Giardiasis (Lambliasis) Die Giardiasis, oder auch Lambliasis genannt, wird durch den Darmparasiten Giardia lamblia verursacht. Giardien (Giardia lamblia) sind ca. 8-18 Mikrometer große Einzeller mit geißelartigen Fortsätzen. Sie zählen weltweit zu den häufigsten Darmparasiten des Menschen. Jedes Jahr erkranken ca. 200 Millionen Menschen an Giardiasis. Vor allem in den Tropen ist der Durchseuchungsgrad der Bevölkerung sehr hoch. Die für Deutschland relevanten Infektionskontinente sind Europa (Deutschland, Spanien, Italien), Asien (Indien, Türkei, Thailand), Afrika (Ägypten) und Amerika. Wie kann man sich infizieren? Zu einer Infektion kommt es meist durch orale Aufnahme der sogenannten Oocysten über verunreinigtes Badewasser, Trinkwasser oder Lebensmittel. Auch die mechanische Übertragung durch Fliegen oder durch mangelnde Hygiene über die Hände ist möglich. Aus den Oocysten entwickeln sich im Dünndarm der infizierten Säugetiere (u.a. Mensch, Rinder, Schafe, Mäuse, Hunde, Katzen) die sogenannten Trophozoiten, die sich an die Oberfläche der Dünndarmschleimhaut anheften und dort vermehren. Bei der weiteren Darmpassage wandeln sich die Trophozoiten wieder in Oocysten um und werden als solche über den Darm ausgeschieden. Zysten, die in die Umwelt gelangen sind sofort infektiös. Sie sind sehr resistent gegenüber Umwelteinflüssen und können je nach Temperatur bis zu vier Monate im Oberflächenwassser z.B. von Seen infektiös bleiben. Für eine Infektion reicht die Aufnahme von weniger als zehn Oocysten. In nicht aufbereitetem Trinkwasser konnten bis zu 1000 Zysten pro Liter nachgewiesen werden. Besonders bei Kindern oder bei verminderter Magensäureproduktion kann es zu einer starken Vermehrung und damit zum Krankheitsausbruch kommen. Wie lange dauert die Inkubationszeit? Wenn Beschwerden auftreten, beginnen sie nach ca. 3 bis 7 (bis 25) Tagen. Die meisten Menschen, die Oocysten aufgenommen haben, bleiben jedoch symptomlos und scheiden die Cysten unbemerkt über Wochen oder Monate solange aus bis die Trophozoiten vom körpereigenen Immunsystem eliminiert sind. Welche Symptome treten auf? Das Leitsymptom ist der unregelmäßige Durchfall, der meist etwas heller gefärbt und von breiiger Konsistenz ist. Schleim- und Blutspuren sind in der Regel nicht vorhanden. Charakteristisch ist der drängende Stuhlgang nach dem Essen, insbesondere nach dem Frühstück. Ein weiteres Leitsymptom ist eine deutliche Überaktivität der Darmbewegungen, die sich durch Plätschern im Dünndarm bemerkbar macht. Blähungen, Bauchkrämpfe, Fettstuhle und Gewichtsverlust können hinzukommen. Nach zwei bis drei Wochen kommt es meist spontan zur Besserung. Aus einer akuten Infektion kann sich jedoch auch eine chronische Infektion entwickeln. Dabei wechseln sich Phasen von normalem Stuhlgang mit Durchfallschüben ab. Für die Patienten ist dabei besonders die Flatulenz störend, die durch fauligen Geruch auffällt. Vereinzelt kann es zu einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut mit daraus resultierender Milchunverträglichkeit kommen. In aller Regel bleibt die Infektion auf den Dünndarm beschränkt. Bei massivem Befall oder Immunschwäche kann es auch zu Gallenwegs- und Bauchspeicheldrüsenentzündungen kommen. Wie schütze ich mich und andere vor einer Ansteckung? Solange Oocysten über den Stuhl ausgeschieden werden, liegt Infektiösität vor. Wichtig: Strikte Hygienemaßnahmen! - Waschen sie Ihre Hände vor dem Essen und nach jedem Toilettengang gründlich! - Achten Sie auf eine konsequente Reinigung/Desinfektion der von Ihnen benutzten sanitären Anlagen! - Verwenden Sie zu Hause ein eigenes Handtuch oder Einmalhandtücher! - Achten Sie darauf, dass Sie Ihre eigene Seife verwenden oder Flüssigseife aus geeigneten Spendern benutzen! Gibt es eine Behandlungsmöglichkeit oder eine Impfung ? Eine Impfung gibt es nicht. In der Regel erfolgt eine antibiotische Therapie. Um den Salzverlust auszugleichen ist es wichtig, dass der Erkrankte ausreichend viel trinkt und Salze zu sich nimmt. Auf Bettruhe und körperliche Schonung achten! Evtl. müssen auch Kontaktpersonen des Erkrankten mitbehandelt werden. Welche Regelungen gelten für Gemeinschaftseinrichtungen? Kinder unter sechs Jahren dürfen Gemeinschaftseinrichtungen vorübergehend nicht besuchen, wenn sie an Durchfall erkrankt sind, verursacht durch Giardiasis, weil sie andere Kinder damit anstecken könnten. Bereits der Verdacht auf eine solche Erkrankung führt zu einem Besuchsverbot. Ist der Stuhl normal geformt, kann das Kind die Einrichtung wieder besuchen. Ein ärztliches Attest ist nicht erforderlich. Für Erwachsene und Schulkinder über sechs Jahren gilt diese Regelung nicht. Darf man im Lebensmittelbereich arbeiten? Wenn bei Ihnen ein Krankheitsverdacht oder eine Erkrankung an einer Infektion mit Giardia lamblia vorliegt, dürfen Sie bestimmte Lebensmittel nicht gewerbsmäßig herstellen, behandeln oder in Umlauf bringen. Sie dürfen keine Tätigkeiten in Küchen von Gaststätten, Kantinen, Krankenhäusern o. ä. Einrichtungen ausüben und sind verpflichtet den Arbeitgeber darüber zu informieren. Dies ist in den §§ 42-43 des Infektionsschutzgesetzes vorgeschrieben, Nichtbeachtung kann bestraft werden. Ist die Erkrankung meldepflichtig? Namentlich meldepflichtig ist der Verdacht auf oder die Erkrankung an Giardiasis, - wenn eine Person betroffen ist, die im Lebensmittelbereich arbeitet. - wenn mehrere Erkrankungsfälle auftreten, die einen zeitlichen und/oder örtlichen Zusammenhang vermuten lassen. - wenn Kinder unter 6 Jahren betroffen sind, die eine Gemeinschaftseinrichtung (Kindergarten, etc.) besuchen. Es besteht Meldepflicht der Eltern gegenüber der Gemeinschaftseinrichtung ihrer Kinder. - der Labornachweis von Giardia lamblia, sofern er auf eine akute Infektion hinweist. Falls Sie weitere Fragen haben, steht Ihnen das Gesundheitsamt Deggendorf unter der Telefonnummer 0991/3100-150 zur Verfügung.