Verstopfung - Ursachen und Behandlung

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Elterninformation
Kinderklinik Links der Weser, Bremen
Verstopfung Ursachen und Behandlung
Begriffsbestimmung
Als Verstopfung (Obstipation) bezeichnet
man folgende Probleme mit der Stuhlentleerung:
• Schmerzhafte Stuhlentleerung
• Unvermögen, trotz Stuhldrang Stuhl zu
entleeren
• Unvollständige Stuhlentleerung (zu kleine
Portionen; führt zu Stau im Enddarm)
• Seltene Stuhlentleerungen: 4 oder mehr Tage
ohne Stuhlentleerung kann als Verstopfung
angesehen werden, obwohl dies nicht bei
allen Kindern zu Schmerzen führt.
Ausnahme: Gestillte Säuglinge jenseits des
2. Lebensmonats entleeren oft nur alle 7 Tage
(bis maximal 14 Tage) einen (weichen!) Stuhl.
Gängige Missverständnisse bei der
Definition von Verstopfung:
Harter Stuhl oder Stuhl von großem Kaliber
sind als Normalbefund anzusehen, wenn sie
nicht von einem der oben erwähnten
Beschwerden begleitet sind.
Säuglinge unter 6 Monaten strengen sich üblicherweise bei der Stuhlentleerung an, ziehen
ihre Beine an, stöhnen und bekommen ein
rotes Gesicht, sie weinen jedoch nicht. Dies
Verhalten sollte daran erinnern, dass eine
Stuhlentleerung im Liegen schwierig ist.
Ursachen für Verstopfung
• Ungenügender Ballaststoffgehalt der Nahrung.
Geringe Flüssigkeitszufuhr, Hitze, Reisen,
wenig Bewegung.
• Hoher Anteil an Milch oder Milchprodukten
in der Nahrung (Milch versorgt die Kinder
mit vielen Kalorien, enthält aber keine
Ballaststoffe)
• Entzündungen und Einrisse (Fissuren) im
Schließmuskelbereich.
• Umgebungsfaktoren (Zeitdruck, Kindergarten,
Schule, Reisen)
• Irritationen und Zwänge in der Lebensphase,
in der die Kontrolle über die Schließmuskel
erworben wird.
Unabhängig von der auslösenden
Ursache setzt sich eine einmal entstandene Verstopfung weiter fort!
Meist gelingt es den Kindern nicht
alleine, die Teufelskreise zu unterbrechen. Sie benötigen unsere Hilfe.
Mit Strenge und Bestrafung erreicht
man nichts.
Sehr selten sind auch organische Ursachen
für eine sehr hartnäckige Verstopfung verantwortlich (z. B. M. Hirschsprung = Unfähigkeit
des Schließmuskels, sich zu öffnen). In Verdachtsfällen oder bei Therapieversagen empfehlen wir weitergehende Untersuchungen
(z. B. Druckmessung) zum Ausschluss derartiger Erkrankungen.
Behandlung der Verstopfung
Ernährung:
Die Umstellung der Ernährung auf eine ballaststoffreiche Kost stellt langfristig die wichtigste Maßnahme dar! Wir empfehlen:
• Viele Vollkornprodukte (Vollkornbrot, Müsli).
Kein Toastbrot, keine weißen Brötchen.
• Viel Obst, ggf. mit Schale (speziell Pflaumen,
Birnen, Äpfel, Melone, Aprikose, Feige).
Auch Dörrobst ist günstig.
• Viel Gemüse (nicht nur gekochte), reichlich
Salate, Rohkost.
• Milch- und Milchprodukte stark reduzieren!
(viele Kalorien, keine Ballaststoffe)
• In manchen Fällen führt auch eine
Kuhmilchunverträglichkeit zur Verstopfung
• Keine Schokolade, wenig Süßigkeiten.
• Ihr Kind sollte reichlich kalorienfreie
Getränke zu sich nehmen (Mineralwasser,Tee,
verdünnte Obstsäfte). Morgens 1 Glas Saft auf
nüchternen Magen zur Anregung der
Darmtätigkeit.
Verhaltenstraining
(Für Kinder jenseits des 3. Lebensjahres).
• 2x tägl. nach einer Mahlzeit (Frühstück,
Mittagessen) für 10 min. auf dem Töpfchen/der Toilette sitzen, mit Kurzzeitwecker,
Bilderbuch, Fußbänkchen.
• Belohnung, Lob für Erfolg. Evtl. Kalender
führen lassen.
Bauchmassage zur Anregung der
Darmtätigkeit
Hierzu können wir Ihnen bei Bedarf weitere
Informationen geben.
Medikamentöse Behandlung:
In der Anfangsphase ist meist eine zusätzliche
medikamentöse Therapie notwendig, bis sich
die Erweiterung des Enddarmes zurückgebildet
hat. Abführmittel, die anregend auf die
Darmmuskulatur wirken, sind abzulehnen. Im
Gegensatz dazu haben die unten angeführten
stuhlaufweichenden Mittel auch längerfristig
keinen Gewöhnungseffekt.
• Zu Beginn Entleerung angestauter
Stuhlmassen durch je ein Klysma an 2-3
aufeinander folgenden Tagen: (halbe Menge
bei Kindern unter 5 J. bzw. 30 ml/10kg).
Beachte: Klistiere und Zäpfchen sollten nur
als Notbehelf zu Behebung akuter, mehrtägi
ger Verstopfung eingesetzt werden.
Keine Manipulationen mit Finger oder Fieberthermometer! Sie können über Verletzungen
des Schließmuskels die Verstopfung verstärken.
• Als Gleitmittel und Stuhlaufweicher
Paraffinöl (Obstinol mild‚) bis zu
30 ml/10kg. Die Dosis muss je nach Wirkung
angepasst werden. Gabe 1 Std. vor oder nach
den Mahlzeiten, um Vitaminaufnahme nicht zu
beeinträchtigen,
• Als Stuhlweichmacher Lactulose, ein nicht
verdaubarer Zucker, mit dem bekannten
Milchzucker verwandt, (Bifiteral‚ Lactulose
Neda‚). Sgl. 5-15ml; Kleinkinder 10-20ml,
Schulkinder 30-90ml in 1-2 Dosen/Tag.
Alternative Lactitol als Pulver
Lactulose ist auch in der Dauertherapie
völlig unschädlich – positiver Einfluss auf
die Darmflora!
• Weizenkleie als Füllmittel (in Joghurt o. Ä.
verabreichen). Kleinkinder 5g, Schulkinder
15-30g mit viel Flüssigkeit.
Wichtig ist es, die Therapie und das
Training ausreichend lange und konsequent genug durchzuführen, bis Ihr
Kind sich an eine normale, schmerzfreie Darmentleerung gewöhnt hat
und die Weite des Enddarmes sich
wieder normalisiert haben.
Faustregel für die Dauer der Therapie:
So lange wie die Verstopfung schon
besteht, meist 6-12 Monate!!
Die Therapiemaßnahmen sollten langsam über
Wochen ausgeglichen, nie abrupt abgesetzt
werden. Auf eine ballaststoffreiche Ernährung
sollte sich die gesamte Familie auf Dauer
umstellen. Bei erneuter Verschlechterung frühzeitig reagieren, ggf. sogar ein Klysma verabreichen, um nicht wieder von vorne beginnen zu
müssen.
Der Erfolg der Behandlung muss anfangs engmaschig, später in größeren Abständen kontrolliert werden.
Sonderprobleme in Zusammenhang mit
Verstopfung
Einrisse des Schließmuskels, Entzündungen
im Enddarmbereich
Einrisse (Fissuren) und Entzündungen im
Schließmuskelbereich führen über die schmerzhafte Stuhlentleerung regelmäßig zu einer hartnäckigen Verstopfung. Umgekehrt führt harter
Stuhl häufig zu Einrissen am After. Die
Behandlung ist deswegen mehrgleisig:
1. Entscheidend ist die Behandlung der
Verstopfung, meist mit Paraffinöl (s. o.).
2. Behandlung der Hautveränderungen:
• Sitzbäder mit Tannosynth‚ mindestens 1x
pro Tag und nach jedem Stuhlgang.
• Salbenbehandlung mit Panthenol-Salben
• Bei bakteriell bedingtem Ekzem
(Streptokokken der Gruppe A) antibiotische Behandlung in Tabletten- oder
Saftform (Penicillin V).
3. Unterstützend kann schmerzlindernde Salbe
(z. B. Xylocain Gel‚) vor der Stuhlentleerung
aufgetragen werden
Einkoten, Stuhlschmieren
Bei langdauernder Verstopfung kann es durch
die Kotballen zu einer Aufweitung des
Enddarms, schließlich auch zu einer Verkürzung
des Schließmuskels kommen. Stuhl, der teilweise durch Fäulnis zersetzt und flüssig wurde,
kann unkontrolliert nach außen entweichen.
Kinder mit langdauernder Verstopfung geht
häufig auch das Gefühl für die Enddarmfüllung
verloren.
Die Behandlung erfolgt durch konsequente, längerfristige Therapie der
Verstopfung (siehe oben).Wichtig ist besonders die anfängliche Entleerung des Enddarms
mit Klysmen. Zusätzlich ist bei manchen
Patienten ein Biofeedbacktraining sinnvoll.
Beim Stuhlschmieren gilt: Regelmäßige
Darmentleerung auf der Toilette verhindert
das Stuhlschmieren. Schmieren kann nur bei
Stuhlfüllung des Enddarms vorkommen.
Bitte melden Sie sich in der Praxis,
• wenn die Therapie nach 2 Wochen nicht zu
regelmäßiger Stuhlentleerung (möglichst täglich, maximal alle drei Tage ) führt.
• wenn die Therapie zu Durchfall führt.
• wenn Ihr Kind extreme, anhaltende
Schmerzen hat (dann ist eine ärztliche
Untersuchung nötig).
• wenn Sie andere Sorgen oder Fragen haben.
Bitte melden Sie sich auch nach dem verabredeten Zeitraum (z. B. 4-6 Wochen), um die
weitere Therapie zu besprechen.
© Dr. M. Claßen, Bremen
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