Aus der Praxis Mundgeruch und Darmsanierung sind viele Therapien (z. B. Komplexhomöopathie, Biochemie nach Schüßler, Phytotherapie, Hildegard-Medizin) möglich. Bezüglich des Symptoms Mundgeruch wende ich die zwei letztgenannten Behandlungsmethoden in meiner Praxis an. Naturheilkundliche Therapieverfahren u­ nter Berücksichtigung der Heilkunde nach Hildegard von Bingen Zur Behandlung von Erkrankungen im Mund und im Rachenraum haben sich Mundspülungen und Gurgelanwendungen als geeignet erwiesen. Folgende Heilkräuter wirken antiphlogistisch, antimikrobiell, antimykotisch oder antiviral: Mundgeruch (Foetor ex ore) ist ein sehr peinliches Thema sowohl für den Betroffenen selbst als auch für die Menschen, die in direktem Kontakt mit ihm sind. Seine Lage kann sich so ­zuspitzen, dass er ins soziale Abseits gedrängt wird. Eventuell versteht der ­Betroffene nicht, warum man mit ihm gar nichts mehr zu tun haben möchte. Die Ursache für einen solchen Mundgeruch muss geklärt werden. 18 Der Heilpraktiker 12/2013 Erkrankungen der Lunge (z. B. Lungenentzündung, eitrige Bronchitis), Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes und Stoffwechselentgleisungen (Diabetes Mellitus, Lebererkrankungen) führen häufig zu Mundgeruch, weil die Ausatmung bei geschlossenem Mund über die Nase erfolgt. Bei diesen schweren Erkrankungen, bei denen die Ausatmungsluft über die Nase schon erkennbar ist, ist der Mund­ geruch zweitrangig, da hier die Grunderkrankung an erster Stelle steht und eine sofortige ärztliche Abklärung oder Klinikeinweisung erforderlich ist.1 Kamille (Matricaria recuita) • Tee: 2 – 3 TL (1 TL = etwa 1 g) der Kamillenblüten mit 1 Glas heißem Wasser übergießen und 5 – 10 Minuten ziehen lassen. Mehrmals tgl. damit spülen oder gurgeln. • Tinktur, Extrakt: 20 – 30 Tr. Fluidextrakt 20 Tr. in 1 Glas Wasser geben und damit mehrmals tgl. gurgeln oder den Mund spülen.2 Abb. 1: Mundgeruch: Die Suche nach der Ursache Naturheilkundliche Therapieverfahren Vor jeder Behandlung, also auch vor der Behandlung von Mundgeruch, muss die spezifische Ursache interdisziplinär (­ unter Mitwirkung von Zahnarzt, HNO-Arzt, Internist) abgeklärt werden. Schulmedizinische und naturheilkundliche Behandlungsmethoden können sich gut ergänzen. In der naturheilkundlichen Behandlung Salbei (Salvia officinalis) • Tee: 1 – 2 TL (1 TL = etwa 1,3 g) der fein geschnittenen Droge mit 100 ml kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Mehrmals tgl. damit gurgeln oder den Mund spülen. • Tinktur, Extrakt: Tinktur 20 – 40 Tropfen (1-1,5 g) in ein Glas Wasser geben und zum Spülen oder Gurgeln verwenden.2 Myrrhenstrauch (Commiphora molmol) • Tinktur: mit unverdünnter Tinktur 2-3 x tgl. Schleimhautläsionen betupfen. Zum Gurgeln oder Spülen 5-10 (max. 60 Tr.) in ein Glas Wasser geben.2 Isländisch Moos (Cetraria islandic, Lichen islandicus) • Von der Tinktur 20 – 50 Tropfen in ein Glas lauwarmes Wasser geben und damit mehrmals täglich gurgeln oder den Mund ausspülen.2 Malve (Malva sylvestris) • 20 – 50 Tropfen Tinktur (Malvae folium/ flos) in 1 Glas lauwarmes Wasser geben und mehrmals täglich gurgeln oder den Mund ausspülen.2 Foto: © Tungeskrape_i_rustfritt_stål Foto: © Amy Walters – 123RF A us wissenschaftlichen Studien und Untersuchungen ist hervorgegangen, dass in 80 – 90 % der Fälle die Ursache im Hals-­Nasen-Mundbereich zu suchen ist. Ursächlich für diesen Bereich können Zahnerkrankungen (z. B. Karies, Zahnfleischentzündungen, Entzündung der Mundschleimhaut, Befall durch Pilze im Mundbereich, schlechte Zahnhygiene) oder Hals-Nasen-Erkrankungen (z.B. Entzündungen) sein.1 Ernährungsbedingt kann Mundgeruch durch stark riechende (Käse, Knoblauch, Zwiebeln, Bärlauch) oder scharf gewürzte Speisen, alkoholische Getränke (Bier), Tabakrauch und starken Kaffeekonsum ­ entstehen. Auch bei langen Essenspausen oder Fastenkuren kann es zu Mundgeruch kommen. Bakterielle Fehlbesiedlung (Dysbiose) im Darm kann ebenfalls Mundgeruch nach sich ziehen. Eine Darmdysbiose entsteht durch Verdrängung der individuellen physiologischen Darmflora durch pathogene Keime. Auch Faktoren wie Stress, Medikamente, Alkohol, Tabakkonsum, Umweltbedingungen und Ernährungsverhalten können das mikrobiologische Gleichgewicht im Darm verändern. Kommt es zu einer Störung des Gleichgewichts, zum Beispiel durch Ernährung, Ab­ führmittel, Antibiotika, Umweltgifte, oder schwere Allgemeinerkrankungen, können Hefepilze die normale Flora des Darms überwuchern. Gifte werden ausgeschieden und über die Darmschleimhaut aufgenommen. Neben Mundgeruch können weitere ernsthafte gesundheitliche Beschwerden auftreten. Aus der Praxis Außerdem sollte die Zahnhygiene verbessert werden (Zahnbürste, Zahnseide, Zungenschaber). Ernährungsbedingtem Mundgeruch kann man entgegenwirken durch: •Ä nderung der Essgewohnheiten: Geruchsintensive Speisen und Getränke sollten gemieden oder eingeschränkt werden (z. B. Knoblauch, Bier, Kaffee). Darunter fällt auch der Tabakkonsum (Rauchen, Schnupfen). • a usgiebiges Kauen fester Speisen •P rüfung, ob ein spezifisches Lebensoder Genussmittel nicht gut vertragen oder verstoffwechselt wird. Foto: © Tungeskrape_i_rustfritt_stål Auf das Kauen von scharfen Kaugummis und Pfefferminzpastillen sollte man verzichten. Das überdeckt den Mundgeruch nur eine bestimmte Zeit. Eine Alternative ist Petersilie. Sie enthält viel Chlorophyll (Blattfarbstoff ). Chlorophyll mögen die Fäulnisbakterien nicht. Einfach am Tag einige Blättchen frische Petersilie essen.3 Wird eine Darmdysbiose als Ursache des Mundgeruchs vermutet, ist die Behandlung aufwendiger. Bevor man jedoch mit der Darmsanierung beginnt, sollte der Stuhl auf aerobe u. anaerobe Keime – insbesondere Helicobacter pylori, ph-Wert und Leukozyten untersucht werden. Leukozyten im Stuhl weisen auf entzündliche Prozesse durch bestimmte Erreger (z. B. Noro-oder Rotaviren) hin. Bei Störungen in der Zusammensetzung der Darmflora, bei Verdauungsstörungen und geschädigter Darmflora, zum Beispiel durch Medikamente, hat sich in meiner Praxis die Darmsanierung nach Hildegard von Bingen bewährt. Sie ist eine einfache und wirkungsvolle Methode. Darmsanierung nach Hildegard von Bingen Die Darmsanierung nach Hildegard von Bingen setzt sich zusammen aus: Bärwurz-Birnenhonig-Kur, Ernährungsumstellung, mikrobiologische Therapie, Aderlass nach Hildegard von Bingen. In meiner Praxis haben sich aber auch gute Erfolge mit anderen Therapieschemata eingestellt, die nicht aus der Hildegard-Medizin stammen. Sie werden hier unter den Punkten a) und b) behandelt. Je nach Befund des Patienten (z. B. Mykosen) werden diese Therapieschemata eingesetzt. Zuletzt erläutere ich Punkt c) (Therapieschema bei Helicobacter pylori) und die Aderlass-Therapie, die wiederum zur Hildegard-Medizin gehören. I. Bärwurz-Birnen-Honig-Kur Hildegard schreibt in ihrer Physica: »Das ist die köstlichste Latwerge und wertvoller als Gold, weil es die Migräne vertreibt und die Dämpfigkeit mindert, welche rohe Birnen in der Brust des Menschen verursachen, und alle schlechten Säfte im Menschen vertreibt und des Menschen Darm so reinigt, wie man einen Topf von seinem Schimmel reinigt.« 4 Bärwurz-Birnen-Honig • Zubereitung: 8 Birnen ohne Kerngehäuse weichkochen, Wasser verwerfen, mit 8 EL abgeschäumtem Honig (Honig im Wasserbad erhitzen, mit Gabel stark umrühren, Abschaum verwerfen) und dem Bärwurz-Mischpulver (Beispiel für eine Bärwurzmischung: Bärwurz, Galgantwurzelpulver, Süßholzwurzelpulver und Pfefferkraut;Bärwurzfertigmischung a. d. Apotheke/Internet) zu Mus verrühren, in Gläser abfüllen und kühl stellen. Abb. 2: Der Zungenreiniger stammt ursprünglich aus dem Ayurveda. Er wurde bereits 1500 v. Chr. von indischen Ärzten zur Körperpflege empfohlen und ist auch heute noch ein wichtiger Bestandteil der aryurvedischen Tagesroutine »Dinacharya« (Dina = Tag, Archarya = Meister, auch darin zu ­wissen, wann etwas getan werden muss). Ausschlaggebend für diese Empfehlung war die Entdeckung, dass die Zunge über Nacht – genauso wie der Schweiß oder der Urin – zur Ausscheidung von Giftstoffen dient. •A nwendung als Bärwurz-Birnen-Honigkur: morgens: 1 Msp. bis 1 TL vor dem Frühstück pur oder auf Dinkelbrot, mittags: 2 Msp. bis 2 TL nach dem Essen, abends: 3 Msp. bis 3 TL vor dem Schlafen, Dauer: 6 Wochen4 II. Darmfreundliche Ernährung Erlaubt und empfohlen: • Dinkelvollkornproduke (Dinkelvollkorngrieß, Habermus, Nudeln) • Obst (Äpfel, Quitten, Zitronen, Apfel­ sinen, Birnen) • Gemüse (Fenchel, Edelkastanien, Bohnen, Sellerie, Rote Bete, Möhren, Kichererbsen, Kürbis, Rettich, Pastinaken, Mangold) • Salat (Kopf-, Eisberg-, Feldsalat) • Biofleisch (Geflügel, Lamm, Ziege, Wild) • Fisch (Hecht, Saibling, Zander, Kabeljau) • Eier • Sauermilchprodukte (Naturjoghurt, Kefir, Buttermilch, Käse, Quark) • Weinessig, Fette und Öl (Butter, kalt­ gepresstes Sonnenblumenöl, Walnussöl) • Man kann zum Beispiel zusätzlich einen EL Weinessig nach dem Abendessen nehmen, gegebenenfalls in einer Tasse Fencheltee.5,6 Vermeiden Sie folgende Nahrungsmittel: • Zucker und Süßwaren (Zucker, Trauben, Fruchtzucker, Rübenzucker, Schokolade, süßes Gebäck, Torten, Bonbons, Limonade, süße Weine) • Weißmehlprodukte (Weißbrot, Brötchen, Teigwaren, Kuchen, Torten aus Weizenmehl) • Küchengifte (Erdbeeren, Pfirsiche, Pflaumen, Lauch) • Rohkost (Frischkornbrei, Müsli, Sprossen, Grünkern oder Keimlinge)5 III. Symbioselenkung und Darmsanierung Bei gestörter Darmflora erfolgt gleichzeitig eine Symbioselenkung mit entsprechenden Darmbakterien wie zum Beipiel: • Lactobacillus acidophilus (z. B. Acidophilus-Jura N, Pulver zum Einnehmen), 3 x tgl. zwischen den Mahlzeiten 1 Messlöffel, 3 Monate, je nach Befund des Patienten kombiniert mit • Escherichia-coli-Stamm (z. B. Mutaflor® 19 Der Heilpraktiker 12/2013 Aus der Praxis Die flüchtigen Verbindungen der Atemluft Auch wenn das Thema »Mundgeruch« – obwohl ein seit der Antike bekanntes Problem – viele Jahre nicht im unmittelbaren Fokus der Forschung stand, wurden nach und nach doch etwa 3000 flüchtige Ver­ bindungen in der ausgeatmeten Luft identifiziert. Dazu zählen Schwefelverbindungen (z. B. Schwefelwasserstoff – H2S, Methylmercaptane), Stickstoffverbindungen (z. B. Amine, Diamine, Indol, Skatol), Ketone (z. B. Aceton) sowie kurzkettige Fettsäuren (z. B. Essig-, Propion- und Buttersäure). Diese Stoffe entstehen vor allem durch ­chemische und bakterielle Zersetzung von organischen Substanzen aus Nahrungs­ resten, Speichel, abgeschilferten Epithel­ zellen etc. 100 N3; Syxyl MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft GmbH), 1 – 4 Tage 1 x tgl. eine Kapsel, dann 1 x tgl. 2 Kapseln zum Frühstück. Bei schweren Störungen kann man die Therapie von 3 auf 6 ­Monate verlängern, je nach Befund des Patienten.4 Milieuregulation Hirschzungenelexier (Decoct. Scolopendriare cp. H) ist in der Lage, das Milieu des Darmes zu regulieren. Außerdem stärkt es die Leber und die Lunge. In der Hildegardischen Zubereitung reinigt es die Organe von schädlichen Säften, Schleimen sowie Stoffwechselschlacken und regt deren Funktion an. Im Originaltext der Hildegard heißt es: »Wer ihn offt isst, dem mindert er die üblen Säfte und bereitet gute Säfte in ihm.« Hirschzungenelexier besteht vor allem aus Hirschzungenfarn (Phyllitis scolopendrium) und Zimt (Cinamomum verum), kann zum Beispiel von Jura Pharm bezogen oder selbst hergestellt werden. • Rezept zur Selbstherstellung: 6 g Hirschzungenkraut, 100 g Honig, 5 g Langer Pfeffer, 20 g Zimtrinde, 1 l lieblicher Weißwein. Das Hirschzungenfarnkraut wird in Wein gekocht, der Honig hinzugefügt und ein zweites Mal aufgekocht. Dann mit Pfeffer und Zimt nochmals aufkochen und abfiltern.6,7,8 • Anwendung: 1. Woche: 3 x 1 Likörglas nach dem Essen, 2. – 8. Woche: je nach 20 Der Heilpraktiker 12/2013 Befund des Patienten, 1 Likörglas vor und nach dem Essen.5,7,8 Werden durch die Stuhlanalyse Darmpilze (meist Candida albicans, ein Hefepilz und der häufigste Erreger für Pilzerkrankungen) nachgewiesen, gibt es verschiedene Therapieschemata, um die Pilze zu bekämpfen. Unter Punkt a) und b) werden diese beschrieben. a) Bei Mykosen kann die Darmsanierung nach folgenden Therapieschemata durchgeführt werden: 1. E rnährungsumstellung (Antipilz-Diät) 2. P flanzliche Enzyme 3. Antimykotische Therapie 4. Begleitende mikrobiologische Therapie 1. Ernährungsumstellung (Antipilz-Diät) Kohlenhydrate, insbesondere Zucker, alle Früchte, alle Obstsäfte, Süßigkeiten und Stärkeerzeugnisse wie Kuchen, Weißbrot, Mehlspeisen sind stark einzuschränken oder zu meiden. Zu empfehlen sind Gemüse, Salate, Fleisch, Fisch, Eierspeisen und Milchprodukte. Vollkornbrot nur in mäßigem Umfang.9 2. Pflanzliche Enzyme Bevor man mit der antimykotischen Therapie beginnt, wird vor und während der Therapie das Immunsystem durch Stimulation durch immunologisch wirksame Stoffe (z. B. Zink-D-Longoral®) gestärkt. In den letzten Jahren hat die Forschung in diesem Bereich gezeigt, dass CandidaPilze das sogenannte Escape-Verhalten aufweisen. Die Sporen der Hefen, die sich im Darm befinden, siedeln sich innerhalb eines kranken Makrophagen an. Sie nisten sich darin ein, bis die Wirkung des Antimykotikums nachlässt. Auf diese Weise kann sie das Immunsystem nicht mehr aufspüren. Nun warten sie ab, um später ihr Versteck zu verlassen und sich wieder an den Schleimhäuten anzusiedeln. So beginnt die Infektion von Neuem. Das Escape-Verhalten von Hefepilzen verursacht einen Schaden, der sich mit pflanzlichen Enzymen (z. B. regazym plus, Syxyl MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbH) eindämmen lässt. Durch diese Mittel verbessert sich die Stabilität der Ma- krophagen, was eine wiederholte Besiedlung durch Candida albicans verhindert. • 1. – 42. Tag: pflanzliche Enzyme (z. B. regazym plus = Aspergillus oryzae, Ananas, Papaya, Feigen, Kiwi, Fruchtpulver, Spirulinaalgen, basische Mineralstoffe), 3 x täglich 1 Dragee vor dem Essen • 1. – 42. Tag: Zink (z. B. Zink-D-Longural®), 1 Tablette tgl.10,11 3. Antimykotische Therapie Für eine antimykotische Therapie hat sich der Wirkstoff Nystatin bewährt. 1948 wurde er als erstes Antimykotikum aus Streptomyces noursei isoliert. Nystatin lagert sich in der Zellmembran des Pilzes an, hebt damit deren Integrität auf und trägt so dazu bei, dass vermehrt Kaliumionen aus der Zelle austreten. Dadurch stirbt die Pilzzelle ab.12 Ich empfehle in meiner Praxis das Nyastin-haltige Präparat Adiclair® (Ardeypharm GmbH): • 8. – 14. Tag: Adiclair® Suspension, 3 x tgl. eine Pipette nach dem Essen parallel dazu • 8. – 14. Tag: Adiclair® Tablette, 3 x tgl. 1 Tablette nach dem Essen danach • 15. – 26. Tag: Adiclair® Tablette, 3 x tgl. 2 Tabletten nach dem Essen 11 Bei diesem Therapieschema fängt man mit den pflanzlichen Enzymen und Zink an (s. Abschnitt Pflanzliche Enzyme). Ab dem 8. Tag beginnt man mit der antimykotischen Therapie. Die Einnahme von pflanzlichen Enzymen und Zink läuft ­parallel weiter.11 4. Begleitende mikrobiologische Therapie Die Herstellung der physiologischen Darmflora sollte mit einer Substitutionstherapie zum Beispiel mit ProBio-Cult (antagonistische Wirkung im Dünndarm) und Mutaflor® (antagonistische Wirkung im Dickdarm) erfolgen. • 15. – 56. Tag: ProBio-Cult (bestehen aus: Lactobacillus acidophilus, Bifidobacterium lactis, Vit. B12, B1, B2, Vit. D3, Folsäure, Biotin): 2 x tgl. 2 Kapseln nach dem Essen später zusätzlich: • 29. – 56. Tag: Mutaflor® (Escherichia-coli- Aus der Praxis b) Bei einer Candida-albicans-Infektion hat sich auch ein anderer Therapieansatz bewährt: 1. Ernährungsumstellung (Antipilz-Diät) 2. Myrrhe, Kaffeekohle, Kamillenblüten 3. Braunwurz, Walnuss 4. Sauermilchmolke 5. Mariendistel, Kümmelöl, Curcuma13,14 1. Ernährungsumstellung (Antipilz-Diät) Die Ernährung wird wie schon erwähnt auf eine möglichst kohlenhydratfreie Kost umgestellt. 2. Myrrhe, Kaffeekohle, Kamillenblüten • Myrrhenil Intest® CC (REPHA GmbH Biologische Arzneimittel): 3 x 3 Tabletten nach dem Essen, die Behandlungsdauer hängt von dem Befund ab • Zusammensetzung und Wirkung: Myrrhe: antiphlogistische, wundheilungsfördernde Wirkung, hemmt das Pilzwachstum (Candida-Arten); Kaffeekohle: entzündungshemmende, wundheilungsfördernde Wirkung, kann Schad- und Giftstoffe binden (absorbieren); Kamillenblüten: krampflösende, blähungstreibende, wundheilungsfördernde und entzündungshemmende Effekte 3. Braunwurz, Walnuss • Itires spag. Peka N. Tropfen 100.0 (Pekana Naturheilmittel GmbH): 3 x 20 Tropfen nach dem Essen, die Behandlungsdauer hängt von dem Befund ab • Zusammensetzung und Wirkung: Braunwurz und Walnuss: Sie entgiften die toxische Lymphe, insbesondere die Darmlymphe. 4. Sauermilchmolke • Lactisol® 250.0 (Galactopharm Dr. Sanders GmbH & Co. KG): 3 x 30 Tropfen nach dem Essen, die Behandlungsdauer hängt von dem Befund ab •Z usammensetzung und Wirkung: milchsäurehaltiges Arzneimittel (= Sauermilchmoke: Infektionen von Schleimhäuten, Abwehr und Darmmilieu-Änderung 5. Mariendistel, Kümmelöl, Curcuma • RD 20 Heparchol C (RD-Pharma): 3 x 1 Tablette nach den Mahlzeiten, die Behand- lungsdauer hängt von dem Befund ab • Zusammensetzung und Wirkung: Mariendistel: leberzellprotektiv; Kümmelöl: entblähend, spasmolytisch; Curcuma: reguliert den Fluss und Produktion der Galle 13,14 c) Werden durch den Befund Bakterien im Magen nachgewiesen, gibt es in der Hildegard-Heilkunde eine Alternative zur Schulmedizin. Helicobacter pylori ist ein spiralförmiges Bakterium, das eine Gastritis hervorufen kann und für die meisten Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre verantwortlich ist. Hier stellt die von Dr. Strehlow5,6 beschriebene Therapie (nach Hildegard) eine sehr wirksame Alternative zur klassischen Antibiose dar. Das Therapieschema sieht folgendermaßen aus: 1. Ernährungsumstellung 2. Fenchel (Galgant- oder Fenchel-Galgant-Tabletten) 3. Natürliches Vitamin C 1. Ernährungsumstellung Dinkel, Obst und Gemüse, Brokkoli sowie der richtige Einsatz von Kräutern und Gewürzen bieten einen natürlichen ­ Schutz vor Infektionen, Viren und Pilzen. Vermeiden sollte man alle sauren Früchte, Rohkost, alle gebratenen und in Fett zubereiteten Lebensmittel, Tabak, Alkohol, Schokolade, stark gewürzte Speisen, Senf und Paprika sowie Zucker und Zuckerprodukte, insbesondere Softdrinks.6,15 Bei der Ernährungsumstellung zur Magen-/Darmsanierung bei Helicobacter-pylori-Befall kommt auch ein traditionelles Rezept der Hildegard zum Zuge: Edelkastaniensuppe mit Engelsüß und Süßholz. Die Suppe sollte etwa vier bis sechs Wochen lang ein Teil des Speiseplans sein. Im Originaltext der Hildegard heißt es: »Das Süßholz ist von gemässigter Wärme und bereitet dem Menschen eine klare Stimme, auf welche Weise es auch immer gegessen wird, und erweicht seinen Magen zur Verdauung«. Außer der Verdauungsförderung schreibt Hildegard dem Süßholzwurzelpulver auch eine antidepressive Wirkung zu.16 Zubereitung (Originaltext Hildegard): Foto: © dtkutoo – 123RF Stamm), 1 x tgl. 1 Kapsel11 Abb. 3: Helicobacter pylori »Wer Magenschmerzen hat, koche die Früchte von 3 – 5 Kastanien (2 – 3 EL Edelkastanienmehl) lange in Wasser (20 Minuten), zerkleinere sie zu Brei und mische dann in einer Schüssel etwas Dinkelmehl (3 EL) mit Wasser unter Zugabe von etwas Süßholzpulver (1 EL) und etwas weniger Engelsüßpulver (1 EL) und koche daraus ein Mus und esse es dann, und es wird den Magen reinigen und ihn warm und kräftig machen.«6 Auch Engelsüß oder Tüpfelfarn (Polypodium vulgare) enthält ätherische Öle, Schleim-und Gerbstoffe, Triterpene (z. B. Polydin, Saponine) und Phloroglucinderivate, die der Pflanze, insbesondere der Wurzel einen süßen Geschmack und den Namen verleihen17 und darüber hinaus eine dem Süßholz ähnliche medizinische Wirkung haben. 2. Fenchel (Foeniculum vulgare) Originaltext Hildegard: »Und wie auch immer Fenchel gegessen wird, macht er den Menschen fröhlich, vermittelt ihm angenehme Wärme (gute Durchblutung). Denn wer Fenchel täglich nüchtern isst, vermindert den üblen Schleim oder die Fäulnis in ihm, und er unterdrückt den üblen Geruch seines Atems.« 18 Fenchel-Galgant-Tabletten • z.B. Fenchel-Galgant-Tabletten von Jura Pharm; bestehen aus Fenchelpulver, Galgantpulver, Hilfsstoffe: Milchzucker, Cellulose, Talkum, Kieselsäure, ohne Farbstoffe • 3 x 2 Tabletten langsam auf der Zunge zergehen lassen. Dauer: 4 – 6 Wochen je nach Befund des Patienten 3. Natürliches Vitamin C • z. B. Cerola Vitamin-C-Taler (Dr. Gran- 21 Der Heilpraktiker 12/2013 Aus der Praxis del): 1 x tgl. nach dem Essen. Dauer: 4 – 6 Wochen je nach Befund6 IV. Aderlass nach Hildegard von Bingen Der Aderlass nach Hildegard von Bingen ist ein Therapieverfahren zur Entgiftung, Immunstimulierung und Regulierung der Körperfunktionen. Es dient im Wesentlichen der Verbesserung des Gesamtstoffwechsels und wirkt bei akuten sowie ­chronischen Erkrankungen entzündungshemmend, schmerzregulierend und hormonregulierend. Der Aderlass ist außerdem angezeigt in folgenden Fällen: • als Vorsorgemaßnahme • zur Ausleitung von Schlackenstoffen • zur Immunstimulation • für die Regulierung der Körperfunktionen • zur Entgiftung • zur Entsäuerung • gegen akute und chronische Schmerz­ zustände • bei Stoffwechselstörungen (z. B. Diabetes mellitus, hoher Harnsäurespiegel/Gicht, Rheuma) • bei Hormonregulationsstörungen • bei Magen- und Darmerkrankungen • bei Hauterkrankungen (Akne, Neurodermitis, Ekzeme, Psoriasis) • bei Durchblutungsstörungen (Arteriosklerose) Bitte beachten Sie: Der Aderlass sollte nicht bei starker Körperschwäche, zu starker Blutarmut, akuten Infektionskrank­ heiten und Anfällen von akuter Angina pectoris durchgeführt werden. Hildegard beschreibt sieben wichtige Faktoren, die unbedingt zu beachten sind, damit der Aderlass erfolgreich ist: 1. der richtige Zeitpunkt 2. das Alter 3. das Nüchternheitsgebot 4. die Wahl der Vene 5. die Häufigkeit des Aderlasses 6. die Phase nach dem Aderlass 7. Diagnose und Prognose Ablauf • Zeitpunkt: sechs Tage nach Vollmond • am Vorabend vor dem Aderlass: leichte Mahlzeit, Alkoholkarenz empfohlen • Aderlasstag: nüchtern 22 Der Heilpraktiker 12/2013 •n ach dem Aderlass: 3 Tage lang verboten: stark gewürzte Speisen, Bohnenkaffee, Alkohol, Käse, Senf, Rohsäfte, fette Speisen, Rohkost, Schweinefleisch, Milchprodukte, Wurstwaren, Gebackenes und Gebratenes • e ine Woche lang meiden: Milchprodukte, Kohl, Gurken, Feigen, Heidelbeeren, Lein­samen, Lauch, Zwetschgen, Pfirsiche, Erdbeeren; erlaubt: leichte Kost, Dinkelprodukte, Schaf-, Ziegen-, Frischkäse, gedünsteter Fisch, Truthahn, Reh, Lamm, Apfelkompott, Fenchel, Karotten, Kürbis, Edelkastanien, Fencheltee, Kräutertee •A ußerdem: keine Überanstrengungen, zwei Tage keine Sauna, grelles Licht meiden, Sonnenbrille bei Bedarf 18 Fallbeispiel •S elbständiger, 55 Jahre alt; Anamnese: Verdauungsstörungen, starke Blähungen, klagt über Durchfall und Verstopfung, starker Mundgeruch, Sodbrennen; Stuhlanalyse/Befund: Störungen in der Zusammensetzung der Darmflora •T herapie: Darmsanierung nach Hildegard von Bingen: 1. Bärwurz-Birnen-Honig-Kur für 6 Wochen 2. E rnährungsumstellung: auf Dinkel, Obst, Gemüse 3. S ymbioselenkung mit Darmbakterien: – Acidophilus Jura, 3 x tgl. zwischen den Mahlzeiten 1 Messlöffel, 3 Monate lang – Mutaflor® 100, 3 Monate lang: 1. – 4. Tag tgl. 1 Kapsel, dann tgl. 2 Kapseln zum Frühstück, 3 Monate lang – 1 Hildegard-Aderlass Die Therapie dauerte insgesamt drei Monate. Danach war der Darm wieder normal. Die Ernährungsumstellung sowie die Kost, vorwiegend aus Dinkel, Obst und Gemüse, wurden beibehalten. Nach sechs Monaten waren Mundgeruch, Sodbrennen, Blähungen, Verstopfung und Durchfall völlig verschwunden. Literatur / Quellen 1. Herold G. Foetor Ex Ore und Halitos, in: Herold, Gerd. Innere Medizin, Verlag Dr. med. Herold Gerd, Berlin 2011, S. 417 2. Bäumler S. 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Die Kunst der Heilung nach Hildegard von Bingen, Knauer-Verlag, München, 2012 Verfasser Rainer Gugenhan Heilpraktiker Franz-Joseph-Str. 3 80801 München E-Mail: [email protected]