Zum Artikel (PDF ca. 0,5MB) - Heilpraktiker Rainer Gugenhan

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Aus der Praxis
Mundgeruch und Darmsanierung
sind viele Therapien (z. B. Komplexhomöopathie, Biochemie nach Schüßler,
Phytotherapie, Hildegard-Medizin) möglich. Bezüglich des Symptoms Mundgeruch wende ich die zwei letztgenannten
Behandlungsmethoden in meiner Praxis
an.
Naturheilkundliche Therapieverfahren u­ nter
Berücksichtigung der Heilkunde nach Hildegard von Bingen
Zur Behandlung von Erkrankungen
im Mund und im Rachenraum haben
sich Mundspülungen und Gurgelanwendungen als geeignet erwiesen. Folgende
Heilkräuter wirken antiphlogistisch, antimikrobiell, antimykotisch oder antiviral:
Mundgeruch (Foetor ex ore) ist ein sehr peinliches Thema sowohl für den Betroffenen selbst als auch für die Menschen, die in direktem Kontakt mit ihm sind. Seine
Lage kann sich so ­zuspitzen, dass er ins soziale Abseits gedrängt wird. Eventuell
versteht der ­Betroffene nicht, warum man mit ihm gar nichts mehr zu tun haben
möchte. Die Ursache für einen solchen Mundgeruch muss geklärt werden.
18   Der Heilpraktiker  12/2013
Erkrankungen der Lunge (z. B. Lungenentzündung, eitrige Bronchitis), Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes
und Stoffwechselentgleisungen (Diabetes Mellitus, Lebererkrankungen) führen
häufig zu Mundgeruch, weil die Ausatmung bei geschlossenem Mund über die
Nase erfolgt. Bei diesen schweren Erkrankungen, bei denen die Ausatmungsluft
über die Nase schon erkennbar ist, ist der
Mund­
geruch zweitrangig, da hier die
Grunderkrankung an erster Stelle steht
und eine sofortige ärztliche Abklärung
oder Klinikeinweisung erforderlich ist.1
Kamille (Matricaria recuita)
• Tee: 2 – 3 TL (1 TL = etwa 1 g) der Kamillenblüten mit 1 Glas heißem Wasser
übergießen und 5 – 10 Minuten ziehen
lassen. Mehrmals tgl. damit spülen oder
gurgeln.
• Tinktur, Extrakt: 20 – 30 Tr. Fluidextrakt
20 Tr. in 1 Glas Wasser geben und damit
mehrmals tgl. gurgeln oder den Mund
spülen.2
Abb. 1: Mundgeruch: Die Suche nach der Ursache
Naturheilkundliche
Therapieverfahren
Vor jeder Behandlung, also auch vor der
Behandlung von Mundgeruch, muss die
spezifische Ursache interdisziplinär (­ unter
Mitwirkung von Zahnarzt, HNO-Arzt, Internist) abgeklärt werden. Schulmedizinische und naturheilkundliche Behandlungsmethoden können sich gut ergänzen.
In der naturheilkundlichen Behandlung
Salbei (Salvia officinalis)
• Tee: 1 – 2 TL (1 TL = etwa 1,3 g) der fein
geschnittenen Droge mit 100 ml kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten
ziehen lassen. Mehrmals tgl. damit gurgeln oder den Mund spülen.
• Tinktur, Extrakt: Tinktur 20 – 40 Tropfen
(1-1,5 g) in ein Glas Wasser geben und
zum Spülen oder Gurgeln verwenden.2
Myrrhenstrauch (Commiphora molmol)
• Tinktur: mit unverdünnter Tinktur 2-3 x
tgl. Schleimhautläsionen betupfen. Zum
Gurgeln oder Spülen 5-10 (max. 60 Tr.) in
ein Glas Wasser geben.2
Isländisch Moos (Cetraria islandic, Lichen islandicus)
• Von der Tinktur 20 – 50 Tropfen in ein
Glas lauwarmes Wasser geben und damit
mehrmals täglich gurgeln oder den
Mund ausspülen.2
Malve (Malva sylvestris)
• 20 – 50 Tropfen Tinktur (Malvae folium/
flos) in 1 Glas lauwarmes Wasser geben
und mehrmals täglich gurgeln oder den
Mund ausspülen.2
Foto: © Tungeskrape_i_rustfritt_stål
Foto: © Amy Walters – 123RF
A
us wissenschaftlichen Studien und
Untersuchungen ist hervorgegangen, dass in 80 – 90 % der Fälle die
Ursache im Hals-­Nasen-Mundbereich zu
suchen ist. Ursächlich für diesen Bereich
können Zahnerkrankungen (z. B. Karies,
Zahnfleischentzündungen, Entzündung
der Mundschleimhaut, Befall durch Pilze
im Mundbereich, schlechte Zahnhygiene)
oder Hals-Nasen-Erkrankungen (z.B. Entzündungen) sein.1
Ernährungsbedingt kann Mundgeruch
durch stark riechende (Käse, Knoblauch,
Zwiebeln, Bärlauch) oder scharf gewürzte
Speisen, alkoholische Getränke (Bier),
Tabakrauch und starken Kaffeekonsum
­
entstehen. Auch bei langen Essenspausen
oder Fastenkuren kann es zu Mundgeruch
kommen.
Bakterielle Fehlbesiedlung (Dysbiose)
im Darm kann ebenfalls Mundgeruch nach
sich ziehen. Eine Darmdysbiose entsteht
durch Verdrängung der individuellen physiologischen Darmflora durch pathogene
Keime. Auch Faktoren wie Stress, Medikamente, Alkohol, Tabakkonsum, Umweltbedingungen und Ernährungsverhalten
können das mikrobiologische Gleichgewicht im Darm verändern.
Kommt es zu einer Störung des Gleichgewichts, zum Beispiel durch Ernährung,
Ab­
führmittel, Antibiotika, Umweltgifte,
oder schwere Allgemeinerkrankungen,
können Hefepilze die normale Flora des
Darms überwuchern. Gifte werden ausgeschieden und über die Darmschleimhaut
aufgenommen. Neben Mundgeruch können weitere ernsthafte gesundheitliche
Beschwerden auftreten.
Aus der Praxis
Außerdem sollte die Zahnhygiene verbessert werden (Zahnbürste, Zahnseide,
Zungenschaber).
Ernährungsbedingtem Mundgeruch
kann man entgegenwirken durch:
•Ä
nderung der Essgewohnheiten: Geruchsintensive Speisen und Getränke
sollten gemieden oder eingeschränkt
werden (z. B. Knoblauch, Bier, Kaffee).
Darunter fällt auch der Tabakkonsum
(Rauchen, Schnupfen).
• a usgiebiges Kauen fester Speisen
•P
rüfung, ob ein spezifisches Lebensoder Genussmittel nicht gut vertragen
oder verstoffwechselt wird.
Foto: © Tungeskrape_i_rustfritt_stål
Auf das Kauen von scharfen Kaugummis und Pfefferminzpastillen sollte man
verzichten. Das überdeckt den Mundgeruch nur eine bestimmte Zeit. Eine Alternative ist Petersilie. Sie enthält viel Chlorophyll (Blattfarbstoff ). Chlorophyll mögen
die Fäulnisbakterien nicht. Einfach am Tag
einige Blättchen frische Petersilie essen.3
Wird eine Darmdysbiose als Ursache
des Mundgeruchs vermutet, ist die Behandlung aufwendiger. Bevor man jedoch
mit der Darmsanierung beginnt, sollte der
Stuhl auf aerobe u. anaerobe Keime – insbesondere Helicobacter pylori, ph-Wert
und Leukozyten untersucht werden. Leukozyten im Stuhl weisen auf entzündliche
Prozesse durch bestimmte Erreger (z. B.
Noro-oder Rotaviren) hin.
Bei Störungen in der Zusammensetzung der Darmflora, bei Verdauungsstörungen und geschädigter Darmflora, zum
Beispiel durch Medikamente, hat sich in
meiner Praxis die Darmsanierung nach
Hildegard von Bingen bewährt. Sie ist eine
einfache und wirkungsvolle Methode.
Darmsanierung nach
Hildegard von Bingen
Die Darmsanierung nach Hildegard von
Bingen setzt sich zusammen aus: Bärwurz-Birnenhonig-Kur, Ernährungsumstellung, mikrobiologische Therapie,
Aderlass nach Hildegard von Bingen.
In meiner Praxis haben sich aber auch
gute Erfolge mit anderen Therapieschemata eingestellt, die nicht aus der Hildegard-Medizin stammen. Sie werden hier
unter den Punkten a) und b) behandelt. Je
nach Befund des Patienten (z. B. Mykosen)
werden diese Therapieschemata eingesetzt. Zuletzt erläutere ich Punkt c) (Therapieschema bei Helicobacter pylori) und
die Aderlass-Therapie, die wiederum zur
Hildegard-Medizin gehören.
I. Bärwurz-Birnen-Honig-Kur
Hildegard schreibt in ihrer Physica: »Das
ist die köstlichste Latwerge und wertvoller
als Gold, weil es die Migräne vertreibt und
die Dämpfigkeit mindert, welche rohe Birnen in der Brust des Menschen verursachen, und alle schlechten Säfte im Menschen vertreibt und des Menschen Darm so
reinigt, wie man einen Topf von seinem
Schimmel reinigt.« 4
Bärwurz-Birnen-Honig
• Zubereitung: 8 Birnen ohne Kerngehäuse
weichkochen, Wasser verwerfen, mit 8 EL
abgeschäumtem Honig (Honig im Wasserbad erhitzen, mit Gabel stark umrühren, Abschaum verwerfen) und dem Bärwurz-Mischpulver (Beispiel für eine
Bärwurzmischung: Bärwurz, Galgantwurzelpulver, Süßholzwurzelpulver und
Pfefferkraut;Bärwurzfertigmischung a. d.
Apotheke/Internet) zu Mus verrühren, in
Gläser abfüllen und kühl stellen.
Abb. 2: Der Zungenreiniger stammt ursprünglich aus dem Ayurveda. Er wurde bereits 1500 v. Chr.
von indischen Ärzten zur Körperpflege empfohlen und ist auch heute noch ein wichtiger Bestandteil
der aryurvedischen Tagesroutine »Dinacharya« (Dina = Tag, Archarya = Meister, auch darin zu
­wissen, wann etwas getan werden muss). Ausschlaggebend für diese Empfehlung war die Entdeckung, dass die Zunge über Nacht – genauso wie der Schweiß oder der Urin – zur Ausscheidung von
Giftstoffen dient.
•A
nwendung als Bärwurz-Birnen-Honigkur: morgens: 1 Msp. bis 1 TL vor dem
Frühstück pur oder auf Dinkelbrot, mittags: 2 Msp. bis 2 TL nach dem Essen,
abends: 3 Msp. bis 3 TL vor dem Schlafen,
Dauer: 6 Wochen4
II. Darmfreundliche Ernährung
Erlaubt und empfohlen:
• Dinkelvollkornproduke (Dinkelvollkorngrieß, Habermus, Nudeln)
• Obst (Äpfel, Quitten, Zitronen, Apfel­
sinen, Birnen)
• Gemüse (Fenchel, Edelkastanien, Bohnen, Sellerie, Rote Bete, Möhren, Kichererbsen, Kürbis, Rettich, Pastinaken,
Mangold)
• Salat (Kopf-, Eisberg-, Feldsalat)
• Biofleisch (Geflügel, Lamm, Ziege, Wild)
• Fisch (Hecht, Saibling, Zander, Kabeljau)
• Eier
• Sauermilchprodukte (Naturjoghurt, Kefir, Buttermilch, Käse, Quark)
• Weinessig, Fette und Öl (Butter, kalt­
gepresstes Sonnenblumenöl, Walnussöl)
• Man kann zum Beispiel zusätzlich einen
EL Weinessig nach dem Abendessen
nehmen, gegebenenfalls in einer Tasse
Fencheltee.5,6
Vermeiden Sie folgende Nahrungsmittel:
• Zucker und Süßwaren (Zucker, Trauben,
Fruchtzucker, Rübenzucker, Schokolade,
süßes Gebäck, Torten, Bonbons, Limonade, süße Weine)
• Weißmehlprodukte (Weißbrot, Brötchen,
Teigwaren, Kuchen, Torten aus Weizenmehl)
• Küchengifte (Erdbeeren, Pfirsiche, Pflaumen, Lauch)
• Rohkost (Frischkornbrei, Müsli, Sprossen, Grünkern oder Keimlinge)5
III. Symbioselenkung und
Darmsanierung
Bei gestörter Darmflora erfolgt gleichzeitig
eine Symbioselenkung mit entsprechenden Darmbakterien wie zum Beipiel:
• Lactobacillus acidophilus (z. B. Acidophilus-Jura N, Pulver zum Einnehmen), 3 x
tgl. zwischen den Mahlzeiten 1 Messlöffel, 3 Monate, je nach Befund des Patienten kombiniert mit
• Escherichia-coli-Stamm (z. B. Mutaflor®
19
Der Heilpraktiker  12/2013    
Aus der Praxis
Die flüchtigen Verbindungen
der Atemluft
Auch wenn das Thema »Mundgeruch«
– obwohl ein seit der Antike bekanntes
Problem – viele Jahre nicht im unmittelbaren
Fokus der Forschung stand, wurden nach
und nach doch etwa 3000 flüchtige Ver­
bindungen in der ausgeatmeten Luft
identifiziert. Dazu zählen Schwefelverbindungen (z. B. Schwefelwasserstoff – H2S,
Methylmercaptane), Stickstoffverbindungen
(z. B. Amine, Diamine, Indol, Skatol), Ketone
(z. B. Aceton) sowie kurzkettige Fettsäuren
(z. B. Essig-, Propion- und Buttersäure).
Diese Stoffe entstehen vor allem durch
­chemische und bakterielle Zersetzung von
organischen Substanzen aus Nahrungs­
resten, Speichel, abgeschilferten Epithel­
zellen etc.
100 N3; Syxyl MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft GmbH), 1 – 4 Tage 1 x
tgl. eine Kapsel, dann 1 x tgl. 2 Kapseln
zum Frühstück. Bei schweren Störungen
kann man die Therapie von 3 auf 6
­Monate verlängern, je nach Befund des
Patienten.4
Milieuregulation
Hirschzungenelexier (Decoct. Scolopendriare cp. H) ist in der Lage, das Milieu des
Darmes zu regulieren. Außerdem stärkt es
die Leber und die Lunge. In der Hildegardischen Zubereitung reinigt es die Organe
von schädlichen Säften, Schleimen sowie
Stoffwechselschlacken und regt deren
Funktion an. Im Originaltext der Hildegard heißt es: »Wer ihn offt isst, dem mindert er die üblen Säfte und bereitet gute Säfte in ihm.«
Hirschzungenelexier besteht vor allem
aus Hirschzungenfarn (Phyllitis scolopendrium) und Zimt (Cinamomum verum),
kann zum Beispiel von Jura Pharm bezogen oder selbst hergestellt werden.
• Rezept zur Selbstherstellung: 6 g Hirschzungenkraut, 100 g Honig, 5 g Langer
Pfeffer, 20 g Zimtrinde, 1 l lieblicher
Weißwein. Das Hirschzungenfarnkraut
wird in Wein gekocht, der Honig hinzugefügt und ein zweites Mal aufgekocht.
Dann mit Pfeffer und Zimt nochmals aufkochen und abfiltern.6,7,8
• Anwendung: 1. Woche: 3 x 1 Likörglas
nach dem Essen, 2. – 8. Woche: je nach
20   Der Heilpraktiker  12/2013
Befund des Patienten, 1 Likörglas vor
und nach dem Essen.5,7,8
Werden durch die Stuhlanalyse Darmpilze (meist Candida albicans, ein Hefepilz und der häufigste Erreger für Pilzerkrankungen) nachgewiesen, gibt es
verschiedene Therapieschemata, um die
Pilze zu bekämpfen. Unter Punkt a) und b)
werden diese beschrieben.
a) Bei Mykosen kann die Darmsanierung
nach folgenden Therapieschemata durchgeführt werden:
1. E
rnährungsumstellung (Antipilz-Diät)
2. P
flanzliche Enzyme
3. Antimykotische Therapie
4. Begleitende mikrobiologische Therapie
1. Ernährungsumstellung (Antipilz-Diät)
Kohlenhydrate, insbesondere Zucker, alle
Früchte, alle Obstsäfte, Süßigkeiten und
Stärkeerzeugnisse wie Kuchen, Weißbrot,
Mehlspeisen sind stark einzuschränken
oder zu meiden. Zu empfehlen sind Gemüse, Salate, Fleisch, Fisch, Eierspeisen
und Milchprodukte. Vollkornbrot nur in
mäßigem Umfang.9
2. Pflanzliche Enzyme
Bevor man mit der antimykotischen Therapie beginnt, wird vor und während der
Therapie das Immunsystem durch Stimulation durch immunologisch wirksame
Stoffe (z. B. Zink-D-Longoral®) gestärkt.
In den letzten Jahren hat die Forschung
in diesem Bereich gezeigt, dass CandidaPilze das sogenannte Escape-Verhalten
aufweisen. Die Sporen der Hefen, die sich
im Darm befinden, siedeln sich innerhalb
eines kranken Makrophagen an. Sie nisten
sich darin ein, bis die Wirkung des Antimykotikums nachlässt. Auf diese Weise
kann sie das Immunsystem nicht mehr
aufspüren. Nun warten sie ab, um später
ihr Versteck zu verlassen und sich wieder
an den Schleimhäuten anzusiedeln. So beginnt die Infektion von Neuem.
Das Escape-Verhalten von Hefepilzen
verursacht einen Schaden, der sich mit
pflanzlichen Enzymen (z. B. regazym plus,
Syxyl MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbH) eindämmen lässt. Durch diese
Mittel verbessert sich die Stabilität der Ma-
krophagen, was eine wiederholte Besiedlung durch Candida albicans verhindert.
• 1. – 42. Tag: pflanzliche Enzyme (z. B. regazym plus = Aspergillus oryzae, Ananas,
Papaya, Feigen, Kiwi, Fruchtpulver, Spirulinaalgen, basische Mineralstoffe), 3 x
täglich 1 Dragee vor dem Essen
• 1. – 42. Tag: Zink (z. B. Zink-D-Longural®),
1 Tablette tgl.10,11
3. Antimykotische Therapie
Für eine antimykotische Therapie hat sich
der Wirkstoff Nystatin bewährt. 1948 wurde er als erstes Antimykotikum aus Streptomyces noursei isoliert. Nystatin lagert
sich in der Zellmembran des Pilzes an,
hebt damit deren Integrität auf und trägt
so dazu bei, dass vermehrt Kaliumionen
aus der Zelle austreten. Dadurch stirbt die
Pilzzelle ab.12
Ich empfehle in meiner Praxis das
Nyastin-haltige Präparat Adiclair® (Ardeypharm GmbH):
• 8. – 14. Tag: Adiclair® Suspension, 3 x tgl.
eine Pipette nach dem Essen
parallel dazu
• 8. – 14. Tag: Adiclair® Tablette, 3 x tgl. 1 Tablette nach dem Essen
danach
• 15. – 26. Tag: Adiclair® Tablette, 3 x tgl. 2
Tabletten nach dem Essen 11
Bei diesem Therapieschema fängt man
mit den pflanzlichen Enzymen und Zink
an (s. Abschnitt Pflanzliche Enzyme). Ab
dem 8. Tag beginnt man mit der antimykotischen Therapie. Die Einnahme von
pflanzlichen Enzymen und Zink läuft
­parallel weiter.11
4. Begleitende mikrobiologische
Therapie
Die Herstellung der physiologischen
Darmflora sollte mit einer Substitutionstherapie zum Beispiel mit ProBio-Cult
(antagonistische Wirkung im Dünndarm)
und Mutaflor® (antagonistische Wirkung
im Dickdarm) erfolgen.
• 15. – 56. Tag: ProBio-Cult (bestehen aus:
Lactobacillus acidophilus, Bifidobacterium lactis, Vit. B12, B1, B2, Vit. D3, Folsäure,
Biotin): 2 x tgl. 2 Kapseln nach dem Essen
später zusätzlich:
• 29. – 56. Tag: Mutaflor® (Escherichia-coli-
Aus der Praxis
b) Bei einer Candida-albicans-Infektion
hat sich auch ein anderer Therapieansatz bewährt:
1. Ernährungsumstellung (Antipilz-Diät)
2. Myrrhe, Kaffeekohle, Kamillenblüten
3. Braunwurz, Walnuss
4. Sauermilchmolke
5. Mariendistel, Kümmelöl, Curcuma13,14
1. Ernährungsumstellung (Antipilz-Diät)
Die Ernährung wird wie schon erwähnt
auf eine möglichst kohlenhydratfreie Kost
umgestellt.
2. Myrrhe, Kaffeekohle, Kamillenblüten
• Myrrhenil Intest® CC (REPHA GmbH Biologische Arzneimittel): 3 x 3 Tabletten
nach dem Essen, die Behandlungsdauer
hängt von dem Befund ab
• Zusammensetzung und Wirkung: Myrrhe:
antiphlogistische, wundheilungsfördernde Wirkung, hemmt das Pilzwachstum
(Candida-Arten); Kaffeekohle: entzündungshemmende, wundheilungsfördernde Wirkung, kann Schad- und Giftstoffe
binden (absorbieren); Kamillenblüten:
krampflösende,
blähungstreibende,
wundheilungsfördernde und entzündungshemmende Effekte
3. Braunwurz, Walnuss
• Itires spag. Peka N. Tropfen 100.0 (Pekana Naturheilmittel GmbH): 3 x 20 Tropfen nach dem Essen, die Behandlungsdauer hängt von dem Befund ab
• Zusammensetzung und Wirkung: Braunwurz und Walnuss: Sie entgiften die toxische Lymphe, insbesondere die Darmlymphe.
4. Sauermilchmolke
• Lactisol® 250.0 (Galactopharm Dr. Sanders GmbH & Co. KG): 3 x 30 Tropfen
nach dem Essen, die Behandlungsdauer
hängt von dem Befund ab
•Z
usammensetzung und Wirkung: milchsäurehaltiges Arzneimittel (= Sauermilchmoke: Infektionen von Schleimhäuten,
Abwehr und Darmmilieu-Änderung
5. Mariendistel, Kümmelöl, Curcuma
• RD 20 Heparchol C (RD-Pharma): 3 x 1 Tablette nach den Mahlzeiten, die Behand-
lungsdauer hängt von dem Befund ab
• Zusammensetzung und Wirkung: Mariendistel: leberzellprotektiv; Kümmelöl:
entblähend, spasmolytisch; Curcuma:
reguliert den Fluss und Produktion der
Galle 13,14
c) Werden durch den Befund Bakterien
im Magen nachgewiesen, gibt es in der
Hildegard-Heilkunde eine Alternative zur
Schulmedizin.
Helicobacter pylori ist ein spiralförmiges
Bakterium, das eine Gastritis hervorufen
kann und für die meisten Magen- und
Zwölffingerdarmgeschwüre verantwortlich
ist. Hier stellt die von Dr. Strehlow5,6 beschriebene Therapie (nach Hildegard) eine
sehr wirksame Alternative zur klassischen
Antibiose dar. Das Therapieschema sieht
folgendermaßen aus:
1. Ernährungsumstellung
2. Fenchel (Galgant- oder Fenchel-Galgant-Tabletten)
3. Natürliches Vitamin C
1. Ernährungsumstellung
Dinkel, Obst und Gemüse, Brokkoli sowie
der richtige Einsatz von Kräutern und
Gewürzen bieten einen natürlichen
­
Schutz vor Infektionen, Viren und Pilzen.
Vermeiden sollte man alle sauren Früchte,
Rohkost, alle gebratenen und in Fett zubereiteten Lebensmittel, Tabak, Alkohol,
Schokolade, stark gewürzte Speisen, Senf
und Paprika sowie Zucker und Zuckerprodukte, insbesondere Softdrinks.6,15
Bei der Ernährungsumstellung zur
Magen-/Darmsanierung bei Helicobacter-pylori-Befall kommt auch ein traditionelles Rezept der Hildegard zum Zuge:
Edelkastaniensuppe mit Engelsüß und
Süßholz. Die Suppe sollte etwa vier bis
sechs Wochen lang ein Teil des Speiseplans sein.
Im Originaltext der Hildegard heißt es:
»Das Süßholz ist von gemässigter Wärme
und bereitet dem Menschen eine klare
Stimme, auf welche Weise es auch immer
gegessen wird, und erweicht seinen Magen
zur Verdauung«. Außer der Verdauungsförderung schreibt Hildegard dem Süßholzwurzelpulver auch eine antidepressive Wirkung zu.16
Zubereitung (Originaltext Hildegard):
Foto: © dtkutoo – 123RF
Stamm), 1 x tgl. 1 Kapsel11
Abb. 3: Helicobacter pylori
»Wer Magenschmerzen hat, koche die
Früchte von 3 – 5 Kastanien (2 – 3 EL Edelkastanienmehl) lange in Wasser (20 Minuten), zerkleinere sie zu Brei und mische
dann in einer Schüssel etwas Dinkelmehl
(3 EL) mit Wasser unter Zugabe von etwas
Süßholzpulver (1 EL) und etwas weniger
Engelsüßpulver (1 EL) und koche daraus
ein Mus und esse es dann, und es wird den
Magen reinigen und ihn warm und kräftig
machen.«6
Auch Engelsüß oder Tüpfelfarn (Polypodium vulgare) enthält ätherische Öle,
Schleim-und Gerbstoffe, Triterpene (z. B.
Polydin, Saponine) und Phloroglucinderivate, die der Pflanze, insbesondere der
Wurzel einen süßen Geschmack und den
Namen verleihen17 und darüber hinaus
eine dem Süßholz ähnliche medizinische
Wirkung haben.
2. Fenchel (Foeniculum vulgare)
Originaltext Hildegard: »Und wie auch immer Fenchel gegessen wird, macht er den
Menschen fröhlich, vermittelt ihm angenehme Wärme (gute Durchblutung). Denn
wer Fenchel täglich nüchtern isst, vermindert den üblen Schleim oder die Fäulnis in
ihm, und er unterdrückt den üblen Geruch
seines Atems.« 18
Fenchel-Galgant-Tabletten
• z.B. Fenchel-Galgant-Tabletten von Jura
Pharm; bestehen aus Fenchelpulver,
Galgantpulver, Hilfsstoffe: Milchzucker,
Cellulose, Talkum, Kieselsäure, ohne
Farbstoffe
• 3 x 2 Tabletten langsam auf der Zunge
zergehen lassen. Dauer: 4 – 6 Wochen je
nach Befund des Patienten
3. Natürliches Vitamin C
• z. B. Cerola Vitamin-C-Taler (Dr. Gran-
21
Der Heilpraktiker  12/2013    
Aus der Praxis
del): 1 x tgl. nach dem Essen. Dauer: 4 – 6
Wochen je nach Befund6
IV. Aderlass nach Hildegard von Bingen
Der Aderlass nach Hildegard von Bingen
ist ein Therapieverfahren zur Entgiftung,
Immunstimulierung und Regulierung der
Körperfunktionen. Es dient im Wesentlichen der Verbesserung des Gesamtstoffwechsels und wirkt bei akuten sowie
­chronischen Erkrankungen entzündungshemmend, schmerzregulierend und hormonregulierend. Der Aderlass ist außerdem angezeigt in folgenden Fällen:
• als Vorsorgemaßnahme
• zur Ausleitung von Schlackenstoffen
• zur Immunstimulation
• für die Regulierung der Körperfunktionen
• zur Entgiftung
• zur Entsäuerung
• gegen akute und chronische Schmerz­
zustände
• bei Stoffwechselstörungen (z. B. Diabetes
mellitus, hoher Harnsäurespiegel/Gicht,
Rheuma)
• bei Hormonregulationsstörungen
• bei Magen- und Darmerkrankungen
• bei Hauterkrankungen (Akne, Neurodermitis, Ekzeme, Psoriasis)
• bei Durchblutungsstörungen (Arteriosklerose)
Bitte beachten Sie: Der Aderlass sollte
nicht bei starker Körperschwäche, zu starker Blutarmut, akuten Infektionskrank­
heiten und Anfällen von akuter Angina
pectoris durchgeführt werden. Hildegard
beschreibt sieben wichtige Faktoren, die
unbedingt zu beachten sind, damit der
Aderlass erfolgreich ist:
1. der richtige Zeitpunkt
2. das Alter
3. das Nüchternheitsgebot
4. die Wahl der Vene
5. die Häufigkeit des Aderlasses
6. die Phase nach dem Aderlass
7. Diagnose und Prognose
Ablauf
• Zeitpunkt: sechs Tage nach Vollmond
• am Vorabend vor dem Aderlass: leichte
Mahlzeit, Alkoholkarenz empfohlen
• Aderlasstag: nüchtern
22   Der Heilpraktiker  12/2013
•n
ach dem Aderlass: 3 Tage lang verboten:
stark gewürzte Speisen, Bohnenkaffee,
Alkohol, Käse, Senf, Rohsäfte, fette Speisen, Rohkost, Schweinefleisch, Milchprodukte, Wurstwaren, Gebackenes und
Gebratenes
• e ine Woche lang meiden: Milchprodukte,
Kohl, Gurken, Feigen, Heidelbeeren,
Lein­samen, Lauch, Zwetschgen, Pfirsiche,
Erdbeeren; erlaubt: leichte Kost, Dinkelprodukte, Schaf-, Ziegen-, Frischkäse, gedünsteter Fisch, Truthahn, Reh, Lamm,
Apfelkompott, Fenchel, Karotten, Kürbis,
Edelkastanien, Fencheltee, Kräutertee
•A
ußerdem: keine Überanstrengungen,
zwei Tage keine Sauna, grelles Licht meiden, Sonnenbrille bei Bedarf 18
Fallbeispiel
•S
elbständiger, 55 Jahre alt; Anamnese:
Verdauungsstörungen, starke Blähungen, klagt über Durchfall und Verstopfung, starker Mundgeruch, Sodbrennen;
Stuhlanalyse/Befund: Störungen in der
Zusammensetzung der Darmflora
•T
herapie: Darmsanierung nach Hildegard von Bingen:
1. Bärwurz-Birnen-Honig-Kur für 6 Wochen
2. E
rnährungsumstellung: auf Dinkel,
Obst, Gemüse
3. S
ymbioselenkung mit Darmbakterien:
– Acidophilus Jura, 3 x tgl. zwischen den
Mahlzeiten 1 Messlöffel, 3 Monate
lang
– Mutaflor® 100, 3 Monate lang: 1. – 4.
Tag tgl. 1 Kapsel, dann tgl. 2 Kapseln
zum Frühstück, 3 Monate lang
– 1 Hildegard-Aderlass
Die Therapie dauerte insgesamt drei
Monate. Danach war der Darm wieder
normal. Die Ernährungsumstellung sowie
die Kost, vorwiegend aus Dinkel, Obst und
Gemüse, wurden beibehalten. Nach sechs
Monaten waren Mundgeruch, Sodbrennen, Blähungen, Verstopfung und Durchfall völlig verschwunden.
Literatur / Quellen
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4. www.st-hildegard.com, Hildegard Medizin für die
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8. www.phytaro.de, www.hufeland-schule.de, Vortrag
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Tür der Hufeland-Schule Senden. Sept. 2009, S. 5,
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Gebrauchsinformation, Ardeypharm GmbH, 58313 Herdecke, 09.09.13
10. Heinze, Berthold, Parasiten des Verdauungstraktes,
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17. www.hildegard.de, Hildegard-online-Shop, Engelsüßpulver, Beschreibung Engelsüßpulver, 09.09.2013
18. www.hildegard.de, Hildegard-online-Shop, Fenchel,
Beschreibung Fenchel, 09.09.2013
18. Strehlow W. Die Kunst der Heilung nach Hildegard
von Bingen, Knauer-Verlag, München, 2012
Verfasser
Rainer Gugenhan
Heilpraktiker
Franz-Joseph-Str. 3
80801 München
E-Mail:
[email protected]
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