Thema des Tages Tag X (Theoretische Physik III) 12. September 2013 Seite 1 Ferienkurs Quantenmechanik - Aufgaben Sommersemester 2013 Daniel Rosenblüh und Florian Häse Fakultät für Physik Technische Universität München 12. September 2013 Drehimpuls und Spin Drehimpuls Aufgabe 1 (*) Beweise die Relationen [L+ , L− ] = 2~Lz , [Lz , L± ] = ±~L± , [L2 , L± ] = 0 mithilfe von den Vertauschungsrelationen für den Drehimpuls: [Li , Lj ] = i~ijk Lk Lösung: [L+ , L− ] = [Lx + iLy , Lx − iLy ] = [Lx , Lx ] +i [Ly , Lx ] −i [Lx , Ly ] + [Ly , Ly ] | {z } | {z } | {z } | {z } =0 =−i~Lz = 2~Lz [Lz , L± ] = [Lz , Lx ± iLy ] = [Lz , Lx ] ±i [Lz , Ly ] | {z } | {z } i~Ly =−i~Lx = ±~Lx + i~Ly = ±~(Lx ± iLy ) = ±~L± [L2 , L± ] = [L2 , Lx ] ±i [L2 , Ly ] = 0 | {z } | {z } =0 =0 1 =i~Lz =0 Thema des Tages Tag X (Theoretische Physik III) 12. September 2013 Seite 2 Wir bezeichnen die simultanen Eigenkets von L2 und Lz mit |l, mi, l ∈ N und −l ≤ m ≤ +l. Für die Auf- und Absteigeoperatoren des Drehimpulses L± = Lx ± iLy gilt Aufgabe 2 (*) p L± |l, mi = ~ l(l + 1) − m(m ± 1) |l, m ± 1i Drücke Lx und Ly durch L± aus und zeige die Relationen hl, m|Lx Ly + Ly Lx |l, mi = 0 hl, m|L2x − L2y |l, mi = 0 Lösung: 1 hl, m|Lx Ly + Ly Lx |l, mi = hl, m| (L+ + L− )(L+ − L− ) + (L+ − L− )(L+ + L− ) |l, mi 4i 1 2 2 = hl, m| 2L+ + 2L− −L+ L− + L− L+ + L+ L− − L− L+ |l, mi {z } | 4i =0 1 1 2 2 = hl, m| L+ |l, mi + hl, m| L− |l, mi = 0 2i 2i Der letzte Schritt folgt, da L2+ |l, mi ∼ |l, m + 2i und hl, m|l, m + 2i = 0 wegen Orthogonalität der Eigenfunktionen. L2− analog. 1 1 2 2 (L+ + L− )(L+ + L− ) − (L+ − L− )(L+ − L− ) |l, mi hl, m|Lx − Ly |l, mi = hl, m| 22 (2i)2 1 = hl, m| (L+ + L− )(L+ + L− ) + (L+ − L− )(L+ − L− ) |l, mi 4 1 2 2 = hl, m| 2L+ + 2L− L+ L− + L− L+ − L+ L− − L− L+ |l, mi {z } | 4 =0 1 1 2 2 = 0 = hl, m| L+ |l, mi + hl, m| L− |l, mi siehe a) 2 2 Aufgabe 3 (*) ist gegeben durch Der Hamiltonoperator eines starren Rotators in einem Magnetfeld L2 ~ · B. ~ H= + γL 2Θ ~ und B ~ das angelegte Magnetfeld. Θ (das Trägheitsmoment) und γ (der Dabei ist L gyromagnetische Faktor) sind Konstanten. Das Magnetfeld ist konstant in z-Richtung: ~ = B~ez . B Wie lauten Energieeigenzustände des Systems? Berechne die Energieeigenwerte. 2 Thema des Tages Tag X (Theoretische Physik III) 12. September 2013 Seite 3 Lösung: Es ist H= L2 + γLz B. 2Θ Wir kennen simultane Eigenzustände von den Operatoren L2 und Lz , nämlich genau unsere Kugelächenfunktionen Ylm . Dementsprechend sind das unsere Eigenzustände. Unsere Eigenenergien sind dann Elm = ~2 l(l + 1) + γm~B. 2Θ Probleme in 3 Dimensionen (*) Die normierten Wasserstoeigenfunktionen für maximalen Bahndrehimpuls l = n − 1 sind von der Form: Aufgabe 4 s un,n−1 (r) Ψn,n−1,m (~r) = Ylm (ϑ, ϕ), r mit aB = ~ me αc un,n−1 (r) = 2 n(2n)!aB 2r naB n − r e naB . a) Bestimme den Abstand rmax an dem die radiale Wahrscheinlichkeitsdichte P (r) = |un,n−1 (r)|2 maximal wird und vergleiche rm ax mit dem Mittelwert hri. q b) Berechne ∆r = hr2 i − hri2 . Wie hängt die relative Abweichung ∆r von der hri Hauptquantenzahl n ab? Das Ergebnis verdeutlicht, dass für groÿe n die Vorstel- lung einer Kreisbahn zulässig ist. Tipp: ´∞ 0 dx xq e−x = q!. Lösung: a) 2 P (r) = |un,n−1 (r)| = n(2n)!aB 2 2r naB 2n − 2r e naB Da P (r) positiv ist und im Urspung und Unendlichen verschwindet, nimmt es dazwischen sein Maximum an. Wir suchen also Extremstellen von P (r): dP (r) =0 dr Es gilt ∂x (x2n e−x ) = e−x (2nx2n−1 − x2n ) = 0 3 ⇒ xmax = 2n Thema des Tages Tag X (Theoretische Physik III) 12. September 2013 Seite 4 Es handelt sich um ein Maximum da es die einzige Extremstelle auf (0, ∞) ist und ja mindestens ein Maximum existiert. Damit ist rmax = naB xmax = n2 aB . 2 Für den Erwartunswert gilt nach einer Substitution x = naB 1 hri = 2 (2n)! b) 2 hr i = na 2 B 2 ˆ ∞ |0 1 (2n)! : 1 dx x2n+1 e−x = n(n + )aB > rmax 2 {z } (2n+1)! ˆ ∞ |0 1 dx x2n+2 e−x = n2 (n + 1)(n + )a2B 2 {z } Damit gilt ∆r = und 2r naB (2n+2)! aB n √ 2n + 1 2 ∆r 1 n→∞ =√ −→ 0 hri 2n + 1 Für groÿe n macht die Vorstellung als Kreisbahn einigermaÿen Sinn. Behandle den dreidimensionalen harmonischen Oszillator in Kugelkoordinaten: Der Hamiltonoperator lautet Aufgabe 5 (**) H=− M ~2 ∆ + ω 2 r2 . 2M 2 a) Reduziere die stationäre Schrödingergleichung auf eine Radialgleichung mit dem üblichen Ansatz Ψ(~r) = u(r) Ylm (ϑ, ϕ). Vereinfache sie durch die Substitution mit r q E den dimensionslosen Gröÿen y = r M~ω und = ~ω . b) Zeige das das asymptotische Verhalten durch den Ansatz u(y) = yl+1 e−y2 /2 v(y2 ) berücksichtigt wird und bestimme die verbleibende Dierentialgleichung für v(y2 ) c) Schreibe die DGL aus b) um, in eine DGL für v(ρ) mit der Variablen ρ = y2 . d) Setze eine Potenzreihe für v(ρ) an. Die Abbruchbedingung liefert das Energiespektrum Enl = ~ω(2n + l + 23 ) mit Quantenzahlen n, l. Lösung: 4 Thema des Tages Tag X 12. September 2013 Seite 5 (Theoretische Physik III) a) Die Radialgleichung lautet ~2 d2 ~2 l(l + 1) M 2 2 − + + ω r − E U (r) = 0 2M dr2 2M r2 2 Die Substitution ergibt d2 l(l + 1) 2 − − y + 2 u(y) = 0 dy 2 y2 b) l(l + 1) u(y) y2 u00 (y) ≈ (y 2 − 1)u(y) u00 (y) = y→0: y→∞: ⇒ u(y) = y l+1 ⇒ u(y) = e−y 2 /2 Der Ansatz u(y) = y l+1 e−y /2 v(y 2 ) berücksichtigt also beides. Einsetzen in die DGL liefert eine Gleichung für v : 2 2 d2 2 d + (1 + l − y ) + 2 − 2l − 3 v(y 2 ) = 0 2 dy y dy c) Durch Anwenden der Kettenregel können wir sie umformen 3 4y v (y ) + 2v (y ) + 4(1 + l − y )v (y ) + 2 1 − l − v(y 2 ) = 0 2 2 00 2 0 2 2 0 2 Jetzt substituieren wir ρ = y 2 und bekommen: d 3 1 3 d2 + ν v(ρ) = 0 , ν = ( − l − ) ρ 2 + l+ −ρ dρ 2 dρ 2 2 d) Mit dem Potenzreihenansatz v(ρ) = gleich P ak ρk erhalten wir nach Koezientenver- k−ν ak+1 = ak (k + 1)(k + l + 3/2) ⇒ ak+1 1 ∼ für groÿe k ak k Wenn sie nie abbricht, verhält sich die Reihe wie die Exponentialreihe. Also v(ρ) ≈ eρ bzw. v(y 2 ) = ey 2 Das widerspricht der Normierbarkeit von u. Die Reihe bricht also bei einem E und auösen der n = ν = 12 ( − l − 32 ) ab. Zurücksubstituieren von = ~ω Gleichung nach E ergibt: 3 Enl = ~ω(2n + l + ) 2 5 Thema des Tages Tag X Aufgabe 6 (*) (Theoretische Physik III) 12. September 2013 Seite 6 Zeige für Vektoren ~a, ~b und die Paulimatrizen ~σ die Regel: (~σ · ~a)(~σ · ~b) = ~a · ~b + i~σ · (~a × ~b) Lösung: Mit σx2 = σy2 = σz2 = 1 und σi σj = iijk σk für i 6= j folgt: (~σ · ~a)(~σ · ~b) = σx2 ax bx + σy2 ay by + σz2 az bz + σx σy ax by + σy σx ay bx + σx σz ax bz + σz σx az bx + σy σz ay bz + σz σy az by = ~a · ~b + iσz (ax by − ay bx ) + iσy (az bx − bz ax ) + iσx (ay bz − az by ) = ~a · ~b + i~σ · (~a × ~b) Aufgabe 7 (**) Wir betrachten den Spin eines ELektrons im magnetischen Feld ~ . Der Hamiltonoperator lautet B H=− e me c ~ ·B ~ S Wir wählen ein konstantes Magnetfeld in z-Richtung. Der Hamiltonoperator ist also einfach |e|B H = ωSz mit ω = . me c a) Was sind die Energieeigenwerte und Eigenzustände des Systems? b) Zum Zeitpunktpunkt t = 0 bendet sich das System in dem Zustand 1 1 |α; t = 0i = √ |+i + √ |−i 2 2 (dem |Sx ; +i Eigenzustand der Sx -Komponente). Benutze die zeitabhängige Schrödingergleichung i~ d |α; ti = H |α; ti dt um |α; ti zu bestimmen. c) Was ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Elektron zum Zeitpunkt t wieder im Zustand |Sx ; +i = √12 |+i + √12 |−i bendet. Wie groÿ ist also | hSx ; +|α; ti |2 ? Lösung: a) Da der Hamiltonoperator einfach ein Vielfaches von Sz ist, sind die Eigenzustände |+i und |−i. Die entsprechenden Energieeigenwerte sind ± ~ω . 2 6 Thema des Tages Tag X 12. September 2013 Seite 7 (Theoretische Physik III) b) Eigenzustände |Ψ(t = 0)i mit Eigenenergie EΨ entwickeln sich gemäÿ der zeitabhängigen Schrödingergleichung in der Form iEΨ t |Ψ(t)i = exp − |Ψ(t = 0)i ~ Unser Anfangszustand |α; t = 0i ist ein Überlagerungszustand aus zwei Eigenzuständen des Hamiltonoperators. Die Eigenzustände entwickeln sich separat wie oben (Linearität der Schrödingergleichung). Also ist iωt 1 − iωt |α; ti = √ e 2 |+i + e 2 |−i 2 c) iωt iωt 1 ωt 1 − iωt − iωt h+| + h−| e 2 |+i + e 2 |−i = e 2 + e 2 = cos hSx ; +|α, ti = 2 2 2 also ist 2 2 | hSx ; +|α, ti | = cos Aufgabe 8 (**) ωt 2 Zeige, dass β β ~ · n̂; +i ≡ cos |S |+i + sin eiα |−i 2 2 ein Eigenket von dem Operator ~ · n̂ S ist. Die Winkel α und β sind aus dem Bild ablesbar: Lösung: ~ · n̂ = sin(β) cos(α)Sx + sin(β) sin(α)Sy + cos(β)Sz S 7 Thema des Tages Tag X 12. September 2013 Seite 8 (Theoretische Physik III) In Matrizendarstellung und mithilfe der Identität cos(α) + i sin(α) = eiα ist: ~ · n̂ = ~ S 2 cos(β) sin(β)e−iα sin(β)eiα − cos(β) Damit ist −iα ~ cos(β/2) cos(β) sin(β)e ~ · n̂ |S ~ · n̂; +i = S sin(β/2)eiα 2 sin(β)eiα − cos(β) ~ cos(β) cos(β/2) + sin(β) sin(β/2) = 2 eiα (sin(β) cos(β/2) − cos(β) sin(β/2)) Jetzt benutzt man die trigonometrischen Identitäten cos(β) = cos2 (β/2) − sin2 (β/2) und erhält mithilfe und sin(β) = 2 cos(β/2) sin(β/2) cos2 (β/2) + sin2 (β/2) = 1: ~ · n̂ |S ~ · n̂; +i = ~ |S ~ · n̂; +i S 2 8