Aus dem Lehrbereich Allgemeinmedizin der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br. Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br. Vorgelegt 2014 von Stephanie Spiegler geboren in Freiburg im Breisgau Dekanin: Prof. Dr. Kerstin Krieglstein 1. Gutachter: Prof. Dr. med.Wilhelm Niebling 2. Gutachter: Priv. Doz. Dr. phil Isaac Bermejo Jahr der Promotion: 2015 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung 1 2 Theoretischer Hintergrund 2 2.1 Arterielle Hypertonie 2 2.2 Zusammenhang zwischen Hypertonie und Depression 4 2.2.1 Depression als Risikofaktor für die Entstehung von Hypertonie 6 2.2.2 Hypertonie als Risikofaktor für die Entstehung von Depression 9 2.2.3 Gemeinsame Risikofaktoren von Hypertonie und Depression 10 2.2.4 Komplikationen in der Hypertoniebehandlung durch Depression 12 2.2.5 Gemeinsame Behandlungsansätze für Hypertonie und Depression 18 2.3 Fazit 19 2.4 Fragestellung und Hypothesen 21 3 Methodik 22 3.1 Das Rahmenprojekt der vorliegenden Studie 22 3.1.1 Studienziel und Design 22 3.1.2 Intervention 22 3.1.3 Praxenrekrutierung 23 3.1.4 Ein- und Ausschlusskriterien 23 3.1.5 Patientenrekrutierung 23 3.1.6 Datenschutz 24 3.2 Materialien 25 3.2.1 Ambulante Blutdruck-Langzeitmessung (ABDM) 25 3.2.2 Erfassung von depressiven Beschwerden 26 3.2.3 Deutsche Version der „Medication Adherence Report Scale“ (MARS-D) 29 3.2.4 „Trust in Physician Scale“ (TPS) 30 3.2.5 Sonstige Abfragen 31 3.3 Stichprobe und Datenerhebung 32 3.4 Datenauswertung und statistische Analysen 32 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Inhaltsverzeichnis 4 Ergebnisse 34 4.1 Fallausschluss 34 4.1.1 Die Gruppe der ausgeschlossenen Patienten 35 4.2 Stichprobenbeschreibung 35 4.2.1 Soziodemographische Daten 35 4.2.2 Zusätzliche klinisch relevante Daten 36 4.3 Weitere deskriptive Angaben 39 4.3.1 Entscheidungen bezüglich geplanter Verhaltensänderungen 39 4.3.2 Blutdruck 39 4.3.3 Vertrauen in den Arzt 43 4.3.4 Adhärenz 45 4.4 Überprüfung der Fragestellung 46 4.4.1 Wie oft findet sich ein depressives Syndrom bei Hypertoniepatienten mit 46 schlecht eingestelltem Blutdruck? 46 4.4.2 Wie häufig sind depressive Symptome in dieser Stichprobe und wie 46 ausgeprägt sind die Beschwerden? 46 4.4.3 Weisen Bluthochdruckpatienten mit depressiven Symptomen eine 48 schlechtere Blutdruckeinstellung auf als Bluthochdruckpatienten ohne solche 48 Symptome? 48 4.4.4 Haben depressive Bluthochdruckpatienten weniger Vertrauen in ihren Arzt? 51 4.4.5 Zeigen Hypertoniepatienten mit mehr depressiven Beschwerden eine geringer ausgeprägte Adhärenz? 52 4.5 Explorative Analysen 54 4.5.1 Weitere Korrelationen und Assoziationen zur Depressivität 54 4.5.1.1 Depressivität und Geschlecht 54 4.5.1.2 Depressivität und Alter 55 4.5.1.3 Ärztliche Diagnose Depression und Studiendiagnose Depression 56 4.5.1.4 Depressivität und geplante Verhaltensänderungen 56 4.5.2 Auswertung der Fragen zum Thema Angst (Teil 2 des PHQ) 58 4.5.3 Diabetes mellitus 59 4.6 Zusammenfassung der Ergebnisse in Bezug auf die Fragestellung 61 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Inhaltsverzeichnis 5 Diskussion 64 5.1 Limitationen der Studie 64 5.1.1 Allgemeine Limitationen 64 5.1.2 Limitationen aufgrund der verwendeten Materialien 65 5.2 Inhaltliche Diskussion der Ergebnisse 67 5.2.1 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung 67 5.2.2 Explorative Analysen 70 5.3 Bedeutung der Studie für Patienten, klinisch Tätige und gesundheitspolitische Entscheidungsträger 74 5.4 Schlussfolgerungen und Ausblick 6 Anhang 77 79 A Fragebögen und Anschreiben 79 B Verwendete Variablen 90 C Fallausschluss 93 7 Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen 95 8 Literaturverzeichnis 97 9 Lebenslauf 104 10 Danksagung 105 Anmerkung: Aus Gründen der Lesbarkeit werden im Folgenden männliche anstelle von geschlechtsneutralen Personenbezeichnungen verwendet. Hierbei sind weibliche Personen mit eingeschlossen. Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 1: Zusammenfassung 1 Zusammenfassung Arterielle Hypertonie ist eine Erkrankung, von der weltweit jeder vierte Erwachsene betroffen ist. Kardiovaskuläre Erkrankungen und ein damit verbundener frühzeitiger Tod können die Folge sein. Nur jeder fünfte Patient der in Deutschland wegen Hypertonie behandelt wird, weist einen gut eingestellten Blutdruck auf. Depressive Beschwerden könnten dabei ein Hindernis sein, das einer erfolgreichen Blutdruckkontrolle im Weg steht. Diese Arbeit beschäftigt sich damit, wie viele Patienten mit schlecht eingestelltem Bluthochdruck unter Depressivität leiden, ob die depressive Symptomatik mit der Höhe des Blutdruckes zusammenhängt und ob sie mit geringerer Adhärenz und geringerem Vertrauen in den Arzt assoziiert ist. Die Hypothese dabei ist, dass besonders viele der Patienten mit schlecht eingestelltem Bluthochdruck unter depressiven Beschwerden leiden und dass Depressivität mit einem schlechter eingestellten Blutdruck, geringerer Adhärenz und geringerem Vertrauen in den Arzt assoziiert ist. Die Stichprobe besteht aus 703 Teilnehmern der zweiten Follow-up-Erhebung der Studie „Optimierung der Blutdruckeinstellung bei Patienten mit Hypertonie durch die Implementierung von partizipativer Entscheidungsfindung (PEF) in Hausarztpraxen in Südbaden“. Blutdruck, Depressivität, Adhärenz und Vertrauen in den Arzt wurden mittels 24h-Blutdruckmessung, Gesundheitsfragebogen für Patienten (PHQ-D), Medication Adherence Report Scale (MARS-D) und Trust in Physician Scale (TPS) erfasst. Die statistischen Analysen wurden mit Hilfe der SPSS-Software durchgeführt. Knapp 5 % der befragten Patienten hatten ein depressives Syndrom und 30 % litten unter depressiven Beschwerden. Systolischer und diastolischer Blutdruck korrelierten nicht mit dem Ausmaß der depressiven Beschwerden (r = -0,01, p = 0,791 bzw. r = -0,01, p = 0,821). Patienten mit depressiven Beschwerden hatten allerdings häufiger eine schwere Hypertonie als Patienten ohne solche Beschwerden (6 % versus 3 %). Depressivität war schwach aber signifikant mit geringerer Adhärenz (r = -0,09, p = 0,021) und geringerem Vertrauen in den Arzt (r = -0,16, p = 0,000) assoziiert. Medizinischem Personal sollte bewusst sein, dass Patienten mit depressiver Symptomatik möglicherweise weniger adhärent sind und ihm weniger vertrauen. Depressivität war bei Patienten mit schlecht eingestelltem Bluthochdruck allerdings weder überdurchschnittlich häufig, noch generell mit einem schlechter eingestellten Blutdruck assoziiert. 1 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund 2 Theoretischer Hintergrund 2.1 Arterielle Hypertonie Die arterielle Hypertonie ist definiert über einen Blutdruck von >= 140 / 90 mmHg (European Society of Hypertension 2013). Sie ist eine Erkrankung von hoher Relevanz: Ihre Folgen können weitreichend und schwer sein. Das Fehlen von Symptomen führt dazu, dass viele Menschen die Bedeutung von Bluthochdruck eher unterschätzen. Jedoch ist das Vorliegen einer Hypertonie ein bedeutender Risikofaktor für das Auftreten kardiovaskulärer Erkrankungen. In der Strong Heart Study beispielsweise war das Risiko, eine kardiovaskuläre Erkrankung zu entwickeln, bei hypertonen Teilnehmern 1,74 bis 2,77 mal so hoch wie bei normotensiven (Wang et al. 2006). In prospektiven Untersuchungen besonders häufig gefundene Assoziationen bestehen zwischen hohem systolischem Blutdruck und dem Auftreten einer KHK, eines Schlaganfalles oder einer Niereninsuffizienz (He und Whelton 1999). Eine Übersicht über die möglichen Folgen von arterieller Hypertonie gibt Abbildung 1. Prähypertonie asymptomatisch Hypertonie Zielorgan oligosymptomatisch symptomatisch Hypertrophie des linken Ventrikels Proteinurie, Nephrosklerose chronische Niereninsuffizienz KHK Rentinopathie, Binswanger Läsionen systolische / diastolische Dysfunktion Vorhofflimmern, ventrikuläre Arrhythmien Herzinsuffizienz ventrikuläre Tachykardie, Kammerflimmern Demenz, TIA Abbildung 1: Flussdiagramm polysymptomatisch oder Erkrankung im Endstadium terminale Niereninsuffizienz Myokardinfarkt zu den möglichen Folgen Schlaganfall einer Hypertonie; KHK = koronare Herzkrankheit; TIA = transitorische ischämische Attacke; modifiziert nach Tod Messerli et al. 2007, S.593 2 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund Kardiovaskuläre Erkrankungen stellten laut WHO bereits im Jahr 2004 die häufigste Todesursache dar. Sie waren für 17,1 Millionen Todesfälle weltweit verantwortlich. Diese Zahl wird im Jahr 2030 voraussichtlich noch auf 23,4 Millionen Todesfälle ansteigen (WHO 2004). Hypertonie ist dabei keinesfalls eine seltene Erkrankung. Ein Review 18 großer internationaler Studien zeigt, dass im Jahr 2000 weltweit 26,4 % der Erwachsenen eine Hypertonie hatten. Das entspricht einer Anzahl von 972 Millionen Menschen. Bis zum Jahr 2025 wird diese Anzahl noch um geschätzte 60 % zunehmen (Kearney et al. 2005). In Deutschland ist die Prävalenz des Bluthochdrucks im Vergleich zu anderen Ländern außergewöhnlich hoch. Eine deutsche Studie von 2006 stellte bei 57 % der Männer und 32 % der Frauen in Norddeutschland einen Bluthochdruck fest. In Süddeutschland lagen die Prävalenzen mit 36 % bei Männern und 23 % bei Frauen etwas darunter (Löwel et al. 2006). Das Erkennen und Behandeln der Hypertonie obliegt überwiegend der primärärztlichen Versorgung, welche in Deutschland von Hausärzten geleistet wird. Für eine potenziell erfolgreiche Behandlung stehen diverse nicht-medikamentöse sowie medikamentöse Therapieoptionen zur Verfügung. Trotzdem ist die Versorgungssituation verbesserungswürdig: Viele Patienten werden nicht diagnostiziert und deshalb nicht behandelt; darüber hinaus werden auch viele der diagnostizierten Patienten nicht oder nicht ausreichend behandelt. Repräsentative Daten hierzu liefert die HYDRA-Studie, an der 45125 unselektierte Patienten aus 1912 Praxen aus ganz Deutschland teilnahmen. Die Hälfte der Patienten wurde als hyperton eingestuft (Blutdruck >= 140 / 90 mmHg oder Einnahme von Antihypertensiva). Bei den 30- bis 44-jährigen Teilnehmern mit Bluthochdruck lag sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern nur in ca. 50 % der Fälle die Diagnose einer Hypertonie vor. Bei den über 44-jährigen war dies immerhin bei 70-82 % der Fall. Insgesamt 64 % der Patienten mit einem diagnostizierten Bluthochdruck wurden behandelt, wobei nur 19 % der Behandelten eine adäquate Blutdruckkontrolle aufwiesen (Sharma et al. 2004). Eine internationale Studie mit ausschließlich Hypertoniepatienten fand bei 60 % der deutschen Patienten einen nicht ausreichend kontrollierten Blutdruck. Nur bei 16 % dieser Patienten wurde dabei die antihypertensive Medikation angepasst (Wang et al. 2007). Dieser geringe Anteil an Patienten mit kontrolliertem Blutdruck ist besonders bedenklich, wenn man betrachtet, welche Auswirkungen eine schlechte Blutdruckkontrolle bei Menschen mit Bluthochdruck auf den Krankheitsverlauf und auf die Prognose hat. Eine Studie zeigte, dass Bluthochdruckpatienten mit einem mittleren systolischen Blutdruck von 3 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund >= 135 mmHg in der 24-Stunden-Messung, in einem mittleren Follow-up-Zeitraum von fünf Jahren, deutlich mehr kardiovaskuläre Ereignisse hatten, als solche mit einem mittleren systolischen Blutdruck von < 135 mmHg. Das relative Risiko betrug 1,74 und der höhere systolische Blutdruck war hierbei ein unabhängiger Risikofaktor (Clement et al. 2003). Im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass die Behandlung der Hypertonie ein großes Potenzial mit sich bringt. Die Prognose für die Patienten kann sich bei einer erfolgreichen Behandlung deutlich verbessern. In 10 Interventionsstudien zur Reduktion des systolischen Blutdrucks, die in einem Review besprochen werden, war eine durchschnittliche Reduktion des systolischen Blutdrucks um 12 bis 13 mmHg mit deutlich weniger Folgeerkrankungen assoziiert. Die KHK-Inzidenz war nach vier Jahren um 21 % vermindert, es traten 37 % weniger Schlaganfälle auf, und die kardiovaskuläre Mortalität war um 25 % reduziert (He und Whelton 1999). Ziel sollte es also sein, möglichst viele der zahlreichen Patienten mit Hypertonie effektiv zu behandeln, um damit die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von schweren Folgeerkrankungen und frühzeitigem Tod zu verringern. Dafür ist es notwendig zu wissen, womit ein schlecht eingestellter Blutdruck assoziiert ist und welche Hindernisse einer erfolgreichen Blutdruckkontrolle im Wege stehen. Ein Thema, das in diesem Zusammenhang diskutiert wird, ist die Depression. 2.2 Zusammenhang zwischen Hypertonie und Depression "Major depression is the hypertension of mental illness in primary care common, often undiagnosed, and associated with poor outcomes." (Huffman et al. 2005, S.41) Die Depression ist wie die Hypertonie eine bedeutsame Erkrankung mit hoher Prävalenz. Ein Review 12 internationaler Studien fand in der Allgemeinbevölkerung eine Lebenszeitprävalenz der Major Depression1 von 3,3 % bis 17,1 %, wobei Frauen stets häufiger betroffen waren als Männer (Wacker 2000). In Deutschland beträgt die Lebenszeitprävalenz von unipolaren Depressionen laut einer groß angelegten landesweiten Studie 17 % (Jacobi et al. 2004). Bei 11 % der 1 Fachterminus der amerikanischen DSM-IV-Klassifikation für psychische Erkrankungen; entspricht der depressiven Episode (Unipolare Depression) nach ICD-10-Klassifikation; Näheres siehe auch 3.2.2 4 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund Studienteilnehmer war eine solche unipolare Depression innerhalb der letzten 12 Monate aufgetreten, und bei immerhin 6 % innerhalb der vergangenen 4 Wochen. Frauen hatten auch hier, im Vergleich zu Männern, ein höheres Risiko für eine affektive Störung. Die Prävalenz affektiver Störungen dürfte noch deutlich höher sei, wenn man auch jene depressiven Beschwerden hinzurechnen würde, welche nicht den Schwellenwert für eine klinische Depression erreichen. In den letzten Jahren wurden einige Studien publiziert, die nahe legen, dass zwischen Hypertonie und Depression ein Zusammenhang bestehen könnte. Eine Studie ergab bei Krankenhaus-Patienten mit Bluthochdruck deutlich häufiger depressive Symptome als bei solchen ohne Bluthochdruck (Saboya et al. 2010). Von den Bluthochdruckpatienten berichteten 53 % über eine depressive Symptomatik, während dies bei 25 % der Patienten der Kontrollgruppe der Fall war. Zusätzlich hatten Patienten mit einer Hypertonie ein mehr als vier Mal so großes Risiko, mindestens milde depressive Symptome aufzuweisen, als Patienten ohne Hypertonie. In einer großen spanischen Studie von 2008 waren die Teilnehmer mit schwererer Hypertonie signifikant häufiger depressiv als die Studienteilnehmer mit moderater oder keiner Hypertonie (OR = 1,37) (Lobo-Escolar et al. 2008). Ein Review zu dieser Thematik, in das Studien aus den Jahren 1980 bis 2004 eingeschlossen wurden, beschreibt sowohl erhöhte Depressionsraten bei Personen mit einer Hypertonie, als auch erhöhte Hypertonie-Raten bei Personen mit einer Depression (Scalco et al. 2005). Die Studienlage ist bezüglich hoher Komorbiditätsraten aber keineswegs eindeutig. Im eben genannten Review wird auch von Studien berichtet, die eine Assoziation von depressiven Symptomen und Hypotonie beschreiben. Eine andere, niederländische Studie fand bei depressiven Personen einen niedrigeren systolischen Blutdruck, sowie seltener eine isolierte systolische Hypertonie als bei Probanden der nicht depressiven Kontrollgruppe. Lediglich die Einnahme bestimmter Antidepressiva war mit höherem Blutdruck und Hypertonie assoziiert (Licht et al. 2009). Im Rahmen der DETECT-Studie, an der mehr als 51000 Patienten aus ganz Deutschland teilnahmen, wurde keine erhöhte Depressionsrate bei Personen mit Hypertonie gefunden (OR = 1). Bei beinahe allen anderen Patientengruppen mit psychischen oder somatischen ärztlichen Diagnosen (wie KHK, Myokardinfarkt, pAVK, TIA / Schlaganfall) fand sich statistisch signifikant häufiger eine Depression - die Gruppe der Patienten mit Hypertonie war eine der wenigen Ausnahmen (Pieper et al. 2008). 5 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund Zur Erklärung der zum Teil hohen Komorbiditätsraten von Hypertonie und Depression existieren verschiedene theoretische Ansätze, die in der Literatur kontrovers diskutiert werden. Diese theoretischen Ansätze gehen von unterschiedlichen Zusammenhängen zwischen den beiden Erkrankungen aus. Im Folgenden wird hierzu ein Überblick gegeben. 2.2.1 Depression als Risikofaktor für die Entstehung von Hypertonie Einige prospektive Studien unterstützen die Annahme, dass ein Zusammenhang zwischen psychologischen Faktoren wie Ärger, Angst und Depression und der Entstehung von Hypertonie besteht. Die Größe des ermittelten Zusammenhangs fällt hierbei sehr unterschiedlich aus. Ein Review-Artikel, der 15 prospektive Studien mit Follow-upZeiträumen von über einem Jahr verglich, beschrieb ein um 8 % erhöhtes Risiko eine Hypertonie zu entwickeln, bei vorhandenen psychologischen Faktoren (Rutledge und Hogan 2002). Bereits in der National Health and Nutrition Examination I, die in den Jahren zwischen 1971 und 1975 anlief, fanden Wissenschaftler nach einem 7- bis 16-jährigen Follow-up eine deutlich höhere Hypertonie-Inzidenz bei Teilnehmern mit starken depressiven Beschwerden (Risk Ratio (RR) = 1,80 bei 45- bis 64-jährigen weißen Teilnehmern; RR = 2,99 bei 25- bis 64-jährigen Afroamerikanern) (Jonas et al. 1997). In dieser Studie wurde der Grenzwert für das Vorliegen einer Hypertonie auf 160 / 95 mmHg festgelegt. Legt man die heute gültigen Grenzwerte zugrunde wurde das Auftreten von Bluthochdruck damit noch unterschätzt. Auch aktuellere Studien entdeckten solche Assoziationen. Eine große prospektive kanadische Studie, die 1994 gestartet wurde und über 10 Jahren ging, fand bei Patienten mit Major Depression ein um 60 % erhöhtes Risiko eine Hypertonie zu entwickeln (Patten et al. 2009). Aus den genannten epidemiologischen Studien allein lässt sich jedoch keine kausale Schlussfolgerung ziehen. Es kann daher lediglich angenommen werden, dass die Depression ein Risikofaktor für Bluthochdruck sein könnte. Hierfür werden verschiedenste Theorien als Erklärung herangezogen, wovon die drei folgenden am häufigsten genannt werden (Rutledge und Hogan 2002, Brown et al. 2009). 1) Depressive Symptome führen zum verstärkten Auftreten bestimmter gesundheitsschädlicher Verhaltensweisen wie Rauchen, schlechter Ernährung und Bewegungsmangel, die dann das Entstehen einer Hypertonie begünstigen. 6 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund Studien konnten belegen, dass Menschen mit depressiven Symptomen signifikant mehr gesundheitsschädigende Verhaltensweisen wie Rauchen, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel zeigten (Katon et al. 2004, Egede und Osborn 2010). Solche gesundheitsförderliche Verhaltensweisen wiederum sind mit einer niedrigeren Inzidenz von Hypertonie assoziiert (Forman et al. 2009). Einen gänzlich neuen Aspekt hierzu liefert eine Studie zum Schlafverhalten. Es ergaben sich Hinweise darauf, dass Schlafstörungen und Schlafdauer (<= 5h und >= 9h) den Zusammenhang zwischen Depression und dem Auftreten von Hypertonie vermitteln könnten. In der Studie waren bei Personen mittleren Alters Depression, Schlafdauer und Schlafstörungen mit einer gehäuften HypertonieInzidenz assoziiert (Hazard Ratio (HR) = 1,27) (Gangwisch et al. 2010). 2) Über eine durch psychopathologische Faktoren ausgelöste Dysfunktion des autonomen Nervensystems kommt es zu einer veränderten sympathischen Aktivität, die zu einem Blutdruckanstieg führt. Eine Studie fand beispielsweise bei Patienten mit Major Depression, anders als bei gesunden Probanden, eine veränderte sympathische Herz- und Ganzkörper-Aktivität. Ein Teil der Patienten wies eine außerordentlich hohe sympathische Aktivität auf, während bei einem anderen Teil aber auch eine besonders niedrige Aktivität zu finden war (Barton et al. 2007). 3) Depression ist assoziiert mit Veränderungen des hypothalamisch-hypophysärenadrenalen Systems, das für die Regulation des Blutdrucks mitverantwortlich ist. Ein 2003 veröffentlichtes Review, das die Ergebnisse von zahlreichen Studien zu dieser Thematik zusammenfasst, berichtet insbesondere von einer Hypersekretion von Cortisol bei depressiven Personen. Auch hohe Spiegel von Corticotropin Releasing Factor (CRF) werden während depressiver Episoden beobachtet, während die Studienlage zu Veränderungen des Adrenocorticotropen Hormons (ACTH) im Serum nicht eindeutig ist. Dies scheint möglicherweise auf die unterschiedlichen neurobiologischen Verhältnisse bei akuten und chronischen Depressionen zurückzuführen zu sein (Parker et al. 2003). Cortisol, welches ein zentraler Bestandteil des hypothalamisch-hypophysären-adrenalen Systems ist, hat dabei eine blutdrucksteigernde Wirkung (Wong et al. 1993). Eine britische Studie zeigte, dass die Inzidenz von Hypertonie bei Personen mit einer verstärkten Ausschüttung von Cortisol bei Stressreaktionen signifikant erhöht war (Hamer und Steptoe 2012). 7 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund Neben Studien, die auf einen Zusammenhang zwischen Depression und Entstehung von Hypertonie hinweisen, existieren auch Studien, die einen solchen nicht belegen, oder sogar einen gänzlich anderen Zusammenhang aufzeigen. Eine US-amerikanische Studie stellte fest, dass Teilnehmer mit depressiven Symptomen bei der Baseline-Erhebung sowohl nach zwei, als auch nach fünf Jahren nicht häufiger eine Hypertonie entwickelt hatten als Teilnehmer ohne depressive Beschwerden (RR = 1,02). Depressionen waren lediglich mit Steigerungen des Blutdrucks von +2,45 mmHg systolisch und +0,82 mmHg diastolisch assoziiert (Delaney et al. 2010). In einer groß angelegten, repräsentativen norwegischen Studie war ein hohes Niveau an depressiven Symptomen und Angst sogar assoziiert mit einem niedrigen systolischen Blutdruck bei der Follow-up-Erhebung nach 11 Jahren. Bei Personen mit Bluthochdruck sank der systolische Blutdruck bei Zunahme von depressiven Symptomen und AngstSymptomen (Hildrum et al. 2008). Als Ursache für die widersprüchliche Studienlage müssen unter anderem unterschiedliche Messmethoden, Gruppengrößen und -eigenschaften sowie Follow-up-Zeiträume in Betracht gezogen werden. Interessante Ergebnisse, die eine weitere mögliche Erklärung für die widersprüchliche Studienlage geben könnten, lieferte die britische Studie Whitehall II. Sie begleitete mehr als 10000 Beamte über einen Follow-up-Zeitraum von 24 Jahren. Teilnehmer mit im Verlauf der Zeit zunehmender Anzahl an depressiven Episoden hatten ein 24 % niedrigeres Hypertonie-Risiko im Alter zwischen 35 und 39 Jahren als Teilnehmer mit keinen oder wenigen depressiven Episoden. Dafür zeigten Personen mit zunehmender Anzahl an depressiven Episoden einen stärkeren altersabhängigen Anstieg der Hypertonie-Prävalenz: Die Wahrscheinlichkeit einer Hypertonie nahm pro Altersanstieg um 5 Jahre 7 % stärker zu, wenn sie mit der Wahrscheinlichkeit für Personen mit keinen oder wenigen depressiven Episoden verglichen wurde. Ab einem Alter von 55 Jahren hatten die Beamten mit zunehmender Anzahl an depressiven Episoden dann insgesamt ein höheres Risiko, an Bluthochdruck erkrankt zu sein. Das Hypertonie-Risiko stieg demzufolge bei rezidivierenden depressiven Episoden im Verlauf der Zeit und war erst in fortgeschrittenem Alter erhöht (Nabi et al. 2011). Wenn man annimmt, dass Studien zu verändertem Hypertonie-Risiko bei depressiven Beschwerden unterschiedliche Altersgruppen einschlossen, so wäre dies also eine mögliche Erklärung für abweichende Ergebnisse. 8 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund 2.2.2 Hypertonie als Risikofaktor für die Entstehung von Depression In den 1990er Jahren entstand die Hypothese der „vaskulären Depression“, welche davon ausgeht, dass zerebrovaskuläre Erkrankungen bei älteren Menschen zu einer Depression führen können (Alexopoulos 2006). Hypertonie gilt seit langem als der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung zerebrovaskulärer Erkrankungen. Obwohl die Hypothese mittlerweile sehr umstritten ist, wird sie noch oft aufgegriffen und soll deshalb an dieser Stelle erwähnt werden. Befürworter der Hypothese stützen sich häufig auf indirekte Hinweise wie ein gehäuftes Auftreten von „White Matter Hyperintensities“ (WMH) bei Patienten mit spät im Leben aufgetretener Depression und hohe Komorbiditätsraten von vaskulären Erkrankungen und Depressionen (Kales et al. 2005). WMH sind Veränderungen im Gehirn, die mittels Magnetresonanztomographie erfasst werden. Es steht nicht fest, dass es sich hierbei tatsächlich um Veränderungen handelt, die durch zerebrovaskuläre Erkrankungen verursacht werden. Für hohe Komorbiditätsraten können verschiedenste Ursachen vermutet werden. Ein kausaler Zusammenhang zwischen vaskulären Erkrankungen / Veränderungen und der Entstehung einer Depression ist nicht bewiesen. Im Rahmen einer neuropathologischen Studie wurden Patienten mit Episoden einer Major Depression , sowie eine Kontrollgruppe post mortem obduziert, um herauszufinden, ob sie atherosklerotische Veränderungen sowie eine zerebrale Mikroangiopathie aufwiesen. Die Untersuchung ergab zwar signifikant stärkere atherosklerotische Veränderungen von Aorta und großen zerebralen Gefäßen bei depressiven Personen, aber keine Unterschiede in Bezug auf mikrovaskuläre Veränderungen (Thomas et al. 2001). Zur Bekräftigung der Hypothese der „vaskulären Depression“ hätte man Veränderungen beider Art erwarten können. Prospektive Langzeitstudien, die auf eine Assoziation zwischen zerebrovaskulären Erkrankungen bzw. Risikofaktoren wie Hypertonie und Inzidenz von depressiven Störungen hinweisen könnten, gibt es nur wenige. In einer Studie mit Patienten der primärärztlichen Versorgung ergaben sich nach einem 1-Jahres-Follow-up mehr depressive Symptome und Diagnosen depressiver Erkrankungen bei Teilnehmern mit einem höheren zerebrovaskulären Risiko zu Beginn. Das zerebrovaskuläre Risiko ist hierbei die Summe verschiedener Risikofaktoren wie Höhe des systolischen Blutdrucks, Einnahme von Antihypertensiva, Vorliegen kardiovaskulärer Erkrankungen, Diabetes mellitus, Vorhofflimmern, linksventrikuläre Hypertrophie und Raucherstatus. Allerdings 9 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund blieb die Assoziation bei Kontrolle der Krankheitsbelastung der Patienten nicht bestehen und war somit nicht unabhängig. Auch kein einzelner zerebrovaskulärer Risikofaktor war unabhängig mit einer höheren Depressions-Inzidenz assoziiert (Lyness et al. 2000). Eine Studie mit fünfjährigem Beobachtungszeitraum (bei Personen mit einem Mindestalter von 61 Jahren) zeigte zwar einen Zusammenhang zwischen dem „Framingham stroke risk score“ (bestehend aus einer Kombination etlicher kardiovaskulärer Risikofaktoren) und der Inzidenz von depressiven Störungen, aber keinen Zusammenhang nur zwischen Blutdruck und Depressions-Inzidenz (Luijendijk et al. 2008). Eine britische Studie konzentrierte sich sogar explizit auf Personen mit Hypertonie (Einschlusskriterium: systolischer Blutdruck 160-209 mmHg), die über 4,5 Jahre begleitet wurden. Die Autoren fanden keinen Zusammenhang zwischen Blutdruck sowie elektrokardiographischen Zeichen vaskulärer Erkrankungen und depressiven Symptomen beim letzten Messzeitpunkt (Cervilla et al. 2004b). Insgesamt unterstützen die erfolgten prospektiven Studien also nur geringfügig die Annahme, dass vaskuläre Erkrankungen und ihre Risikofaktoren Depressionen auslösen können. Für einen umgekehrten Zusammenhang, wie er im vorangegangenen Kapitel erörtert wurde, gibt es deutlich mehr Evidenz. 2.2.3 Gemeinsame Risikofaktoren von Hypertonie und Depression Ursache für hohe Komorbiditätsraten von Hypertonie und Depression könnte auch das Vorhandensein gemeinsamer Risikofaktoren sein, die unabhängig zum Auftreten beider Krankheitsbilder führen. Es gibt Hinweise darauf, dass soziodemographische und psychologische Faktoren sowohl mit höherer Inzidenz von Depression als auch von Hypertonie vergesellschaftet sind. Stress am Arbeitsplatz wird beispielsweise mit beiden Erkrankungen assoziiert. In einer kanadischen Studie wird starker Stress als unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung einer Major Depression beschrieben (OR = 2,29) (Wang 2005). Im Rahmen einer anderen Studie wurde bei Personen mit zunehmendem Stress bei der Arbeit ein häufigeres Auftreten einer Hypertonie gefunden, als bei Personen mit wenig oder abnehmendem Stress im Follow-up-Zeitraum (Markovitz et al. 2004). Bei Teilnehmern des NHANES I Survey waren mehrere Faktoren mit höheren Inzidenzen von Depression und Bluthochdruck assoziiert: ein geringes Bildungsniveau, eine nichtkaukasische ethnische Herkunft, Adipositas, Diabetes, Alkoholabstinenz, geringe 10 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund körperliche Aktivität, stärkere Schlafstörungen und eine sehr kurze oder sehr lange Schlafdauer (Gangwisch et al. 2010). Auch eine gemeinsame genetische Prädisposition wird im Zusammenhang von Depressivität und Hypertonie untersucht und diskutiert. So wurde beispielsweise erforscht, ob Polymorphismen dreier Gene, die mit vaskulären Erkrankungen assoziiert werden, auch im Zusammenhang mit Depressionen stehen. Es ergab sich, dass weder Veränderungen am Genlokus für APOE (codiert für Apolipoprotein-E), VLDL-R (codiert für den „very low density lipoprotein-receptor“), noch DCP-I (codiert für das Angiotensinkonvertierende Enzym) signifikant häufiger bei depressiven Bluthochdruckpatienten zu finden waren als bei Bluthochdruckpatienten ohne depressive Beschwerden (Cervilla et al. 2004a). Diese Erkenntnis schließt nicht aus, dass es möglicherweise andere übereinstimmende genetische Marker gibt. Ein solcher vermuteter Marker ist ein Polymorphismus des GProteins β3, welches sich in allen Geweben finden lässt. Es ist ein wichtiger Bestandteil der transmembranösen Signaltransduktion. Der beobachtete Polymorphismus GNB3 C825T wird mit verschiedenen Phänotypen in Verbindung gebracht, wozu Hypertonie und Depression zählen (Klenke et al. 2011). Eine Metaanalyse von 34 Studien zum Zusammenhang zwischen GNB3 C825T Polymorphismus und Hypertonie ergab, dass der Polymorphismus signifikant mit einem höheren Risiko für Bluthochdruck assoziiert war (Bagos et al. 2007). In einer Metaanalyse wird der Bezug von GNB3 C825T zur Major Depression beschrieben. Es wurde entdeckt, dass Personen mit dem 825T Allel ein um 38 % größeres Risiko für eine Major Depression aufwiesen (López-León et al. 2008). GNB3 C825T scheint demzufolge als gemeinsame genetische Veränderung in Frage zu kommen. Neben genetischen Analysen sind Zwillingsstudien ein nützliches Instrument, um herauszufinden, ob eine Assoziation zwischen zwei Faktoren oder Erkrankungen genetisch oder eher umweltbedingt ist. Wissenschaftler, die an der NHLBI Twin Study beteiligt waren, forschten nach einer Beziehung zwischen depressiven Symptomen und metabolischen Risikofaktoren, wie unter anderen dem Bluthochdruck. Sie stellten eine schwache, aber signifikante Korrelation zwischen Depressivität und mittlerem arteriellem Druck, systolischem und diastolischem Blutdruck, BMI, Taille-Hüft-Verhältnis und Triglycerid-Spiegeln fest. Die Anwendung eines Zwillings-Strukturgleichungsmodells führte diese Assoziation aber eher auf unterschiedliche Umweltfaktoren, als auf genetische Faktoren zurück (McCaffery et al. 2003). 11 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund Eine 2004 veröffentlichte Studie lässt im Gegensatz hierzu mit ihren Ergebnissen einen über genetische Anlagen vermittelten Zusammenhang wahrscheinlicher wirken. Die Autoren entdeckten, dass Depressivität zwar mit höherem Blutdruck assoziiert war, aber nur bei Personen, die mindestens einen nahen Verwandten mit bekannter Hypertonie hatten und somit eventuell über eine genetische Prädisposition verfügten (Grewen et al. 2004). Angesichts dieser Studienergebnisse sind gemeinsame Risikofaktoren von Hypertonie und Depression also durchaus denkbar. 2.2.4 Komplikationen in der Hypertoniebehandlung durch Depression Die klassischen Symptome einer depressiven Episode beinhalten nach ICD-10Klassifikation eine gedrückte Stimmung, Interessenverlust, Freudlosigkeit, Antriebsmangel, erhöhte Ermüdbarkeit, verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit sowie vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen (World Health Organisation 2007). Solche Symptome können stark belastend sein und weitreichende Folgen und Einschränkungen haben. In der Rangliste der Erkrankungen, aufgrund derer die meisten Jahre absoluter Gesundheit verloren gehen, standen unipolare depressive Erkrankungen im Jahr 2002 weltweit an vierter Stelle. Bis 2030 werden sie Schätzungen zufolge auf den zweiten Platz vorgerückt sein (Mathers und Loncar 2006). In einer deutschen Studie fand sich bei Personen mit Major Depression in den vorangegangenen 12 Monaten eine niedrigere Lebensqualität, eine stärkere Beeinträchtigung von Arbeitsfähigkeit und alltäglichen Handlungen sowie eine reduzierte Aktivität. Unter Teilnehmern mit einer aktuellen Episode einer Major Depression fielen diese Unterschiede im Vergleich zu Teilnehmern ohne Major Depression noch deutlich größer aus (Wittchen et al. 2000). Es besteht Grund zur Annahme, dass Depressivität auch mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität einhergeht. Eine US-amerikanische Studie stellte fest, dass über 60-jährige depressive Patienten innerhalb eines Follow-up-Zeitraums von zwei Jahren deutlich häufiger starben, als Teilnehmer ohne depressive Erkrankung. Die Depression war in dieser Studie für schätzungsweise 13 % der Todesfälle verantwortlich, was mit dem Einfluss von kardiovaskulären Erkrankungen und Diabetes vergleichbar war (Gallo et al. 2005). Auch bei Personen mit Hypertonie scheint das Vorliegen depressiver Beschwerden die Prognose deutlich zu verschlechtern. Anhand von Daten des internationalen Hypertension in the Very Elderly Trial konnte dieser Zusammenhang aufgezeigt werden. Depressivität war hier sowohl mit einer höheren Morbidität als auch mit einer höheren Mortalität assoziiert. Depressive Bluthochdruckpatienten hatten im zweijährigen 12 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund Beobachtungszeitraum mehr kardiovaskuläre Ereignisse (HR = 1,6) sowie ein größeres Risiko für eine Demenz (HR = 1,28). Sie starben insgesamt häufiger (HR = 1,8) und häufiger aufgrund kardiovaskulärer Ursachen (HR = 2,10). Je stärker die depressiven Beschwerden den Schwellenwert zwischen subklinischer Depressivität und klinischer Depression überschritten, desto mehr nahm das Risiko für tödliche und nicht-tödliche kardiovaskuläre Ereignisse zu (Peters et al. 2010). Eine Idee zur Erklärung der schlechteren Prognose von depressiven Bluthochdruckpatienten, und zum Verständnis des Gesamtzusammenhangs zwischen Hypertonie und Depression, bezieht sich auf den Einfluss depressiver Symptomatik auf die Behandlung. Depressive Symptome könnten diverse Aspekte einer Hypertoniebehandlung behindern und sie somit weniger effizient machen. Es existieren verschiedene Konzepte dafür, auf welche Art und Weise Depressivität die Behandlung beeinflusst. Drei davon werden im Folgenden vorgestellt: 1) Depressive Patienten sind weniger aktiv und zeigen in geringerem Grade gesundheitsfördernde Verhaltensweisen. 2) Die Compliance / Adhärenz sinkt infolge von depressiven Symptomen. 3) Depressive Beschwerden wirken sich negativ auf das Verhältnis zwischen Arzt und Patient aus. Patientenaktivierung und gesundheitsfördernde Verhaltensweisen Ein hohes Maß an „Patientenaktivierung“ (das Innehaben einer sehr aktiven Rolle), das mit Hilfe des PAM (Patient Activation Measure, Hibbard et al., 2004) erfasst werden kann, beinhaltet ein ausreichendes Faktenwissen über die eigene Erkrankung, das Ergreifen aktiver Maßnahmen zur Krankheitsbewältigung, sowie das Erlernen und die anschließende Aufrechterhaltung neuer Verhaltensweisen. Ein wichtiger Aspekt für die Hypertoniebehandlung könnte sein, dass Patienten mit depressiver Symptomatik eine weniger aktive Rolle im Umgang mit ihrer chronischen Erkrankung zu haben scheinen. In einer prospektiven Studie wurde bei Patienten mit verschiedenen chronischen Erkrankungen, von denen etwa Dreiviertel eine Hypertonie hatten, eine solche Assoziation gefunden. Depressive Personen wiesen eine geringere „Patientenaktivierung“ auf. Diese Entdeckung ist besonders relevant, da eine steigende Aktivierung einherging mit zunehmenden gesundheitsfördernden Verhaltensweisen, wie Bewegung, fettarmer Ernährung und Einnahme von Antihypertensiva nach Empfehlung. Bei stärkerer 13 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund Aktivierung war es auch wahrscheinlicher, dass die Probanden neue gesundheitsfördernde Aktivitäten unternahmen. Eine Abnahme der Depressivität war assoziiert mit einem Anstieg gesundheitsfördernder Verhaltensweisen (Hibbard et al. 2007). Solche Verhaltensweisen können für eine Behandlung von Bluthochdruck essentiell sein. Eine irische Studie zeigte, dass Personen mit mehr protektiven Faktoren wie Normalgewicht, Nichtraucherstatus, guter Ernährung und regelmäßiger körperlicher Aktivität einen niedrigeren systolischen und diastolischen Blutdruck hatten. Eine größere Anzahl an protektiven Faktoren war zudem mit einer niedrigeren Hypertonie-Prävalenz assoziiert (Villegas et al. 2008). Im Rahmen der FINE Study wurden die Auswirkungen des Zusammenhangs von Depressivität und gesundheitsförderlichen Verhaltensweisen am Beispiel der körperlichen Aktivität verdeutlicht. Männer mit mittelstarker und starker depressiver Symptomatik waren weniger körperlich aktiv als die mit geringer depressiver Symptomatik (722 min/Woche und 562 min/Woche im Vergleich zu 919 min/Woche). Eine geringere körperliche Aktivität war mit einer höheren kardivaskulären Mortalität im Zeitraum von 10 Jahren assoziiert. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass Depressivität auch unabhängig von körperlicher Aktivität mit einer Steigerung der Mortalität einherging und die körperliche Aktivität so nicht alleine den Zusammenhang vermittelte (Kamphuis et al. 2007). Compliance / Adhärenz Compliance und Adhärenz sind zwei häufig untersuchte Konstrukte. Die Compliance ist der ältere Begriff der beiden, der die Bereitschaft des Patienten beschreibt, den Anweisungen des Arztes zu folgen. Es wird hier die Arzt-Patient-Beziehung als ungleiches Verhältnis angesehen, mit dem Arzt als Autoritätsperson und dem Patienten als demjenigen, der ärztliche Anweisungen ausführt. Die Compliance wird in neuerer Literatur zunehmend vom Konstrukt der Adhärenz abgelöst. Adhärenz bezeichnet das Ausmaß, in dem das Verhalten eines Patienten mit den mit dem Arzt vereinbarten Therapieempfehlungen übereinstimmt. Es wird dabei eher von einem wechselseitigen, partnerschaftlichen Verhältnis zwischen Arzt und Patient ausgegangen. Ein Teil der Verantwortung für eine erfolgreiche Behandlung liegt hierbei beim Patienten, der aktiv Therapieziele mitbestimmt und an der Krankheitsbewältigung beteiligt ist. Obwohl im Folgenden meistens vom Begriff der Adhärenz gesprochen wird, soll die Compliance hier ebenfalls erwähnt werden, da sich einige Veröffentlichungen auf sie beziehen. 14 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund Studien, die die Adhärenz von Patienten erfassen möchten, beschäftigen sich zumeist mit der Frage, ob die empfohlene Medikamenteneinnahme ordnungsgemäß erfolgt. Um die Adhärenz auf diese Art und Weise zu prüfen, existieren verschiedenste Messmethoden, die in einem Review-Artikel übersichtlich beschrieben werden (Krousel-Wood et al. 2004). Diese Methoden reichen von Selbstauskunft des Patienten über Registrierung der Rate an eingelösten Rezepten und dem Zählen von übrig gebliebenen Tabletten in der Packung bis zur elektronischen Registrierung der Ausgabe von einzelnen Tabletten (MEMS- Medication Event Monitoring System) und weisen jeweils spezifische Vor- und Nachteile auf. Zusammenfassend tauchen bei der Erfassung von Adhärenz insbesondere zwei Schwierigkeiten auf: 1. Soziale Erwünschtheit - der Patient möchte seinen Arzt und andere möglicherweise nicht mit einer ehrlichen Antwort über eine mangelhafte Adhärenz enttäuschen. 2. Die eigentliche Einnahme der Medikation wird immer nur angenommen und kann bei keiner der Messmethoden tatsächlich überprüft werden. Als Ursachen für geringe Adhärenz werden diverse Faktoren diskutiert. Einer von ihnen ist die Depressivität. Eine Metaanalyse prüfte 12 verschiede Studien zu diesem Zusammenhang und kam zu dem Ergebnis, dass Depressivität signifikant mit geringerer Adhärenz assoziiert ist. Bei depressiven Personen war es insgesamt dreimal so wahrscheinlich, dass sie nicht-adhärent gegenüber medizinischen Behandlungsempfehlungen waren als bei Personen ohne depressive Beschwerden (DiMatteo et al. 2000). Ein US-amerikanischer Review-Artikel vermutet mehrere Ursachen für diese Relation: Erstens können Patienten mit depressiver Symptomatik aufgrund von Gefühlen der Hoffnungslosigkeit daran zweifeln, dass eine Behandlung ihnen helfen wird. Zweitens sind sie unter Umständen sozial isoliert und erhalten so wenig Unterstützung von anderen, die sich sonst positiv auf die Adhärenz auswirken könnte. Drittens sind sie möglicherweise kognitiv eingeschränkt und tendieren eher dazu, ärztliche Verordnungen zu vergessen. Und viertens verfügen sie gegebenenfalls über weniger Energie, Empfehlungen nachzukommen (Wing et al. 2002). Der genaue Mechanismus, über den depressive Symptome die Adhärenz senken, ist aber bisher nicht nachgewiesen. Auch bei Personen mit Bluthochdruck konnte eine Assoziation zwischen Depression und Adhärenz in Bezug auf die Einnahme von Antihypertensiva beobachtet werden. Im Rahmen eines systematischen Reviews wurden hierzu 8 Studien mit über 42000 Patienten analysiert. Alle 8 Studien fanden im Zuge einer bivariaten und oder multivariaten Analyse eine statistisch signifikante Assoziation zwischen Depression bzw. depressiven 15 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund Symptomen und geringer Antihypertensiva-Adhärenz. Allerdings fanden sechs der Studien zusätzlich im Rahmen mindestens eines Analyseverfahrens auch keine signifikante Assoziation. Ob ein signifikanter Zusammenhang gefunden wurde, war dabei abhängig vom eingesetzten Analyseverfahren (bivariat / multivariat) und von der Erfassungsmethode für Adhärenz und Depression, da diese Parameter in einigen der Studien mit Hilfe von zwei Messmethoden erfasst wurden (Eze-Nliam et al. 2010). Es existieren auch Untersuchungen, die keinerlei Zusammenhang zwischen depressiven Symptomen und Antihypertensiva-Adhärenz fanden (Maguire et al. 2008). Es bleibt die Frage, welchen Einfluss eine geringe Adhärenz auf die Hypertoniebehandlung hat. Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie eine der wichtigsten Barrieren darstellt, die einer optimalen Blutdruckeinstellung im Wege stehen (Borzecki et al. 2005, Ogedegbe 2008). Medikamente, die nicht eingenommen werden, können ihre Wirkung nicht entfalten, den zu hohen Blutdruck nicht senken und somit auch die zahlreichen Folgeschäden einer Hypertonie nicht verhindern. Es wurden sogar Anzeichen dafür entdeckt, dass antihypertensive Medikamente, selbst bei „lediglich“ eingeschränkter statt fehlender Adhärenz, trotz ausreichendem Sinken des Blutdruckes nicht mehr vor Organschäden schützen. In einer Versuchsreihe an Ratten ergab sich bei intermittierender und besuchsabhängiger Antihypertensiva-Adhärenz2 zwar ein kontrollierter arterieller Druck, aber die Herzfunktion, sowie die Durchblutung von Herz, Nieren und Leber waren im Vergleich zu unbehandelten hypertonen Ratten nicht bis kaum verbessert. Beide Gruppen wiesen nach drei Wochen vorsätzlich verstärkter Hypertonie eine schlechtere Organdurchblutung, sowie eine verminderte ventrikuläre Funktion auf. Eine perfekte Adhärenz, die an einer weiteren Gruppe von Ratten erprobt wurde, antagonisierte die vorsätzliche Verstärkung der Hypertonie dagegen vollkommen (Susic et al. 2008). Abschließend kann man sagen, dass Evidenz sowohl für einen Zusammenhang zwischen Depression und geringer Adhärenz vorhanden ist, als auch für eine Verbindung zwischen geringer Adhärenz und ungünstigem Outcome in Bezug auf Hypertonie. Ob die Adhärenz die Beziehung zwischen Depression und Outcome vermittelt, scheint schwer erfassbar zu sein und ist bisher weitgehend unklar (Wing et al. 2002). 2 intermittierende Adhärenz: Medikamenteneinnahme dreimal pro Woche; besuchsabhängige Adhärenz: Medikamenteneinnahme nur in der letzten der drei Versuchswochen 16 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund Arzt-Patient-Verhältnis Es ist denkbar, dass depressive Symptome den Aufbau und die Aufrechterhaltung einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Arzt und Patient erschweren können und auf diesem Weg die Behandlung beeinflussen (Gabriel und Ambros 2010). Hierzu scheint es jedoch kaum Untersuchungen zu geben. Eine Studie zeigte, dass vom Arzt als schwierig empfundene Patienten deutlich häufiger eine depressive Störung hatten als unkomplizierte Patienten. Die Arzt-Patient-Beziehung war in diesen Fällen in Bezug auf mehrere Aspekte gestört (Hinchey und Jackson 2011). Eine andere Studie bei Patienten mit BarettÖsophagus fand, dass Teilnehmer mit Depression deutlich weniger Vertrauen in ihren Arzt hatten (Cooper et al. 2009). Das Konstrukt Vertrauen in den Arzt erfasst dabei einen wesentlichen Aspekt der Arzt-Patient-Beziehung. Zur Frage, wie stark das Vertrauen in den behandelnden Arzt bei Bluthochdruckpatienten ausgeprägt ist, gibt es nach Wissen der Autorin keinerlei Erhebungen. Diese Frage ist besonders aufgrund der möglichen negativen Auswirkungen eines eingeschränkten Vertrauensverhältnisses interessant. Im Rahmen einer in Atlanta durchgeführten Studie wurde festgestellt, dass weniger Vertrauen in den Arzt signifikant mit einem geringeren Maß an Patientenaktivierung assoziiert war. Weiterhin gaben Personen die ihrem Arzt weniger vertrauten seltener an, dass ihr sie betreuendes Praxisteam einen großen Einfluss auf ihre körperliche Aktivität und Ernährung hätte (Becker und Roblin 2008). Auch eine geringere Adhärenz könnte teilweise auf fehlendes Vertrauen in den Arzt zurückzuführen sein. In einer schwedischen Studie war „Vertrauen in den Arzt“ einer der am häufigsten genannten Gründe für eine hohe Adhärenz (Svensson et al. 2000). In einer Studie mit Patienten mit Diabetes wurde eine signifikante Assoziation zwischen dem Ausmaß, in dem Patienten ihrem Arzt vertrauten, und der Adhärenz beobachtet. Stärkeres Vertrauen ging hier zusätzlich einher mit einer besseren, durch die Diabetespatienten selbst beurteilten, physischen und psychischen Gesundheit. Es stellte sich heraus, dass dieser Zusammenhang über eine höhere Selbstwirksamkeitserwartung vermittelt wurde. Patienten mit mehr Vertrauen in ihren Arzt hatten sogar teilweise ein besseres klinisches Outcome, welches anhand von objektivierbaren Gesundheitsparametern, wie dem Auftreten von Komplikationen, BMI, HbA1c und Blutfettwerten erfasst wurde (Lee und Lin 2009). Wenn Menschen mit einer Depression also weniger 17 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund Vertrauen in ihren Arzt haben, dann könnten die Auswirkungen auch in Bezug auf den Erfolg einer Hypertoniebehandlung weitreichend sein. Nachdem nun die verschiedenen Theorien besprochen wurden, die mögliche Zusammenhänge zwischen Hypertonie und Depression aufzeigen, gibt Abb. 2 einen zusammenfassenden Überblick. gemeinsame Risikofaktoren Depression Hypertonie Adhärenz Arzt-PatientBeziehung effektive HypertonieBehandlung Verhalten / Lebensstil Abbildung 2: Schaubild zu möglichen Zusammenhängen zwischen Hypertonie und Depression 2.2.5 Gemeinsame Behandlungsansätze für Hypertonie und Depression Aufgrund der hohen Prävalenz und Komorbidität von Hypertonie und Depression, der optimierungsbedürftigen momentanen Behandlungssituation sowie möglichen Zusammenhängen zwischen den beiden Erkrankungen könnten integrierte Behandlungskonzepte sinnvoll sein. Bisher wurde dieser Idee jedoch wenig Aufmerksamkeit gewidmet. In einer kleineren amerikanischen Studie wurde erstmals versucht, ein solches Konzept bei Patienten mit Depression und Hypertonie umzusetzen (Bogner et al. 2008). Es fand eine Intervention in Form von Gesprächen statt, die diverse komplexere Ziele verfolgte. 18 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund Unter anderem sollten Strategien zur Überwindung von möglichen Adhärenz-Barrieren entwickelt werden und es wurde angestrebt, das Krankheitsverständnis der Probanden zu verbessern sowie sie zu ermutigen. Die Teilnehmer wurden randomisiert Interventionsund Kontrollgruppe zugeteilt. Die Patienten der Interventionsgruppe, die entsprechend des integrierten Behandlungskonzeptes betreut wurden, hatten am Ende des Beobachtungszeitraums eine signifikant geringer ausgeprägte depressive Symptomatik, einen niedrigeren systolischen und diastolischen Blutdruck, sowie häufiger eine Adhärenz von 80 % oder mehr (operationalisiert über das Verhältnis eingenommene Tabletten / verordnete Tabletten) als die Patienten der Kontrollgruppe, die eine Standardbehandlung erhielten. Da die Fallzahl mit 64 Patienten sehr klein war, kann dieser erste Versuch nur als Pilotstudie angesehen werden, der weitere Studien mit einem bedarfsgerechten Ausbau des Behandlungskonzeptes folgen könnten. 2.3 Fazit Arterielle Hypertonie und Depression sind zwei Erkrankungen, die sehr viele Menschen sowohl in Deutschland als auch weltweit betreffen. Sie können mit schwerwiegenden körperlichen und seelischen Folgeschäden einhergehen. Die Wahrscheinlichkeit sie im Versorgungsalltag zu entdecken und die Wirksamkeit der Behandlung sind noch optimierungsbedürftig. In einigen Studien fällt auf, dass die Komorbiditätsrate für die beiden Erkrankungen besonders hoch ist. Menschen mit Bluthochdruck scheinen häufiger depressiv zu sein als Menschen, die nicht unter Bluthochdruck leiden. Allerdings ist die Studienlage hierzu nicht eindeutig. Es wäre interessant zu erfahren, ob dies unter anderem an den bezüglich der Hypertonie sehr heterogenen Stichproben liegen könnte. In bisherigen Studien wurden sowohl unbehandelte als auch behandelte Patienten mit Hypertonie und erhöhtem oder auch im Normbereich liegendem Blutdruck einbezogen. Es fehlen also Informationen darüber, ob bestimmte Patienten mit Bluthochdruck besonders häufig unter depressiven Beschwerden leiden. Eine interessante Gruppe wären beispielsweise Patienten, die trotz Behandlung eine schlechte Blutdruckkontrolle aufweisen. Als in Frage kommende Ursachen für hohe Komorbiditätsraten von Hypertonie und Depression werden verschiedene Ursachen diskutiert. Es gibt Evidenz dafür, dass eine Depression einen Risikofaktor für die Entstehung einer Hypertonie darstellt. Auch 19 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund gemeinsame Risikofaktoren könnten eine Rolle spielen. Die Vermutung, dass Bluthochdruck zur Manifestation einer Depression führen kann, ist mittlerweile fragwürdig. Ein weiterer Aspekt zum Zusammenhang zwischen Hypertonie und Depression sind die Probleme, die mit einer Komorbidität einhergehen können. Es hat den Anschein, dass depressive Patienten mit Hypertonie eine niedrigere Lebensqualität, mehr kardiovaskuläre Ereignisse sowie eine höhere Mortalitätsrate haben, als nicht depressive Patienten mit Hypertonie. Aufgrund dessen ist es wichtig, mögliche Komplikationen in der Bluthochdruckbehandlung aufzudecken, die beim Vorliegen von depressiver Symptomatik entstehen können. Diese Komplikationen stellen dann mögliche Ansatzpunkte für eine Verbesserung von Behandlung und Prognose dar. In dieser Arbeit werden drei verschiedene Probleme untersucht, die eine Rolle spielen könnten: 1. Depressive Patienten scheinen weniger aktiv zu sein und weniger gesundheitsfördernde Verhaltensweisen zu zeigen. 2. Die Adhärenz kann vermindert sein, wenn depressive Symptome vorliegen. Es gibt aber durchaus auch dieser Aussage widersprechende Entdeckungen. Mehr Studien werden benötigt, um eine klare Aussage treffen zu können. Insbesondere zur Lage bei Personen mit Hypertonie und schlecht eingestelltem Blutdruck, bei denen eine mangelhafte Adhärenz eine besonders gravierende Rolle spielen könnte, gibt es dem Anschein nach noch keine Erkenntnisse. 3. Depressive Beschwerden könnten sich negativ auf das Verhältnis zwischen Arzt und Patient auswirken, wobei möglicherweise insbesondere das Vertrauen des Patienten in den behandelnden Arzt betroffen ist. Ob dies bei Patienten mit Hypertonie eine Rolle spielt, ist bisher nicht untersucht worden. Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Hypertoniebehandlung wäre eine kombinierte Behandlung von Bluthochdruck und Depression. Hierfür ist es jedoch notwendig herauszufinden, ob überhaupt Bedarf für eine solche Behandlung besteht und was sie beinhalten sollte, bzw. auf welche Probleme eingegangen werden müsste. 20 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund 2.4 Fragestellung und Hypothesen Im Rahmen dieser Arbeit soll untersucht werden, wie häufig depressive Symptome bei hausärztlich betreuten Patienten mit Hypertonie mit unzureichender Blutdruckeinstellung sind und inwiefern diese Symptom möglicherweise Einfluss auf die Qualität und den Erfolg einer Hypertoniebehandlung haben. Daraus lassen sich eine Reihe von Teilfragen ableiten: 1) Wie oft findet sich ein depressives Syndrom bei Patienten mit Hypertonie und schlecht eingestelltem Blutdruck, wie häufig sind depressive Symptome und wie ausgeprägt sind die depressiven Beschwerden? 2) Weisen Bluthochdruckpatienten mit depressiven Symptomen eine schlechtere Blutdruckeinstellung auf als Bluthochdruckpatienten ohne solche Symptome? 3) Zeigen Patienten mit Hypertonie mit mehr depressiven Beschwerden eine geringere Adhärenz? 4) Haben depressive Bluthochdruckpatienten weniger Vertrauen in ihren Arzt? Es wird dabei zunächst von folgenden Hypothesen ausgegangen: 1) Patienten mit Hypertonie und schlecht eingestelltem Blutdruck leiden besonders häufig unter Depression und subklinischen depressiven Beschwerden. 2) Der Blutdruck ist bei Patienten mit Hypertonie und depressiven Symptomen noch schlechter eingestellt als bei Patienten, die nur unter einer Hypertonie leiden. 3) Depressive Bluthochdruckpatienten sind in geringerem Ausmaß adhärent als nicht depressive. 4) Patienten mit Hypertonie und depressiver Symptomatik vertrauen ihrem Arzt weniger als Patienten ohne depressive Symptomatik. 21 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 3: Methodik 3 Methodik 3.1 Das Rahmenprojekt der vorliegenden Studie 3.1.1 Studienziel und Design Die vorliegende Studie ist Teil des Projektes Optimierung der Blutdruckeinstellung bei Patienten mit Hypertonie durch die Implementierung von partizipativer Entscheidungsfindung (PEF) in Hausarztpraxen in Südbaden. Das vom BMBF geförderte Projekt wurde unter der Leitung von PD Dr. Fischer und Prof. Dr. Niebling in der Abteilung Nephrologie und Allgemeinmedizin und am Lehrbereich Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Freiburg durchgeführt. An dieser Stelle soll zunächst ein Überblick über das gesamte Projekt gegeben werden, bevor später in Kapitel 3.3 spezifisch auf den Teil eingegangen wird, auf den sich diese Studie bezieht. Ziel des Projekts war es, durch den Einsatz von partizipativer Entscheidungsfindung die unzureichende Blutdruckeinstellung der teilnehmenden Patienten zu verbessern. Die Teilnehmer sollten an der medizinischen Entscheidungsfindung in einem stärkeren Ausmaß teilhaben als zuvor. Die sekundäre Zielsetzung bestand darin, die Adhärenz der Patienten sowie ihr Wissen über die Erkrankung Bluthochdruck zu verbessern. Das Studiendesign entspricht einer cluster-randomisierten Interventionsstudie. Eine zu randomisierende Gruppe setzte sich dabei jeweils aus Patienten zusammen, die einer gemeinsamen Arztpraxis zugehörig waren. Für Mitarbeiter der durch Randomisierung ausgewählten Arztpraxen wurden als Intervention Schulungen zum Thema „partizipative Entscheidungsfindung“ durchgeführt. Es gab insgesamt vier Messzeitpunkte: eine Basiserhebung und drei Follow-up-Termine nach der Intervention. Die Studie lief im November 2008 an und wurde gegen Ende des Jahres 2011 abgeschlossen. 3.1.2 Intervention Die Ärzte der Praxen der Interventionsgruppe erhielten eine Schulung, die zwischen Basiserhebung und erstem Follow-up an drei Abenden stattfand und jeweils drei Stunden dauerte. Thematisiert wurden in diesem Rahmen Handlungsschritte der partizipativen Entscheidungsfindung und allgemeine Kommunikationsfertigkeiten. Den Ärzten wurde außerdem Informationsmaterial der DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin) zur kardiovaskulären Risikoprävention zur Weitergabe an ihre 22 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 3: Methodik Patienten zur Verfügung gestellt. Die Ärzte der Praxen der Kontrollgruppe behandelten ihre Patienten weiter wie bisher, ohne dass sie zusätzliche Informationen erhielten. 3.1.3 Praxenrekrutierung Zwischen dem 19.02.2009 und dem 23.02.2009 wurden 115 Praxen im Raum Südbaden angeschrieben (vgl. Anhang A). Diese waren entweder Mitglieder des Praxisnetzes QP Qualitätspraxen GmbH und / oder Lehrpraxen des Universitätsklinikums Freiburg. Bis zum 02.04.2009 bekundeten 68 dieser Praxen Interesse an einer Studienteilnahme, woraufhin 45 von ihnen per Losentscheid ausgewählt wurden. Bis zum 15.06.2009 sagten 10 der ausgelosten Praxen nachträglich ab, woraufhin fünf weitere Praxen von der Warteliste in die Studie aufgenommen wurden (N = 40). Vor Beginn und im Verlauf der Patientenrekrutierung stiegen drei weitere Praxen aufgrund von Personalmangel aus dem Projekt aus (N = 37). Die Randomisierung der Praxen in Interventions- und Kontrollgruppen erfolgte am 02.12.2009. Eine weitere Praxis verließ die Studie einige Zeit später, so dass sich letztendlich 17 Praxen in der Interventionsgruppe befanden und 19 in der Kontrollgruppe (N = 36). Die teilnehmenden Praxen erhielten eine Einweisung, im Zuge derer den Mitarbeitern erläutert wurde, wie die Patienten rekrutiert und die Daten erhoben werden. Außerdem wurden ihnen Studienmaterialien übergeben. 3.1.4 Ein- und Ausschlusskriterien Eingeschlossen werden konnten Patienten, die mindestens 18 Jahre alt waren, ein Wiederholungsrezept für ein Blutdruckmedikament abholten und in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert waren (Ausnahmen: Bundesknappschaft, Seekasse). Ausgeschlossen waren Patienten, die nicht deutsch sprachen, die dement oder geistig behindert waren, und Patienten, die unter einer schweren, konsumierenden Erkrankung litten, sowie eine kurze Lebenserwartung hatten. 3.1.5 Patientenrekrutierung Die Praxen wurden angewiesen, jeden dritten Patienten anzusprechen, der den Einschlusskriterien entsprach. Patienten, die einer Studienteilnahme zustimmten, erhielten einen Fragebogen, sowie eine 24-Stunden-Blutdruckmessung. Hierfür wurden den Praxen Geräte identischen Fabrikats zur Verfügung gestellt, die ihnen am Ende der Studie 23 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 3: Methodik überlassen wurden. Die Medizinischen Fachangestellten (MFA) wurden durch geschultes Personal in die Bedienung der Blutdruckmessgeräte eingewiesen. Die derzeitige Medikamenteneinnahme wurde schriftlich in Form eines Medikamentenplans festgehalten. Insgesamt wurden auf diese Weise 1431 Patienten rekrutiert; bei 1260 Patienten lagen vollständige Daten vor. Dies beinhaltete, dass sowohl eine 24-Stunden-Blutdruckmessung als auch mindestens 75 % der Sozial- und Gesundheitsdaten vorlagen. Wenn sich bei der 24-Stunden-Blutdruckmessung herausstellte, dass der Blutdruck der Teilnehmer gut eingestellt war, wurden sie von der Studie ausgeschlossen. Als gut eingestellt galt ein Blutdruck mit einem 24-Stunden-Mittelwert von < 130 / 80 mmHg, einem Tagesmittelwert von < 135 / 85 mmHg und einem Nachtmittelwert von < 120 / 70 mmHg. Lediglich Patienten mit Diabetes mellitus, einer Nierenerkrankung oder einem hohen kardiovaskulären Risiko verblieben auch dann in der Studie, wenn ihr Blutdruck gut eingestellt war. In der Studie verblieben also einerseits Hypertonie-Patienten mit schlecht eingestelltem Blutdruck und andererseits Hypertonie-Patienten, deren Blutdruck zwar gut eingestellt war, die aber die genannten Komorbiditäten aufwiesen (N = 1036). Die Patienten, die in der Studie verblieben, wurden zu drei Follow-up-Untersuchungen im Abstand von jeweils etwa sechs Monaten eingeladen. Die Teilnahme an der Studie konnte auf Wunsch der Patienten selbstverständlich zu jedem Zeitpunkt beendet werden. 3.1.6 Datenschutz Die Ethik-Kommission des Universitätsklinikums Freiburg genehmigte die Studie am 26.02.2009. Zusammen mit dem Datenschutzbeauftragten des Universitätsklinikums Freiburg wurde ein Datenschutzkonzept verfasst. Der Datenschutzbeauftragte sowie die Ethik-Kommission prüften außerdem die „informierte Teilnahmeerklärung“, die die Patienten vor Studienbeginn unterzeichneten. Die Fragebögen wurden von den Patienten selbstständig ausgefüllt, versiegelt und an die MFA übergeben. Die MFA leitete die Unterlagen dann ungesehen an das Studienzentrum weiter. Bei der Eingabe der Patientendaten wurden diese pseudonymisiert. Gemäß § 75 SGB X wurde der Datenschutz erfüllt. 24 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 3: Methodik 3.2 Materialien 3.2.1 Ambulante Blutdruck-Langzeitmessung (ABDM) Mit einer ambulanten Blutdruck-Langzeitmessung (ABDM) kann der Blutdruck einer Person über eine Zeitspanne von 24 Stunden erfasst werden. Dem Patienten wird hierfür ein Blutdruckmessgerät angelegt, welches selbstständig in frei programmierbaren Abständen Messungen durchführt und die Ergebnisse speichert. Die erfassten Blutdruckwerte können später abgelesen werden. Die ABDM eignet sich sowohl für die Erstdiagnostik einer Hypertonie als auch zur Überprüfung des Therapieerfolgs bei Patienten, die bereits behandelt werden (Middeke 2005). Diese Art der Blutdruckmessung ist der einfachen Praxismessung überlegen: Der tatsächliche Blutdruck kann besser erfasst werden. Außerdem sind der klinische Verlauf der Erkrankung und die Prognose besser vorhersagbar, da der durch die ABDM erfasste mittlere Blutdruck stärker mit kardiovaskulären Ereignissen und Endorganschäden korreliert (Imai 1999, Pickering et al. 2006). Im Rahmen dieser Studie wurde die ABDM durchgeführt, um die Blutdruckeinstellung der Patienten und somit den bisherigen Behandlungserfolg beurteilen zu können. Die Blutdruckmessungen erfolgten alle 15 / 30 Minuten (tagsüber / nachts). Aus den vorliegenden Messdaten wurden verschiedene Werte berechnet: Der Mittelwert der systolischen und diastolischen Blutdruckwerte am Tag, in der Nacht, sowie ein Gesamtmittelwert aller Messungen über 24 Stunden. Für alle drei Mittelwerte existieren Grenzwerte, unterhalb derer man von „Normalwerten“ spricht (Vgl. Tab.1). Patienten mit gut eingestelltem Blutdruck sollten sich also mit ihren Werten unterhalb dieser Grenzwerte befinden. Wenn einer der Blutdruckmittelwerte eines Patienten oberhalb der Grenzwerte lag, wurde der Patient als „nicht kontrolliert therapiert“ (Patient mit schlecht eingestelltem Blutdruck) eingestuft. Tabelle 1: obere Grenzwerte für die 24-Stunden-Blutdruckmessung (Middeke 1998) Blutdruck (mmHg) Tagesmittelwert 135 / 85 Nachtmittelwert 120 / 75 24h-Mittelwert 130 / 80 25 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 3: Methodik Anhand der Blutdruck-Mittelwerte war es außerdem möglich, den Schweregrad einer Hypertonie zu bestimmen. Hierfür wurden die verschiedenen erhobenen Mittelwerte zunächst einzeln nach Vorgaben einer ABDM-Software beurteilt (vgl. Tab. 2). Die jeweils höchste der auf diese Weise ermittelten Beurteilungen galt dann als Maß für die Gesamtbeurteilung des Blutdrucks. Tabelle 2: Beurteilung der Blutdruckwerte*; MW = Mittelwert systolischer MW systolischer MW diastolischer MW diastolischer MW Tag Nacht Tag Nacht niedrig < 100 < 91 < 65 < 51 normal 100 - 135,99 91 - 120,99 65 -85,99 51 - 70,99 grenzwertig 136 - 140,99 121 - 125,99 86 - 90,99 71 - 75,99 milde Hypertonie 141 - 155,99 126 - 135,99 91 - 100,99 76 - 85,99 156 - 170,99 136 - 150,99 101 - 110,99 86 - 100,99 >= 171 >= 151 >= 111 >= 101 Beurteilung moderate Hypertonie schwere Hypertonie * European Society of Hypertension recommendations for conventional, ambulatory and home blood pressure measurement (O`Brien et al. 2003); nach Beurteilungskriterien der dabl-Software (The dabl® ABPM Program, ECF Medical Ltd, Blackrock, Co. Dublin, Ireland) 3.2.2 Erfassung von depressiven Beschwerden Gesundheitsfragebogen für Patienten (PHQ-D) Zur Erfassung von depressiven Beschwerden wurde die Kurzform des Gesundheitsfragebogens für Patienten (PHQ-D) verwendet. Es ist die autorisierte deutsche Version des „Prime MD Brief Patient Health Questionnaire“ (Brief PHQ) (Spitzer et al. 1999), welche von der Arbeitsgruppe von B. Löwe, R. L. Spitzer, S. Zipfel und W. Herzog an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg entwickelt wurde (Löwe et al. 2002). Der vollständige Fragebogen ist in Anhang A zu finden. Die amerikanische Originalversion wurde in Anlehnung an die dort zur Klassifikation psychischer Erkrankungen verwendeten DSM-IV-Kriterien erstellt. Wie Löwe und Kollegen in ihrem PHQ-Manual anführen, ermöglicht der PHQ lediglich eine Diagnostik auf 26 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 3: Methodik Syndromebene und kann keine vollständige Psychodiagnostik ersetzen. Für eine Störungsdiagnostik, und damit Vergabe einer Diagnose gemäß DSM-IV, wäre eine weitere, ausführlichere ärztliche / therapeutische Abklärung notwendig. Im Rahmen einer solchen Abklärung könnten die Angaben im Fragebogen überprüft, und andere mögliche Ursachen für die Beschwerden abgeklärt werden. Beispiele wären hier somatische Erkrankungen, Trauer oder eine Manische Depression (Löwe et al. 2002). Eine Validierungsstudie konnte trotzdem die guten diagnostischen Eigenschaften des Fragebogens zeigen. Er wies eine hohe Übereinstimmung mit den Diagnosen von Personen, die sich beruflich mit psychisch erkrankten Patienten befassen, auf. Im Rahmen der Studie zeigte sich eine Genauigkeit des Instruments von 85 %, eine Sensitivität von 75 % und eine Spezifität von 90 % (Spitzer et al. 1999). Auch bei älteren Menschen konnte der PHQ mit seiner diagnostischen Genauigkeit überzeugen (Phelan et al. 2010). Neben depressiven Syndromen registriert der Fragebogen auch ein Paniksyndrom und die psychosoziale Funktionsfähigkeit. Außerdem werden Alter, Geschlecht und Datum angegeben. Der Aufbau und die Auswertung der Kurzform des PHQ-D werden im zugehörigen Manual ausführlich erläutert (Löwe et al. 2002). Depressivität Mit Hilfe des PHQ-D können ein Major Depressives Syndrom und Andere Depressive Syndrome erfasst werden. Zum besseren Verständnis dieser Begriffe gibt Tabelle 3 einen Überblick darüber, welche durch den PHQ erfasste Syndrome in etwa welchen psychiatrischen Diagnosen entsprechen. Die in der Tabelle aufgeführte ICD-10Klassifikation wird in Deutschland im vertragsärztlichen Bereich zum Verschlüsseln von Diagnosen verwendet. Die amerikanische DSM-IV-Klassifikation, anhand derer der PHQ entwickelt wurde, findet hier keine Anwendung. 27 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 3: Methodik Tabelle 3: PHQ-D-Syndrome und zugehörige Störungskategorien nach ICD-10 und DSM-IV; modifiziert nach Löwe et al., S. 9 PHQ-D Major ICD-10 F32 DSM-IV Depressive Episode (erstmals) 296.2 Major Depression, einzelne Episode Depressives leicht: F32.0 leicht: 296.21 Syndrom mittelgradig: F32.1 mittelgradig: 296.22 schwer: F32.2 schwer: 296.23 F33 Rezidivierende depressive 296.3 Major Depression, rezid. Episode Episode leicht: 296.31 leicht: F33.0 mittel: 296.32 mittelgradig: F33.1 schwer: 296.33 schwer: F33.2 Andere F32.9 Nicht näher bezeichnete 311 Depressive depressive Episode (z. B. Minor Syndrome Depression) F33.9 Nicht näher bezeichnete depressive Störung (z.B. Minor Depression) Nicht näher bezeichnete rezidivierende depressive Störung Paniksyndrom F34.1 Dysthymia 300.4 Dysthyme Störung F41.0 Panikstörung 300.01 Panikstörung ohne Agoraphobie F40.01 Agoraphobie mit Panikstörung 300.21 Panikstörung mit Agoraphobie Zum Aufbau des PHQ-D: Im ersten Abschnitt des Fragebogens finden sich neun Fragen zu depressiven Kernsymptomen wie Interesselosigkeit, Niedergeschlagenheit, Schlafstörungen, Müdigkeit, verändertem Appetit, schlechter Meinung von sich selbst, Konzentrationsstörungen, Veränderung von Bewegung oder Sprache und Suizidgedanken. Es wird erfragt, ob und wie oft die einzelnen Symptome in den vergangenen zwei Wochen auftraten. Die Antwortmöglichkeiten lauten: überhaupt nicht, an einzelnen Tagen, an mehr als der Hälfte der Tage und beinahe jeden Tag. Im Rahmen der kategorialen Auswertung müssen für ein Major Depressives Syndrom fünf oder mehr der neun depressiven Symptome mindestens an mehr als der Hälfte der Tage vorhanden gewesen sein. Interesselosigkeit oder Niedergeschlagenheit müssen in jedem Fall angegeben sein. Suizidalität wird auch dann gezählt, wenn sie nur an einzelnen Tagen bestand. Traten zwei bis vier Symptome auf, handelt es sich um ein Anderes Depressives Syndrom. Bei der kontinuierlichen Auswertung werden für jedes depressive Symptom, je 28 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 3: Methodik nach Häufigkeit des Auftretens, Punkte von 0 bis 3 vergeben. Je häufiger ein Symptom auftritt, desto mehr Punkte werden vergeben. Aus den Punktwerten aller neun Items wird dann ein Summenwert zwischen 0 und 27 berechnet. Bei weniger als 5 Punkten sind keine depressiven Beschwerden vorhanden, bei 5 bis 9 Punkten milde, bei 10 bis 14 Punkten mittlere, bei 15 bis 19 Punkten ausgeprägte und bei 20 bis 27 Punkten Beschwerden schwersten Ausmaßes. Paniksyndrom Der zweite Abschnitt des PHQ-D besteht aus fünf Fragen zum Thema Angst, die jeweils mit Ja oder Nein beantwortet werden können. Die erste Frage erkundigt sich nach dem Auftreten einer Angstattacke in den letzten vier Wochen. Frage zwei bis vier werden nur dann beantwortet, wenn eine solche Attacke stattgefunden hat. Sie erfragen früheres Auftreten, Situation / Zeitpunkt des Auftretens, Beeinträchtigung der Person und Symptome. Wurden alle fünf Fragen mit Ja beantwortet, lag ein Paniksyndrom vor. Ärztliche Diagnose Depression Es wurde außerdem erfasst, ob die ärztliche Diagnose einer Depression vorlag. Hierzu musste von den MFA der Praxen für jeden Patienten angekreuzt werden, ob bei diesem bereits eine Depression bekannt war („Ja“ / „Nein“). Es wurde dabei nicht unterschieden, ob der Hausarzt selbst oder ein anderer Arzt die Diagnose gestellt hatte und wie diese zustande kam. Auch auf welchen Zeitraum sich diese Diagnose bezog, wurde nicht näher angegeben. Es wurde angenommen, dass sich die Ärzte an der in Deutschland üblichen ICD-10-Klassifikation orientierten. So wurde beim Vergleich zwischen ärztlichen Diagnosen und PHQ-Ergebnissen davon ausgegangen, dass die ärztliche Diagnose Depression für Störungen vergeben wurde, die - auf Syndromebene - dem Major Depressiven Syndrom oder einem Anderen Depressiven Syndrom entsprechen. 3.2.3 Deutsche Version der „Medication Adherence Report Scale“ (MARS-D) Um die Adhärenz der Patienten bezüglich der Medikamenteneinnahme zu erfassen, wurde die deutsche Version der „Medication Adherence Report Scale“ (MARS-D) eingesetzt. Der Fragebogen kann in Anhang A eingesehen werden. Die Originalversion stammt aus England (Horne 2007), und wurde am Universitätsklinikum Heidelberg ins Deutsche 29 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 3: Methodik übersetzt und anschließend an einer Stichprobe mit 523 Patienten getestet (Mahler et al. 2010). Das Instrument zeigte hierbei eine akzeptable interne Konsistenz (Cronbach`s a = 0,60 - 0,69) und Test-Retest-Reliabilität (Pearson`s r = 0,61 - 0,63). Der Fragebogen besteht aus 5 Items, die nicht-adhärentes Verhalten beschreiben. Die Items erfassen Vergessen der Medikamenteneinnahme, selbstständige Dosisveränderung, Unterlassen der Einnahme für einige Zeit, bewusstes Auslassen einer Dosis sowie geringere Einnahme als verordnet. Die Patienten haben bei der Beantwortung der Fragen die Möglichkeit anzugeben, wie häufig sie sich auf die genannte Art und Weise verhalten. Die Antwortmöglichkeiten reichen dabei von „immer“ über „oft“, „manchmal“ und „selten“ bis zu „nie“. Für jede Antwort werden zwischen 1 („immer“) und 5 („nie“) Punkten vergeben. So kann ein Summenwert zwischen 5 und 25 Punkten erreicht werden. Ein hoher Summenwert ist dabei ein Zeichen für eine hohe Adhärenz. Für die vorliegende Studie wurde der Summenwert auf eine Skala zwischen 0 und 100 transformiert, um ihn besser beurteilen und mit anderen Messinstrumenten vergleichen zu können. 3.2.4 „Trust in Physician Scale“ (TPS) Um das Vertrauen der Patienten in ihren Arzt zu quantifizieren, wurde die von Anderson und Kollegen 1999 in den vereinigten Staaten entwickelte „Trust in Physician Scale“ (TPS) verwendet. Eine im selben Jahr veröffentlichte Validierungstudie zeigte sowohl eine hohe interne Konsistenz des Instruments (Cronbach`s a = 0,89) als auch eine annehmbare Test-Retest-Reliabilität (r = 0,77) und Validität (r = 0,68 - 0,73) (Thom et al. 1999). In der vorliegenden Studie wurde eine deutsche Version der TPS eingesetzt, die hierfür angefertigt wurde. Anhand von 11 Items und einer 5 Punkte umfassenden Likert-Skala (von "stimme völlig zu" über „stimme zu“, „neutral“ und „stimme nicht zu“ bis zu "stimme gar nicht zu") wurden drei Dimensionen von Vertrauen erfasst: Der Glaube des Patienten an die Zuverlässigkeit des Arztes (der Arzt hat das Beste für seinen Patienten im Sinn), der Glaube an die Vertraulichkeit der Informationen zwischen Arzt und Patient, und die Zuversicht des Patienten in Wissen und Fähigkeiten des Arztes. Der vollständige Fragebogen mit dem genauen Wortlaut der 11 Fragen ist im Anhang A zu finden. Zur Auswertung werden für jedes der 11 Items zwischen 0 und 4 Punkte vergeben. Die Punktwerte der einzelnen Items können anschließend zu einem Summenwert addiert werden, der zwischen 0 und 44 Punkten betragen kann. Ein hoher Summenwert ist dabei 30 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 3: Methodik Ausdruck von großem Vertrauen in den behandelnden Arzt. Im Rahmen dieser Studie wurde der Summenwert genau wie der Summenwert der MARS auf eine Skala von 0 bis 100 transformiert. 3.2.5 Sonstige Abfragen Der an die Patienten verteilte Fragebogen enthielt neben den in 3.2.2 bis 3.2.4 bereits erläuterten Elementen noch Fragen nach Größe, Gewicht, Raucherstatus und geplanten Verhaltensänderungen. Um geplante Verhaltensänderungen zu erfassen, wurde konkret danach gefragt, welche Entscheidungen beim Arztbesuch getroffen wurden: Rauchverzicht, Gewichtsabnahme und / oder regelmäßiger Sport. Der Fragebogen der Basiserhebung enthielt zusätzlich einmalig Fragen zu soziodemographischen Daten wie Schulabschluss, beruflicher Stellung, Leben in Partnerschaft und kardiovaskulärer Familienanamnese. Weitere klinisch relevante Informationen wurden von den MFA auf Verlaufsbögen (vgl. Anhang A) dokumentiert. Hier wurde die Bestehensdauer des Bluthochdrucks vermerkt sowie gegebenenfalls die Nebendiagnosen Diabetes mellitus, koronare Herzkrankheit (KHK) / Herzinfarkt, Schlaganfall / Transitorische ischämische Attacke, periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) und Depression. Des Weiteren wurden die folgenden Laborwerte notiert: Gesamtcholesterin, HDL-Cholesterin und LDL-Cholesterin. Für die Beurteilung der Cholesterinwerte wurden die von der deutschen Lipid-Liga empfohlenen Zielwerte herangezogen (vgl. Tab. 4). Tabelle 4: „Normwerte“ bzw. Zielwerte für Gesamtcholesterin, HDL und LDL nach den Richtlinien der Lipid-Liga* „Normwerte“/ Zielwerte (mg/dl) Gesamtcholesterin < 200 HDL >= 40 LDL bei leicht erhöhtem KHK-Risiko** < 160 bei mäßig erhöhtem < 130 KHK-Risiko** bei hohem KHK-Risiko** < 100 * www.lipid-liga.de **Die Größe des Risikos für die Entstehung einer koronaren Herzkrankheit wird anhand des Vorliegens verschiedener Risikofaktoren wie Alter, positiver Familienanamnese, Rauchen, Arterieller Hypertonie, Diabetes mellitus und niedrigem HDL abgeschätzt. 31 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 3: Methodik 3.3 Stichprobe und Datenerhebung Die Stichprobe für die vorliegende Arbeit besteht aus den Teilnehmern der zweiten Followup-Erhebung, welche zwischen August 2010 und März 2011 durchgeführt wurde. Die Patienten hatten in diesem Zeitraum zwei Termine in ihrer Arztpraxis. Das Vorgehen unterschied sich dabei nicht zwischen Interventions- und Kontrollgruppe. Beim ersten Termin wurde den Patienten ein 24-Stunden-Blutdruckmessgerät angelegt und in nüchternem Zustand Blut abgenommen, um die Cholesterinwerte und bei Patienten mit Diabetes mellitus zusätzlich den HbA1c-Wert zu bestimmen. Wenn bereits aktuelle Laborwerte vorhanden waren, wurden diese aus der Patientenakte übernommen. Anlässlich des zweiten Termins wurden die Ergebnisse der 24-Stunden-Blutdruckmessung ausgewertet und zusammen mit der Laboranalyse vom behandelnden Arzt mit den Teilnehmern besprochen. Ob eine Änderung oder Anpassung der Therapie nötig war, konnte unter entsprechenden Umständen vom Arzt entschieden werden. Im Anschluss an das Arztgespräch erhielten die Patienten einen Fragebogen. Dieser beinhaltete die Kurzform des PHQ-D, die MARS-D, die TPS, Fragen nach getroffenen Therapieentscheidungen des vorangegangenen Arztbesuchs und nach Größe, Gewicht und Raucherstatus. Von den MFA wurde nach der Arztkonsultation für jeden Patienten ein Verlaufsbogen ausgefüllt, welcher den Namen der Versicherung, die Versichertennummer, die Werte einer Praxisblutdruckmessung, die Bestehensdauer der Hypertonie, Nebendiagnosen und Cholesterinwerte enthielt. Der Fragebogen, der Verlaufsbogen und ein aktueller Medikamentenplan wurden der Studienzentrale per Post zugesendet. Die Daten der 24Stunden-Blutdruckmessung wurden elektronisch übermittelt. Die Praxen erhielten als Aufwandsentschädigung für die vollständige Datenerhebung für jeden Patienten 10 Euro. Insgesamt gingen im zweiten Follow-up Daten von 861 Teilnehmern ein. 3.4 Datenauswertung und statistische Analysen Die Daten wurden mit Hilfe von Eingabemasken in eine Access-Datenbank überführt. Anschließend wurden sie mittels Stichprobenprüfung einer Fehlerkontrolle unterzogen. Hierfür wurde eine Stichprobe gezogen, die 10 % der Teilnehmer des Follow-up beinhaltete. Bei der Kontrolle der Daten ergab sich eine Fehlerquote von < 10 %. Eine Fehlerquote von >= 10 % hätte eine Überprüfung des gesamten Datensatzes zur Folge 32 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 3: Methodik gehabt. Des Weiteren wurde am gesamten Datensatz eine Plausibilitätsprüfung durchgeführt. Größe, Gewicht, Raucherstatus, Bestehensdauer der Hypertonie sowie Nebendiagnosen wurden mit den Angaben der vorangegangenen Erhebungen verglichen. Bei den Cholesterinwerten wurde geprüft, ob Extremwerte vorlagen. Im Fall von Unstimmigkeiten und Auffälligkeiten wurde telefonisch mit den MFA der Praxen Rücksprache gehalten. Der Datensatz wurde zur Aufbereitung und Auswertung in die Statistiksoftware SPSS übertragen. In die Analyse wurden nur Daten von Personen einbezogen, deren ABDM gültig war, und die in den relevanten Fragebögen weniger als 25 % der Antworten ausgelassen hatten. Eine gültige ABDM musste dabei mindestens 14 Messungen am Tag sowie 7 Messungen in der Nacht beinhalten. Im Datensatz verbliebene fehlende Werte wurden mittels „Expectation Maximization“ skalenweise durch den jeweiligen Skalenschätzwert ersetzt. Einzelne Variablen wurden bei Bedarf umkodiert und weitere Variablen berechnet. Außerdem wurden Korrelationsanalysen durchgeführt. Merkmalszusammenhänge oder -unterschiede wurden bei einem p-Wert von p < 0,05 (p-Wert bei unterstellter Gültigkeit der Nullhypothese) als statistisch signifikant betrachtet. Es wurden keine Bonferoni-Adjustierungen von p-Werten durchgeführt. Eine Übersicht über die zur Auswertung verwendeten Variablen ist im Anhang B zu finden. 33 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse 4 Ergebnisse 4.1 Fallausschluss Vor der Präsentation der eigentlichen Ergebnisse wird im Folgenden zunächst dargestellt, wie die endgültige Stichprobe zustande kam (vgl. Abb. 3). Ausschlusskriterien 861 Patienten im Follow-Up 2 fehlende Werte im PHQ ≥ 3 747 Patienten mit gültigem PHQ < 14 BlutdruckMessungen / Tag und / oder < 7 / Nacht 703 Patienten mit gültiger ABDM fehlende Werte in der MARS ≥ 2 fehlende Werte in der TPS ≥ 3 657 Patienten mit gültiger MARS 656 Patienten mit gültiger TPS Abbildung 3: Flussdiagramm zum Fallausschluss Aufgrund von fehlenden Angaben in den für diese Arbeit relevanten Zielgrößen konnten nicht alle Patienten eingeschlossen werden, die am zweiten Follow-up teilgenommen haben. Gründe für einen Fallausschluss waren ein nicht oder nicht ausreichend ausgefüllter PHQ sowie eine fehlende ABDM-Messung, beziehungsweise eine Messung 34 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse mit zu wenigen gültigen Blutdruckwerten. Von den 861 Patienten der Studie hatten 81,7% sowohl einen gültigen PHQ-Wert als auch eine gültige ABDM-Messung. Diese 703 Patienten bildeten die Hauptstichprobe, anhand derer der größte Teil der folgenden Analysen durchgeführt wurde. Insgesamt wurden so 158 Patienten aus der Hauptstichprobe ausgeschlossen. Für die Auswertung der MARS und der TPS wurden zwei gesonderte Stichproben aus der Hauptstichprobe ausgewählt, in denen sich nur Patienten mit gültiger MARS beziehungsweise gültiger TPS befanden. 4.1.1 Die Gruppe der ausgeschlossenen Patienten Bezüglich soziodemographischer Angaben unterschieden sich die ausgeschlossenen Patienten in zwei Punkten signifikant von den Patienten der Analysestichprobe. Bei den Personen der Fallausschlussgruppe lebten nur 61,0 % in einer Partnerschaft, während dies bei 76,3 % der Stichprobenteilnehmer der Fall war (p = 0,001). Außerdem waren die ausgeschlossenen Patienten mit einem mittleren Alter von 68,20 Jahren etwas älter. Das Alter der Patienten der Stichprobe betrug im Durchschnitt 65,64 Jahre (p = 0,044). Es wurde außerdem geprüft, ob es Unterschiede bei den zentralen Studienvariablen Blutdruck und Depression gab. Ausgeschlossene Patienten hatten mit 130,92 / 79,99 mmHg etwas höhere durchschnittliche Blutdruckwerte über 24 Stunden als Patienten der Analysestichprobe mit 127,52 / 77,42 mmHg. Diese Abweichung war signifikant (systolischer Mittelwert: p = 0,023; diastolischer Mittelwert: p = 0,008). In keiner der beiden Gruppen kam die ärztliche Diagnose einer Depression signifikant häufiger vor. Weitere Daten zum Stichprobenvergleich sind dem Anhang C zu entnehmen. 4.2 Stichprobenbeschreibung 4.2.1 Soziodemographische Daten In der Stichprobe verblieben mit 53,3 % nur geringfügig mehr Frauen als Männer. Über einen Hauptschulabschluss verfügten 60,5 % der Teilnehmer und 11,9 % hatten eine Fach- oder Hochschulreife. Zur Frage nach der beruflichen Stellung gaben 53,3 % an, nicht mehr berufstätig zu sein, während 30,0 % berichteten, einer Arbeit nachzugehen. Zum Erhebungszeitpunkt befanden sich 73,5 % der Patienten in einer Partnerschaft. Das Alter der Patienten der Stichprobe lag zwischen 19 und 90 Jahren mit einem Mittelwert 35 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse von 65,57 Jahren (SD = 11,32). In Tab. 5 sind soziodemographische Daten der Patienten der Hauptstichprobe dargestellt. Tabelle 5: Soziodemographische Daten Geschlecht Schulabschluss berufliche Stellung Leben in Partnerschaft N Prozent weiblich 375 53,3 männlich 328 46,7 kein Schulabschluss 11 1,6 Hauptschulabschluss 425 60,5 Mittlere Reife 145 20,6 Fach- oder Hochschulreife 84 11,9 fehlend 38 5,4 erwerbstätig 211 30,0 in Ausbildung 1 0,1 arbeitslos oder in Umschulung 11 1,6 im Ruhestand 374 53,3 Hausfrau/-mann 77 11,0 Sonstiges 8 1,1 fehlend 21 3,0 Ja 517 73,5 Nein 161 22,9 fehlend 25 3,6 4.2.2 Zusätzliche klinisch relevante Daten Weitere klinisch relevante Angaben der Patienten zu ihrer Hypertonie sowie zum Vorhandensein der erfassten Nebendiagnosen sind in Tab. 6 zu sehen. Der Bluthochdruck bestand bei 57,9 % der Patienten seit weniger als 10 Jahren. Bei knapp einem Drittel war die Hypertonie bereits seit 10-19 Jahren bekannt. Unter den erfragten Nebendiagnosen war „Diabetes mellitus“ die häufigste mit einer Prävalenz von 29,3 %. Auf Platz zwei befand sich die koronare Herzkrankheit. Insgesamt hatten 53,2 % der Teilnehmer 36 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse mindestens eine Nebendiagnose. Hiervon hatten mit 38,8 % der Patienten die meisten eine einzige Nebendiagnose und nur 0,3 % alle vier Nebendiagnosen. Laut Berechnung und Bewertung des Body-Mass-Index waren 21,2 % der Hypertoniepatienten normalgewichtig, 42,7 % übergewichtig und 35 % adipös. Ein Anteil von 9,2 % der Teilnehmer gab an zu rauchen. Eine positive kardiovaskuläre Familienanamnese fand sich bei 22,5 %. Tabelle 6: Nebendiagnosen, Body-Mass-Index (BMI), Raucherstatus, kardiovaskuläre Familienanamnese Erkrankungsdauer Bluthochdruck Diabetes N Prozent < 10 Jahre 407 57,9 10-19 Jahre 230 32,7 20 bis 29 Jahre 54 7,7 > 30 Jahre 8 1,1 fehlend 4 0,6 Ja 206 29,3 Nein 496 70,6 1 0,1 Ja 125 17,8 Nein 576 81,9 fehlend 2 0,3 Ja 43 6,1 Nein 659 93,8 fehlend 1 0,1 Ja 37 5,3 Nein 665 94,6 fehlend 1 0,1 Untergewicht 4 0,6 Normalgewicht 149 21,2 Übergewicht 300 42,7 Adipositas Grad I 180 25,6 Adipositas Grad II 56 8,0 Adipositas Grad III 10 1,4 fehlend Koronare Herzkrankheit/ Herzinfarkt Schlaganfall/ Transitorische ischämische Attacke periphere arterielle Verschlusskrankheit Body-Mass-Index 37 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Raucherstatus kardiovaskuläre Familienanamnese Kapitel 4: Ergebnisse fehlend 4 0,6 Ja 65 9,3 Nein 623 88,6 fehlend 15 2,1 positiv 158 22,5 negativ 509 72,4 fehlend 36 5,1 Bei den Cholesterinwerten gab es starke Schwankungen innerhalb des Patientenkollektivs. Der Mittelwert für das Gesamtcholesterin lag bei 214,88 mg/dl (SD = 45,00), der Mittelwert des HDLs bei 54,08 mg/dl (SD = 14,80) und der Mittelwert des LDLs bei 131,68 mg/dl (SD = 38,80). In Tab. 7 ist aufgeführt, wie häufig Grenzwertüberschreitungen vorkamen. Insgesamt wiesen mehr als die Hälfte der Patienten ein zu hohes Gesamtcholesterin auf. Der LDL-Spiegel lag bei 16,6 % der Teilnehmer oberhalb des Grenzwerts. Dabei wurden individuelle KHK-Risikofaktoren, die bei Vorhandensein den Grenzwert für LDL senken, nicht berücksichtigt, weshalb eine Beurteilung nur bedingt möglich ist. Bei 10,4 % der Patienten war der HDL-Spiegel zu niedrig. Zu allen erhobenen Cholesterinwerten ist anzumerken, dass es zahlreiche fehlende Werte gab und zum Teil bereits länger zurückliegende Laboruntersuchungen verwendet wurden. Tabelle 7: Häufigkeit des Auftretens von Grenzwertüberschreitungen bei den Laborwerten für Gesamtcholesterin und LDL, sowie von Grenzwertunterschreitungen für HDL N Grenzwertüberschreitung / Grenzwertüberschreitung / -unterschreitung (N) -unterschreitung (%) Gesamtcholesterin 645 409 58,2 HDL 531 73 10,4 LDL* 543 117 16,6 * hier wurde mit 160 mg/dl der höchste Grenzwert für LDL verwendet; bei erhöhtem KHK-Risiko liegen die Grenzwerte deutlich tiefer 38 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse 4.3 Weitere deskriptive Angaben 4.3.1 Entscheidungen bezüglich geplanter Verhaltensänderungen Einige der Patienten planten, in Zukunft gesundheitsfördernde Aktivitäten zu unternehmen (vgl. Tab. 8). Die Entscheidung, regelmäßig Sport zu treiben, wurde von 24,6 % der Patienten und damit am häufigsten getroffen. Einen Rauchverzicht strebten etwa ein Viertel der Raucher an. Knapp zwei Drittel der Patienten hatten keine Veränderung ihres Verhaltens in dieser Art vor. Tabelle 8: verschiedene Entscheidungen, Anzahl der geplanten Verhaltensänderungen N Prozent Rauchverzicht 16 24,6* Gewichtsabnahme 164 23,3 regelmäßiger Sport 173 24,6 0 438 62,3 1 157 22,3 2 94 13,4 3 14 2,0 Anzahl der geplanten Verhaltensänderungen * in % der Raucher 4.3.2 Blutdruck In Tab. 9 ist die Verteilung der Blutdruckwerte in der Stichprobe zu sehen. Der systolische Blutdruck in der Nacht war der einzige Parameter, dessen Mittelwert knapp oberhalb des Normbereiches (von < 120 mmHg) lag. Dahingegen überschritten die Maximalwerte die Normbereiche allesamt deutlich, während sämtliche Minimalwerte als hypoton zu klassifizieren waren. 39 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse Tabelle 9: Kennzahlen für die verschiedenen erhobenen Blutdruckwerte (in mmHg); MW = Mittelwert N* Minimum Maximum Mittelwert Standardabweichung syst. MW insgesamt 703 87,80 185,30 127,52 12,14 syst. MW Tag 702 91,00 186,20 130,16 12,74 syst. MW Nacht 702 73,80 183,10 120,31 13,97 diast. MW insgesamt 703 51,30 116,00 77,42 8,85 diast. MW Tag 702 54,90 117,60 79,72 9,52 diast. MW Nacht 702 41,70 111,80 71,14 9,22 Blutdruckwerte * Die variierende Anzahl N ist dadurch bedingt, dass bei einem der Patienten die Uhrzeit am Messgerät nicht eingestellt wurde, weshalb nur die Gesamtmittelwerte, aber keine Tag- / Nachtwerte ausgewertet werden konnten. Es fällt anhand größerer Spannweiten sowie größerer Standardabweichungen auf, dass die systolischen Blutdruckwerte eine stärkere Streuung zeigten als die diastolischen Werte. Die beiden folgenden Streudiagramme verdeutlichen diese unterschiedlich breite Verteilung der systolischen und diastolischen Werte zusätzlich visuell. In Abb. 4 ist die Verteilung der Tagesmittelwerte des Blutdrucks in der Stichprobe dargestellt. Die eingezogene horizontale Gerade markiert den oberen Grenzwert für den systolischen Blutdruck und die vertikale Gerade zeigt den oberen Grenzwert für den diastolischen Blutdruck an. Patienten, deren Werte sich im linken unteren Quadranten befinden, wiesen also tagsüber im Mittel normale Blutdruckwerte auf. Bei Patienten mit Werten im rechten oberen Quadranten waren sowohl der systolische als auch der diastolische Blutdruck während des Tages im Schnitt zu hoch. Es ist zu erkennen, dass ein großer Teil der Tagesmittelwerte der Patienten außerhalb des linken unteren Quadranten liegt und damit die empfohlenen Normwerte überschreitet. 40 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Abbildung 4: Streudiagramm für die Blutdruckwerte am Tag Abbildung 5: Streudiagramm für die Blutdruckwerte in der Nacht 41 Kapitel 4: Ergebnisse Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse Abb. 5 zeigt die Verteilung der Blutdruckmittelwerte der Nachtmessungen. Es ist zu sehen, dass die Nachtmittelwerte insgesamt dichter beieinander liegen als die Tagesmittelwerte. Aber auch mit ihren Nachtmittelwerten liegen viele Patienten außerhalb des linken unteren Quadranten. Der Blutdruck dieser Patienten lag somit außerhalb des empfohlenen Normbereichs. Bei allen Patienten wurde als nächstes überprüft, ob sie mit ihren Blutdruckwerten unterhalb der empfohlenen Grenzwerte lagen und ob ihr Bluthochdruck somit als kontrolliert therapiert einzustufen war. Weniger als ein Drittel der Patienten wiesen Blutdruckwerte auf, die im Normbereich lagen (vgl. Abb. 6). Der Großteil der Patienten war als nicht kontrolliert therapiert einzustufen. Abbildung 6: Kreisdiagramm zur Blutdruckeinstellung der Patienten Um differenziertere Aussagen über das Ausmaß der Hypertonie treffen zu können, wurden die Patienten anhand ihrer erhobenen Blutdruckmittelwerte verschiedenen BlutdruckKategorien zugeordnet (siehe Abb. 7). Diese Zuteilung ergibt, dass mit etwa einem Drittel 42 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse der größte Teil der Patienten eine milde Form der Hypertonie aufwies. Eine moderate Hypertonie lag bei 14 % der Teilnehmer vor, und eine schwere Hypertonie bei 4 %. Abbildung 7: Balkendiagramm für die Blutdruck-Kategorien der Patienten 4.3.3 Vertrauen in den Arzt Mit Hilfe der 11 Items der TPS wurde das Vertrauen der Patienten in ihren Hausarzt gemessen. Die Auswertung der einzelnen Aussagen bzw. Items ist in Abb. 8 zu sehen. Insgesamt fiel das Vertrauen in den Arzt in der Stichprobe hoch aus. Bei 8 der 11 Items der TPS wurden sehr geringes sowie geringes Vertrauen in den Arzt nur vereinzelt zum Ausdruck gebracht. Lediglich bei drei Items (2, 7, 10) ergab sich eine deutlich breitere Werteverteilung und somit ein etwas geringeres Vertrauen in den Arzt. Diese Items thematisieren das Vertrauen in das medizinische Fachwissen des Arztes. Ein Viertel der Patienten gaben hier höchstens „neutral“ an. In Bezug auf die Items 1 und 4 gaben die 43 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse Patienten ein besonders hohes Vertrauen in ihren Arzt an. Diese Items befassen sich mit dem Vertrauen darauf, dass der Arzt den Patienten als Menschen wirklich wichtig nimmt und Informationen vertraulich behandelt. Der Median lag hier bei „sehr hohem Vertrauen“. Der Mittelwert des errechneten Summenwerts befand sich bei 77,32 mit einer Standardabweichung von 13,37. Abbildung 8: Boxplot-Diagramm mit der Verteilung der einzelnen Items der Trust in Physician Scale Skalierung der Abszisse: 0 sehr geringes Vertrauen 1 geringes Vertrauen 2 neutral 3 hohes Vertrauen 4 sehr hohes Vertrauen 44 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse 4.3.4 Adhärenz In Abb. 9 sind die einzelnen Items der MARS sowie ihre Auswertung aufgeführt. Ausgenommen von Item 1 („Vergessen der Einnahme“) fand sich praktisch keine Streuung der Werteverteilung. Mit einer von der Antwortmöglichkeit „nie“ abweichenden Antwort wurden die Items 2-5 sehr selten bedacht. Bei Item 1 gaben dagegen 25 % der Patienten an, dass sie zumindest „manchmal“ die Medikamenteneinnahme vergessen würden. Abbildung 9: Boxplot-Diagramm mit der Verteilung der einzelnen Items der MARS Antwortoptionen: 0 immer 1 oft 2 manchmal 3 selten 4 nie 45 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse Auch für die MARS wurde ein transformierter Summenwert berechnet. Durch ihn kann eine Aussage über die Adhärenz der einzelnen Patienten getroffen werden. Der Mittelwert der Summenwerte lag hier bei 95,88 mit einer Standardabweichung von 7,08. Die Adhärenz fiel damit bei den Teilnehmern im Mittel sehr hoch aus. 4.4 Überprüfung der Fragestellung 4.4.1 Wie oft findet sich ein depressives Syndrom bei Hypertoniepatienten mit schlecht eingestelltem Blutdruck? Dieser Frage wurde mit Hilfe des PHQ nachgegangen. Die Auswertung ergab bei 2,1 % der Patienten (N = 15) ein Major Depressives Syndrom, sowie bei 2,8 % (N = 20) ein Anderes Depressives Syndrom. Zusammenfassend lag dementsprechend bei knapp 5 % der Stichprobe ein depressives Syndrom vor. 4.4.2 Wie häufig sind depressive Symptome in dieser Stichprobe und wie ausgeprägt sind die Beschwerden? In Abb. 10 ist zu sehen, wie häufig die einzelnen depressiven Symptome, die durch den PHQ erfasst wurden, in der Stichprobe zu finden waren. Es fällt auf, dass ein sehr häufiges Auftreten einzelner depressiver Symptome (repräsentiert durch die Antwortmöglichkeit „beinahe jeden Tag“) nur bei sehr wenigen Patienten vorkam. „Eine schlechte Meinung von sich selbst“, „Veränderung von Bewegung oder Sprache“ und „Suizidalität“ wurden am seltensten angeführt und kamen fast ausschließlich „überhaupt nicht“ vor. Die Werteverteilung bei diesen Items war daher stark eingeschränkt. Die 6 übrigen Items (a-e und g) zeigten eine deutlich stärkere Streuung und traten somit unterschiedlich oft auf. Von „Müdigkeit“ und „Schlafstörungen“ wurde am häufigsten berichtet. Der Median lag bei diesen beiden Items am höchsten. 46 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse Abbildung 10: Boxplot-Diagramm mit der Verteilung der einzelnen Items des PHQ Antwortoptionen: 0 Überhaupt nicht 1 An einzelnen Tagen 2 An mehr als der Hälfte der Tage 3 Beinahe jeden Tag Das Ausmaß der depressiven Beschwerden der Patienten ist in Abb. 11 zu sehen. Insgesamt wiesen etwas über 30 % der Stichprobe depressive Beschwerden auf. Hiervon gab der Großteil der Patienten (25,5 %) milde depressive Beschwerden an. Unter depressiven Beschwerden schwersten Ausmaßes litten 0,4 % (N = 3) der Patienten. 47 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse Abbildung 11: Kreisdiagramm zum Ausmaß der depressiven Beschwerden bei den Studienteilnehmern 4.4.3 Weisen Bluthochdruckpatienten mit depressiven Symptomen eine schlechtere Blutdruckeinstellung auf als Bluthochdruckpatienten ohne solche Symptome? Abb. 12 zeigt ein Streudiagramm zum Ausmaß an Depressivität (Summenwert des PHQ) und systolischen Blutdruckwerten. Der systolische 24-Stunden-Mittelwert ist hier gegen den Summenwert des PHQ aufgetragen. Die eingezogene vertikale Gerade markiert die Grenze für das Vorhandensein depressiver Beschwerden. Die horizontale Gerade entspricht dem Grenzwert für den systolischen Blutdruck. Alle Patienten, die sich mit ihren Werten im linken unteren Quadranten befinden, waren dementsprechend nicht hyperton und litten nicht unter depressiven Beschwerden. Die Patienten im rechten oberen Quadranten waren dagegen sowohl hyperton als auch depressiv. 48 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse Abbildung 12: Streudiagramm zur Korrelation von systolischem Blutdruck und Depressivität Das Streudiagramm lässt keinen ausgeprägten Zusammenhang zwischen systolischem Blutdruck und Depressivität erkennen. Der errechnete Korrelationskoeffizient (nach Pearson) betrug -0,01 (p = 0,791). Damit bestätigt sich die Annahme, die bereits beim Betrachten des Streudiagramms entstand: Es fand sich kein Zusammenhang zwischen den beiden Parametern. Höhere Summenwerte im PHQ waren also weder mit einem höheren, noch mit einem niedrigeren systolischen Blutdruck korreliert. Abb. 13 zeigt Depressivität und den diastolischen Blutdruck. Hier ist der Summenwert des PHQ gegen den diastolischen 24-Stunden-Mittelwert aufgetragen. Die eingezogenen Geraden markieren wieder die Grenzwerte für Depressivität und Hypertonie. 49 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse Abbildung 13: Streudiagramm zur Korrelation von diastolischem Blutdruck und Depressivität Auch in diesem Streudiagramm fällt einem kein Zusammenhang zwischen den beiden Parametern ins Auge. Zwischen diastolischem Blutdruck und Summenwert des PHQ ergab sich ein Korrelationskoeffizient (nach Pearson) von -0,01 (p = 0,821). Es bestand demzufolge kein Zusammenhang zwischen diastolischem Blutdruckwert und Summenwert des PHQ. In Abb. 14 wird der Frage nach einem Zusammenhang zwischen Blutdruck und Depressivität noch auf eine andere Weise nachgegangen. Die Patienten wurden hier den verschiedenen Blutdruck-Kategorien in zwei Gruppen zugeordnet: Es gibt eine Gruppe, bei der keine depressiven Beschwerden vorlagen und eine andere Gruppe mit depressiven Beschwerden. Aus der Abbildung wird deutlich, dass die beiden Gruppen in den meisten Blutdruck-Kategorien ähnlich stark vertreten waren. Mit 32 % hatte der größte Teil der Patienten ohne depressive Beschwerden eine milde Hypertonie. Bei den Teilnehmern mit depressiven Beschwerden wiesen die meisten (30 %) einen normalen 50 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse Blutdruck auf. Auffallend ist die Kategorie der schweren Hypertonie, in der mit 6 % anteilig doppelt so viele depressive Personen vertreten waren, wie nicht depressive. Es ist bei der Beurteilung der Ergebnisse allerdings zu beachten, dass die Fallzahlen im Bereich der schweren Hypertonie gering waren. Abbildung 14: Gruppiertes Balkendiagramm zum Zusammenhang zwischen depressiven Beschwerden und Bluthochdruckschweregrad 4.4.4 Haben depressive Bluthochdruckpatienten weniger Vertrauen in ihren Arzt? Um diese Frage zu beantworten, wurde ermittelt, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Summenwert des PHQ und dem transformierten Summenwert der TPS gab. In Abb. 15 sind diese beiden Parameter in einem Streudiagramm gegeneinander aufgetragen. Die eingezogene vertikale Linie markiert den Schwellenwert für das Vorliegen depressiver Beschwerden. Aufgrund der Werteverteilung kann auf keinen ausgeprägten Zusammenhang zwischen Depressivität und Vertrauen in den Arzt geschlossen werden. 51 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse Abbildung 15: Streudiagramm zur Korrelation zwischen Vertrauen in den Arzt und Depressivität Der errechnete Korrelationskoeffizient (nach Pearson) zwischen den beiden Variablen betrug -0,09. Diese sehr schwache Korrelation war signifikant (p = 0,021). Ein höherer Summenwert im PHQ war also mit einem etwas niedrigeren Summenwert in der TPS assoziiert. Patienten mit stärkerer depressiver Symptomatik hatten also etwas weniger Vertrauen in ihren Arzt. 4.4.5 Zeigen Hypertoniepatienten mit mehr depressiven Beschwerden eine geringer ausgeprägte Adhärenz? Mit Hilfe von Abb. 16 soll geprüft werden ob es eine Assoziation zwischen Depressivität (Summenwert des PHQ) und Adhärenz (transformiertem Summenwert der MARS) gibt. Die beiden Parameter sind wieder in Form eines Streudiagramms gegeneinander 52 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse aufgetragen. Die vertikale Gerade repräsentiert den Grenzwert für das Vorliegen depressiver Beschwerden. Abbildung 16: Streudiagramm zur Korrelation zwischen Adhärenz und Depressivität Die Werte orientieren sich sehr vage entlang einer imaginativen Gerade von links oben nach rechts unten. Dies spricht für einen gering ausgeprägten Zusammenhang zwischen den beiden Größen. Der Korrelationskoeffizient (nach Pearson) betrug -0,16 (p = 0,000). Hiermit bestätigt sich eine Korrelation von höheren Summenwerten im PHQ mit etwas niedrigeren transformierten Summenwerten in der MARS. Personen mit stärker ausgeprägten depressiven Symptomen waren also weniger adhärent. Dieser Zusammenhang ist nicht besonders stark ausgeprägt, aber signifikant. 53 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse 4.5 Explorative Analysen 4.5.1 Weitere Korrelationen und Assoziationen zur Depressivität 4.5.1.1 Depressivität und Geschlecht Betrachtet man das Ausmaß der depressiven Beschwerden in Abhängigkeit vom Geschlecht (vgl. Abb. 17), fällt auf, dass Frauen etwas häufiger depressive Beschwerden angaben als Männer. Das weibliche Geschlecht war in jedem der verschiedenen Bereiche der Beschwerde-Ausmaße prozentual stärker vertreten. Bei 66 % der Frauen und bei 73 % der Männer fand sich keine depressive Symptomatik. Abbildung 17: Gruppiertes Balkendiagramm zum Ausmaß der depressiven Beschwerden in Abhängigkeit vom Geschlecht 54 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse 4.5.1.2 Depressivität und Alter In Abb. 18 sind in Form eines Streudiagramms das Alter und der Summenwert des PHQ gegeneinander aufgetragen. Der vertikale Strich bezeichnet die Grenze, ab der depressive Beschwerden vorlagen. Abbildung 18: Streudiagramm zur Korrelation zwischen Alter und Depressivität Ein deutlicher Zusammenhang zwischen Alter und Depressivität kann hier rein optisch nicht erkannt werden. Der Korrelationskoeffizient (nach Pearson) der beiden Parameter lag bei r = -0,08 (p = 0,044). Höhere Summenwerte im PHQ waren also signifikant mit geringfügig niedrigerem Alter assoziiert. Jüngere Menschen waren demzufolge tendenziell depressiver. 55 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse 4.5.1.3 Ärztliche Diagnose Depression und Studiendiagnose Depression Nicht nur der PHQ beleuchtete im Rahmen der Studie die Depressivität der Teilnehmer. Die Hausärzte gaben an, wenn sie selbst eine Depression diagnostiziert hatten. Im Rahmen der Auswertung wurde nun geprüft, ob die Diagnose einer Depression bzw. eines depressiven Syndroms von Hausärzten und PHQ übereinstimmten. Dieser Zusammenhang ist in Tabelle 10 ist dargestellt. Bei 12,2 % (N = 86) der Patienten der Stichprobe hatten die Ärzte das Vorliegen einer Depression vermerkt. Die Auswertung des PHQ ergab nur bei 4,9 % (N = 34) ein depressives Syndrom. Tabelle 10: Kreuztabelle zum Zusammenhang zwischen ärztlicher Diagnose einer Depression und depressivem Syndrom laut PHQ; Angaben in Anzahl der Personen depressives ärztliche Diagnose Depression Syndrom laut PHQ Ja Nein Gesamt Ja 16 18 34 Nein 70 598 668 Gesamt 86 616 702 Zwischen dem Vorhandensein der ärztlichen Diagnose einer Depression und dem Vorhandensein eines depressiven Syndroms laut PHQ-Beurteilung gab es Differenzen. Bei 18 der 34 Patienten, die laut PHQ-Auswertung ein depressives Syndrom aufwiesen, lag keine Diagnose einer Depression von ärztlicher Seite vor. Dafür fand sich bei 70 der 668 Patienten, die laut PHQ kein depressives Syndrom hatten, die ärztliche Diagnose einer Depression. 4.5.1.4 Depressivität und geplante Verhaltensänderungen In Abb. 19 ist abgebildet, wie viele gesundheitsförderliche Verhaltensänderungen die Teilnehmer jeweils planten. Die Stichprobe wurde dafür in zwei Gruppen unterteilt: Patienten, die unter depressiven Beschwerden litten, und Patienten ohne depressive Beschwerden. Auf diese Weise kann eine Aussage darüber getroffen werden, ob sich depressive und nicht depressive Personen im Planen von Verhaltensänderungen unterschieden. 56 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse Abbildung 19: Gruppiertes Balkendiagramm zum Zusammenhang zwischen depressiven Beschwerden und der Anzahl der geplanten Verhaltensänderungen Es ist zu sehen, dass Patienten mit depressiver Symptomatik etwas häufiger Verhaltensänderungen planten als Patienten ohne depressive Symptomatik. Die Möglichkeit einer Korrelation zwischen der Anzahl der geplanten Verhaltensänderungen und dem Summenwert des PHQ wurde auch rechnerisch überprüft. Es ergab sich ein Korrelationskoeffizient nach Pearson von 0,18 (p = 0,000). Ein höherer Summenwert im PHQ war demzufolge signifikant mit einer geringfügig größeren Anzahl an geplanten Verhaltensänderungen korreliert. Patienten mit mehr depressiven Beschwerden hatten also öfter vor, Verhaltensweisen zu ändern, als Patienten mit weniger depressiven Beschwerden. 57 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse 4.5.2 Auswertung der Fragen zum Thema Angst (Teil 2 des PHQ) Im PHQ wurden nicht nur Fragen zu depressiven Symptomen gestellt, sondern auch Fragen zum Thema Angst. Durch das Auswerten dieser Fragen konnte bei den Patienten ein eventuell bestehendes Paniksyndrom festgestellt werden. Die Auswertung ergab, dass bei 3,3 % der Bluthochdruckpatienten der Stichprobe (N = 23) ein solches Paniksyndrom vorlag. Um diese Patienten näher zu beschreiben, wurden sowohl der Blutdruck als auch die Depressivität betrachtet. Abb. 20 zeigt die Zuteilung der Patienten zu Blutdruck-Kategorien. Etwa die Hälfte der Teilnehmer mit Paniksyndrom hatten eine milde Hypertonie. Ein normaler Blutdruck fand sich bei einem Viertel. Abbildung 20: Balkendiagramm für die Blutdruck-Kategorien bei Patienten mit Paniksyndrom; N = 23 Das Ausmaß der depressiven Beschwerden bei Patienten mit Paniksyndrom ist in Abb. 21 zu sehen. Der Großteil der Patienten mit Paniksyndrom hatte depressive Beschwerden. Bei etwa einem Drittel waren dies Beschwerden milder Form. Jeweils zwei Patienten litten 58 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse unter ausgeprägten Beschwerden und Beschwerden von schwerstem Ausmaß. Bei fünf der Teilnehmer mit Paniksyndrom fand sich keine depressive Symptomatik. Abbildung 21: Balkendiagramm zum Ausmaß depressiver Beschwerden bei Patienten mit Paniksyndrom; N = 23 4.5.3 Diabetes mellitus Bereits in der Stichprobenbeschreibung wurde erwähnt, dass beinahe ein Drittel der Patienten (29,3 %, N = 206) neben einer Hypertonie einen Diabetes mellitus als Nebenerkrankung aufwiesen. Aufgrund solch einer hohen Prävalenz wurde geprüft, wie sich die Hypertoniepatienten mit Diabetes von denen ohne Diabetes unterschieden. Konkreter wurden die Fragen untersucht, ob Patienten mit Diabetes mellitus weniger oder mehr depressiven Beschwerden hatten und wie es sich mit ihrer Blutdruckeinstellung verhielt. Es muss dabei daran gedacht werden, dass Patienten mit Diabetes auch bei normalen Blutdruckwerten in die Studie aufgenommen wurden. In Abb. 22 sieht man, wie die Patienten verschiedenen Blutdruck-Kategorien zugeordnet wurden, je nachdem ob sie Diabetes hatten oder nicht. Die Personen mit Diabetes hatten 59 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse mit 31 % etwas häufiger einen normalen Blutdruck als die Personen ohne Diabetes mit 26 %. Sie wiesen außerdem prozentual doppelt so oft eine schwere Hypertonie auf als Patienten ohne Diabetes. Abbildung 22: Gruppiertes Balkendiagramm zum Zusammenhang zwischen Blutdruck-Kategorien und Diabetes mellitus Abb. 23 stellt dar, wie ausgeprägt die depressiven Beschwerden bei Personen mit Diabetes im Vergleich zu Personen ohne Diabetes waren. Es stellte sich heraus, dass sich Patienten mit Diabetes bezüglich einer depressiven Symptomatik nahezu nicht von Patienten ohne Diabetes unterschieden. Sie waren also weder stärker noch schwächer depressiv als Hypertoniepatienten, die nicht an Diabetes erkrankt waren. 60 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse Abbildung 23: Gruppiertes Balkendiagramm zum Zusammenhang zwischen Ausmaß der depressiven Beschwerden und Diabetes mellitus 4.6 Zusammenfassung der Ergebnisse in Bezug auf die Fragestellung Fragestellung 1: Wie häufig findet sich ein depressives Syndrom bei Hypertoniepatienten mit schlecht eingestelltem Blutdruck? Nach Auswertung des PHQ lag bei 2,1 % der Patienten (N = 15) zum Erhebungszeitpunkt ein Major Depressives Syndrom vor. Bei 2,8 % (N = 20) fand sich ein Anderes Depressives Syndrom. Insgesamt war ein depressives Syndrom also bei knapp 5 % der Hypertoniepatienten der Stichprobe vorzufinden. Fragestellung 2: Wie häufig sind depressive Symptome in dieser Stichprobe und wie ausgeprägt sind die Beschwerden? 61 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse Die verschiedenen depressiven Symptome, die durch den PHQ erfasst wurden, kamen unterschiedlich oft vor. Am häufigsten wurden „Schlafstörungen“ und „Müdigkeit“ angegeben. „Suizidalität“, „Veränderung von Bewegung oder Sprache“ und eine „schlechte Meinung von sich selbst“ kamen selten vor. Wenn depressive Symptome vorhanden waren, traten sie im Schnitt eher nur gelegentlich auf, und nur in seltenen Ausnahmefällen „beinahe jeden Tag“ (die maximale Auftretens-Häufigkeit). Die kontinuierliche Auswertung des PHQ ergab bei 30,6 % der Patienten das Vorliegen depressiver Beschwerden. Bei den meisten (25,5 %) lagen diese in Form milder depressiver Beschwerden vor. Mittlere depressive Beschwerden fanden sich bei 3,7 %, sowie ausgeprägte depressive Beschwerden bei 1 %. Depressive Beschwerden von schwerstem Ausmaß kamen nur bei 0,4 % der Stichprobe vor. Insgesamt 69,4 % der Hypertoniepatienten waren beschwerdefrei. Fragestellung 3: Weisen Bluthochdruckpatienten mit depressiven Symptomen eine schlechtere Blutdruckeinstellung auf als Bluthochdruckpatienten ohne solche Symptome? Es wurde zunächst geprüft, ob es eine Korrelation zwischen den Blutdruckwerten und dem Ausmaß der Depressivität gab. Dies war nicht der Fall. Es bestand keinerlei Zusammenhang zwischen dem Mittelwert des systolischen Blutdrucks und dem Summenwert des PHQ (r = -0,01, p = 0,791). Es ergab sich auch kein Zusammenhang zwischen dem Mittelwert des diastolischen Blutdrucks und dem Summenwert des PHQ (r = -0,01, p = 0,821). Bei depressiven Patienten waren also weder der systolische noch der diastolische Blutdruck höher als bei nicht depressiven. Des Weiteren wurde deskriptiv-statistisch untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein depressiver Beschwerden und einzelnen Blutdruck-Kategorien bestand. Von den Hypertoniepatienten mit depressiven Symptomen hatten 30 % einen normalen Blutdruck, während dies nur bei 26 % der Patienten ohne depressive Symptome der Fall war. Eine schwere Hypertonie lag dagegen bei 6 % der Patienten mit depressiven Beschwerden vor, und lediglich bei 3 % der Patienten ohne depressive Beschwerden. Schlussfolgernd kann die Frage also nicht eindeutig beantwortet werden. Bluthochdruckpatienten mit depressiven Symptomen wiesen nicht generell eine schlechtere Blutdruckeinstellung auf als Hypertoniepatienten ohne solche Symptome. Sie hatten tendenziell sogar häufiger einen normalen Blutdruck. Dafür waren Patienten mit depressiven Beschwerden in der Kategorie der schweren Hypertonie prozentual doppelt 62 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 4: Ergebnisse so stark vertreten wie Patienten ohne depressive Beschwerden. Depressive Bluthochdruckpatienten verfügten also häufiger über eine gute Blutdruckeinstellung und litten öfter unter einer schweren Hypertonie als nicht depressive Bluthochdruckpatienten. Fragestellung 4: Haben depressive Patienten weniger Vertrauen in ihren Arzt? Es fand sich eine sehr schwache, aber signifikante Korrelation zwischen Depressivität und Vertrauen in den Arzt (r = -0,09, p = 0,021). Ein höherer Summenwert im PHQ war also mit einem etwas niedrigeren Summenwert in der TPS assoziiert. Patienten mit stärkerer depressiver Symptomatik hatten demzufolge geringfügig weniger Vertrauen in ihren Arzt. Fragestellung 5: Zeigen depressive Patienten eine geringer ausgeprägte Adhärenz? Depressivität und Adhärenz waren in der Stichprobe in geringem Ausmaß, aber signifikant miteinander korreliert (r = -0,16, p = 0,000). Höhere Summenwerte im PHQ waren dementsprechend mit etwas niedrigeren transformierten Summenwerten in der MARS assoziiert. Patienten mit stärkeren depressiven Beschwerden zeigten also eine etwas geringer ausgeprägte Adhärenz. 63 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 5: Diskussion 5 Diskussion 5.1 Limitationen der Studie 5.1.1 Allgemeine Limitationen Bei der Interpretation der Ergebnisse sind einige Limitationen der Studie zu berücksichtigen. Es kann angenommen werden, dass vor allem Ärzte an der Studie teilnahmen, die sich in einem besonderen Maße für Studieninhalte wie eine Optimierung der Behandlung von Hypertoniepatienten und partizipative Entscheidungsfindung interessierten. Ein Teil der Ärzte nahm zu Beginn der Studie im Rahmen der Intervention an Schulungen zur partizipativen Entscheidungsfindung teil. Auch die Patienten, die an der Studie teilgenommen haben, interessierten sich möglicherweise auffallend stark für ihre Gesundheit. Beides lässt sich bei der Durchführung einer Studie nicht vermeiden, da eine Studienteilnahme immer auf rein freiwilliger Basis beruht. Die genannten Aspekte könnten aber zu einer besonders hohen Adhärenz und starkem Vertrauen in den Arzt beigetragen haben, so dass das hier gefundene (sehr hohe) Ausmaß der Adhärenz und des Vertrauens in den Arzt möglicherweise nicht generell auf hausärztliche Hypertoniepatienten übertragen werden kann. Für die Analysen wurden 158 der Patienten, die am Follow-up 2 teilgenommen hatten, aufgrund zu vieler fehlender Angaben ausgeschlossen. Das entspricht einem Anteil von 18,4 % aller Teilnehmer. Da von diesen Patienten nur mangelhafte Angaben vorliegen, ist es schwer nachzuvollziehen, ob sie sich in studienrelevanten Aspekten wie Blutdruck und Depressivität von den Patienten der Stichprobe unterschieden. Es erscheint jedoch möglich - wenn nicht sogar wahrscheinlich -, dass sich diese ausgeschlossenen Patienten in relevanten Aspekten (z.B. auch hinsichtlich der Adhärenz) von den Patienten unterschieden, die in die Analysestichprobe eingingen. Im Rahmen der Auswertung wurden zahlreiche Variablen untersucht. Natürlich kann es ungeachtet dessen sein, dass denkbare Confounder und Störfaktoren nicht berücksichtigt wurden. Es wurde beispielsweise nicht gesondert untersucht, ob eine medikamentöse Therapie mit Antidepressiva und / oder Antihypertensiva in einem Zusammenhang mit Blutdruckkontrolle und depressiver Symptomatik steht. Es wurden auch neben Adhärenz, Vertrauen in den Arzt und Depressivität keine weiteren möglichen Ursachen für eine resistente Hypertonie erfasst. 64 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 5: Diskussion Eine weitere wesentliche Einschränkung der Studie ist, dass zur Erfassung von Depressionen und depressiven Beschwerden mittels PHQ nur ein Screening durchgeführt wurde. Es fand keine weiterführende Depressionsdiagnostik zur Überprüfung statt. Der Goldstandard wäre in diesem Fall ein strukturiertes Interview. Für einzelne Untergruppenanalysen waren die Fallzahlen zu klein, um eine Aussage zur klinischen Relevanz von Zusammenhängen treffen zu können (und um eine Untersuchung der entsprechenden Forschungsfragen als Hypothesentest planen zu können). So hatten Patienten mit einer schweren Hypertonie zwar häufiger depressive Beschwerden; ob dieses Ergebnis generalisierbar ist, bleibt aber unklar. Die Gruppe der Personen mit Paniksyndrom war ebenfalls so klein, dass es nur bedingt möglich ist, sie mit der Gruppe der Personen ohne Paniksyndrom zu vergleichen. Insgesamt ist die Stichprobe aber mit 703 Patienten vergleichsweise groß und damit repräsentativ für Patienten mit Bluthochdruck auf die oben genannte Einschlusskriterien zutreffen. 5.1.2 Limitationen aufgrund der verwendeten Materialien Sowohl Depressivität als auch Adhärenz und Vertrauen in den Arzt wurden mit Hilfe von Fragebögen erhoben, die von den Patienten selbstständig ausgefüllt wurden. Dabei ist es schwer zu beurteilen, wie ehrlich und gewissenhaft die Fragen jeweils beantwortet wurden. Insbesondere in Bezug auf Adhärenz und Vertrauen in den Arzt kann dabei soziale Erwünschtheit eine Rolle spielen. Das heißt, der Patient beantwortet eine Frage eher so, wie er denkt, dass es von ihm erwartet wird. So könnten diese Parameter überschätzt worden sein. Außerdem ist der Deckeneffekt ist bei den Instrumenten MARS und TPS ein bekanntes Problem. Insbesondere bei der Adhärenz, aber auch beim Vertrauen in den Arzt, gab es kaum Varianz. Beides fiel innerhalb der Stichprobe sehr hoch aus. Trotz dieser geringen Varianz gab es einen schwachen, aber signifikanten Zusammenhang mit der Depressivität. Bei schwachen Korrelationen kann nicht davon ausgegangen werden, dass das Ergebnis klinisch relevant ist. Denkbar wäre aber, dass die geringe Korrelation zumindest zum Teil auf eine zu geringe Heterogenität innerhalb der Stichprobe zurückzuführen ist und der wahre Zusammenhang unterschätzt wird. Bei der Angabe depressiver Beschwerden kann Stigmatisierung eine Rolle spielen. Viele Menschen sind noch immer der Meinung, dass psychische Beschwerden kein ernst zu nehmendes medizinisches Problem darstellen, sondern ein Zeichen von Schwäche sind und etwas, wofür man sich schämen muss. Um methodische Mängel zu minimieren, 65 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 5: Diskussion wurden in dieser Studie Fragebögen zu Depressivität, Adhärenz und Vertrauen in den Arzt verwendet, die zuvor bereits validiert und in mehreren Studien eingesetzt wurden. Obwohl die ABDM einer einfachen Praxismessung deutlich überlegen ist, gibt es auch Einschränkungen. Aktivitäten der Patienten, die den Blutdruck und dessen Messung beeinflussen, wurden nicht festgehalten. Die Blutdruckwerte eines Patienten, der den Tag der Messung auf dem Sofa verbrachte, wurden so auf die gleiche Weise und nach den gleichen Kriterien beurteilt, wie die eines Patienten, der sich stark körperlich belastete. Die Unterscheidung zwischen Tag- und Nachtwerten hing davon ab, auf welche Uhrzeiten das Blutdruckmessgerät zu Beginn der Messung von der MFA eingestellt wurde. Insgesamt können solche interindividuellen Unterschiede bei der ABDM aber deutlich besser ausgeglichen werden als bei Praxismessungen. In dieser Studie wurden außerdem strenge Blutdruck-Grenzwerte verwendet. So wurden Patienten im Vergleich zu anderen Studien deutlich früher als nicht kontrolliert therapiert betrachtet und / oder einer höheren Blutdruck-Kategorie zugeordnet. Allerdings liegen die Grenzwerte methodenbedingt tiefer und orientieren sich an Empfehlungen einer ABDM-Software. Die Nebendiagnosen und somit auch die hausärztliche Diagnose einer Depression wurden nicht gesondert bestimmt, sondern aus den vorliegenden Angaben der Praxen über ihre Patienten übernommen. Es wurde im Rahmen der Studie nicht kontrolliert, ob die Dokumentation von Nebendiagnosen der Praxen bzw. die Angabe der MFAs zutreffend waren. Der Vergleich der Diagnose Depression durch den PHQ mit der hausärztlichen Diagnose ist nur eingeschränkt möglich. Die beiden Diagnosen müssen sich nicht zwangsläufig auf den selben Zeitraum beziehen. Mit dem PHQ wurden nur depressive Symptome, die in den vergangenen zwei Wochen aufgetreten waren, beurteilt. Der behandelnde Arzt wurde im Rahmen der Studie nicht dazu angeleitet, eine aktuelle Evaluation des depressiven Status seines Patienten zu erheben. Die MFA trug lediglich im Falle einer bereits vorhandenen Diagnose einer Depression diese in die Liste der Nebendiagnosen ein. So ist es möglich, dass sich einzelne ärztliche Diagnosen auch auf einen in der Vergangenheit liegenden Zeitraum bezogen. Zudem wurden keine Angaben dazu gemacht, ob sich Patienten wegen einer Depression bereits in Behandlung befanden, die die depressive Symptomatik mindert. 66 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 5: Diskussion 5.2 Inhaltliche Diskussion der Ergebnisse 5.2.1 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung In der vorliegenden Studie litten Patienten mit schlecht eingestelltem Bluthochdruck nicht auffallend häufig unter Depression und subklinischen depressiven Beschwerden. Nur knappe 5 % der Patienten der Stichprobe wiesen ein depressives Syndrom auf, davon 2,1 % ein Major Depressives Syndrom. Unter depressiven Beschwerden, welche überwiegend mild waren, litten 30 % der Patienten. Diese mithilfe des PHQ-D gefundene Depressionsprävalenz entspricht in etwa der Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung. In einer Studie wurde eine Vier-WochenPrävalenz jeglicher unipolarer Depressionen nach DSM-IV-Klassifikation von 6 % in der deutschen Allgemeinbevölkerung festgestellt (Jacobi et al. 2004). Ein-MonatsPrävalenzraten der Major Depression lagen in 7 Studien aus Ländern der westlichen Hemisphäre in der Allgemeinbevölkerung zwischen 1,1 und 4,9 % (Wacker 2000). Die Prävalenz in der vorliegenden Studie ist somit sogar überraschend niedrig, da Studien nahelegen, dass die Prävalenz von affektiven Störungen bei Patienten von Allgemeinarztpraxen höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. In einer deutschen Studie im allgemeinärztlichen Setting hatten beispielsweise 9 % der Patienten der Stichprobe eine Major Depression. Unter zumindest mittelstarken depressiven Beschwerden (PHQ-D Cutpoint bei 10 Punkten) litten sogar 19,8 % der Studienteilnehmer (Sielk et al. 2009). Bei Patienten mit Hypertonie und depressiven Symptomen war der Blutdruck in der vorliegenden Studie außerdem nicht signifikant schlechter eingestellt als bei Patienten ohne depressive Beschwerden. Das Ausmaß der depressiven Beschwerden war weder signifikant mit dem systolischen noch mit dem diastolischen Blutdruck korreliert. Patienten mit stärkeren depressiven Beschwerden hatten also keine höheren Blutdruckwerte. Auch bei der Einteilung des Blutdrucks in Kategorien ergab sich kein Zusammenhang zwischen dem Vorliegen von depressiven Beschwerden und höheren Blutdruck-Kategorien. Lediglich unter den Patienten mit schwerer Hypertonie fanden sich anteilig deutlich mehr mit depressiven Beschwerden. In der groß angelegten deutschen DETECT-Studie wurde ebenfalls keine erhöhte Depressionsrate bei Patienten mit Hypertonie gefunden. Die Studie wurde zur Erfassung epidemiologischer Daten durchgeführt und es nahmen 51.000 Patienten von Hausarztpraxen teil (Pieper et al. 2008). Dies passt zu den hier erhobenen Ergebnissen, 67 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 5: Diskussion da sich beide Studien auf eine ähnliche Stichprobe beziehen. In beiden wurden Patienten aus Praxen für Allgemeinmedizin innerhalb Deutschlands rekrutiert. Allerdings wurde bei Teilnehmern der DETECT-Studie mit Hypertoniediagnose bei den Analysen zur Depression nicht näher betrachtet, ob und wie erfolgreich sie behandelt wurden. In Bezug auf die konkrete Fragestellung, welche Rolle depressive Beschwerden bei HypertoniePatienten mit schlecht eingestelltem Blutdruck spielen, sind die vorliegenden Studienergebnisse nach Wissen der Autorin bisher einzigartig. Zu Depressivität bei Personen mit Bluthochdruck im Allgemeinen existieren dagegen neben der DETECTStudie heterogene Studienergebnisse. Es gibt eine Vielzahl an möglichen Faktoren, die für die unterschiedlichen Befunde verantwortlich sein könnten. Bei der Studie von Saboya und Kollegen aus dem Jahr 2010, die sehr hohe Depressionsraten bei Patienten mit Bluthochdruck fand, handelte es sich nicht um hausärztlich betreute Patienten, sondern um Patienten eines Krankenhauses. Die Hospitalisation könnte an sich ein psychisch belastender Faktor sein, der zu einer hohen Depressionsrate führt. Außerdem wurde mit einer Fall-Kontroll-Studie ein anderes Studiendesign verwendet. Die Teilnehmer ohne Bluthochdruck in der Kontrollgruppe wurden in diesem Rahmen speziell ausgesucht, so dass sie zum Beispiel nicht unter bestimmten Erkrankungen wie KHK oder Diabetes mellitus litten. In der 2008 veröffentlichten Studie von Lobo-Escolar und Kollegen wurde ein signifikanter Zusammenhang zwischen Depressivität und einem höheren Hypertoniestadium entdeckt (Lobo-Escolar et al. 2008). In der vorliegenden Studie waren Patienten mit schwerer Hypertonie zwar auch häufiger depressiv, der Zusammenhang ist bei einer geringen Patientenzahl allerdings schwierig einzuschätzen. Die Stichprobe von Lobo-Escolar und Kollegen war größer, und beinhaltete deutlich mehr Personen die eine schwerere Hypertonie aufwiesen. Ein direkter Vergleich ist auch deshalb kaum möglich, da die Korrelation zwischen Depressivität und Blutdruck als kontinuierliche Variablen nicht wie in der vorliegenden Studie untersucht wurde. Es gibt noch zahlreiche weitere mögliche Gründe für die Heterogenität der Studienergebnisse bezüglich des Zusammenhanges zwischen Hypertonie und Depressivität. Manche Studien befassen sich mit der Allgemeinbevölkerung, andere mit Patienten primärärztlicher Versorgungseinrichtungen oder von Krankenhäusern. Auch Länder und Kulturdifferenzen sind in Betracht zu ziehen. Die Methoden, mittels derer verschiedene Variablen erhoben werden, weichen ebenfalls voneinander ab: Depressivität wird mit verschiedensten Fragebögen und / oder klinischen Interviews erfasst; der Blutdruck wird meist mittels individuell durchgeführter Praxismessungen aufgenommen, seltener durch eine ABDM, und anschließend nach unterschiedlichen Grenzwerten 68 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 5: Diskussion klassifiziert; in manchen Studien werden Hypertoniepatienten über Blutdruckmessungen als solche definiert, in anderen über ärztliche Diagnosen und / oder Einnahme von Antihypertensiva. Adhärenz und Vertrauen in den Arzt Sowohl die Adhärenz als auch das Vertrauen in den Arzt waren statistisch signifikant mit dem Ausmaß der depressiven Beschwerden korreliert. Patienten mit stärkeren depressiven Beschwerden waren also weniger adhärent und hatten ein geringeres Vertrauen in ihren Arzt als Patienten mit schwächeren depressiven Beschwerden. Der Zusammenhang fiel in beiden Fällen jedoch sehr schwach aus. Andere Studien entdeckten deutlich stärkere Korrelationen zwischen Adhärenz und depressiven Beschwerden bei Hypertoniepatienten. In einer Studie aus Indiana war es für Patienten mit Depression weniger als halb so wahrscheinlich, laut Fragebogen adhärent zu sein, als für Patienten ohne Depression. Der Anteil an Personen mit Depression innerhalb der Stichprobe lag dabei mit knapp 40 % sehr hoch. Außerdem war die Adhärenz der Teilnehmer insgesamt geringer als in der vorliegenden Studie. Mehr als die Hälfte der Patienten der Stichprobe wurden nach der Auswertung des Fragebogens als nicht adhärent eingestuft (Morris et al. 2006). Das von Eze-Nliam und Kollegen (2010) verfasste systematische Review zeigte eine starke Varianz des Zusammenhangs zwischen Depression und Adhärenz bei existierenden Studien. Auch bezogen auf den Anteil an depressiven und adhärenten Patienten gab es große Unterschiede. Ein möglicher Grund könnte sein, dass verschiedenste Erfassungsinstrumente für Depressivität und Adhärenz eingesetzt wurden. Außerdem beziehen sich die Studien auf Patienten mit unterschiedlicher ethnischer Zugehörigkeit. In der irischen Studie von Maguire und Kollegen (2008), die bei hoher Adhärenzrate keine statistisch signifikante Assoziation zwischen Depression und Adhärenz fand, könnte dies auch an der kleinen Stichprobe gelegen haben. Zum Zusammenhang zwischen depressiven Beschwerden und Vertrauen in den Arzt gibt es bei Bluthochdruckpatienten bisher nach Wissen der Autorin keine vergleichbaren Studien. 69 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 5: Diskussion 5.2.2 Explorative Analysen Weitere Korrelationen und Assoziationen zur Depressivität Frauen gaben etwas häufiger depressive Beschwerden an als Männer. Dies war unabhängig vom Schweregrad der depressiven Beschwerden. Bezüglich der Rolle des Alters zeigte sich, dass jüngere Patienten tendenziell depressiver waren als ältere. Aus großen epidemiologischen Studien ist insbesondere die Assoziation zwischen Depression und weiblichem Geschlecht, aber auch die Assoziation zwischen Depression und jüngerem Alter bereits bekannt (Pieper et al. 2008, Wild et al. 2012). Ein höheres Ausmaß an depressiven Beschwerden ging in der vorliegenden Studie außerdem überraschenderweise mit mehr geplanten Verhaltensänderungen einher. Bei klassischen depressiven Symptomen wie reduziertem Antrieb würde man eigentlich einen umgekehrten Zusammenhang erwarten. Allerdings muss angemerkt werden, dass die Verhaltensänderungen, die im Fragebogen ausgewählt werden konnten, auf Rauchverzicht, Gewichtsabnahme und regelmäßigen Sport begrenzt waren. Es wurde zudem lediglich danach gefragt, ob eine solche Verhaltensänderung geplant war, und nicht danach, welche der Pläne auch tatsächlich umgesetzt wurden. In anderen Studien zeigte sich ein Zusammenhang in die vermutete Richtung: In einer US-amerikanischen Studie fanden Forscher beispielsweise eine Assoziation zwischen der Abnahme von Depressivität und der Zunahme gesundheitsfördernder Verhaltensweisen (Hibbard et al. 2007). Es fand sich außerdem lediglich eine geringe Übereinstimmung zwischen der Diagnose eines depressiven Syndroms nach PHQ-Kriterien und der Diagnose einer Depression durch den behandelnden Allgemeinmediziner. Über die Hälfte der Patienten, bei denen laut PHQ-Auswertung ein depressives Syndrom vorlag, hatten keine Diagnose einer Depression von ihrem Arzt erhalten. Dafür fand sich bei 10,48 % der Patienten, die nach Aussage des PHQ kein depressives Syndrom hatten, die ärztliche Diagnose einer Depression. Insgesamt wiesen mehr als doppelt so viele Patienten eine ärztlich diagnostizierte Depression auf, als ein durch den PHQ diagnostiziertes depressives Syndrom. Unstimmigkeiten dieser Art fielen allerdings auch in anderen Studien auf. In der DETECTStudie vergab der Arzt nur bei 35 % der Patienten mit der Studiendiagnose einer Depression ebenfalls diese Diagnose. Bei 8 % der Patienten diagnostizierte der Arzt eine 70 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 5: Diskussion Depression, obwohl sie nach Studienkriterien nicht vorlag (Pieper et al. 2008). In einer deutschen Studie erkannten Hausärzte eine Depression bei nur 48,8 % der Patienten, die nach Aussage des PHQ unter einem depressiven Syndrom litten. Bei 13,7 % der Patienten vergaben sie die Diagnose einer Depression, ohne dass der PHQ eine solche anzeigte (Sielk et al. 2009). Die Erklärungsansätze für diese Differenzen sind vielfältig. Interessant ist dabei besonders die Frage, wie gut Hausärzte Depressionen erkennen und welche Faktoren bei der Vergabe der Diagnose eine Rolle spielen. In einer Studie aus Montreal wurde hierzu der Einfluss von Eigenschaften des Arztes beim Erkennen von Depressionen untersucht. Ärzte, die nonverbale Emotionsäußerungen aufmerksamer registrierten, vergaben dabei mehr und nach der Beurteilung eines diagnostischen Interviews eher zu viele psychische Diagnosen. Ärzte, die glaubten, dass Patienten für ihre Depression selbst verantwortlich seien, übertrieben oder die Depression prolongierten, vergaben weniger psychische Diagnosen und erkannten eine Depression schlechter. Faktoren, die zu einem besseren Erkennen von Depressionen führten, waren ein niedrigeres Alter des Arztes und eine ernsthafte körperliche Erkrankung beim Patienten (Robbins et al. 1994). In einer groß angelegten deutschen Studie wurde untersucht, in welchen Fällen Hausärzte eine Depression diagnostizierten, obwohl die diagnostischen Kriterien nicht erfüllt waren. Es zeigte sich, dass Patienten eher fälschlicherweise die Diagnose erhielten, wenn sie weiblich waren, ein höheres Alter hatten und bereits früher unter einer Depression gelitten bzw. eine Behandlung erhalten hatten. Dabei wurde von Ärzten eher die zeitliche Persistenz der Symptome als deren Anzahl überschätzt (Höfler und Wittchen 2006). Ein vorstellbarer Grund für Fehlbeurteilungen von ärztlicher Seite wäre, dass viele Hausärzte wenig psychiatrische Berufserfahrung haben. Auf der anderen Seite haben sie oft ein besonders enges Verhältnis zu ihren Patienten (Frederiksen et al. 2010) und können sie daher möglicherweise besonders gut einschätzen. Screening-Instrumente zur Erfassung von depressiven Beschwerden verfolgen ein starres Beurteilungsschema. Sie besitzen keinen Filter, um relevante von irrelevanten Beschwerden zu unterscheiden. Es kann schlussendlich ohne diagnostischen Goldstandard nicht beurteilt werden, welche Diagnosen genauer sind oder besser zutreffen. Es kann nur festgestellt werden, dass es deutliche Abweichungen zwischen ärztlichen gestellten Diagnosen gibt und solchen, die über Studieninstrumente wie den PHQ erhoben werden. 71 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 5: Diskussion Angstsymptome Bei 3,3 % der Patienten der Stichprobe lag nach PHQ-Kriterien ein Paniksyndrom vor. Personen mit einem solchen Paniksyndrom waren mit ihren Blutdruckwerten nicht auffallend stark in höheren Blutdruck-Kategorien vertreten. Allerdings gaben sie besonders häufig depressive Symptome an: Fast 80 % dieser Patienten litten unter depressiven Beschwerden, wobei auch Beschwerden größeren Ausmaßes vermehrt vorkamen. Es ist zu berücksichtigen, dass der PHQ lediglich ein Screening-Instrument ist. In der deutschen Validierungsstudie wies er allerdings in Bezug auf die Panikstörung mit 98 % eine hohe Spezifität auf. Als falsch positiv wurden nur 1 % der Patienten beurteilt (Gräfe et al. 2004). In einer Studie zur Prävalenz von psychischen Störungen wurde eine Prävalenz von Panikstörungen in der deutschen Allgemeinbevölkerung von 1,1 % beschrieben. Angststörungen gingen dabei häufig mit einer Depression einher (Jacobi et al. 2004). Eine US-amerikanische Studie beschäftigte sich mit Angststörungen als komorbiden Erkrankungen bei Patienten der primärärztlichen Versorgung. Die Prävalenz der Panikstörung bei nicht depressiven Patienten mit Hypertonie lag hier bei 0,9 %. Bei Bluthochdruckpatienten mit Depression war sie signifikant höher (Donald Sherbourne et al. 1996). Da eine Angstsymptomatik und depressive Beschwerden so häufig gemeinsam auftreten, gibt es hierfür sogar einen eigenen ICD-Code: F41.2 Angst und depressive Störung, gemischt (ICD-10-GM Version 2013). Die hohe Prävalenz des Paniksyndroms könnte auch auf einem Zusammenhang zwischen Hypertonie und Angststörungen beruhen. Für einen solchen Zusammenhang gibt es in der Literatur zahlreiche Anhaltspunkte (Player und Peterson 2011). In der vorliegenden Studie unterschieden sich Patienten mit Hypertonie und Paniksyndrom dabei mit ihrer Blutdruckeinstellung nicht wesentlich von Patienten, die nicht unter einem Paniksyndrom litten. Es existieren noch andere Studien, die sich speziell mit der Frage nach einem gehäuften Auftreten von Angststörungen bei Hypertoniepatienten mit schlecht eingestelltem Blutdruck beschäftigen: Laut einer britischen Studie lag bei Patienten mit resistenter Hypertonie nicht signifikant häufiger ein Paniksyndrom vor als bei Hypertoniepatienten der Kontrollgruppe mit gut eingestelltem Blutdruck. Allerdings fanden sich auch unter den Patienten der Kontrollgruppe Blutdruckwerte bis zu 160 / 90 mmHg, da der Grenzwert für einen kontrollierten Blutdruck vergleichsweise hoch gewählt wurde (Davies et al. 1997). 72 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 5: Diskussion Nebendiagnose Diabetes mellitus Bezüglich der Komorbidität war Diabetes mellitus die häufigste Nebendiagnose. Beinahe 30 % der Patienten der Stichprobe hatten Diabetes. Die Erkrankung ging weder mit anderen Blutdruck-Kategorien noch mit einer höheren Prävalenz oder einem veränderten Ausmaß an depressiven Beschwerden einher. Zumindest die Ergebnisse bezüglich der Blutdruckeinstellung sind nicht verwunderlich. Patienten mit Diabetes konnten im Gegensatz zu Patienten ohne Nebendiagnose auch mit ausreichend eingestelltem Blutdruck an der Studie teilnehmen. Zahlreiche andere Studien berichten allerdings im Gegensatz zu den vorliegenden Ergebnissen von einer besonders hohen Prävalenz von Depression und depressiven Beschwerden bei Patienten mit Diabetes. Im Rahmen einer Metaanalyse wurden 10 verschiedene Studien mit über 50000 Personen zu dieser Thematik analysiert. Die Wahrscheinlichkeit, unter einer Depression zu leiden war bei Menschen mit Diabetes signifikant höher als bei solchen ohne Diabetes (OR = 1,6; 95 % CI = 1,2 - 2,0) (Ali et al. 2006). Dazu ist zu sagen, dass sich in den meisten der im Rahmen der Metaanalyse untersuchten Studien die Fallgruppen von den Kontrollgruppen unterschieden, mit denen sie verglichen wurden. Mögliche Confounder wurden nicht berücksichtigt und nicht näher untersucht. Man könnte so vermuten, dass Patienten mit Diabetes häufig unter komorbiden Erkrankungen leiden, welche mit depressiven Beschwerden assoziiert sind. Hier litten auch Patienten ohne Diabetes unter Hypertonie und anderen Nebenerkrankungen. Möglicherweise ist aufgrund dessen kein solcher Unterschied bei der Depressivität zwischen Patienten mit und ohne Diabetes zu sehen, wie er beim Vergleich mit einer gesünderen Vergleichsgruppe zu sehen wäre. Es existieren außerdem auch weitere Studien, die keinen Zusammenhang zwischen Diabetes und Depressivität belegen konnten. In der Heinz Nixdorf Recall Studie wurde beispielsweise ebenfalls kein signifikanter Unterschied zwischen der Prävalenz von depressiven Symptomen bei Menschen mit und ohne Diabetes gefunden. Die untersuchte Stichprobe war dabei repräsentativ für die Allgemeinbevölkerung. Insgesamt betrug die Prävalenz der Erkrankung Diabetes 9,3 % bei den Männern und 6 % bei den Frauen (Icks et al. 2008). Bei der hohen Prävalenzrate ist zu bedenken, dass die Stichprobe aus Patienten mit schlecht eingestelltem Bluthochdruck bestand. Beim Vorliegen der Nebendiagnose Diabetes wurden Patienten sogar bereits mit niedrigeren Blutdruckwerten in die Studie aufgenommen. Es ist außerdem bekannt, dass Hypertonie oft mit einem metabolischen Syndrom einhergeht, welches einen vollständig ausgebildeten Diabetes mellitus oder 73 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 5: Diskussion zumindest eine Insulinresistenz beinhaltet (Scholze et al. 2010). So ist eine hohe Komorbiditätsrate nicht verwunderlich. In einer italienischen Studie mit einer Stichprobe aus Hypertoniepatienten lag bei immerhin 17 % der Patienten ein Typ 2 Diabetes vor. Der Anteil an Personen mit einem schlecht eingestellten Bluthochdruck unter Patienten mit Diabetes war dabei mehr als doppelt so hoch als bei Patienten ohne Diabetes (Lonati et al. 2008). Auch einige andere Studien konnten zeigen, dass der Anteil an antihypertensiv behandelten Bluthochdruckpatienten mit schlecht eingestelltem Blutdruck unter Patienten, die zusätzlich an Diabetes erkrankt waren, höher war (Raum et al. 2008, Rückert et al. 2012). Dies könnte durchaus auf Diabetes als einen Risikofaktor für eine unzureichende Blutdruckeinstellung in der Hypertoniebehandlung hinweisen. 5.3 Bedeutung der Studie für Patienten, klinisch Tätige und gesundheitspolitische Entscheidungsträger Für Patienten ist es wichtig zu wissen, dass depressive Beschwerden häufig vorkommen, um mögliche Schamgefühle und Stigmata, mit denen depressive Störungen besetzt sind, abzubauen. Wenn es eine Assoziation zwischen den Erkrankungen Hypertonie und Depression gäbe, könnten Ärzte ihre Patienten darauf hinweisen. Ein Patient mit Bluthochdruck könnte so darüber informiert werden, dass bei ihm ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Depression vorliegt. Einem Patienten, dem eine solche Assoziation bekannt ist und der weiß, dass er mit seinen Symptomen nicht alleine dasteht, fällt es oft leichter, diese anderen gegenüber anzusprechen. Indem depressive Beschwerden gegenüber dem behandelnden Arzt angesprochen werden, können Depressionen früher, schneller und effektiver erkannt und gegebenenfalls auch behandelt werden. So ist es möglich, die Gesundheit und die Lebensqualität der betroffenen Patienten zu verbessern. Hypertoniepatienten mit schlecht eingestelltem Blutdruck haben, urteilend nach den Ergebnissen der vorliegenden Studie, allerdings kein überdurchschnittlich hohes Risiko, eine depressive Störung aufzuweisen. Ebenso gibt es keinen Grund zur Annahme, dass depressive Beschwerden mit besonders hohen Blutdruckwerten einhergehen. Klinisch Tätige sollten sich zusätzlich darüber im Klaren sein, dass Patienten mit depressiven Beschwerden möglicherweise weniger adhärent sind und ihnen weniger Vertrauen entgegenbringen. Es ist schwer, einen Patient sinnvoll und erfolgreich zu therapieren, der seine Medikamente nicht entsprechend den Anweisungen einnimmt. Ein Mangel an Vertrauen kann das Verhältnis zwischen Arzt und Patient auf vielfältige Weise 74 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 5: Diskussion belasten. Ein gutes Vertrauensverhältnis ist eine wichtige Grundvoraussetzung sowohl für eine gute Anamnese, und damit das Erkennen von Erkrankungen, als auch für deren optimale Behandlung. Wenn dem Arzt bekannt ist, dass Adhärenz und Vertrauen in den Arzt bei depressiven Patienten eher eingeschränkt sind, hat er die Möglichkeit, diese Aspekte beispielsweise durch eine veränderte Kommunikation zu beeinflussen. Sowohl für klinisch Tätige als auch für gesundheitspolitische Entscheidungsträger ist es von Bedeutung, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen, dass es Diskrepanzen zwischen den ärztlichen Diagnosen von depressiven Störungen und den Ergebnissen von etablierten Screeningverfahren gibt. Hier stellt sich die Frage, weshalb diese Diskrepanzen bestehen und wie das Erkennen von depressiven Beschwerden optimiert werden könnte. Sowohl falsch-positive als auch falsch-negative Depressionsdiagnosen sind problematisch. Eine falsch-positive Diagnose könnte eine nicht indizierte Therapie zur Folge haben. Diese könnte aufgrund von Wirkung und Nebenwirkung die Gesundheit der Patienten gefährden sowie unnötige Kosten für das Gesundheitssystem verursachen. Bei einer falsch-negativen Diagnose erhält der Patient möglicherweise eine notwendige oder hilfreiche Behandlung nicht. Sowohl sein eigenes körperliches und seelisches Wohlbefinden könnten durch die Erkrankung gefährdet werden als auch das seiner Familie bzw. seines sozialen Umfeldes. Auch seine berufliche Leistungsfähigkeit könnte eingeschränkt sein und es bestünde dadurch die Gefahr des Jobverlustes. Auch wenn in der vorliegenden Studie kein Zusammenhang zwischen Depressivität und Blutdruckeinstellung bei Hypertoniepatienten gezeigt werden konnte, sollte ein integriertes Behandlungskonzept von Hypertonie und Depression in Erwägung gezogen werden. Es gibt bereits einige Hinweise darauf, dass solche integrierten Behandlungskonzepte für häufige Erkrankungen neue therapeutische Möglichkeiten eröffnen können. Ein Beispiel ist die Behandlung von Diabetes mellitus und Depressionen. In einer Studie aus Philadelphia wurden Patienten der Interventionsgruppe von einem so genannten „integrated care manager“ betreut, der sie über die beiden Erkrankungen informierte, mit ihnen über Medikamente und Nebenwirkungen sowie den Umgang mit solchen sprach, ihren Fortschritt kontrollierte, etc. Bei Patienten der Interventionsgruppe verbesserte sich die Adhärenz im Gegensatz zu Patienten der Kontrollgruppe signifikant. Das klinische Outcome war in der Interventionsgruppe sowohl in Bezug auf den Diabetes als auch auf die Depression besser. Die Patienten erreichten deutlich häufiger HbA1c-Werte von < 7 % sowie eine Remission in Bezug auf die Depression (Bogner et al. 2012). Auch bei Patienten mit Hypertonie und Depression wurden bereits integrierte Behandlungsansätze getestet. Im Rahmen einer randomisiert-kontrollierten US-amerikanischen Pilotstudie 75 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 5: Diskussion wurde entdeckt, dass Patienten der Interventionsgruppe eine statistisch signifikant schwächere depressive Symptomatik und niedrigere Blutdruckwerte hatten sowie häufiger eine Adhärenz von >= 80 %. Die Intervention zielte hier unter anderem auf die Verbesserung von Adhärenz, Krankheitsverständnis, Lebens- und Betreuungsqualität, Patientenzufriedenheit und Systemeffizienz ab (Bogner et al. 2008). Hypertonie und Depression sind beides Erkrankungen, die in der primärärztlichen Versorgung aufgrund der hohen Prävalenz in der Bevölkerung eine große Rolle spielen. Probleme, die sich bezüglich Adhärenz und Vertrauen in den Arzt ergeben, können mit einer kombinierten Behandlung möglicherweise besser adressiert werden. Außerdem ähneln sich Behandlungsstrategien von Hypertonie und Depression teilweise bzw. sie wirken auf beide Erkrankungen. Daher könnte es auch ökonomischer sein, einen kombinierten Ansatz zu verfolgen. Es könnte auch sinnvoll sein, sich nicht nur auf einzelne Erkrankungen wie Depression und Hypertonie oder Depression und Diabetes zu konzentrieren, sondern sich die Reduktion des kardiovaskulären Risikos (CVR) insgesamt zum Ziel zu setzen. In einer zunehmend alternden Gesellschaft ist die Zahl an multimorbiden Patienten groß. In der süddeutschen KORA-Age-Studie zeigte sich, dass beinahe 60 % der über 64-Jährigen Befragten multimorbide waren. Hypertonie war dabei mit am häufigsten mit einer zweiten Krankheit assoziiert. Immerhin 7,2 % der Teilnehmer konnten sowohl dem mental / neurologischen als auch dem kardiovaskulär / metabolischen Multimorbiditätsmodell zugeordnet werden (Kirchberger et al. 2012). Es gibt Studien, die zeigen, dass auch die Depression als kardiovaskulärer Risikofaktor eine Rolle spielen könnte. In der Women`s Health Initiative Observational Study war eine Depression bei der Baseline-Erhebung assoziiert mit einem höheren Risiko, während des Studienzeitraums an einer kardiovaskulären Erkrankung zu versterben (RR = 1,58). Die Assoziation war dabei unabhängig von bekannten kardiovaskulären Risikofaktoren wie Diabetes, Hypertonie, Rauchen, Hypercholesterinämie und Body-Mass-Index (Wassertheil-Smoller et al. 2004). Eine Metaanalyse ergab, dass initial ansonsten gesunde depressive Personen ein signifikant höheres Risiko hatten, eine KHK zu entwickeln, als nicht depressive (RR = 1,64). Die klinische Depression war dabei der deutlich stärkere und stabilere Prädiktor für eine KHK als subklinische depressive Beschwerden (RR = 2,69 versus RR = 1,49) (Rugulies 2002). Auf der anderen Seite könnte das Vorliegen von vielen kardiovaskulären Risikofaktoren auch einen ungünstigen Einfluss auf die Depressionsbehandlung haben. In einer US-amerikanischen Studie war das CVR signifikant mit fehlendem Ansprechen auf eine medikamentöse antidepressive Behandlung und mit ausbleibender Remission 76 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 5: Diskussion assoziiert (Iosifescu et al. 2005). Patienten mit Depression könnten so in mehrerlei Hinsicht von einer Reduktion des CVR profitieren: durch das geringere Auftreten kardiovaskulärer Erkrankungen und durch eine effektivere antidepressive Therapie. In einer Studie zeigte sich, dass Patienten mit Diabetes mellitus und depressiven Beschwerden für eine Intervention zur Reduktion des CVR sogar besonders empfänglich waren. Sie hatten vor Beginn der Intervention einen höheren CVR-Score als Patienten mit Diabetes mellitus, die nicht unter depressiven Beschwerden litten. Nach Besuch der Cardiovascular Risc Reduction Clinic gab es in Bezug auf den CVR-Score aber keinen signifikanten Unterschied mehr zwischen den beiden Gruppen. Das CVR hatte sich bei den Patienten mit depressiven Beschwerden deutlich stärker reduziert (Pirraglia et al. 2008). Die TEAMcare Intervention kombinierte die Behandlung klassischer kardiovaskulärer Risikofaktoren mit der Behandlung von Depressionen. Patienten der Interventionsgruppe zeigten dabei eine deutlichere Verbesserung der HbA1c-Werte, der LDL-Konzentration, des systolischen Blutdrucks sowie der depressiven Beschwerden als Patienten der Kontrollgruppe. Außerdem verringerte sich die Beeinträchtigung von Arbeits-, Sozial- und Familienleben durch die Intervention signifikant. Gleichzeitig verbesserte sich im Gegensatz zu Patienten der Kontrollgruppe die Lebensqualität (Von Korff et al. 2011). 5.4 Schlussfolgerungen und Ausblick Obwohl Patienten mit schlecht eingestelltem Blutdruck nicht auffallend häufig depressiv waren und es keinen Zusammenhang zwischen Depressivität und Blutdruckeinstellung gab, werfen die Ergebnisse der Studie einige Fragen auf. Zum einen fiel auf, dass in der Gruppe der Personen mit einer als „schwer“ klassifizierten Hypertonie besonders viele Patienten unter depressiven Beschwerden litten. Statistische Signifikanz und klinische Relevanz dieses Zusammenhangs sind aufgrund der kleinen Gruppengröße jedoch unklar. Eine Studie mit einer größeren Stichprobe aus Patienten mit schwerer Hypertonie könnte klären, ob Depressivität zumindest bei Patienten mit schwerer (und schlecht eingestellter) Hypertonie doch eine stärkere Rolle spielt. Zum anderen war bemerkenswert, dass die schwachen Korrelationen zwischen Depressivität und Adhärenz sowie zwischen Depressivität und Vertrauen in den Arzt statistisch signifikant waren. Adhärenz und Vertrauen in den Arzt waren in der Stichprobe stark ausgeprägt. Man könnte deshalb vermuten, dass der Zusammenhang bei einer in 77 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 5: Diskussion Bezug auf Adhärenz und Vertrauen in den Arzt heterogeneren Stichprobe stärker ausfallen würde. Um dies zu prüfen, sind weitere Studien nötig. Allerdings dürfte es schwierig sein gezielt eine Stichprobe zu wählen, bei der man von einer stärkeren Heterogenität im Hinblick auf die beiden Variablen ausgehen kann. Eventuell würde es bereits reichen andere Messinstrumente für Adhärenz und Vertrauen in den Arzt einzusetzen, bei denen es zu keinem derart ausgeprägten Deckeneffekt wie bei MARS und TPS kommt. Abschließend ist zu sagen, dass es im primärärztlichen Versorgungsbereich insbesondere auch bei Patienten mit Hypertonie erfolgversprechend sein könnte, ein integriertes Behandlungskonzept zur Senkung des CVR und zur Behandlung depressiver Beschwerden anzuwenden. Die Prävalenz von kardiovaskulären Risikofaktoren ist hoch und Studien legen nahe, dass auch die Depression dazu gerechnet werden könnte. Eine kombinierte Intervention könnte Helfen das Auftreten von kardiovaskulären Erkrankungen und die damit verbundene Mortalität zu reduzieren. Außerdem könnte die Beeinträchtigung von Arbeits-, Sozial- und Familienleben für die Patienten verkleinert und die Lebensqualität verbessert werden. Denn schließlich gilt: „Die Medizin sollte nicht nur dem Leben Jahre geben, sondern auch den Jahren Leben.“ - Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799), deutscher Physiker Aphoristiker - 78 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 6: Anhang 6 Anhang A Fragebögen und Anschreiben Fragebogen 80-84 MARS 81 TPS 81-82 PHQ 84 Verlaufsbogen 85 Anschreiben an die Hausärzte 86 Anschreiben an die Patienten 87-89 79 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 6: Anhang Optimierung der Blutdruckbehandlung durch Partizipative Entscheidungsfindung Lehrbereich Allgemeinmedizin Innere Medizin IV - Nephrologie Liebe Patientin, lieber Patient, Sie haben bereits vor einem halben Jahr einen Fragebogen für uns ausgefüllt, in dem wir Sie zu Ihren persönlichen Einschätzungen und Einstellungen zum hohen Blutdruck, der Blutdruckbehandlung und zu Behandlungsentscheidungen befragten. Uns ist nun wichtig, wie und ob sich Ihre Einstellungen und Einschätzungen und Ihre Behandlung seitdem verändert haben und würden Sie daher bitten, sich erneut Zeit zu nehmen, um den Fragebogen zu beantworten. Bitte geben Sie zunächst an, welche Entscheidung bzw. welche Entscheidungen bei Ihrem jetzigen Arztbesuch getroffen worden ist. Bitte kreuzen Sie alle Behandlungsmöglichkeiten an, die im jetzigen Arztgespräch beschlossen wurden. Erhöhung der Dosis der Blutdruckmedikamente Zusätzliches Blutdruckmedikament Verringerung der Blutdruckmedikamente Absetzen der Blutdruckmedikamente Keine Änderung der Medikamente Rauchverzicht (nur, falls Sie Raucher sind) Gewichtsabnahme Regelmäßiger Sport sonstiges: _____________________________ Nachfolgend finden Sie Aussagen, die sich auf die Entscheidungen bei der Behandlung Ihres Bluthochdrucks beziehen. Bitte kreuzen Sie bei jeder Aussage an, ob sie zutrifft, eher zutrifft oder nicht zutrifft. Beziehen Sie sich dabei stets auf die jetzt beim Arztbesuch getroffene Entscheidung stimme völlig zu 1. Mein Arzt hat mir ausdrücklich mitgeteilt, dass eine Entscheidung getroffen werden muss. 2. Mein Arzt wollte genau von mir wissen, wie ich mich an der Entscheidung beteiligen möchte. 3. Mein Arzt hat mir mitgeteilt, dass es bei meiner Krankheit unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten gibt 4. Mein Arzt hat mir Vor- und Nachteile der Behandlungsmöglichkeiten genau erklärt. 5. Mein Arzt hat mir geholfen, alle Informationen zu verstehen 80 stimme zu neutral stimme nicht zu stimme gar nicht zu Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 6: Anhang 2 stimme völlig zu stimme zu neutral stimme nicht zu stimme gar nicht zu 6. Mein Arzt hat mich gefragt, welche Behandlungsmöglichkeiten ich bevorzuge 7. Mein Arzt und ich haben die unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten gründlich abgewogen 8. Mein Arzt und ich haben gemeinsam eine Behandlungsmöglichkeit ausgewählt. 9. Mein Arzt und ich haben eine Vereinbarung für das weitere Vorgehen getroffen © Härter,Simon et al Geben Sie uns zunächst bitte Ihre Größe und Ihr aktuelles Gewicht an Größe: ____________cm Sind Sie Raucher? Ja Gewicht: ___________kg Nein, Nichtraucher Nun möchten wir Ihnen einige Fragen zur Medikamenteneinnahme stellen. Viele Leute nehmen Ihre Medikamente so ein, wie sie am besten zurechtkommen. Das weicht vielleicht von dem ab, was der Arzt Ihnen gesagt hat oder von dem was im Beipackzettel steht. Wir möchten gerne von Ihnen erfahren, wie Sie selbst Ihre Medikamente einnehmen. Hier finden Sie Aussagen anderer Leute zur Medikamenteneinnahme. Bitte kreuzen Sie zu jeder Aussage das Kästchen an, das bei Ihnen am ehesten zutrifft. Ihre eigene Art, Medikamente einzunehmen immer oft manchmal selten nie 1. Ich vergesse, sie einzunehmen. 2. Ich verändere die Dosis. 3. Ich nehme sie eine Zeit lang nicht. 4. Ich lasse bewusst eine Dosis aus. 5. Ich nehme weniger als verordnet ein. © R Horne Bei der medizinischen Behandlung spielt auch das Verhältnis zwischen Arzt und Patient eine Rolle. Wir möchten daher von Ihnen wissen, wie Ihr persönliches Verhältnis zu Ihrem behandelnden Hausarzt ist. Kreuzen Sie bitte im Weiteren an, inwieweit Sie den folgenden Aussagen zustimmen können stimme völlig zu 1. Ich bin mir nicht sicher, ob mein Arzt mich als Mensch wirklich wichtig nimmt. 2. Mein Arzt berücksichtigt in der Regel meine persönlichen Bedürfnisse und stellt diese an erste Stelle. 3. Ich vertraue meinem Arzt so sehr, dass ich immer versuche, seine Empfehlungen zu befolgen. 4. Wenn mein Arzt mir etwas sagt, muss es stimmen. 81 stimme zu neutral stimme nicht zu stimme gar nicht zu Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 6: Anhang 3 stimme völlig zu stimme zu neutral stimme nicht zu stimme gar nicht zu 5. Manchmal misstraue ich der Meinung meines Arztes und hätte gerne eine zweite Meinung. 6. Ich vertraue dem Urteil meines Arztes hinsichtlich meiner medizinischen Versorgung. 7. Ich habe das Gefühl, dass mein Arzt nicht alles tut, was er für meine medizinische Versorgung tun sollte. 8. Ich vertraue darauf, dass mein Arzt meine medizinischen Bedürfnisse über alle anderen Überlegungen stellt, wenn er meine medizinischen Probleme behandelt. 9. Mein Arzt ist ein wirklicher Experte in der Behandlung von medizinischen Problemen wie meinen. 10. Ich vertraue meinem Arzt, dass er es mir sagt, wenn ein Fehler in meiner Behandlung gemacht wurde. 11. Ich bin manchmal besorgt, dass mein Arzt Informationen, über die wir gesprochen haben, nicht ganz vertraulich behandeln könnte. © Anderson et al Zum Abschluss wollen wir Ihnen ein paar allgemeine Fragen zum Blutdruck stellen. Es ist immer nur eine Antwort richtig. Wenn Sie die Antwort nicht kennen, raten Sie bitte nicht, sondern kreuzen Sie die Antwort „weiß nicht“ an. 1. Der Blutdruck lässt sich senken durch größere Mengen Alkohol nur durch Medikamente durch regelmäßigen Sport oder Gewichtsabnahme durch zusätzliche Einnahme von Vitamin C weiß nicht 2. Wenn jemand aufhört zu rauchen, wird er Gewicht abnehmen wird sich der Blutdruck normalisieren wird sein Herzinfarktrisiko deutlich sinken treten weniger Allergien auf weiß nicht 3. Welche Aussage zu Beschwerden bei Blutdruck stimmt? ein niedriger Blutdruck macht nie Beschwerden ein hoher Blutdruck macht fast immer Schwindel eine Blutdruckmessung ist nur bei Beschwerden sinnvoll und nötig ein sehr hoher Blutdruckwert kann Kopfschmerzen und Sehstörungen verursachen weiß nicht 4. Der Bluthochdruck muss bei alten Menschen nicht behandelt werden muss bei jungen Menschen nicht behandelt werden muss sofort behandelt werden, wenn ein erhöhter Wert gemessen wird muss, wenn Nierenkrankheiten oder Blutzuckerkrankheit bekannt sind, besonders ernsthaft behandelt werden weiß nicht 5. Sport hat folgenden Effekt auf den Blutdruck bei großer sportlicher Anstrengung sinkt der Blutdruck Gewichtheben ist eine besonders geeignete Sportart für Patienten mit Bluthochdruck wenn der Blutdruck besonders hoch ist, sollte sofort eine sportliche Betätigung erfolgen regelmäßiger Ausdauersport senkt langfristig den Blutdruck weiß nicht 82 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 6: Anhang 4 6. Ein Blutdruckwert von 160/90mmHg muss sofort medikamentös gesenkt werden ist z.B. bei Messung direkt nach Belastung (z.B. Treppensteigen) nicht unbedingt krankhaft ist bei Messung durch den Arzt in der Sprechstunde immer krankhaft ist als mehrmals gemessener Ruheblutdruck in dieser Höhe im Normalbereich weiß nicht 7. Blutdruckmedikamente nimmt man nur bei besonders hohem Blutdruck („bei Bedarf“) ein machen erwartungsgemäß Nebenwirkungen, die man akzeptieren sollte sollten regelmäßig pausiert werden, um zu sehen, ob man sie noch braucht brauchen manchmal mehrere Wochen, bis sich die blutdrucksenkende Wirkung im Körper vollständig einstellt weiß nicht 8. Das persönliche Herzinfarktrisiko hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehört NICHT Rauchen Alter und Geschlecht Blutdruckwerte durchgemachte Operationen und Vollnarkosen weiß nicht Wir möchten von Ihnen nun noch wissen, ob Sie außerhalb der Hausarztpraxis in medizinischer Behandlung waren. 1 . S t a t i o n ä r e B e h a n d l u n g : Wurden Sie in den letzten 6 Monaten wegen ihres Blutdrucks, wegen einer Herzkrankheit oder wegen eines Schlaganfalls stationär behandelt in ... einem Allgemeinkrankenhaus? Nein Ja, Aufenthalt: _______(Anzahl der Tage) Abteilung _____________________ (z.B. internistisch, neurologisch) einer Universitätsklinik? Nein Ja, Aufenthalt: _______(Anzahl der Tage) Abteilung _____________________ (z.B. internistisch, neurologisch) einer Rehabilitations- oder Kurklinik? Nein Ja, Aufenthalt: _______(Anzahl der Tage) Abteilung _____________________ (z.B. internistisch, neurologisch) 2 . A m b u l a n t e Behandlung: Waren Sie in den letzten 6 Monaten zusätzlich zur hausärztlichen Betreuung wegen ihres Blutdrucks, wegen einer Herzkrankheit oder wegen eines Schlaganfalls ... beim niedergelassenen Internisten oder Kardiologen? Nein Ja Anzahl Besuche ______ beim niedergelassenen Neurologen? Nein Ja Anzahl Besuche ______ bei sonstigem niedergelassenen Arzt? Nein Ja Anzahl Besuche ______ ____________________ (z.B. Chirurg, Hautarzt, usw.) Gehen Sie nun bitte noch einmal kurz den Fragebogen den Fragebogen durch, ob Sie alle Fragen beantwortet haben. Vielen Dank für Ihre Teilnahme! 83 A_Fragebogen 25.06.2002 9:54 Uhr Seite 1 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 6: Anhang Gesundheitsfragebogen für Patienten (Kurzform PHQ-D) Dieser Fragebogen ist ein wichtiges Hilfsmittel, um Ihnen die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen. Ihre Antworten können Ihrem Arzt helfen, Ihre Beschwerden besser zu verstehen. Bitte beantworten Sie jede Frage, so gut Sie können. Überspringen Sie Fragen bitte nur, wenn Sie dazu aufgefordert werden. Name: 1 Alter: Geschlecht: weiblich Wie oft fühlten Sie sich im Verlauf der letzten 2 Wochen durch die folgenden Beschwerden beeinträchtigt? Überhaupt nicht männlich Datum: An An mehr Beieinzelnen als der Hälfte nahe Tagen der Tage jeden Tag a. Wenig Interesse oder Freude an Ihren Tätigkeiten b. Niedergeschlagenheit, Schwermut oder Hoffnungslosigkeit c. Schwierigkeiten, ein- oder durchzuschlafen, oder vermehrter Schlaf d. Müdigkeit oder Gefühl, keine Energie zu haben e. Verminderter Appetit oder übermäßiges Bedürfnis zu essen f. Schlechte Meinung von sich selbst; Gefühl, ein Versager zu sein oder die Familie enttäuscht zu haben g. Schwierigkeiten, sich auf etwas zu konzentrieren, z. B. beim Zeitunglesen oder Fernsehen h. Waren Ihre Bewegungen oder Ihre Sprache so verlangsamt, dass es auch anderen auffallen würde? Oder waren Sie im Gegenteil „zappelig“ oder ruhelos und hatten dadurch einen stärkeren Bewegungsdrang als sonst? i. Gedanken, dass Sie lieber tot wären oder sich Leid zufügen möchten? 2 Fragen zum Thema „Angst“. NEIN JA a. Hatten Sie in den letzten 4 Wochen eine Angstattacke (plötzliches Gefühl der Furcht oder Panik)? Wenn „NEIN“, gehen Sie bitte weiter zu Frage 3. b. Ist dies bereits früher einmal vorgekommen? c. Treten manche dieser Anfälle völlig unerwartet auf – d. h. in Situationen, in denen Sie nicht damit rechnen, dass Sie angespannt oder beunruhigt reagieren? d. Empfinden Sie diese Anfälle als stark beeinträchtigend und/oder haben Sie Angst vor erneuten Anfällen? e. Litten Sie während Ihres letzten schlimmen Angstanfalls unter Kurzatmigkeit, Schwitzen, Herzrasen oder -klopfen, Schwindel oder dem Gefühl, der Ohnmacht nahe zu sein, Kribbeln oder Taubheitsgefühlen, Übelkeit oder Magenbeschwerden? 3 Wenn eines oder mehrere der in diesem Fragebogen beschriebenen Probleme bei Ihnen vorliegen, geben Sie bitte an, wie sehr diese Probleme es Ihnen erschwert haben, Ihre Arbeit zu tun, Ihren Haushalt zu regeln oder mit anderen Menschen zurecht zu kommen: Überhaupt nicht erschwert Etwas erschwert Relativ stark erschwert Sehr stark erschwert KODIERUNG: Maj Dep Syn, wenn fünf oder mehr der Fragen 1a–i mit mindestens „an mehr als der Hälfte der Tage“ beantwortet sind und Frage 1a oder 1b darunter sind (1i auch mitzählen, wenn es mit „an einzelnen Tagen“ beantwortet ist). And Dep Syn, wenn zwei, drei oder vier der Fragen 1a–i mit mindestens „an mehr als der Hälfte der Tage“ beantwortet sind und Frage 1a oder 1b darunter sind (1i auch mitzählen, wenn es mit „an einzelnen Tagen“ beantwortet ist). Pan Syn, wenn alle Fragen 2a–e mit „JA“ beantwortet sind. Deutsche Übersetzung und Validierung des „Brief Patient Health Questionnaire (Brief PHQ)“ durch B. Löwe, S. Zipfel und W. Herzog, Medizinische Universitätsklinik Heidelberg. (Englische Originalversion: Spitzer, Kroenke & Williams, 1999). © 2002 Pfizer 84 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 6: Anhang Optimierung der Blutdruckbehandlung durch Partizipative Entscheidungsfindung Lehrbereich Allgemeinmedizin Innere Medzin IV - Nephrologie Verlaufsbogen 2 Name Vorname Versicherung: Versichertennummer: Vers.Status Datum: _________________ Praxisblutdruckmessung: ___________ mmHg systolisch ___________ mmHg diastolisch Bluthochdruck bekannt seit ca. ________Jahren Nebendiagnosen: Diabetes ja Erstdiagnose vor ca. ___ Jahren HbA1c: _____________ KHK/Herzinfarkt ja Schlaganfall/TIA ja nein pAVK ja nein Depression ja nein nein Datum der Messung _______ Erstdiagnose vor ca. ___ Jahren nein Cholesterin Gesamtcholesterin _______mg/dl Datum der Messung _________ HDL-Cholesterin _______mg/dl Datum der Messung _________ LDL-Cholesterin _______mg/dl Datum der Messung _________ Medikamentenplan beilegen Fragebogen C ausgefüllt beilegen 85 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 6: Anhang Lehrbereich Allgemeinmedizin Leiter: Prof. Dr. W. Niebling LEHRBEREICH ALLGEMEINMEDIZIN Elsässer Str. 2 D-79110 Freiburg Allgemeinärzte Dr. med. Dr. med. Musterstrasse 78000 Muster Medizinische Universitätsklinik Abt. IV - Schwerpunkt Nephrologie und Allgemeinmedizin Ärztlicher Direktor: Universitätsprofessor Dr. G. Walz OA PD Dr. Karl-Georg Fischer Iris Tinsel Elsässerstr. 2 Telefon: 0761 / 270-7792 Telefax: 0761 / 270-7790 E-mail:[email protected] 19.02.09 Teilnahme am Projekt - Optimierung der Blutdruckbehandlung durch Partizipative Entscheidungsfindung Sehr geehrter Herr XX, bei den letzten Lehrpraxentreffen im Oktober 2008 haben wir bereits unser anlaufendes Projekt vorgestellt. Da mittlerweile die Rekrutierungsphase anläuft, möchten wir sie noch einmal darauf hinweisen. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich zu einer Teilnahme entscheiden können. Die projektierte Studie strebt eine verbesserte Einbeziehung medikamentös behandelter Bluthochdruck-Patienten in ihre Blutdruckbehandlung an. Nur ca. ein Drittel der deutschen Blutdruckpatienten erreicht durch Therapie einen normalen Blutdruck, dabei spielt die mangelnde Einnahmetreue eine große Rolle. Nach Studienergebnissen ist von einer regelmäßigen Medikamenteneinnahme nur bei 40-60% der Patienten auszugehen. Patienten, die über ihre Erkrankung gut informiert und in die Entscheidung über die Therapie einbezogen werden, neigen zu größerer Therapietreue. Ziel der Studie ist es daher, durch eine Schulung der Hausärzte und Patienteninformationsmaterial eine verbesserte Beteiligung der Patienten an der Entscheidung zur Blutdrucktherapie zu erreichen und dadurch die Therapietreue zu erhöhen. Nähere Information zum Studiendesign entnehmen Sie bitte beiliegender Projektinformation. Bei Rückfragen stehe ich Ihnen gern ([email protected] oder 0761/ 270-7792) zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen Wilhelm Niebling Leiter Lehrbereich Allgemeinmedizin Iris Tinsel Studienkoordination Wir haben Interesse an der Teilnahme am Hypertonieprojekt ja nein Faxnummer: 0761 / 270- 7790 86 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 6: Anhang Universitätsklinikum Freiburg Lehrbereich Allgemeinmedizin Leiter: Prof. Dr. W. Niebling Medizinische Universitätsklinik Abt. IV - Schwerpunkt Nephrologie und Allgemeinmedizin Ärztlicher Direktor Universitätsprofessor Dr. G. Walz PD Dr. Karl-Georg Fischer Iris Tinsel Elsässerstr. 2 79110 Freiburg Telefon: 0761 / 270-7792 Telefax: 0761 / 270-7790 E-mail:[email protected] Patienteninformation Optimierung der Blutdruckbehandlung durch Partizipative Entscheidungsfindung Liebe Patientin, lieber Patient, in unserer Studie geht es uns darum, Patienten aktiver in Ihre Blutdruckbehandlung einzubeziehen. Die Studie wird vom Lehrbereich Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Freiburg unter Einbeziehung von Allgemeinarztpraxen und Krankenkassen bzw. dem Medizinischer Dienst der Krankenkassen (MDK) durchgeführt Durch eine Schulung der Hausärzte und Patienteninformationen wird in der Hälfte der teilnehmenden Praxen eine vermehrte Patientenbeteiligung umgesetzt. Um dadurch erzielte Verbesserungen zu erkennen, wird in der anderen Hälfte der Praxen die Behandlung wie gewohnt weitergeführt (sog. kontrollierte Studie). . Voraussetzungen für die Teilnahme an der Studie Die Studie wendet sich an alle Patienten über 18 Jahren, bei denen ein Bluthochdruck mit Medikamenten behandelt wird. Ablauf der Studie Zu Beginn der Studie werden ihre Blutdruckwerte über 24 Stunden mittels einer Langzeitblutdruckmessung untersucht. Gleichzeitig werden Sie gebeten, einen Fragebogen zu Ihrer Einschätzung der Krankheit und der Behandlung auszufüllen. Wenn in der 24-Stunden-Blutdruck-Untersuchung keine optimalen Blutdruckwerte gemessen werden, werden Sie an der Studie weiter teilnehmen, ansonsten werden 87 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung -2- Kapitel 6: Anhang lediglich Ihre Ausgangsdaten erfasst und es werden keine weiteren Untersuchungen durchgeführt. Per Los wird dann entschieden, ob in der Praxis Ihres Hausarztes eine vermehrte Patientenbeteiligung umgesetzt werden soll. Egal, ob Ihre Hausarztpraxis zu denen gehört, in denen versucht wird, eine verbesserte Einbeziehung des Patienten zu erreichen, oder ob die Praxis den Blutdruck wie gewohnt behandelt, in jedem Fall wird Sie ihr Hausarzt sorgfältig und aufmerksam weiterbehandeln und Ihnen die nötigen Blutdruckmedikamente verordnen. Im Weiteren wird bei Ihnen alle 6 Monate eine erneute 24-StundenBlutdruckmessung durchgeführt, um Verbesserungen oder Veränderungen des Blutdrucks feststellen zu können. Gleichzeitig werden Sie wieder gebeten, den Fragebogen erneut auszufüllen. Ergänzend werden in Ihrer Hausarztpraxis Laborwerte, Blutdruckwerte und Nebenerkrankungen erhoben. Über Ihre Krankenkassendaten werden wir zusätzlich die Ihnen verordneten Medikamente erfassen. Die Studie wird zunächst über 2 Jahre durchgeführt. Freiwillige Teilnahme und Austritt aus der Studie Ihre Teilnahme an der Studie ist vollkommen freiwillig, Sie können die Teilnahme an der Studie ablehnen oder ohne Angabe von Gründen jederzeit beenden, ohne dass Ihnen Nachteile für die weitere Behandlung Ihrer Erkrankung entstehen. Vertraulichkeit und Datenschutz Alle im Rahmen dieser Untersuchung erhobenen und gewonnenen Daten werden selbstverständlich vertraulich behandelt und unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht und den Auflagen des Datenschutzes. Alle Fragebögen werden pseudonymisiert ausgewertet. Das heißt, für die wissenschaftliche Auswertung spielt Ihr Name keine Rolle. Daher erfolgt eine Trennung der personen- und forschungsbezogenen Daten. In den Forschungsdaten wird Ihr Name durch eine Nummer (Pseudonym) ersetzt. In einer so genannten Zuordnungsliste werden Personendaten und Forschungsnummer geführt. Nur über diese Zuordnungsliste ist ein Rückschluss auf Ihre Person möglich. Diese Liste ist für die korrekte Erhebung der Daten und für die Folgeerhebungen notwendig. Die Zuordnungsliste sowie Ihre Teilnahmeerklärung werden in der Studienzentrale verschlossen und streng getrennt von den Forschungsdaten aufbewahrt. Der Zugang ist nur ausgewählten Projektmitarbeitern möglich. Ihre Angaben werden auch für Ihren Hausarzt nicht einzusehen sein. Alle Daten werden lediglich zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet und nach spätestens 5 Jahren vollständig gelöscht. Für Rückfragen steht Ihnen Frau Frau Tinsel im Lehrbereich Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Elsässer Str. 2, 79110 Freiburg zur Verfügung: Tel. 0761-270-7792, mail: [email protected] Wir freuen uns, wenn Sie uns durch Ihre Teilnahme an der Studie helfen, neue Wege zur Verbesserung der Blutdruckbehandlung zu finden. 88 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung -3- Teilnahmeerklärung Hypertoniestudie Kapitel 6: Anhang (für den Patient) Vorname, Nachname: ______________________________ Geburtsdatum: _______________________ Ich bin über Ziele, Hintergründe, Ablauf und mögliche Risiken der Studie aufgeklärt worden und habe die Patienteninformation aufmerksam gelesen und verstanden. Offenstehende Fragen wurden mir von meinem Arzt umfassend beantwortet. Meine Teilnahme an der Studie ist freiwillig und ich kann jederzeit ohne Nennung von Gründen die Teilnahme abbrechen. Ich wurde darüber aufgeklärt und stimme zu, dass die im Rahmen dieser Studie erhobenen Daten in pseudonymisierter Form gespeichert werden. Ich bin mit der Datenübermittlung der von mir eingelösten Medikamente durch die Krankenkasse bzw. den Medizinischen Dienst der Krankenkasse (MDK) an die Studienzentrale des Hypertonieprojektes einverstanden Durch meine Unterschrift erkläre ich, dass ich an dieser Untersuchung teilnehmen will. Eine Patienteninformation sowie eine Ausfertigung dieser Teilnahmeerklärung habe ich erhalten. ________________________________ Unterschrift des Patienten __________________ Ort, Datum ________________________________ Unterschrift Hausarzt __________________ Ort, Datum 89 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 6: Anhang B Verwendete Variablen Tabelle 11: Übersicht über verwendete Variablen Variablentyp erhoben / berechnet numerisch erhoben Datum erhoben Geschlecht numerisch erhoben berufliche Stellung numerisch erhoben Schulabschluss numerisch erhoben Leben in Partnerschaft numerisch erhoben kardiovaskuläre Familienanamnese numerisch erhoben Größe numerisch erhoben Gewicht numerisch erhoben Body Mass Index (BMI) numerisch berechnet Raucherstatus numerisch erhoben Entscheidung Rauchverzicht numerisch erhoben Entscheidung Gewichtsabnahme numerisch erhoben Entscheidung regelmäßiger Sport numerisch erhoben Anzahl der geplanten Verhaltensänderungen numerisch berechnet Alter PHQ-D numerisch erhoben Geschlecht PHQ-D numerisch erhoben PHQ-D Item 1a numerisch erhoben PHQ-D Item 1b numerisch erhoben PHQ-D Item 1c numerisch erhoben PHQ-D Item 1d numerisch erhoben PHQ-D Item 1e numerisch erhoben PHQ-D Item 1f numerisch erhoben PHQ-D Item 1g numerisch erhoben PHQ-D Item 1h numerisch erhoben PHQ-D Item 1i numerisch erhoben Basiserhebung Patientennummer Geburtsdatum Fragebogen 90 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 6: Anhang PHQ-D Summenwert numerisch berechnet Major Depressives Syndrom numerisch berechnet Anderes Depressives Syndrom numerisch berechnet Studiendiagnose Depressives Syndrom numerisch berechnet Ausmaß depressiver Beschwerden numerisch berechnet PHQ-D Angst Item 1 numerisch erhoben PHQ-D Angst Item 2 numerisch erhoben PHQ-D Angst Item 3 numerisch erhoben PHQ-D Angst Item 4 numerisch erhoben PHQ-D Angst Item 5 numerisch erhoben Paniksyndrom numerisch berechnet MARS Item 1 numerisch erhoben MARS Item 2 numerisch erhoben MARS Item 3 numerisch erhoben MARS Item 4 numerisch erhoben MARS Item 5 numerisch erhoben MARS Summenwert numerisch berechnet TPS Item 1 numerisch erhoben TPS Item 2 numerisch erhoben TPS Item 3 numerisch erhoben TPS Item 4 numerisch erhoben TPS Item 5 numerisch erhoben TPS Item 6 numerisch erhoben TPS Item 7 numerisch erhoben TPS Item 8 numerisch erhoben TPS Item 9 numerisch erhoben TPS Item 10 numerisch erhoben TPS Item 11 numerisch erhoben TPS Summenwert numerisch berechnet numerisch erhoben Verlaufsbogen Erstdiagnose Bluthochdruck vor x Jahren 91 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 6: Anhang string erhoben Bestehensdauer Bluthochdruck numerisch berechnet Diabetes numerisch erhoben KHK / Herzinfarkt numerisch erhoben Schlaganfall / TIA numerisch erhoben pAVK numerisch erhoben Depression numerisch erhoben Anzahl der Nebendiagnosen numerisch berechnet Gesamtcholesterin numerisch erhoben HDL-Cholesterin numerisch erhoben LDL-Cholesterin numerisch erhoben Grenzüberschreitung Gesamtcholesterin numerisch berechnet Grenzüberschreitung HDL-Cholesterin numerisch berechnet Grenzüberschreitung LDL-Cholesterin numerisch berechnet Datum erhoben Anzahl der Messungen am Tag numerisch erhoben Anzahl der Messungen in der Nacht numerisch erhoben MW systolisch gesamt numerisch erhoben MW systolisch Tag numerisch erhoben MW systolisch Nacht numerisch erhoben MW diastolisch gesamt numerisch erhoben MW diastolisch Tag numerisch erhoben MW diastolisch Nacht numerisch erhoben Blutdruckkategorie nach O`Brien numerisch berechnet Erstdiagnose Bluthochdruck ungenaue Angabe ABDM Aufzeichnungsdatum ABDM 92 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 6: Anhang C Fallausschluss Vergleich der Daten der 158 ausgeschlossenen Patienten mit denen der Patienten der Analysestichprobe Soziodemographische Daten Tabelle 12: Vergleich von soziodemographische Daten; Signifikanz nach Chi-Quadrat-Test Geschlecht Analyse- ausgechlossene stichprobe Patienten %* (N) %* (N) weiblich 53,3 (375) 53,8 (84) männlich 46,7 (328) 46,2 (72) 0 2 kein Schulabschluss 1,7 (11) 0 (0) Hauptschulabschluss 63,9 (425) 60,9 (84) Mittlere Reife 21,8 (145) 25,3 (35) Fach- oder Hochschulreife 12,6 (84) 13,8 (19) 38 20 30,9 (211) 24,8 (37) 0,2 (1) 0,0 (0) 1,6 (11) 5,4 (8) fehlend Schulabschluss fehlend Arbeiter, Angestellter, Beamter, Selbständiger Signifikanz 0,909 0,360 Lehrling, Wehr- oder Zivildienstleistender, Schüler, Student berufliche Stellung Arbeitslos oder in Umschulung 0,071 Rentner, Pensionär, Vorruhestand, Altersteilzeit, 54,8 (374) 54,4 (81) 11,3 (77) 14,1 (21) 1,2 (8) 1,3 (2) 21 9 Ja 76,3 (517) 61,0 (89) Nein 23,7 (161) 39,0 (57) 25 12 Erwerbsunfähigkeit Hausfrau/-mann Sonstiges fehlend Leben in Partnerschaft fehlend 93 0,001 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 6: Anhang Das mittlere Alter der Patienten des Fallausschlusses betrug 68,20 Jahre (SD = 12,087). Damit unterschied es sich signifikant (Sig. = 0,044) vom mittleren Alter der Patienten der Analysestichprobe, welches bei 65,64 Jahren lag (SD = 11,315). Zentrale Studienvariablen: Depressivität und Blutdruck Bei 13,3% der ausgeschlossenen Patienten war von ihrem Hausarzt eine Depression diagnostiziert worden. In der Analysestichprobe war dies im Vergleich dazu bei 12,2% der Personen der Fall. Dieser Unterschied war nicht signifikant (Sig. = 0,679). Tabelle 13: Vergleich von Kennzahlen für die verschiedenen erhobenen Blutdruckwerte (in mm Hg); MW = Mittelwert Blutdruckwerte Analysestichprobe* ausgechlossene Mittelwert Patienten* Sifnifikanz (T-Test) Mittelwert syst. MW insgesamt 127,52 130,92 0,023 syst. MW Tag 131,08 133,07 0,451 syst. MW Nacht 121,25 123,43 0,292 diast. MW insgesamt 77,42 79,99 0,008 diast. MW Tag 80,71 82,03 0,617 diast. MW Nacht 72,14 73,41 0,642 94 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 7: Abbildungsverzeichnis 7 Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen Abb. 1: Flussdiagramm zu den möglichen Folgen einer Hypertonie 2 Abb. 2: Schaubild zu möglichen Zusammenhängen zwischen Hypertonie und Depression 18 Abb. 3: Flussdiagramm zum Fallausschluss 34 Abb. 4: Streudiagramm für die Blutdruckwerte am Tag 41 Abb. 5: Streudiagramm für die Blutdruckwerte in der Nacht 41 Abb. 6: Kreisdiagramm zur Blutdruckeinstellung 42 Abb. 7: Balkendiagramm für die Blutdruck-Kategorien 43 Abb. 8: Boxplot-Diagramm mit der Verteilung der einzelnen Items der Trust in Physician Scale 44 Abb. 9: Boxplot-Diagramm mit der Verteilung der einzelnen Items der MARS 45 Abb. 10: Boxplot-Diagramm mit der Verteilung der einzelnen Items des PHQ 47 Abb. 11: Kreisdiagramm zum Ausmaß der depressiven Beschwerden 48 Abb. 12: Streudiagramm zur Korrelation von systolischem Blutdruck und Depressivität 49 Abb. 13: Streudiagramm zur Korrelation von diastolischem Blutdruck und Depressivität 50 Abb. 14: Gruppiertes Balkendiagramm zum Zusammenhang zwischen depressiven Beschwerden und Blutdruck 51 Abb. 15: Streudiagramm zur Korrelation zwischen Vertrauen in den Arzt und Depressivität 52 Abb. 16: Streudiagramm zur Korrelation zwischen Adhärenz und Depressivität 53 Abb. 17: Gruppiertes Balkendiagramm zum Ausmaß der depressiven Beschwerden in Abhängigkeit vom Geschlecht 54 Abb. 18: Streudiagramm zur Korrelation zwischen Alter und Depressivität 55 Abb.19: Gruppiertes Balkendiagramm zum Zusammenhang zwischen depressiven Beschwerden und der Anzahl der geplanten Verhaltensänderungen 57 Abb. 20: Balkendiagramm für die Blutdruck-Kategorien bei Patienten mit Paniksyndrom 58 95 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 7: Abbildungsverzeichnis Abb. 21: Balkendiagramm zum Ausmaß depressiver Beschwerden bei Patienten mit Paniksyndrom 59 Abb. 22: Gruppiertes Balkendiagramm zum Zusammenhang zwischen BlutdruckKategorien und Diabetes mellitus 60 Abb. 23: Gruppiertes Balkendiagramm zum Zusammenhang zwischen Ausmaß der depressiven Beschwerden und Diabetes mellitus 61 Tab. 1: obere Grenzwerte für die 24-Stunden-Blutdruckmessung 25 Tab. 2: Beurteilung der Blutdruckwerte 26 Tab. 3: PHQ-D-Syndrome und zugehörige Störungskategorien nach ICD-10 und DSM-IV 28 Tab. 4: „Normwerte“ bzw. Zielwerte für Gesamtcholesterin, HDL und LDL nach den Richtlinien der Lipid-Liga 31 Tab. 5: Soziodemographische Daten 36 Tab. 6: Nebendiagnosen, Body-Mass-Index (BMI), Raucherstatus, kardiovaskuläre Familienanamnese 37 Tab. 7: Häufigkeit des Auftretens von Grenzwertüberschreitungen bei den Laborwerten für Gesamtcholesterin und LDL, sowie von Grenzwertunterschreitungen für HDL 38 Tab. 8: verschiedene Entscheidungen, Anzahl der geplanten Verhaltensänderungen 39 Tab. 9: Kennzahlen für die verschiedenen erhobenen Blutdruckwerte 40 Tab. 10: Kreuztabelle zum Zusammenhang zwischen ärztlicher Diagnose einer Depression und depressivem Syndrom laut PHQ 56 Tab. 11: Übersicht über verwendete Variablen 90 Tab. 12: Vergleich von soziodemographische Daten 93 Tab. 13: Vergleich von Kennzahlen für die verschiedenen erhobenen Blutdruckwerte 94 96 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 8: Literaturverzeichnis 8 Literaturverzeichnis Alexopoulos G. S. (2006). 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Ärztliche Prüfung Sonstiges August 2006-August 2007: Freiwilliges soziales Jahr in Nutley Hall (Rudolph-Steiner-Heim für Erwachsene mit geistigen Behinderungen in East Sussex, England) April 2011-Oktober 2011: Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft im Lehrbereich Allgemeinmedizin der Universitätsklinik Freiburg 104 Die Rolle von Depressivität in der hausärztlichen Hypertoniebehandlung Kapitel 10: Danksagung 10 Danksagung Mein Dank gilt in erster Linie Angela Buchholz für die engagierte Betreuung dieser Arbeit. Für ihre inspirierenden Ideen und dafür, dass sie stets ein offenes Ohr für Fragen aller Art hatte, sowie zu beinahe jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar war. Des Weiteren danke ich Prof. Dr. med. Wilhelm Niebling für die Überlassung des Themas, die freundliche Unterstützung und die Begutachtung meiner Arbeit. Priv. Doz. Dr. phil. Isaac Bermejo danke ich ebenfalls für die Begutachtung. Ich danke außerdem Achim Siegel recht herzlich für seine Korrekturvorschläge und für seine Hilfe in den letzten Zügen. Iris Tinsel und Angela Kotterer danke ich für ihre Hilfe bei der Datenerfassung, Literaturbeschaffung und bei administrativen Dingen. Ohne die Mitarbeit der zahlreichen Patienten, MFAs, Ärzte und Mitarbeiter des Lehrbereichs Allgemeinmedizin der Universitätsklinik Freiburg wäre diese Arbeit nicht zu Stande gekommen. Ihnen gilt mein besonderer Dank. Ich bedanke mich auch bei meinen Eltern, meiner Schwester, meinem Onkel Georg Göttinger, bei Daniel Rexin, Laura Glaser und Alexander Freis - zum Teil für orthographische Korrekturen, Formulierungsvorschläge und Hilfe bei der Formatierung des Textes, aber vor allem für ihre emotionale Unterstützung und den Rückhalt den sie mir geben. 105