Vitamine - Kraftstoffe aus der Natur (Seiten 16-19)

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GESUNDHEIT Ernährung
Vitamine – Kraftst
Vitaminpräparate, die
mehr Gesundheit, Power
und Vitalität verheissen,
verkaufen sich zwar gut
sind aber überflüssig,
da Vitamine, Mineralien
und Spurenelemente
in der täglichen Nahrung
zur Genüge vorhanden sind.
Text: Heinz Knieriemen
16 Natürlich | 4-2007
E
in gesunder Mensch kann seinen
Vitamin- und Mineralienbedarf
über eine abwechslungsreiche Ernährung decken und muss sich
keine Gedanken über sogenannte ACEMultivitaminpräparate (diese drei Vitamine gelten als antioxydant und Krebs
vorbeugend) machen. Denn vieles, was
heute auf dem Markt mit allen möglichen
Gesundheitsversprechen daherkommt,
ist bestenfalls nicht schädlich (siehe
Kasten Seite 19).
Ein Beispiel: In der «Pulstipp»-Ausgabe Januar 2005 über Multivitaminsäfte
wird getitelt: Künstliche Vitamine – je
weniger, desto besser. Fazit der Stichproben: Die Multivitamin- und ACE-Säfte
enthalten zu viele synthetische Vitamine,
vor allem Vitamin A. Und das, obwohl die
potenziellen Gefahren von Überdosierungen bekannt sind. Die Empfehlung des
Magazins: Obst und Gemüse essen oder
schwarzen Johannisbeer- und roten Traubensaft mit natürlich hohen Anteilen an
den Vitaminen A, C und E trinken. Alternativen: Biotta, Schönenberger, Beutelsbacher oder Voelkel ACE mit natürlichen
Vitaminen aus Früchten und Gemüsen,
die auf der Etikette deklariert sind.
Synthetische Farben
gaukeln Natur vor
Bei vielen der industriellen Multivitaminund ACE-Säften handelt es sich bei genauem Hinschauen lediglich um Säfte,
die mit drei Lebensmittel-Zusatzstoffen
angereichert und dann als GesundheitsElixiere angepriesen werden.
Beta-Carotin als Vitamin-A-Vorstufe,
das hier praktisch ausschliesslich in der
Syntheseform eingesetzt wird, hat unter E
160a eine Zulassung als LebensmittelFarbstoff, sorgt also für eine satt orangegelbe Farbe, die Natur vorgaukelt. Noch
ein weiteres Vitamin, nämlich Riboflavin
(Vitamin B2), hat als gelbgrüner Farbstoff
unter E 101 eine Lebensmittelzulassung.
Zudem wirken die Vitamine C und E
antioxidativ, und auch sie sind unter E
300 (Ascorbinsäure) und E 306 (Tocopherol) als Lebensmittel-Zusatzstoffe
zugelassen. Sie verhindern als Antioxidantien und Farbstabilisatoren die enzymatische Veränderung der Fruchtsäfte,
erfüllen also zunächst einmal rein lebensmitteltechnologische Zwecke – und so
ganz nebenbei lassen sich die Zusatzstoffe auch noch als lebenswichtige Vitamine bewerben.
Ernährung GESUNDHEIT
offe aus der Natur
Allzu leicht geht bei der Beschäftigung
mit Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen vergessen, dass wir uns von
Lebensmitteln ernähren und nicht von
Einzelsubstanzen. Es ist gut und wichtig,
sich mit der Bedeutung der Vitalstoffe
und ihren Wirkungen auseinanderzusetzen. Doch unser Denken darf dadurch
nicht von der Ganzheit und Lebendigkeit
der Nahrung wegführen, hin zu einem
Baukasten-Puzzle, das Lebensmittel zu
einer beliebigen Manipuliermasse macht,
die je nach Mode verändert und angereichert werden kann.
Vitamine und Krankheiten
Keine Frage: Defizite an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen sind ernst zu
nehmen und können Mitverursacher oder
gar Auslöser von Befindlichkeitsstörungen
und schweren Krankheiten sein. So führt
zum Beispiel B12-Mangel zu Reifungsstörungen der Erythrozyten, der roten
Blutzellen. Die Folgen sind Schlafstörungen, Abgespanntheit, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen bis hin zu Psychosen
und schweren Depressionen. Akute Vitamin-B12-Unterversorgungen
treten häufig nach schwe-
ren Darmerkrankungen und -operationen, Dauerdurchfall und der Langzeiteinnahme von Antibiotika auf. Auch Rauchen und starker Alkoholgenuss können die Aufnahme des Vitamins
einschränken.
Vitamine
beim Kochen bewahren
Garen mit Dampf gilt als eine der schonendsten Kochmethoden. Im heissen Wasserdampf
bleiben Geschmack, Aussehen, Farbe sowie
Nährstoffe und Vitamine weitgehend erhalten.
Lebensqualität verbessern
Beim herkömmlichen Kochen im Wasser lösen
Bei Krebskranken ist bekannt, dass ihr
Vitaminbedarf deutlich erhöht ist. Die
sogenannten Fresszellen (Phagozyten) haben einen hohen Gehalt an Vitamin C
und sind entscheidend für die Körperabwehr. Krebskranke oder Krebsgefährdete
sind daher in hohem Masse auf Vitamin C
angewiesen. Das gilt besonders für die
Nachbehandlung, um Metastasen zu verhindern, da die wenigsten Erkrankten an
den Primärtumoren sterben.
Vitamin C hat zudem noch Auswirkungen auf den Eisenstoffwechsel und
das hormonelle System. Vitamin C hat
also nicht oder nur bedingt einen therapeutischen Einfluss auf das Krankheitsgeschehen selbst, sondern stärkt die
körpereigenen Abwehrkräfte und damit
auch die Lebensqualität.
sich viele Nährstoffe heraus und werden mit
dem Kochwasser weggeschüttet.
Dampfgaren lässt sich in «Steamern», die es
im Handel als teure Einbau- und wesentlich
günstigere Tischgeräte (siehe Leserangebot),
zu kaufen gibt. Im Gegensatz zum klassischen
Dampfkochtopf wird hier ohne Druck gekocht,
was ein Verkochen praktisch verunmöglicht.
Eine andere einfache Möglichkeit ist das Garen
mit Hilfe von Garkörben, die in eine mit wenig
Wasser gefüllte herkömmliche Pfanne gesetzt
werden. Solche Einsätze gibt es in verschiedenen Ausführungen und Materialien wie zum
Beispiel Glas und Bambus.
kel
Wechselspiel der Natur
Vitamine, Mineralien und Spurenelemente
stehen in unserem Körper in vielfältiger
Wechselwirkung. Sie bewegen sich in
Kreisläufen und nicht in einfachen Reaktionsabläufen. So kann, um nur ein Beispiel
Fotos: Irisblende.de
Lebensmittel
als Lifestyle-Puzzle
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zu nennen, Folsäure erst durch die Anwesenheit der Vitamine B12 und C ihr volles
Wirkungsspektrum entfalten, und Magnesium nimmt mit seinen über 300 Enzymen
Einfluss auf unzählige Stoffwechselprozesse. Deshalb geht es auch selten um die
isolierte Wirkung eines einzelnen Stoffes.
Der Mensch hat einen Stoffwechsel, der
eine stetige Verwandlung und Veränderung
der Verbindungen auslöst.
Ohne Enzyme geht gar nichts
Wer über Vitamine, Mineralien und Spurenelemente redet, muss sich als Erstes
mit Enzymen beschäftigen. Nichts geht
ohne sie. In allen Lebensbereichen kommt
ihnen eine wichtige Aufgabe zu: Sie kontrollieren und beschleunigen biologische
Prozesse, etwa die Verdauung oder den
Zucker- und Fettabbau. Enzyme machen
es erst möglich, dass unser Stoffwechsel
die zugeführte Nahrung verwerten kann.
Wegen ihrer vielfältigen Aufgaben werden Enzyme auch biologische Katalysatoren genannt. Sie sind die universalen
Wirkstoffe lebender Zellen.
Eine Reihe von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen können als Co-
I N FO B OX
Literatur
• Knieriemen: «Vitamine,
Mineralien, Spurenelemente –
Gesund und fit mit Vitalstoffen. Ein kritischer Ratgeber»,
AT Verlag 2007,
ISBN 3-03800-249-9,
Fr. 16.90
• Drössler: «Kalorien, Nährwerte und
Vitamine», Verlag Gondrom 2006,
ISBN 3-8112-2841-2, Fr. 9.30
• Burgerstein: «Ihr Einkaufsführer Vitamine»,
Verlag Karl Haug 2003,
ISBN 3-8304-2086-6, Fr. 13.90
• Grimm/Zittlau: «Vitaminschock – Wie sie
nützen, wann sie schaden», Verlag Droemer
2002, ISBN 3-426-27250-3, Fr. 34.90
Internet
• http://ntbiouser.unibe.ch/Trachsel/
teaching/vitamine/Vitamine.html
• www.swisseduc.ch/chemie/molmod/
anwendungen/vitamine/
• www.sge-ssn.ch
• www.sprechzimmer.ch
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Enzyme wirken. Sie sind an praktisch allen
biochemischen Reaktionen des Körpers
beteiligt. Dazu gehören vor allem die Vitamine B1, B2, B6, B12, Biotin, Niacin und C
sowie Eisen, Kupfer, Nickel, Magnesium,
Mangan, Molybdän, Natrium, Selen und
Zink. Magnesium ist Bestandteil von über
300 Enzymen, Zink von 200, Eisen, die
B-Vitamine und Vitamin C von 60 bis 200.
Und jedes einzelne der Enzyme erfüllt
lebenswichtige Aufgaben.
Enzymmangel mit Folgen
Während Sie gerade diese Zeilen lesen,
sind in Ihrem Körper Millionen von Enzymen am Werk: sie verändern, wandeln
um und erneuern. Sie stellen Energie zum
Leben bereit und schlüsseln die Nahrung
auf, sie fördern die Zellerneuerung, entgiften den Körper, halten unser Blut flüssig,
sind an der Abwehr von Krankheitserregern beteiligt, stillen Blutungen, heilen
Wunden und Entzündungen.
Wie stark die Enzyme Einfluss auf
unsere Gesundheit nehmen, zeigt ein Blick
auf eine Enzym-Mangelkrankheit. Lactase
(lateinisch lac = Milch) ist ein von der
Darmschleimhaut produziertes Enzym, das
den in Milch und Milchprodukten enthaltenen Zweifachzucker Lactose in die
Einfachzucker Glucose und Galactose aufspaltet, sodass sie von den Darmzellen aufgenommen werden können. Bei Lactasemangel, der weitverbreitet ist, kann die
Darmschleimhaut die Lactose, den Milchzucker, nicht aufspalten, sodass es zu einer
Unverträglichkeit kommt, die zu Stoffwechselproblemen mit Durchfall und
Blähungen und letztlich auch zu Leberund Nierenschäden führen kann.
Richtig essen
schützt vor Mangel
In Pflanzen sind Vitamine, Mineralien
und Spurenelemente Bestandteil eines
übergeordneten Ganzen, des Pflanzenorganismus. Es ist eines der Wunder der
Natur, dass jede Pflanze in der Lage ist,
Vitamine und Mineralien aufzuschlüsseln und zusammen mit vielen Begleitstoffen eine eigene Struktur aufzubauen.
Selbstverständlich ist es aus naturheil-
kundlicher Sicht ein Unterschied, ob
Ascorbinsäure solche Lebensprozesse in
der Natur durchlaufen hat und von vielen
bioaktiven Stoffen begleitet ist oder als
Syntheseprodukt in einem Labor hergestellt wird, auch wenn die chemischen
Formeln gleich sind. Das gilt sinngemäss
für alle Vitamine, Mineralien und Spurenelemente von Ascorbinsäure bis Zink.
Ein gesunder Mensch kann seinen
Vitamin- und Mineralienbedarf über eine
abwechslungsreiche Ernährung decken.
Darüber hinaus bieten sich einige natürliche Ergänzungen an, um die tägliche
Nahrung zu begleiten und zu bereichern.
Das kann bei Rekonvaleszenz, Schlafund Rhythmusstörungen, Stress oder Abgespanntheit geschehen, das kann aber
auch für Kinder und Ältere, körperlich
Aktive wie Bewegungsarme, Schwangere
und Stillende einen Beitrag zu einer soliden Vitalstoffversorgung und Stärkung
der Abwehrkräfte bedeuten.
Auf die Natur ist Verlass
Wir sollten uns nicht von Zahlen blenden
lassen: Viele der synthetischen Vitamine
treten mit einem regelrechten Imponiergehabe auf, das die tatsächlichen Wirkungen hochspielt und die Nebenwirkungen verschleiert.
Ein Grund mehr, den Vitalstoffen der
Natur zu vertrauen. Eine besonders vielseitige Quelle für alle B-Vitamine ist die
Bierhefe. Die sogenannte Reinzuchthefe
ist ursprünglich nur für die Bierherstellung eingesetzt worden. Sie sorgt für die
Umwandlung der aus den Getreidestärken stammenden Kohlenhydrate in Alkohol. In der nicht mehr gärfähigen Form
ist sie einer der üppigsten Spender aller
B-Vitamine und enthält neben vielen
Aminosäuren und Mineralien unter anderem die seltenen Spurenelemente
Chrom und Selen sowie auch die Lecithinbestandteile Cholin und Inosit. Bierhefe wirkt entgiftend und stärkt die
Widerstandskraft bei Infektionen. Sie
hilft mit, beispielsweise nach schweren
Durchfällen – auch von Kindern –, die
gestörte Darmflora zu regenerieren und
damit die Abwehr über das Immunorgan
Darm wieder aufzubauen.
Ernährung GESUNDHEIT
«Natürlich»-Leserangebot:
Für vitaminreichen Genuss
Vitamine verkürzen das Leben
Ihr Vorteil: 70.–
Vitaminpräparate dürfen wohl bald einmal nur noch auf Rezept erstanden
werden. Das zumindest legt eine dänische Studie nahe. Wissenschaftler
rund um Christian Gluud an der Universität Kopenhagen verpassten der
Vitamineuphorie und damit einem Milliardengeschäft einen argen
Dämpfer – immerhin schlucken in Europa und Nordamerika zwischen
80 und 160 Millionen Menschen Vitaminpräparate.
In einer so genannten Meta-Analyse werteten die dänischen Forscher 68
Studien zur Einnahme von synthetischen Vitaminen der ACE-Gruppe aus.
Sie verglichen veröffentlichte Ergebnisse von Studien mit rund 230 000
Teilnehmern, bei denen rund die Hälfte ein Vitaminpräparat und die
andere Hälfte ein Scheinpräparat erhielt.
Die Ergebnisse waren eindeutig: Unabhängig, ob die Präparate allein oder
kombiniert mit anderen Nahrungsergänzungsmitteln eingenommen wurden, verringerten die Vitaminpräparate die Lebenserwartung. Vitamin A
erhöhte die Sterblichkeit um 16 Prozent, Vitamin E um vier Prozent und
Beta-Carotin um sieben Prozent. Keinen Einfluss auf die Sterblichkeit,
aber leider auch nicht auf ein längeres Leben hatten demnach Vitamin C
und Selen.
«Wenn sich der massive Verdacht erhärtet, müsste der Einsatz von Vitaminpräparaten zukünftig wohl gut begründet werden», kommentierte
Gerd Antes vom Cochrane-Zentrum im deutschen Freiburg die Studie. thv
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vielen Jahrzehnten bewährt. Sie werden auf der Basis von plasmolysierter, also aufgeschlossener und gut resorbierbarer Kräuterhefe mit dem Namen Saccharomyces cerevisiae zusammen
mit Malzextrakt, Bienenhonig und Orangensaft (Strath Aufbaupräparat) und Kräuterhefe mit Maisstärke, Zellulose, Apfelpektin, Kieselsäure (Strath-Aufbautabletten) hergestellt.
Vitamine für jeden Geschmack
Mit einem Teelöffel Lebertran ist der Tagesbedarf an Vitamin A
und Vitamin D abgedeckt. Heute gibt es verkapselte Produkte
(Halibut), so dass der unangenehme Fischgeschmack nicht
mehr zum Tragen kommt. Bei Vitamin E tut es der tägliche
Teelöffel Weizenkeimöl oder Weizenkeimölkapseln Dr. Vogel/
Bioforce, die auch ein natürliches Multivitaminpräparat anbieten, das die ganze Palette der Vitamine aufweist. Auch die
heikle Folsäure und die Spurenelemente Magnesium und
Mangan sind in Weizenkeimen, Weizenkleie und Bierhefe ausreichend vertreten, während Acerola, Amalaki, Hagebutte,
Sanddorn, schwarze Johannisbeere und Paprika reich an
Vitamin C sind. Das gilt auch für gute Fruchtsäfte wie Biotta,
Schönenberger, Beutelsbacher und Voelkel.
Für die Eisenversorgung haben sich Floradix Kräuter mit
dem gut resorbierbaren Eisengluconat und auch das UrticalcinPräparat Brennnessel der Bioforce bewährt. Meiden Sie Eisenpräparate, die mit dem jodhaltigen roten Farbstoff Erythrosin
(E 127) gefärbt sind.
Zu erwähnen sind hier in einer groben Übersicht noch Sonnenblumen- und Kürbiskerne sowie Sesam und Sesamprodukte
wie Tahin (Sesammus) und Gomasio (Sesamsalz), die besonders reich an Calcium sind und im Gegensatz zu Milch und
Milchprodukten auch ein harmonisches Calcium-PhosphorVerhältnis aufweisen, sowie Trockenfrüchte (siehe Natürlich
12-06) für den Kaliumbedarf.
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Natürlich | 4-2007 19
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