Pflanzen wirken als Produzenten, Tiere als Konsumenten und Mikroorganismen überwiegend als Destruenten (Zersetzer). Als Saprophyten (Fäulnisbewohner) bauen Mikroorganismen tote pflanzliche und tierische Reste ab. Dabei entstehen wertvolle anorganische Substanzen, die wiederum von den lebenden Pflanzen als Mineralstoffe genutzt werden können. Dadurch ist der Mineralstoffkreislauf geschlossen. Für den Menschen ist die Rolle von Mikroorganismen als Zersetzer auch wirtschaftlich von großer Bedeutung. In der Landwirtschaft steigern Mikroorganismen die Bodenfruchtbarkeit, da sie organische Substanzen mineralisieren, an der Bodenbildung beteiligt sind und Luftstickstoff binden, den die Pflanzen als Mineralstoff nutzen. Mikroorganismen erfüllen auch beim Reinigen von Abwässern eine wichtige Aufgabe. Sie nutzen die Fremdstoffe, die Gewässer verunreinigen, als Nahrungsquelle und bauen diese vollständig oder teilweise ab. Damit werden die Schadstoffe der Umwelt wieder entzogen. Ein Großteil der Gewässerreinigung in Kläranlagen beruht auf diesem Prinzip (Abb. 30). 30. Prinzip einer Kläranlage. c „Biologische Reinigung“: In diesem Verfahrensteil einer Kläranlage bauen Mikroorganismen die organischen Stoffe im Abwasser ab und oxidieren teilweise die dabei entstehenden anorganischen Stoffe. d „Faulturm“: Der bei der biolo gischen Reinigung entstandene Klärschlamm wird im Faulturm mithilfe von anaeroben Bakterien zu ausgefaultem Schlamm und brennbarem Faulgas abgebaut. W Stickstoff (N2) in der Atmosphäre c 1 Abwasser Luftstickstoff erzeugende Bakterien Rechen 8 Tiere Pflanzen 7 9 9 Sandfang 6 Rohschlamm Nitrat (NO3–) 2 N2-fixierende Bakterien in Wurzelknöllchen und frei lebende N2-fixierende Bakterien 5 Zersetzer (Tiere, Bakterien, Pilze) 3 Ammonium (NH4 10 +) oxidierende Nitritbakterien 4 Nachklärbecken oxidierende Nitratbakterien Belebtschlammbecken Nitrit (NO2–) Schlamm S 29. Die bedeutende Rolle von Mikroorganismen im Stickstoffkreislauf. Für alle Lebewesen ist Stickstoff ein wichtiges Element. Es kommt in Proteinen wie auch in der Erbinformation vor und ist daher essentiell. Obwohl in der Luft etwa 78 % Stickstoff (N2) enthalten ist c, kann dieser aber von Pflanzen und Tieren nicht genutzt werden. Nur bestimmten Bakterien d ist es möglich, Luftstickstoff zu binden und diesen in Ammonium-Ionen (NH4+) e und weiter zu Nitrit (NO2–) f und Nitrat (NO3–) g umzuwandeln. Das Nitrat wird von den Pflanzen aus dem Boden aufgenommen h und beispielsweise in Aminosäuren eingebaut. Aus den Aminosäuren produzieren Pflanzen als auch Tiere i Proteine. Aus Nitrat wird von manchen Bakterien auch wieder Luftstickstoff j erzeugt. Sterben Pflanzen und Tiere ab oder erzeugen organischen Abfall (z. B. Laub, Kot etc), werden die organischen Verbindungen von Bakterien, Tieren und Pilzen k abgebaut. Dabei gelangen wieder Stickstoffverbindungen l, die von den Pflanzen genutzt werden können, in den Boden. Der Kreislauf ist geschlossen. Wieso raucht der Kompost? Das Dampfen gibt Aufschluss darüber, ob der Kompost reif ist oder nicht. Betrachten Sie den Cartoon rechts und überlegen Sie, welche Aussagen richtig sind! Begründen oder widerlegen Sie die Kommentare! Legen Sie ihre Argumente in einer Diskussionsrunde dar! Die Auflösung finden Sie auf S. xx. 38 Der Kompost brennt, weil sich Gase, welche Mikroorganismen produzieren, entzündet haben. Das Wasser, das in den Nahrungsmitteln enthalten war, verdunstet! Wenn Mikroorganismen organische Material zersetzen, entsteht Wärme! Es ist also ein Zeichen dafür, dass sie ihre Arbeit erledigen. Gewässer d Faulturm Stromerzeugung Klärschlamm als Dünger Überlegen Sie, wie Sie selber einer Gewässerverschmutzung vorbeugen oder diese verringern können! In der Industrie werden bestimmte Bakterien verwendet, um hitzestabile Enzyme (z. B.: Proteasen) zu produzieren. Diese werden für Waschmittel oder in der Papierindustrie benötigt. Thiobazillen werden beim mikrobiellen Bergbau eingesetzt. Die Mikroorganismen wandeln dabei unlösliche Erzminerale in wasserlösliche Substanzen um. Dadurch können aus Erzen Schwermetalle gewonnen werden. Andere chemoautotrophe Bakterien wiederum helfen bei der Gewinnung von Rohstoffen wie Kupfer und Uran. Mikroorganismen vergären außerdem Inhaltsstoffe wie Stärke verschiedener Nutzpflanzen zu Alkohol, der als Bestandteil alkoholischer Getränke (Bier, Wein etc.) oder von Kraftstoffen (Bioethanol) auf den Markt kommt. Aber nicht nur alkoholische Getränke, auch zahlreiche andere Nahrungsmittel werden mithilfe von Mikroorganismen erzeugt. Nennen Sie weitere Beispiele für mikrobiell hergestellte Nahrungsmittel und Einsatzgebiete für Mikroorganismen! Kernbereiche Biologie 5 © Verlag E. DORNER GmbH, Wien 39