Aus der Abteilung für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde (Leiter: Univ.- Prof. Dr. med. dent. habil. Ch. Splieth) im Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Geschäftsführender Direktor: Univ.- Prof. Dr. Dr. med. habil. G. Meyer) der Universitätsmedizin der Ernst - Moritz - Arndt - Universität Greifswald Frühkindliche Karies: Wissen und Handeln bei Eltern von kleinen Kindern Reihenuntersuchungen in Kinderkrippen und Elternbefragung Inaugural - Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Zahnmedizin (Dr. med. dent.) der Universitätsmedizin der ERNST - MORITZ - ARNDT - UNIVERSITÄT GREIFSWALD 2011 vorgelegt von Dana Stumpf geboren am 20. April 1986 in Schwedt/Oder Greifswald, 25. November 2011 Dekan: Prof. Dr. med. Rainer Rettig 1. Gutachter: Prof. Dr. Ch. Splieth 2. Gutachter: Prof. Dr. K. Pieper Ort, Raum: Hörsaal der neuen Zahnklinik, W.Rathenau-Str. 42a, Greifswald Tag der Disputation: 03. April 2012 Meinem Opa Heinz Stumpf Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung............................................................................................ 1 2. Literaturübersicht ................................................................................ 5 2.1. Eltern-Kind-Situation bei Kleinkindern ........................................... 5 2.2. Nuckelflaschenkaries .................................................................... 7 2.3. Präventionsgrundlagen bei Kleinkindern ..................................... 12 2.3.1. Mundhygiene ........................................................................ 12 2.3.2. Fluoridierung ......................................................................... 14 2.3.3. Ernährung und Übertragung von Streptococcus mutans ....... 16 2.3.4. Zahnarztbesuch .................................................................... 19 2.4. Studien zum Wissen oraler Prävention ....................................... 22 2.4.1. Allgemeine Bevölkerung........................................................ 22 2.4.2. Kinder ................................................................................... 24 3. Material und Methoden ..................................................................... 28 3.1. Struktur und Stichprobe .............................................................. 28 3.2. Fragebogen ................................................................................ 29 3.3. Durchführung der klinischen Untersuchung ................................. 30 3.4. Karies- und Mundhygieneindizes ................................................ 31 3.5. Erfassung der Daten und statistische Auswertung ...................... 33 4. Ergebnisse ....................................................................................... 34 4.1. Sozialstruktur der Städte ............................................................. 34 4.2. Patientengut ............................................................................... 36 4.3. Zahnärztliche Befunde ................................................................ 39 4.4. Wissen und Verhalten: Auswertung der Fragebögen .................. 40 4.4.1. Zahnarztbesuch und allgemeine Ansichten ........................... 40 4.4.2. Mundhygiene und Fluoride .................................................... 42 Inhaltsverzeichnis 4.4.3. Ernährung ............................................................................. 44 4.4.4. Zusammenhangsanalysen zur (Nuckelflaschen-) Karies ....... 47 4.5. Kindergartenbefragung ............................................................... 52 5. Diskussion ........................................................................................ 54 5.1. Material und Methoden ............................................................... 54 5.2. Ergebnisse .................................................................................. 55 6. Zusammenfassung ........................................................................... 66 7. Literaturverzeichnis .......................................................................... 68 8. Anhang ............................................................................................. 85 8.1. Kindergartenübersicht ................................................................. 85 8.2. Fragebogen ................................................................................ 86 8.2.1. Fragebogen zur Elternbefragung ........................................... 86 8.2.2. Fragebogen zur Kindergartenbefragung ................................ 92 8.3. Hinweiszettel vom Kindergarten „Oderspatzen“ Schwedt ............ 93 1. Einleitung 1. Einleitung Während bereits seit mehreren Jahrzehnten die Kariesprävalenz in Deutschland bei der permanenten Dentition bei Kindern und Jugendlichen stark sinkt, sind die Erfolge im Milchgebiss noch unzureichend. Gleichzeitig zeichnet sich eine immer stärkere Polarisierung der Karies ab [Borutta et al. 2010, DAJ 2010, Weiß 2007, Micheelis & Schiffner 2006]: Immer weniger Kinder haben schwerwiegendere zahnmedizinische Probleme. So vereinigen 10,2% der Kinder 61,1% der Karieserfahrung der entsprechenden Altersgruppe auf sich [Micheelis & Schiffner 2006]. Ein immer größer werdendes Problem ist auch die Nuckelflaschenkaries („early childhood caries“=ECC). Selbst wenn die epidemiologische Datenlage für die frühkindliche Karies noch nicht so umfangreich und ausreichend wie für das Kariesvorkommen bei Schulkindern ist, zeichnet sich dennoch ab, dass die Probleme im Milchgebiss bisher weitgehend ungelöst sind und die Schweregrade des Befalls eher zunehmen [Borutta et al. 2010, Nies et al. 2009]. Wyne [1999] klassifizierte die frühkindliche Karies in verschiedene Formen: Bei dem von ihm beschriebenen Typ 2 handelt es sich um die klassische Nuckelflaschenkaries, Typ 3 ist die sich anschließende schwere Form. Das typische klinische Bild der Nuckelflaschenkaries entsteht durch eine permanente Umspülung der Zähne mit zucker- und säurehaltigen Getränken, häufig durch den Missbrauch der Nuckelflasche [Tinanoff 1998]. Es kommt zu einer sehr schnellen Demineralisation der Zähne - in erster Linie der, permanent im Getränkestrom stehenden, Schneidezähne. Die Molaren sind in der Regel nur selten oder erst sehr spät bzw. bei starker Ausprägung der ECC mit betroffen. Der Befall der unteren Schneidezähne sowie der seitlichen Milchzähne wird zunächst durch den schützenden Einfluss des Speichels aus der Glandula sublingualis und Glandula submandibularis gedämpft [Milnes 1996]. Im ersten Stadium weisen die Zähne nur leichte Demineralisationen und somit kreidig weiße Areale auf. Im weiteren Verlauf kommt es zur allmählichen Zerstörung der Zahnsubstanz, damit der Zahnkronen bis hin in den 1 1. Einleitung Wurzelbereich. Die Zähne werden dabei zirkulär von Karies befallen [Love 1979, Tinanoff 1998]. Fortgeleitete periapikale Läsionen können dann Schmelzdefekte an den darunter liegenden permanenten Zähnen verursachen (sog. Turner-Zahn) [Hetzer & Buske 2005, Strippel 2004]. Auch ein dystopischer Durchbruch der zweiten Dentition ist bei Verbleib der zerstörten Milchzähne häufig zu beobachten [Wetzel & Schlömer 1986]. Die Auswirkungen der ECC beschränken sich jedoch nicht ausschließlich auf die Mundhöhle. Auch für die allgemeine, regelrechte und ungestörte Entwicklung der Kinder stellt die frühkindliche Milchzahnkaries ein häufig unterschätztes Risiko dar [Strippel 2004]. Karies und andere pathologische Veränderungen in der Mundhöhle können auch bei Kindern den Allgemeinzustand deutlich reduzieren und die Lebensqualität negativ beeinflussen [Hirsch et al. 2000]. Die Kinder haben oft Sprachprobleme, Konzentrations- und Lernschwächen [Edelstein et al. 2006]. Die hohe Bakterienlast führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit, vermehrten Durchfällen und Schlafstörungen [Blechschmidt et al. 1999]. Die Kinder sind ebenfalls häufig fehlernährt, da wahrscheinlich die Aufnahme hochkalorischer Getränke vor dem Einschlafen tagsüber zu einer Appetitlosigkeit führt [Strippel 2004]. Neben der signifikant erhöhten Bakterienlast führen die häufig von den Kindern unerwähnten Schmerzen zu Unterernährung und somit zu Entwicklungsstörungen [Edelstein et al. 2006, Acs et al. 1999]. Trotz der deutlichen Auswirkungen von frühkindlicher Karies werden die Risiken und das Ausmaß von den Eltern sehr häufig unterschätzt. Da sich die Kinder besonders in den ersten Lebensjahren enorm schnell entwickeln, sind die Eltern immer wieder mit neuen und zum Teil schwierigen Situationen konfrontiert [König-Becker 2002]. Besonders sinnvoll wäre es daher, die Eltern frühzeitig für das Thema Zahngesundheit zu sensibilisieren. Da die Kinder in den ersten Jahren noch nicht selbst für ihre Mundhygiene sorgen können, sollten besonders die Eltern Ansatzpunkt der Prävention sein [de Grauwe 2004]. Interventionsstudien zeigten bereits, dass eine gezielte, zugehende Prävention mit Aufklärung der Eltern zur Reduktion der Karies im Milchzahngebiss führt [Meyer et al. 2010, Weiß 2007, Wetzke 2004, Dunkel 2002, Kujat 2000]. Problematisch ist, dass von der 2 1. Einleitung gesetzlichen Krankenversicherung erst im Alter von 2½ Jahren eine Frühuntersuchung mit einer entsprechenden Aufklärung finanziell unterstützt wird. Auch die gruppenprophylaktischen Maßnahmen sind per Gesetz erst ab dem 4. Lebensjahr vorgesehen [Sozialgesetzbuch V § 21]. Bei einer Untersuchung von Hetzer und Dietrich im Jahr 2000 bekamen von 409 Kleinkindern im Alter von 18 Monaten noch 67% die Flasche. 29% dieser Kinder tranken daraus mehr als dreimal täglich und etwa 35% auch in der Nacht. Bei 7% der untersuchten Kinder fand man bereits Karies [Hetzer & Dietrich 2000]. Eine Entwöhnung der Kinder von der Nuckelflasche bzw. der Brust sollte bereits mit 12 Monaten erfolgen [de Grauwe 2004]. Die Nuckelflaschenkaries ist die Hauptursache für die ungleichmäßige Verteilung der Karies bei Vorschulkindern. Die lang andauernde Benutzung der Nuckelflasche ist in allen sozialen Schichten zu beobachten. Mit einer Prävalenz von 30% wies Robke [2008] in allen von ihm untersuchten Einrichtungen in Norddeutschland unabhängig von ihrer sozialen Einstufung nahezu einheitlich hohe Werte nach. Lediglich die Differenzierung in manifestierter und initialer Flaschenkaries ließ Einrichtungen mit niedriger sozialer Lage von denen höherer unterscheiden. Dies deutete darauf hin, dass die Eltern mit einem höheren Bildungsstand lediglich mehr prophylaktische Maßnahmen ergriffen, die eine Manifestation der Nuckelflaschenkaries verhinderten [Robke 2008]. Generell zeigten jedoch verschiedenste weitere Studien, dass besonders Kinder mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status oder mit Migrationshintergrund ein erhöhtes Risiko aufweisen, an Nuckelflaschenkaries zu erkranken [Winter & Schneller 2010, Pieper & Jablonski-Momeni 2008, Schenk & Knopf 2007, van Steenkiste 2004, Robke & Buitkamp 2002, Hallett 2000, Tinanoff 1998, Milnes 1996]. In sozialen Brennpunkten liegt die Prävalenz der frühkindlichen Milchzahnkaries je nach Altersgruppe sogar bei bis zu 35-41,7% [Nies et al. 2008, Robke & Buitkamp 2002]. Ein deutlicher Anstieg der Nuckelflaschenkaries zeigte sich mit der Markteinführung der Plastikflaschen [Hetzer 1995]. Aber auch andere „Nuckelbehälter“ wie die Schnabeltasse oder Radlertrinkflaschen förderten diese Entwicklung [RZB 2002, Robke 2000, Behrendt et al. 1999]. In Kombinati3 1. Einleitung on mit fehlender Aufklärung dominiert somit die Nuckelflaschenkaries bis etwa zum dritten Lebensjahr am Gesamtkariesaufkommen. Unklar ist angesichts der weiterhin hohen Prävalenz von frühkindlicher Karies, ob als Ursache ein Wissens- und/ oder Handlungsdefizit der Eltern von Kleinkindern besteht. Erste Ansätze über den derzeitigen Wissenstand der Eltern lieferten sowohl internationale [Gussy et al. 2008] als auch nationale Studien [Winter & Schneller 2010, Strippel 2010, Weiß 2007, Kneist et al. 2006,], die überall deutliche Wissenslücken aufzeigten. Erstaunlicherweise wurde auch bei einer Befragung unter Kinderärzten, die eine wichtige Rolle bei der Prävention von ECC einnehmen können, ein Mangel an Fachwissen bezogen auf diesen Bereich festgestellt [Lewis et al. 2000]. Um eine zielgerichtete Verbesserung der vergleichsweise hohen Karieswerte im Milchzahngebiss und insbesondere der schweren Form der Nuckelflaschenkaries durchführen zu können, ist daher eine genaue Analyse des derzeitigen Wissenstandes der Eltern und des daraus resultierenden Verhaltens zu untersuchen, sowie mögliche Faktoren zu ermitteln, die eine valide Risikoeinschätzung für ECC ermöglichen. Die Ziele dieser vorliegenden Arbeit sind: - Erhebung epidemiologischer Daten von 0-4 jährigen Kindern zum Zahnstatus, frühkindlicher Karies, Mundhygienequalität, sowie dem BMI in einer akademisch geprägten Universitätsstadt und einer vergleichbaren Industriestadt; - Ermittlung von Risikofaktoren durch Vergleich der Überzeugungen, Kompetenzen, Durchführung der Mundhygiene und des sozialen Status der Eltern in Korrelation zum Gesundheitszustand des Milchzahngebisses ihrer Kinder; - Analyse der Daten aus beiden Städten hinsichtlich ihrer Sozialstruktur und dessen Zusammenhang mit den erhobenen zahnärztlichen Daten und dem durch die Eltern ausgefüllten Fragebogen. 4 2. Literaturüberblick 2. Literaturübersicht 2.1. Eltern-Kind-Situation bei Kleinkindern Das Kleinkindalter schließt sich dem Säuglingsalter an und umfasst den 18.-36. Lebensmonat [Künkel 2000]. Die Kinder sind in diesem Lebensalter noch stark von den Eltern abhängig, welche neben Großeltern sowie älteren Geschwistern oder auch einer Kinderfrau die wichtigsten Bezugspersonen sind [König-Becker 2002]. Im ersten Lebensjahr ist eine stabile emotionale Bindung an diese Bezugspersonen von großer Bedeutung [Kaufmann-Huber 1995]. Es entwickelt sich das so genannte Urvertrauen nach Erikson [Conzen 2000]. Noch im Säuglingsalter brechen bereits mit ca. 6 Monaten die ersten Milchzähne durch. Schon jetzt stellt sich allmählich die Ernährung der Kinder um. Die Kinder können nun auch feste (Brei-) Kost zu sich nehmen und werden nach und nach immer weniger über die Flasche oder das Stillen ernährt [König-Becker 2002]. Im Alter von spätestens 12 Monaten sollten die Kinder von der Nuckelflasche bzw. der Mutterbrust entwöhnt sein [de Grauwe 2004]. Die Eltern erleben in dieser Zeit die sehr schnelle Entwicklung ihres Kindes. Gerade in der Phase des Kleinkindes entwickeln sich die Kinder sowohl körperlich als auch seelisch enorm [Dieckmeyer 1993, Baer 1982]. Die Entwicklung des Gehirns, der Sinnesfunktion sowie die Grobmotorik schreiten rasant voran [Gesell et al. 1940]. Die Kinder haben einen ständigen Forscherdrang, erleben sich selbst als Individuum immer bewusster und benötigen nun die Eltern als sehr geduldige „Lehrer“, welche dem Kind allmählich die Regeln des menschlichen Zusammenlebens beibringen [Dieckmeyer 1992]. Im Alter von 11/2-3 Jahren befinden sich die Kinder in der so genannten Autonomiephase. Das Kind erforscht und entwickelt körperliche Funktionen und erlangt somit immer mehr Kontrolle über den eigenen Körper [Koch & Finke 1994]. So beginnen die Kinder zu laufen, zu sprechen und werden auch durch beispielsweise das Toilettentraining immer selbstständiger [Barmer 2002, Diekmeyer 1992]. Dabei werden ihnen von den Eltern die wesentlichen Werte vermittelt, z.B. ob Aggressionen und Unsauberkeit 5 2. Literaturüberblick erlaubt sind, wann und ob das Kind artig oder unartig war und wann der Wille des Kindes zählt [König-Becker 2002, Koch & Finke 1994]. Die Kinder entwickeln ein klares Selbstbild - ein „Ich“ mit eigenem Willen [Künkel 2000, Baacke 1999]. Da die Kinder diesen nun auch durchsetzten wollen, kommt es zu häufigen Trotzanfällen, verstärkt durch sich widersprechende Gefühle der Kinder [Kaufmann-Huber 1995]. Gleichzeitig sind für das Kind Rituale besonders wichtig [Wulf 2001, Kaufmann-Huber 1995]. Ebenso wird in dieser Lebensphase das gesundheitliche Verhalten der Kinder stark geprägt [Hellwege 2003]. Mit drei Jahren erreichen die Kinder dann die „zahnärztliche Behandlungsreife“. Das heißt, die Kinder können ca. 10 bis 20 Minuten still sitzen und einfache Erklärungen und Anweisungen verstehen [Koch & Finke 1994, Wetzel 1996]. Die Kinder machen in diesem Alter häufig verschiedene Bewegungen synchron. Soll es beispielsweise den Mund aufmachen, öffnet sich zeitgleich die Hand des Kindes [Künkel 2000]. Dieses Mitbewegen kann gezielt genutzt werden, wenn dem Kind z.B. die Putzbewegungen gezeigt und erklärt werden. Außerdem verfügen die Kinder in dieser Phase über ein großes Interesse am Nachmachen und dem Imitieren. Dieses Grundbedürfnis kann somit nach dem Prinzip des Zeigen-ErklärenNachmachen („tell-show-do“) genutzt werden [König-Becker 2002, Splieth 2000, Dieckmeyer 1993]. Dabei sind das Halten der Zahnbürste im Mund und das Nachahmen von Putzbewegungen vom Kind bereits durchführbar, konkrete Putzbewegungen dagegen kann das Kind noch nicht umsetzen [Koch & Finke 1994]. Gleichzeitig werden die Mütter und Väter während dieser Entwicklungszeit ihrer Kinder selbst wieder aufnahmefähiger und zeigen mehr Interesse für Informationen von außen, da das Kind mit der Zeit einen festen Tag-Nacht-Rhythmus entwickelt und so auch die Eltern beginnen, wieder stärker mit ihrer Umwelt zu kommunizieren [König-Becker 2002, Dieckmeyer 1993]. Die Eltern entscheiden neben vielen weiteren Dingen auch über die Ernährung und Zahnpflege der Kinder. Daher ist die frühzeitige und regelmäßige Aufklärung der Eltern über die richtige Mundpflege sowie alle weiteren Aspekte der zahnärztlichen Prävention gerade in dieser Phase von enormer Bedeutung. 6 2. Literaturüberblick 2.2. Nuckelflaschenkaries Die Nuckelflaschenkaries ist definiert als eine besondere, schnell fortschreitende Form der Karies bei kleinen Kindern, die durch sehr häufige Zufuhr von Kohlenhydraten insbesondere in Form von gesüßtem Tee oder Fruchtsäften aus Saugerflaschen entsteht [Strippel 2007, Koletzko 2004, Splieth 2000, Koch & Finke 1994]. Besonders Fruchtsäfte haben dabei ein sehr hohes kariogenes wie auch erosives Potenzial [Rabing 2008, Moynihan & Petersen 2004, Splieth 2000, Seow 1998]. Im Zusammenspiel mit schlechter Mundhygiene über einen längeren Zeitraum hinweg, kommt es zur raschen und auch extremen Zerstörung der Milchzähne. Dabei sind in erster Linie die durch besonders nächtliche Nuckelflaschenbenutzung umspülten oberen Front- und Eckzähne betroffen. Eine Beschreibung des Krankheitsbildes wurde unter dem Begriff „frühkindliche Milchzahnkaries“ erstmals 1862 durch den amerikanischen Kinderarzt Jacobi vorgenommen. Er stellte fest, dass bei den betroffenen Kindern in erster Linie die Milchzähne in der Oberkieferfront einen starken Kariesbefall aufwiesen. Diese Kariesform im Milchgebiss entwickelt sich rasch und führt über mehrere Stadien bis zur vollständigen Zerstörung der betroffenen Zähne. Erst 1962 stellte Dr. Fass einen Bezug zur Nuckelflasche bzw. dem Nuckeln her und umschrieb deshalb diese Form der Milchzahnkaries mit dem Begriff „nursing bottle syndrom“, weshalb auch im deutschsprachigen Raum der Begriff Nuckelflaschenkaries weit verbreitet ist. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von synonymen Begriffen, die das Erscheinungsbild einer Nuckelflaschenkaries beschreiben. Dazu gehören die Bezeichnungen Saugerflaschenkaries, Flaschenkaries [Splieth 2000], Honig-SchnullerKaries [Ripa 1978], Nuckelkaries [Willershausen-Zönnchen & Bu- tenandt 1995], Zuckerteekaries [Weber 2003] sowie die englischen Ausdrücke „nursing bottle caries“ [Splieth 2000] oder „Nursing bottle-Syndrom“ [Heidemann 1999], „Baby-bottle-syndrom“ [Ketterl 1993] und viele weitere. Im Jahr 1994 einigte man sich auf einer Konferenz des "Center of Disease Control and Prevention" auf den allgemein gehaltenen Begriff „early childhood caries" (Abkürzung ECC), da das beschriebene Kariesbild nicht nur 7 2. Literaturüberblick allein durch den Nuckelflaschenmissbrauch entstehen kann [Tinanoff 1998]. Eine Klassifizierung der Karies im Milchzahngebiss erfolgte 1999 durch Wyne. Er unterschied die folgenden drei Typen: Typ 1 Milchmolaren (Schneidezähne) kariös zerstört (mild bis moderat) Alter bei Erstauftreten der Karies: 2-5 Jahre Typ 2 obere Schneidezähne (Milchmolaren) kariös (moderat bis schwer) zerstört; untere Schneidezähne nicht betroffen Erstauftreten: unmittelbar nach Zahndurchbruch Typ 3 (schwer) alle Milchzähne weisen kariöse Läsionen auf Weitere Einteilungen der Nuckelflaschenkaries nahmen Johnston und Messer [1994], Ismail & Sohn [1999], Veerkamp & Weerheijm [1995] und Drury et al. [1999] vor. Die auf einem Workshop in Bethesda im Jahr 1999 entwickelte Einteilung von Drury et al. wird von einigen Autoren favorisiert [de Grauwe et al. 2004]. Eine generelle Einigung auf eine einheitliche, international festgelegte Einteilung dieser Kariesform bei Kindern existiert bislang jedoch noch nicht. Durch eine kontinuierliche Umspülung der Zähne mit einer Zuckerlösung [Heidemann 1999] entstehen besonders an den Glattflächen, sowohl labial- als auch palatinal, der Frontzähne starke kariöse Läsionen, während die Milchmolaren und die unteren Inzisivi häufig noch kariesfrei sind [Splieth 2000, Tinanoff 1998, Koch & Finke 1994]. Des Weiteren sind häufig bei den Kindern begleitende Candidosen zu finden [Splieth 2000]. Die Ursache der Nuckelflaschenkaries ist die exzessive Zufuhr von kariogener Nahrung in Form von zuckerhaltigen Getränken in der Nuckelflasche. Aber auch das verlängerte Stillen, die Einnahme von zuckergesüßten Medikamenten oder die Gabe eines in Zucker getauchten Schnullers können ursächlich für diesen Kariestypus genannt werden [de Grauwe et al. 2004, Splieth 2000, Willershausen-Zönnchen & Butenandt 1995, Koch & Finke 1994]. 8 2. Literaturüberblick Obwohl die kommerziellen Hersteller von Babygetränken verpflichtet wurden, auf zuckerhaltige Inhaltsstoffe hinzuweisen, ist der zu erwartende Aufklärungserfolg hier nur gering, da die Hinweise nur sehr dezent (meist in sehr kleiner Schrift) oder mit umständlichen und langen Formulierungen auf den Verpackungen zu finden sind [Künkel 2000]. Die Eltern werden durch eine immer größer werdende Auswahl und immer mehr Packungsinformationen nahezu überfordert [Oltersdorf 2003]. Besonders betroffen sind davon Eltern aus niedrigen Bildungsschichten und den nichtdeutschsprachigen Familien [Pieper & Jablonski-Momeni 2008, van Steenkiste 2004, Robke & Buitkamp 2002, Künkel 2000, Pieper 1998]. Die Rolle der Übertragung der Karies verursachenden Bakterien, den Mutans Streptokokken, bei der Entstehung der Nuckelflaschenkaries ist sehr umstritten. Das Vorhandensein von kariogenen Bakterien ist eine Grundvoraussetzung für die Entstehung der "early childhood caries" [Tinanoff 1998]. Bei Neugeborenen sind die kariogenen Mikroorganismen noch nicht zu finden [Berkowitz 2003]. Eine Infektion erfolgt in der Regel über den Speichel der Mutter in den ersten Lebensmonaten. Zwischen der Mutter, welche die Hauptüberträgerin von Streptococcus mutans ist, und dem Kind konnte in verschiedenen Studien eine starke Übereinstimmungen zwischen den mütterlichen und kindlichen Bakterienarten gefunden werden [Berkowitz 1985, Davey 1984, Berkowitz(a) 1975, Berkowitz(b) 1975]. Ob jedoch ein Zusammenhang zwischen der frühzeitigen Infektion des Kindes mit den Keimen der Mutter und einem erhöhten Kariesrisiko besteht, bleibt in der Wissenschaft stark umstritten, besonders da die ubiquitär vorkommenden Keime nur bei einer entsprechenden Kohlenhydratzufuhr zum Krankheitsbild der Karies führen. Die These, Karies durch die Verhinderung der Keimübertragung zu hemmen, ist bisher nicht durch qualitativ gute Studien geklärt worden [Strippel 2002]. So zeigten beispielsweise Aaltonen & Tenovuo [1994], dass trotz häufiger Speichelübertragungen vor dem Zahndurchbruch noch Jahre später nur geringe Konzentrationen von Streptococcus mutans im Speichel des Kindes auftraten. Nur bei 19% dieser Kinder ließen sich kariöse Zähne finden. Bei Kindern mit reduziertem Speichelkontakt waren 56% der Kinder mit einem Kariesbefall zu verzeichnen. Eine mögliche Erklärung dafür wäre, dass der frühe 9 2. Literaturüberblick Speichelkontakt sogar eine protektive immunologische Reaktion beim Kind bewirkt [Aaltonen & Tenovuo 1994]. Bei der Nuckelflaschenkaries werden sowohl der Schmelz als auch das Dentin durch organische Säuren, welche die Mutans Streptokokken produzieren, demineralisiert. In der Plaqueschicht auf den Zähnen setzen die Bakterien die mit der Nahrung zugeführten Kohlenhydrate mit Hilfe des anaeroben Metabolismus um und produzieren dabei die organischen Säuren wie z.B. Butyrat, Acetat und Lactat, welche die Ionen aus der Kristallgitterstruktur der Zahnhartsubstanz lösen [Seow 1998]. Die so demineralisierten Regionen können jedoch auch bei erneut ansteigendem pH-Wert und ausreichendem Vorkommen in Lösung befindlicher Ionen wieder remineralisiert werden. Sobald jedoch die Demineralisation die Remineralisation übersteigt, kommt es zur Bildung von Initialläsionen [Moynihan & Petersen 2004]. Das erste Zeichen dafür ist das Auftreten von "white spots", welche demineralisierte Schmelzregionen darstellen und im zervikalen Bereich der Schneidezähne des Oberkiefers lokalisiert sind [Ismail 1997]. Bei weiterer Demineralisation entstehen daraus letztendlich kariöse Läsionen [Moynihan & Petersen 2004]. Je länger dieser Prozess voranschreitet, desto stärker ist die Zerstörung des Zahns zunächst bis zum Verlust der gesamten Zahnkrone und dann bis in die Zahnwurzelbereiche hinein [Kneist et al. 2006]. Es kann in Folge der Karies zu chronischen und akuten apikalen Entzündungen kommen. Diese können wiederum zu Schmelzdefekten an den darunterliegenden permanenten Zähnen führen. Es bilden sich sog. Turner-Zähne [Hetzer & Buske 2005, Strippel 2004]. Weiterhin führt ein Verbleib der zerstörten Zähne häufig auch zu Zahndurchbruchsstörungen oder Zahnstellungsanomalien durch einen dystopischen Durchbruch [Wetzel & Schlömer 1986]. Durch den zum Teil vorzeitigen Milchzahnverlust entstehen oftmals zahlreiche orofaziale Fehlfunktionen (Dyskinesien der Lippen oder Wangen, Distalbiss, tiefer Biss u.a.) [Zimmermann et al. 2009]. 10 2. Literaturüberblick Jedoch auch unabhängig davon, welches Getränk die Nuckelflasche enthält, kommt es aufgrund des unterdrückten Speichelflusses zu einem Anstieg der Kariesgefahr [Strippel 2007]. Insbesondere wenn das Kind kariogene Nahrung erhalten hat und anschließend keine ausreichende Reinigung der Zähne erfolgte. Generell ist die Umspülung der Palatinalflächen der gesamten Oberkieferzähne sowie der Labialflächen der OberkieferSchneidezähne zur Selbstreinigung äußerst wichtig. Nuckelt das Kind jedoch an einer Flasche, ist diese Umspülung unterbunden und die Zähne damit stark gefährdet [Bowen 1998]. Des Weiteren ist häufig zu beobachten, dass Eltern, die dem Kind nachts die Flasche mit nicht kariogenen Flüssigkeiten (z.B. Mineralwasser) geben, dies nicht dabei belassen, sondern ebenso häufig auch kariogene Getränke mit der Flasche gaben [Strippel 2004]. Ein ähnliches Bild wie bei der Nuckelflaschenkaries entsteht auch bei lang andauerndem Stillen und wird als „nursing caries“ bezeichnet. Die Entstehung dieser Kariesform entspricht weitestgehend dem Vorgang der Nuckelflaschenkaries, wobei die Laktose als Kohlenhydrat in der Muttermilch als Substrat die kariogenen Keime unterhält [Weber 2003, WillershausenZönnchen & Butenandt 1995]. Nach dem Durchbruch der Zähne sind diese noch nicht ausreichend mineralisiert und daher besonders anfällig für Säuren. Daher erreicht die Kariesprävalenz bei Kindern im Alter von 2-5 Jahren ihren Höhepunkt [Moynihan & Petersen 2004]. 11 2. Literaturüberblick 2.3. Präventionsgrundlagen bei Kleinkindern 2.3.1. Mundhygiene Idealerweise beginnt das Training der „Zahnpflege“ noch vor dem ersten Zahn. Durch das Säubern der Kieferkämme nach jeder Mahlzeit werden die Kinder, die besonders in dieser Zeit für Rituale empfänglich sind, für die Mundhygiene sensibilisiert. Dabei spielen bestimmte Handgriffe und Materialien noch eine untergeordnete Rolle. Von größerer Bedeutung für den Aufbau von Gewohnheiten sind die Regelmäßigkeit und die tägliche Routine [Rabing 2008, Künkel 2000, Kaufmann-Huber 1995]. Haben sich die Kinder an die tägliche „Mundpflege“ gewöhnt, können noch vor dem Durchbruch der Milchzähne spezielle Microfaserfingerlinge oder Silikonfinger mit kleinen Borsten am Arbeitsende verwendet werden [Rabing 2008]. Eine zu empfehlende Putzposition ist dabei, wenn die Kinder im Säuglingsalter auf dem Wickeltisch und später mit dem Kopf im Schoß der Eltern liegen und diese so einen guten Einblick in den Kindermund haben [Kramer 2004, Staehle & Koch 1996]. Zum spielerischen Gewöhnen an die Zahnbürste gibt es auch entsprechende Beißringe, welche mit einem Borstenfeld versehen sind [Welk 2000]. Ab dem ersten Zahn ist dann auch die Zahnpflege mit einer Zahnbürste und einer entsprechenden Kinderzahnpasta notwendig. Dabei gibt es für jede Altersklasse die richtige Zahnbürste. Folgende Anforderungen sollte eine Kinderzahnbürste erfüllen [Städtler & Thumeyer 2008, Schmelz 2006, Welk 2000, Willershausen-Zönnchen & Butenandt 1995]: o kleines Borstenfeld: 3 Borstenreihen, dicht bestückt (= “multitufted“); 1,5 cm lang (sollte nicht mehr als 2-3 Zähne bedecken) o Borsten aus Kunststoff mit abgerundeten Enden (keinesfalls Naturborsten!) o dicker, handlicher, stabiler, altersgerechter, kleiner Griff 12 2. Literaturüberblick o Abwinkelung des Griffes zum Borstenfeld, um auch die hinteren Backenzähne und die ersten permanenten Molaren gut zu erreichen. Mit zunehmendem Alter der Kinder sollte sich auch die Größe der Zahnbürste anpassen [Welk 2000]. Besonders wichtig ist auch bei älteren Kindern das Nachputzen der Zähne durch die Eltern. Viele Eltern berichten stolz, dass ihr Kind schon selbstständig die Zähne putzen kann und ein Nachputzen ihrerseits nicht mehr notwendig sei. Jedoch ist die Effektivität der Zahnreinigung durch die Kinder selbst durch die noch fehlende Feinmotorik nicht ausreichend. Ein Nachputzen ist deshalb so lange zu empfehlen, bis das Kind die Schreibschrift flüssig beherrscht [Rabing 2008]. Wenn die Kinder den Wunsch äußern, selbst die Zahnbüste zu führen, können die ersten Putzübungen durchgeführt werden [WillershausenZönnchen & Butenandt 1995]. Die primäre Technik, welche die Kinder lernen sollten, und häufig schon durch ihren Nachahmungstrieb selbstständig ausprobieren, ist die einfache „Schrubbtechnik“ [Welk 2000, Willershausen-Zönnchen & Bu- tenandt 1995]. Dabei steht der Bürstenkopf senkrecht zur Zahnoberfläche und wird mit horizontalen Bewegungen vor und zurück geführt [Welk 2000]. Diese Technik folgt dem individuellen Bewegungsmuster und ist von den Kindern daher leicht durchführbar. Allerdings ist dieses Verfahren aber auch sehr unsystematisch und oftmals eher ineffektiv [Weber 2003]. Diese Nachteile lassen sich jedoch einerseits durch das Nachputzen durch die Eltern und andererseits durch die Kombination mit der „KAI-Systematik“ kompensieren. Bei der KAI-Methode werden zunächst die Kauflächen, dann die Außenflächen und anschließend die Innenflächen nach immer der gleichen Reihenfolge im Ober- und Unterkiefer gereinigt [Welk 2000]. Durch eine festgelegte Reihenfolge wird vermieden, dass das Kind Zahnflächen vergisst [Schmelz 2006, WillershausenZönnchen & Butenandt 1995]. Je älter das Kind wird, desto feiner können die Putzbewegungen werden. So bietet sich als nächste Stufe die Fones-Technik an, bei der die Zahnbürste kreisend über die Zahnflächen geführt wird, oder aber die „Rot- 13 2. Literaturüberblick nach-Weiß-Methode“, bei welcher der Bürstenkopf vom Zahnfleisch zur Kaufläche streichend mit leichtem Druck geführt wird [Weber 2003]. Alle Putzübungen sollten stets vor dem Spiegel durchgeführt werden, da das Kind sich so gut selbst kontrollieren kann [Willershausen-Zönn- chen & Butenandt 1995]. Idealerweise sollte die Zahnreinigung nach jeder Mahlzeit insbesondere nach stark kariogenen Zwischenmahlzeiten erfolgen. Bis zum Alter von 2 Jahren sollten die Kinder nur einmal am Tag kindgerechte Zahnpasta verwenden. Ab dem zweiten Lebensjahr jedoch sollten die Eltern die Zähne des Kindes mindestens zweimal täglich mit einer entsprechenden Fluoridzahnpasta putzen [DGZMK(a) 2007, ZZQ 2006]. Neben der Zahnbürste ist auch die Wahl der richtigen Zahnpaste entscheidend. 2.3.2. Fluoridierung Die Fluoridierung stellt einen weiteren wichtigen Aspekt der Kariesprävention dar. Die kariesprotektive Wirkung der Fluoride beruht auf einer Reihe von verschiedenen Wirkmechanismen. Zum Einen fördern die in einer Lösung befindlichen Fluoride die Remineralisation und hemmen gleichzeitig die Demineralisation der Kristalloberfläche. Das Fluorid bildet mit Calcium eine Deckschicht, welche in Form von Globuli der Zahnoberfläche aufliegt. Bei absinkendem pH-Wert gehen die Ionen wieder in Lösung über und stehen so an entsprechender Stelle permanent für die Remineralisation zur Verfügung [Schiffner 2007]. Zum Anderen inhibieren die Fluoride die bakterielle Aktivität, indem sie beispielsweise verschiedene Enzymaktivitäten hemmen und somit deren Säuretoleranz senken [Seow 1998]. Des Weiteren verhindern die Fluoride unter bestimmten Bedingungen sogar die Anheftung von Mikroorganismen auf der Zahnoberfläche [Schiffner 2007]. Fluoride wirken jedoch nur bei lokaler Anwendung besonders kariesprotektiv [Schiffner 2007]. Bei der systemischen Gabe von Fluoriden konnte dies nur minimal nachgewiesen werden [Kielbassa 2000, Larsen & Jensen 1989]. Auch die pränatale Fluoridierung zeigte bei der Studie von Leverett et al. [1997] keinen präventiven Effekt. Für die Basisfluoridierung werden Zahnpasten mit entsprechendem Fluoridgehalt empfohlen und nur 14 2. Literaturüberblick bei erhöhtem Kariesrisiko sind vermehrt gezielte lokale Applikationen von Lacken oder Gelen oder die Anwendung von Spüllösungen indiziert [Splieth 2000]. Bei Kindern unter 6 Jahren ist ab dem ersten Zahn die Verwendung von Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 500 ppm (0,05%) zu empfehlen, da Kinder noch im Alter von 2-4 Jahren bis zu 35% der applizierten Zahnpastamenge verschlucken [Laurisch 2000]. Es wird empfohlen, bis zum zweiten Lebensjahr die fluoridierte Zahnpaste einmal täglich zum Putzen zu verwenden. Danach sollte schließlich zweimal täglich geputzt werden [DGZMK(b) 2007, ZZQ 2006]. Um eine Fluoridüberdosis zu vermeiden, wird lediglich eine erbsengroße Menge an Paste auf die Zahnbürste gegeben [DGZMK(a) 2007]. Zur besseren Orientierung dient die Empfehlung, die Menge an Zahnpasta zu verwenden, welche quer auf die Zahnbürste passt [Städtler & Thumeyer 2008]. Ohne Bedenken kann den Eltern zusätzlich die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz empfohlen werden. Diese stellt neben der fluoridhaltigen Zahnpasta eine ideale Basisfluoridierung dar, da die Anwendung einer nur geringen Compliance bedarf [Schiffner 2007]. Je nach Kariesrisiko des Kindes kann ferner in der Praxis Fluoridlack auf Initialläsionen aufgetragen werden [DGZMK(a) 2007, ZZQ 2006, Splieth 2000]. Diese Präventionsmaßnahme wird 4-5 mal jährlich empfohlen, kann bei hohem Kariesrisiko jedoch auch häufiger durchgeführt werden [Zimmer et al. 1999]. Eine weitere Möglichkeit der Fluoridierung stellt die Gabe von Fluoridtabletten dar. Diese sollten jedoch nur nach vorheriger Erhebung einer Fluoridanamnese verschrieben werden, um eine chronische Fluoridintoxikation zu vermeiden. Bei der Fluoridanamnese sollte neben dem Gebrauch verschiedenster Produkte, welche Fluoride enthalten, wie Zahnpasta, Gelee, Lacke oder Zahnseide auch der Mineralwasser- sowie Trinkwasserfluoridgehalt ermittelt werden [Splieth 2000]. Akute toxische Schäden durch die Aufnahme von Fluoriden sind sehr unwahrscheinlich, da erst bei einer Menge von 5 mg pro Kilogramm Körpergewicht toxische Komplikationen zu erwarten sind. Dies wäre selbst bei einem Kleinkind (3 Jahre) nur beim Verschlucken von 200 altersentsprechenden Fluoridtabletten der Fall, wobei die letale Dosis noch um das 6-10 fache höher liegt. Nur bei Kleinkindern zwischen 0 und 4 Jahren kann 15 2. Literaturüberblick ein fahrlässiger Gebrauch von Lacken und Lösungen zu toxischen Symptomen führen [Splieth 2000]. Häufiger ist jedoch die chronische Intoxikation, welche Dentalfluorosen nach sich ziehen kann. Diese sind während der Zahnentwicklung verursachte Mineralisationsstörungen des Zahnschmelzes. So kommt es je nach Schweregrad und Häufigkeit zu weißlichen, linienförmigen, horizontalen Schmelzstreifen, dem so genannten „mottling“, bis hin zu lochartigen Vertiefungen im kalkweißen Schmelz mit Formdefekten und Verfärbungen, welche „pitting“ genannt werden [Weber 2003]. Diese weißlichen Zahnverfärbungen haben in erster Linie bei leichten Fluorosen lediglich einen ästhetischen Nachteil [Splieth 2000]. Es konnte ein Zusammenhang zwischen dem häufigen Auftreten von Fluorosen und der systemischen Fluoridierung von Pendrys et al. [1994] nachgewiesen werden. So traten fluorotische Schmelzflecken häufiger und deutlicher auf, wenn die Kinder eine systemische Fluoridierung erhalten hatten. 2.3.3. Ernährung und Übertragung von Streptococcus mutans Mit dem Durchbruch der Zähne kommt es zur allmählichen Umstellung der Ernährung des Kindes [Splieth 2000]. Die Flasche wird durch die Gabe von fester Kost abgelöst. Dabei sollte auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung geachtet werden, da sich bereits in dieser Kindheitsphase die Ernährungs- und Pflegegewohnheiten des Kindes entwickeln und ausprägen [Künkel 2000]. Des Weiteren hat die Ernährung in den ersten Jahren einen Einfluss auf die sich noch entwickelnden Zahnkeime der permanenten Zähne [Wetzel 1996]. Das Bevorzugen von süßer und hochkalorischer Nahrung ist jedoch eine angeborene Eigenschaft und dient nach dem Reiz-Reaktions-Muster der Lebenserhaltung [Pudel & Westenhöfer 1991]. Die Kinder sollten daher schon in dieser frühen Phase das Ernährungsprinzip „Weniger süßweniger Fett“ kennen lernen, da ein absolutes Verbot dieser beiden Komponenten weder sinnvoll noch praktisch durchführbar erscheint [Künkel 2000, Laurisch 2000, Wetzel 1996]. Auf die Verwendung von industriell gefertigtem Brei sollte nach Möglichkeit weitestgehend verzichtet werden. Dieser enthält häufig einen großen 16 2. Literaturüberblick Zuckeranteil, auch wenn auf der Packung oftmals „zuckerfrei“ deklariert wird, da sich die Zuckerangabepflicht nur auf die Saccharose (Haushaltszucker) und nicht auf die ebenfalls kariogenen und kalorienhaltigen Zuckerarten Maltodextrin, Glucose, Lactose sowie Honig und andere Siruparten bezieht [Künkel 2000]. Weiterhin enthält die Breikost spezielle Zusatz- und Aromastoffe, welche die Kinder bereits frühzeitig auf bestimmte Produktmarken prägen, indem sie sich an den speziellen Geschmack gewöhnen [Oltersdorf 2003, Künkel 2000]. Daher ist den Eltern zu empfehlen, den Kindern püriertes oder mit der Gabel zerkleinertes Essen zu geben, was auch vom Rest der Familie bzw. auch von größeren Kindern gegessen wird [Künkel 2000], wobei darauf zu achten ist, dass der Fett- und Zuckergehalt nicht zu hoch ist und es sich um eine gesunde und ausgewogene Kost handelt [Koch & Finke 1994]. Die Eltern müssen insbesondere über die Gefahren der Nuckelflaschenkaries aufgeklärt und über den richtigen Umgang mit der Nuckelflasche informiert werden, da die vielfache Zucker- bzw. Säurezufuhr durch entsprechende Getränke die häufigste Fehlernährung in dieser Kindheitsphase darstellt. Ab dem ersten Geburtstag sollten die Kinder daher lernen, aus einem Becher zu trinken und von der Nuckelflasche oder der Brust entwöhnt werden [Kneist et al. 2008, Städtler & Thumeyer 2008, de Grauwe 2004]. Während der Zeit, in der das Kind noch aus der Flasche trinkt, sollte sie ihm nie selbst überlassen werden und nur der Hunger- bzw. Durststillung dienen. Die Saugerflasche selbst darf nie zum Nuckelersatz werden [Rabing 2008]. Im Jahr 1976 löste die Nuckelflasche aus Plastik die damals häufig verwendeten Glasflaschen ab und ermöglichte somit die dauerhafte Gabe der Flasche an das Kind. Weiterhin wurden flaschenfertige Instanttees entwickelt, welche in Kombination mit der Plastiknuckelflasche den „Nuckelflaschenmissbrauch“ weiterhin begünstigten [Wetzel 1996]. Inzwischen haben sich verschiedene Trinklernbecher (z.B. „Schnabeltasse“) etabliert, welche mit kariogenen Getränken gefüllt häufig den Kindern selbst überlassen werden [Strippel 2002]. Kinder, denen die Flasche allein überlassen wurde, nuckelten insgesamt 8 h pro Tag bzw. in der Nacht die süßen Getränke, welches zur Zerstörung der Frontzähne 17 2. Literaturüberblick führte, wohingegen Kinder, welche die Flasche nur zur Nahrungsaufnahme bekamen, lediglich 2 Stunden daraus tranken [Kneist et al. 2008]. Mit der Flasche können Muttermilchersatznahrung, Wasser oder auch ungesüßter Tee gegeben werden. Auf keinen Fall sollten dem Kind jedoch Obstsäfte angeboten werden, da diese ein stark kariogenes und erosives Potenzial besitzen [Rabing 2008]. Außerdem muss auch vom Nachstillen „nach Bedarf“ abgeraten werden, da es die gleichen Risiken birgt wie auch exzessiver Nuckelflaschengebrauch [Bowen 1998, Seow 1998]. In der Muttermilch ist der Lactose-Gehalt deutlich höher als in der Milch von Kühen. Der kariesprotektive Effekt von Kalzium- und Phosphationen ist aufgrund des deutlich geringeren Gehalts in der Muttermilch ebenfalls nicht gegeben. Das kariogene Potenzial der Muttermilch [Lopez et al. 1999], welche dennoch etwas umstritten ist [Erickson & Mazhari 1999], kommt besonders dann zum Tragen, wenn die Kinder lange Zeit nach dem Zahndurchbruch („Feeding on demand“, Rugg-Gunn & Nunn 1999) an der Brust einschlafen und die Brustwarze dabei im Mund des Kindes verbleibt. Insgesamt ist die Häufigkeit einer Stillkaries jedoch deutlich seltener als die Saugerflaschenkaries [Holt & Moynihan 1996]. Eltern überschätzen häufig den Wunsch der Kinder nach süßen Lebensmitteln oder Getränken [Pudel 1997]. Bekommen die Kinder gehäuft süße Nahrung, entwickelt sich daraus eine individuelle Geschmackspräferenz [Diehl 1998]. Diese Entwicklung von Vorlieben ist bereits ab dem sechsten Lebensmonat zu beobachten [van der Heijden 1995]. Ist das Bedürfnis der Kinder nach Süßigkeiten einmal entwickelt, kann man dieses idealerweise mit zuckerfreiem Naschwerk bzw. mit dem „Zahnmännchen“ markierten Produkten befriedigen [Wetzel 1996]. Das „Zahnmännchen mit Schirm“Signet der Aktion Zahnfreundlich e.V. Düsseldorf markiert Süßigkeiten, nach deren Verzehr der pH-Wert der Plaque nicht unter den kritischen Wert von 5,7 sinkt. Damit sind diese Produkte nicht kariogen und verursachen somit weder Karies noch diätische Säuren, welche Erosionen an den Zahnoberflächen hervorrufen können [von Bergh 2008]. Diese Süßigkeiten können jedoch trotzdem Zucker oder Zuckeraustauschstoffe enthalten, allerdings sind sie auf ihre beschriebene Wirkung hin von unabhängigen Labors in Deutschland und der Schweiz getestet und erhalten erst dann 18 2. Literaturüberblick das „Zahnmännchen“-Symbol [Hetzer & Dietrich 2000, Lauritsch 2000]. Und die Auswahl dieser Produkte steigt stetig. Insgesamt 27 Hersteller mit über 100 verschiedenen Produkten achten auf die Zahnfreundlichkeit ihrer Süßigkeiten [von Bergh 2008]. Häufig sind auf den Verpackungen jedoch auch Bezeichnungen wie „ProDental“ oder Illustrationen eines Zahnes zu finden, welche dem Käufer vortäuschen, dass die Produkte unschädlich für die Zähne sind. Diese Süßigkeiten enthalten Apfel- oder Zitronensäure und verursachen Erosionen. Die Bezeichnung „Anti-Karies“ ist auf allen Produkten unzulässig. Lediglich die Beschriftung „Hilft Karies zu vermeiden“ ist nach Genehmigung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gestattet [von Bergh 2008]. Die Rolle der frühzeitigen Übertragung von Streptococcus mutans auf den Säugling bei der Entstehung von ECC ist umstritten [Strippel 2002]. Bei der Aufklärung über die richtige Ernährung ist jedoch auch eine Information über die Ansteckung des Kindes mit den kariogenen Mikroorganismen empfohlen. Da schon sehr geringe Dosen von Mutans Streptokokken ausreichen, um sie auf das Kind zu übertragen [van Houte & Green 1974], ist eine absolute Vermeidung der Ansteckung sehr unwahrscheinlich. Die Übertragung wird jedoch signifikant durch eine häufige Wiederholung verstärkt [Loesche 1986]. Den Eltern sollte daher zumindest empfohlen werden, einen Speichelaustausch zwischen Mutter oder anderen betreuenden Personen, insbesondere durch das Kosten von Babynahrung oder dem Sauberlecken des Nuckels oder ähnlichem, so lange wie möglich zu verhindern [Gussy et al. 2008]. 2.3.4. Zahnarztbesuch Ideal ist es, wenn die Eltern schon früh mit dem Kind zum Zahnarzt kommen, damit sich das Kind, ohne selbst behandelt zu werden, an die Umgebung beim Zahnarzt gewöhnen kann. Es kann also zunächst eine Scheinbehandlung durchgeführt werden, damit das Kind besonders die vielen neuen Instrumente kennen lernen kann [Splieth 2000, Hahn 1995]. Denn schon im Kleinkindalter kann sich eine Zahnarztangst entwickeln, 19 2. Literaturüberblick wenn die Kinder in Situationen gelangen, die für sie undurchschaubar sind und in denen sie sich überfordert fühlen. Dabei genügt schon eine einmalige negative Erfahrung, die das Kind prägt, um eine Angstkonditionierung zu bewirken, die eine Behandlung des Kindes letztendlich langfristig erschweren [Schenk-Danziger 1992]. Generell sollte für die werdende Mutter der erste Zahnarztbesuch mit dem ersten durchgebrochenen Zahn des Säuglings empfohlen werden, um weiterführende Informationen zur nun beginnenden Zahnpflege der Milchzähne zu geben [Rabing 2008]. Oder aber die Mütter werden mit dem 8. Monate altem Kind einbestellt, wenn davon auszugehen ist, dass dann bereits der erste Schneidezahn im Unterkiefer durchgebrochen ist [Splieth 2000]. Der späteste Termin, um auch frühkindliche Karies rechtzeitig erkennen und behandeln zu können, ist Ende des ersten Lebensjahres des Kindes [Kneist et al. 2008]. Die Eltern können bei einer beratenden Sitzung über die zu erwartenden Durchbruchszeiten der nächsten Zähne, über die ideale Zahnpflege, Beißringe als Entlastung beim Zahnen und die bestehende Gefahr der Nuckelflaschenkaries aufgeklärt werden [Splieth 2000]. Bei einem Verdacht auf Nuckelflaschenkaries sollten die Eltern mit ihrem Kind nur wenige Monate später neu einbestellt werden, wenn das Kind ca. 1 Jahr alt ist. Ist dies nicht gegeben, reicht es, das Kind im Alter von 1½ Jahren wieder in der Praxis zu sehen [Splieth 2000]. Eine erstmalige volle Recallsitzung mit Plaqueanfärbung, Verbesserung der elterlichen Mundhygiene am Kind sowie eine professionelle Zahnreinigung kann schließlich im Alter von 2½-3 Jahren durchgeführt werden [Splieth 2000]. In diesem Alter erreicht das Kind in der Regel die „Behandlungsreife“. Das heißt, das Kind kann ca. 10-20 min still sitzen und einfache Anweisungen und Erklärungen verstehen, welche dem Kind nach dem einfachen Prinzip „erzählen-zeigen-machen“ („tell-show-do“) erklärt wurden [Splieth 2000, König-Becker 2002, Dieckmeyer 1993]. Des Weiteren ist es bereits in der Lage zwei Dinge gleichzeitig zu tun. So kann es sowohl still sitzen als auch zugleich den Mund öffnen [Koch & Finke 1994]. Somit kann das Kind also bereits die Zahnbürste im Mund halten und einfache Putzbewegungen durchführen. Solche Fähigkeiten sollten dann 20 2. Literaturüberblick auch vom Zahnarzt gelobt werden, da es das Selbstwertgefühl des Kindes hebt und dadurch das Vertrauen zum Zahnarzt stärkt [Hahn 1995, Koch & Finke 1994]. Besonders wichtig bei der Behandlung von Kleinkindern ist, dass die Kinder immer in einer vertrauten Umgebung bleiben, da sie in einer solchen Umgebung für ihr Umfeld wesentlich offener sind. Daher sollten die kleinen Patienten nicht von ihren Bezugspersonen getrennt werden und letztendlich zunächst auch auf dem Schoß der Eltern behandelt werden [Künkel 2000]. Gleichzeitig ist so auch gegeben, dass das Elternteil mit beeinflusst und informiert werden kann. Dies ist jedoch immer von der Situation abhängig zu machen, da Eltern, welche selbst Angst haben, das Kind auch negativ beeinflussen können [Hahn 1995]. 21 2. Literaturüberblick 2.4. Studien zum Wissen oraler Prävention 2.4.1. Allgemeine Bevölkerung In einer deskriptiven Studie von Papadopoulos & Gängler [2008] wurde eine Bevölkerungsumfrage zum zahnmedizinischen Wissen durchgeführt. 148 Personen im Alter von 15-84 wurden mittels eines anonymisierten Fragebogens zu ihren Meinungen und Wissen über Zahn- und Mundgesundheit befragt. Die Probanden wurden in drei Altersgruppen eingeteilt und konnten mit Hilfe einer Verhältnisskala ihre Übereinstimmung mit den getroffenen Aussagen angeben. Dabei entsprach der Wert 10 der vollständigen Übereinstimmung, dagegen bedeutete 0 keinerlei Kongruenz. Des Weiteren wurden einige Behauptungen als Negativthesen formuliert, um in Sinne von „Fangfragen“ zufällig richtige Beantwortungen ausschließen zu können. Bei der Auswertung wurden Schwerpunkte hinsichtlich Alter und Geschlecht der Probanden beachtet. Das Signifikanzniveau dieser Studie erreichte 5%. Mit diesem Fragebogen wurde das Wissen aus verschiedenen zahnmedizinischen Bereichen ermittelt. Dazu gehörten die präventive Zahnmedizin, Prothetik, Parodontologie und Kieferorthopädie. Weiterhin wurde der psychologische Aspekt des Zusammenhangs zwischen Selbstwertgefühl und einer natürlichen und gleichmäßigen Zahnreihe erfragt. Im Bereich der präventiven Zahnmedizin wurden insbesondere Aussagen zu Zuckerkonsum, Wertung von Mono- und Polysacchariden bezüglich ihrer Kariogenität sowie Kariesvermeidung durch Plaqueentfernung formuliert, welche die Probanden bewerten sollten. Zusammenfassend wurden von den Teilnehmern keine eindeutigen Aussagen zu den formulierten Behauptungen getroffen. Auch wenn es teilweise signifikante Unterschiede zwischen den Altersgruppen und Geschlechtern gab, so konnte kein eindeutiges Meinungsbild unter den Probanden ermittelt werden. Insgesamt zeigten sich jedoch deutliche Defizite beim Wissen über die Zahn- und Mundgesundheit. So zeigten sich beispielsweise deutliche Wissenslücken zur oralpräventiven Wirkung von Fluoriden. Die Altersgruppe der 25-64 jährigen gab im Durchschnitt nur eine Zustimmung von 5,8 an zu der These „Schutz der Zähne vor Karies durch tägliche Gabe von Fluoriden“. Auch die mögliche Kariesvermeidung und 22 2. Literaturüberblick insbesondere die Rolle der Zuckerfrequenz waren den Teilnehmen nicht bekannt. Sie schätzten die Notwenigkeit der Menge an Zucker während einer Hauptmahlzeit ebenso wichtig ein, wie die tatsächlich notwendige Reduktion des Zuckergehalts in Getränken und Zwischenmahlzeiten. Des Weiteren hielten sich die Befragten bei der Einschätzung der Kariogenität von Lebensmitteln sowie dem Bewerten von natürlichen Zuckern in Früchten sehr zurück. Auch hier waren keine eindeutigen Meinungsbilder erkennbar, sondern die Probanden stimmten den Thesen mit Werten von 5-7 immer zu. Lediglich die Frauen erkannten in Kartoffelchips eher eine Gefahr für die Zähne als die Männer. Ältere Probanden schätzten die Mundpflege wichtiger ein als eine Ernährungslenkung mit einer Zustimmung von 7,7 zu der Aussage „Verhindern von Karies eher durch sorgfältiges Putzen“ [Papadopoulos & Gängler 2008]. In einer Studie von Pommer [2003] gaben 36% der befragten, jungen Mütter an, dass Sie weder vom Zahnarzt, Kinderarzt, durch Informationsmedien oder einer weiteren Person über Zahnerkrankungen und deren Prävention bei kleinen Kindern aufgeklärt wurden. Generell besteht jedoch, auch bei gutem Kenntnisstand über orale Erkrankungen eine deutliche Differenz zwischen Wissen und Verhalten [Alsoliman et al. 2009, Frandsen 1985]. Selbst bei der Gruppe der Zahnmedizinstudenten ist dieses Defizit nachweisbar [Würfel et al. 1990]. Unabhängig von Wissensstand oder Verhalten gaben die Probanden bei Papadopoulos & Gängler [2008] jedoch an, dass ihnen ästhetische und gleichmäßige Zähne wichtig seien und diese von Bedeutung für das Selbstwertgefühl wären. Insgesamt erreichte so die Aussage „Wichtigkeit von schönen und gleichmäßigen Zähnen für das Selbstwertgefühl“ eine durchschnittliche Zustimmung aller Altersgruppen von 8,2. Diese Studien zeigen den Wissensstand der Bevölkerung bezüglich der Zahn- und Mundgesundheit. All diese Personen stehen nun auch in einem bestimmten Zusammenhang zu Kleinkindern. Dies könnten Eltern, Geschwister, Großeltern oder nur Freunde oder Erzieher sein. Erst wenn Präventionsmaßnahmen zu einer guten Aufklärung dieser Personen führen, kommt es auch zur Reduktion der Kariesrisiken im Mund der Kinder. 23 2. Literaturüberblick 2.4.2. Kinder In der Studie "Parental knowledge, beliefs an behaviour for oral health of toddlers residing in rural Victoria" von Gussy et al. [2008] wurden Eltern in Australien mit Hilfe eines Fragebogens hinsichtlich ihres Wissens über die Zahn- und Mundpflege bei ihren Kleinkindern befragt. Von den 308 Eltern, welche einer Teilnahme zugestimmt hatten, ließen 294 ihr Kind klinisch untersuchen und 272 beantworteten den Fragebogen. Die Kinder waren im Durchschnitt 1,75 Jahre alt. Die wichtigsten Einflussfaktoren auf ECC wurden von den Autoren Gussy et al. [2008] hinsichtlich ihrer Effektivität und Beeinflussbarkeit eingeschätzt. Während das Zähneputzen mit Fluoridzahnpasta und der Gebrauch von Nuckelflaschen mit Wasser sowohl gut beeinflussbar als auch sehr kariesprotektiv sind, scheint die Empfehlung, die Kinder ab dem 6. Monat nicht mehr oder nur noch eingeschränkt zu stillen, nur wenig effektiv und auch schlecht beeinflussbar zu sein. Gut beeinflussbar, jedoch leider nur wenig nachhaltig ist der Besuch beim Zahnarzt. Dagegen sehr anhaltend, allerdings nur schlecht beeinflussbar sind das Verhalten, welches eine Übertragung von Streptococcus mutans frühzeitig auf die Kinder bewirkt, sowie die häufige Gabe von süßen Getränken (besonders in Nuckelflaschen) und Zwischenmahlzeiten. In Hinblick auf diese Einflussfaktoren sollten die Eltern den Grad ihrer Zustimmung mit den getroffen Aussagen angeben. Bei der Frage nach dem häufigsten Grund für Karies stimmten 40% der Aussage "not cleaning teeth every day"- also einer ungenügenden Plaquereduktion und 39% "sweet snacks and drinks between meals"- einer erhöhten Zuckerfrequenz zu. Allerdings wussten nur 10%, dass eine Bakterieninfektion die primäre Ursache für Karies ist und nur 5,5% glaubten, dass die nächtliche Flaschengabe Karies verursachen kann. Positiv zu bewerten ist, dass laut Angaben etwa 2/3 (69,1%) der Befragten nie Fruchtsäfte in die Nuckelflasche gaben. Dagegen probierten jedoch 49,7% der Eltern manchmal das Essen der Kinder, was zu einer frühzeitigen Ansteckung mit Streptococcus mutans führt. Des Weiteren bestanden große Wissenslücken bei Aussagen über den Trinkwasserfluoridgehalt. Viele 24 2. Literaturüberblick Eltern wussten nicht, ob das Trinkwasser in ihrer Region fluoridiert ist und letztendlich gaben 29% falsch an, dass ihr Trinkwasser fluoridiert sei. 74% der Eltern wussten, dass Fluoride die Zähne stärken und stimmten daher der Aussage "Fluoride prevents tooth decay by making the teeth stronger" zu und 76% gaben an, dass fluoridierte Zahnpasta zum Schutz der Zähne beiträgt. Jedoch bei der Frage, ob auch Kleinkinder bereits fluoridierte Zahnpasta erhalten sollten, wussten 55% keine Antwort und 31% gaben sogar an, dass man diese nicht bei Kindern anwenden sollte. Lediglich 13% stimmten zu, dass fluoridierte Zahnpasta bereits bei Kleinkindern eingesetzt werden sollte. Dennoch bejahten 95% der Eltern die Aussage, dass das Zähneputzen ab dem ersten Zahn notwendig ist. Leider waren jedoch auch 52% der Befragten der Meinung, dass die Kinder bereits mit vier Jahren fähig sein, allein die Zähne zu reinigen. Demgegenüber steht die Aussage, dass etwa 3/4 der Eltern die Zähne der Kinder nachputzen. Da jedoch nur 44% sich sicher dabei fühlten, ließ sich ein Zusammenhang zwischen der Zahnputzfrequenz und der Zufriedenheit bzw. der Sicherheit der Eltern finden. Jedoch im Bezug auf die angegebene Meinung über primäre Gründe der Karies und dem Schutz der Zähne durch Fluoridzahnpasta konnte kein Zusammenhang zur Putzfrequenz gesehen werden. Bei einer Studie von Weiß [2007] konnten in Deutschland ähnliche Werte ermittelt werden. Es wurden Eltern von Kleinkindern in sozial unterschiedlich strukturierten Kindergärten in einer Stadt in Mecklenburg-Vorpommern befragt. Hier waren 82% aller Eltern der Zusammenhang zwischen Nuckelflaschenkaries und süßen Getränken bewusst. Kariogene Getränke waren bevorzugt Fruchtsaft, Erfrischungsgetränke und gesüßter Tee. Wie häufig mit den Kindern die Zähne geputzt wurden, schwankte je nach Einrichtung. In sozial schwachen Kindergärten putzten 2/3 der Eltern zweimal täglich die Zähne mit den Kindern, in den Kindergärten mit einem höheren Akademikeranteil stieg der Prozentsatz auf 91%. Die Studie ergab, dass etwa 80% aller Eltern der Überzeugung waren, dass fluoridhaltige Zahnpasta der Kariesprophylaxe dient. In den sozial schwachen Kindergärten waren jedoch gleichzeitig 30% der Überzeugung, dass auch fluoridfreie Zahnpasta den gleichen Effekt hat. In den sozial starken Kindergärten lag dieser Anteil bei nur 8,1%. Auch beim Zeitpunkt des ersten Zähneputzens 25 2. Literaturüberblick variierten die Angaben je nach sozialer Struktur des Kindergartens. Während in sozial starken Kindergärten bei nahezu 80% der Kinder noch vor dem ersten Geburtstag mit dem Zähneputzen begonnen wurde, taten dies in den sozial schwachen Kindergärten nur 38% der Eltern. Sogar 94,1% aller Eltern sahen Zahnarztbesuche als einen wichtigen Teil der Kariesprophylaxe. Etwa 90% der Eltern betonten, dass es wichtig sei, ihr Kind zahnärztlich bezüglich Karies untersuchen zu lassen [Weiß 2007]. In dieser Studie zeigten sich einerseits die teilweise sehr großen Wissenslücken der Eltern und andererseits die soziale Polarisierung der Unwissenheit und des daraus resultierenden Fehlverhaltens. In einer anderen Studie von Kneist et al. [2006] wurden Mütter in Erfurt kurz nach der Geburt ihres Kindes über ihr Wissen zu den Themen Mundhygiene und Kariesprophylaxe befragt. Hier gaben nur 63% der befragten Mütter an, dass sie mit der Zahnpflege des Kindes nach dem Durchbruch des ersten Milchzahns beginnen wollen. Annähernd 17% würden die Zahnpflege ab dem 6. Lebensmonat ihres Kindes beginnen und sogar 10% gaben an, erst nach Durchbruch aller Milchzähne mit dem Zähneputzen zu beginnen. Auch zum Thema Fluoride wurden hier Wissenslücken bei den Müttern deutlich. 44% der Mütter hatten bereits ein Kind und sollten über die Fluoridierungsmaßnahmen bei diesem berichten. Bei der Frage nach der Gabe von Fluoridtabletten machten über die Hälfte der befragten Frauen keine Angabe oder beantworteten diese mit "ich weiß nicht". Besonders im Hinblick auf die Ursachen für ECC, welche eine inadäquate Plaquekontrolle, eine hohe Zuckerfrequenz sowie das Vorhandensein von Mutans Streptokokken sind, bestanden bei allen Studien noch große Wissenslücken unter den Befragten. Vor allem zur Vermeidung von Fluorosen ist ein entsprechendes Basiswissen notwendig. Der Fluoridgehalt des Trinkwassers, die richtige Zahnpastamenge und der entsprechende Fluoridgehalt der Zahnpasta müssen bekannt sein, um eine chronische Fluoridintoxikation zu vermeiden. Doch auch diese Faktoren waren in der Studie von Gussy et al. [2008] den Eltern zumeist unklar. Das Zähneputzen scheint letztendlich eher eine soziale Norm zu sein als ein Verhalten auf Grund von gesundheitlichem Verständnis [Gussy et al. 2008]. Daher sind 26 2. Literaturüberblick Studien, welche den derzeitigen Wissensstand der Bevölkerung ermitteln sowie Studien zur Effizienz und Effektivität von Präventionsprogrammen von großer Bedeutung, da mit Hilfe dieser, Wissenslücken gezielt aufgedeckt und mit entsprechenden effizienten Präventionsprogrammen geschlossen werden können. 27 3. Material und Methoden 3. Material und Methoden 3.1. Struktur und Stichprobe Für diese vorliegende Querschnittsstudie wurden 2009 unter Hoheit der jeweiligen kommunalen, zahnärztlichen Dienste in der akademisch geprägten Universitäts- und Hansestadt Greifswald (Hgw) und der vergleichbaren Industriestadt Schwedt/Oder (Sdt) Eltern nachmittags direkt in den Kindergärten angesprochen, ob sie zu einer kurzen Befragung bereit wären. Die Auswahl erfolgte zufällig und ohne weitere Ausschlusskriterien. Mit Hilfe eines Fragebogens wurden Daten zum Wissen und Verhalten der Eltern von 0-3 jährigen Kindern erhoben. Da in einigen Kindergärten die Befragung nicht vor Ort durchgeführt werden konnte bzw. die Eltern zwar einer Mitwirkung an der Befragung zustimmten, jedoch keine Zeit zur sofortigen Teilnahme vor Ort hatten, wurden die Fragebögen teilweise mit nach Hause gegeben. Die Kinder, deren Eltern an der Befragung teilgenommen hatten, wurden anschließend an einem weiteren Termin zahnmedizinisch untersucht. Die Durchführung der Studie wurde zuvor durch die Ethikkommission der Universität Greifswald kontrolliert und genehmigt. Die Bereitschaft der Eltern war in allen Kindergärten durchweg sehr hoch. Durch die zufällige Auswahl wurden sowohl Eltern aus Migrations-, Arbeitslosen- und Sozialhilfeempfängerfamilien, aber auch aus sozial höheren Schichten befragt. In der Universitätsstadt Greifswald nahmen alle 19 existierenden sowohl in freier als auch in kommunaler Trägerschaft befindlichen Kindergärten an der Umfrage teil. Außerdem wurden 4 zufällig ausgewählte Tagesmütter besucht, welche sich gleichmäßig über das gesamte Stadtgebiet verteilten. In der Industriestadt Schwedt wurden ebenfalls alle 11 existierenden Kindergärten besucht. Auch diese befanden sich sowohl in freier als auch in kommunaler Trägerschaft. In dieser Stadt gab es zum Zeitpunkt der Studie keine Tagesmütter. Insgesamt nahmen an der Befragung 235 Kinder und Eltern teil. Davon wurden 137 Kinder in der Universitätsstadt (Durchschnittsalter: 28,04±7,95 Monate; 49,6% männlich; 50,4% weiblich) und weitere 98 Kinder in der Industriestadt (Durchschnittsalter: 27,5±8,74 Monate; 55,1% männlich; 28 3. Material und Methoden 44,9% weiblich) untersucht. Dies entspricht bei einer für die Einrichtungen im Jahr 2009 gemeldeten Kinderzahl im Alter von 0-3 Jahren von 595 Kindern einem prozentualen Anteil von 23% in Greifswald, und 31,5% von 308 in Tageseinrichtungen untergebrachten Kindern in Schwedt [statistische Angaben Statistikamt Greifswald und Statistikamt Schwedt 2009]. In Greifswald wurden insgesamt 146 Kinder untersucht, von denen letztendlich 137 ein vollständiger Fragebogen zugeordnet werden konnte. In Schwedt wurden 101 Kinder untersucht, von denen 98 in der Studie Berücksichtigung fanden. 3.2. Fragebogen Der speziell für Eltern mit Kleinkindern ausgearbeitete Fragebogen [Pine et al. 2004], wurde bereits in einer 2007 durchgeführten Longitudinalstudie verwendet und lediglich in einigen Punkten modifiziert [Weiß 2007]. 162 Fragebögen konnten in Form eines Interviews direkt im Kindergarten ausgefüllt werden, 73 Eltern füllten den Fragebogen zu Hause aus. Die Interviews wurden ohne Beeinflussung der Eltern während des Gesprächs durch eine eingewiesene Zahnmedizinstudentin durchgeführt und erst am Ende wurden die Eltern über Fehlverhalten aufgeklärt beziehungsweise vorhandene Wissenslücken geschlossen. Der Fragebogen beinhaltet Fragen zum gegenwärtigen Wissenstand, Mundhygieneverhalten, der Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung, dem Interesse an zahnmedizinischen Prophylaxemöglichkeiten, sowie sozialer Aspekte. Folgende Themengebiete wurden mit dem Fragebogen erfasst: - 8 Items zur gegenwärtigen sozialen Situation und der familiären Situation der Kinder (z.B. berufliche Situation der Eltern) - 4 Items zum Inanspruchnahmeverhalten zahnärztlicher Leistungen - 13 Items zum Mundhygieneverhalten (z.B. Beginn und Häufigkeit des Putzens, Nachputzen, Kontrolle) - 15 Items zum Ernährungsverhalten insbesondere dem Gebrauch der Nuckelflasche (z.B. Inhalt der Nuckelflasche) 29 3. Material und Methoden - 18 Items zu Überzeugungen bezüglich verschiedener zahnärztlich relevanter Aspekte (z.B. Ursache und Prävention kariöser Defekte) Die Antworten wurden einerseits graduell (Stufen 1-5) und andererseits durch freie Antwortmöglichkeiten erhoben. Die graduelle Erfassung wurde wie folgt abgestuft: 1 „gar keine Übereinstimmung“ 2 „keine Übereinstimmung“ 3 „weder Übereinstimmung noch keine Übereinstimmung“ 4 „Übereinstimmung“ 5 „totale Übereinstimmung“ Des Weiteren wurde eine zusätzliche telefonische Befragung aller Kindergärten in Schwedt und Greifswald hinsichtlich des Putz- und Ernährungsverhaltens mit den Leiterinnen der einzelnen Einrichtungen durchgeführt. 3.3. Durchführung der klinischen Untersuchung Die klinische Untersuchung umfasste folgende Parameter: - dmfs nach WHO-Kriterien [1997] - Einschätzung der Nuckelflaschenkaries (NFK) modifiziert nach der Einteilung von Robke & Buitkamp [2002] - modifizierter QHI-Plaqueindex [Turesky et al. 1970] nach Plaqueanfärbung (Mira-2-Tone®, Fa. Hager & Werken, Duisburg/D) - dichotome Beurteilung einer Ginigivitis (Ja/Nein) - Größe und Gewicht der Kinder (Ermittlung des Gewichts der bekleideten Kinder mittels einer Personenwaage (Marke Ideen Welt, Model-Nr.: EF221BW, D), und der Größe mittels eines Gliedermessstabes), woraus der BMI errechnet wurde [KronmeyerHauschild et al. 2001] Die Untersuchung der Kinder erfolgte vor Ort in der jeweiligen Einrichtung bei ausreichender Beleuchtung mit Tageslicht in einem jeweils geeigneten Raum der Tagesstätte. Dabei wurden zunächst die Plaquewerte ermittelt 30 3. Material und Methoden und eine Einschätzung der Nuckelflaschenkaries vorgenommen. Anschließend wurden die Zähne der Kinder geputzt. Danach wurde sofort die Gingiva beurteilt sowie der dmft bzw. dmfs erhoben. In Greifswald wurden die zahnmedizinischen Daten des dmfs und dmft sowie die Bestimmung der frühkindlichen Karies im Rahmen der Reihenuntersuchung von einer Zahnärztin des Öffentlichen Gesundheitsdienstes ermittelt und dabei die Autorin dieser Studie kalibriert. In Schwedt wurden diese Daten von der Autorin selbst erhoben. Bei der Inter-Untersucherübereinstimmung betrug der linear gleichgewichtete Kappa=0,83 (Intra-Untersuchungsübereinstimmung der Autorin Kappa=0,88). Eine Nuckelflaschenkaries Grad 1 lag vor, wenn mindestens ein Oberkieferfrontzahn an der labialen und/oder palatinalen Fläche eine flächige oder linienförmige Demineralisation aufwies. Für Grad 2 musste mindestens an einem Oberkieferfrontzahn labial und/oder palatinal ein kariöser Defekt oder eine Füllung vorliegen. 3.4. Karies- und Mundhygieneindizes Der verwendete dmft-Index hat sich international für Kariesprävalenzstudien etabliert und wurde 1938 von Klein, Palmer und Knutson [Klein et al. 1938] erstmals beschrieben. Der dmft-Index beschreibt die Summe der kariösen (d=decayed), fehlenden (m=missing) und der gefüllten (f=filled) Milchzähne (t=tooth). Somit kann ein Maximalwert von 20 im Milchgebiss erreicht werden. Für die Erhebung des dmfs werden den Seitenzähnen je 5 Flächen zugeteilt (okklusal, bukkal, lingual, mesial, distal), den Schneidezähnen dementsprechend 4 Flächen. Der Maximalwert für den dmfs beträgt somit 128. Je höher die Summe ist, desto größer ist das Ausmaß der Karies des betroffenen Patienten. Dies wird als bisherige Karieserfahrung bezeichnet [Laurisch 2000]. Bei der Einschätzung der kariösen Zähne wurden gemäß den Empfehlungen der WHO nur Zähne bzw. Flächen mit kariösen Defekten aber nicht mit Initialläsionen (Kreideflecken, verfärbte Fissuren) gezählt. Auch Zähne mit Sekundärkaries an bestehenden Füllungen wurden als kariös (=d) gewertet. Initialläsionen (Kreideflecken, verfärbte Fissuren) wurden nach den Empfehlungen der WHO für den dmft-Index für epidemiologische Zwecke nicht gezählt. 31 3. Material und Methoden Zur Beurteilung der Mundhygiene wurde der modifizierte QHI-Index [Turesky 1970] nach dem Anfärben mit dem Plaquerelevator Mira-2-Tone® ermittelt. Die Ausdehnung der supragingivalen Plaque wurde an den fazialen oder oralen Zahnflächen mit folgender Bewertungsskala bestimmt: 0 keine Plaque 1 vereinzelte Plaqueinseln im zervikalen Anteil des Zahnes 2 dünne, zusammenhängende Plaquelinie entlang des Gingivasaums 3 ein mehr als 1 mm breites Plaqueband bedeckt weniger als 1 /3 des Zahnes 4 mehr als 1/3 und weniger 2/3 des Zahnes sind von Plaque bedeckt 5 mehr als 2/3 deutlich von zusammenhängender Plaque bedeckt Die Summe der Messwerte wurde anschließend durch die Anzahl der untersuchten Zähne dividiert und somit der durchschnittliche Index ermittelt. Je höher der Indexwert desto schlechter ist die Mundhygiene des Kindes. Weiterhin wurde eine Beurteilung der Gingiva vorgenommen. Die Einschätzung „Zahnfleischbluten Ja/Nein“ erfolgte unmittelbar nach dem Zähneputzen. 32 3. Material und Methoden 3.5. Erfassung der Daten und statistische Auswertung Die Fragebogendaten wurden mit den klinischen Parametern im Tabellenkalkulationsprogramm Excel zusammengeführt und in das Statistikauswertungsprogramm SPSS 11.0/Windows exportiert. Zuerst erfolgte die deskriptive Auswertung der klinischen und personenbezogenen Parameter wie Alter, mod. QHI, Gingivitis, dmft, NFK, Größe, Gewicht und BMI. Außerdem wurde die statistische Verteilung der Antworten aus dem Fragebogen analysiert. Anschließend wurden die Zusammenhänge zwischen der klinisch ermittelten Mundgesundheit (ECC, dmft, QHI) und den Fragebogenangaben der Eltern zum Mundhygieneverhalten, Ernährungsgewohnheiten, Wissen zu zahnmedizinischen Grundlagen und dem sozialen Status bi- und multivariat untersucht. Kategoriale Daten wurden mit Kreuztabellen und dem Chi-Quadrat-Test ausgewertet, Mittelwerte bei Normalverteilung mit dem T-Test und bei nicht normaler Verteilung mit dem Mann-Whitney-Test analysiert, wobei ein Signifikanzniveau von 0,05 verwendet wurde. Weiterhin wurde eine Regressionsanalyse als schrittweises Modell durch Vorwärtsselektion durchgeführt. Zuvor wurden dafür die Variablen selektiert, welche bivariat mit der Nuckelflaschenkaries assoziiert sind. Dabei wurde getrennt der Zusammenhang zur Nuckelflaschenkaries mit kariösen Defekten bzw. Defekten plus Initialläsionen betrachtet. 33 4. Ergebnisse 4. Ergebnisse 4.1. Sozialstruktur der Städte Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald (=Hgw) war zum Zeitpunkt der Untersuchung eine kreisfreie Stadt im Bundesland MecklenburgVorpommern und war neben Stralsund eines der vier Oberzentren des Bundeslandes. 25% der etwa 60.000 Einwohner waren zwischen 18 und 30 Jahren alt, womit Greifswald zum Zeitpunkt der Untersuchung die jüngste Stadt Deutschlands war. Der Anteil der über 60 jährigen lag bei 23,7%. Das Stadtbild prägten die vielen Studenten, 12.000 erhielten im Untersuchungsjahr eine akademische Ausbildung. Die Arbeitslosenquote betrug 12,1%. Die Verteilung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort nach Wirtschaftszweig zeigt die Abbildung 1. Abbildung 1: Verteilung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten am Arbeitsort nach Wirtschaftszweig in Greifswald [Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern 2009] Im Untersuchungsjahr wurden 595 Kinder in den Kinderkrippen (Alter 0-3) betreut. Weiterhin befanden sich 163 Kinder in Tagespflege (Alter 0-6) [Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern 2009]. 34 4. Ergebnisse Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) betreibt eine risikoorientierte Gruppenprophylaxe. In den einmal jährlich durchgeführten Reihenuntersuchungen werden aus den Kinderkrippen und Kindergärten Brennpunkte ermittelt, die mit einer von der Landesarbeitsgemeinschaft für Jugendzahnheilkunde eingesetzten Prophylaxehelferin intensiv betreut werden. Im Kindergartenbereich umfasst dies mindestens vierteljährliche Putzübungen mit den Kindern, Multiplikatorenschulungen der Erzieher, Teilnahme an Elternabenden und Etablierung des täglichen Zähneputzens in den Einrichtungen. Die Betreuung im Krippenalter durch Gruppenprophylaxe, welche laut Sozialgesetzbuch V [2011] nicht vorgesehen ist, befindet sich aber im Aufbau [Kinder- und Jugendzahnärztlicher Dienst Greifswald 2009]. Im Landkreis Uckermark in Brandenburg liegt die Stadt Schwedt/Oder (=Sdt). Sie zählte zum Zeitpunkt der Untersuchungen zu einer der größten Wirtschaftsstandorte im Land Brandenburg und gehörte seit 2005 zu einem der 15 ernannten Wachstumskerne des Landes. Schwedt hatte etwa 34.600 Einwohner (Stand 2009), wobei der Anteil der 18-30 jährigen nur 12,9% betrug, während die Generation der über 60 jährigen einen prozentualen Anteil von 31,8% erreichte. Die Arbeitslosenzahl lag bei 17,7% (Stand 2009). Als Hauptwirtschaftszweige lassen sich das verarbeitende Gewerbe im Bereich Mineralöl/Biokraftstoffe, Papier, Logistik und Metallerzeugung sowie die Metallbearbeitung und Verarbeitung anführen (Abbildung 2). Zum Zeitpunkt der Untersuchung befanden sich insgesamt 308 Kinder im Alter von 0-3 Jahren in einer Kindergarteneinrichtung (sowohl kommunale als auch freie Trägerschaft) im Kerngebiet der Stadt Schwedt. Gemeldete Tagesmütter gab es zum Zeitpunkt der Untersuchungen in Schwedt nicht [Statistisches Amt Stadt Schwedt 2009]. Durch den Öffentlichen Gesundheitsdienst werden in Kindergärten und Schulen einmal pro Jahr Reihenuntersuchungen vorgenommen, aber es existiert kein spezielles Prophylaxeprogramm und nur vereinzelt kooperie- 35 4. Ergebnisse ren niedergelassene Zahnärzte mit ausgewählten Kindergärten [Kinderund Jugendzahnärztlicher Dienst Schwedt 2009]. Abbildung 2: Verteilung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten am Arbeitsort nach Wirtschaftszweig in Schwedt [Statistisches Amt Stadt Schwedt 2009] 4.2. Patientengut Die Altersspanne der insgesamt 235 untersuchten Kinder reichte von 5-52 Monaten, wobei das Durchschnittsalter in Greifswald bei 28,04±7,47 Monaten (137) und in Schwedt bei 27,5±8,4 Monaten (97 Kinder) fast identisch war (p=0,24, Abbildung 3). Durchschnittsalter der Kinder 40 35 30 Monate 25 20 15 10 5 Kinderwelt Uckis Spatz enhaus Schnatterenten Kinderarche HC Anders en Weg ins Leben Oders patzen Friedrich Fröbel Rappelkis te Naturkindergarten Regenbogen Tag es mutter 4 Tag es mutter 3 Tages mutter 2 Tag es mutter 1 C hris tuskirche Friedrich Wolf Sonnens chein Weg ins Leben R. -Peters hagen Arche Noah Am Grünland Lilo Hermann Mars chak Ros engarten Kita Makarenko St. Marien Z werg enland St. J os eph Lütt Matten St. Nikolai Kinderladen DRK Pus chkin Regenbogen 0 . Abbildung 3: Durchschnittsalter der Kinder in Monaten (grün: Kindergärten in Greifswald, rot: Kindergärten in Schwedt) 36 4. Ergebnisse Die geschlechtsspezifische Aufteilung der Probanden war ebenfalls sehr ausgeglichen (Hgw 49,6% männlich, 50,4% weiblich, Sdt 55,1% männlich, 44,9% weiblich; p=0,4; Tabelle 1). Tabelle 1: Geschlechtsspezifische Verteilung der Studienpopulation männlich weiblich gesamt Greifswald 68 69 137 Schwedt 54 44 98 Auch die Altersstruktur der Eltern ähnelte sich in beiden Städten (Hgw: 20-30 J. 29%, 30-40 J. 63%; Sdt: 20-30 J. 36%, 30-40 J. 55%; p=0,92). Über 50% der Kinder in beiden Städten waren Einzelkinder. In Schwedt hatten 40% noch ein weiteres Geschwisterkind (Hgw 34,1%), während zwei oder mehr Geschwister deutlich seltener waren (Hgw 15%, Sdt 8,6%; p=0,43). Über 80% der befragten Eltern beider Städte lebten in einer Ehe oder in einer eheähnlichen Gemeinschaft. Die „Lebensgemeinschaft“ bezeichnet dagegen die Beziehung eines Elternteils mit einem neuen, nicht mit dem Kind verwandten Partner (Hgw 6,6%; Sdt 5,1%). Bei den ledig/alleinstehenden Eltern war der Anteil in Schwedt mit 16% mehr als doppelt so hoch wie in Greifswald (7%; p=0,3), die Kinder wohnten dabei in der Regel bei der Mutter (Hgw 12,4%, Sdt 17,3%; p=0,27). Die deutliche Mehrheit der Eltern war berufstätig, wobei der Anteil der berufstätigen Eltern in Schwedt etwa 10% höher lag als in Greifswald (Hgw 81%, Sdt 91,8%; p=0,01; Abbildung 4). Sind Sie berufstätig? 100 % 80 % 60 % 40 % 20 % 0% nein ja k.A. Greifswald 19,0 81,0 0,0 Schwedt 7,1 91,8 1 Abbildung 4: Anteil der berufstätigen Eltern 37 4. Ergebnisse Erwartungsgemäß war bezüglich der Bildungsabschlüsse der Eltern in der Universitätsstadt Greifswald ein höherer Anteil von Akademikern festzustellen als in Schwedt, wo der Anteil der Eltern mit einer Lehrausbildung deutlich überwog (p<0,001; Abbildung 5). Bildungsabschluss des Vaters 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% Hauptschule Realschule Abitur Lehre Studium anderes Greifswald 5,7 21,4 14,4 25,3 29,3 3,9 Schwedt 11,1 23,4 8,8 44,4 8,2 4,1 Bildungsabschluss der Mutter 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% Hauptschule Realschule Abitur Lehre Studium anderes Greifswald 4,1 22,9 14,2 28,0 28,4 2,3 Schwedt 10,9 17,7 16,6 40,0 9,7 5,1 Abbildung 5: Bildungsabschluss des Vaters und der Mutter 38 4. Ergebnisse 4.3. Zahnärztliche Befunde Die Plaque- und Gingivitiswerte waren in beiden Städten sehr ähnlich (QHI-Median in beiden Städten: 0,4; p=0,16; Prävalenz Gingivitis: Hgw 1,5%, Sdt 1,0%; p=0,77; Abbildung 6). Der Anteil naturgesunder Gebisse betrug in Greifswald 97,1%, in Schwedt 94,9%. QHI Verteilung 18 % 16 % 14 % 12 % 10 % 8% 6% 4% 2% 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 2 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 0% Greifswald Schwedt Abbildung 6: Verteilung der Plaquewerte (mod. QHI) im Vergleich der beiden Städte Die 2,9% der Krippenkinder mit Karies wiesen in Greifswald eine größere Spanne mit dmft-Werten zwischen 2 und 7 auf als die 5,1% der Kinder in Schwedt, die mit nur 1 bis 4 dmft betroffen waren (p=0,41). Für die Altersgruppe der bis drei Jahre alten Kinder lagen die mittleren dmft-Werte in Greifswald (0-1 Jahr -dmft 0; 1-2 Jahre -dmft 0,19; 2-3 Jahre -dmft 0,26) etwas unter denen von Schwedt (0-1Jahr -dmft 0; 1-2 Jahre -dmft 0,22; 2-3Jahre -dmft 0,36; p=0,66, Tabelle 2). Tabelle 2: Durchschnittliche dmft-Werte der einzelnen Altersgruppen (Anzahl der Kinder) 0-1 Jahr 1-2 Jahre 2-3 Jahre Greifswald 0 (1) 0,19 (46) 0,26 (74) Schwedt 0 (4) 0,22 (42) 0,63 (37) 39 4. Ergebnisse Beide Probandengruppen unterschieden sich allerdings deutlich in ihrem Gewicht (p=0,02) bzw. dem ermittelten durchschnittlichen BMI (p<0,001). Die Kinder in Greifswald waren mit im Mittel 13,9 kg (BMI 16,5; SDSBMI 0,32) statistisch signifikant schwerer als jene in Schwedt (13,2 kg; BMI 15,8, SDSBMI -0,2; p<0,001), auch wenn der durchschnittliche Unterschied nur 700g ausmachte. Der Hauptteil der an Nuckelflaschenkaries erkrankten Kinder war normalgewichtig (90,9%). Jedoch ließ sich sowohl für Kinder mit einem erhöhten BMI als auch bei Kindern mit Untergewicht ein höheres Risiko für eine Nuckelflaschenkaries nachweisen (Odds ratio für Untergewicht 0,53; bei Übergewicht 0,5). Die Verteilung der Nuckelflaschenkaries stellte sich in beiden Städten nahezu identisch dar (Abbildung 7): ungefähr 10% Initialläsionen standen 3% kariöser Defekte bei den Krippenkindern gegenüber (p=0,91). Abbildung 7: Verteilung der Nuckelflaschenkaries in Greifswald und Schwedt 4.4. Wissen und Verhalten: Auswertung der Fragebögen 4.4.1. Zahnarztbesuch und allgemeine Ansichten Während in Greifswald eine eindeutige Mehrheit der Krippenkinder (59,9%) bereits den Zahnarzt besucht hatte, waren in Schwedt 62% der untersuchten Kinder noch nicht einem Zahnarzt vorgestellt worden (p< 0,001; Abbildung 8). In Greifswald planten die Eltern, deren Kinder noch keinem Zahnarzt vorgestellt worden waren, eher einen frühen Zahnarztbesuch mit 2-3 Jahren (17,5%; 3-4 J. 13,9%). In Schwedt sollte der 40 4. Ergebnisse Besuch vorrangig später, im Alter von 3-4 Jahren (31,6%, 2-3 J. 24,5%; p=0,26), erfolgen. Einen zahnärztlichen Kinderpass hatten in der Hansestadt etwa zwei Drittel der Kinder (68,6%), in Schwedt nur etwa die Hälfte (52%). Wann war der erste Zahnarzt- Besuch? 80 % 60 % 40 % 20 % 0% unter 6 Monaten 6- 12 Monate 12-24 Monate 24- 30 Monate waren noch nicht Greifswald 3,6 24,1 26,3 5,8 40,1 Schwedt 0,0 6,1 24,5 7,1 62,2 Abbildung 8: Alter der Kinder beim ersten Zahnarztbesuch Die allgemeine Bedeutung der Milchzähne war den Eltern in beiden Städten sehr bewusst. So bestätigten nur 1,5% (Hgw) bzw. 2% (Sdt) die Aussage „Die Gesundheit der Milchzähne spielt keine Rolle, da ja noch permanente Zähne nachwachsen.“ ganz oder teilweise (p=0,42). Und auch die Behauptung „Egal was wir tun, unser Kind hat schlechte Zähne.“ fand nur eine marginale Zustimmung (Hgw 0,7%; Sdt 0%; p=0,52). Dennoch waren viele Eltern der Überzeugung, dass Zahnprobleme familiäre und damit zumeist vererbte Ursachen haben. So gaben der Aussage „Zahnprobleme liegen in unserer Familie“ 34,3% in Greifswald und 30,3% in Schwedt ihre Zustimmung (p=0,19). Die Auswirkungen der Karies auf den Gesamtorganismus waren den Eltern hingegen zum Teil weniger bewusst. Ein Drittel der Eltern beider Städte stimmte der Aussage „Erkrankungen der Milchzähne haben große Folgen für den Gesamtorganismus.“ nicht in vollem Maße zu. In Schwedt gaben sogar 8,2% an, dass diese Aussage falsch sei (p=0,37; Abbil- 41 4. Ergebnisse dung 9). Auch der Aussage „Zahnerkrankungen bei Babys und Kleinkindern sind alltäglich und normal.“ stimmten in Greifswald 8,7% und in Schwedt 11,2% zu (p=0,23). Erkrankungen der Milchzähne haben große Folgen für den Gesamtorganismus. 80 % 60 % 40 % 20 % 0% trifft zu trifft eher zu weder noch trifft eher trifft nicht nicht zu zu Greifswald 61,3 13,9 10,9 8,0 3,6 2,2 Schwedt 66,3 9,2 9,2 5,1 8,2 2,0 k.A. Abbildung 9: Verteilung der Antworten zur Verbindung von Karies und dem Gesamtorganismus 4.4.2. Mundhygiene und Fluoride Die Bedeutung des Zähneputzens als ein wichtiger Faktor zur Prävention der Karies und die Manifestation als ein Körperpflege-Ritual war in den meisten Familien bereits fest verankert, was sich in den Antworten zu diesem Thema verdeutlichte. Der Aussage „Das Zähneputzen meines Kindes ist Teil der täglichen Körperpflege.“ stimmten über 90% der Eltern in vollem Maße zu (Hgw 95,6%; Sdt 93,9%; p=0,85). Allerdings bedeutet dies, dass folglich 4,4% (Hgw) bzw. 7,1% (Sdt) keine Zahnputzroutine haben, ein Prozentsatz, der äquivalent zur Prävalenz der Nuckelflaschenkaries ist. Bei der Frage nach einer echten Routine im Tagesablauf zeigte sich der Unterschied zwischen den beiden Städten bereits deutlicher. Der Aussage „Wir haben eine tägliche Routine im Tageablauf, in der das Zähneputzen einen festen Platz hat.“ stimmten in Greifswald 94,2% und in Schwedt lediglich 88,8% voll und ganz zu (p=0,16; Abbildung 10). 42 4. Ergebnisse Bezüglich des Umfangs und der Häufigkeit des Zähneputzens stimmten in Greifswald 76,6% der Aussage zu „Wir achten darauf, dass sich unser Kind zweimal täglich die Zähne putzt.“, in Schwedt sogar 81,6% (p=0,64). Die Zustimmung zur Aussage „Wenn ich meinem Kind zweimal täglich die Zähne putze, beuge ich Zahndefekten vor.“ bestätigt dies (Hgw 83,9%; Sdt 81,6%; p=0,77). Bei den Fragen nach der Umsetzung, wann und wie oft die Eltern ihre Kinder an das Zähne putzen erinnern, sanken die Werte allerdings, insbesondere für die tägliche, morgendliche Erinnerung auf etwa 60% (p=0,48) ab. Wir haben eine tägliche Routine im Tagesablauf, in der das Zähne putzen einen festen Platz hat. 100,0 80,0 60,0 40,0 20,0 0,0 trifft zu trifft eher zu weder noch trifft eher nicht zu trifft nicht zu k.A. Greifswald 94,2 2,9 0,0 0,0 1,5 1,5 Schwedt 88,8 5,1 2,0 2,0 1,0 1,0 Abbildung 10: Verteilung der Antworten zur Verhaltensabfrage Zu ca. 90% putzten die Eltern gemeinsam mit ihrem Kind die Zähne. Jedoch putzten sich 3,7% der Kleinkinder in Greifswald und 3% in Schwedt nach Angaben der Eltern bereits allein ohne Nachputzen der Eltern die Zähne (p=0,41). Die Frage „Kontrollieren Sie nach dem Zähneputzen des Kindes?“ beantworteten ebenfalls über 80% der Eltern mit „ja“ (Hgw 81,0%; Sdt 80,6%; p=0,7). Dabei fühlte sich der Großteil der Eltern (Hgw 83,2%; Sdt 78,6%) sicher bei der Mundhygiene des Kindes. In ca. 10% der Fälle gaben die Eltern eine Unsicherheit bei der Zahnpflege an (Hgw 10,2%; Sdt 13,3%; p=0,64). Über 50% der Eltern begannen bereits im Alter von 6-8 Monaten mit dem Zähneputzen bei Ihren Kindern (Hgw 59,1%; Sdt 54,1%). Jedoch gab auch ein Anteil von 16% an, erst im 43 4. Ergebnisse Alter von 1-2 Jahren mit dem Zähneputzen bei ihrem Kind begonnen zu haben (p=0,53). Sehr stark gestreute Antworten wurden auf die Fragen zur Bedeutung der Fluoride gegeben. Mehr als 70% der Eltern waren davon überzeugt, dass Fluoride in Zahnpasta bei regelmäßiger Benutzung Zahndefekten vorbeugen (p=0,26). Aber auch die Aussage „Eine Zahnpasta ohne Fluorid beugt Zahnschäden vor.“ beantworteten in Greifswald 26,3% mit „trifft zu“ bzw. „trifft eher zu“, in Schwedt sogar 21,4% (p=0,08; Abbildung 11). Eine Zahnpasta ohne Fluorid beugt Zahnschäden vor. 100 % 80 % 60 % 40 % 20 % 0% trifft zu trifft eher zu weder noch trifft eher trifft nicht nicht zu zu k.A. Greifswald 21,9 4,4 15,3 10,9 46,0 1,5 Schwedt 10,2 11,2 15,3 10,2 49,0 4,1 Abbildung 11: Verteilung der Antworten zur Wissensabfrage In Greifswald hatten etwa 80% der befragten Eltern deutlich häufiger bis zum Alter von 1½ Jahren begonnen, ihren Kindern mit Zahnpasta die Zähne zu putzen, als in Schwedt (70%). Ebenfalls gaben wesentlich mehr Eltern in Schwedt (9,2%) an, erst im Alter von 2-3 Jahren dem Kind Zahnpasta gegeben zu haben, als in Greifswald (2,9%; p=0,28). 4.4.3. Ernährung Dass zuckerhaltige Nahrungsmittel eine schädigende Wirkung für die Zähne ihres Kindes haben, bestätigten in beiden Städten 88% der Eltern. In Schwedt gaben jedoch 5,1% der Eltern an, dass die Aussage „Wir können die Zähne unseres Kindes schützen, indem wir zuckerhaltiges Essen und Trinken reduzieren.“ falsch bzw. ganz falsch ist. In Greifswald hingegen bewertete kein Elternteil diese Aussage als „falsch“ oder „ganz falsch“ 44 4. Ergebnisse (p=0,02). Obwohl viele Eltern einem Zusammenhang zwischen kariogenen Getränken und der Mundgesundheit ihrer Kinder zustimmten, gaben diese in Greifswald in 49,6% und in Schwedt sogar in 68,4% der Fälle ihrem Kind kariogene Getränke (Milch mit Honig, gesüßter Tee, Fruchtsaft) mit der Nuckelflasche (p=0,087; Tabelle 3). Tabelle 3: Zusammenhang zwischen Meinungsabfrage ("Wir können die Zähne unseres Kindes schützen, indem wir zuckerhaltiges Essen und Trinken reduzieren.") und dem tatsächlichen Verhalten (Inhalt der Nuckelflasche) „Wir können die Zähne unseres Kindes trifft zu trifft eher zu weder noch trifft eher nicht zu trifft nicht zu keine kariogenen Getränke 40,0 2,2 1,5 0,0 0,0 kariogene Getränke 49,6 3,0 3,7 0,0 0,0 keine kariogenen Getränke 20,4 2,0 0,0 3,1 2,0 kariogene Getränke 68,4 4,1 0,0 0,0 0,0 schützen, indem wir zuckerhaltiges Essen und Trinken reduzieren.“ Greifswald Schwedt Bezüglich der Gabe von Süßigkeiten beantworteten 13,9% (Hgw) bzw. 16,3% (Sdt) die Frage „Wie oft nimmt ihr Kind Süßes oder Süßigkeiten?“ mit „immer“ oder „meistens“ (p=0,31). Bei der Frage „Wie oft nimmt ihr Kind gesüßte Getränke zu sich (gesüßter Tee, Cola, Fanta, Saft o.ä.) antworteten sogar mehr als 30% der Eltern in beiden Städten mit „immer“ oder „meistens“ (p=0,41; Abbildung 12). Wie oft nimmt ihr Kind gesüßte Getränke zu sich (gesüßter Tee, Cola, Fanta, Saft o.ä.)? 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% immer meistens manchmal nie k.A. Greifswald 14,6 19,7 46,0 19,0 0,7 Schwedt 12,2 25,5 50,0 12,2 0,0 Abbildung 12: Verteilung zur Verhaltensabfrage 45 4. Ergebnisse Bei der Getränkeaufnahme mit der Flasche dominierten Muttermilchersatzprodukte (Hgw 42,3%, Sdt 60,2%), Tee ohne Zucker (Hgw 35,8%; Sdt 57,1%), gefolgt von Milch (Hgw 37,2%; Sdt 29,6%) und Wasser (Hgw 21,9%; Sdt 31,6%). Weiterhin gaben 16,8% in Greifswald bzw. 18,4% in Schwedt der befragten Eltern Fruchtsaft und ca. 10% gesüßten Tee in die Flasche. Nur ein Drittel der Eltern in Greifswald und 40% der Eltern in Schwedt beendeten die Gabe der Nuckelflasche bis zum ersten Geburtstag. Bis zum 2. Geburtstag bekamen 20,4% (Hgw) bzw. 18,3% die Nuckelflasche, 3% sogar noch bis zum 3. Geburtstag. Während das Essen im Bett nahezu bei keinem Kind relevant war (Hgw 99,3%; Sdt 96,9%; p=0,09), erwies sich die Flaschengabe vor dem Einschlafen bzw. während der Nacht noch bei ca. einem Fünftel der Kinder als üblich (Hgw 15,3%; Sdt 24,5%; p=0,72). Dabei ist der Gebrauch der Flasche während der Nacht in Schwedt mit 24,5% im Verhältnis zu 15,3% in Greifswald deutlich häufiger (p=0,06). Die Anzahl der Kinder, welche die Flasche auch noch während der Nacht bekamen, nahm mit zunehmendem Alter ab. Die Kinder, welche die Flasche täglich während der Nacht bekamen, waren im Durchschnitt zwischen 12 und 36 Monate alt (11,5% 12-24 Monate; 3,7% 24-36 Monate). Bei der Frage nach zahnfreundlichen Süßigkeiten, insbesondere nach dem „Zahnmännchen mit Schirm“-Symbol der „Aktion Zahnfreundlich“, Unser Kind bekommt Süßigkeiten mit dem "Zahnmännchen mit Schirm" - Symbol. 80,0 60,0 40,0 20,0 0,0 immer meistens manchmal nie k.A. Greifswald 1,5 5,1 21,2 67,9 4,4 Schwedt 1,0 3,1 14,3 72,4 9,2 Abbildung 13: Verteilung zur Verhaltensabfrage 46 4. Ergebnisse gaben viele Eltern an, das Symbol nicht zu kennen und so wurde die Aussage „Unser Kind bekommt Süßigkeiten mit dem „Zahnmännchen mit Schirm“-Symbol überwiegend mit „nie“ bewertet (Hgw 67,9%; Sdt 72,4%; p=0,54; Abbildung 13). 4.4.4. Zusammenhangsanalysen zur (Nuckelflaschen-) Karies Mithilfe der Zusammenhangsanalysen ergab sich, dass die Hauptursache für die frühkindliche Karies der häufige und zu lange Gebrauch der Nuckelflasche mit kariogenen Getränken ist. Kinder mit frühkindlicher Karies bekamen laut Angaben der Eltern „manchmal“ oder „meistens“ gesüßte Getränke (11,5%, p=0,04). Je häufiger die Eltern eine Kombination aus gesüßten oder süßen Getränken als Inhalt angegeben hatten, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind eine frühkindliche Karies aufwies (p=0,02). Hauptsächlich wurde dabei gesüßter Tee mit der Flasche gegeben, welcher mit einer Odds ratio von 6,5 die Hauptrolle bei der Entstehung von Nuckelflaschenkaries darstellt (OR=6,48; 95%-Konfidenzintervall 2,45-17,15; p<0,001, Tabelle 4). Ein besonders deutlicher, statistischer Zusammenhang (p<0,001) zeigte sich letztendlich auch zwischen der nächtlichen Nuckelflaschengabe und dem Auftreten der ECC. Tabelle 4: Regressionsanalyse, schrittweises Modell, Vergleich der wichtigsten Parameter „gesüßter Tee in der Flasche“, „Mutter mit gymnasialen Bildungsabschluss“ und „vorhandene Plaque“ als Risikofaktoren für die Nuckelflaschenkaries 95,0% Konfidenzintervall für Exp (B) Regressionskoeffizient B Standardfehler Wald gesüßter Tee in der Flasche 1,87 0,50 14,18 1,00 0,00 Mutter mit gymnasialen Bidungsabschluss -0,76 0,60 1,62 1,00 Plaque vorhanden (>0) 1,53 0,44 12,10 Konstante -2,61 0,33 64,19 Variablen in der Gleichung df Sig. Exp(B) Unterer Wert Oberer Wert 6,48 2,45 17,15 0,20 0,47 0,14 1,51 1,00 0,00 4,63 1,95 10,99 1,00 0,00 0,07 47 4. Ergebnisse Als zweiter, bedeutender Risikofaktor stellte sich bei der schrittweisen Regressionsanalyse das Vorhandensein von Plaque dar. Kinder, welche Beläge aufwiesen, hatten ein 4,6 fach höheres Risiko eine Nuckelflaschenkaries zu entwickeln als Kinder deren Zähne gereinigt waren (OR= 0,463; 95%-Konfidenzintervall 1,95-10,99; p<0,001; Tabelle 4). Zwischen dem Zeitpunkt des ersten Zähneputzens (p=0,76) sowie dem Alter des Kindes (p=0,72) und der frühkindlichen Karies konnte jedoch kein Zusammenhang festgestellt werden. So wiesen auch in der Gruppe der Kinder, deren Zähne ab dem 6. Lebensmonat geputzt wurden, bereits 6,9% eine Nuckelflaschenkaries auf. Bei der Betrachtung der sozialen Aspekte im Zusammenhang mit der frühkindlichen Karies zeigte sich die Tendenz, dass die Nuckelflaschenkaries sowohl Grad 1 als auch 2 bei Kindern mit arbeitslosen Eltern häufiger auftrat (p=0,12). Weiterhin stellte sich in beiden Städten eine Assoziation zwischen dem Bildungsabschluss der Mutter und der Häufigkeit der ECC, dem dmft sowie dem Gingivitisvorkommen dar (Abbildung 14). 100% 80% anderes 60% Studium Gymnasium 40% Lehre Realschule 20% Hauptschule 0% kein ECC ECC 1 Greifswald ECC 2 kein ECC ECC 1 ECC 2 Schwedt Abbildung 14: Zusammenhang zwischen der ECC und dem Bildungsabschluss der Mutter 48 4. Ergebnisse So hatten ECC-Kinder mit Defekten in Greifswald fast nur Mütter mit Hauptschul- und Realschulabschluss bzw. einer Lehre, in Schwedt aber zu über 15% Mütter mit einem Studienabschluss (p=0,03). Auch in der Regressionsanalyse konnte kein statistisch signifikanter, protektiver Effekt eines gymnasialen Abschlusses der Mutter nachgewiesen werden, wohl aber eine entsprechende Tendenz (OR=0,47; 95%-Konfidenzintervall 0,15-1,51; p=0,2; Tabelle 4). Es bestand jedoch eine inverse Korrelation zwischen der Plaquemenge und dem Bildungsabschluss der Mutter, die statistisch signifikant in beiden Städten war (p=0,01; Abbildung 15). Ähnliche Zusammenhänge wurden für den Bildungsabschluss des Vaters und den zahnmedizinischen Parametern festgestellt, allerdings mit geringerer Assoziationsstärke und statistischer Signifikanz. 100% 80% anderes 60% Studium 40% Gymnasium Lehre 20% Realschule Hauptschule Greifswald 2,1-3,0 1,6-2,0 1,1-1,5 0,6-1,0 0-0,5 2,1-2,5 1,6-2,0 1,1-1,5 0,6-1,0 0-0,5 0% Schwedt Abbildung 15: Zusammenhang zwischen den Plaquewerten (mod. QHI) und dem Bildungsabschluss der Mutter Weitere Parameter, die in einem Zusammenhang mit der Nuckelflaschenkaries standen, war der Besuch des Zahnarztes. Während bei der Planung eines Zahnarztbesuches kein Zusammenhang zur ECC nachgewiesen werden konnte, war dagegen bei Kindern, die bereits den Zahnarzt aufgesucht hatten eine Tendenz zu erkennen: je später die Kinder bei einem Zahnarzt waren, desto häufiger hatten die Kinder bereits eine Nuckelflaschenkaries (p=0,004). 49 4. Ergebnisse Weiterhin wurden den Eltern mit dem Fragebogen verschiedene Aussagen vorgegeben, denen sie zustimmen oder welche sie ablehnen sollten mittels einer Skala von 1 bis 5. Bei der Auswertung dieser Angaben zeigten sich vier Aussagen als Hinweise für ein erhöhtes Risiko für Nuckelflaschenkaries. Statistisch höchst signifikant stellte sich dabei die Aussage „Egal was wir tun, unser Kind hat schlechte Zähne.“ dar. Stimmten Eltern dieser Aussage zu, wiesen die Kinder häufiger eine Nuckelflaschenkaries auf sowohl als initiale Läsionen (p=0,009) als auch in Form der manifesten Ausprägung ECC Grad 2 (p< 0,001), als Kinder deren Eltern diese Aussage ablehnten. Einen weiteren wichtigen Parameter bei der Einschätzung des Kariesrisikos ergab die Auswertung der Antworten zu folgender Stellungnahme: „Ich habe meist keine Zeit zu überprüfen, ob sich mein Kind die Zähne geputzt hat.“. Bejahten die Eltern dies, hatten die Kinder deutlich häufiger eine ECC Grad 1 oder 2 (p<0,001). Zwei weitere Aussagen, welche auch in der Regressionsanalyse einen Effekt zeigten, waren „Nachdem sich das Kind die Zähne geputzt hat, putzen wir immer nach.“ und „Das Zähne putzen meines Kindes ist Teil der täglichen Körperpflege.“. Kinder, deren Zähne nicht regelmäßig von den Eltern nachgeputzt wurden, wiesen ein 3,1 fach höheres Risiko für eine Nuckelflaschenkaries auf als Kinder, deren Zähne regelmäßig nachgeputzt wurden (OR=3,1; 95%-Konfidenzintervall 0,95-10,17; p=0,06; Tabelle 5). Im Vergleich mit dem Vorhandensein von Plaque war dieser Faktor jedoch schwächer einzuschätzen (OR für Plaque Ja/Nein=4,6; Tabelle 6). Auch die Aussage „Das Zähneputzen meines Kindes ist Teil der täglichen Körperpflege.“ wies im Vergleich zum Vorhandensein von Plaque ein schwächeres Risiko auf (Aussage OR=4,57; 95%-Konfidenzintervall 0,54-38,23; p=0,16; OR für Plaque Ja/Nein=5,0; Tabelle 7). Bei der Aussage „Ich habe meist keine Zeit zu überprüfen, ob sich mein Kind die Zähne geputzt hat.“ ließ sich ein ähnlicher Zusammenhang finden. Beantworteten die Eltern diese Frage mit „trifft zu“ oder „trifft eher zu“, wiesen die Kinder eine ECC Grad 1 oder 2 auf (p<0,001). Doch auch im Rahmen der Regressionsanalyse konnten hier keine Effekte nachgewiesen werden. 50 4. Ergebnisse Tabelle 5: Regressionsanalyse, schrittweises Modell, Vergleich der wichtigsten Parameter „gesüßter Tee in der Flasche“, „kein regelmäßiges Nachputzen der Kinderzähne durch die Eltern“ und „vorhandene Plaque“ als Risikofaktoren für die Nuckelflaschenkaries Regressionskoeffizient B Standardfehler Wald Gesüßter Tee in der Flasche 1,88 0,50 14,22 1,00 0,00 Plaque vorhanden (>0) 1,53 0,45 11,69 1,00 Kein regelmäßiges Nachputzen durch die Eltern 1,13 0,60 3,52 Konstante -2,87 0,33 78,21 Variablen in der Gleichung df Sig. Exp(B) 95,0% Konfidenzintervall für EXP(B) Unterer Wert Oberer Wert 6,54 2,46 17,37 0,00 4,61 1,92 11,07 1,00 0,06 3,11 0,95 10,17 1,00 0,00 0,06 Tabelle 6: Regressionsanalyse, schrittweises Modell, Vergleich der wichtigsten Parameter „gesüßter Tee in der Flasche“, „Zähneputzen gehört nicht zur täglichen Körpe rpflege“ und „vorhandene Plaque“ als Risikofaktoren für die Nuckelflaschenkaries Regressionskoeffizient B Standardfehler Wald gesüßter Tee in der Flasche 1,80 0,49 13,47 1,00 0,00 Plaque vorhanden (>0) 1,59 0,44 13,07 1,00 Zähneputzen gehört nicht zur täglichen Körperpflege 1,52 1,08 1,97 Konstante -2,80 0,31 79,73 Variablen in der Gleichung df Sig. Exp(B) 95,0% Konfidenzintervall für EXP(B) Unterer Wert Oberer Wert 6,06 2,31 15,84 0,00 4,91 2,07 11,63 1,00 0,16 4,57 0,55 38,23 1,00 0,00 0,06 Tabelle 7: Regressionsanalyse, schrittweises Modell, Vergleich der wichtigsten Parameter „gesüßter Tee in der Flasche“, „Egal was wir tun unser Kind hat schlechte Zähne“ und „vorhandene Plaque“ als Risikofaktoren für die Nuckelflaschenkaries Regressionskoeffizient B Standardfehler Wald gesüßter Tee in der Flasche 1,75 0,50 12,29 1,00 0,00 Plaque vorhanden (>0) 1,59 0,44 13,07 1,00 Egal was wir tun, unser Kind hat schlechte Zähne 1,52 1,08 1,97 Konstante -2,80 0,31 79,73 Variablen in der Gleichung df Sig. Exp(B) 95,0% Konfidenzintervall für EXP(B) Unterer Wert Oberer Wert 6,06 2,31 15,84 0,00 4,91 2,07 11,63 1,00 1,00 8,90E+08 0,55 38,23 1,00 0,00 0,06 51 4. Ergebnisse 4.5. Kindergartenbefragung In 86,7% der besuchten Kindergärten wurden laut Aussagen der jeweiligen Leiterin die Zähne der Kinder geputzt (Abbildung 16). Davon putzten 92,6% einmal täglich die Zähne nach dem Mittagessen (96,2%) und nur 3,8% zweimal täglich nach dem Frühstück und dem Mittagessen. In 7% der Kindergärten wurde jedoch angegeben, dass sie das Zähneputzen in Zukunft nicht mehr weiterführen wollen. Die Kinder beginnen ab dem 2. Lebensjahr (41,7%) bzw. mit 3 Jahren (33,3%) mit dem Zähneputzen im Kindergarten. Die Kinder putzten meist selbstständig unter Aufsicht die Zähne (96,4%) oder sogar in 3,6% der Kindergärten putzten die Kinder ohne Aufsicht. In nur 57,1% der Kindergärten bekamen die kleinsten Kinder gelegentlich Hilfestellung beim Zähne putzen durch die jeweiligen Erzieher und Erzieherinnen. 71,4% der Kindergärten, welche mit den Kindern putzten, verwendeten Zahnpasta. 14,3% gaben an, unregelmäßig mit Zahnpasta putzen zu lassen (Abbildung 16). Putzen die Kinder im Kindergarten die Zähne? Putzen die Kinder mit Zahncreme? 100% 14,3 100% 13,3 80% 80% nein 60% 60% 40% 14,3 nein 86,7 ja gelegentlich 40% 20% 20% 0% 0% 71,4 ja Abbildung 16: Antworten zur Verhaltensabfrage, Verteilung Zähneputzen in den Kindergärten (links) und Ausgabe von Zahnpasta in den Kindergärten, die regelmäßig mit den Kindern Zähne putzen (rechts) Die Kinder bekamen in 23,3% der Kindergärten kariogene Getränke als Durstlöscher, dazu gehören gesüßter Tee, Saft und Saftschorlen (Abbildung 17). Milch wurde dabei als nicht kariogenes Getränk gewertet. 52 4. Ergebnisse Welche Getränke werden als Durstlöscher gegeben? 100% 23,3 80% kariogene Getränke 60% 40% 76,7 nicht kariogene Getränke 20% 0% Abbildung 17: Antworten zur Verhaltensabfrage, Ausgabe von kariogenen Getränken bezogen auf die Gesamtheit der befragten Kindergärten Zusätzlich gab es bei 86,7% der Kindergärten Obstpausen, welche in der Regel als Zwischenmahlzeit zwischen Frühstück und Mittag angeboten wurden. Sehr selten wurde nach Angaben der Kindergartenleiterinnen in der Krippe genascht. Süßigkeiten standen den Kindern in keinem Kindergarten zur freien Verfügung. In der Regel gibt es Naschwerk nur zu besonderen Anlässen wie etwa Kindergeburtstagen oder anderen Festen. Die von den Eltern mitgebrachten Süßigkeiten werden eingesammelt und von den Erzieherinnen kontrolliert an die Kinder ausgegeben. 53 5. Diskussion 5. Diskussion 5.1. Material und Methoden Die Datenerhebung in Form eines spontanen Gespräches mit den Eltern direkt in den Einrichtungen ohne eine zuvor notwendige Einladung führte zu einer sehr guten Beteiligung an dieser Studie. Somit entfiel die Hürde, einer Einladung zu einem speziellen Termin zu folgen, was zu Verzerrungen führen kann, da dies in der Regel nur hochmotivierte Eltern annehmen. Insgesamt machten die Eltern in den strukturierten Gesprächen einen interessierten und offenen Eindruck. Das Risiko von sozial erwünschten Antworten war durch die spontane Reaktion sicherlich reduziert. Gleichzeitig konnten im Anschluss der Befragung bei Interesse der Eltern Wissenslücken geschlossen und Zahnpflegehinweise gegeben werden. Auch die Gesamtstichprobe dürfte mit 23% (Hgw) bzw. 31,5% (Sdt) der Krippenkinder und einer gleichmäßigen und zufälligen Verteilung über das jeweilige Stadtgebiet durch Einbeziehung aller Kindergärten ausgesprochen repräsentativ sein. Greifswald und Schwedt sind außerdem trotz der unterschiedlichen akademischen und industriellen Prägung bezüglich Größe, Arbeitslosenzahlen und Familienstruktur sehr ähnlich. Kritisch zu beurteilen ist die Messung des Gewichts der bekleideten Kinder in den Einrichtungen. Durch die Bekleidung der Kinder und der Erhebung der Daten zum Einen im Sommer (Juni-August in Schwedt) und zum Anderen im Frühjahr (Februar-April in Greifswald) könnte es zu Verzerrungen in der Beurteilung des BMI gekommen sein. In den Ergebnissen zeigte sich, dass die Kinder in Greifswald signifikant schwerer waren als in Schwedt. Die praktische Durchführung der Ermittlung orientierte sich jedoch an vergleichbaren Studien [Sheller et al. 2009, Acs et al. 1999], bei denen ebenfalls bei der Gewichtsbestimmung nur die dritte Bekleidungsschicht (z.B. Jacken, Pullover) sowie die Schuhe abgelegt wurden. Die Beurteilung des dmft-Index mittels Sonde, Spiegel und Lampe wurde international bereits in vielen Studien eingesetzt. Neben einer einfachen Erhebungsmethodik, welche auch unter Feldbedingungen realisierbar sind, weist er eine hohe Validität auf, welche sich auch in dieser Studie zeigte [Inter-Untersucherübereinstimmung Kappa=0,83; Intra-Untersu54 5. Diskussion chungsübereinstimmung der Autorin Kappa=0,88]. Dennoch weist die rein visuelle Beurteilung des Vorhandenseins von Karies, welches durch die WHO als „Kavität bis ins Dentin“ definiert wurde, Schwachstellen auf und kann zur Unterschätzung der Kariesinzidenz führen. Besonders approximale Läsionen werden häufig nicht erkannt. Untersuchungen im permanenten Gebiss zeigten eine Sensitivität von unter 30% [Poorterman et al. 1999, Lussi 1998, Ismail 1997]. Eine ideale Beurteilung der vorhandenen Läsionen könnte mithilfe von Röntgenaufnahmen vorgenommen werden [Anderson et al. 2005]. Jedoch lässt sich dies unter Feldbedingungen nicht etablieren. Somit müssten die Eltern, deren Einverständnis zuvor für eine Röntgenuntersuchung benötigt würde, mit den Kindern in die Zahnarztpraxis kommen. Aufgrund der Gefährdung der Teilnehmerquote wird somit auf solche Untersuchungen in vielen Studien verzichtet [Pieper & Kessler 1985]. Weitere Alternativen in der Diagnostik stellen die Laserfluoreszenzmessung bzw. faseroptische Transillumination (FOTI) dar [Jablonski-Momeni 2011, Kühnisch et al. 2010], die aber ebenfalls aufgrund des höheren Zeitaufwandes und der technischen Grundvoraussetzungen in Feldstudien selten zum Einsatz kommen. Die hier untersuchte Altersgruppe ist auch in ihrer zeitlichen Kooperation eingeschränkt, so dass einfach zu erhebende, valide Indices bevorzugt wurden. Ein zusätzlicher Mangel des dmft-Index ist die fehlende Beurteilung der Initialläsionen. Somit kann ein hohes Kariesrisiko trotz „Kariesfreiheit“ laut dmft-Beurteilung vorliegen. Daraus kann ein falscher Therapiebedarf abgeleitet werden [Walter & Böning 1999], sodass nötige Präventionsmaßnahmen in diesen Fällen nicht greifen [Gülzow 2003]. In der vorliegenden Arbeit wurden daher auch bei der Beurteilung der Nuckelflaschenkaries die Initialläsionen berücksichtigt. 5.2. Ergebnisse Die frühkindliche Karies stellt ein sehr großes Problem in der Mundgesundheit von Kleinkindern dar [DAJ 2010, Robke & Buitkamp 2002]. Bei der vorliegenden Untersuchung wiesen in beiden Städten bereits 3% der Kleinkinder eine frühkindliche Karies mit entsprechenden Zahndefekten 55 5. Diskussion auf. Bei weiteren 10% waren Initialläsionen zu finden, was bei fehlender Intervention ebenfalls zu Kavitäten führen kann. Die Prävalenz entspricht damit Studien aus anderen deutschen Regionen von 7,8% [Nies et al. 2008] über 11% [Baden & Schiffner 2008] bis zu 13,6% [Robke & Buitkamp 2002]. Die in dieser Studie fehlende Korrelation zwischen dem BMI und der Nuckelflaschenkaries entspricht den Ergebnissen von Acs et al. [1999], welche in der Altersgruppe zwischen 0 und 5 Jahren zeigten, dass sich erst ab einem Alter von 3 Jahren ein Untergewicht der Kinder mit Nuckelflaschenkaries entwickelt. In beiden untersuchten Städten zeigte sich zum Teil mangelhaftes Wissen in Bezug auf die Zahngesundheit der Kleinkinder, die zu Fehlern bei der Zahnpflege und Ernährung führten. Da Kleinkinder noch nicht über ihre eigene Zahnpflege entscheiden bzw. diese durchführen können [Bartsch 1992], reichen gruppenprophylaktische Maßnahmen allein nicht aus, kariöse Läsionen zu verhindern. Hier spielen die Ansichten und das Verhalten der Eltern eine entscheidende Rolle [Städtler & Thumeyer 2008, Yasin-Harnekar 1988]. Gesundheitliche Ansichten und ein entsprechendes Verhalten lernen Kleinkinder direkt von ihren Eltern [Barkowski et al. 1996]. Bereits bekannte Risikofaktoren stellen ein niedriger Sozialstatus sowie ein Migrationshintergrund dar [Winter & Schneller 2010, Momeni et al. 2007, Robke & Buitkamp 2002]. In dieser Studie konnten nun zusätzlich Ansichten und Meinungen herausgearbeitet werden, welche einen Indikator für ein hohes Kariesrisiko darstellen. Das Zähneputzen als wichtige Variable bei der Kariesprävention ist in vielen Familien bereits ein festes Ritual und wird in den meisten Fällen auch richtig und ausreichend durchgeführt. Etwa 80% der befragten Eltern putzen zweimal täglich mit ihrem Kind die Zähne. Ähnliche Werte von über 80% konnten auch Winter & Schneller [2010] in einer Befragung von Erziehungsberechtigten von Erstklässlern ermitteln. Sowohl die Eltern von Kindern mit erhöhtem Kariesrisiko als auch den Kindern mit einem naturgesunden Gebiss achteten darauf, zweimal täglich die Zähne zu putzen. 56 5. Diskussion Über 50% der befragten Eltern putzten gemäß den Empfehlungen der DGZMK [(b) 2007] ab dem ersten Zahn gemeinsam mit den Kindern, besonders abends, die Zähne. Auch hier ermittelten Winter & Schneller [2010] ähnliche Werte, wobei Eltern mit Migrationshintergrund deutlich später mit dem Zähneputzen begannen (im Alter von 30,5 Monaten). In dieser vorliegenden Studie zeigte sich in beiden Städten ein erstaunlicher Prozentsatz von 16% der Eltern, welche erst im Alter von 1-2 Jahren (also zu spät) mit dem Zähneputzen begannen. In einer Studie von Pieper et al. [2011] wiesen die Kinder, deren Zähne bereits im ersten Lebensjahr geputzt wurden, im Alter von 5-7Jahre einen deutlich besseren Zahnstatus auf als Kinder, deren Eltern erst nach dem 1. Geburtstag mit dem Zähneputzen begonnen hatten. Eine offensichtliche Unsicherheit, die auch in den Gesprächen deutlich wurde, herrschte bei der wichtigsten Säule der Prävention, den Fluoriden. Eine mögliche Ursache liegt darin, dass zwar unter den Zahnärzten eine klare Positionierung bezüglich fluoridhaltiger Kinderzahnpaste besteht [DGZMK (a) 2007], bei den Kinderärzten dagegen widersprüchliche Angaben gemacht werden [Buske et al. 2009]. Während die Zahnärzte auch in der Routine mehrheitlich Fluoridzahnpasta empfehlen, verschreiben Kinderärzte häufig noch das Kombinationspräparat aus Vitamin D mit Fluorid und lehnen fluoridhaltige Zahnpasten ab [Treuner et al. 2010, Lewis et al. 2000]. Besonders in den niedrigeren sozialen Schichten sowie Migrationsfamilien werden dadurch Fluoride zu selten verwendet. Das mangelhafte Wissen über Fluoride und dessen Anwendung zeigte sich auch in einer Studie von Winter & Schneller [2010]. Sie stellten in ihrer Befragung fest, dass in der Mittelschicht bzw. Unterschicht nur zu 40% fluoridhaltige Zahnpasta und zu 30% fluoridiertes Speisesalz verwendet werden. 27,3% der Kinder aus Migrationsfamilien bekamen laut Angaben der Eltern gar keine Fluoride [Winter & Schneller 2010]. Die Risikogruppenanalyse zur frühkindlichen Karies zeigte bezüglich des Bildungsabschlusses der Mutter entgegen anderer Studien [Spanier et al. 2010, Winter & Schneller 2010, Nies et al. 2008, Schenk & Knopf 2007] 57 5. Diskussion in Schwedt einen erheblichen Anteil an Nuckelflaschenkaries bei Kindern mit studierten Müttern. Im Vergleich der beiden Städte zeigten sich im Bereich „Wissen und Verhalten“ nur wenige Unterschiede. Die Prävalenz von manifester, frühkindlicher Karies (ECC 2) ist in beiden Städten nahezu identisch. Lediglich Initialläsionen (ECC 1) lassen sich in Schwedt (10,2%) etwas häufiger finden als in Greifswald (8,8%). Signifikante, statistische Unterschiede konnten dagegen beim Besuch des Zahnarztes festgestellt werden. In Greifswald waren die Kinder wesentlich früher einem Zahnarzt vorgestellt worden als in Schwedt. In der Industriestadt stellten die Eltern ihr Kind häufig erst im Alter von 3 Jahren vor. Viele Eltern gaben im Gespräch an, dass sie diesen Zeitpunkt von ihrem Zahnarzt empfohlen bekommen hatten, was aber zur Prävention der frühkindlichen Karies viel zu spät ist. Einige Kinder wiesen bereits im Alter von 2 Jahren einen dmft von bis zu 6 auf. Andere Studien zeigten ebenfalls, dass im Alter von 3 Jahren bereits 4% bis 32% der Kinder an der frühkindlichen Karies erkrankt sind [Kneist & Borutta 2005, Robke & Buitkamp 2002]. In Studien, welche den Migra- tionshintergrund der Kinder berücksichtigen, zeigte sich, dass häufig Immigranten, wie beispielsweise türkische Familien den Zahnarzt wesentlich seltener und später aufsuchten als deutsche Familien [Adair 2004, van Steenkiste 2003]. Weiterhin waren es vor allem Kinder aus niedrigeren sozialen Schichten, welche erst ab dem 3. Lebensjahr einem Zahnarzt vorgestellt wurden [Pieper et al. 2011]. Der zahnärztliche Kinderpass ist in Greifswald deutlich stärker verbreitet als in Schwedt. Dennoch sind auch in Kombination mit den früheren Zahnarztbesuchen die durchschnittlichen Karieswerte hier nicht niedriger. Während bei der Karies im permanenten Gebiss der Ernährung eine geringere Bedeutung bei der Prävention der Karies beigemessen wird [Kay & Locker 1996], hat sie bei der frühkindlichen Karies aufgrund des Zusammenhanges mit der Nuckelflasche einen sehr großen Einfluss. Gerade in diesem Bereich zeigten sich immer noch gravierende Wissenslücken und ein daraus resultierendes Fehlverhalten. Ein hoher Anteil der Eltern gab den Kindern zu lange und mit kariogenen Getränken gefüllte 58 5. Diskussion Nuckelflaschen. Viele Eltern konzentrierten sich eher auf die Gesamtzuckermenge, während die Häufigkeit nicht beachtet wurde. Im Gespräch wurden auch Wissenslücken bezüglich „guter“ Zucker wie Kandiszucker oder Traubenzucker festgestellt. Hier waren die Eltern in Greifswald besser aufgeklärt und stimmten beispielsweise der Aussage „Wir können die Zähne unseres Kindes schützen, indem wir zuckerhaltiges Essen und Trinken reduzieren.“ statistisch signifikant häufiger zu, während die Eltern in der Industriestadt die Bedeutung der Ernährung eher unterschätzten. Dort waren sowohl das Essen im Bett als auch die Nuckelflasche während der Nacht signifikant häufiger vertreten als in Greifswald. In der Hansestadt bekamen 49,6% der Kinder kariogene Getränke mit der Nuckelflasche und in Schwedt sogar 68,4%. In einer deutschen Studie von Buske et al. [2009] stieg die Häufigkeit von 35,1% im Jahr 2004 auf 46,2% im Jahr 2007 an. Noch deutlicher zeigte sich der Anstieg der kariogenen Getränke während der Nacht: 38,1% im Jahr 2004 und sogar 64,3% im Jahr 2007 (p<0,01) [Buske 2009]. Im Rahmen der Regressionsanalyse stellten sich letztendlich die Gabe von gesüßtem Tee mit der Nuckelflasche sowie das Vorhandensein von Plaque als stärkste Risikofaktoren bei der Ausbildung einer frühkindlichen Karies heraus. Das Risiko für Kinder in dieser Studie, welche gesüßten Tee tranken, lag etwa 6,5 mal höher als bei Kindern die andere Getränke bekamen. Konnten bei den Kindern Beläge an den Zähnen dokumentiert werden, wiesen die Kinder ein 4,6 fach höheres Risiko für eine Nuckelflaschenkaries auf. Auch Pieper et al. [2011] konnte ein 2,16 fach höheres Risiko für eine Nuckelflaschenkaries für Kinder, die über dem achten Lebensmonat noch die Flasche in der Nacht bekamen, feststellen. Weiterhin wurden auch elterliche Ansichten und Verhaltensweisen herausgearbeitet, welche in einem deutlichen Zusammenhang mit der frühkindlichen Karies stehen. Gaben die Eltern an, nicht die geputzten Zähne des Kindes zu überprüfen, wies das Kind deutlich häufiger eine frühkindliche Karies auf. Von über 18 Meinungsaussagen, zu denen die Eltern Stellung nehmen sollten, erwiesen sich zwei Aussagen als deutliche Indikatoren für eine Nuckelflaschenkaries. Lehnten die Eltern die Aussage „Nach59 5. Diskussion dem sich das Kind die Zähne geputzt hat, putzen wir immer nach.“ ab, hatten die Kinder ein 4,3 fach höheres Risiko eine Nuckelflaschenkaries zu entwickeln. Auch eine negative Bewertung der Aussage „Das Zähneputzen meines Kindes ist Teil der täglichen Körperpflege.“ stellte einen deutlichen Hinweis auf eine Nuckelflaschenkaries dar - das Risiko war hier 4,6 fach erhöht. Diese Angaben können also ein Hilfsmittel im Praxisalltag sein. Der Zahnarzt kann demzufolge neben der Beurteilung der klinischen Parameter mittels einer kurzen Befragung der Eltern zu den genannten Aussagen eine schnelle Einschätzung des Kariesrisikos vornehmen. Die vorliegende Arbeit macht deutlich, dass bei der Prävention der frühkindlichen Karies sowohl in der Universitätsstadt als auch in der Industriestadt noch erheblicher Handlungsbedarf besteht. Zum Einen konnte auch bei Kleinkindern von Akademikern schon Karies diagnostiziert werden, so dass es bei allen Bildungsschichten noch ein Wissens- und Verhaltensdefizit bezüglich der Kariesprävention bei Kleinkindern gibt. Zum Anderen erfasst die etablierte Gruppen- und Individualprophylaxe die 0-3 jährigen noch nicht hinreichend. Strukturelle Veränderungen mit einer Verschiebung der Altersgrenzen nach unten scheinen somit dringend notwendig. Während gruppenprophylaktische Maßnahmen bei Kindern in höherem Alter bereits zu einer deutlichen Kariesreduktion führten, ist es für die Prävention von frühkindlicher Karies insbesondere der Nuckelflaschenkaries von äußerster Bedeutung, die Eltern noch frühzeitiger und gezielter aufzuklären [Pommer 2005, Schwartz 2001]. Die Verbesserung der Präventionsmaßnahmen scheint auf mehreren Ebenen notwendig [Städtler & Thumeyer 2008]. Dabei ist es wichtig, nicht nur dem Kind präventive Maßnahmen zukommen zu lassen, sondern verstärkt dem umgebenden Netzwerk, in welchem sich das Kind befindet. Gesundheitsfördernde Verhaltensweisen können nicht von außen etabliert werden, solange nicht auch das familiäre Umfeld dahingehend sensibilisiert ist [Zimmer et al. 2001, Ratka-Krüger et al. 1995]. Einen ersten, wichtigen Ansatzpunkt bieten aufsuchende Prophylaxeprogramme in den Kinderkrippen [Weiß 2007]. Die Eltern zeigten sich in dieser 60 5. Diskussion Studie während der Gespräche sehr interessiert und ließen sich abschließend gern beraten. Für eine effektivere Prävention der Nuckelflaschenkaries sollte somit die Untersuchungspflicht des ÖGD auf das Krippenalter gesenkt und mit einem Aufklärungsgespräch der Eltern verbunden werden. Eine weitere Maßnahme stellt der Ausbau des Gesundheitsbewusstseins des Betreuungspersonals der Kindergärten bzw. -krippen sowie der Tagesmütter dar [Städtler & Thumeyer 2008, BZÄK 2000]. Diese fungieren einerseits als Multiplikatoren, andererseits haben Sie während der Betreuung des Kindes aktiv Einfluss auf ein zahngesundes Verhalten. Von den 87% der Kindergärten, welche zum Zeitpunkt der Untersuchung mit den Kindern in der Einrichtung Zähne putzten, überlegten bereits 7% das Zähneputzen wieder aufzugeben. Als Gründe gaben die Leiterinnen in erster Linie an, zu wenig Personal für zu viele Kinder zur Verfügung zu haben, sodass die Kinder beim Zähneputzen nicht adäquat beaufsichtigt werden könnten. Deshalb begannen die Kinder in den Einrichtungen häufig auch erst ab dem 2. Lebensjahr mit dem Zähneputzen. In diesem Alter können die Kinder bereits einfache Putzbewegungen ausführen und sind somit leichter während der Zahnpflege zu beaufsichtigen. Ein frühes, gemeinsames Zähneputzen im Kindergarten ist jedoch von äußerster Bedeutung und dient in mehrfacher Hinsicht der Kariesprävention [Pieper & Jablonski-Momeni 2008]. Zunächst fördert das tägliche Zähneputzen die Chancengleichheit. Kinder, die über mehrere Jahre das tägliche Zähneputzen im Kindergarten praktiziert haben, führen dies auch häufiger zu Hause weiter, auch wenn dies durch die Familie nicht gefördert wird [Pieper et al. 2011]. Im Kindergarten kann das Bewusstsein für ein gesundes Körpergefühl geprägt und Rituale ausgebildet werden [LAGH 2007]. Das gemeinsame Zähneputzen im Kindergarten kann als positiver Verstärker dienen, wenn die Kinder das Zähneputzen als spielerische Tätigkeit ansehen und gleichzeitig im Rahmen einer Gruppendynamik ein Wettbewerbsverhalten entsteht [LAGH 2007, Künkel 2000, Makuch 2000]. Weiterhin ist das tägliche Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta eine kontinuierliche Fluoridapplikation, die zur Prävention von Defekten beitra61 5. Diskussion gen. Borutta et al. [2006] schlagen weiterhin vor, neben dem täglichen Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta zusätzliche Fluoridapplikationen mit Lacken bei kariesaktiven Kindern vorzunehmen. Wie in der Kindergartenbefragung deutlich wurde, sind es jedoch häufig besonders Kindergärten in den sozialen Brennpunkten der entsprechenden Städte, die das Zähneputzen nicht durchführen oder abschaffen möchten. Hier sollten permanente Schulungen des Kindergartenpersonals erfolgen, bei denen die Notwendigkeit, Bedeutung und Effektivität des gemeinsamen Zähneputzens im Kindergarten herausgestellt werden. Ein weiterer Faktor, welcher personalunabhängig und somit einfacher zu beeinflussen ist, stellen die an die Kinder ausgegebenen Getränke dar. In nahezu jedem vierten Kindergarten bekamen die Kinder als Durstlöscher kariogene Getränke. In erster Linie war dies gesüßter Tee, welcher bevorzugt auch von den Eltern an die Kinder mit der Nuckelflasche gegeben wurde. Er zeigte somit auch in der Regressionsanalyse den deutlichsten Zusammenhang zum Auftreten der Nuckelflaschenkaries. Die Umstellung im Kindergarten auf nicht kariogene Getränke sollte somit konsequent verfolgt werden. Auch hier sind Aufklärungsprogramme für Erzieherinnen und den Leiterinnen der Kindergärten sehr sinnvoll. Die Ausgabe von Süßigkeiten in den Kindergärten konnte nicht eindeutig nachvollzogen werden, da die Erzieherinnen nach eigenem Ermessen Naschwerk, welches zu besonderen Anlässen wie Geburtstagen und anderen Festen mitgebracht wurde, an die Kinder verteilten. Hier ist ein ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein hinsichtlich zahnmedizinischer Aspekte von äußerster Bedeutung. Aussagen der Leiterinnen wie „Naschen ist auch Glückshormon“ sind somit kritisch zu beurteilen. Besonders positiv hervorzuheben ist ein Kindergarten in Schwedt, welcher sich unter zahnmedizinischen Aspekten äußerst vorbildlich verhält. Das Zähneputzen im Kindergarten erfolgt ab dem ersten Zahn einmal täglich. Zur Vermeidung eines übermäßigen Süßigkeitenkonsums erhalten die Eltern Informationsbögen, auf denen Alternativen zu Süßigkeiten als kleine Überraschung für einen Geburtstag angeboten werden (siehe Anlage). Sollten die Kinder dennoch Süßigkeiten zwischen den Mahlzeiten erhalten, putzen die Kinder sich anschließend gemeinschaftlich die Zähne. 62 5. Diskussion Ein zahngesundes Verhalten in den Kindergärten ist somit eindeutig realisierbar. Die Umfrage zeigte jedoch, dass viele Kindergärten diesem Thema noch viel zu wenig Bedeutung beimessen und somit sinnvolle und effektive gruppenprophylaktische Maßnahmen im Kindergarten nicht durchgeführt werden. Eine gezielte Aufklärung der Erzieherinnen und insbesondere der Leiterinnen der Kindergärten kann hier zu einer wesentlichen Verbesserung führen. Die Chancengleichheit für die Kinder, welche einen Kindergarten besuchen, könnte somit deutlich verbessert werden. Letztendlich ist jedoch noch zu bedenken, dass gerade Kinder aus Risikofamilien in der Regel keinen Krippenplatz erhalten und auch die bestehende ambulante Versorgung in der Regel nicht in Anspruch nehmen. Diese Kinder erhalten erst ab dem 4. Lebensjahr einen Kindergartenplatz - für die Prävention der Nuckelflaschenkaries ist dies bereits zu spät. Gerade für diese Familien ist jedoch eine frühe Prävention von äußerster Bedeutung. Freiwillige Teilnahmen bei angebotenen Informationsveranstaltungen nehmen diese Familien nur wenig an. Hier wären Programme mit Familienhebammen, die auch die Mundgesundheit einschließen, sinnvoll [Dierks et al. 2001]. Bereits in der Studie von Buske et al. [2009] zeigte sich, dass Eltern, deren Kinder in einer Kinderkrippe betreut wurden, zahnärztliche Empfehlungen häufiger umsetzen als häuslich betreute Kinder. Die zahnärztliche Betreuung in den Einrichtungen zeigt somit bereits eine deutliche Wirkung, während die Prävention für Kinder, welche in häuslicher Umgebung betreut werden, noch nicht ausreicht. Weiterhin stellten verschiedenste Untersuchungen heraus, dass besonders Programme, welche einen Besuch der Eltern in ihrer gewohnten Umgebung vornahmen, einen deutlicheren Effekt in der Prävention von frühkindlicher Karies erzielten als vergleichbare Studien, bei denen die Eltern von einem Kinderarzt bzw. Zahnarzt in der Praxis aufgeklärt wurden [Strippel 2010, Feldens et al. 2008, Kowash et al. 2000]. Einen zusätzlichen Faktor stellt das praktische Üben gemeinsam mit den Eltern dar. Bereits 1990 stellten Berkling und Krasemann fest, dass eine rein theoretische Risikoaufklärung allein nicht ausreicht, sondern dass die Eltern mittels praktischer Übungen 63 5. Diskussion instruiert werden müssen, um eine langfristige Verhaltensänderung zu erzielen [Dierks et al. 2001, Berkling & Krasemann 1990]. Wichtig ist jedoch in jedem Fall entsprechend geschultes Personal [Pommer 2002, Lewis et al. 2000] und einheitliche Empfehlungen an die Eltern, insbesondere bezüglich der Verwendung von Fluoriden [Treuner et al. 2010] und der richtigen Ernährung, die auch die Kariogenität von Fruchtsäften und Schorlen, Fertigtees sowie Wellnesswasser thematisiert. Zu den Multiplikatoren, welche entsprechende Schulungen benötigen, zählen Tagesmütter, Erzieherinnen, Krankenschwestern, Hebammen sowie Familienhebammen, Leiterinnen von Säuglings- und Mutter-KindKursen sowie auch Kinderärzte und Frauenärzte. Nach Angaben der Eltern haben diese ihr Wissen über die Zahngesundheit an erster Stelle vom Zahnarzt. Auf Platz zwei nannten die Eltern Presse und Fernsehen, an dritter Stelle standen die Kinderärzte sowie Mutter-Kind-Kreise [Hoffmann 2006]. Ein Pilotprojekt zur Betreuung von unter 3 jährigen stellten 2008 Städtler und Thumeyer vor. Ihr Projekt umfasste sowohl Zahnärzte, Erzieherinnen der Krippen, Leiterinnen von Spielgruppen und Säuglingskursen sowie Jugendämter und Tagesmütter und stellte die Bedeutung der vielschichtigen Prophylaxebemühungen heraus. Pommer [2005] stellte weiterhin heraus, dass je mehr die Prophylaxemaßnahmen verbessert werden, eine immer gezieltere Prävention notwendig ist, um die richtigen Kinder zu erreichen. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass Fehlverhalten im Bereich der Zahnpflege und gesunder Ernährung nach wie vor auf deutlichen Wissensdefiziten beruhen. Besonders bei den Themen Ernährung sowie Bedeutung und Zusammenhänge der Nuckelflaschenkaries wiesen die Eltern häufig Wissenslücken auf. Daher sind weiterhin Aufklärungsprogramme von äußerster Bedeutung, welche möglichst breitflächig angelegt sein sollten. Die Summe aus vielen präventiven Bemühungen und großflächiger, breit gestreuter Aufklärungskampagnen von Ärzten, Betreuungspersonal in den verschiedensten Einrichtung bis hin zu den Eltern 64 5. Diskussion der Kinder kann zum Erfolg führen, langfristig die Ausprägungen der immer noch viel zu häufig vorkommenden Nuckelflaschenkaries einzudämmen und letzten Endes sogar zu verhindern. 65 6. Zusammenfassung 6. Zusammenfassung Die Nuckelflaschenkaries als besondere Form der frühkindlichen Karies stellt immer noch ein ungelöstes Problem in der Kariesprävention im Milchzahngebiss dar. Mit zum Teil steigender Prävalenz sind besonders Kinder aus sozial schwachen Familien betroffen. Um zielgerichtete Präventionsmaßnahmen entwickeln zu können, ist es notwendig die Risikofaktoren zu kennen. Ziel dieser Arbeit war es daher, 1. epidemiologische Daten zum Vorkommen von frühkindlicher Karies und insbesondere der Nuckelflaschenkaries und dem Mundhygienestatus zu erheben, 2. mit Hilfe eines Fragebogens die Überzeugungen, Kompetenzen und Umsetzung der Mundhygiene sowie den sozialen Status der Eltern zu ermitteln und 3. diese Daten hinsichtlich festzustellender Korrelationen zu untersuchen und dabei zwei unterschiedlich strukturierte Städte (Universitätsstadt und Industriestadt) zu vergleichen. Insgesamt wurden 235 Kinder in einem Alter von 5-52 Monaten zum Einen in Greifswald (ø 28,04±7,47 Mon.; 137 Kinder) und zum Anderen in Schwedt (27,5±8,4 Mon.; 97 Kinder; p=0,24) zahnmedizinisch untersucht (NFK, dmft, mod. QH-Index, Gingiva Beurteilung). Zuvor wurden die Eltern mittels eines Fragebogens zu Ansichten und Überzeugungen zur Mundgesundheit, sowie zur Umsetzung von Zahnpflegemaßnahmen und dem Inanspruchnahmeverhalten von präventiven Leistungen befragt. Während die beiden untersuchten Städte in ihrer Sozial- und Wirtschaftsstruktur einige Unterschiede aufwiesen (höherer Akademikeranteil in Greifswald, Arbeitslosenzahl in Greifswald höher, unterschiedlich geprägter Gesundheitsdienst), zeigten sich hinsichtlich der zahnmedizinischen Parameter sowie in der Auswertung der Fragebögen nur wenige statistisch signifikante Unterschiede. In beiden Städten wiesen jeweils 3% 66 6. Zusammenfassung der Kleinkinder eine frühkindliche Karies mit Defekten auf, 10% hatten bereits Initialläsionen (p=0,91). Bei der Auswertung der Fragebögen zeigte sich, dass die Zahnpflege als Ritual in den meisten Familien bereits fest integriert ist. Bei der wichtigsten Säule der Kariesprävention, den Fluoriden, deuten die Antworten auf Verwirrung hin. Viele Eltern sind hinsichtlich der Bedeutung und Anwendung der Fluorid-Nutzung unsicher. Eine wichtige Rolle in der Prävention der Nuckelflaschenkaries spielt die Ernährung, insbesondere der Inhalt der jeweiligen Nuckelflasche. Hier wiesen die Eltern noch gravierende Wissenslücken auf und achteten eher auf die angebotene Gesamtzuckermenge anstatt der Zahl der Zuckerimpulse eine Bedeutung beizumessen. Zwar ließen sich keine statistisch signifikanten Unterschiede im Vergleich der beiden Städte herausstellen, dennoch zeigte sich eine positive Tendenz sowohl bei der Auswertung der zahnmedizinischen Parameter als auch bei der Auswertung der Fragebögen hinsichtlich der Universitätsstadt. Nichtsdestoweniger ist erkennbar, dass es auch in der im Bereich der Gruppenprophylaxe bereits sehr engagierten Universitätsstadt notwendig ist, die Bemühung im Krippenalter weiter auszubauen. In beiden Städten wurde ein dringender Handlungsbedarf bei der Prävention der frühkindlichen Karies bereits im Alter der Krippenkinder deutlich. Viele Eltern sind noch immer nicht ausreichend über das Krankheitsbild der frühkindlichen Karies und dessen Prävention aufgeklärt. Aufsuchende Aufklärungsprogramme sind dabei auf mehreren Ebenen von äußerster Bedeutung: für Eltern von Kleinkindern, z.T. im Rahmen von Familienhebammen-Projekten, für Kinderärzte und für Erzieherinnen und Kindergarten-Leiterinnen. Gerade hinsichtlich gruppenprophylaktischer Maßnahmen im Kindergarten zeigten sich gravierende Defizite, welche es in Zukunft ebenso zu schließen gibt wie die frühzeitige Betreuung von Kindern aus Risikofamilien noch vor dem Eintritt ins Kindergartenalter. 67 7. Literaturverzeichnis 7. Literaturverzeichnis 1. Aaltonen AS, Tenovuo J. Association between mother-infant salivary contacts and caries resistance in children: a cohort study. Pediatr dent 1994, 16: 110-116 2. Acs G, Shulman R, Wai Ng M, Chussid S. The effect of dental rehabilitation on the body weight of children with early childhood caries. 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Kinderladen St. Joseph Lütt Matten St. Marien Zwergenland Kita Makarenko Marschak (Lutherstr. 8, 17489 Greifswald) (Bahnhofsstr. 13, 17489 Greifswald) (Kapaunenstr. 24, 17489 Greifswald) (Rudolf-Breitscheid-Str. 32, 17489 Greifswald) (Usedomer Weg 1, 17493 Greifswald) (Makarenkostr. 12, 17491Greifswald) (Ernst-Thälmann-Ring 30, 17491 Greifswald) 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. Rosengarten Lilo Hermann Arche Noah Am Grünland Weg ins Leben R. Petershagen Sonnenschein Christuskirche Friedr. Wolf TM1 = Tagesmutter TM2 = Tagesmutter TM3 = Tagesmutter TM4 = Tagesmutter (Hans-Beimler-Str. 39, 17491 Greifswald) (Hans-Beimler-Str. 39, 17491 Greifswald) (Bugenhagenstr. 1-3, 17489 Greifswald) (Am Grünland, 17491 Greifswald) (Schillstr. 3, 17489 Greifswald) (Domstr. 1-5, 17489 Greifswald) (Makarenkostr. 8, 17491 Greifswald) (An der Christuskirche 4, 17491 Greifswald) (Lise-Meitner-Str. 11, 17491 Greifswald) (Burgstr. 23, 17489 Greifswald) (Marienstr. 27b, 17489 Greifswald) (Steinbeckerstr. 7, 17489 Greifswald) (Loitzer Landstr. 60g, 17489 Greifswald) Schwedt 24. 25. 26. Regenbogen Rappelkiste Naturkindergarten (Clara-Zetkin-Straße 26, 16303 Schwedt) (Kastanienallee 29, 16303 Schwedt) (Hans-Beimler-Str. 1-5, 16303 Schwedt) 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. Oderspatzen Friedr. Fröbel Weg ins Leben Kinderarche HC Andersen Schnatterenten Kinderwelt Uckis Spatzenhaus (Berliner Str. 81a, 16303 Schwedt) (Justus-von-Liebig-Str. 1a, 16303 Schwedt) (Hans-Eisler-Weg 3, 16303 Schwedt/Oder) (Uckermärkische Str. 15, 16303 Schwedt) (Ehm-Welk-Str. 19, 16303 Schwedt) (Lindenplatz 6, 16303 Schwedt/Oder) (Straße der Jugend 9-10, 16303 Schwedt) (Friedrich-Wöhler-Str. 1a, 16303 Schwedt) 85 8. Anhang 8.2. Fragebogen 8.2.1. Fragebogen zur Elternbefragung Einrichtung: I. Allgemeine Fragen : 1. Vorname des Kindes: 2. Nachname des Kindes: 3. Geburtstag des Kindes: □ männlich 4. Geschlecht des Kindes: 5. Gewicht des Kindes: □ weiblich Größe des Kindes: 6. Wie ist ihr Familienstand? □ verheiratet □ ledig/alleinstehend □ in Lebensgemeinschaft lebend (Elternteil + Partner) □ geschieden □ getrennt lebend □ eheähnliche Gemeinschaft (beide Elternteile) 7. Sind Sie berufstätig? 8. Wie alt sind Sie? □ Ja □ Nein ……Jahre 9. Wie viele Kinder leben in Ihrem Haushalt? …… Kind/Kinder 10. Mit wem lebt das Kind zusammen? □ Mutter □ Vater □ Mutter und Vater □ Großeltern des Kindes □ andere Personen und zwar ________________________________ 11. Wer betreut tagsüber das Kind? □ Mutter □ Vater □ Großeltern □ Krippenerzieher □ Tagesmutter □ andere, und zwar … 12. Welchen Bildungsabschluss hat die Mutter? □ Hauptschule □ Realschule □ Gymnasium □ Lehre □ Studium □ Andere:________________ 13. Welchen Bildungsabschluss hat der Vater? □ Hauptschule □ Realschule □ Gymnasium □ Lehre □ Studium □ Andere: ________________ 86 8. Anhang II. Fragen zu Ihrem Kind : 1. Haben Sie für Ihr Kind einen zahnärztlichen Kinderpass? □ Ja □ Nein □ Ja □ Nein 2. Wurde Ihr Kind schon von einem Zahnarzt untersucht? 2. a) Wenn ja, wann war das erste Mal? □ unter 6 Monaten □ 6- 12 Monate □ 12- 24 Monate □ 24- 30 Monate 2. b) Wenn Nein, wann ist der erste Besuch geplant? mit ____ Jahren / mit ___ Monaten 3. Hatte Ihr Kind schon Zahnschmerzen außer beim Zahndurchbruch? □ Ja □ Nein Wenn ja, was haben Sie getan? □ Schmerztabletten gegeben □ die Familie gefragt □ zum Zahnarzt gegangen □ zum Arzt gegangen □ einen Beißring gegeben □ gar nichts, denn es wurde von allein besser □ anderes: __________________ III. Das Zähneputzen : 1. Womit reinigt Ihr Kind seine Zähne? □ nur mit Zahnbürste □ Kaugummis □ Wasser □ Zahnbürste mit Kinderzahnpasta □ gar nicht □ anderes und zwar…… 2. Wer putzt die Zähne Ihres Kindes? □ Kind allein □ Eltern allein □ Kind und Eltern □ gar keiner □ jemand anderes, und zwar … 3. Wie alt war Ihr Kind beim allerersten Zähneputzen? □ 6 - 8 Monate □ 8 Monate - 1 Jahr □ 1 - 2 Jahre □ 2 - 3 Jahre □ ja 4. Putzt sich ihr Kind selbst die Zähne? □ nein Wenn Nein: Mit welchem Alter werden Sie ihr Kind selbst putzen lassen? Alter: _____ Jahre Wenn Ihr Kind bereits selbst die Zähne putzt: 1) Ab wann putzte Ihr Kind allein die Zähne? □ unter 1 Jahr □ 1-1½ □ 1 ½ - 2 Jahre Jahre □ 2 - 3 Jahre 2) Kontrollieren Sie hinterher? □ Ja □ Nein □ Manchmal 5. Wann wurde bei Ihrem Kind das erste mal Zahnpasta benutzt? □ unter 1 Jahr □ 1 - 1 ½ Jahre □ 1 ½ - 2 Jahre □ 2 - 3 Jahre □ noch gar nicht (mein Kind bekommt erst mit ________Jahren Zahnpasta) 87 8. Anhang 6. Wann putzen Sie dem Kind/ putzt sich das Kind die Zähne? □ nach dem Aufstehen (vor dem Frühstück) □ nach dem Frühstück □ vor dem Mittag □ nach dem Mittag □ vor dem Abendbrot □ nach dem Abendbrot □ vor dem Schlafen □ Gar nicht □ hat noch keine Zähne 7. Welche Zahnputztechnik benutzt Ihr Kind? □ die Putztechnik, die ich auch benutze □ irgendeine, immer anders □ einfache Schrubbbewegung in irgendeine Richtung □ systematische Schrubbbewegung (Kauflächen, Außen- und Innenflächen) □ es kaut nur auf der Zahnbürste □ es benutzt eine elektrische Zahnbürste □ vom Zahnfleisch zum Zahn (Rot-Weiß-Technik) 8. Welchen Grund gibt es für Sie für einen Zahnarztbesuch mit Ihrem Kind? □ regulär zur Kontrolle □ bei Zahn-/ Zahnfleischproblemen □ zur Behandlung □ um Ratschläge/ Empfehlungen einzuholen □ es gibt keinen Grund 9. Fühlen Sie sich sicher, wenn Sie ihrem Kind die Zähne putzen/ nachputzen? □ ja □ weiß nicht □ nein jeden Tag morgens abends meistens manchmal nie 10. Wie oft erinnern Sie Ihr Kind ans Zähnputzen? 11. Wie überprüfen Sie die geputzten Zähne Ihres Kindes? 12. Wie oft schauen Sie beim Zähneputzen Ihres Kindes zu? 13. Wie oft helfen Sie Ihrem Kind beim Zähneputzen? 14. Wie oft putzen Sie allein bei Ihrem Kind die Zähne? 88 8. Anhang IV. Ernährung : 1. Wurde Ihr Kind hauptsächlich gestillt oder bekommt/bekam es Nahrung aus der Flasche? □ ja, es wurde gestillt/ bekam Nahrung aus der Flasche bis zum Alter von __ Jahren (bitte eintragen) □ ja, es bekommt bis jetzt Nahrung ausschließlich aus der Flasche □ ja, es wurde gestillt, bekam jedoch keine Nahrung aus der Flasche 2. Wenn Ihr Kind eine Flasche bekommt/ bekam, was ist/war in der Flasche? □ Milch □ Milch mit Honig □ Milch mit Geschmack (z.B. Vanille ) □ Muttermilchersatz □ Fruchtsaft □ ungesüßter Tee □ gesüßter Tee □ Wasser □ bekommt keine Flasche □ Andere, und zwar…………… 3. Probieren Sie das Essen ihres Kindes, bevor Sie den Löffel dem Kind geben? □ ja, immer □ ja, meistens □ ja, manchmal □ nein, nie 4. Was trinkt und isst Ihr Kind nach dem Zähneputzen vor dem Schlafen gehen? Essen:……………………………………………………. Trinken:………………………………………………….. 5. Wie oft bekommt Ihr Kind eine Flasche bevor es schläft? □ Jeden Tag □ Meistens □ Manchmal □ Nie 6. Wie oft bekommt Ihr Kind die Flasche während der Nacht? □ Jeden Tag □ Meistens □ Manchmal □ Nie 7. Wie oft isst Ihr Kind nachts im Bett? □ Jede Nacht □ Manchmal □ Meistens □ Nie 8. Welche Getränke werden bei Ihnen gesüßt getrunken? □ Milch □ Wasser □ Tee □ Andere, und zwar……………. 9. Nuckelt Ihr Kind am Daumen/ Schnuller? □ ja, am Daumen □ ja, am Schnuller □ ja, es nuckelt an:_____________ □ nein Wenn Nein: Mit wie vielen Jahren hat ihr Kind aufgehört zu Nuckeln: ___ Jahre 89 8. Anhang immer meistens manchmal nie 10. Wie oft isst Ihr Kind Süßes oder Süßigkeiten? 11. Wie oft nimmt Ihr Kind gesüßte Getränke zu sich (gesüßter Tee, Cola, Fanta, Saft o.ä.)? 12. Wie häufig werden bei Ihnen Obst und Gemüse verzehrt? 13. Es ist oft zu stressig „nein“ zu Süßigkeiten zu sagen. 14. Wenn unser Kind zuckerhaltige Nahrung aufnimmt, wird es Zahnerkrankungen bekommen. 15. Unser Kind bekommt Süßigkeiten mit dem „Zahnmännchen mit Schirm“Symbol. 90 8. Anhang In die folgende Tabelle kreuzen Sie bitte Ihre Auffassung und Erfahrungen zu den einzelnen Punkten an. (Bitte nur ein Kreuz pro Zeile) trifft nicht zu trifft eher nicht zu weder noch trifft eher zu trifft zu 16. Erkrankungen der Milchzähne haben große Folgen für den Gesamtorganismus. 17. Zahnerkrankungen bei Babys und Kleinkindern sind alltäglich und normal. 18. Eine Zahnpasta ohne Fluorid beugt Zahnschäden vor. 19. Unser Kind putzt sich allein die Zähne. 20. Nachdem sich das Kind die Zähne geputzt hat, putzen wir immer nach. 21. Wir können die Zähne unseres Kindes schützen, indem wir zuckerhaltiges Essen und Trinken reduzieren. 22. Wir achten darauf, dass sich unser Kind zweimal täglich die Zähne putzt. 23. Ich habe meist keine Zeit zu überprüfen, ob sich mein Kind die Zähne geputzt hat. 24. Das Zähneputzen meines Kindes ist Teil der täglichen Körperpflege. 25. Wir putzen unserem Kind nach jeder Mahlzeit die Zähne. 26. Wenn unser Kind Fluoridzahnpasta benutzt, beugen wir Zahndefekten vor. 27. Meine Familie und Bekannte finden, dass es wichtig ist, dass ich meinem Kind beim Zähneputzen helfe. 28. Ich weiß nicht, wie sich mein Kind die Zähne putzt. 29. Wenn ich meinem Kind zweimal täglich die Zähne putze, beuge ich Zahndefekten vor. 30. Zahndefekte liegen in unserer Familie. 31. Egal was wir tun, unser Kind hat schlechte Zähne. 32. Die Gesundheit der Milchzähne spielt keine Rolle, da ja noch permanente Zähne nachwachsen. 33. Wir haben eine tägliche Routine im Tagesablauf, in der das Zähneputzen einen festen Platz hat. Vielen Dank für Ihre Hilfe Ihr Kind wird es Ihnen mit einem strahlenden Lächeln danken !!! 91 8. Anhang 8.2.2. Fragebogen zur Kindergartenbefragung Erhebung der „Kindergartenqualität“ Schwedt Greifswald Kindergarten: Erhoben am: Fragen: 1) Ab welchem Alter/ welcher Kindergarten-Gruppe werden bei Ihnen die Zähne geputzt? 2) Wie oft bzw. wann? 3) Mit Zahncreme? Ja Nein 4) Selbstständig oder mit Aufsicht oder Nachputzen/Hilfe? Selbstständig ohne Aufsicht Selbstständig mit Aufsicht Nachputzen Hilfe _______________________ 5) Welche Getränke werden als Durstlöscher (Getränk zwischendurch!) an die Kinder (Krippe!) ausgegeben? 6) Gibt es bei Ihnen Obstpausen bei den 1-3 jährigen? Ja Nein 7) Wie/ wann dürfen die Kinder naschen? Feste Zeiten? Nach Wunsch? Was wird genascht? 92 8. Anhang 8.3. Hinweiszettel vom Kindergarten „Oderspatzen“ Schwedt 93 Eidesstattliche Erklärung Eidesstattliche Erklärung Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Dissertation selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Die Dissertation ist bisher keiner anderen Fakultät und keiner anderen wissenschaftlichen Einrichtung vorgelegt worden. Ich erkläre, dass ich bisher kein Promotionsverfahren erfolglos beendet habe und dass eine Aberkennung eines bereits erworbenen Doktorgrades nicht vorliegt. Dana Stumpf Schwedt, 25. November 2011 94 Danksagung Danksagung An dieser Stelle möchte ich bei allen bedanken, die zum erfolgreichen Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben: Zunächst möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr. Ch. Splieth für das Zurverfügungstellung des Themas sowie für die zahlreichen Anregungen und Hilfestellungen bedanken, die mich häufig meine Ergebnisse einmal unter einem ganz anderen Licht betrachten ließen und somit diese Arbeit deutlich bereichert haben. Ein ganz besonderer Dank gilt Frau Dr. Ch. Berndt, die mir mehrfach half, den roten Faden zwischen großen Stapeln von Ideen und Lektüre wiederzufinden, und mir jederzeit mit Rat und Tat nicht nur in fachspezifischen Dingen zur Seite stand. Für die vielen konstruktiven Beratungen im Bereich Statistik möchte ich allen danken, die ich damit zum Teil mehrere Stunden belagert habe- insbesondere meiner Freundin Carolin Vocke, die mir bei den ersten Schritten mit SPSS eine große Hilfe war. Ich möchte auch meiner gesamten Familie, insbesondere meinen Eltern und meiner Schwester, für die stetige Unterstützung während des Studium und der Erstellung dieser Arbeit danken. Sie haben mir viel Freizeit zur Erstellung der Dissertation eingeräumt, was ich sehr zu schätzen weiß. Abschließend möchte ich meinem Mann Marco für die moralische Unterstützung und seinen liebevollen Ansporn danken. Auch er hat mir nicht nur mehrfach geduldig den Rücken freigehalten, sondern auch mit vielen Ratschlägen, Tipps und Tricks sowohl auf fachlicher als auch technischer Ebene diese Arbeit mit perfektioniert! Danke! 95