diagnose & therapie eine zahngesunde Ernährung und regelmäßige Mundhygiene. So ist die dauerhafte Aufnahme zuckerhaltiger Getränke aus verschüttsicheren Nuckel- oder Trinkflaschen oft mit Schuld an löcherigen Milchzähnen. „Neben der Behandlung der Kinderzähne steht deswegen vor allem die Vorbeugung und damit Ursachenaufklärung im Vordergrund unserer Arbeit“, so Kühnisch. Medikamente als Ursache von Zahnproblemen Ein weiteres, häufiges kinderzahnärztliches Problem sind Strukturstörungen der Zähne. „Das sind in der Kindheit erworbene oder angeborene Fehlbildungen der Zähne“, erklärt PD Dr. Kühnisch. Die häufigste erworbene Strukturstörung ist die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation. Bei dieser Störung sind die Backenzähne (Molaren) und die Schneidezähne (Inzisiven) von einer Schädigung der zahnbildenden Zellen und einem Mineralmangel (Hypomineralisation) betroffen. Definitionsabhängig leiden bis zu 20 Prozent der Jugendlichen in den Industrienationen daran. Damit ist klar, dass die Molaren-InzisivenHypomineralisation ein weit verbreitetes Thema ist und vorbeugende Ansätze dringend benötigt werden. Da die Ursache dafür bis heute weitgehend unbekannt ist, forschten Kühnisch und Kollegen in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Projekt danach. Die dafür notwendige, hohe Zahl an Patientendaten konnte das Team in Zusammenarbeit mit dem Institut für Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum Neuherberg bzw. dem Studienzentrum am Schwabinger Kinderkrankenhaus aus den zwei Münchner Geburtskohorten (GINIplusund LISAplus-Studie) gewinnen. Mit den von Geburt an erfassten medizinischen Informationen und dem Zahnstatus der untersuchten Kinder war es möglich, Rückschlüsse über mögliche Ursachen zu ziehen. Eine Rolle bei der Entstehung scheinen Atemwegserkrankungen in den ersten vier Lebensjahren zu spielen. „Wobei wir im Moment davon ausgehen, dass es vielleicht weniger die Erkrankungen selbst, sondern die zur Behandlung erforderliche Medikation ist, welche zur Strukturstörung führt“, so PD Dr. Kühnisch. Diesbezüglich werden weitere Detailauswertungen folgen, zumal die 15-Jahres-Untersuchungen im Frühsommer dieses Jahres abgeschlossen wurden und die Auswertungen nun anstehen. KONTAKT PD Dr. Jan Kühnisch )089/4400-59343 [email protected] * 18 KLINIKUMaktuell 04.2014 Der Mann Prof. Dr. Ralf Sodian implantierte einem Patienten zum ersten Mal in Bayern ein Kunstherz minimalinvasiv E s gibt in Deutschland viel zu wenig Spenderherzen, umso mehr gewinnen Herzunterstützungssysteme an Bedeutung. Ein Kunstherz hilft, das Blut durch den Körper zu pumpen, wenn das eigene Herz zu schwach ist, allein eine ausreichende Pumpleistung zu erbringen. Lange Zeit war die Implantation eines Kunstherzens eine große Operation, bei der das Brustbein durchtrennt werden musste und die für schwer kranke Patienten ein Risiko war. Prof. Dr. Ralf Sodian, Leiter der Herzchirurgie am Augustinum und Leitender Oberarzt der Herzchirurgischen Klinik am Klinikum der Universität, implantierte jetzt zum ersten Mal in Bayern ein Kunstherz minimalinvasiv. „Bei dem Eingriff bleibt das Herz an Ort und Stelle“, erklärt Prof. Dr. Sodian. „Wir Prof. Dr. Ralf Sodian mit Patient Michael Schwarzenbeck diagnose & therapie So liegt das Kunstherz im Körper. Ein Kabel führt durch die Bauchdecke zu den Batterien Copyright © 2014 HeartWare Inc. nn ohne Puls bringen dann das Kunstherz durch einen kleinen Schnitt an der linken Seite und einen circa fünf Zentimeter langen Schnitt über dem Brustbein an die Herzspitze. Dort pumpt es dann bis zu zehn Liter Blut pro Minute von der linken Herzkammer in die Aorta.“ Das Kunstherz wiegt etwa 300 Gramm und wird von einer Turbine angetrieben, die sich etwa 4.000 Mal in der Minute dreht. Ein Kabel, das durch die Bauchdecke verlegt ist, verbindet das Kunstherz mit der Steuerelektronik und den Batterien, die der Patient außerhalb des Körpers in einem Gürtel trägt. „Wir erhoffen uns natürlich ein Unterstützungssystem, das kabellos durch Induktion in Gang gehalten wird“, sagt Sodian. „Aber das ist im Moment noch Zukunftsmusik.“ Sein Patient Michael Schwarzenbeck, 54, dessen eigenes Herz vor dem Eingriff so schwach war, dass er nicht mehr laufen konnte, ist auch mit Batterien überglücklich. „Hauptsache ist, ich habe meine Lebensqualität zurück“, sagt er. Ursprünglich waren Kunstherzen nur zur Überbrückung gedacht, bis für einen Patienten ein Spenderherz zur Verfügung stand. Inzwischen haben sie sich auch als Dauertherapie bewährt. „Es gibt viele, die schon sehr lange mit einem Kunstherzen leben, zum Teil fünf bis acht Jahre“, so Prof. Dr. Sodian. Der Herzchirurg ist von der neuen Methode jedenfalls angetan: „Die minimal-invasive OP ist schonender, Das Minies gibt weniger Komplikationen.“ Kunstherz wiegt Michael Schwarzenbeck konnte die Klinik nach drei Wochen verlassen – und verfügt jetzt über ein medizinisches Kuriosum: Bei ihm ist kein Pulsschlag zu tasten, weil sein eigenes Herz nicht genügend Wellen dafür erzeugt. Blut wird trotzdem durch seinen Körper gepumpt – kontinuierlich von seinem Kunstherz. KONTAKT Prof. Dr. Ralf Sodian )089/7097-1843 [email protected] * nur 300 Gramm Anzeige PHÖNIX-Seniorenzentrum Neuperlach GmbH Friedrich-Engels-Bogen 4, 81735 München-Neuperlach Telefon: 089/1 89 14 85-0, Telefax: 089/1 89 14 85-600 E-Mail: [email protected], www.phoenix.nu 090-102-014_cs5.indd 1 30.07.14 13:28 KLINIKUMaktuell 04.2014 19