Preisverleihung Heinrich Nestlé Wissenschaftspreis

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Die Ernährung in den ersten 1000 Tagen:
Preisverleihung Heinrich
Nestlé Wissenschaftspreis
von Gabi Fischer von Weikersthal, Germersheim
Zum 200. Geburtstag von Heinrich Nestlé und in Anerkennung seiner Errungenschaften wurde Mitte
2014 erstmalig der Heinrich Nestlé Wissenschaftspreis ausgeschrieben, der nun im Juni 2016 anlässlich
des 150. Nestlé Firmenjubiläums in den Fachgebieten Geburtshilfe und Gynäkologie, Pädiatrie sowie
Hebammenwesen verliehen wurde.
Die Preisträger Dr. Daniela H. Much, Dr. Dr. Miguel A. Alejandre Alcázar und Julia Griebaum, umrahmt von den Laudatoren Peggy Seehafer und PD Dr. Frank
Jochum, sowie Dr. Mike Poßner, Direktor Nestlé Nutrition Institute Europe und Klaus Wachsmuth, Geschäftsführer der Nestlé Nutrition GmbH.
Kategorie Geburtshilfe und Gynäkologie: Dr. rer. nat. Daniela H. Much
The effect of a reduction in the n-6/n-3 LCPUFAs ratio in the maternal diet during pregnancy and lactation on infant adipose tissue
growth within the first year of life – Final results of the INFAT-study.
Kategorie Hebammenwesen: Julia Griebaum BSc MPH
Gesundheitsförderung von Anfang an: Bonding und früher Stillbeginn nach Sectio caesarea als nachhaltig wirksame Maßnahmen –
Erhebung des Status quo der Umsetzung am Beispiel der geburtshilflichen Abteilungen des Wiener Krankenanstaltenverbundes.
Kategorie Pädiatrie: Dr. med. Dr. nat. med. Miguel Angel Alejandre Alcázar
Prevention of Early Postnatal Hyperalimentation Protects against Activation of Transforming Growth Factor-β/Bone Morphogenetic Protein
and Interleukin-6 Signaling in Rat Lungs after Intrauterine Growth Restriction.
www.nestlenutrition-institute.de
„Der Heinrich Nestlé Wissenschaftspreis soll zum Austausch der Spezialisten aus Wissenschaft und Praxis anregen“,
beschrieb Dr. Mike Poßner, Direktor des Nestlé Nutrition Institute, die Zielsetzung des Preises und beglückwünschte
die Preisträger. Das Themenspektrum der eingereichten wissenschaftlichen Arbeiten umfasste neben wichtigen
Erkenntnissen zum Thema Stillen vor allem die Ernährung und Nährstoffzufuhr in den ersten 1000 (prä- und postnatalen) Tagen, in Hinblick auf kurz- und/oder langfristige Wirkungen wie Wachstum, Entwicklung und Gesundheit.
Die Bewertung der Arbeiten erfolgte nach ihrer wissenschaftlichen Qualität, Innovation und Relevanz – und ihrer
Bedeutung für die Arbeit in der täglichen Praxis.
Auch 150 Jahre nach Nestlés Erfindung geht die Forschung erfolgreich weiter
Die Fußstapfen des Gründers Heinrich Nestlé, der mit der Erfindung des Kindermehls 1867 einen Meilenstein in
der Säuglingsernährung setzte, sind groß. Doch auch heutzutage engagiert sich das Unternehmen Nestlé in der
Forschung zur Bedeutung der Ernährung. „Um die Mechanismen und den Effekt der Nahrungsbestandteile, insbesondere des Proteins, noch genauer zu erforschen, ist es sehr zu begrüßen, dass Nestlé mit dem Wissenschaftspreis weitere Forschungsimpulse setzt“, so die Meinung des Beirats des Nestlé Nutrition Institutes und
damit Jurymitglieds Privatdozent Dr. Frank Jochum aus Berlin.
Die ersten 1000 Tage prägen die gesundheitliche Zukunft der Babys
Vor allem die ersten 1000 Lebenstage eines Kindes sind wichtig für seine spätere gesundheitliche Entwicklung. In
diesem „goldenen“ Intervall von der Empfängnis bis zum Alter von 2 Jahren spielt vor allem die Ernährung – neben
Umwelteinflüssen und anderen Faktoren – eine große Rolle für die gesundheitliche Prägung. Während dieser präund postnatalen Phase wächst der kindliche Organismus schnell; Zellen, Organe und Gewebe differenzieren sich
und durchlaufen wichtige Reifungs- und Entwicklungsprozesse. Wie früh der Einfluss der Ernährung jedoch beginnt
und wie langfristig ihre Wirkung ist, wurde erst durch jüngste Studien deutlich. Sowohl ein Mangel als auch ein
Überangebot bestimmter Nährstoffe kann die Entwicklung des kindlichen Organismus dauerhaft beeinflussen.
Die Jury des Heinrich Nestlé Wissenschaftspreis besteht aus den Mitgliedern
des wissenschaftlichen Beirates des Nestlé Nutrition Institute (NNI):
Prof. Dr. med. Jörg Dötsch – Poliklinik für
Kinder- und Jugendmedizin, Uniklinik Köln
PD Dr. med. Frank Jochum – Klinik für
Kinder- und Jugendmedizin des Evangelischen
Waldkrankenhauses Spandau, Berlin
Prof. Dr. med. Frank Louwen – Universitätsklinikum Frankfurt am Main
Dr. med. George Marx – Ostschweizer
Kinderspital, St. Gallen
Peggy Seehafer – Hebamme und Anthropologin, Hamburg
Dr. med. Martin Wald – Klinikum Wels-Grieskirchen, Wels
Hielten die Laudatio: Peggy Seehafer und PD Dr. Frank Jochum
Dr. med. Daniel Weghuber – Universitätsklinikum
für Kinder- und Jugendheilkunde, Salzburg
Preisträgerin in der Kategorie Geburtshilfe und Gynäkologie:
Kann ein erhöhter Anteil an n-3-Fettsäuren in der mütterlichen
Ernährung vor kindlicher Adipositas schützen?
Dr. rer. nat. Daniela H. Much, München, wurde in der Kategorie Geburtshilfe und Gynäkologie
für ihre Arbeit über den Einfluss einer Reduktion des n-6/n-3 Fettsäuren Quotienten in der mütterlichen Ernährung während der Schwangerschaft und Stillzeit auf die Fettgewebsentwicklung
des Kindes im ersten Lebensjahr gewürdigt:
Bisher sind alle Bemühungen einer Primärprävention der kindlichen Adipositas weitgehend gescheitert, so dass neue wirksamere Ansätze dringend erforderlich sind. Zellbiologische Versuche
und Untersuchungen an Mäusen haben gezeigt, dass die Arachidonsäure – eine n-6-Fettsäure – zu
einem verstärkten Wachstum von Fettzellen führt. Im Gegensatz dazu ergaben die Experimente für
n-3-Fettsäuren eher eine bremsende Wirkung auf die Fettgewebsentwicklung des Mäusenachwuchses. In der von Much eingereichten INFAT-Studie wurde untersucht, wie sich die Zusammensetzung der
Fettsäuren in der mütterlichen Ernährung während der Schwangerschaft und Stillzeit auf den Nachwuchs
auswirkt. „Eine mütterliche Fischölsupplementierung während der Schwangerschaft und Stillzeit hat
keinen Nutzen für die Prävention von kindlichem Übergewicht“, so Much. „Diese Erkenntnis war zunächst
überraschend. Im Tiermodell hatten die n-3 LCPUFA zuvor einen hemmenden Effekt auf das Fettgewebswachstum gezeigt. Doch eine Supplementierung mit n-3-LCPUFA verlängert die Schwangerschaftsdauer um
wenige Tage und resultiert in einem höheren Geburtsgewicht. Dieser Effekt ist biologisch plausibel und bereits
in der Fachliteratur beschrieben.“
Welchen Stellenwert haben für Sie in Ihrem Fachgebiet die 1000 Tage
von Empfängnis bis etwa zum Alter von zwei Jahren?
Dr. rer. nat. Daniela H. Much: „Schwangerschaft und Stillzeit sind
sensitive Phasen für die kindliche Entwicklung. Die richtige Ernährung und
Lebensweise in dieser vulnerablen Phase ist ein wichtiger Grundpfeiler für
die spätere Gesundheit des Kindes. Eine Gesundheitsförderung in dieser
frühen Periode bietet vielfältige Chancen.“
Preisträgerin in der Kategorie Hebammenwesen:
Hoher medizinischer und emotionaler Nutzen von Bonding und frühem
Stillbeginn nach Sectio Caesarea
In der Kategorie Hebammenwesen erhielt Julia Griebaum BSc, MPH, Wien, für ihre Arbeit „Gesundheitsförderung von
Anfang an: Bonding und früher Stillbeginn nach Sectio Caesarea als nachhaltig wirksame Maßnahmen“ den mit
10.000 Euro dotierten Preis.
Der Nutzen eines gelungenen Bondings geht weit über den rein emotionalen Effekt hinaus. Der direkte Haut-Kontakt
des Neugeborenen mit der Mutter löst mehrere positive verhaltensbezogene und physiologische Effekte bei Mutter
und Kind aus. Damit ist das Bonding auch aus medizinischer Sicht erstrebenswert und sollte im Kreißsaal ermöglicht
werden. Wie sieht die Implementierung von Bonding und frühem Stillen in der Praxis aus? Dazu Griebaum: „Eine
routinemäßige Umsetzung von intraoperativem Bonding und frühem Stillbeginn nach Sectio caesarea ist in
geburtshilflichen Abteilungen prinzipiell möglich. Eine erfolgreiche Implementierung erfordert allerdings eine umfassende Vorbereitung und die Schaffung gewisser Rahmenbedingungen, insbesondere in Form zeitlicher, räumlicher und personeller Ressourcen sowie konstruktiver interdisziplinärer, interprofessioneller Zusammenarbeit. Die
Ergebnisse der durchgeführten Studie lassen darauf schließen, dass die Kriterien und
Richtlinien der Baby-Friendly Hospital Initiative für eine erfolgreiche Implementierung und
routinemäßige Umsetzung hilfreich sind“.
Die ersten 1000 Tage – für wie wichtig halten Sie
als Hebamme diese prä-und postnatale Phase?
Julia Griebaum, BSc, MPH: „Die ersten 1000 Tage
stellen das Kerngebiet der Hebammentätigkeit dar und
haben einen dementsprechend hohen Stellenwert in der
täglichen Praxis. In der Schwangerschaft und während der ersten beiden Lebenjahre des Babys wird der
Grundstein für die spätere Entwicklung und Gesundheit des Kindes, wie auch der Mutter, gelegt.
Hebammen haben die wertvolle Chance, während dieser sensiblen Phase ihr Wissen und Können
zum Wohle der jungen Familie einzusetzen und somit zur Schaffung einer gesundheitsförderlichen Basis für das spätere Leben von Mutter und Kind beizutragen.“
Preisträger in der Kategorie Pädiatrie:
Aufholwachstum nach IUGR – Freund oder Feind?
Die prämierte Arbeit in der Kategorie Pädiatrie von Dr. Dr. Miguel Angel Alejandre Alcázar, Köln, trägt den Titel
„Prevention of Early Postnatal Hyperalimentation Protects against Activation of Transforming Growth Factor-β/
Bone Morphogenetic Protein and Interleukin-6 Signaling in Rat Lungs after Intrauterine Growth Restriction“.
In den letzten Jahrzehnten hat sowohl die Inzidenz für Übergewicht und Adipositas wie auch die Rate an chronischen
Lungenerkrankungen (zum Beispiel Asthma bronchiale) erschreckend zugenommen. Klinische und experimentelle
Studien belegen, dass dies nicht nur eine Koinzidenz ist, sondern vielmehr eine kausale Verknüpfung vorliegt. Das Besondere der Lungenentwicklung ist, dass sie mit der Geburt nicht abschließt, sondern über das erste Lebensjahr hinaus
andauert. Neugeborene mit intrauteriner Wachstumsrestriktion (IUGR) oder nach Frühgeburt benötigen respiratorische
und nutritive Unterstützung, aber „IUGR ist ein Risikofaktor für chronische Lungenerkrankungen. In unserer Arbeit konnten wir in einem Tiermodell zeigen, dass ein frühes postnatales Aufholwachstum nach IUGR entzündliche und fibrotische Mechanismen triggert und somit wesentlich zu der Pathogenese der IUGR-assoziierten Lungenerkrankung beiträgt. Eine Vermeidung des Aufholwachstums nach IUGR wirkte hingegen protektiv“, so Miguel A. Alejandre Alcázar.
Dr. Dr. Miguel Angel Alejandre Alcázar: Das Fachgebiet Pädiatrie bietet
die einzigartige Möglichkeit, ein Kind in Entwicklung und Wachstum bis
zum Jugendalter zu begleiten. Einflüsse in einem kritischen Zeitfenster
der Entwicklung können langfristig zu strukturellen und funktionellen Organveränderungen führen. Daher sind die 1000 Tage von der Empfängnis
bis zum Alter von 2 Jahren von enormer Bedeutung für die Prävention von
Erkrankungen im späteren Leben, denn die Kinder von heute sind die Erwachsenen von morgen.
Quelle: NNI DACH-Symposium: „Frühe Ernährungsintervention und langfristige Gesundheit“. 23.–24. Juni 2016, Nestlé Competence Center Frankfurt/M.
Weitere Informationen: Nestlé Nutrition Institute Deutschland · 60523 Frankfurt · E-Mail: [email protected] · Internet:www.nestlenutrition-institute.de
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für Hebammen
für Ärzte
08.16 – 103861708
Wie wichtig sind in der Pädiatrie die ersten 1000 Tage eines Kindes?
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