Das Wertequadrat und seine Darstellung

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Das Wertequadrat
und seine Darstellung
Geschichte und mögliche Weiterentwicklung
Das Wertequadrat ist ein Denkwerkzeug, das Paul Helwig 1967 „erfunden“
hat, zu dem Aristoteles „Vorarbeit“ geleistet hat, und das Friedemann Schulz
von Thun in seinem zweiten Band von „Miteinander reden“ bekannt gemacht
hat.1 In diesem Artikel soll die Geschichte des Wertequadrats und vor allem die
seiner Darstellung nachgezeichnet werden, und es soll die Botschaft des
Quadrats hervorgehoben werden.
von Bernhard Possert
Aristoteles und das rechte Maß
„Bei jedem ausgedehnten und teilbaren Dinge kann man ein Zuviel
oder Zuwenig und ein rechtes Maß unterscheiden, und dies entweder
in Hinsicht der Sache selbst oder in der Beziehung auf uns. Das
rechte Maß liegt in der Mitte zwischen dem Zuviel und Zuwenig.
Unter der Mitte eines Gegenstandes verstehe ich das, was von jedem
der beiden Enden gleichen Abstand hat, und das gilt für alle
Gegenstände als eines und dasselbe. In bezug auf uns aber bedeutet
die rechte Mitte das, was weder zuviel noch zuwenig ist: das aber
ist keineswegs bei allen eines und auch nicht dasselbe. So, wenn
zehn viel, zwei aber wenig ist, so nimmt man in Hinsicht auf die
Sache als die Mitte sechs an, weil es um ebensoviel das eine
übertrifft, wie es vom anderen übertroffen wird; das aber bedeutet
die Mitte im Sinne der arithmetischen Proportion. Dagegen darf
man es nicht so fassen, wo es sich um die Beziehung auf uns
handelt. Wenn für jemand zehn Pfund zu essen zuviel, zwei aber
zuwenig sind, so wird ihm der Leiter in der Ringschule nicht gerade
sechs Pfund vorschreiben; denn möglicherweise ist auch dies noch
für denjenigen, der es bekommen soll, zuviel oder zuwenig. Für
einen Milo2 wäre es zuwenig, für einen, der mit den Übungen erst
beginnt, aber zuviel. Ebenso ist es mit Lauf und Ringkampf.
Und so meidet denn jeder vernünftige Mensch das Zuviel und das
Zuwenig und sucht dagegen die Mitte herauszufinden, und für
diese entscheidet er sich; die Mitte aber, das heißt hier nicht die
der Sache, sondern das Mittlere in bezug auf uns.“3
Aristoteles spricht also vom rechten Maß, der rechten
Mitte zwischen zu viel und zu wenig. Das könnte man so
darstellen:
das rechte Maß
zu viel
Vergleichen wir diesen antiken Text mit einem
„modernen“: Gregory Bateson, Kybernetiker der ersten
Stunde, bietet in seinem Artikel „Jeder Schuljunge weiß“
sechzehn verschiedene Denkwerkzeuge an. Nr. 11: „In
der Biologie gibt es keine monotonen ‚Werte’“
„Ein monotoner Wert ist ein solcher, der entweder nur zu- oder
nur abnimmt. Seine Kurve hat keine Schleifen; das heißt, seine
Kurve verändert sich nie von Zunahme zu Abnahme oder
umgekehrt. Begehrte Substanzen, Dinge, Muster oder
Erfahrungssequenzen, die in gewissem Sinne „gut“ für den
Organismus sind (z.B. Nahrungsmittel, Lebensbedingungen,
Temperatur, Unterhaltung, Sex und so fort), sind niemals so
doppel punkt 2/2005
zu wenig
beschaffen, dass mehr von der Sache stets besser ist als weniger
davon. Vielmehr gibt es für alle Objekte und Erfahrungen eine
Quantität, die einen optimalen Wert hat. Jenseits dieser Quantität
wird die Variable toxisch. Unter diesen Wert zu fallen bedeutet
Entbehrung.
Dieses Charakteristikum des biologischen Werts ist nicht auf
Geld übertragbar. Geld wird immer transitiv bewertet. Mehr Geld
ist vermeintlich immer besser als weniger Geld. Beispielsweise sind
1001 Mark 1000 Mark vorzuziehen. Das gilt aber nicht für
biologische Werte. Mehr Kalzium ist nicht immer besser als weniger
Kalzium. Es gibt eine optimale Kalziummenge, die ein gegebener
Organismus in seiner Ernährung benötigen mag. Darüber hinaus
wird Kalzium toxisch. Ähnlich gilt für den Sauerstoff, den wir
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einatmen, für Speise oder für Komponenten der Nahrung und
wahrscheinlich für alle Bestandteile von Beziehungen, dass genug
besser ist als ein Gelage. Wir können sogar zu viel Psychotherapie
bekommen. Eine Beziehung ohne Kampf ist langweilig, und eine
Beziehung mit zu viel Kampf ist toxisch. Wünschenswert ist
eine Beziehung mit einem gewissen Optimum an Konflikten. Wir
können sogar zu der Auffassung kommen, dass Geld, nicht an
sich selbst, sondern in seiner Wirkung auf Menschen, die es
besitzen, jenseits eines bestimmten Punktes toxisch wird. Jedenfalls
ist die Philosophie des Geldes, die Menge von Voraussetzungen,
nach denen man nie genug Geld haben kann, vollkommen
antibiologisch. Nichtsdestoweniger scheint es so, als könne man
Lebewesen zu dieser Philosophie erziehen.“4
Das eigentliche „Wertequadrat“:
1967 erscheint Helwigs Buch „Charaktereologie“.
Neben vielem anderen Wissenswerten findet man auf
dreieinhalb Seiten das Wertequadrat.5
„Die Charaktereigenschaften sind immer zugleich CharakterWerte (bzw. Unwerte). Es gibt keine Charaktereigenschaft, die
nicht einen Wert oder Unwert darstellte.
Die Vieldeutigkeit jedes dieser Charakterwerte bildet ein ständiges
Ärgernis in der Diskussion:
A sagt etwa, dass er die „kleinliche“ Art des X nicht mag. B
erwidert, dass er dann offenbar „schludrig-oberflächliche“
Charaktere mehr liebe. A erwidert, er liebe die „Großzügigkeit“.
B antwortet, ihm sei „Gründlichkeit“ und „Genauigkeit“ wichtig.
Im Folgenden soll nun ein, wie mir scheint, recht praktischer
„Kunstgriff“ beschrieben werden, der eine schnelle und radikale
Präzisierung dieser Begriffe und zugleich eine Präzisierung des in
ihnen liegenden Problems ermöglicht.
Alle diese Wert behafteten Begriffe (ich nenne sie im Folgenden
abgekürzt „Werte“ schlechthin) ordnen sich zu einer „Vierheit“
von Werten bzw. Unwerten. In jedem Wert liegt eine „Quaternität
von Werten“ eingeschlossen. An einem Beispiel ist das am
einfachsten klarzumachen.
gegenüber: das ist die „Oberflächlichkeit“ („Schludrigkeit“,
„Ungenauigkeit“). Diese steht als Unwert zugleich in konträrem
Gegensatz (diagonal) zu Nr. 2, der „Gründlichkeit“, und die
wieder in steht im Gegensatz (vertikal) zu Nr. 4, der
„Kleinlichkeit“, die ihre Entartungsform darstellt. (Von den
positiven Werten aus gesehen bezeichnen also die Vertikalen die
Entartungsformen, die Diagonalen die komplementären
Unwerte.)“
Und später:
„Die „Großzügigkeit“ (Nr. 1) bedarf, um bei ihrer Steigerung
nicht in ihre Entartungsform (Nr. 3) vertikal abzugleiten, der
Gegenspannung zur „Gründlichkeit“ (Nr. 2). Die
„Gründlichkeit“ bedarf, um nicht in ihre Entartungsform (Nr.4:
„Kleinlichkeit“) vertikal abzugleiten, des Gegendrucks der
„Großzügigkeit“. ...
Das Wertegesetz, das sich dabei zeigt, lautet: Jeder Wert
ist nur in ausgehaltener Spannung zu seinem positiven
Gegenwert ein wirklicher Wert. Vor allem lässt er sich
in sich selbst nur steigern, wenn zugleich die Spannung
zu diesem Gegenwert gesteigert wird, also wenn der
positive Gegenwert entsprechend mitwächst. – Die
„Großzügigkeit“ bedarf, um in gesteigerter Form auch
an Wert zu wachsen, der Steigerung der „Gründlichkeit“
und umgekehrt. Mit anderen Worten: Kein Wert ist an
sich allein schon, was er sein soll – er wird es erst durch
Einbeziehung des positiven Gegenwertes
Miteinander Reden
Friedemann Schulz von Thun hat durch sein Buch
„Miteinander Reden 2: Stile, Werte, Persönlichkeitsentwicklung“
das
Wertequadrat einem breiterem
Publikum angeboten. Er zieht
die Verbindung zu Aristoteles
und auch zum Yin-YangVerhältnis: „Sie durchdringen sich
gegenseitig und enthalten doch jeweils
schon selbst ein Spurenelement des
Gegenpoles.“
Schulz v. Thun adaptiert das Wertequadrat insofern, als
er daraus auch ein Entwicklungsquadrat macht:
Das Beispiel zeigt ein mögliches Entwicklungsquadrat
für den Umgang mit Konflikten: Menschen, die dazu
neigen „friedhöflich“ zu allem Ja und Amen zu sagen
und alles zu schlucken, haben als Entwicklungsrichtung
In diesem Wertequadrat steht zunächst die „Großzügigkeit“ als
positiver Wert (Nr.1) der „Kleinlichkeit“ (Nr. 4) als ihrem
negativen Gegenpol in der Diagonale gegenüber. Außerdem steht
sie (in der Vertikale) der „Entartungsform“ der Großzügigkeit
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die „Konfrontation“, Personen, die dazu neigen, andere
aggressiv zu entwerten, „sollen“ in Richtung
„Akzeptierung“ an sich arbeiten.
Die Darstellung des Wertequadrats
Die Darstellung der Begriffe als Quadrat ist an sich schon
ein riesiger Fortschritt. Wer je versucht hat, Leuten das
Wertequadrat zu erklären (besonders wenn es ein Thema
ist, das die Leute persönlich betrifft!), weiß, dass ein paar
Begriffe verbunden mit Strichen auf einem Blatt Papier
oder einem Flipchart wahre Wunder vollbringen können.
Und doch war ich (nach der Lektüre von Miteinander
Reden 2) immer auf der Suche nach Möglichkeiten, wie
man darstellen kann, dass die oberen
„Schwesterntugenden“ zueinander gehören. Ich behalf
mir mit einem dicken waagrechten Strich zwischen den
oberen beiden und den unteren beiden Werten und fügte
die Botschaft hinzu: Wichtig ist nicht so sehr, ob wir
links oder rechts liegen, sondern dass wir oberhalb dieser
Linie liegen!
anders sein
ist ok
genau hinschauen, sich
eine Meinung bilden
die anderen sind mir
„wurscht“
alles, was anders ist,
ist schlecht
In „Miteinander Reden 3: ‚Das Innere Team’ und situationsgerechte Kommunikation“ habe ich dann, zugegebenermaßen
leider erst im Zuge der Recherchen für den Artikel, folgende zumindest für mich wirklich brauchbaren Darstellungen
gefunden:6
Hier wird durch den liegenden
8er und die Gewitter-Pfeile klar,
wie die Werte zueinander
stehen.
Teamarbeit der Gegenzwillinge (oben),
Gefahr: Spaltung und Gegeneinanderarbeit (unten)
Das Wertequadrat am Hügel
Ich könnte mir noch eine andere Darstellung vorstellen:
Das Wertequadrat auf einem Hügel.
Die Idee: durch den Hügel wird sichtbar, dass es gilt, nicht
aus dem Gleichgewicht zu kommen: Wenn man nur auf
eine Seite setzt (z.B. Leistung belohnen), rutscht man
unweigerlich ins Extrem (Kampf jeder gegen jeden ...).
Durch das Kästchen wird der Zusammenhang der beiden
positiven Werte noch deutlicher.
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Hilfe für die,
die Hilfe brauchen
Kein Anreiz für
Eigeninitiative
Leistung
belohnen
Schwache
bleiben auf der
Strecke
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Im Miteinander Reden 3 finden sich aber auch noch ganz
andere Zeichnungen von Verena Hars. Schulz von Thun
schreibt, dass er mit ihr wohl über fünfzig Mal zusammen
gesessen ist, bis die über hundert Zeichnungen (nicht
nur Wertequadrate ...) fertig entwickelt waren! So wie
oben der Hügel, steht hinter dem nächsten Wertequadrat
eine Balancemetapher: Die Waage.7
Durch die Zeichnungen werden wir ganzheitlicher
angesprochen: Es macht einen Unterschied, ob ich nur
„Tagträumerei“ lese, oder ob ich jemanden in der
Hängematte sehe!
Links sieht man eine etwas einfachere Form aus
Miteinander Reden 3: 8 Hier gibt es keine BalanceMetapher, dafür klare Zeichnungen für die 4 Begriffe.
Was ist die Frage?
Was meines Erachtens in der Darstellung noch ein wenig
zu kurz kommt: Was ist die Frage, zu der das
Wertequadrat Stellung bezieht? Was ist der Kontext? Als
Überschrift z.B. für das Quadrat mit den Begriffen
„Großzügigkeit“ und „Abgrenzungsfähigkeit“ könnte
dienen: „Wenn meine Großzügigkeit ausgenützt wird“.
Das klärt den Kontext und erleichtert meines Erachtens
den Transfer in den Alltag.
Statt einer Frage könnte natürlich auch ein Begriff über
dem Quadrat stehen, der die Synthese der positiven
Werte darstellt und andererseits vom Wertequadrat
erläutert wird. Der Synthese-Wert zum Wertequadrat mit
dem waagrechten Strich könnte also lauten:
TOLERANZ
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anders sein
ist ok
genau hinschauen, sich
eine Meinung bilden
die anderen sind mir
wurscht
alles, was anders ist,
ist schlecht
doppel punkt 2/2005
Es gibt aber auch die Möglichkeit, einen Überbegriff
zu finden, der bereits die beiden Pole beinhaltet. Zum
Beispiel könnte der Titel des Hügel-Quadrats lauten:
„Soziale Marktwirtschaft“, der Titel des WaagenQuadrats: „gelassene Zielstrebigkeit“. Zugegeben: Das
klingt jetzt ein wenig billig: Einfach aus einem Wert ein
Adjektiv machen und damit den anderen bezeichnen?
Aber wenn ich eine Klausur moderiere, und die
Teilnehmer ringen nach einer Formel, mit der alle leben
können und die trotzdem noch Substanz hat, dann kann
mir nichts Besseres passieren als so einen Überbegriff
mit einem Wertequadrat darunter anzuwenden.
Metaphern und Wertequadrate
Über meine Arbeit mit Metaphern kam ich auf die Idee,
Wertequadrate in Metaphern zu übersetzen und die vier
Werte in dieser Metapher nur bildlich auszudrücken.
Johannes Zollner hat nach meinen Vorstellungen
folgendes Wertequadrat zum Thema Führung
gezeichnet. Meines Erachtens sind diese Bilder geeignet,
um mit Führungskräften und Mitarbeitern über Führung
ins Gespräch zu kommen und verschiedene
Vorstellungen abzugleichen.
Legende:
li oben: Der Pferdeflüsterer: Bedürfnisse hören, individuell auf Menschen eingehen
re oben: Es geht dahin: Der Kutscher treibt die Pferde an
li unten: den Pferden immer hinten nach sein und den Dreck wegputzen ...
re unten: Der Karren steckt im Dreck, die Pferde bekommen die Peitsche
Komplexe Darstellungsformen
Eine weitere (auf den ersten Blick für mich verwirrende)
Variante des Wertequadrats findet sich auf der Website
der Firma „Parcon“ in der Schweiz.9
„PARCON verwendet seit einiger Zeit auf der Basis
des Wertequadrates einen einfachen, wissenschaftlich
zwar nicht erhärteten, jedoch trotzdem sehr
aussagefähigen Fragebogen, der als Resultat jeweils eine
Grafik nach nebenstehendem Beispiel ergibt. Dabei
verknüpft wurden die beiden Eigenschaften «Personenorientiertes Verhalten» (waagrechte Linie) mit den
beiden Schwestertugenden Nähe (C.G.Jung: fühlen) und
Distanz (C.G.Jung: denken) sowie «Aufgabenorientiertes Verhalten» (senkrechte Linie) mit den
doppel punkt 2/2005
Schwestertugenden Dauer (C.G.Jung: introvertiert) und
Wechsel (C.G.Jung: extrovertiert), zu einer einzigen
Darstellung.
Der Hintergrund ist aus der untenstehenden Darstellung
ersichtlich. Daraus ergibt sich, dass die beiden Werte
Dauer und Distanz zusammengefasst werden können
zum neuen Wert Strukturiertheit. Der Unwert dazu
(negative Übertreibung) wäre [Eiskalte Verdinglichung].
Dies bedeutet, dass eine Person mit einer sehr hohen
Ausprägung in Distanz und Dauer grundsätzlich dazu
tendiert, dass sie zu sehr auf sich selbst bezogen ist, somit
das personale Umfeld und die zwischenmenschlichen
Beziehungen unberücksichtigt lässt und von der
Arbeitserledigung her als übertrieben pedantisch
wahrgenommen wird.
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Als Entwicklungsempfehlung
kann dann dieser Persönlichkeit
geraten werden, dass sie sich
und den andern mehr Raum
gewähren und damit von einer
Ziel- vermehrt zu einer
[Prozessorientierung] (sowohl
aufgaben- wie auch personenorientiert) verändern muss.
Dauer:
* Struktur
* Ordnung
* Systematik
Verschmelzung,
Abschottung nach
außen
Kohärenz:
Eiskalte
Verdinglichung
Strukturiertheit:
* Verbindlichkeit
* klares Ziel- und
Das gleiche Verhalten, jedoch
* Wir-Gefühl
Rollenbewusstsein
mit anderer Wirkung, gilt für
* Kuh-Wärme
* Sachlichkeit
Personen
mit
hoher
Ausprägung im Bereich
Distanz:
Nähe:
Kohärenz (Zusammenhang),
* Abgrenzung
Kontakt, Verbindlichkeit,
* Akzeptanz
Struktur! Rollen- und
* Ordnung
Koordination fördern!
* Harmonie
was sich im Unwert
Lenkungsklärung! Und
* Beurteilung
Regeln vereinbaren!
* Wir-Gefühl
nochmals
Struktur!
[Verschmelzung
und
* Solistentum
Abschottung gegen Außen]
darstellt. Diesen ist als
Entwicklungsempfehlung zu
Kontakt und Gefühle
Unterschiede sehen! Zu
raten, dass sie ihren Blick, ihre
fördern! ProzessKonflikten ermutigen!
beobachtung einführen!
Konfrontationen wagen!
Ohren und Ihre Zunge schärfen
müssen.
Der Wert Individualität
Lebendigkeit:
Individualität:
bedeutet analog in der
* synergetische
* persönliche
negativen
Übertreibung
Bewegung
Freiheit
* 3m über Boden
* „Eigen-Sinn“
(Unwert) [Kontaktverlust und
Zerfall] und kann mit der
bewusst
angegangenen
Entwicklung in Richtung
[Verbindlichkeit schaffen] aktiv
Endloses Gelaber,
Kontaktverlust,
kompensiert
werden.
BeziehungsZerfall
Lebendigkeit als letzter Wert im
verstrickungen
Wechsel:
Quadrat
verkommt
zu
* Spontaneität
[Beziehungsverstrickungen]
* Kreativität
* Bewegung
und endlosem Gelaber, welche
in sich aufgefangen werden
können mit [konsequentem
Strukturieren] (Aufbau- und Ablauforganisation,
Sitzungsorganisation, ...).“
Im Gegensatz zum „normalen“ Wertequadrat mit zwei
positiven Werten und zwei Unwerten finden sich hier
vier positive Werte und dazu jeweils vier Unwerte. Was
es noch kompliziert aussehen lässt: Die vier positiven
Werte werden jeweils generiert aus der
Zusammenfassung von zwei Begriffen der Polaritäten
„Nähe-Distanz“ und „Dauer-Wechsel“. Ich halte das
konkrete Blatt für großartig, wenn man es für sich selbst
durchgearbeitet hat, aber leider für ziemlich ungeeignet,
wenn man es zur Vermittlung in Gruppen verwenden
möchte – zu groß wäre meine Sorge, dass einige Leute
„aussteigen“.
Die Struktur selbst finde ich faszinierend: Theoretisch
braucht man nur zwei grundsätzliche Polaritäten-Achsen
– und der Rest ergibt sich (fast) von selbst! Es fehlen
nur noch die Zeichnungen, und das Blatt ist mit Leben
erfüllt!
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Das Wertequadrat hat immer recht?
Bei der Internet-Recherche für den Artikel bin ich auf
nebenstehendes Wertequadrat gestoßen.10
Aus dem Begleittext:
„In unserem Kulturkreis sind vor allem die Werte „oben
rechts“, aber auch teilweise noch die Unwerte „unten
rechts“ jeweils hoch im Kurs. Vor diesem Hintergrund
wird es verständlich und für die Humanisierung des
Menschen erstrebenswert, wenn die Entwicklungslinie
von unten rechts („Zwangs“-Monogamie) nach oben
doppel punkt 2/2005
links verläuft („Freie Liebe“) - auch um
die Gefahr, dass das Gegenpendel
gelegentlich zu weit schlägt („narzistische
Beziehunglosigkeit“). Deshalb ist darauf
zu achten, dass die neuen Werte bezüglich
der Idee der „freien Liebe“ nicht zu einer
Art Pflichtprogramm werden. ...“
Freie Liebe
Freiheit
Abenteuersexualität
Abwechslung
Zweierliebe
Bindung (Hingabe an
den/die PartnerIn), Intimität
Kontinuität
narzistische
Beziehungslosigkeit
Bindungslosigkeit
Selbstsüchtige Egozentrik
Sexualkonsum
„Zwangs“Monogamie,
Gebundensein
Symbiotische Verschmelzung,
Selbstlosigkeit, asketische
Selbstentfremdung
Ich will mit diesem Beispiel zeigen:
Man kann mit Wertequadraten alles
argumentieren. Nur weil man eine
Balance darstellt, heißt das nicht, dass sie
für den Menschen, um den es geht, auch
eine ist (vgl. Aristoteles oben: „die Mitte aber, das heißt
hier nicht die der Sache, sondern das Mittlere in bezug auf uns.“)
Ich könnte z.B. auch ein Wertequadrat zum Thema
Erziehung erstellen mit den positiven Begriffen „leichte
Prügel“ und „psychischer Druck“, und den
Übertreibungen „Schlagen, das Spuren hinterlässt“ und
„psychische Folter“; Auch das wäre eine Art von
Balance...
Dialektik – zur Lösung oder Polemik
Das ist wohl auch der Grund, warum die Dialektik
immer wieder in Verruf gekommen ist: Ich kann das
Wertequadrat durchaus auch verwenden, um jemanden
schlecht zu machen, anstatt gemeinsam Fortschritt zu
erzielen: Wenn A sagt: „Wir müssen mehr sparen“, könnte B
sagen: „Ja, schon, aber eben nicht Kaputt-Sparen, sondern auch
großzügig sein bei Bereichen wo es notwendig ist und wo es etwas
bringt. Gleichzeitig bin auch ich gegen Verschwendung. Wo können
wir die Linie ziehen: Wo ist es zuviel Sparen, und wo ist es zu
viel Großzügigkeit?“ Aber B könnte auch sagen: „Sie sagen
immer, Sie wollen sparen: In Wahrheit wollen Sie alles KaputtSparen! Sie wollen Dinge kaputt machen, die notwendig sind und
die etwas bringen! Man muss großzügig sein, schon mit Augenmaß,
aber großzügig!“ Je nach Stimmung und je nach Ziel und je
nach Kultur ...
Zusammenfassend:
Das Wertequadrat ist großartig, um aus polarisierten
Situationen herauszukommen.
Zu beachten ist:
grafische Darstellung
Begriffe, mit denen die Zielgruppe etwas
anfangen kann
Das Wertequadrat ist kein wasserdichter
Qualitäts-Check für eine gute Balance: Wenn man
will, kann man alles argumentieren; es gibt keine
richtigen Wertequadrate
Werte-Quadrate malen will geübt sein!
Fußnoten
1
Kurzeinführungen finden Sie auch im Internet: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/Wertequadrat.shtml
http://www.kca.ch/unternehmen/philosophie/management-by-values/werte-quadrat.htm (beide: 29.9.2005)
2
Milo von Kroton, berühmter Ringer des Altertums
3
Aristoteles, Nikomachische Ethik, Buch 2, 5. Kapitel, Deutsch: Adolf Lasson, Jena 1909, http://www.aristoteles-heute.de/
SeinBewegtBelebtBewusst/Ethik/Ethik0205.htm (29.9.2005)
4
Gregory Bateson, Geist und Natur. Eine notwendige Einheit. Frankfurt 19975, 72f.
5
Paul Helwig, Charaktereologie, Freiburg 19692, 65ff
6
Friedemann Schulz von Thun, Miteinander Reden 3, 2003, 198.
7
Miteinander Reden 3, 152.
8
Miteinander Reden 3, 220.
9
http://www.parcon.ch/i_wertequadrat.htm (29.9.2005)
10
http://www.timowendling.de/fl/ (30.9.2005)
Bernhard Possert
arbeitet vor allem als Moderator von Klausuren, Mediator und Coach in NPOs, NGOs,
Verwaltung und politischen Organisationen. Inhaltliche Schwerpunkte derzeit: Visuelle
Darstellung von Company-Maps, Darstellung von Lernzielen, u.a. für Kinder
[„Weltwissen der 7-Jährigen ...], Persönliches Wissensmanagement
Kontakt: [email protected]
doppel punkt 2/2005
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